Kenjiro Asai

Aus Aloran Kompendium
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Kenji
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Name: Kenjiro Asai
Profession: Questor des Alethon
Gesinnung: rechtschaffend-gut
Alter: 12. Hesoar 314 i.J.P.
Heimat: Barthavion (Perlheim), Shinji Oto
Rasse: Menschen
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Kenjiro Asai (geb. 314 i.J.P., Geburtsort unbekannt) ist ein Heldencharakter.

Er ist ein Mensch aus Barsaive. Er stammt jedoch von den Völkern der Ishturi ab.

Der Name "Kenjiro" bedeutet soviel wie "der Zweitgeborene". Er trägt den Titel eines Mynbrujequestors, seit ihn sein Lehrmeister Pyrrhon von Lis im Alter von Siebzehn in die erste Weihe einführte (siehe auch Questoren).


Kenjis Geschichte

Prolog

Die genauen Umstände von Kenjis Geburt liegen zu diesem Zeitpunkt im Ungewissen. Kenji träumt davon, den Mysterien seiner Herkunft eines Tages auf den Grund zu gehen. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo auf dem südlichen Kontinent Shinji Oto...

Geburt und frühes Kindesalter (314 - 318 i.J.P.)

Kenji, eigentlich Kenjiro (- "zweitgeborener mit dem zweiten Gesicht") wurde am 12. Hesoar 314 i.J.P. geboren. Seine Eltern, verhältnismäßig einfache Händler, hatten ihr bescheidenes Haus in Dol Vadit aufgegeben, um eine Überfahrt zum Nordkontinent Aloran erkaufen zu können. Kenjiro wurde während eines schweren Sturmes auf hoher See geboren. Eine Seherin hatte seiner Mutter davon abgeraten, hochschwanger eine solche Reise auf sich zu nehmen. Wenn ihr Kind nicht in Ishtur geboren würde, werde ihm etwas Wichtiges fehlen. Selbst wenn er das Erwachsenenalter erreichte, würde sein Leben von der Suche nach dem Verlorenen geprägt sein und ihm jedes andere erreichbare Glück verwehren. Doch fürchteten die Asais, ohnehin verflucht zu sein.

Kenjis großer Bruder, einige Jahre zuvor geboren, war stets kränklich gewesen und von schwacher Statur. Er hatte sein drittes Lebensjahr nicht erleben dürfen; Nach einem wichtigen Handelsabschluss der Asais in madrasischem Gebiet, der ihrer beider Anwesenheit erfordert hatte, kehrten sie zu der Tante zurück, die auf den kleinen aufgepasst hatte. Sie konnte nur noch berichten, wie sie ihn des Nachts plötzlich aus seinem Zimmer schreien hörte. Doch als sie zu ihm rannte, war er bereits erstickt; sie konnte nichts tun, als die offenen Augen seines blauen kleines Gesichts zu schließen. Die Asais hatten also entschieden, die verfluchte Erde Ishturs hinter sich zu lassen, um dem kommenden Nachwuchs eine bessere Chance auf ein Leben schenken zu können. Die Überfahrt dauerte lange und kostete alle Kraft der Asais, doch schließlich erreichten sie die Westküste Barsaives.

Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes entschieden sich die beiden, eine Weile in Veltima zu bleiben, da Kenjis Mutter große Furcht hatte, er könnte so schwach sein wie sein älterer Bruder. Sie freundeten sich schnell mit den barsaver Anwohnern an und nutzen schließlich ihren Sonderstatus bei den Theranern aus, um der vom herrschenden Krieg gezeichneten Bevölkerung im Kleinen zu helfen.

Obwohl die Geschäfte zunächst gut liefen, verschlechterte sich mit der Zeit die finanzielle Situation der Familie. Der Krieg in Barsaive neigte sich dem Ende und die Theraner gaben sich alle Mühe, um den strategisch wichtigen Hafen der Stadt zu halten. Die barsavische Flotte versuchte nämlich bereits den Hafen zurückzuerobern und es kam zu einigen Schlachten, welche die Stadt ins Chaos zu stürzen drohte. Während der Kämpfe blieben die fahrenden Händler fern und Veltimas Geschäfte konnten sich nicht mehr mit neuen Waren beliefern lassen. Es kam zu Versorgungsproblemen in der gesamten Stadt.

Die Situation spitzte sich deutlich zu, als Kenji kurz vor seinem vierten Geburtstag stand. Es war das letzte Kriegsjahr und alle litten unter der Versorgungsproblematik. Ein angesehener Politiker und Mitglied des Kronstädter Rats suchte den befehlshabenden Offizier der Theraner in Veltima auf, um ihn um Unterstützung zu bitten und die sich ausbreitende Hungersnot unter der Bevölkerung zu stoppen, indem er einen Teil, der immer noch mehr als ausreichend vorhandenen Getreidevorräte seiner Legionäre, an die Stadt abgibt.

Der Offizier – ein Mann, der auch unter den Theranern für seinen Jähzorn bekannt war – erwiderte nur, dass solange seine Truppen versorgt sind, es ihm gleichgültig sei, ob die Menschen in Veltima verhungern. Diese kaltherzige Abfuhr brachte den frustrierten Politiker zu einer Verzweiflungstat und er begann auf den Offizier einzuschlagen und ihn anzuschreien. Dieser jedoch reagierte auf den hoffnungslosen Angriff des wütenden Mannes, indem er seine Leibgarde rief, welche den Mann kurzerhand töteten.

In dem Städtchen wussten alle, worum der Politiker den Offizier gebeten hatte und als man in Veltima von seinem Tod erfuhr, forderte die ehemalige Elite einen gerechten Prozess gegen den Offizier, der jedoch von dem Feldherrn in Travar - dem Vorgesetzten des herzlosen Offiziers - kommentarlos abgelehnt wurde.

Diese Ignoranz von theranischer Seite und der quälende Hunger sorgte schließlich für Aufstände in der Stadt. Die Bevölkerung verweigerte den Theranern sämtliche Hilfe, egal mit welchen Konsequenzen sie zu rechnen hatten. Außerdem sabotierten sie die theranische Flotte und einige Mutige griffen die verhassten Besatzer sogar an und es kam zu mehrtägigen Straßenkämpfen im Hafenbezirk.

Der Anführer des Aufstandes war der Bruder des getöteten kronstädter Politikers. Er war als Held und Freiheitskämpfer unter den Barsavern bekannt und er führte die Kämpfe am Hafen an. Nachdem die Theraner den Aufstand jedoch niederschlagen konnten, floh der verwundete Rebellenanführer und tauchte in der Stadt ab, wo ihn die theranischen Truppen überall suchten.

Durch einen Zufall fand der verletzte Mann seinen Weg zu Kenjis Eltern, die sofort wussten, um wen es sich bei ihm handelt. Trotz der Gefahr entschlossen sie sich dazu, ihm Zuflucht in ihrem Haus zu gewähren. Doch es dauerte nicht lange und plötzlich standen die Legionäre vor ihrer Tür. Sie riefen den Offizier hinzu und dieser versuchte Kenjis Eltern unter Druck zu setzten, damit sie den Aufständler ausliefern. Kenjis Eltern versuchten mit wohl überlegten Worten den Offizier zu beruhigen und eine Einigung für das Problem zu finden. Die besonnenen Worte des fremdländischen Paares bewirkten jedoch das Gegenteil und der aufbrausende Offizier verlor immer mehr von seiner Geduld. Er drohte Kenjis Mutter zu töten, wenn sie nicht kooperieren würden und setzte seine Worte auch umgehend in die Tat um, nachdem Kenjis Vater abermals versuchte, den Offizier zu beruhigen, indem er an die theranische Vernunft appellierte. Er selbst wurde in den Kerker gesteckt; der Anführer des Aufstands wurde ohne Prozess noch an Ort und Stelle hingerichtet.

Als das Städtchen von dieser neuen Gewalttat erfuhr, brach ein drei Tage andauernder Tumult aus, bei dem zwölf Widerstandskämpfer starben und etliche Legionäre verletzt wurden. Da die Theraner nun Probleme hatten, die Hafenstadt halten zu können, entschied sich der Feldherr in Travar schließlich für ein Bauernopfer und beendete den Konflikt, in dem er den schuldigen Offizier öffentlich hinrichten ließ und den Witwer der Getöteten eine finanzielle Entschädigung zusprach. Doch Kenjis Vater starb noch in der selben Nacht im Kerker von Veltima, völlig von Sinnen und entkräftet. Er hatte den Tod seiner Frau nicht verkraftet.

Kenji indes, zuvor von dem Zug ignoriert, wurde während des dreitägigen Tumults von einer jungen Frau aus dem Städchen ins Tage entfernte Kronstadt gebracht, wo er sicher sein sollte vor dem Zorn des Offiziers. Da sie kein Geld hatte, legte sie ihn einfach vor einen Mynbruje-Tempel und verschwand. Kenjis selbst erinnert sich nur sehr bruchstückhaft an diese dunklen Tage; über die Jahre hat er die Bilder vollständig verdrängt.

Kindheit im Tempel in Kronstadt (318 - 321 i.J.P.)

Die nächsten Jahre, bis zur Nacht vor Kenjis siebten Geburtstag, verbrachte dieser im Tempel bei seinem späteren Meister Pyrrhon von Lis. Zunächst hielt er nicht viel auf das kleine Bündel, das ihm die Fremde vor die Schwelle gelegt hatte. Er beschwerte sich über die Unannehmlichkeit bei seinem Freund und Mentor Archorbar, der gerade für einige Tage in der Stadt verweilte. Er sei ein Geistlicher, genügend mit dem Pfad der Passionen, den Dummheiten der Menschen und der Erhaltung des Tempels beschäftigt. Es gäbe sicher bessere, sich um ein kleines Kind zu kümmern, als einen kauzigen Tempelvorsteher, der in seinem Leben keiner Frau nahegekommen war und sich nicht erinnern konnte, von seiner Mutter etwas von der Liebe bekommen zu haben, die er einem Dreikäsehoch wie diesem zweifellos schuldete, wenn er sich denn darum kümmern würde. Das beste sei es, eine Schwester im nächsten Garlentempel die Aufgabe zu übertragen.

Doch Archorbar in seiner riesenhaften Statur beugte sich über das winzige, schlafende Kleinkind und betrachtete es. "Wie ich hörte gab es in Veltima einen Aufstand, der von den Theranern dort blutig niedergeschlagen wurde. Unter den Toten waren auch Ishturi." Pyrrhon blickte auf. "Dann könnte er von dort stammen. Sicher gibt es in Veltima jemanden, der sich um in kümmern kann." Archorbar schüttelte langsam, aber nachdrücklich seinen schweren Kopf. "Sieh ihn dir genau an. Er ist wie wir. Es gibt nichts, wohin er zurückkehren könnte. Seine Leben liegt in den Händen der Götter. Und wer immer ihn hergebracht hat, tat das in voller Absicht. Du hast immer gesagt, mein Freund, du glaubst an eine Aufgabe, die die Passionen dir stellen werden. Willst du deine Chance ausschlagen, jetzt wo sie sich dir bietet, weil sie dir nicht genehm scheint?"

Pyrrhon betrachtete den kleinen Kenji erneut. Archorbar hatte wie immer recht. "Nun gut. Aber wenn er größer wird, wird er eine Menge Fragen haben. Fragen, die ich nicht beantworten kann." "Ist das nicht das täglich Brot eines Questors? Du sollst ihm keine Antworten erfinden, so wenig wie du es für deine Schäfchen in Kronstadt tust. Du sollste für ihn da sein und ihm beibringen, die richtigen Fragen zu stellen. Und wenn du es gut machst, gibst du ihm die Werkzeuge, eines Tages selbst nach den Antworten zu suchen." Da schlug Kenji die Augen auf. "Mama?" Pyrrhon von Lis seufzte. "Dein Wort in Hesindes Ohr, alter Freund."


Der Questor gab sich alle Mühe, dem jungen Ishtur beizustehen. Aber er war kein Vater und wollte auch nicht so tun, als wäre er plötzlich einer geworden. Also behandelte er den kleinen Jungen mit aller Güte und Nachsicht; doch nicht als Sohn, vielmehr als jungen Lehrling. An diese ersten Jahre erinnert sich Kenji nicht. Im Jahre 326 i.J.P. musste Meister Pyrrhon den Tempel für einige Tage verlassen, um bei einem Konvent in Urupa anwesend zu sein. Der Junge war noch sehr klein, aber schon recht selbstständig, daher entschied er sich dagegen, ihn mit auf die Reise zu nehmen, um Kenji die Langeweile und sich selbst die zusätzliche Belastung zu ersparen. Er bläute dem Siebenjährigen ein, den Tempel nicht zu verlassen und keinem Fremden zu öffnen. Außerdem bat er eine junge Frau, die regelmäßig zur Andacht erschien und ihm einen guten Eindruck machte, jeden Tag nach Kenji zu sehen.

Zu allem Unglück war die junge Frau verliebt. Zwei Tage später, Pyrrhon war längst abgereist, lief der junge Kenji durch den Tempel, auf der Suche nach einem Buch, aus dem Pyrrhon ihm vorgelesen hatte. In einem der hinteren Räume gaben sich das Mädchen und ihr Liebhaber gerade dem Liebesspiel hin. Doch alles was der kleine Junge sah und hörte war der behaarte, nackte Rücken des Mannes, der sich drohend über das entblösste Mädchen beugte und ihre stöhnenden, in seinen Ohren schmerz- und angsterfüllten Laute.

Also nahm er allen Mut zusammen und griff nach dem nächstbesten Gegenstand, einem Kandelaber, und schlug ihn mit der ganzen Kraft eines Siebenjährigen auf den Rücken des vermeintlichen Angreifers. Dieser heulte auf und fuhr herum. Natürlich war er nicht wirklich verletzt, aber in seinem blinden Schmerz fuhr er herum und schlug nach dem Angreifer. Kenji fiel und Blut spritzte aus seiner Nase. Nun waren es echte Schreckensschreie, die dem Mädchen entfuhren.

"Was hast du getan?", schrie sie ihren Freund an, der ebenso schreckerfüllt zu dem kleinen Jungen blickte. "Ich, ich hab ihn doch nicht gesehen!"

Doch da war Kenji schon aufgesprungen und weggelaufen. Wer war dieser schreckliche Mann? Warum hatte Pyrrhon zugelassen, das er in den Tempel kam und das Mädchen und ihn angriff? Heulend lief Kenji aus dem Tempel, der nicht mehr sicher war, den Pfad hinab in das Stadtinnere.


Als Pyrrhon von Lis einige Tage wiederkehrte, erzählte das Mädchen unter Tränen, dass sie auch nicht wisse, was genau passiert sei. Aus Angst vor Bestrafung log sie dem Questor etwas vor. Tatsächlich hatte ihr Liebhaber in der ganzen Stadt nach dem Jungen gesucht, während Kenji sich unter Todesangst hinter Fässern, in dunklen Gassen und in Häuserschluchten vor ihm versteckt hatte. "Junge, komm zurück in den Tempel, dir passiert auch nichts!" Auf diese Falle würde Kenji sicher nicht hereinfallen...

Pyrrhon war außer sich vor Wut, auf das Mädchen, weil es offensichtlich log, aber auch auf sich, weil er sie so falsch eingeschätzt und Kenji im Stich gelassen hatte. Er lief durch den Tempel, wie um sich selbst davon zu überzeugen, das Kenji fort war. Kurz darauf konfrontierte er das Mädchen mit den Resten des zerbrochenen Kandelabers. Er fragte sie nach dem Usprung des Schadens und dem getrockneten Blut auf dem Tempelboden.

Das Mädchen heulte noch laute. Sie schluchzte etwas von einem Mann, der Kenji angegriffen hatte, davon, wie der Junge versucht hatte, den Mann anzugreifen und wie er hinter dem fliehenden Kenji hergelaufen sei. In seiner Erregung entgingen Pyrrhon die Nuancen dieser Worte und er nahm sie für wahr. Er scheuchte das Mädchen fort und machte Erkundigungen. Er fand schnell heraus, dass der Mann tatsächlich in der Stadt nach einem Jungen gesucht hatte, Leute hatten ihn rufen hören. Tatsächlich hatte er aus Angst vor der Wut des Questors die Stadt verlassen; da er aber niemandem davon erzählt hatte, blieb er für Pyrrhon einfach unauffindbar. Dieser indes kehrte verzweifelt zum Tempel zurück, vom Tod es Jungen überzeugt. Er hatte versagt.


Das ein so auffälliger Junge wie der Ishtur Kenji mit seinen zarten sieben Jahren niemandem auffiel, hatte eine verblüffend einfache Erklärung. Während er sich mehr schlecht als recht vor dem Liebhaber des Mädchens versteckt hatte, hatte er jemanden auf sich aufmerksam gemacht. Ein Junge, nicht viel älter als Kenji, dreckverschmiert und einen Kopf größer, zog ihn plötzlich noch tiefer in die Dunkelheit und hielt ihm den Mund zu.

"Keine Angst, ich verrat dich nicht. Hab gesehen wie du dich vor dem Typ da versteckst. Ich zeig dir einen Ort, wo er dich garantiert nicht findet."

Und so hatte Kenji Ratte getroffen, den Anführer der Straßenkinder von Kronstadt.

Kenji das Straßenkind (322 - 327 i.J.P.)

Niemand in Kronstadt konnte genau sagen, wieviele Straßenkinder sich durch den Alltag bettelten und stahlen. Der Krieg gegen die Theraner war hier weniger blutig verlaufen als an manch anderer Stelle; doch nicht zuletzt die strategisch wichtige Lage zur Küste sowie die Tapferkeit der Barsaver, bei der Männer wie Frauen sich für ihre Heimat opferten hatte dazu geführt, dass am Ende der Kampfhandlungen eine nie gekannte Menge an Waisen in und um die Stadt zurückblieben.

Sie erledigten kleine Aufgaben, trugen Einkäufe, wuschen Füße und wienerten Schuhe Reisender; für richtige Arbeit waren die meisten noch zu klein und schwach. Einer der älteren Jungen, der Sohn eines Fuhrmanns, der völlig unabhängig von dem Konflikt mit den Theranern von einem austretenden Pferd erschlagen worden war, wurde von allen nur Ratte genannt.

Trotz seines grobschlächtigen Aussehens gehörte er zu den gewieftesten seines Schlags. Mit der Zeit hatte er viele der jüngeren, ängstlicheren Kinder um sich versammelt und ihnen geholfen, sich zu organisieren. Wenn es nicht genug Arbeit gab, ließ er die Geschickteren unter ihnen auf dem Markt Lebensmittel stehlen, während die Übrigen für Lärm und allerlei andere Ablenkung sorgten. Das Diebesgut wurde dann unter allen brüderlich geteilt; so musste niemand (mehr als alle anderen) hungern. Wer zunächst zu schwach oder zu ängstlich war, konnte später seinen Anteil für die Gruppe einbringen; das war Rattes Philosophie. Viele der anderen Kinder blickten zu ihm auf und bewunderten seinen Mut. Die wenigen, die seine Stelle einzunehmen versuchten, mussten sich ihm spätestens nach der zwangsläufigen Prügelei geschlagen geben.


Kenji war schnell und geschickt. Ihm war es immer eine Leichtigkeit, Äpfel oder anderes Obst von Ständen zu stiebitzen oder unerkannt durch die Schatten aus gefährlichen Situationen zu entfliehen. Je mehr Zeit vergin, desto mehr störte er sich jedoch an dem Akt des Stehlens selbst. Kenji wuchs schnell und wenn er auch in Statur Ratte deutlich unterlegen blieb, befand er sich trotz des Altersunterschieds sehr bald auf Augenhöhe mit ihm. Doch wo Ratte ein Junge von fleischiger Figur war, dessen Schwerpunkt in Höhe seines Nabels lag, entwickelte sich der Ishtur zu einem feingliedrigen, fast femininen Mann mit langen, dünnen Armen und Beinen.

Schließlich entwickelten sich Spannungen zwischen Ratte und einem seiner geschicktesten Jungen. Wie es seine Art war, sprach er ihn direkt an, als er ihn das nächste mal allein antraf. "Kenji. Es wird Zeit, dass du mal etwas zurückgibst an die Gruppe." "Wie meinst du das? Ich gehe doch jeden Tag los und helfe. Keiner der Jungen hungert, schon seit Wochen. Und wir kriegen weniger Zuwachs, seitdem Frieden herrscht." "Ja, klar. Das ist gut. Weniger Kleine heisst, weniger hungrige Mäuler, die nicht mithelfen können. Das ist weniger Gewicht auf jeder einzelnen starken Schulter. Aber so einfach ist das hier nicht. Du bist geschickt und klug. Geschickter und klüger als die meisten Jungen hier; vielleicht sogar mehr als ich. Eines Tages. Das bedeutet, einfach nur deinen Anteil zu schleppen, ist viel weniger als du könntest." "Was willst du damit sagen? Das ich weniger stehle als ich könnte?" Kenji biss sich auf die Lippen. Er wusste, dass genau das der Fall war. Er hasste es, die Erwachsenen um den Lohn ihrer Mühen zu bringen. Daher stahl er schon seit einer ganzen Weile nie mehr als absolut notwendig. Er war sich im Klaren darüber, dass es Ärger gab, wenn Ratte das einmal herausgefunden hatte. Doch Ratte wusste, wie gut Kenji im Argumentieren geworden war. Darum sprach er ihn nicht direkt darauf an. Und darum schlug er auch einen anderen Pfad ein, als Kenji vermuten mochte. "Ich verstehe dich. Du willst nichts stehlen, was anderen dann fehlt. Vielleicht ist da was dran. Darum hab ich eine besondere Aufgabe für dich. Weisst du noch, als ich dich gefunden habe? Du warst noch ein kleines Kind. Zu Tode verängstigt und ohne mich; völlig verloren, zweifellos." "Zweifellos." Kenji nickte und meinte das auch so. "Erinnerst du dich noch an den Tempel, in dem du vorher gewohnt hast? Du hast mir von dem Questor erzählt, der dich im Stich gelassen hat." Kenji nickte verwirrt. "Wenn du niemanden bestehlen willst, aber helfen, ist die Antwort eine ganz Einfache. Niemand von uns kann leichter seinen Weg in diesen Tempel finden als du. Ihre Schutzpassion ist der Patron der Gerechtigkeit, nicht war? Er wird einsehen, dass die Kollekte uns mehr hilft, als dem feisten, alten Questor dort. Er hat dir nicht geholfen, also hilfst du dir eben selbst. Und uns allen mit." Kenji gefiel dieser Plan ganz und gar nicht. Aber er wagte kein Widerwort zu geben. Er hatte Ratte so viel zu verdanken. Er hatte seit Jahren nicht an den Tempel und seinen Meister Pyrrhon gedacht. An die Details seiner Flucht konnte er sich nicht mehr besonders erinnern, nur noch, wie Ratte ihm geholfen hatte, als er sich voller Angst versteckt hatte. Also gab er schließlich nach.

Ein schicksalhaftes Unglück und die Rückkehr zum Licht (327 i.J.P.)

Kapelle des Mynbruje bei Kronstadt

Just in jener Nacht, in der Kenji zum Tempel aufbrechen wollte, begegnete er im Versteck der Bande dem jungen Waisen Olrik. Olrik war einer der letzten Buben gewesen, die zu Rattes Bande zugestoßen waren. Wie Ratte selbst, war er einer der wenigen Jungen, die nicht durch den Krieg selbst zu Waisen geworden waren. Kenji kannte die Geschichte des schüchternen Knaben nicht genau, aber man erzählte sich, dass sein Vater seine eigene Frau im Suff erschlagen hatte und festgenommen worden war.

Olrik war stets blass, voller Angst und doch stets bedacht, sich den anderen zu beweisen, als würde er sonst nicht dazugehören. Er meldete sich immer freiwillig und hatte den Erfolg einzelner Aktionen mehr als einmal in Gefahr gebracht. Einmal war er von einem starken Händler gepackt worden und nur noch durch Rattes beherzten Einsatz entkommen. Kenji erinnerte sich noch lebhaft, wie sie alle in jener Nacht zitternd im Versteck hockten und erleichtet aufatmeten, als Ratte mit großer Verspätung doch noch nachkam. Er war windelweich geprügelt worden, aber offensichtlich einer Verhaftung doch noch entkommen. Statt sich jedoch über Olriks Fehler zu erzürnen, ging er schnurstracks auf ihn zu und lächelte.

"Na, gehts dir gut? Nächstes Mal haust du mich raus. Und jetzt geht alle schlafen, morgen wird ordentlich gefrühstückt!"


In dieser Nacht also saß Olrik da und blickte missmutig vor sich hin. Kenji wollte eigentlich aufbrechen, blieb dann aber doch vor dem Jungen, der wohl zwei Sommer jünger als er sein mochte, stehen. Wie sich im Gespräch schnell herausstellte, haderte Olrik wieder einmal mit seiner gefühlten Nutzlosigkeit für die Gruppe. Er schilderte Kenji, dass er eine Idee hatte, sich den Respekt der Gruppe zu verdienen, aber einfach nicht den Mut fände, die Sache auch durchzuziehen. Der junge Ishtur seufzte und ließ sich die Sache näher ausführen. Olrik hatte einen Hof am Rande der Stadt ausgemacht, in dem ein Bauer einige Schweine und Schafe hielt. Wenn er ein solches Festmahl besorgte, würden ihn alle bewundern. Und er Bauer hatte genug Vieh, er würde es sicher nicht einmal bemerken, wenn eines fehlte. Eigentlich sei er, Olrik, nichts anderes als ein Fuchs, der für seine Familie ein Tier riss; eine natürlicher Vorgang der Natur, nichts Böses jedenfalls.

Wieder sträubte sich im Innern Kenjis alles gegen diese höchst wackelige Idee; doch als er dem zweifelnden, sich ängstigenden Olrik in die Augen schaute, konnte er nicht anders, als ihm seine bedingungslose Hilfe anzubieten. Eigentlich war es ihm ganz recht, konnte er doch auf diese Weise den Einbruch in den Tempel um mindestens eine Nacht verschieben.


Tatsächlich lag der Hof des Bauern einsam und still in der fast sternenlosen Nacht da. Der Zaun war nicht sehr hoch und kein wirkliches Hindernis für die zwei geübten Streuner. Das Vieh stand in aller Ruhe im Stall und gab keine sonderlich auffälligen Laute von sich, welche die beiden Diebe in der Nacht hätte verraten können. Als Olrik sich gerade eines der Jungtiere ausgesucht hatte, beschlich Kenji ein ungutes Gefühl. Er machte Olrik mit einem Zischlaut auf sich aufmerksam und bedeute ihm mit Handzeichen, auf ihn zu warten, dann schlich er leise aus dem Stall. Als er gerade heraustreten wollte, blickt er in ein paar glühender Augen, gefolgt von einem tiefen, markerschütterndem Grollen.

Mit einem Satz war er wieder in der Scheune und sprang in eine der Boxen. "Olrik! Ein Wachhund!"

Und was für ein Wachhund. Mehr Wolf als Hund, mehr Kreatur als Tier, folgte das fürchterliche Wesen dem Ishtur in das Innere des windschiefen Gebäudes. Olrik stand in einer der Boxen und starrte es aus großen, furchterfüllten Augen an. Dann ging es sehr schnell. Als der Wachhund Olrik ausgemacht hatte, setzte er seinen massigen Leib mit ungeahnter Schnelligkeit in Bewegung und sprintete auf ihn zu. Olrik, mit einem Zicklein unter dem Arm, stand immer noch bewegungslos da. Kaum war der Hund an Kenjis Box vorbeigesprungen, stieß dieser einen hellen Schrei aus. Der Hund versuchte, irritiert von dem Geräusch im Rücken, seinen Leib herumzureißen und sich der neuen Gefahr zu stellen, aber unterschätzte die Wucht seiner eigenen Stoßrichtung. Er blieb an der Kante von Olriks Box hängen und brüllte laut auf, als es ihn zu Boden riss.

Beide Jungen rannten los, aus der Scheune heraus, bevor das Tier sich wieder aufrappelte. Bis zum Zaun waren es vielleicht 30 Schritte. Fassungslos bemerkte der laufende Kenji, dass Olrik das Zicklein immer noch umklammert hielt. Olriks Augen leuchteten. "Ich hab es! Die anderen werden Augen machen!" Durch das zusätzliche Gewicht fiel er hinter Kenji zurück, der zuerst am Zaun war und daran heraufkletterte. Als er die Spitze erreicht hatte und sich darüberschwang, sah er den Wachhund, der gerade aus der Scheune herausrannte. Kenjis Stimme überschlug sich vor Panik. "Lass es los! Der Hund! Schnell!" Doch Olrik bemerkte die nahende Gefahr trotz der Rufe nicht. Tatsächlich wurde er noch langsamer, als er dem Zaun näher kam. Wie er das Tier über den Zaun brachte, hatte er noch gar nicht bedacht. Dann traf ihn etwas großes, Schweres wie ein Geschoss und riss ihn zu Boden.

Kenji schrie auf und fiel auf der Außenseite vom Zaun. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, vergrub der Wachhund sein Gebiss in den Hals des gurgelnden Alrik. Das Zicklein hoppelte seitwärts davon. Der übrige Anblick wurde Kenji erspart, als sich Tränenschleier über die Sicht Kenjis legten. Dann wurden Geräusche vom Haus des Bauern laut. Der Lärm hatte den Hausherrn wohl geweckt. Doch als der das schreckliche Werk seines halbwilden Wachhundes entdeckte, war Kenji schon in die Dunkelheit der Nacht geflohen.


Die halbe Nacht lief Kenji blind vor Trauer und Schock durch Kronstadt. Er konnte nicht zurückkehren. Was sollte er Ratte sagen, was den anderen? Am schlimmsten war für ihn, dass er wusste, das Ratte ihm keinen Vorwurf machen würde.

Ob es Schicksal oder Zufall war, der torkelnde, ungezielte Weg des Ishtur führte ihn schließlich zum Tempel des Mynbruje. Sein erster klarer Blick nach dem Unglück war die Silhouette des Tempels vor dem Mond, der sich aus den Wolken schälte. Ohne das er es wusste, handelte es sich bei der Nacht um den sechsten Jahrestag seit seiner Flucht vor dem Liebhaber des Mädchens, das auf ihn hatte aufpassen sollen. Darum lag im Inneren des Tempels Pyrrhon von Lis noch wach und dachte an den Jungen, der seine größte Aufgabe hätte sein sollen und zu seiner größten Niederlage geworden war. Er hatte seit seiner Zeit in Lis nie gut schlafen können. Doch diese Nacht war die schlimmste im ganzen Jahr; wie jedes Jahr.


Obwohl er sich sonst an nicht vieles erinnerte, fand Kenji seinen unerkannten Weg in den Tempel wie im Schlaf. Ohne groß über Sinn und Sinnlosigkeit seines Tuns nachzudenken, schlich Kenji durch den Gebetsraum bis zu der großen Schale samt der Kollekte. Er nahm die drei steinernen Stufen bis zum Fuß der Mynbrujestatue ein, an dessen Fuß die beiden Liebenden damals gelegen hatten. Als seine Hand sich in den gespendeten Münzen vergrub, stand Pyrrhon unter demselben Türfirst, von dem aus Kenji damals die Liebenden beobachtet hatte.

Von hinten und nach dem körperlichen Wandel, den Kenji in den letzten Jahren durchgemacht hatte, erkannte der Meister seinen einstigen Schüler nicht. Als dieser sich aus der Kollekte bedient hatte und zur Flucht wendete, war Pyrrhon zurück in die Schatten gewichen und beobachtete den Dieb aus der sicheren Dunkeltheit. Er fürchtete sich nicht; er empfand Mitleid für die verzweifelte Seele, die die Passionen selbst bestehlen wollte, die doch Quell der Hoffnungen selbst sein sollten.


Kenji ging einige Schritte, als ihm die Sinnlosigkeit seines Tuns auf die Knie zwang. Die Kupfer- und Silbermünzen machten Olrik auch nicht lebendig. Alles Gold Barsaives würde das nicht tun. Er hatte ihn ihm Stich gelasen und war damit keiner mehr von Rattes Bande. Denn niemand von ihnen würde jemals einen der anderen im Stich lassen. Er hatte seine letzte Zuflucht vertan. Erschöpft und verzweifelt sank er zu Boden.


Als Pyrrhon sich aus den Schatten löste und an den Gesunkenen herantrat, hatte sich eine tiefe Ohnmacht des Jungen erbarmt. Seine Hand öffnete sich und klimpernd fielen die Münzen auf den steinernen Tempelboden. Pyrrhon drehte den Fremden auf den Rücken und traute seinen Augen kaum. Unter dem dreckverkrusteten, tränenzerfurchten Gesicht des Jugendlichen erkannte er augenblicklich den verlorenen Jungen. "Kenji!", entfuhr es ihm. Er wusste nicht, was geschehen war. Aber eines war ihm gewiss. Noch einmal würde er nicht versagen. Die Passionen hatten Pyrrhon von Lis eine zweite Chance geschenkt. Er würde sie nutzen.

Der Pfad des himmlischen Greifen (328 - 338 i.J.P.)

Viele Monate gingen ins Land, bis Kenji wirklich Vertrauen in seinen alten und neuen Lehrmeister gefasst hatte. Doch wo sollte er sonst hingehen? Eine Flucht machte nur dann Sinn, wenn es einen Ort gab, an den man hätte fliehen sollen. Von Ratte und seiner Bande war im Tempel keine Spur. Ob sie sich nicht auf den geweihnten Boden wagten, weil sie ihr Tagewerk mit Diebstahl und Trickserein bewerkstelligten; ob sie Kenji aufgegeben oder schlicht vergessen hatten, blieb für ihn reine Spekulation.

Da der junge Ishtur sich von dem traumatischen Erlebnis nur sehr langsam erholte, zu wenig aß und Nacht für Nacht von Alpträumen geplagt wurde - Träume, die ihn noch Jahrzehnte später hin und wieder heimsuchten - brachte Pyrrhon in der ersten Zeit nicht viel mehr zuwege, als Kenji zunächst einigermaßen gesund zu halten und ihn dann nach und nach aufzupäppeln. Irgendwann begann Kenji, zögerlich, wieder zu sprechen. Einfache Tischmanieren, kurze Bitt- und Danksagungen, halfen ihm wieder zurück zu seiner Sprache. Er blieb jedoch lange Zeit sehr schweigsam, und belanglose Gespräche nur um des Sprechens willen zu führen war Pyrrhons Sache nie gewesen. Darum wartete er auf einen Moment, der ihm günstig schien und zwang Kenji mit einer strengen Aufgabe aus seiner Einsilbigkeit heraus.


"Kenji. Es sind nun sieben Wochen vergangen, seitdem du hier eingekehrt bist. Vielleicht erinnerst du dich nicht, aber ich habe dich da vorne auf dem Boden gefunden, die Hand voll mit Münzen aus der Opferschale. Wie ein Dieb in der Nacht bist du in den Tempel des himmlischen Richters geschlichen und hast nach dem gegriffen, was die Armen hierlassen, damit ich es im Dienste seiner Gnade den Ärmsten zukommen lassen kann. Ich würde dich fragen, ob es das ist, was du willst; ein Dieb sein, ein nutzloses Mitglied der Gesellschaft, von dem Schweiß und den Mühen der Anderen genährt. Aber du würdest mich ohnehin nur mit deinen großen Augen anschauen und schweigen. Und da du in deinem jetzigen Zustand offensichtlich weder gewillt bist mir Rede und Antwort zu stehen, noch fähig irgendeine vernünftige Entscheidung zu treffen, werde ich das jetzt für dich übernehmen. Du nimmst deine Lehre wieder auf. Und du wirst doppelt so fleißig und gehorsam lernen und arbeiten wie jeder einzelne Scholar, der jemals in einem Tempel der Passionen gelernt und gearbeitet hat. Mynbruje ist der Gott der Gnade, ja. Aber Gnade wird nur denen gewährt, die sich ehrlich bemühen und trotz aller Mühen scheitern. Du hast noch nicht einmal angefangen, es zu versuchen. Du wirst jeden Tag zu den Passionen beten und um Einsicht bitten, du wirst hart arbeiten und jede Aufgabe, die ich dir stelle, ohne Murren und Diskussionen erfüllen. Und deine erste Aufgabe lautet: Finde eine gerechte Strafe für deine Vergehen. Wenn du eine Antwort hast, suche mich auf. Bis dahin nimm dir den Besen."


Und der junge Lehrling tat exakt so, wie ihm geheißen war. Kenji lebte das asketische Leben eines Lehrlings, der außer seiner Arbeit, dem Erlernen seiner Kurien und dem Gebet nichts anderes zuließ als die Lehren und mitunter seltsamen Aufgaben seines Lehrmeisters Pyrrhon. Während dieser sich anfangs darauf beschränkte, Kenji in der Historie des stolzen und freien Barsaives und seiner Bewohner sowie dem Wissen über das himmlische Pantheon zu unterrichten, änderte sich seine Strategie über die folgenden Jahre merklich. Kenji lernte schnell und war besonders begabt im Auswendiglernen von Daten und Fakten; daher setzte Pyrrhon den Schwerpunkt immer mehr auf die Zusammenhänge und Details derselben.

Um das zwanzigste Lebensjahr des Lehrlings herum begann Pyrrhon, ihn mit auf kurze Reisen zu nehmen. Ließ ihn zunächst bei Schlichtungen und Streitereien zwischen Bauern und Händlern beobachten, um dann nach der Rückkehr in den Tempel Kenji seine Urteile rekonstruieren und erklären zu lassen. Was für die eine und was für die Gegenseite sprach; welchen Aussagen wieviel Glauben zu schenken sei. Pyrrhon entdeckte eine stark ausgeprägte moralische Ader in seinem Lehrling und einen ungewöhnlich fein ausgeprägten Sinn für das Wesen der Menschen, mit denen sie sich auseinandersetzten. Während Pyrrhon sich gerne auf nachweisebare Fakten lehnte und teilweise stundenlange Aussagen aufnahm, um den Wahrheitsgehalt sicher zu bestimmen, neigte Kenji zu schnellen, intuitiven Einschätzungen, die auf nicht viel mehr als einem Handschütteln und einem tiefen Blick in die Augen bestanden. Pyrrhon verschwieg es Kenji aus Gründen der Lehrsamkeit, aber er war nahezu schockiert, welche Trefferquote diese Art der Einschätzung in Kenjis Fall aufwies. Zwar konnte sie seine eigene Erfahrung und sein analytisches Verfahren nicht ausstechen, aber ein solches Talent war zweifellos ein Geschenk Mynbrujes.


In Kenjis dreiundzwanzigsten Lebensjahr, im 337. Jahr der Passionen; inzwischen durfte er bei kleineren Streitigkeiten schon selbst beratschlagen (aber nicht richten), kehrte er eines frühen Nachmittags in den Tempel zurück und fand seinen Lehrmeister vor, als er gerade eine Depesche las. Die Augenbrauen des ergrauten Questors zuckten bei der Lektüre, offensichtlich war er überrascht und auch ein wenig besorgt. Fürs erste beschloss Kenji jedoch, das Gesehene zu ignorieren. Pyrrhon pflegte ihn frühzeitig zu informieren, wenn außerhalb des Tempels etwas geschah, das er wissen musste.


"Meister?" "Hm." "Ich weiß, es liegt lange zurück. Aber ich habe eine Antwort." Pyrrhon blickte geistesabwesend auf, mit fragendem Gesicht. "Meine Strafe soll sein, dass ich mein Leben denen widme, die drohen, meine Fehler zu wiederholen. Ich möchte ihnen zur Seite stehen und ihnen die Kraft geben, auf den rechten Pfad zurückzufinden. So wie Ihr mir geholfen habt." Der Erzquestor lachte herzlich auf. "Das hatte ich ja völlig vergessen! Aber gut. Entschuldige, Kenji. Das ist eine ernste und wichtige Angelegenheit. Das du sie nicht vergessen hast, ehrt dich. Und so soll es sein. Ich freue mich, dass deine Bestrafung deiner Zukunft als Questor nichts im Wege steht." "Das heißt, ich darf...?" "Nicht so schnell, Kenji. Es gibt noch eine Menge zu lernen. Aber sieh mal, das Schicksal hat dir einen Wink geschickt." Pyrrhon wedelte mit der Depesche. "Was ist das, Meister?" "Die Einladung eines alten Freundes. Ich habe ihn sicher schon einmal erwähnt, er ist einer der ansässigen Theraner. Ein stolzer und weiser Mann."

Theraner. Kenji lebte in einer Stadt, die für barsavische Verhältnisse ausgezeichnet mit den Theranern auskam. Und von seinem Lehrmeister hörte er selten ein kritisches Wort zu der komplexen Situation zwischen Barsaive und den einstigen Besatzern. Doch ein Blick in den Spiegel genügte um ihn daran zu erinnern, dass er ein Kriegswaise war. Pyrrhon hatte ihm alles erzählt, was er dazu berichten wusste, was nicht allzuviel war. In den unruhigen letzten Wochen und Monaten vor dem Frieden waren seine Eltern irgendwie zwischen die Fronten geraten; am Ende war nur Kenji übrig gewesen. In den Büchern des Tempels stand auch nicht viel mehr über die Theraner, als er von Pyrrhon bereits gehört hatte.


Das Anwesen des theranischen Botschafters lag nicht weit entfernt der Stadt, meisterlich erbaut von einem Architekten aus dem Kernreich, auf erhabenen Hügeln, umgeben von auschweifenden, grünen Wiesen bis direkt zu den steil abfallenden Klippen der Küste des Arasmeers. Bei seinen Wanderungen mit Meister Pyrrhon hatte Kenji die Villa bisher nur aus der Ferne sehen können, nie hatte er damit gerechnet, das Gelände zu betreten oder gar seinem Besitzer zu begegnen. Aus der Nähe wirkte alles noch größer und eleganter, als er es sich vorgestellt hatte. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Male in seinem noch jungen Leben verspürte er eine ungeheure Demut vor den fantastischen Wundern der Welt, die die Passionen geschaffen hatten. Sicher, ein Mensch hatte diese Mauern erdacht, aber der Funke seiner Kreativität, seiner Kunstfertigkeit war nichts anderes als göttliche Inspiration; ein kurzes divines Lächeln auf einen Sterblichen, der als Werkzeug der Götter beflügelt worden war.


Bereits kurz hinter dem Tor, das nach einem theranischen Gruß seines Meisters ohne jedes Zögern geöffnet wurde, sah Kenji einen Reiter auf einem schwarzen Haflinger über die Wiesen auf sie zugallopieren. Als er näher kam, erkannte er seinen Irrtum. Nicht etwa der Hausherr kam ihnen entgegengeritten. Ein hochgewachsener Junge mit blondem gelockten Haar und einem siegesgewissen Lächeln gab sich ihnen da zu erkennen. Er ritte bis auf etwa zwanzig Schritte heran, hielt sein Pferd mit einer gekonnten Wendung des Fußes mühelos an und beobachtete sie einen Moment. Dann ließ er sein Tier steigen, wendete es und ritt ohne ein weiteres Wort in Richtung des weißen Hauptgebäudes im Zentrum des Geländes zu.

"Das ist Augustus Octavius, der Sohn des Botschafters. Er wächst schnell, sieht etwas älter aus, als er eigentlich ist. Er wird seinem Vater von unserer Ankunft berichten.", erläuterte Pyrrhon. Kenji blickte dem Jungen hinterher. "Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so gut reiten konnte." "Als Sohn seines Vaters gibt er sich nicht zufrieden, bevor er der Beste ist. In jeder Disziplin." "Dafür ließen seine Manieren aber zu wünschen übrig. Er hätte Euch ruhig begrüßen können, finde ich, Meister." "Das ist Aufgabe des Hausherrens, seines Vaters. Außerdem bin ich kein Theraner. Aber das erkläre ich dir lieber ein anderes Mal. Respektiere ihn, auch wenn er ein gutes Stück jünger ist als du. Er ist ein guter Schüler und wird einst ein wichtiger Mann im theranischen Reich werden. Außer seinem Ehrgeiz und der Willkür der Götter sehe ich nichts, was dies ändern könnte." "Ihr meint die Weisheit der Passionen?" "Nein, Kenji. Sonst hätte ich das gesagt. Ich bin alt, nicht verwirrt."


Gajus Octavius Aequus war ein Mann, den man nicht vergessen würde, wenn man ihm einmal begegnet war. Obwohl nicht mehr der jüngste, beeindruckten Kenji seine tadellose Haltung und seine perfekte Etikette; sein weiser und doch durchdringender Blick verursachten eine gewisse Ehrfurcht vor der Erscheinung des theranischen Botschafters. Er begrüßte beide Ankömmlinge mit dem militärischen Gruß, fügte dann aber nach Durchtreten der Pforte des Anwesens einen firmen Händedruck und einige wohl freundlich gemeinte Worte hinzu. Er sprach in einem tiefen, zweifellos perfekten Theranisch. Kenji konnte darauf hin leider nur freundlich nicken.

Natürlich entging dies den aufmerksamen Augen des Botschafters nicht, der darauf hin einige Worte an seinen Alten Freund, den Erzquestor richtete. Sie redeten zweifellos über ihn, da er aber kein Wort verstand, blieb Kenji nichts als ein betretenes Schweigen und gute Miene zum bösen Spiel. Als Gajus Aequus schließlich laut auflachte und Pyrrhon an der Schulter fasste, um Seite an Seite mit ihm tiefer in das Anwesen vorzudringen (ein kumpanenhaftes Verhalten, dass Kenji in den folgenden Jahren bei niemand anderem als Pyrrhon wiedersehen sollte), erblickte er den Rest der Familie, der sich hinter dem Hausherrn aufgestellt hatte. Die Frau des Botschafters, der Kleidung nach ebenfalls Theranerin und deutlich jünger als er, hatte ihre beiden Kinder links und rechts von sich versammelt. Augustus, der sich offensichtlich alle Mühe gab, seinem Vater alle Ehre zu machen (und älter auszusehen, als er war) und, sich halb hinter ihrer Mutter versteckt haltend, ein kleines Mädchen mit langem, blonden Haar, das eher schüchtern und verschwiegen dreinschaute.


Da er nichts zu sagen wusste und ihm auch nicht gänzlich klar war, ob es die Etikette überhaupt erlaubt hätte, blieb Kenji einfach still und wie festgewurzelt stehen und lächelte schief. In glockenheller Gemeinsprache half ihm die Herrin des Anwesens aus.

"Willkommen in unserem nicht ganz so bescheidenen Heim, Schüler des Pyrrhon. Ich bin Morea. Und dies sind Augustus und Octavia. Entschuldigt bitte meinen Mann. Er ist der Meinung, jeder Gelehrte sollte die Sprache der Wissenschaft und der Kultur sprechen, darum war er etwas irritiert, dass euer Lehrmeister sich bei euch bisher nicht darum bemüht hat. Auch wenn Ihr noch Schüler seid. Wie war noch euer Name?" Kenji musste sich Mühe geben, nicht zu stottern. Die großen, türkisblauen Augen der Moreas schienen direkt durch ihn hindurchzuschauen, all seine wohlbehüteten Geheimnisse und tiefe Scham konnten sich ihrer nicht erwehren. "Kenji. Ich meine Kenji, Frau Botschafterin." Moreas Lachen war ehrlich und herzlich und es nahm Kenji etwas von seiner Verkrampftheit. "Macht euch darum keine Sorgen, Kenji. Lauft lieber schnell hinter den beiden Männern hinterher und versucht ihnen auszureden, was sie gerade aushecken. Ich glaube, mein Mann möchte wirklich, dass Ihr unsere Sprache lernt. Als hätte ein angehender Questor nichts wichtigeres zu tun."


Sie betraten die Bibliothek über einen Flur, der direkt vom Atrium zu dem nächstegelegenen Gebäude führte und dieses mit der eigentlichen Villa der Familie verband. Eigentlich war dieser Weg der Familie und den engsten Bediensteten zugedacht, doch dieses eine Mal führte sie Gajus Octavius persönlich. Kenji hatte eine kleine Lesestube mit gut sortierter theranischer Literatur erwartet - doch wie hatte er sich da getäuscht! Vor ihm taten sich großzügig angelegte Räume mit Dutzenden von prall gefüllten Regalen und Schränken aller erdenklicher Literatur auf. Er erspähte bekannte und unbekannte Werke über Politik, Geschichte und Geographie, über Dichtung und Epen, über Arkane Mysterien und die Gestalt der erforschten Flora und Fauna Alorans. Vermutlich versammelte sich hier mehr Wissen, als ein Mensch zu Lebzeiten sammeln konnte. Als Pyrrhon Kenji später erklärte, dass diese beeindruckende Sammlung gegenüber der Bibliothek von Throal noch von sehr bescheidenen Ausmaß war, glaubte er kein Wort und wurde erst Jahre später von seinen eigenen Augen eines Besseren belehrt.


Da sich der Erzquestor und der Botschafter wichtigen Gesprächen hingeben mussten, durfte Kenji zurückbleiben und eine Kostprobe seiner zukünftigen Lehrstunden in der Bibliothek nehmen. Da er vom Angebot schier überwältigt war, setzte er sich einfach an einer der großen Lesetische und blätterte durch eines der Bücher, das dort liegen geblieben war. Anscheinend handelte das Werk von theranischer Dichtung. Leider verstand Kenji kein Wort. Anstatt sich jedoch ein anderes Buch vorzunehmen, blätterte er wie verzaubert durch den Quartoeinband mit seinen dicken, leicht vergilbten Seiten. Er strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die meisterlich verzierten Initialen der Kapitelanfänge. In manchen waren ihm unbekannte Figuren gezeichnet worden, womöglich wichtige historische theranische Persönlichkeiten oder mythische Heldenfiguren. Andere waren so verschnörkelt und schlängelten sich den Rand des Textes entlang über die halbe Seite, dass er den originalen Buchstaben kaum noch zu erkennen vermochte. Er verharrte auf einer Seite, deren Initial mit Blattgold verziert war, das hier und dort bereits abblätterte. Zu seiner großen Überraschung war der Text des vorliegenden Gedichtes sowohl auf theranisch, als auch in Gemeinsprache niedergeschrieben worden. Andächtig entzifferte er ihren Inhalt, dabei las er, ohne es zunächst zu bemerken, laut vor:

Nicht soll dich das Glück zu Hochmut verleiten

noch das Unglück dich zu seinem Sklaven machen.

Nein, wie das Gold im Feuer,

bleibe, der du bist,

und rette dir dein eigenes Selbst.

Ein knisterndes Geräusch in seinem Rücken brachte ihn zurück nach Barsaive, zurück in die Bibliothek des Botschafters. Er wandte sich um und sah gerade noch den Zipfel des Kleides des theranischen Mädchens in Richtung des Flurs huschen, den sie hergekommen waren. Wie hatte Morea sie noch gleich genannt? Octavia, dachte Kenji und wandte sich wieder der Literatur zu.


Am Abend desselben Tages, zurück im Tempel des Mynbruje, saßen Kenji und Pyrrhon zum Abendbrot. Während Kenji in jeder Hinsicht begeistert von ihrem Besuch zurückgekehrt war, hatte der Erzquestor die meiste Zeit geschwiegen. Als dieser einen tiefen Seufzer von sich gab, sah Kenji dies als rechten Zeitpunkt an, die Etikette auf sich beruhen zu lassen und das Wort zu ergreifen. "Meister, was ist heute geschehen? Ihr spracht von Botschafter Aequus als einem guten Freund; und doch wirkt ihr seit dem Besuch mehr als betrübt." "Es ist Gaius Sorgen, die mich betrüben. Politik. Familie. Wir sind hier weit entfernt von Thera. Gaius hat seine schützende Hand über denen, die er liebt. Aber manchmal habe ich den Eindruck, man kann sein Schicksal nur aufhalten, ihm jedoch nie entfliehen." Kenji kannte keinen Questor, der über einen tieferen, festeren Glauben als Pyrrhon verfügte. Und doch war dies nicht das erste Mal, dass er in seinem Lehrmeister ein Hadern mit dem Pfad der Passionen bemerkte, dass ihm als seinem Schüler sehr mißfiel. Da er es nicht wagte, ihn darauf anzusprechen, blieb er bei der eigentlichen Materie. "Und welches Schicksal soll das sein?" "Das wissen nur die Passionen, Kenji. Weißt du, Gaius ist ein großer Mann unter all den aufrechten Männern, die ich kennenlernen durfte. Aber durch seine geradlinige, aufrechte Art ist er nicht bei allen wichtigen Männern in Thera beliebt. Zynische Zungen könnten behaupten, seine gute Eigenschaften machten ihn unbrauchbar für die hohe Politik." Darauf wusste Kenji nichts zu erwidern. Nach einigen Bissen in der Stille versuchte er, das Thema in etwas lichtere Gefilde zu führen.


"Die Dame Morea erschien mir als eine fröhliche, erquickende Gestalt. Und ihre Kinder. Sie sind noch jung, aber haben schon etwas... edles. Ich habe immer vermutet, ein Theraner wird erst erhaben mit dem Alter. Aber diese beiden..." Pyrrhon hob seine Augenbrauen.

"Kenji, wenn du ein guter Diener der Passionen werden willst, musst du lernen, nicht nur mit deinem Herzen zu sehen. Du vergisst über dein Bauchgefühl alle analytischen Fähigkeiten, die dir gegeben sind. Ja, die Familie von Aequus ist voller beeindruckender Menschen und solcher, die es einmal werden. Aber wie alle Menschen sind sie mehr als nur Antlitz und Körper. Erinnere dich, was du heute gesehen hast und dann sage mir noch einmal, wen du heute kennengelernt hast."

Diesmal schwieg Kenji eine längere Zeit. Dann, endlich, setzte er erneut an. "Gaius Octavius Aequus ist ein tapferer und ehrlicher Mann. Doch die Vergangenheit hat ihn schmerzlich gelehrt, sein wahres Ich hinter Etikette und Form zu verstecken. Nicht aus Angst, sondern zum Wohle derer, die er zu beschützen gedenkt. Ich habe nicht verstanden, worüber ihr gesprochen habt, aber seine Körpersprache, seine Art, Euch zu betrachten, selbst sein Gang haben sich geringfügig geändert, als er sich mit Euch alleine wähnte. Das war der wahre Gaius Octavius." "Hmm. War das alles über ihn?" "Ich glaube, er tut dies alles aus einem bestimmten Grund. Ein so wohl überlegter Mann tut nichts ohne Grund. Er ist hier in Barsaive, mit seiner Familie, weil er hier sicherer ist als in Thera? Womöglich. Aber warum gerade Barsaive. Es hat etwas mit diesem Land zu tun. Mit den Menschen. Oder der Geschichte. Vielleicht findet sich die Antwort in dieser erstaunlichen Bibliothek." "Nicht schlecht. Was ist mit dem Rest der Familie?"


"Moreas herzliche Art ist nicht gespielt, aber in gewisser Weise benutzt sie den selben Trick wie ihr Mann, mit umgekehrten Vorzeichen. Hinter der fröhlichen und ungezwungenen Art verbirgt sich mehr. Ein Geheimnis? Sind sie deswegen aus Thera hierhergezogen? Hat es etwas mit ihren Kindern zu tun, oder ist es etwas, das ihre Vergangenheit betrifft?" Pyrrhon schmunzelte. "Du rätst nur, weil du weißt, das da etwas sein muss, weil ich sonst die Frage gar nicht gestellt hätte. Du solltest dich an der Beobachtung dieser Familie versuchen, nicht der Interpretation deines Lehrmeisters, Kenji." "Entschuldigt. Aber irgendetwas ist da. Ich habe es in ihren Augen gesehen. Sie hat eine Art Aura. Es ist, als sei sie deutlich älter als ihr Körper. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Ihre Tochter hat es glaube ich auch." Pyrrhon wirkte überrascht. "Ihre Tochter?" "Ja. Octavia. Sie wirkte so schüchtern. Aber ich glaube, sie ist mir heimlich in die Bibliothek gefolgt. Ich glaube, in ihren Augen war auch etwas." "Bleibt noch der kleine Augustus Octavius." "Er wird einmal ein Feldherr oder sowas. Er ist noch jung, aber wahrscheinlich hasst er es, noch ein Kind zu sein. Er ist ehrgeizig und will seinen Vater stolz machen. Und man muss kein Prophet sein, um ihm eine große Zukunft vorauszusagen." "Aber was verbirgt sich darunter?" "Ein Kind sollte ein Kind sein. Sonst wird es ihm sein Leben lang an etwas fehlen." "Woher weißt du das, Kenji?" "Weil es mir fehlt."


Sie beendeten das Abendbrot schweigend. Als Kenji abräumte, fügte Pyrrhon hintan: "Morgen beginnt der nächste Teil deiner Ausbildung. Du wirst drei Tage die Woche in der Bibliothek lesen und lernen. Wann immer er einen Bediensteten entbehren kann, so hat es der Botschafter versprochen, wirst du in theranischer Sprache und Schrift gelehrt werden, da du sonst einen Großteil der Lektüre nicht verstehen kannst. Dafür wirst du mit deinem Wissen, jetzt und in Zukunft, stets dem Hause Aequus zu Diensten sein. Verstanden?" "Ja, Meister."


Der junge und der alte Questor (338 - 345 i.J.P.)

In den nächsten Jahren durchlief der junge Questor Kenji eine zweigestaltige Ausbildung. Jeden Morgen und nicht selten auch die Zeit vor der Dämmerung verbrachte er mit der Lektüre der mannigfaltigen Werke aus Gaius Aequus Bibliothek. Während er einige Standartwerke, speziell über das Pantheon der Götter oder das Wesen von Politik und Staat mit in den Tempel nehmen durfte, musste er vor allem die wertvolleren und älteren Werke, speziell die von theranischen Autoren stets innerhalb der Bibliothek lesen. Auf diese Weise begegneten ihm nach und nach die meisten der anderen Nutznießer von Aequus Sammlung. Die meisten waren, wie sich schnell herausstellte, im großen und ganzen derselben Aufgabe wegen auf dem Anwesen. Magier und Gelehrte, die intensive Recherche betrieben; es war nicht etwa so, dass sie ihn aktiv mieden oder ihre Arbeit vor ihm geheim hielten. Aber nicht zuletzt der Sprachbarriere wegen und wegen ihrer aufopfernden Geschäftigkeit begab es sich nur sehr selten, dass Kenji die Möglichkeit eines ungezwungenen Gespräches wahrzunehmen vermochte. Doch Kenji war ein wissbegieriger und talentierter Schüler auch in den Sprachen, und so sanken die Verständigungsschwierigkeiten mit jeder Stunde, welche die Bedienstete des Hauses, die ihm zugeteilt worden war, ihn tiefer in theranische Geheimnisse wie Deklination und Konjugation einwies.

In größeren Abständen erschien die Hausherrin Morea persönlich, weniger als Prüfung, wie sie ihm versicherte, denn aus persönlicher Neugier und überprüfte seine Fortschritte mit zunehmend komplexen Gesprächen in ihrer Muttersprache. Für gewöhnlich ließ sie ihn dann durch den Verbindungskorridor in das Atrium kommen, damit er sich hinsetzte und mit ihr konversierte, während sie mit aufrechten Schultern durch den hellen Raum schritt und seine sprachliche und geistige Finesse herausforderte.

Anfangs wurde er dabei manchesmal ein wenig abgelenkt, etwa wenn rasch heranwachsende Tochter Octavia mit gleichaltrigen Gefährtinnen vorbeihuschte. Sie spielten fangen oder forderten sich mit theranischen Kinderreimen heraus. Diese Kinderspiele kannte Kenji nur von Erzählungen. Diese Kindheit hatte er nie erlebt. Mehr als einmal bemerkte Morea seine Zerstreuung. Er wusste nicht, ob Morea die Gründe dahinter erraten hatte, aber bei den folgenden Treffen im Atrium war von den Kindern keine Spur mehr.


Er begegnete Octavia erst wieder, als er eines frühen Abends, kurz bevor die Dämmerung einsetzte, ein Buch zurückbringen und dafür ein anderes ausleihen wollte. Bei seinem Eintreffen und dem geliebten kurzen Spaziergang durch die Gärten liefen sie lachend und sich neckend an ihm vorbei. Er freute sich, da er von seiner Sprachlehrerin häufiger besorgte Worte vernommen hatte, wie schwer sich Octavia mit der Abwesenheit ihres Bruders tat. Er war vor fast zwei Jahren von seinem stolzen Vater zur Militärausbildung geschickt worden. Aber nun lief sie, als sei nichts gewesen, lachend über die Wiese. Vielleicht stimmten Pyrrhons Worte über die Zeit, die fast alle Wunden heilte, dachte Kenji.

Octavia, die den Kopf überall hin gewendet hatte, nur nicht in ihre Laufrichtung, prallte im vollen Lauf gegen den jungen Questor, der seinerseits von Gedanken abgelenkt war. Sie fiel ins hohe Gras und schaute den erwachsenen Fremden in großer Panik an. Er erwiderte den Blick. Da war es wieder. Er hatte diese Aura lange nicht gesehen. Es war dasselbe Flackern, dass ihm bei Morea aufgefallen war, bei ihrer ersten Begegnung. Doch bevor er den Finger darauf legen konnte, war sie schon aufgesprungen und davon gelaufen. Sie murmelte noch ein flüchtiges venia, dann war sie fort. Es klang, als lachten die anderen Kinder über ihr Missgeschick.


Als er kurz darauf aus der Bibliothek wiederkehrte und sich auf den Heimweg machen wollte, bot sich ihm ein noch deutlich beunruhigenderes Bild. Obwohl das halbe Dutzend Mädchen, alle vielleicht zwölf oder dreizehn, noch immer auf der Wiese weilte, lachte nun niemand mehr. Eines der Mädchen weinte gar schrill. Morea war bei dem Mädchen und redete intensiv auf es ein. Die anderen Mädchen standen in einem Grüppchen und blickten abwechselnd zu dem Päärchen und der abseits stehenden Octavia. Es wurde leise getuschelt.

Als er den Ernst und die Strenge in Moreas Gesicht sah, entschied sich Kenji, nicht stehen zu bleiben. So erhaschte er nur einen kurzen Blick auf das nun leiser weindende Mädchen. Seltsam. Er konnte sich gar nicht an ein kurzhaariges Mädchen innerhalb der Gruppe erinnern. In der einbrechenden Dämmerung sah es gar beinahe so aus, als habe sie keine Augenbrauen...


Zurück im Tempel sprach er Meister Pyrrhon nicht direkt auf seine Beobachtungen an; aber es wäre nicht Pyrrhon gewesen, wenn er nicht bemerkt hätte, dass in seinem Schützling etwas rumorte. "Was ist heute geschehen, Kenji?" "Je mehr Zeit ich auf dem Anwesen des Botschafters verbringe, desto klarer wird mir, das für eine ehrliche und aufrichtige Familie wie diese, dort sehr viele Geheimnisse gehütet werden." "Freundschaft bedeutet manchmal auch, nicht alles in Frage zu stellen, Kenji." "Das klingt nicht sehr nach den Lehren unseres Göttervaters, Meister." Pyrrhons Blick verdüsterte sich. "Nein, aber niemand Geringeres als Archorbar hat mich gelehrt, das mancher Stein besser nicht gedreht wird." "Ich wusste gar nicht, dass der weise Archorbar solch einen Humor hat." "Du weisst sehr vieles nicht, Kenji. Deswegen bin ich auch der Meister und du der Schüler." Aber da hatte sich schon wieder Milde über das Gesicht des Pyrrhon gelegt.


Der zweite Teil der Ausbildung war praktischerer Natur und wurde schnell Kenjis bevorzugte Form der Lehre. In immer größeren Kreisen durfte er um Kronstadt ziehen und die dortliegenden Bauernhäuser und Dörfer, die Weiler und bemannten Furten besuchen und kleinere Unstimmigkeiten aus der Welt schaffen. In dieser Zeit trug er die einfache, braune Robe der jungen, herumwandernden Mynbrujequestoren und eine simple, bronze Brosche mit dem Zeichen der heiligen Waage des himmlischen Richteres. Je mehr er dabei mit den Menschen sprach und ihr Vertrauen und ihre Hochachtung gewann, desto seltener fragten sie nach seinem Lehrmeister, um ihre kleinen Debatten und größeren Streite zu lösen. Kenjis stark ausgeprägte Menschenkenntnis bewahrte ihn nicht selten davor, größere Fehler in seinen Entscheidungen zu treffen. Von Pyrrhon hatte er gelernt, das die besten Lösungen häufig die Art von Kompromiss waren, in dem zunächste beide Parteien sich als Verlierer sahen. Nicht selten ließ man Kenji zunächst nur in großem Unmut ziehen, nur um dann Wochen später bei seinem nächsten Besuch in große Dankesreden zu verfallen.

Gerade auch die Lektüre der theranischen Historie lieferten ihm mehr als einmal Beispiele von fairer Rechtssprechung, auf denen aufbauend er für den vorliegenden Fall eine solide Grundlage für eine Entscheidung schaffen konnte.


Während seine Zeit außerhalb von Bibliothek und Tempel also stets erfolgreicher und befriedigender für Kenji wurde, verdüsterte sich die andere Hälfte seiner Eindrücke zusehends. Sowohl Pyrrhon, als auch der Botschafter waren in den folgenden Monaten stets von einer Aura der Sorge und der dunklen Ahnungen umgeben. Obwohl sein Lehrmeister sich allem Anschein nach große Mühe gab, Kenji nicht in die Angelegenheiten zu verwickeln, verstand er wohl so viel, dass etwas in der theranischen Politik sich ganz und gar nicht in die Richtung entwickelte, die sich Gaius und Pyrrhon erfhofft hatten. Inzwischen hatte sich Kenji so viel angelesen, dass er begriffen hatte, das die Position des Botschafters wenig bis gar nichts mit politischer Macht zu tun hatte. Doch die weitere Familie, speziell ein Schwager des Gaius Octavius namens Silvius Insidiae, machte den beiden Freunden aus Kenji bislang unbekannten Gründen offenbar große Sorgen.

Zudem gingen die Forschungen, Kenji hatte aus Gesprächsfetzen und seiner Observation, welche Bücher die anderen Besucher der Bibliothek nutzen, schon lange ausgemacht, dass es irgendwie um die Plage ging, wohl nicht so entscheidend voran, wie sie es wohl gehofft hatten. Jedenfalls konnte Kenji von seinem beobachtenden Standpunkt keine bedeutenden Entwicklungen ausmachen.

Zusätzlich zu dem ganzen Unglück bemerkte der junge Questor noch ein ganz persönliches, tragisches Schicksal eines jungen Individuums. Nach dem Zwischenfall auf den Wiesen hatte er sie nur noch alleine auf dem Anwesen herumstreifen sehen. Manchmal sah er sie konzentriert in der Bibliothek lernen; ein andernmal übte sie mehr schlecht als recht unter den verzweifelten Blicken ihrer Lehrer dieses oder jenes theranische Instrument zu spielen. Aber lächeln, geschweige denn unbeschwert lachen sah er sie nie mehr.

In gewisser Weise erinnerte ihn diese verlorene Unbeschwertheit, die die Jugend doch ausmachen sollte, an ihn selbst. Er war stets ein Fremder gewesen und geblieben. Der Waise. Der Ishturi. Der Questor. Sie war das edle theranische Mädchen mit den einprägsamen, tiefblickenden Ozeanen statt Augen. So gänzlich fremd und ihm doch so verwandt. Aber vielleicht suchte er auch nur nach jemandem wie ihr, einer Person, in die er seine Einsamkeit projezieren und damit weniger schmerzhaft machen konnte.


Ein anderes, doch nicht weniger tapfer ertragenes Schicksal war das des alten Questors Pyrrhon. Kenji sollte nie erfahren, welches Leben der Questor, der einst aus Lis gekommen war, früher geführt hatte. Doch es konnte kein leichter Weg gewesen sein. Nicht selten erwähnte er seine große Dankbarkeit gegenüber dem obsidianischem Lichtträger, der ihn in gewisser Weiße vor einem dunkleren Schicksal bewahrt hatte. Jetzt, auf seine alten Tage, ließ sein Körper ihn zunehmend im Stich. Pyrrhon, der Kenji anfangs noch im Stechschritt bei jeder Wanderung beinahe davonmarschiert war, verließ nur noch selten den Tempel. Seine Hüften schmerzten ihn und sein Augenlicht ergraute zusehends. Zunächst mochte er nur noch unter guten Lichtverhältnissen, später gar nicht mehr zu lesen. Doch tat er sich damit nicht unnötig schwer. Sein Geist blieb messerscharf, und was er nicht zu sehenden Zeiten auswendig gelernt hatte, lies er sich ohne falschen Stolz von seinem Schüler vortragen.

Auch wenn sich Kenji sicher war, das keine Ohnmacht seinen Meister umfing, redete er nun manchmal in scheinbar unerklärlichen Weisen. Auf seine Nachfrage erklärte Pyrrhon ihm, dass es den Göttern wohl gefiel, ihm zwei Augen zu schließen, nur um langsam ein drittes zu öffnen.


"Ich werde nicht mehr lange hier sein, Kenji. Der selbstsüchtige Mensch in mir hätte sich gefreut, die Früchte seiner Arbeit noch mitansehen zu dürfen. Aber ich bin nicht bitter. So sehr sie mich auch teilweise gequält haben mögen, so wurde mir doch von den Göttern reich eingeschenkt. Ein zweites und genug für ein drittes Leben." Pyrrhon lag in den letzten Wochen viel und setzte jede zweite Mahlzeit aus. Er war abgemagert, mehr als gut sein konnte, aber diesbezügliche Diskussionen führten zu nichts. "Meister, es gibt noch immer viel zu tun für euch. Ihr selbst habt gesagt, dies sind schwierige Zeit für die gottesfürchtigen Menschen von Kronstadt. Ihr werdet gebraucht!" "Unsinn. Ich habe meine Aufgabe schon lange erfüllt. Das weiß ich jetzt. Der Rest war die Gnade der Götter. Doch langsam wird die Gnade zur Qual für mich. Das Geschenk ist verdorrt. Die Zukunft gehört den Wagemutigen. Ich aber bin stets ein Zweifler geblieben." Kenji wurde zusehends unruhig. Nun, wo er darüber nachdachte, war Pyrrhon in den letzten Monaten fast sichtbar schnell gealtert. Er konnte doch jetzt nicht einfach sterben! "Ihr esst einfach zu wenig. Ich mache Euch eine reichhaltige Suppe, dann sieht es morgen schon ganz anders aus." Pyrrhons knochige Hand tastete nach Kenjis Arm und ergriff ihn mit überraschender Stärke. Er öffnte die milchweißen Augen. "Hör mir zu, Kenji. Es gäbe noch so viel zu sagen. Aber die Zeit ist knapp. Ich habe drei Bitten an dich. Tu einem alten Mann einen Gefallen und gewähre ihm drei bescheidene Wünsche." Kenji hatte die Ahnung, dass diese so bescheiden nicht würden, aber er bejahte die Bitte mit einem Knoten in der Brust.


"Es mag dir wie eine Lüge vorkommen. Aber es ist nur eine Frage der Perspektive. Wenn Gaius oder Archorbar dich fragen, sag ihnen, ich sei in Frieden gestorben. Denn so wird es gewesen sein. Ich bin mit mir und den Göttern im Reinen. Nach all der Zeit habe ich glaube ich... verstanden." Keni verstand nicht, aber er nickte, nicht daran denkend, dass der erblindete Erzquestor dies nicht wahrnehmen konnte. Doch Pyrrhon fuhr einfach fort. "Zweitens. Ich habe es nicht gleich gesehen, aber nun wird es mit jedem Tag klarer. Du bist auf eine Weise, die sich schwer in Worte fassen lässt, mit dem Schicksal der Familie Aequus verbunden. Achte auf sie. Es wird eines Tages von großer Bedeutung sein. Wenn du scheiterst, wird großes Leid folgen. Beschütze sie mit all deiner Kraft!" Kenji wollte fragen, wie denn ein einfacher Questor eine so mächtige Familie beschützen sollte - und vor was. Aber Pyrrhon hielt seinen Arm noch fester, das es fast wehtat. "Und zuletzt. Finde heraus, wer... du bist. Kenjiro Asai? Wer... bist du..." Kenji blickte irritiert auf. Unter den blinden Augen seines greisen Lehrmeisters flackerte etwas auf. Dann ließ ihn die knochige Hand los. Etwas, für das Kenji keinen Namen hatte, geschah mit dem alten Questor. Als er weitersprach, für einen Moment, hatte sich seine Stimme verändert. Es war dieselbe Stimme, aber auch eine ganz fremde. "Wer.. Wer bist du?" Kenji verstand erst nach Sekunden. Pyrrhon erkannte ihn nicht. Er erinnerte sich nicht. "Wer... Wachen! Wachen!"

Pyrrhons Stimme wurde schrill, überschlug sich. Dann bäumte er sich auf, er krampfte und versuchte, blind um sich zu schlagen. Kenji hielt ihn zunächst fest, dann ließ er von dem alten Mann ab und sprang panisch auf. Pyrrhons Antlitz veränderte sich. Die Haut in seinem Gesicht straffte sich, wurde dünn... und riss. Seine geweiteten Augen starrten blind und schmerzverzerrt in seine Richtung, Blut lief aus den Augenhöhlen über die nun blanken Wangenknochen. Ein erstickender und zuletzt in Gurgeln untergehender Schrei entfuhr dem Sterbenden. Die Haut auf seinen Armen und unbedeckten Beinen wurde zu durcheinendem Pergament und fiel von ihm ab. Dann klappten seine Lungen zusammen, die Brust fiel in sich ein. Mit einem lauten Zischen entwich die Luft aus der kollabierten Lunge. Das offene, faulende Fleisch blubberte, als ob es kochte, dann wurde es schwarz und zerfiel letzten Endes zu Staub. In weniger als einer Minute war von dem Erzquestor nur mehr ein staubiges Skelett geblieben. Kenji wandte sich in Grauen ab und übergab sich.


Nachdem er sich wieder einigermaßen im Griff hatte, beerdigte er die Überreste seines Lehrmeisters. Danach, Mit erdverschmierter Robe, völlig geistesabwesend, verließ er den Tempel in Richtung des Anwesens der Aequus. Mit tonloser Stimme bedeutete er dem Pförtner, dass er wichtige Nachricht für den Botschafter brachte. Nach einer Zeit, die ihm ewig vorkam, wurde er schließlich vorgelassen. Er traf den Botschafter in seiner Nachtrobe vor. Er wartete, wie es üblich war, im großen Atrium.

Kenji richtete in feinstem Theranisch das Wort an ihn. "Verzeiht die nächtliche Störung, Botschafter, aber ich komme mit trauriger Nachricht. Mein weiser und gerechter Meister, euer treuer Freund Pyrrhon von Lis ist heute mit dem Sonnenuntergang verstorben." Dieses eine Mal erlebte Kenji einen klaren Bruch der Etikette von dem Mann, den er über all die Jahre so diszipliniert gesehen hatte. Dieser schaute zunächst sehr betroffen, dann sah er den leeren Blick von Kenji und umarmte ihn kurzerhands. Kenji, innerlich taub, war unfähig darauf zu reagieren. Schließlich stellte Gaius Octavius Aequus die entscheidende Frage, wegen der Kenji gekommen war. "Wie ist er gestorben?" "Botschafter. Mein Meister ist friedlich gestorben." Der alte Freund des Erzquestors schaute erleichtert.

Schatten über Kronstadt (345-350 i.J.P.)

Keine der Bitten seines nun verstorbenen Lehrmeisters ließ Kenji in den folgenden Jahren in Ruhe. In Anbetracht des plötzlichen Todes und aufgrund der durchweg positiven Aufzeichnungen Pyrrhons wurde entschieden, Kenji ohne weitere Umschweife zum vollwertigen Mitglied der Kurie zu ernennen. Questor Kenji übernahm damit zunächst de facto alle vorherigen Aufgaben seines Meisters, natürlich ohne die Weihen eines Erzquestors. Es war nicht ungewöhnlich, in so einem Falle für eine beschränkte Zeit einen einfachen Questor das Behüten eines Tempels übernehmen zu lassen. Es wurde zwar erwähnt, das zu einem noch unbekannten Zeitpunkt ein neuer Tempelvorstand berufen werden sollte, jedoch gab es in diesen unsicheren Zeiten wichtigere Belange. Kenjis Ruf war - womöglich auch durch Verdienst des Botschafters sowie des Lichtträgers Archorbar tadellos unter seinesgleichen, wenn auch die wenigsten ihm je persönlich begegnet waren und seine Jugend innerhalb der Kirchenvertreter mit einem natürlichen Leichtsinn verbunden wurde.

Er bewahrte das grimmige, unheilige und womöglich schwarzmagische Ende seines Meisters für sich. Er hatte einige Male in Erwägung gezogen, Morea einzuweihen; er ahnte, dass sie sich womöglich in solcher Materie besser auskannte, als sie vorgab - entschied sich dann aber stets dagegen, weil er sie damit in eine Situation brächte, etwas vor ihrem Mann geheim halten zu müssen. Zudem war nun auch das letzte Lächeln aus den Gesichtern der Familie Aequus gewichen. Gaius und Morea waren vermehrt nur noch aus der Ferne sichtbar. Von Octavia war keine Spur mehr. Kenji brachte nur mit großer Mühe aus der Bediensteten, die ihn einst Theranisch gelehrt hatte, heraus, dass sich die junge Frau tatsächlich noch auf dem Anwesen aufhielt. Aber sie weigerte sich auf Nachfrage standhaft, ihm ihren genauen Aufenthaltsort zu verraten.


So war und blieb es für Kenji schwer vorstellbar, was Pyrrhon mit seinen prophetischen Worten gemeint haben könnte. Eine Verbindung zwischen ihm und der edlen theranische Familie. Seine schützende Hand, die irgendein dunkles Schicksal von einem Mitglied der Familie (oder der ganzen Familie?) abwenden sollte. Es ergab alles keinen rechten Sinn. Und was meinte er mit der Frage, wer er, Kenji, sei? Da ihm als Vollwaise, der einst an den Pforten des Tempels abgegeben worden war, keine Spur in seine Vergangenheit mehr offen war, musste Pyrrhon es symbolisch gemeint haben. Er musste seinen Platz in der Welt noch finden. Sicher, sein Leben in die Hände der Götter zu geben, der Passion der Gerechtigkeit ein profundes und dienliches Werkzeug zu sein, war eine hehre Aufgabe. Aber ohne sich und seine Aufgaben zu begreifen, war er eben auch nicht mehr als ein dumpfes, seelenloses Werkzeug. Er musste all das Wissen, das er sich über die Jahre angelesen hatte, nicht nur als Tinte auf alten Leinen begreifen, sondern als Schlüssel zu einer höheren Wahrheit. Er wollte nicht so vermessen sein, nach Erleuchtung zu streben. Aber etwas da draußen - oder tief in ihm drinnen - wollte verstanden werden. Waren das nicht auch Pyrrhons letzte klare Worte gewesen? Das er etwas verstanden hatte? Er musste an die Worte eines theranischen Dichters denken:

Denke daran, daß das,

was dich wie an unsichtbaren Fäden hin- und herzieht,

in deinem Inneren verborgen ist.

Die Welt verstehen, hieß demnach sich selbst zu ergründen, und umgekehrt. Kenji war diesem scheinbar widersprüchlichen Dualismus schon häufiger begegnet, wenn es um die theranische Dichtung ging. Sie war im Gegensatz zu der Dichtung hier in Barsaive häufig hochbrisant, sowohl was die politische, als auch die philosophisch-theologische Ebene anging. Die Theraner, den Göttern und insbesondere ihrem Gottkaiser bis in den Tod ergeben, sahen darin keinen Widerspruch. Der brilliante Geist forderte alles heraus und kannte nur wenige Tabus. Kenji kam nicht umhin, diese Einstellung in der theranischen Dichtung zu bewundern.

Die nächste, große Zäsur im Leben des Questors kam nicht weniger überraschend als der jähe Tod seines Lehrmeisters. Im dreihundertundsiebenundvierzigsten Jahre der Passionen brach er des morgens, wie unzählige Male zuvor, zum Anwesen des Botschafters auf. Doch als er die große, eiserne Pforte erreichte; als die Sonne gerade über das Kliff im Osten kletterte und den Morgentau auf der nassen Wiese glänzen ließ, blieb ihm der Zugang von einem Dutzend schwer gerüsteter theranischer Soldaten versperrt. Dem Banner nach handelte es sich um Truppen aus Travar. Die Leibgarde des Schwagers vom Botschafter, dachte Kenji.

"Bei den Passionen, was ist hier los?", fragte er. Doch die Soldaten bedeuteten ihm nur mit unmissverständlicher Gestik, das er sich davon scheren sollte. Er wich unmutig etwas vom Tor zurück um auf eine bessere Gelegenheit zu warten. Nach einiger Zeit hastete der gebückte Pförtner zum Questor. Unter vorgehaltener Hand flüsterte er: "Werter Questor, bitte geht. Es ist hier nicht sicher. Die Truppen von Silvius Insidiae verhaften hier wahllos sogenannte Verdächtige." "Verhaften? Verdächtige? Was geht denn hier vor sich?" "Ihr wisst es noch gar nicht? Es gab einen feigen Anschlag. Der Botschafter ist tot. Ebenso seine Frau und Tochter, so heißt es." Der Pförtner wirkte den Tränen nah. "Ich habe gehört, wie es die Köchin der Magd erzählte. Sie hat die Soldaten belauscht. Der gute Herr wurde wohl erstochen und die Frauen wurden die Klippen herabgestürzt. Aber bei den Göttern? Wer würde so etwas tun?" "Bei allen Passionen. Danke für die Nachrichten, so schrecklich sie auch sind. Schnell, geht an Euren Posten zurück, bevor man euch noch vermisst."

Der Pförtner huschte wieder davon. Kenjis Gedanken schwirrten. Die Gefahr hatte sich in keinster Weise angedeutet. Ein Attentat? Gaius Octavius. Morea. Octavia! Diese herzensguten und unschuldigen Theraner. Wer sollte ihnen etwas Böses gewünscht haben, geschweige denn sie in Nacht und Nebel umbringen wollen? Kenji kehrte zurück in den Tempel ohne zu wissen, was nun zu tun sei. Hatte er versagt? Und was würden diese schrecklichen Ereignisse nun bewirken? Gaius Octavius Aequus war stets ein ruhiger Pol in einem schwelenden Konflikt gewesen, eine weise Stimme der Vernunft in einer Welt, die in den letzten Jahren düsterer und unheilvoller geworden war. Hatten seine Forschungen vielleicht doch zu einem Ergebnis geführt? Hatten ihn seine alten Konflikte im Kernreich nun doch noch hier im weit entfernten Barsaive erreicht? Hatte es gar etwas mit den Geheimnisses Moreas zu tun gehabt? Was auch immer dahinter steckte, was sollte er als einfacher Questor tun? Ihm war ja nicht einmal möglich, das Anwesen ohne Erlaubnis zu betreten. Natürlich war er als Mynbrujequestor in seinem Amt zu respektieren. Aber erwartete er wirklich, dass Silvius Insidiae, der mit seinen Soldaten höchstpersönlich (und erstaunlich schnell) angerückt war, ihm die Verantwortung in dieser Situation überließ? Es war kein Geheimnis, dass nicht alle Theraner hier in Barsaive die hiesige Rechtssprechung akzeptierten. Es brauchte keinen Hellseher, um Insidiaes Meinung diesbezüglich einzuschätzen.

Und selbst wenn er sich irgendwie, etwa mit Unterstützung des Rats durchsetzte; den Tod der Familie konnte er nun nicht mehr verhindern. Vor seinem inneren Auge zogen die Gesichter der Familie an ihm vorbei. Das Sinnbild der theranischen Tugenden - Gaius Octavius Aequus. Erstochen von feigen Mördern in der Nacht. Seine bildhübsche und geheimnisvolle Frau Morea. Die ihm gegenüber stets so freundlich und zuvorkommend war, obwohl er spürte, dass er ihr nie etwas hatte vormachen können. Sie hatte schon bei ihrem ersten Treffen den Straßenjungen gespürt, der sich als Questor verkleidet hatte. Und doch hatte sie deswegen nie auf ihn hinabgeblickt oder gar sein Geheimnis verraten.

Und Octavia. Das gerade zuletzt so stille Mädchen mit den feinen Gesichtszügen und diesen Augen, die ihn nie ganz losgelassen hatten, nachdem er sie das erste Mal erblickte. Er hatte versagt. Er hatte sie nicht beschützt, obwohl er es Pyrrhon doch versprochen hatte. Obwohl er es sich versprochen hatte.

Da er nicht wusste, ob er jemals wieder die Kraft finden würde, sich zu erheben, wenn er nicht gleich etwas unternahm, wurde er schon wenige Tage später beim Rat von Kronstadt vorstellig. Doch bevor er seinem Anliegen Gehör verschaffen konnte, richtete man das Wort an ihn. "Gut das Ihr kommt, Questor Kenji. Wir wollten soeben nach Euch schicken lassen. Es gibt wichtige Neuigkeiten. Wie uns der ehrenwerte Statthalter Silvius Insidiae berichten konnte, wurden die Täter des feigen Attentats auf den Botschafter und seine Familie ausgemacht. Es handelt sich dabei um Barsaivsche Rebellen, die in ihrem blinden Hass gegen die Theraner den Frieden destabilisieren wollen. Seine Truppen verfolgen bereits zu dieser Stunde ihre Spur." "Gibt es dafür Beweise?" "Hütet lieber Eure Zunge, Kenji. Weil ihr ein Questor des himmlischen Richters seid und von bisher unzweifelhaftem Rufe, sollen Euch diese unbedachten Worte verzeihen werden. Aber vergesst nicht, Silvius Insidiae vertritt in politischen Angelegenheiten in und um Travar das theranische Reich und damit den Kaiser. Ihr wollt in diesen unruhigen Zeiten nicht den Drachen reizen." Der Ratsherr fügte etwas milder hinzu: "Das ist doch genau, was die Attentäter wollen." Kenji biss sich auf die Zunge, um eine noch unbedachtere Entgegnung zu verhindern. "Noch etwas, Ratsherr?" "Ja. Silvius Insidiae hat Marcus Vulturius Vorax als Ersatz für den verstorbenen Botschafter - die Götter schützen ihn - vorgeschlagen. Der Rat hat dies einstimmig angenommen."


Nur wenige Tage später schickte der Rat eine verlesene Botschaft in den Tempel des Mynbruje. "Questor! Der Rat von Kronstadt erlässt hiermit augenblicklich folgendes Dekret zur Einschränkung der Rechtssprechung der Questoren Mynbrujes: Ab sofort dürft Ihr weder Gericht halten noch Urteile fällen. Allein die legitimen Gesetze werden zukünftig über Recht und Unrecht entscheiden." Kenji sprang von seinem Betstuhl auf. "Das könnt Ihr nicht tun! Botschafter Aequus hat stets die einheimischen respektiert, da er wusste, welche Bedeutung die Urteile der Questoren für die Bevölkerung besitzen." Sein Protest wurde mit einem widerlichen, abfälligen Grinsen des Boten beantwortet. "Vergesst nicht, dass Aequus tot ist. Ihr solltet Eure Aufgaben besser auf seelsorgerische Dienste beschränken. Sonst wird das unangenehme Konsequenzen für Euch haben."


Mit dem Untergang des Hauses Aequus wurde ein neues, dunkles Kapitel von Kronstadt aufgeschlagen. Neben diesen ersten Dekreten folgten noch weitere, die der alte Botschafter niemals zugelassen hätte. Vorax war offensichtlich nichts als eine Marionette Insidiaes und der Rat wollte oder wagte kein Aufbegehren. Kenji wurde nicht mehr in das Anwesen vorgelassen; die Forscher und Magier, die nicht ohnehin schon gegangen waren, wurden zum Verlassen des Anwesens gezwungen und ein Großteil der Bediensteten entlassen.


Kenji übte stillen (und faktischen) Protest, indem er heimlich weiter für Recht und Ordnung unter der Bevölkerung sorgte. Dies ging eine Weile gut, doch einige Monate später klopfte gegen abend jemand an die Pforte seine Tempels. Er war gerade dabei, den Gebetsraum zu fegen und bat den späten Gast rufend herein. Als eine Weile niemand erschien, lehnte er schließlich den Besen gegen eine Bank und schaute selbst nach, wer denn da geklopft haben mochte.

Die verhüllte Gestalt war klein und gebeugt. Er bückte sich, um auf Augenhöhe zu gelangen. Er erkannte an ihren Bewegungen, dass es sich um eine alte Frau handeln musste. "Was ist denn, Mütterchen... moment, ich kenne Euch!" Die alte Frau hatte ein eingefallenes Gesicht. Eines ihrer Augen war zugeschwollen. Trotzdem erkannte er seine alte Lehrerin. "Bei allen Göttern, was ist mit Euch geschehen?" "Questor, kümmert euch nicht um eine alte Frau. Bringt Euch lieber selbst in Sicherheit." "Ich, in Sicherheit? Wovon redet Ihr?" "Einer der Bauern, gegen die Ihr entschieden habt, hat Euch verraten. Vorax lässt nach Euch schicken. Er will Euch verhaften lassen. Der Einfluss meines guten Herrn Aequus hat Euch über seinen Tod beschützt, aber er ist jetzt vergangen." "Hat Vorax Euch so zugerichtet?" "Er hat bemerkt, dass ich ihn belauscht habe. Aber er weiß nicht, was ich alles gehört habe. Bitte flieht. Ich will nicht, das mein guter Herr umsonst gestorben ist."


Kenji schaute sich um. Außer seinem Wanderstab brauchte er an sich nicht viel. Aber er konnte doch die guten Menschen von Kronstadt nicht im Stich lassen! "Wieso umsonst gestorben? Bitte geht nicht zurück zu diesem falschen Botschafter, diesem schändlichen Frauenschläger." "Ich musste doch bleiben." "Was? Wieso? Ihr wart der Familie immer eine gute Dienerin. Ich bin sicher, sie waren immers stolz auf Euch. Sie werden es Euch nicht übelnehmen, wenn ihr Euch vor Vorax in Sicherheit bringt." "Das meine ich doch nicht, dummer Junge. Ich musste bleiben, damit ich ein Geheimnis waren konnte." "Was für ein Geheimnis?" "Octavia lebt. Sie ist damals entkommen. Ich habe es selbst gesehen. Und Ihr müsst sie bitte finden."

Kap. 0 Flucht aus Kronstadt

Die Flucht aus Kronstadt

Nach einigen gemächlichen Jahren als friedensstiftendem und rechtschaffendem Questor des Mynbruje, deren Entscheidungsgewalt selten einmal mehr Verantwortung bedurfte als das Schlichten eines Streits zwischen zwei konkurrierenden Bauern oder einem Bauernjungen, der die Tochter des Hofs geschwängert hatte, änderte sich das Leben des Questors in sehr kurzer Zeit unwiderruflich. Kronstadt, bisher vor allem friedliche und unter der helfenden Hand der Theraner aufblühende Provinzhauptstadt, gelang augenscheinlich immer stärker unter den Einfluss zwielichter, weniger wohlmeinender Machthaber aus dem Reich. Diese Entwicklung hatte spätestens mit dem Tod des Gaius Octavius Aequus Einzug gehalten, einem Freund von Kenjis Lehrmeister Pyrrhon und zugleich eine Art Förderer des jungen Questors. Nun aber wurde offensichtlich jede frühere Nähe zu dem verstorbenen theranischen Politker zu einem Risiko. Nach einer persönlichen Warnung an ihn entschied sich der Questor, sein Heil in der Flucht zu suchen; wohlwissend, dass sein Tod zu früh für die Pläne der Passionen käme.

Unweit seines Aufbruchs begegnete er einer Gruppe von Helden, die sich ihrerseits schon eine ganze Weile erfolgreich vor der Hand Theras verbargen. Als er erfuhr, dass sich in der Gruppe auch die Tochter des verblichenen Aequus, Octavia aufhielt, verstand er den Fingerzeig der Passionen ohne Umschweife und bot seine Dienste im Gegenzug für die Erlaubnis an, sie zu begleiten (vgl. Comic).


Kap. 10 Der Weg nach Parlainth

Auf dem Weg nach Parlainth bestätigte sich für Kenji nach einiger Zeit, dass die Befürchtung einer dämonischen Besessenheit von Henk durchaus der Wahrheit entsprach. Dieser kämpfte zwar tapfer gegen die Kreatur namens Maldoror an, würde aber ohne die Hilfe der Passionen früher oder später rettungslos verloren sein. Die Strapazen der Reise und der dämonische Unfriede, den die gesalbte Zunge des Dämons unter die Heldengruppe trug, drohte diese zusehends auseinander zu brechen.

Kenji, eigentlich durch sein eigenes Schicksal und die vielen ungerecht erscheinenden Schicksal der guten Menschen, die ihm in seinem Leben bisher begegnet waren, von Glaubens- und Selbstzweifeln geplagt, schöpfte aus dem Vertrauen Octavias in ihn neue Kraft und tat sein möglichstes, den unheilvollen Einfluss des Dämons einzudämmen, so gut es ging.

Kap. 11 In Parlainthium Novum

In Parlainth versagte Kenji als Questor das erste Mal seit seiner Weihung durch seinen Lehrmeister auf voller Linie. Hatte er den Dämon mit Henk scheinbar noch zurückgehalten, glaubte er sich doch im Nachhinein durch eine ganz andere, alloranische Schwäche von seiner Questorenkraft beraubt: Er hatte Octavia blind vertraut und daher nichts von ihrem politischen Ränkenspiel mitbekommen, dass auf einer gefährlichen Lüge aufbaute und ihm daher vorenthalten worden war. Zunächst schien zwar ihr Plan, einen theranischen Senator zu ehelichen, sowohl für sie als auch die politische Situation ihres Bruders aufzugehen. Doch Mynbruje straft die Lügner mit aller Macht seiner ehernen Ordnung, wenn auch nicht immer sogleich...

In Parlainth begegneten sie auch einem hochrangigen Vertreter der dunklen Bruderschaft, Sabaoth Immortalis. Mit gemeinsamen Kräften gelang es ihnen, den Magier zu bezwingen, woraufhin Kenji ihn gemeinsam mit Adarian in Mynbrujes Namen richtete.

Kap. 12 Die Drachenträne

Nach der Zeit in Parlainth erlitt Kenjis Selbstvertrauen einen herben Dämpfer. Octavia und Henk hatten nicht nur ihn, sondern auch ihre so nötigen möglichen Alliierten im Kampf gegen die Schwarzmagier belogen. Würde die Lüge auffliegen, stand der gesamte Erfolg ihres Kampfes gegen die Bruderschaft auf dem Spiel. Kenjis Erleichterung das Überleben Octavias betreffend wurde sehr von seiner Erkenntnis getrübt, dass er sich jegliche Gefühle ihr gegenüber würde verbieten müssen, wenn er seine Aufgabe als Questor der Gruppe vollbringen wollte. Daher schwor er sich, sein Gefühl, sie um jeden Preis beschützen zu müssen, als Wegweiser der Passionen zu begreifen und nicht als Ausdruck seiner eigenen widersprüchlichen Gedanken.

Tatsächlich erreichte die Gruppe schon bald nach ihrem Aufbruch die Nachricht, dass Octavias vorgetäuschter Tod aufgeflogen und alle diplomatischen Bemühungen in Parlainthium Novum gescheitert waren. Kenji spürte die Verzweiflung in der Gruppe, vermochte aber nicht zu helfen.

Zu allem Unglück verlor die Gruppe dann noch nach einem kurzen, aber heftigen Intermezzo mit den Schwarzmagiern ihren wichtigsten Besitz im Kampf gegen diesselben. Ein unscheinbares schwarzes Kästchen, welches Kenji als eine Art Dämonenfänger begriffen hatte, sich aber bald als ungemein wichtiges Paraphernalium in einem großen Ritual der dunklen Bruderschaft herausstellen sollte.

In den folgenden Wochen der Reise nach Norden, deren Bedeutung Archorbar der Gruppe nur in Ansätzen hatte erklären können, zog sich vor allem Octavia immer mehr von ihren Freunden. Kenji befürchtete schon, sie sei von einer Art Krankheit oder gar dämonischen Besessenheit befallen worden, wie sie Henks Situation ähnelte.

Der schwarze Questor

Der schwarze Questor

Die Helden entdeckten den Eingang eines noch verschlossenen Kaers und besiegten den Dämon, der ihn bewachte. Nach der Öffnung begegnen sie den überlebenden Bewohnern. Adarian und Kenji erlagen nach einigen Problemen schließlich der Versuchung, die vagen Prophezeiungen des Kaers bezüglich der Rückkehr eines legendären Anführers auszunutzen und etablieren Adarian unter Protest der anderen Helden als neuen König. Da Kenji Adarian die Aufgabe nicht zutraute, betätigte er sich als sein Berater. Die Angelegenheit geriet mehr und mehr außer Kontrolle, schließlich mussten sie sogar zeitweise ihre Freunde einsperren, um sich an der Macht zu halten. Die Bevölkerung des Kaers spaltete sich in zwei Lager. Solche, die Kaerburg wieder aufbauen wollten (und einige votierten gar dafür, die Kaertür wieder zu versiegeln), andere entschieden, am nahen See eine neue Siedlung aufzubauen, die fortan Kaerstadt heißen sollte. Die Ankunft eines Schwarzmagiers des Bundes, der Octavia erpresste, zwang die Gemeinschaft schließlich, weiterzuziehen. Adarian und Kenji begriffen und bereuten ihren großen Fehler. Adarian versprach jedoch, eines Tages wiederzukehren.

Die Helden reisten weiter ins Reich der Olburger. Dort verfolgten sie die Spur nekromantischer Rituale bis zu einem magisch geschützen Geheimversteck. Kurz bevor Kenji eine tödliche Falle auslöste, merkte Henk, dass etwas nicht stimmte und trat an die Stelle des Questors. In ihrer Verzweiflung begegneten die übrigen Helden einem zweifelhaften Wissenschaftler, der behauptete, den Leichnam ihres Freunds konservieren und später wiedererwecken zu können. Kenji spürte, dass sich dahinter etwas wenig göttliches verbarg, war aber durch die Erlebnisse in Kaerburg und das Schuldgefühl, weil Henk ihn vor dem Schicksal bewahrt hatte, zu verunsichert, um sich zu äußern.

Bei der weiteren Verfolgung des Schwarzmagiers begegneten sie Noah, der sich der Gruppe anschloss. Kenji spürte sofort, dass Noah der Gruppe eine Hoffnung und Unbekümmertheit gab, die er derzeit nicht geben konnte. Daher war er über diesen Zuwachs des sympathischen Kämpfers sehr erfreut. Noah war der einzige Überlebende einer tödlichen Seuche und schien auch sonst vom Glück verfolgt.

Die Helden reisten weiter ins Asholz. Im Gebiet der Elben bestätigten sich die Ahnungen, den ominösen Wissenschaftler betreffend. Titus wurde von den Elben getötet und Henk auf dem Schiff von Loriana wiedererweckt. Kenji weiß nicht, wie, ging aber von einem göttlichen Wunder aus. In Gelhor Ash unterwies der Älteste Thalionampaion die Helden in der Prophezeihung der Drachenträne, erzählte jedoch nur die halbe Wahrheit.

Weiter nördlich stolperten die Helden vor Varandau in den Konflikt der dort lebenden Holzfäller mit dem grünen Mann, einem alten Baumelementar. Mit Lorianas Hilfe schlichten sie den alten Streit, doch als Trolle angriffen, konnte nur Adarian mit dem Trollhorn, das ihn als Freund des Volkes ausweist, eine blutige Schlacht verhindern. Kenji war betrübt, als Loriana sich entschloss, der Prophezeihung der Drachenträne nicht weiter zu folgen und beim grünen Mann in die Ausbildung zu gehen.

Doch die Rückschläge wollten nicht enden: Der Herr des Raumes Enbi Lulu'Gugal überwältigte die Helden kurz nach ihrem Aufbruch und infizierte sie mit einer Seuche, welche sie hilf- und und hirnlos durch die Wildnis irren lies. Sie gerieten in die Fänge wilder, naiver Kannibalen. Doch bevor diese sie fressen, gelang es den Helden, die Seuche zu überwinden. Die kannibalischen Nortai beten einen selbsternannten Gott an, der sich als sterblicher Magier herausstellte. Ignus, wie er sich nennt, war Kenji höchst suspekt, Octavia aber war fasziniert von dem Mann, der die Magie des Feuers gemeistert zu haben schien. Während sie bei ihm lernte, ihre zuletzt immer mehr außer Kontrolle geratenen Flammen zu bändigen, wandt sich Kenji in erflammender Eifersucht. Henk bemerkte dies scherzhaft, ahnte aber nicht, wie richtig er die Situation einschätzte. Ignus versuchte, Octavia auf seine Seite zu ziehen, doch sie widerstand und entschied sich für die Gruppe ihrer Freunde und ihrer Queste.

Nach allen Niederschlägen und Fehlentscheidungen der jüngsten Zeit entschied sich Kenji, einem prophetischen Traum zu folgen und Eithel Nauda aufzusuchen. Entweder würde der gefahrenvolle Weg ihn töten oder er würde geläutert. Desweiteren erlegte er sich bis zu seiner Läuterung selbst ein Schweigegelübte auf. Zuvor verriet er jedoch Adarian, wo die Gruppe ihn würde finden können, wenn er erfolgreich sein sollte.

In den folgenden Wochen gelang es den Helden, die vom Elbenältesten erwähnten Orte zu finden und die heiligen Relikte der Götter zu erlangen. Verschiedene Visionen führten sie zur Eule der Hesinde, dem Schwurstein des Mynbruje und schließlich zum Weinkrug der Astenda. Kenji gelang es dabei ein Stück weit, seinen Weg zu den Passionen wieder zu finden und etwas Selbstbewusstsein zurückzuerlangen. Er entschied, dass die Gefühle für Octavia Quell seine Schwäche waren. Er beschloss, dass seine Funktion als Seelenhirte der Gruppe wichtiger für die Erfüllung der göttlichen Prophezeihung war als seine persönlichen Gefühle und nahm sich vor, sie nicht weiter zu befolgen. Stattdessen vermutete er immer mehr, dass die Reise nach Axunatra Ithiel das Letzte von der Gemeinschaft verlangen würde. Außerdem glaubte er, langsam zu begreifen, warum Mynbruje ihn zu Octavia geführt hatte. Er musste ihr helfen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Auch wenn es sein Leben kostete.

Auf ihren Reisen begegneten die Helden einer Gruppe von Schwarzmagiern, die dem Bund des Utukk'Xul feindlich gesinnt sind, der Malthusbruderschaft. Kenji begriff, dass der Bund den Feind allen Lebens darstellt, der Schöpfung als großem Ganzen.

Nach einer Begegnung mit verschiedenen Trollstämmen reisten die Helden mithilfe eines trollischen Luftschiffs weiter in den Norden. Dort entdeckten sie eine alte Zwergenmine, die unter der Kontrolle eines mächtigen Dämons war. Kenjis neu gefundene Sicherheit befähigte ihn, mit göttlicher Hilfe eine Flamme des Glaubens zu beschwören und den Dämon zu vernichten.

Eine Schwarzmagierin des Bundes stellte der Gruppe bereits kurz darauf eine neue Falle. Noah wurde in einem magischen Alptraum gefangen. Bei dem Versuch, ihm zu helfen, wurden alle Helden gefangen. Kenji sah eine Zukunft als Erzquestor, in der er erfolgreich und angesehen die verheiratete Octavia und ihre Kinder besuchte. Sie sind in dieser Vision gut befreundet. Doch Kenji spürte, dass dies nicht die Zukunft ist, die ihnen bestimmt war. Schließlich gelang es der Gruppe, die Magierin auszutricksen ihren Bann zu brechen.

In Thalio Aswen ist absolut nichts passiert.

Die Gruppe erreichte schließlich Nesta'caim, welche ihnen im Sterben die Karaffe der Garlen überreichte. Ihre Dienerin, die Eltoischamanin K'eygha-shutnu schloss sich der Gruppe an.

Die Helden wurden nach einer weiteren, beschwerlichen Reise von den Firnelben gerettet. Schlussendlich erreichten sie endlich das lang ersehnte Ziel ihrer Reise, Axunatra Ithiel. Doch die Schwarzmagier hatten die lange Jagd gewonnen und erwarteten sie bereits. Vor der Festung kam es zur großen Schlacht. Kenji erspähte einen tödlichen, magischen Angriff auf Octavia und sah sein Schicksal gekommen, doch bevor er dazwischen springen konnte, opferte sich Noah an seiner statt. Kenji wurde von dem tödlichen Blitz nur gestriffen und verlor sein rechtes Ohr. Während er bewusstlos dalag, erstürmten die übrigen Helden unter Adarians Führung die Festungszinnen nd bezwangen die Magier.

Auch nach dem Sieg lauerten tödliche Gefahren in den Tiefen der Festung. Im Kampf gegen ein übermannsgroßes, dämonisches Monster opferte sich K'eygha für die Helden. In der untersten Ebene trafen die Helden den Geist des Drachen Ezekiel. Sie brachen seinen Fluch, in dem sie ihm seine Erinnerung schenkten. Die nötigen Bruchstücke hatten sie im Laufe der Reise beim Erlangen der göttlichen Relikte gesammelt. Kenji erkannte Ezekiels tief schmerzende Schuld und verzieh ihm im Namen der Sterblichen Bewohner Alorans. Aus Dankbarkeit für seine zweisame Befreiung enthüllte er den Helden das Geheimnis, die Drachenträne zu erschaffen. Mittels der drei göttlichen Relikte wurde eine Schale aktiviert, welche die Helden mit ihrem Blut füllten. Durch den Geist des Drachen und das Blut der Helden wurden die Tränen geformt.

Kap. 13 Die Rückkehr nach Barsaive

Erzquestorenrobe

Der gemeinsame Feind des Bundes führte zu einer vorübergehenden Zusammenarbeit mit der Malthusbruderschaft. Kenji und die anderen Helden reisten durch ein Portal der Magier zurück nach Olburg.

Die Fahrt über das Arasmeer Richtung Ankarz beinhaltete die Begegnung mit dem womöglich letzten überlebenden echt Drachen, der sich auf einer Insel außerhalb der Zeit verbarg. Er versprach den Helden schließlich Hilfe, hielt seine genauen Pläne aber im Ungewissen.

Der Prinz von Ankarz Isgar Wintras nahm die Helden persönlich fest, da in ihrer Abwesenheit eine Anklage wegen Hochverrats gegen sie erwirkt worden war. Kenji erkannte sofort, dass sie das Lügengespinst aus Parlainthium Novum nun endlich eingeholt hatte. Der Gefangenentransport wurde schon nach kurzer Zeit von theranischen Trollen überfallen. In dem kurzen, aber heftigen Luftkampf erschlug Kenji den Anführer der Trolle mit einem gezielten Hieb auf den Hinterkopf.

Kenji übernahm einen wichtigen Part in der Verteidigungsstrategie am Richthof zu Märkteburg. Seine Strategie basierte im Kern auf den Tugenden des Mynbruje: Wahrheit, Treue, Gerechtigkeit. In der Verhandlung gegen den Hauptkläger Helom Kerzorban stellte sich dies schnell als unerwartete und erfolgreiche Taktik gegen einen ansonsten aalglatten und brandgefährlichen Mann heraus, der hier seine eine Schwäche einsehen musste: Diese Tugenden waren ihm selbst so fremd, dass er sie nicht hatte vorhersehen können. Der Sieg vor Gericht war in Stimmen knapp, jedoch in seiner Art so deutlich, dass die Gruppe in den Augen der Bevölkerung vollständig rehabiliert wurde und darüber hinaus einiges an Kraft und Mut wiederfand, die die lange Reise abverlangt hatte.

Archorbar berichtete Kenji erfreut, dass die Kurie des Mynbruje entschieden hatte, Kenji zum Erzquestor zu ernennen. Kenji gehörte damit fortan zu den wenigen reisenden Erzquestoren Barsaives ohne festen Tempel.

Mithilfe des Nekromanten Nessir Loccassilo verfolgten die Helden Spuren eines großen Rituals der Schwarzmagier bis in die Katakomben unter Märkteburg. Von den Magier war keine Spur, Kenji unterstützte die danach herbeigerufenen Lichtträger bei der Reinigung des besudelten Ortes.

Kap. 14 Die Heilung von König Varulos

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Archorbar berichtete den Helden von der nächsten schlimmen Botschaft: Der Bund von Utukk'Xul hatte den Zwergenkönig vergiftet und dieser lag womöglich bereits im Sterben. Wenn jemand in Aloran eine Heilung finden konnte, dann nur die mit mystischem Wissen ausgestattete Elbenkönigin Alachia. Ohne zu Zögern, brachen die Helden Richtung Blutwald auf.

Vor dem Blutwald begegneten sie dem Ishturi-Fürsten Arratto Hatti mit seinem Heer, welcher den Blutwald belagerte. Sein Berater Hammas stellt sich als Schwarzmagier heraus, der den Geist des Fürsten verwirrt hatte. Die Helden töteten den Magier unverzüglich und befreiten den Fürsten so aus seiner Versklavung. Im sich stetig wandelnden Blutwald verirrten sich die Helden schnell. Blutelben führten sie, nachdem sie sich als Freunde Archorbars zu erkennen gaben, zu ihrer Königin Alachia. Während Octavia Alachia bei der Königin blieb, um von ihr mehr über die Geheimnisse des Arkanen zu erlernen, reisten die übrigen Helden auf Alachias Geheiß mit der Blutelbin Akanthiel in die Othlon-Ebene und gerieten in einen Kampf mit einer dämonifizierten Dryade.

Alachia belehrte die Helden über die Gestalt der Schwelle, die sie mit ihrem Volk unablässig beschützt. Die Blutelbenkönigin konnte ihnen nur eine Lösung auf Zeit verschaffen, doch versprach sie, in den zusätzlichen zwei Jahren, die sie die Krankheit würde zurückdrängen können, nach einer Lösung zu forschen. Sie überreichte Octavia die nötigen Mittel, woraufhin die Helden nach Throal zurückkehrten und Octavia den König von der Schwelle des Todes zurückholte.

Kenji bemerkte, dass der Stellvertreter des Königs nicht nur bekannt mit Henk, sondern sein Vorgesetzter und Anführer der Diebesgilde war. Doch er stimmte zu, dies für sich zu behalten. Nachdem sich der König etwas erholte hatte, bekamen die Helden in einer großen Ehrenzeremonie am Tag des Bundes das höchste Märkteburger Ehrenabzeichen verliehen: das Rad des Lebens.

Kap. 15 Die Rettung des Troll-Orakels und der Kontakt in Kratas

Gründung des Bundes

Die Helden gründeten in Märkteburg gemeinsam den Bund des Lichtes. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben den Helden einige Lichtträger, allen voran Archorbar höchstpersönlich, sowie der Prinz von Ankarz, den seit dem Kampf gegen die Trolle und der Verhandlung großer Respekt mit den Helden verband. Infolge des ersten Ratsbeschlusses reisten sie auf Bitte von Archorbar zu den Trollen in den Tylonbergen.

Die Helden retteten erfolgreich das Troll-Orakel Aagragaah Thud aus den Nebeltälern.

Anschließend schlichen sie sich in Kratas ein und nahmen heimlich Kontakt zu dem Lagerpräfekten Gaius Probus auf.

In der Stadt trafen sie auch wieder auf Helom Kerzorban, der ein dämonisches Beschwörungsritual unter der Stadt vorbereitete. Sie stoppten das Ritual und verfolgten Kerzorban. Kenji und Octavia wurden von ihm entführt und gefoltert, doch Henk konnte sie aufspüren, befreien und den schwarzmagischen Anführer durch einen Kehlenschnitt endlich töten.

Die Orkin Shak-Shabil begleitete die Helden nach Märkteburg.

Kap.16: Die Bedrohung aus der Ortag Steppe

Zweite Ratssitzung

Bei der zweiten Sitzung vom Bund des Lichtes wurde von unheimlichen und bedrohlichen Ereignissen in der Ortagsteppe berichtet. Ganze Orkstämme schienen verschwunden zu sein, ihre Lager blieben verweist zurück. Die Helden beschlossen, der Sache nachzugehen. Shak-Shabil, Gerbert der Bär und Wolfhardt Schnittmeier begleiten die Helden in die Ortag-Steppe.

Die Helden bemannten ein unauffälliges Frachtschiff und taufen es auf den Namen K'eygha. Sie brachten die Rassel der tapferen, verstorbenen Eltoi am Bug an.

Die Helden kehrten in Trosk ein, um die Stadt vor einem Überfall durch die Theraner zu warnen. Auf der Reise südwärts hatten die Helden Luftschiffverbände der Theraner bemerkt, die sich auf Trosk bewegten. Kenji befürchtete, ein Entflammen des Krieges zwischen Barsaive und Thera könne nur im Interesse des eigentlichen Feindes, der Schwarzmagier sein.

Bei Kontakten mit den Orkclans erfuhren die Helden von dem Orkberserker Sec'hoak Griezz, der für die dunkle Bruderschaft alle Orkstämme unterjochen, dämonisieren oder auslöschen würde. Tief im Süden, nahe des Gebirges, entzündete sich ein Schwelbrand, welcher sich seitdem unaufhaltsam durch die Steppe fraß und nur verkohltes Land hinterließ. Wie sich herausstellte, verbrannte das unheilige Feuer nicht nur alles Leben, sondern auch die Ahnengeister der Orks.

Bei der Schlacht gegen den Berserker und seine Horde unterliegen die Helden trotz gemeinsamer Anstrengung mit den Orks, ihren Ahnen und einigen Lichtträgern. Die Helden konnten zwar einige Schwarzmagier töten, aber nicht verhindern, dass diese einen Herren des Raumes beschworen - den Helden blieb nur die Flucht. Der Lichtträger Hardwulf von Hilligenhain öffnete in höchster Not ein rettendes Portal, verlor aber dabei einen Arm. Neben ihm und den Helden überlebten nur Gerbert und Wolfhart. Shak-Shabil starb in der Schlacht. Kenjis Selbstweifel kehrten wieder zurück, aber er beschloss, dies vor seinen Freunden zu verheimlichen, da sie genügend Probleme hatten.

Kap.17: Neue Hoffnung in Travar

Zurück in Trosk konnte Kenji einen geistig verwirrten Gefangenen soweit beruhigen, dass dieser den Helden von seinem prophetischen Traum zur Heilung König Varulos berichtete.

Die Helden reisten mit Hilfe eines Portals der Lichtträger von Märkteburg nach Lüderitz. Sie erreichen Travar am Boronfest und gelangten unbemerkt und als Händler getarnt in die Stadt, die unter Herrschaft der Theraner ist. Sie kehrten im Handelsviertel im Gasthaus "Travars Stolz" ein. Octavia und Kenji lernten nach dem Besuch einer Theatervorstellung den theranischen Händler Quintus Minucius kennen und kamen über seinen Freund Salvius Tuscus Inanis mit der Travarer Künstlerszene in Kontakt. Adarian und Henk lernten währenddessen in der Gaststätte "Zum Licht" den Lichtträgernovizen Lucius Furius kennen.

Über den Lichtträgermeister Grivon von Dogard gerieten die Helden auf die Spur des theranischen Forschers Mamercus Porcius Mucus. Doch die Vermutungen betreffend dessen Verbindungen zu den Schwarzmagiern stellten sich schnell als Irrtum heraus. Die Helden retteten Mucus' Leben, dass von einem dämonischen Artefakt bedroht wurde. Mit seiner Hilfe entdeckten sie ein magisch verborgenes Portal nach Ekurbad. Dort kam es zum großen Kampf gegen Enbi Lulu'Gugal und seine Gefolgschaft. Nachdem die verzweifelten Helden die Drachenträne einsetzten, floh dieser jedoch und die Helden kehrten siegreich nach Travar zurück.

Ein Portal der Schwarzmagier führte die Helden zur Orichalcumschmiede in Travar, wo sie schließlich Mordem Blandera stellten Octavia tötete ihn mit einem machtvollen Flammenstrahl. Sie entdeckten auch das manipulierte Orichalcum, was dazu dienen sollte, die Stadtmauer für ein schwarzmagisches Ritual zu missbrauchen. Die Helden fanden zahlreiche beweiskräftige Dokumente und informierten die Lichtträger über ihren Fund.

Statt den erwarteten Lichtträgern wurden die Helden von der Travarer Stadtwache und einigen theranischen Magiern überrascht und inhaftiert. Adarian und Henk wurden im Kerker der Arena festgesetzt, während Octavia in einer Zelle der Magierakademie untergebracht wurde. Kenji wurde als Einziger nicht verhaftet.

Zu allem Unglück wurde die Verbindung mit dem theranischen Botschafter Elatus, mit dem die Helden Kontakt aufgenommen hatten, zunehmend komplizierter. Octavia hatte entschieden, die Heirat mit dem Mann aus der theranischen Nobilität einzuhalten, die ein Jahr zuvor in Parlainthiu Novum geschlossen worden war, um wichtigen Einfluss auf den theranischen Senat ausüben zu können und womöglich wichtige Schritte auf einen zukünftigen Frieden auf Kosten der eigenen Freiheit zu machen. Kenji war sich nicht sicher, ob sie diesen Weg wählte, um für ihre Fehler zu büßen, oder aus Barsaive und vor ihren Freunden zu fliehen.

Kenji war also hin und hergerissen zwischen der Sorge um seine Freunde Henk und Adarian, die im Kerker unter der Arena einer ungewissen Zukunft harrten und der Sorge darum, Octavia vielleicht bald für immer an Thera zu verlieren. Da es ihm nicht gelingen wollte, einen Ausbruch zu organiseren, blieb ihm nichts anderes übrig, als dem angekündigten großen Arenakampf an der Seite von Octavia und Elatus beizuwohnen, dessen Hauptattraktion Henk und Adarian sein sollten. Diese wurden gefesselt vorgeführt; eindeutig war diese Behandlung kein Zeichen des Respekts der Theraner vor baravischen Helden des Befreihungskampfes, sondern die Auswirkungen persönlicher Feindschaft. Wie sich herausstellte, war dies eine Rache für den vergangenen Sieg der Recken über einen theransichen Luftschiffkapitän samt seines Behemots. Zu allem Unglück hatten theranische Magier alle Arbeit geleistet und eine magische Kuppel über die Arena gelegt, welche jegliche Hilfe von außen abschirmte. Kenji und Octavia waren also zu hifllosen Zuschauern degradiert worden. Die Theraner schickten Welle nach Welle immer tödlicherer Kreaturen, doch mit beeindruckendem Geschick und der Zusammenarbeit echter Freunde wehrten Henk und Adarian jede neue Gefahr ab und befreiten sich dabei auch noch aus ihren Fesseln. Trotzdem gingen ihre Kräfte sichtlich zur Neige und blickten dem sicheren Tod entgegen, als sich ihnen eine riesige Hornechse entgegenstellte, die durch keine ihrer improvisierten Waffen auch nur verletzbar war.

Dann jedoch offenbarte sich ein Prophezeihung, die bereits in der Orksteppe angedeutet wurde - wie ein Blitz aus dem Himmel stürzte eine gleißende Waffe herab und durchbrach die magische Kuppel ohne Schwierigkeiten. Adarians legendäre Orkklinge Skarrsax erschien in einem für alle Theraner sichtbaren Wunder und bohrte sich in den Sand der Arena. Ohne zu zögern besannen sich die beiden Helden in Todesgefahr, mit Henks Hilfe gelangte Adarian in den Nacken der riesenhaften Kreatur und bohrte die Klinge auf tödliche Weise in ihr Genick.

Dies war nicht nur der finale Kampf der Arena; nach dem offensichtlichen Gottesurteil blieb den Theranern auch nichts anderes übrig, als die beiden Barsaver zu begnadigen. Tatsächlich sahen sich viele der Menschen im Publikum so von der Vorstellung hingerissen, dass sie für den einstigen Erzfeind jubelten und klatschten. Auch Kenji und Octavia, und selbst Elatus waren sehr erleichtert.

Doch die Kette der guten Nachrichten war noch nicht an ihr Ende gelangt. Nur wenig später kam eine wichtige Botschaft aus Thera.

Eine der Drachenpriesterinnen aus Thera erklärte Octavia überraschend zur Ardera, was sie selbst zu eine freien, selbstständigen Frau und Botschafterin des Reiches erklärte. Zudem annulierte dies de facte die Ehe mit Elatus, was die Helden erleichternd aufatmen ließ. Kenji wurde überrascht von der Heftigkeit seiner Erleichterung. Ihm wurde schnell klar, dass er sein Vorhaben, seine Gefühle für Octavia zu vergessen, nicht einfach an seinem Herzen vorbei logisch entscheiden konnte. Wie er damit umgehen sollte, wo Octavia diese Gefühle nun offensichtlich weder verstand, noch erwiderte, war ihm weiterhin unklar.

Kap.18: Die dunkle Bruderschaft schlägt zurück

Zurück in Trosk erfuhren die Helden von dem Verschwinden des Drachen Nebelschwinge. Während die Trosker die Theraner beschuldigten und einen Angriff auf das theranische Heerlager vorbereiteten, versuchten die Helden Beweise für das Eingreifen der Schwarzmagier zu sammeln. Aus Blanderas Besitz hatten sie erfahren, dass sich ein weiteres Mitglied des schwarzen Kaders hier aufhalten sollte - ein Mann namens Blaren Rigged. Sie verfolgten diverse Hinweise Archorbars auf unerklärliche, möglicherweise schwarzmagische Vorkommnisse auf dem umgebenden Land.

In der Trosker Ratsschenke eröffnete Adarian den Helden, dass er entschieden hatte, den Weg der Lichtträger zu bestreiten. Henk äußerte sich sehr kritisch dazu, Kenji hielt sich zurück, weil er zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war, um der Angelegenheit so viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie sie verdient hatte. Nachdem die Helden Octavias offizielle Ernennung zur Octavia Ardera gefeiert hatten, hinterließ er ein Geschenk für sie auf der Schwelle der Tür ihres Zimmers. Als die übrigen Helden rätselten, von wem das Geschenk stammen könnte, schwieg Kenji beschämt.

Henk stellte der Gruppe eine junge Frau namens Foxi vor, die sich schnell als aufstrebendes Talent seiner Gilde herausstellte. Mit Abraxa begegneten die Helden einer weiteren Person aus Octavias Vergangenheit. Die Meisterin der Alchemie hatte inzwischen einen kleinen Laden in Trosk erstanden und Octavia war hocherfreut, die weise Frau wiederzusehen, die ihr eine Art Großtante war. Kenji war die Alchemistin sofort sympathisch. In einem ruhigen Augenblick bat er sie unbemerkt von den anderen um einen Trank, der seinen Mut steigern könnte. Insgeheim hoffte er, damit endlich mit Octavia das lang ersehnte und von ihm gefürchtete Gespräch führen zu können, das er immer wieder vor sich herschob. Auf weiteren Reisen im Umland Trosks besuchten die Helden Adarians neu verheiratete Mutter und seinen Onkel, einen paranoiden Kriegsveteranen mit einem großen Herz für seinen Neffen.

Im Verlauf ihrer Recherchen erkannten die Helden Zusammenhänge zwischen allen unheimlichen Vorkommnissen und kamen schließlich dem Verursacher aller Geschehnisse auf die Schliche: Ein weiterer Verwandter von Adarian, sein Bruder Cosima von Wallenrode hatte mit einem dunklen Ritual den heiligen Baum Amoth-Hûntirn verdorben. Wie sich herausstellte, war der Bruder, der bereits bei der Verhandlung in Märkteburg erfolglos gegen die Helden ausgesagt hatte, aus Angst um seine Frau und sein Kind von den Schwarzmagiern zu seinen Taten gezwungen worden. Adarian versprach zähneknirschend, seinem Bruder zu helfen, nachdem er den Ort von der Verunreinigung gereinigt hatte. Nun erklärte sich auch das Verschwinden Nebelschwinges: Die Schwarzmagier hatten das Ritual in den Wurzeln des Baumes verursacht, um den Drachen anzulocken und zu überwältigen.

Als die Helden kurz darauf erneut Egeils Anwesen betraten, schnappt eine weitere Falle der Schwarzmagier zu. Wie sich herausstellte, war Adarians Onkel mittels eines verzauberten Amuletts unter ihre Gedankenkontrolle geraten. Henk konnte sich unbemerkt aus der potentiell tödlichen Falle befreien, das Amulett von Egeil entfernen und die Situation so entschärfen. Doch nicht bevor alle Helden einer persönlichen Versuchung durch die Magier ausgesetzt zu sein. Während Octavia und Kenji ohne allzu große Schwierigkeiten den Einflüsterungen widerstanden, zweifelt Adarian nachhaltig, ob sein Schicksal ihn wirklich als Diener der Passionen eingesetzt hatte. Kenji bemerkte voller Schrecken, dass der Bund der Sdchwarzmagier von seiner Schwäche für Octavia erfahren hatte. Sie drohten ohne Umschweife, sie leiden zu lassen, wenn er nicht für sie arbeitete. Anders, als diese planten, erneuerte und verstärkte dies nur seine Entscheidung, im nötigen Falle ohne zu zögern für die Theranerin zu sterben.

Zurück in Trosk begegneten die Helden Wolfhardt, der entgegen den Befürchtungen noch wohlauf und am Leben war. Kenji und Wolfhardt werden sich erst jetzt bewusst, dass beide nach Octavias Herz streben. Wolfhardt schlug einen freundschaftlichen Wettbewerb vor, bei dem der Gewinner das Herz der Angebetenen gewann. Kenji dachte nicht, dass Octavia die Situation gefiele, wenn sie davon erführe, aber versicherte Wolfhardt, dass ihre Freundschaft nicht gefährdet sei. Im Hitnerkopf hatte Kenji auch den Trank Abraxas, der ihm einen Vorteil verschaffen könnte.

Das Le Bran-Anwesen

Die weitere Suche nach Hinweisen auf Nebelschwinge und Blaren Rigged führte die Helden schließlich zu dem Anwesen der Le Brans. Gepeinigt von Visionen, in denen Kenji und seine Freunde die Persönlichkeiten längst vergangener Zeiten einnahmen und er sich zu seinem Entsetzen Octavias Gegenpart schließlich in einem Wutanfall umbrachte (eine Vision, die glücklicherweise nur Erinnerung und Mahnung war und sich nicht auf die Gegenwart auswirkte), fanden sie schließlich Hinweise auf eine Verbindung des Alchemisten Erlerig Darrow zu Abraxa, wie auch die überraschende Erkenntnis, das Abraxa deutlich älter war, als sie alle vermutet hatten. Darrow indes, wie durch die Visionen offenbar wurde, war damals von dem Herrn des Anwesens, Gedrig le Bran, mit einem perfiden Plan für seine dunklen Zwecke eingespannt worden. Während in heutiger Erinnerung nur noch das Opfer le Brans, seine unschuldige Frau, als verfluchte Hexe erinnert wurde, handelte es sich bei Gedrig um niemand anderen als den Schwarzmagier des Bundes Blaren Rigged. Die Helden entdeckten das Versteck des Kultisten, kämpften gegen ihn und wurden Zeugen der unmenschlichen Rache all der Geister, die er so lange gequält hatte. Seine Frau Eleonor konnte nun endlich ihren Frieden finden. Die Helden entschieden, Abraxa zu gestatten, sich Darrow anzunehmen. Sein Wissen über den Bund von Utukk'Xul konnte von unschätzbarem Wert sein. Abraxa vermutete, dass er eine geringe Überlebenschance hatte. Darrow hielt sein Wort und verfasste für den Licht des Bundes einen Bericht.

Das Fest des Lochost

Nach all den Lichtblicken der letzten Zeit freuten die Helden sich auf das anstehende Lochostfest. Zwar war Nebelschwinge immer noch nicht wieder aufgetaucht, aber sie hatten nun bewiesen, dass tatsächlich wie vermutet die Schwarzmagier dahintersteckten. Der drohende Krieg mit den Theranern war noch einmal abgewandt, mehr noch, nun hatten die Theraner einen echten Grund, mit Barsaive zusammen gegen die Schwarzmagier vorzugehen. Heitere Feierstimmung schwebte über Trosk. Doch als am zweiten Tags des Festes gerade der Höhepunkt, die Freilassung der Vögel die symbolische Befreihung einläutete, verdunkelte sich der Himmel über der Stadt. Die dröhnende Stimme Immortalis' erklang und höhnte den Bewohner der Stadt und den Helden. Dann erschien er, auf dem unterworfenen Drachen Nebelschwinge reitend und zwang sie, ihr tödlichens Drachenfeuer über die Stadt zu senken. Machtlos mussten die Helden mitansehen, wie Dutzende Menschen bei lebendigem Leibe verbrannten. Häuser fingen Feuer, die festliche Stimmung wandelte sich zu schierer Panik. Jetzt war den Helden klar - zwar bedeutete das Enttarnen der schwarzmagischen Pläne mögliche Zusammenarbeit mit Thera; es hieß aber auch, dass die Kultisten nicht länger einen Grund hatten, ihre Pläne im Geheimen durchzuführen. Immortalis hatte dies sehr schnell begriffen und war auf schreckliche Weise in die Offensive gegangen. Während er, lachend seinen Sieg auskostend, auf dem versklavten Drachen davonflog, versuchten die Helden so gut es ging den Opfern zu helfen und die Brände, die überall in der Stadt loderten, zu löschen.

Neue Pläne des Bund des Lichts

Einen Tag darauf kehrte Archorbar zurück. Der Bund des Lichts, der inzwischen noch weiter gewachsen war, trat erneut zusammen und hielt eine Krisensitzung. Unter anderem hatte auch Adarians Onkel versprochen, neue Rekruten zu finden und auszubilden. Inzwischen war der Bund groß genug und von einer Schlagkraft, die verschiedene Aktionen zur selben Zeit erlaubte. Während sich Wolfhardt um die Organisation kümmerte, hatten sich der tapfere Kämpfer Gerbert und seine Frau, die Halbelfe Nira bereit erklärt, die geheime Basis der Kultisten in den Bergen auszukundschaften. Die Helden indes entschieden, weiter nach Jerris aufzubrechen. Kenji spürte, dass Henk sich große Sorgen machte, aber zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht bereit, den Inhalt dieser Sorgen zu teilen. Kenji vermutete, dass es sich um Probleme innerhalb Henks Diebesgidle handelte.

Kap.19: Die Rückkehr des Maldoror

In Jerris bestätigten sich die Befürchtungen über die Gildenprobleme schnell. Henks alter Freund Jaran war verschwunden. Die Helden fanden Hinweise auf weitere Schwarzmagier-Aktivitäten. Zudem bahnte sich ein Bandenkrieg zwischen den Füchsen und der konkurrierenden Briccone-Familie an. Kenji versteht trotz seiner Zeit auf der Straße nicht viel von diesem Geschäft. Die Briccones schienen aber durchaus keine gesetzlosen Gesellen zu sein, sondern ihre eigenen Regeln des als korrekt empfundene Verhaltens zu verfolgen.

Zu Kenjis Überraschung schien in Henks Vergangenheit eine romantische Verbindung zu der Briccone-Tochter zu bestehen. Er war sich nicht sicher, ob dies Quell weiterer Probleme sein könnte, oder aber gar die Lösung der berstehenden Probleme. Bei Gesprächen mit der Briccone Familie eskalierte die Situation. Eine Untotenseuche bricht aus und fordert hohen Blutzoll in dem ganzen Stadtteil, darunter auch einige Mitglieder der Familie, inklusive ihrem Vater (und Anführer). Offensichtlich waren die Pläne der Schwarzmagier in Jerris schon viel weiter, als bereist befürchtet. Die Helden retteten sich in die Kanalisation und einen geheimen Phex-Tempel.

Es kam zu einem unerwarteten Wiedersehen. Bei Jaran, der überlebt hatte, war auch Henks Schwester Hella. Diese offenbarte, dass sie sich nicht wie in Parlainth versprochen ihrem Urteil gestellt hatte, sondern die letzten Monate in der hohen Heimat verbracht und Henks Sohn Montakor beschützt hatte. Offensichtlich hatte das Kleinkind Henks schicksalhafte Verbindung zu dem großen Dämonen Maldoror geerbt, was ihn zu einem Ziel der Schwarzmagier machte. Einer Möglichkeit, den Dämon durch das Kind wieder auf die Welt zu bringen. Mit Helas Hilfe stellten die Helden einen verwegenen Plan auf; da sie Montakor nicht ewig würden verstecken können, benutzten sie ihn als Köder. Auf dem Platz vor dem Mynbruje-Tempel kam es zum Kampf gegen die Schwarzmagier und einen großen Dämonen. Als die Helden im Begriff waren, zu siegen, übernahm Maldoror die Kontrolle über das Kind und wendete das Kampfesglück. Nur die Kraft der Drachenträne verhinderte den augenblicklichen Tod der Helden.

Henk schien sich auf die Seite des von Maldoror besessenen Kindes zu schlagen. Auch Hella schloss sich ihnen an. Die übrigen Helden verfolgten das fliehende Luftschiff der Schwarzmagier mit ihrem Luftschiff K’eygha. Sie wurden gefangengenommen und vom besessenen Henk gefoltert. Dabei verlor Adarian eine Kuppe seines kleinen Fingers. Doch inmitten der schwarzen Wolken erschien ein Falke in einem weiteren Wunder. Hella und schließlich auch Henk besannen sich, wechselten die Seiten und befreiten die Helden. Gemeinsam vertrieben sie die Präsenz Maldorors aus Montakor.

Hella gelang es, mithilfe von Kenjis Blut einen Schutzzauber für Montakor zu weben und in eine Tätowierung zu bannen. Durch diesen Zauber würden die Schwarzmagier Montakor nicht wiederfinden. Kenji entschied sich, Hellas Liebe in ihren Neffen zu vertrauen und überliess ihr genügend Blut, wohlwissend, was er damit riskierte. Inzwischen hatten die Lichtträger die Seuche einigermaßen unter Kontrolle gebracht. Wie Kenji gehofft hatte, schaffte Henks romantische Verbindung ein Bindeglied zu den Briccones. Henk verlobte sich, was Kenji sehr fröhlich stimmte. Doch es blieb keine Zeit für Entspannung, da ein weiterer Brief Archorbars die Helden zwang, schon bald wieder aufzubrechen.

Kap.20: Das Vermächtnis des Aequus

Mittels eines Portals der Lichtträger reisten die Helden auf Geheiß Archorbars nach Märkteburg. Octavia nahm nun offiziell ihre Funktion als Gesandte des Drachen ein. Kenji war sehr beeindruckt von ihrer eleganten, fast kriegerischen Erscheinung. Es kam zu einem erneuten Treffen des Bundes des Lichts. Der Bericht von Erlerig Darrow war nun fertig. Der Bund kam zu der Überzeugung, dass dies ein weiterer Schlüssel dafür wäre, die Theraner im Krieg gegen die Schwarzmagier mit ins Boot zu holen. Doch die Theraner waren bisher nur teilweise überzeugt. Daher entschieden die Helden, die übrigen notwendigen Beweise zu sammeln. Träume des Questors, aber auch Octavias, führten direkt nach Kronstadt. Die beiden erinnerten sich, dass Octavias Vater sein Leben der Aufgabe gewidmet hatte, Hinweise auf die Verantwortung der Theraner für die Plage zu sammeln.

Wie kommt Augustus zur Guppe? --> vgl. Kap.20-01

Augustus, Der theranische Magier Iustus Trebatius und die Helden flogen mit ihrem Luftschiff nach Kronstadt. Die Stadt litt sichtlich unter der Hand des eigensüchtigen und düsteren Konsuls Vorax. Die Helden vermuteten erneut Einflüsse der Schwarzmagier, entdeckten jedoch zu ihrer Überraschung eine andere Auflösung: Die Gier und Perversionen des Prokonsuls hatten einen dämonischen Succuba angelockt, dem dieser nun hörig war. Die Helden wurden vom Konsul gefangengenommen. Kenji tappte in eine Falle des Succuba und wurde von diesem (der die Form Octavias angenommen hat) verführt. Er erkannte seinen fürchterlichen Fehler zu spät und wurde seitdem von schrecklichen Gewissensbissen geplagt. Den Helden gelang es schließlich, sich dem Einfluss des Dämonen zu entreißen und Kenji tötete den Succuba mit einer heiligen Klinge. Daraufhin fiel es nicht weiter schwer, den feigen Vorax gefangen zu nehmen.

Kenji wurde mit einer Frau aus seiner Vergangenheit konfrontiert: Talina Westwind. Als sie hofft, seine Rückkehr wäre auch eine Rückkehr zu ihr und damit das Ende ihres entehrten Lebens, erkennt er, was er ihr unwissentlich angetan hatte. Vor zwei anderen Questoren erklärt er seine verpflichtende Aufgabe bezüglich der Drachenträne und bittet für sich und Talina um eine Lösung des Bundes, der durch seine Affäre mit ihr vor Jahren entstanden war. Die Lösung wurde gewährt und Talina war sehr erleichtert, auch wenn sie Kenji gegenüber etwas traurig und gar eifersüchtig auf Octavia schien.

Weitere Vergangensarbeit musste von Octavia bewältigt werden. Es stellte sich heraus, dass Augustus niemals von den Schwarzmagiern verzaubert gehandelt hatte und stattdessen seine dunklen Taten genährt von der Wut durchgeführt hatte, seine Schwester totzuglauben. Octavia war erschüttert und ließ sich von Kenji kaum trösten. Augustus entschied sich nach einem Gespräch mit dem Questor, sich einem Gottesurteil gegenüber zu verantworten.

Indes entdeckten die Helden nach Aufräumarbeiten in dem Anwesen Aequus ein geheimes Laboratorium weit unterhalb des eigentlichen Hauses inklusive eines Bootes, das unter Wasser fahren konnte. Offenbar hatten die Nachforschungen von Octavias Vater ihn bis weit unter das Arasmeer geführt. Wenn sie die Beweise suchten, um Thera endgültig für ihre Verantwortung zu überzeugen, würden sie seine Forschungen vervollkommnen müssen. Adarian und Henk stellten Pläne auf, eine Schiffsbesatzung für eine Expedition ins Arasmeer vorzubereiten.

Die Drachenträne wurde erneut aktiv und eilte Augustus auf seiner Gottesprüfung zur Seite. Er rettete erfolgreich eine verwunschene Schiffsbesatzung und führte die totgeglaubten Männer wieder zurück nach Kronstadt. Dort nahm man das Wunder dankbar auf.

Adarians Schicksal

Während der Vorbereitung auf die Expedition verbrachten die Helden das erste Mal seit langer Zeit wieder einen ruhigen Tag zusammen. Sie brachen gemeinsam zu einer verborgenen Bucht unterhalb des Anwesens auf und schwammen gemeinsam gemeinschaftlich und fröhlich durch das Wasser der Bucht. Sie hatten sich lange nicht so optimistisch gefühlt. Abends vor dem Feuer des Kamins tranken sie einen guten Wein und dösten friedlich nebeneinander ein. Diese kurze Dauer der Sorglosigkeit endete jäh, als Henk und Kenji zeitgleich von einem Schrei in der Nacht geweckt wurden. Adarian war draußen völlig von Sinnen auf die Brüstung an der Klippe geklettert und kämpfte gegen unsichtbare, eingebildete Geister. Dabei schrei er vom Untergang Alorans. Bedienstete des Hauses kauerten in der Nähe und horchten voller Schreck den dunklen Prophezeihungen des verwirrten Helden. Henk war starr vor Schreck, erfüllte sich doch in diesem Moment eine dunkle Vorahnung, die er gehabt hatte. Dann stürzte Adarian ohne jede weitere Warnung in die Dunkelheit. Henk versuchte erfolglos, ihn festzuhalten. Kenji, selbst bis ins Mark erschrocken, konnte nur noch Henk von der Brüstung fortziehen. Zwar brach Augustus sofort auf, um unten die stürmischen Klippen unter Einsatz seines Lebens nach dem Helden abzusuchen, aber ein stechender Schmerz, der durch alle Helden fuhr, und das plötzliche Bluten der Drachenträne selbst offenbarte ohne jeden Zweifel: etwas Schreckliches war geschehen. Kenji und Henk nahmen trotz aller Panik ihre Kräfte zusammen und schworen die Bediensteten darauf ein, kein Wort vom Anwesen dringen zu lassen. Stattdessen einigten sich die Helden, einfach zu sagen, Adarian sei verschwunden. Das war keine direkte Lüge, verbreitete aber auch nicht dieselbe Panik. Wenig später offenbarte sich ein Tiermeister aus dem Tal als Spielball der Schwarzmagier, der für sie mittels eines Hundewelpen die Helden ausspioniert und den nächtlichen Angriff ermöglicht hatte. Kenji spürte Gewissensbisse aufkommen, da er den Hund bei Pyrrons Kapelle entdeckt und Adarian übergeben hatte. Aber da er für die Gruppe stark sein musste, kämpfte er die dunklen Gedanken zurück und konzentrierte sich auf die Aufgaben, die vor ihnen lagen. Wolfhardt, der völlig verängstigt von dem unrühmlichen Abgang seines Helden und Vorbilds Adarian war, fragte Kenji panisch, was denn nun die Zukunft bringe. Ob Adarian die Wahrheit gesprochen hatte und Aloran unterginge. Ohne lange zu überlegen, griff Kenji nach Abraxas Muttrank und überreichte ihn an Wolfhardt. Er brauchte ihn einfach dringender.

Kap.21: ?

Charakterwerte

Attribute und Talente

Charakterattribute
körperliche gesellschaftliche geistige
Athletik (ATH) ●● Charisma (CHA) ●●● Mut (MUT) ●●●●
Wahrnehmung (WAN) ●●● Empathie (EMP) ●●●● Intuition (INT) ●●●
Körperbeherrschung (KÖB) ●●● Ausdruck (AUD) ●●● Klugheit (KLU) ●●●●
Talente
körperliche gesellschaftliche geistige
Körperkraft (KK) ●● Anführen (AN) X Selbstvertrauen (SV) ●● X
Konstitution (KO) ●●● Einschüchtern (ES) - Willenskraft (WL) ●●● X
Nahkampf (NK) ●● X Betören (BT) Kreativität (KR)
Aufmerksamkeit (AU) ●● Menschenkenntnis (MK) ●●●● X Instinkt (II) ●●
Orientierung (OR) Konversation (KV) ●●●● X Astralsinn (AS) ●● X
Fernkampf (FK) - Anpassungsfähigkeit (AP) ●●● Innenschau (IS) ●●● X
Gewandtheit (GW) ●● Schauspiel (SS) - Gedächtnis (GD) ●●
Fingerfertigkeit (FF) Lehren (LH) ●● Logik (LO)
Verteidigung (VT) ●●● X Rhetorik (RH) ●●● X Wissensschatz (WS) ●● X

Vor- und Nachteile

Vorteile
Glück
Fester Glaube ●●●
Soziale Anpassungsfähigkeit ●●
Hitzeresistenz
Akademische Ausbildung: Questor ●●
Gebildet: Barsaive
Ortskenntnis: Kronstadt
Nachteile
Gesucht (Bund von Utukk'Xul) ●●●●
Prinzipientreue ●●●
Angst vor Schlangen ●●
Schlafstörungen ●●●
Neugierig
Spezialisierungen Kenji
Nahkampf Anführen Selbstvertrauen
Stäbe ●● Rel. Autorität ●●● Selbstzweifel ●●●
Säbel ●● Menschenkenntnis Willenskraft
Verteidigung Lügen durchschauen ●●●● Prinzipientreue ●●●
Defensive Haltung ●●● Konversation Loyalität ●●●
Vertrauen gewinnen ●●● Astralsinn
Rhetorik Celestisches Gespür ●●●
Predigen ●● Innenschau
Argumentation ●●● Alpträume ●●
Ansprachen halten ●●● Traumbewusstsein ●●
Empfindsamkeit für Visionen ●●●●
Wissensschatz Kenji
Sprache (Nativsprache - Barsavisch) ●●● Geschichtswissen Barsaive ●●●
Sprache (Theranisch) ●● Mythologie ●●●●
Sprache (Zwergisch) Plagenwissen
Sprache (Dämonensprache) Magiekunde
Geographie (Aloran) ●● Dämonologie
Geographie (Barsaive) ●●● Bibliotheksnutzung ●●●
Kulturkunde (Thera) Rechtskunde (Barsaive) ●●●●
Kulturkunde (Barsaive) ●●● Rechtskunde (Thera) ●●
Kulturkunde (Shinji Oto) Gassenwissen (Kronstadt) ●●

Spezialisierungen

Celestische Spezialisierungen

Konzentration
Willenskraft (WL) ●●● + Instinkt (IS) ●● + Gedächtnis (GD) ●● + Modifikatoren = ●●●●●●●


Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Lichtpfeil Angriffe (NK oder FK) um Anzahl Erfolge gesenkt 1 Aktion /
1 KR
1 Gegner,
Reichweite: 5 x [Stufe]
[Stufe] - ●●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Lichtschein Angriffe (NK oder FK) um Anzahl Erfolge -1 gesenkt 1 Aktion /
1 KR
Reichweite-konisch.png [Stufe] - ●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Lichtweihe Schaden pro Kampfrunde: 1W6 + 1W6 pro absteigende Gegnerstufe
Bonus WL: [Stufe] gegen abyssische Magie/Zauber
2 KR /
[Stufe] + Erfolge KR
Reichweite-kreis.png 2+ [Stufe] - ●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Lichtgebet WL + [Stufe]
gegen abyssische Zauber
1 KR /
1 Angriff
Selbst [Stufe] - ●●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Ritual des Schutzes Rüstungsschutz
[Stufe] x W6 + 4
gegen physische Dämonenangriffe
Ritual
(mind. 30 min) /
Bis der Schutzpool verbraucht ist
Selbst [Stufe] - ●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Ritual der Willenskraft WL + Erfolge
gegen abyssische Zauber
Ritual
(mind. 30 min) /
Anzahl [Stufe]
Selbst [Stufe] - ●●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Ritual der Atmosphäre Anzahl Erfolge senkt die Erschwernis durch abyssische Einflüsse Ritual
(mind. 30 min) /
Anzahl [Stufe]
Selbst [Stufe] - ●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Gemeinschafts-Ritual WL + Erfolge/2
gegen abyssische Zauber
Ritual /
Anzahl [Stufe]
Gruppe [Stufe] Celestia ●●
Name Wirkung Vorbereitung /
Dauer
Wirkungsbereich Kosten Reaktion Stufe
Wahrheit erfragen Zielperson muss auf eine Ja/Nein-Frage wahrheitsgemäß antworten -
Kann mit Willenskraft (WL) gekontert werden
Außerhalb vom Kampf /
eine Frage
eine Person [Stufe] Celestia ●●●●
  • Beschreibung: Der Questor richtet sein heiliges Zeichen (bei Kenji z.B. Medaillon oder der Stab mit dem Greifenkopf) auf sein Ziel und stellt mit der einleitenden Formulierung „Im Namen des Mynbruje“ eine Frage, die mit Ja oder Nein beantwortet werden kann. Die Zielperson muss auf die Ja/Nein-Frage wahrheitsgemäß antworten - kann aber mit Willenskraft (WL) kontern.
  • Einsatz im Kampf: Nein
  • Bedingung: Mynbruje-Questor; Der Zauber wirkt nur auf Personen mit gleicher oder geringerer WL als die Zauber-Stufe und hat keinen Effekt auf Personen mit größerer WL.

Besitz

Artefakte

Kenji nutzt dieses Artefakt sowohl als Wanderstab sowie im defensiven Kampf gegen übernatürliche und zahlenmäßig überlegene Gegner. Es scheint auch unter enormen Kräften nicht zerstörbar zu sein.

Talina Westwind hat ihm dieses Amulett umgelegt, nachdem seine lange Reise mit den Helden ihn zurück nach Kronstadt geführt hat. Es stärkt seinen Glauben und erinnert ihn stets an Talina. (Talinas Vater hat dieses Amulett aus dem Perlmutt der „Lichtmuschel“ gefertigt, welche aus den Gewässern Kronstadts stammt. Talina hat einen Schutzsegen für Kenji auf diesen Anhänger gesprochen, welcher ihn durch Zuversicht, Trost und Hoffnung in seinem Glauben bestärken soll (dadurch erhöht sich Kenjis Glaubenswert +1 oder seine Wunder haben +1 auf TW etc.))

Auszeichungen

Diesen besonderen Orden erhielten die Helden von Throal dafür, dass sie mit Alachias Hilfe das Leben des Zwergenkönigs retteten.