Ewiges Schauspiel
Das Werk des Nasor zeichnet die kosmische Aufführung nach, die lange vor der Zeit der Sterblichen begann: die Geburt des Kosmos aus dem formlosen Chaos, den ewigen Konflikt von Licht und Schatten und die bittersüßen Opfer der Götter, die unermüdlich um die fragile Balance der Welt ringen. Es erzählt von den Mythischen Zeitaltern, die von den Konflikten des Äonenkriegs geformt wurden, und mündet schließlich in das Geanische Zeitalter, in dem die Sterblichen ihren ersten Schritt auf die kosmische Bühne setzen.
Das Ewige Schauspiel hat sich sowohl in den Akademien des thyrnischen Imperiums als auch darüber hinaus als ein Werk von kultureller, religiöser und künstlerischer Bedeutung etabliert. Sein Einfluss erstreckt sich über ganz Eboria, und es gilt als unverzichtbare Quelle an den meisten Akademien und Gelehrtenstätten. Ebenso inspirierte es Künstler in den verschiedensten Disziplinen. Malerei, Skulptur, Musik und Theater haben die Visionen und Geschichten des Ewigen Schauspiels aufgegriffen und in zahlreichen Werken neu interpretiert, wodurch die Mythen und Symbole in lebendigen künstlerischen Formen weitergetragen werden. Darüber hinaus wird es in vielen Tempeln als heiliger Text vorgetragen, wo seine Verse wie ein Gebet über die Lippen der Gläubigen fließen. Hier dient es als Medium der Kontemplation und Bewahrung uralter Lehren. Das Ewige Schauspiel ist somit ein literarisches Vermächtnis, das tief in der kulturellen und spirituellen Identität Eborias verwurzelt ist.
Die genauen Umstände seiner Entstehung sind umstritten: Manche sehen in ihm eine göttliche Eingebung, während andere es als eine künstlerisch geprägte Interpretation göttlicher Ereignisse betrachten. Unabhängig davon hat das Werk großen Einfluss auf das Verständnis der eborischen Mythologie und bleibt ein zentraler Bestandteil der kulturellen und spirituellen Traditionen Eborias.
Inhaltsverzeichnis
- 1 PROLOG
- 2 DAS ARCHONIDISCHE ZEITALTER
- 2.1 Der wirbelnde Urgrund
- 2.2 Erstehung der Zeit
- 2.3 Das ewige Schauspiel
- 2.4 Das kosmische Gebrüll
- 2.5 Geburt der Magie
- 2.6 Ursprung der Arkanmagie
- 2.7 Raub der Elemente
- 2.8 Schöpfung der großen Mutter
- 2.9 Geburt der Zwillingsgötter
- 2.10 Zorn des Vaters
- 2.11 Gebot des Archonos
- 2.12 Phanons Rache
- 2.13 Ursprung der Licht- und Schattenmagie
- 2.14 Die magische Wappnung
- 2.15 Bezwingung des kosmischen Tyrannen
- 2.16 Phanons Triumph
- 2.17 Das kosmische Gewölbe
- 2.18 Geas Erlösung
- 2.19 Geburt der kosmischen Schwestern
- 2.20 Geas Mutterkinder
- 2.21 Die Vermählungen der Zwillingsgötter
- 2.22 Ausbruch des Äonenkrieges
- 2.23 Duell der Zwillingsgötter
- 2.24 Geas Wunde
- 2.25 Vertreibung des Abyssos
- 2.26 Versiegelung der Unterwelt
- 3 DAS GOLDENE ZEITALTER
- 3.1 Regentschaft des Celestes
- 3.2 Die Himmelsmagie
- 3.3 Erschaffung von Celestia
- 3.4 Die Himmelsgötter
- 3.5 Geburt der Sonnentochter
- 3.6 Die frohe Vermählung
- 3.7 Die Lebensmagie
- 3.8 Entstehung des irdischen Lebens
- 3.9 Die Hüter der Tiere und Pflanzen
- 3.10 Erschaffung von Leveon
- 3.11 Die Lebensgötter
- 3.12 Die alten Rassen
- 3.13 Der goldene Käfig Essentias
- 3.14 Der Eingriff des Phanon
- 3.15 Der geheimnisvolle Schlüssel
- 3.16 Uselias Neugier
- 3.17 Die Öffnung der Unterwelt
- 4 DAS SCHWARZE ZEITALTER
- 4.1 Die Rache der Höllengötter
- 4.2 Die Zerstörungsmagie
- 4.3 Die schwarzen Flammen des Abyssos
- 4.4 Der finstere Nebel der Onoa
- 4.5 Mereks Rad des Wandels
- 4.6 Die Unheilsklinge der Rimoa
- 4.7 Flucht der Himmels- und Lebensgötter
- 4.8 Herrschaft des Abyssos
- 4.9 Erschaffung Abyssias
- 4.10 Die ruhelosen Seelen der Verstorbenen
- 4.11 Der Herr der Toten
- 4.12 Errichtung von Chthonia
- 4.13 Die Nekromantie
- 4.14 Die flüchtige Braut des Todes
- 4.15 Die Todesgötter
- 4.16 Die Geburt der Furcht
- 4.17 Errichtung von Malgor
- 4.18 Die Schreckensgötter
- 4.19 Die Hexerei
- 4.20 Die Schattengötter
- 4.21 Die Unterwelt
- 4.22 Die Streitkräfte der Unterwelt
- 4.23 Die Geburt der Hoffnung
- 4.24 Speas Bitte
- 4.25 Das Geschenk der Sidea
- 4.26 Die Schutzmagie
- 4.27 Die Schutzgötter
- 4.28 Die Errichtung von Aretea
- 4.29 Die Lichtgötter
- 4.30 Das Elysium
- 4.31 Die Streitkräfte des Elysiums
- 4.32 Die Gegenwehr der Himmelsgötter
- 4.33 Eskalation des Äonenkrieges
- 4.34 Uselias bittere Erkenntnis
- 4.35 Alethons Richtspruch
- 4.36 Uselias Schrei der Verzweiflung
- 4.37 Suche nach Celestes
- 4.38 Das letzte Duell der Zwillingsgötter
- 4.39 Uselias Opfer
- 4.40 Zeuge des Grauens
- 4.41 Phanons Erkenntnis
- 4.42 Phanons Machtlosigkeit
- 4.43 Erstehung der Enodia
- 4.44 Die Nomos-Spinnen
- 4.45 Entrückung von Licht und Schatten
- 4.46 Umwege durch die Schwelle
- 5 DAS GEANISCHE ZEITALTER
- 6 EPILOG
PROLOG
DAS ARCHONIDISCHE ZEITALTER
Der wirbelnde Urgrund
Am Anfang herrschte ringsherum ein Zustand, welcher einerlei Aussehen besaß. Dieser wird allgemein als Chaos oder der Urgrund bezeichnet - eine rohe, ungeordnete Masse, nichts als träges Gewicht und auf einen Haufen zusammengeworfene, im Widerstreit befindliche Samen von Dingen, ohne rechten Zusammenhang, alles vermengt in einem unüberschaubarem Wirbel. Noch kein Gott spendete Licht, noch kein Wesen atmete in der lautstarken Stille dieses wilden Durcheinanders. Niemand vermag zu sagen, woher das Chaos seinen Ursprung nahm, weshalb es existiert oder ob es gar vor dem Beginn der Zeit erschaffen wurde. Jeder Versuch, dieses unfassbare Wirrwarr mit klaren Gedanken zu durchdringen, endet in einer Verwirrung, die der Unordnung des Chaos selbst entspricht. |
Erstehung der Zeit
Aus den Tiefen des urzeitlichen Chaos, jener wirbelnden Masse aus formlosem Sein, entsprang die erste Regung von Ordnung. Unfassbar klein und von gegensätzlicher Natur trotzten Teilchen den alles zerstreuenden Kräften des Urgrunds und fanden zueinander. Aus diesem keimenden Gefüge erhob sich Archonos, der Erste unter den Göttern und Gebieter der Zeit. Mit einem einzigen, alles verändernden Schritt löste sich Archonos aus dem tosenden Wirrwarr und erhob sich über die tobende Unordnung. In diesem Augenblick offenbarte sich die Bühne des Ewigen Schauspiels, bereit, die Akte von Schöpfung und Zerstörung, von Wachsen und Vergehen aufzunehmen, während Archonos selbst den Grundstein legte für die unendliche Geschichte der Zeitalter. Sein Auftreten war der Auftakt eines Kosmos, dessen Aufführung niemals mehr verstummen sollte. |
Das ewige Schauspiel
Seit der Erstehung des Archonos, des Herrn der Zeit, ist das Ewige Schauspiel Ursprung allen Seins und treibende Kraft eines unausweichlichen Schicksalslaufes. Es vereint alle Wesen und Dinge durch das Zusammenspiel aller Ereignisse zu einer prächtigen, kosmischen Inszenierung. Kein Geschöpf und kein Ding kann sich diesem Schauspiel entziehen – sei es Gott oder Sterblicher. Ein jeder spielt unvermeidlich eine selbsterschaffene Rolle in diesem zeitlosen Stück: sei es als strahlender Held, furchteinflößender Widersacher, unverzichtbarer Statist, unterstützender Bühnenwerker oder untätiger Zuschauer. Doch bleibt die mysteriöse Handlung, die Abfolge der Akte und Szenen, selbst für die erhabensten Götter ein ungelöstes Rätsel. Kein Wesen im Kosmos kann erklären, welches Drama Archonos mit seinem ersten Schritt in Gang setzte oder wer der Urheber dieses ewigwährenden Werkes ist. Denn letztlich sind alle Beteiligten nicht nur Teil der Aufführung, sondern auch ihre Schöpfer und Dichter. |
Das kosmische Gebrüll
Zu Beginn des ersten Aktes existierte im Ewigen Schauspiel nichts und niemand außer Archonos, dem Herrn der Zeit. Allein herrschte er über die unermesslichen Weiten des leeren Raumes, der als Arkanon, das Gefilde der Ordnung, bekannt ist. In dessen grenzenloser Stille fühlte sich Archonos von einer unerträglichen Einsamkeit ergriffen, die ihn bald in tiefe Langeweile stürzte. Von der Monotonie um sich herum überwältigt, brach er schließlich in einen frustrierten Schrei aus. Dieser war so mächtig, dass er das gesamte Dasein vernichtet hätte, wäre es zu jenem Zeitpunkt bereits vorhanden gewesen. Dieser göttliche Schrei hinterließ für alle Zeiten einen kosmischen Nachklang, welchen man noch heute in dem Geschrei aller neugeborenen Wesen vernehmen kann. Deshalb bezeichnet man in Eboria den ersten Schrei eines jeden Wesen als „Archonos-Schrei“. |
Geburt der Magie
Das dröhnende Gebrüll des Archonos, des Herrn der Zeit, erfüllte auch die wirbelnde Masse des Chaos und bildete darin ein berstendes Echo. Durch diese lautstarke Entladung wurde Phanon, der Herr der Magie, aus dem ungezähmten Wirrwarr gerufen, geboren aus Klang und Macht. So trat Phanon hervor, geschaffen aus dem Herzen des tumultartigen Ursprungs, bereit, die rohe Kraft des Chaos zu lenken und ihr einen Sinn zu verleihen. |
Ursprung der Arkanmagie
Phanon, der schöpferische Herr der Magie, war das genaue Gegenteil des einfallslosen Archonos, des Herrn der Zeit. Während Archonos in stummer Ordnung verharrte, erfüllte Phanon seine Existenz mit Ideen und Geist. Er begann, die ersten göttlichen Worte zu formen, welche er dem Chaos in einem leisen, aber bestimmenden Flüstern zuraunte. Diese Worte riefen aus den Tiefen des Chaos die Magie hervor, ungeformt und ungestüm, ein wilder Strom reiner Energie. Doch Phanon gab sich nicht damit zufrieden. Mit Geschick und Weisheit lenkte er die chaotischen Ströme in geordnete Bahnen und schuf so die universelle Arkanmagie. Diese schöpferische Kraft bildete fortan die Grundlage allen magischen Wirkens. |
Raub der Elemente
Durch die universelle Kraft der Arkanmagie formte der ideenreiche Gott Phanon, Herr der Magie, die vier Elemente: Feuer, Wasser, Erde und Luft. Diese großartigen Schöpfungen faszinierten sogleich Archonos, den Herrn der Zeit. Von Neugier und Neid getrieben verlangte Archonos mit dem Anspruch eines allmächtigen Herrschers nach den Elementen. Ohne Rücksicht auf Phanons Schöpfertum beanspruchte er diese für sich und entriss sie dem erbosten Gott der Magie. Phanon, voller Zorn über diesen Raub, schwor Archonos bittere Rache, doch seine Macht reichte nicht aus, um sich gegen den kosmischen Herrscher aufzulehnen. |
Schöpfung der großen Mutter
Archonos, getrieben von Neugier und dem Wunsch, die gestohlenen Elemente zu erforschen, begann, mit Feuer, Wasser, Erde und Luft zu spielen. In seinen riesigen Händen vermengte der Herr der Zeit die kosmischen Baustoffe ohne Plan oder Ziel, eher aus Langeweile, denn aus Absicht heraus. Doch während er diese Urkräfte in scheinbar willkürlicher Weise zusammenführte, geschah etwas Unerwartetes. Aus der spielerischen Unbekümmertheit seines Tuns formte sich plötzlich eine wunderschöne Göttin, bei welcher es sich um Gea, die Herrin der Welt, handelte. In ihrer Gestalt vereinten sich die Elemente in vollkommener Harmonie, und sie wurde sowohl das Fundament als auch die Seele von Essentia, der irdischen Welt. |
Geburt der Zwillingsgötter
Archonos, der Herr der Zeit, nahm die segenreiche Gea, die Herrin der Welt, zur Gemahlin, und aus dieser Verbindung gingen schließlich zwei Zwillingssöhne hervor: Celestes, der Herr der Höhen, und Abyssos, der Herr des Abgrunds. Bereits bei ihrer Geburt offenbarte sich die schicksalhafte Rivalität der Brüder, denn sie kamen miteinander ringend zur Welt, erfüllt von einer starken Hassliebe, die sie untrennbar verband. |
Zorn des Vaters
Der unaufhörliche Streit der Zwillingsgötter Celestes, des Herrn der Höhen, und Abyssos, des Herrn des Abgrunds, zerrte bald an Archonos' Geduld, bis der Herr der Zeit schließlich eine drastische Entscheidung traf. In einem Akt voller Zorn riss er die zänkischen Brüder voneinander los und schleuderte sie in entgegengesetzte Richtungen der großen Leere um sie herum. Celestes wurde in die grenzenlosen Höhen des leeren Kosmos geschleudert, während Abyssos in dessen unermessliche Tiefen geworfen wurde. Archonos hoffte, dass die Weiten des Nichts seine streitlustigen Söhne für immer voneinander trennen und ihm die Ruhe zurückgeben würden, die er so sehr vermisste. |
Gebot des Archonos
Nachdem Archonos die als enttäuschend empfundenen Söhne verbannt hatte, erließ der tyrannische Herr der Zeit ein grausames Gebot: Keine weiteren Kinder, die er noch zeugen würde, sollten jemals ins Dasein treten. Stattdessen verfügte er, dass alle Nachkommen für alle Ewigkeit im Leib ihrer Mutter Gea, der Herrin der Welt, eingesperrt bleiben sollten. Mit der Zeit wuchs jedoch die Zahl dieser ungeborenen Kinder, und mit ihr das unbarmherzige Gedränge in Geas Innerem. Der enge Raum ließ ihnen keinen Frieden, und Gea, gequält von den unerträglichen Schmerzen, die ihre wachsende Bürde mit sich brachte, konnte die Last kaum noch ertragen. |
Phanons Rache
Nachdem die gegensätzlichen Zwillinge Celestes, der Herr der Höhen, und Abyssos, der Herr des Abgrunds, durch die endlosen Weiten des leeren Raums von Arkanon getrieben waren, fiel ihr zielloses Schweifen schließlich Phanon, dem Herrn der Magie, ins Auge. Noch immer brannte in diesem der Groll über den Raub seiner Schöpfungen, der Elemente, durch Archonos, den Herrn der Zeit. Der Verrat hatte sich tief in sein Herz gegraben, und so erfüllte ihn der Anblick der Zwillinge mit einem neuen Gedanken, der seine Rachepläne weiter entfachen sollte. Phanon eilte also zu den umherirrenden Zwillingen Celestes und Abyssos in den grenzenlosen Tiefen des leeren Kosmos und zog sie mit geschickten Worten und einer Aura aus Magie zu sich. Er verstand es, ihre widerstreitenden Gemüter zu beschwichtigen und ihren Zorn auf Archonos zu lenken, der beiden nichts als Leid gebracht hatte. Mit einfallsreichen Begründungen gelang es Phanon, die entgegengesetzten Brüder so zu einem Bündnis zu bewegen. Vereint in ihrem Hass auf ihren Vater beschlossen sie, Archonos von seinem kosmischen Thron zu stürzen und damit nicht nur ihre eigene Freiheit zu gewinnen, sondern auch ihre leidende Mutter Gea, die Herrin der Welt, von ihrem Schmerz zu erlösen, indem sie ihr helfen wollten, die Gottheiten in ihrem Bauch endlich zu gebären. |
Ursprung der Licht- und Schattenmagie
Um die vereinten Zwillingsgötter Celestes, den Herrn der Höhen, und Abyssos, den Herrn des Abgrunds, auf ihre bevorstehende Konfrontation mit Archonos, dem Herrn der Zeit, vorzubereiten, unterwies Phanon, Herr der Magie, sie in den Geheimnissen der Zauberei. Er lehrte sie, die ungezähmten Ströme der kosmischen Macht, die unaufhörlich aus der wirbelnden Masse des Chaos hervorströmen, zu verstehen und zu lenken. Die Brüder begriffen schnell, wie sie diese Energie formen konnten, und aus ihrer einzigartigen Natur heraus schufen sie je eine eigene Magieform. Celestes durchdrang die chaotischen Ströme mit seinem reinen Streben nach Erleuchtung und rief die Lichtmagie ins Dasein – eine Macht, die hell und rein, aber ebenso unnachgiebig wie er selbst war. Abyssos hingegen ließ die tiefen Abgründe seines Wesens in die wirbelnde Magie einfließen und erschuf die Schattenmagie – dunkel, geheimnisvoll und durchdrungen von der Essenz des Unbekannten. Diese beiden Mächte, Licht und Schatten, wurden zu den fundamentalen, gegensätzlichen Kräften des Kosmos. Sie gelten als unvereinbar und ewige Widersacher, die in einem endlosen Wettstreit miteinander verbunden und doch untrennbar sind. Ein Spiegelbild der Brüder selbst. |
Die magische Wappnung
Abyssos, erfüllt von dunkler Entschlossenheit, ließ die Macht der Schattenmagie durch seine Hände fließen und formte daraus einen finsteren Speer, geschmiedet aus der Essenz purer abgründiger Magie. Diese Waffe spiegelte die zerstörerische Natur des Herrn des Abgrunds wider. Mit diesem tödlichen Schattenspeer schwor Abyssos, seinem tyrannischen Vater Archonos, dem Herrn der Zeit, entgegenzutreten und ihn ein für alle Mal zu vernichten. Celestes, der Herr der Höhen, hingegen wandte die Kraft der Lichtmagie an, um eine unzerbrechliche Kette zu schaffen, die aus dem reinen Licht selbst bestand. Diese strahlende Fessel war eine Manifestation seines Willens zur Herrschaft und Führung. Mit der Kette wollte Celestes Archonos überwältigen, ihn binden und unschädlich machen, um seiner Macht ein Ende zu setzen. |
Bezwingung des kosmischen Tyrannen
Gemeinsam stellten sich die Brüder, Celestes, der Herr der Höhen, und Abyssos, der Herr des Abgrunds, ihrem herrischen Vater Archonos, dem Herrn der Zeit. Ihr Aufeinandertreffen entfachte einen epochalen Kampf, der Äonen andauerte und die Grundfesten des jungen Kosmos erschütterte. Jeder Schlag ließ die Leere vibrieren, jeder Aufprall ließ das Chaos erbeben. Abyssos war es schließlich, der mit seinem finsteren Schattenspeer den ersten entscheidenden Treffer landete. Die brennenden Angriffe seiner abgründigen Waffe durchdrangen den Körper von Archonos und verwundeten den gewaltigen Gott. Doch obwohl dieser geschwächt war, reichte die Macht von Abyssos allein nicht aus, um den übermächtigen Archonos zu bezwingen. In diesem kritischen Moment trat Celestes vor und entfaltete die Macht der Lichtmagie. Mit seiner strahlenden Lichtkette begann er, die Glieder seines geschwächten Vaters zu umschlingen und ihn in mächtige Fesseln zu legen, die selbst der Kraft des Herrschers der Zeit widerstanden. Die Verbundenheit der Brüder, so gegensätzlich sie auch waren, erwies sich als unerschütterlich, und in ihrer Allianz fanden sie die Stärke, den tobenden Vater zu überwältigen. Gefesselt und gebunden, war Archonos nicht länger in der Lage, sich zu wehren, und die Zwillinge bezwangen ihn schließlich. Der kosmische Thron des Herrn der Zeit war gestürzt, und die Ordnung des jungen Kosmos nahm eine entscheidende Wendung. |
Phanons Triumph
Phanon, Herr der Magie, beobachtete voller Genugtuung, wie Archonos, der Herr der Zeit, durch die vereinten Kräfte der Brüder Celestes, den Herrn der Höhen, und Abyssos, den Herrn des Abgrunds, gestürzt wurde. Der Erfolg der Zwillinge war für Phanon der Höhepunkt seiner lange gehegten Rachepläne, denn endlich hatte er die Demütigung des Raubs der Elemente gesühnt. Mit anerkennenden Worten ehrte er die Brüder, die zu Werkzeugen seiner Vergeltung geworden waren. Phanon übernahm daraufhin selbst die Verantwortung für Archonos' Schicksal und erhob sich zum ewigen Wächter des gefesselten Gottes. Mit unerbittlicher Wachsamkeit sorgt er seitdem dafür, dass der entthronte Herr der Zeit dort bleibt, wohin ihn seine Söhne verbannt haben, und dass seine Macht niemals wieder Unheil über den Kosmos bringen kann. |
Das kosmische Gewölbe
Nachdem sie ihren wütenden Vater bezwungen und gefesselt hatten, streckten Celestes, der Herr der Höhen, und Abyssos, der Herr des Abgrunds, die mächtigen Glieder des tobenden Archonos, des Herrn der Zeit, aus und ketteten ihn mit unerschütterlicher Entschlossenheit an die vier entferntesten Punkte der unendlichen Leere von Arkanon an. Seit jenem Tag bildet der gigantische Körper des gestürzten Gottes die unermesslichen Grenzen allen Daseins und erspannt sich als das Kosmische Gewölbe über die gesamte Weite des bekannten Raums. Die strahlende Lichtkette, mit welcher Celestes seinen Vater an diese kosmischen Eckpunkte bannte, ist bis heute ein Zeugnis ihrer Tat. Sie leuchtet durch das Gewand der Onoa, der Herrin der Finsternis, und zieht als der „Celestische Pfad“ funkelnd über den Nachthimmel, vermischt mit dem Glanz der zahllosen Sterne. Für Sterbliche ist er eine beständige Erinnerung an die epische Schlacht, die die Fundamente des Kosmos formte. |
Geas Erlösung
Mit dem Sturz des tyrannischen Herrn der Zeit war nicht nur die Ära seiner Schreckensherrschaft beendet, sondern auch Gea, die gepeinigte Herrin der Welt, von ihrem grausamen Gemahl Archonos und seinem quälenden Gebot befreit. Endlich konnte sie die Kinder, die so lange in ihrem Leib eingekerkert waren und verzweifelt nach Freiheit verlangten, zur Welt bringen. Aus Geas leidvollem Schoß entstiegen fünf neue Gottheiten, jede von ihnen einzigartig und getragen von den Kräften, die ihre Mutter geprägt hatten. Diese jungen Götter brachten weitere Vielfalt und Ordnung in den Kosmos, verliehen ihm Gestalt und füllten ihn mit den Eigenheiten, die fortan das Wesen des Daseins prägen sollten. |
Geburt der kosmischen Schwestern
Zuerst gebar Gea, die Herrin der Welt, ihre beiden Töchter: Onoa, die Herrin der Finsternis, und Sidea, die Herrin der Sterne. Überwältigt von ihrer Freiheit und voller Tatendrang machten sich die Schwestern auf, den jungen Kosmos mit ihrem Wirken zu formen. Onoa, in tiefer Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens, schuf aus den Strängen ihres göttlichen Haares ein edles, schwarzes Gewand. Mit diesem schmückte sie ihre Mutter und brachte die Finsternis in die Welt, welche fortan die unergründlichen Tiefen und jeden Winkel des Kosmos einnahm. So schuf Onoa auch den Nachthimmel, der in stiller Majestät über allem ruht. Sidea, inspiriert von der Geste ihrer Schwester, beschloss, ebenfalls ihre Mutter zu ehren. Sie sammelte in der Leere von Arkanon, dem Gefilde der Ordnung, die Blutstropfen ihres Großvaters Archonos, des Herrn der Zeit, die während seines Sturzes vergossen wurden. Aus diesen göttlichen Tropfen formte sie funkelnde Diamanten, die sie mit erhabener Kunst an das Gewand ihrer Schwester heftete. Auf diese Weise erschuf Sidea die Sterne, die seitdem als ewige Lichter über den Kosmos wachen und Geas dunkles Gewand mit ihrer Schönheit zieren. |
Geas Mutterkinder
Geas Mutterkinder erzählen eine ganz besondere Geschichte, die sich von der ihrer erstgeborenen Töchter unterschied. Nachdem Onoa, die Herrin der Finsternis, und Sidea, die Herrin der Sterne, in die Weiten des Kosmos aufgebrochen waren, brachte Gea drei weitere Kinder zur Welt, doch diese schienen die Verbindung zu ihrer Mutter über alles zu schätzen. Anders als ihre freiheitsliebenden Schwestern wollten sie sich nach ihrer Geburt nicht von Gea trennen. Stattdessen verschmolzen sie aus inniger Liebe und Dankbarkeit erneut mit ihrer Mutter. Der Älteste dieser Geschwister war Goiron, der Herr der Berge. Als er geboren wurde, umarmte er Gea in tiefer Dankbarkeit und löste sich nie wieder aus diesem innigen Griff. Seine mächtigen Glieder blieben für immer umschlungen um den Leib der Mutter, und seine Gestalt wurde in allen Bergen, Felsen und Steinen sichtbar, die die Erde zieren. Nach Goiron folgte Etis, die Herrin der Winde, eine lebhafte und quirlige Gottheit. Ihre Liebe zu Gea war so groß, dass sie nicht wusste, wo sie sich an ihre Mutter anlehnen sollte, da sie überall bei ihr zugleich sein wollte. In ihrem rastlosen Umherwirbeln schuf Etis die Winde und Stürme, die heute alles Irdische umwehen. Ihre flüchtige Gestalt zeigt sich Sterblichen in den Bildern der Wolken und fliehenden Verwehungen der Erde. Zuletzt wurde Ogeon geboren, der Herr des Meeres. Als er das Licht der Welt erblickte, sah er, wie Gea vor Freude in Tränen ausbrach. Aus dem Erdreich quollen ihre Tränen hervor, und Ogeon, von dieser Freude bewegt, sammelte sie ein. Dann formte er aus ihnen die Meere, Seen und Flüsse. Als er so die Gewässer gebildet hatte, stieg er in deren Tiefen hinab und lebt bis heute verborgen auf deren Grund. Sterbliche können seine unergründliche Gestalt in den Wellen und auf den spiegelnden Wasseroberflächen erahnen. Diese drei Gottheiten, die Weltgötter genannt werden, verbanden sich mit Gea, und aus dieser Verschmelzung entstand Essentia, die irdische Welt, in ihren grundlegenden Formen. |
Die Vermählungen der Zwillingsgötter
Gea, erfüllt von tiefem Dank für ihre Befreiung aus den Fängen des tyrannischen Archonos, dem Herrn der Zeit, beschloss, ihre Anerkennung auf die bedeutsamste Weise zu zeigen. Ihren tapferen Befreiern, den Zwillingsgöttern Celestes, dem Herrn der Höhen, und Abyssos, dem Herrn des Abgrunds, schenkte sie ihre erstgeborenen Töchter als Gemahlinnen. Sidea, die Herrin der Sterne, wurde Celestes anvertraut. Ihre Hochzeit vereinte das Licht der Sterne mit der Klarheit der Höhen und brachte dem Kosmos eine unvergleichliche Erhabenheit. Gemeinsam ließen sie die Sterne heller erstrahlen und schufen eine Ordnung, die der Welt Stabilität verlieh. Abyssos erhielt Onoa, die Herrin der Finsternis, als Gemahlin. Ihre Verbindung vertiefte die Geheimnisse der Schatten und schuf eine dunkle Kraft, die ebenso mächtig wie unergründlich war. Zusammen erweiterten sie die Mächte der Finsternis und erfüllten den Kosmos mit einem neuen Sinn für Tiefe und Mysterium. |
Ausbruch des Äonenkrieges
Nach den göttlichen Vermählungen begann der fragile Bund zwischen den gegensätzlichen Brüdern Celestes, dem Herrn der Höhen, und Abyssos, dem Herrn des Abgrunds, zu bröckeln. Der alte Hass, der sie seit ihrer Geburt begleitete, flammte erneut auf. Beide erkannten, dass ihre Wesensarten unvereinbar waren und jegliche Gemeinsamkeit, die sie einst vereint hatte, verblasst war. Die gemeinsame Rebellion gegen ihren verhassten Vater Archonos, den Herrn der Zeit, war das einzige Band, das sie zeitweilig miteinander verbunden hatte. Doch mit dessen Bezwingung blieb nichts als Abscheu und tief verwurzelte Missgunst zwischen ihnen übrig. Es dauerte nicht lange, bis die Brüder in einen zorngeladenen Streit gerieten. Ihr Konflikt entzündete sich an der Frage der Regentschaft über Essentia, die irdische Welt, die aus ihrer Rettung der Gea und der Geburt von deren Kindern hervorgegangen war. Beide Zwillingsgötter beanspruchten die Herrschaft für sich, und keiner war bereit, sich dem anderen zu unterwerfen. Ihr Zorn und Stolz ließen keinen Raum für Verständigung, und so versank der junge Kosmos, dessen Frieden nur von kurzer Dauer war, erneut in Aufruhr. Der Bruch zwischen den Brüdern sollte sich als ein Ereignis von weitreichender Bedeutung erweisen, welches die Zukunft der Welten tiefgreifend beeinflussen würde. |
Duell der Zwillingsgötter
Der Konflikt um die Vorherrschaft über Essentia, die irdische Welt, eskalierte in einen erbitterten Zweikampf zwischen den Zwillingsgöttern Celestes, dem Herrn der Höhen, und Abyssos, dem Herrn des Abgrunds. Was einst eine kurze Allianz gegen ihren gemeinsamen Vater Archonos gewesen war, verwandelte sich nun in einen unversöhnlichen Kampf, in dem sie weder Rücksicht noch Gnade walten ließen. Abyssos setzte alles daran, seinen Bruder zu überwältigen. Mit finsterer Entschlossenheit griff er Celestes mit seinem Schattenspeer an, der von den Flammen des lodernden Infernos durchdrungen war. Doch trotz der bedrohlichen Macht seiner Angriffe gelang es Abyssos nicht, Celestes zu treffen. Geschickt wich dieser den machtvollen Hieben aus, seine Bewegungen waren präzise und voller Anmut, selbst inmitten der Bedrängnis. In einem Moment der Ruhe, den er durch sein wendiges Ausweichen gewann, rief Celestes die Macht der Lichtmagie an. Mit dieser formte er einen göttlichen Stab, der von der Energie reiner Blitze durchdrungen war. Mit dieser gewaltigen Waffe in den Händen ging Celestes zum Gegenangriff über. Die Brüder stürzten sich mit all ihrer göttlichen Kraft in den Kampf, jede Bewegung ließ den jungen Kosmos erbeben, jeder Schlag war ein Ausdruck ihrer unversöhnlichen Gegensätze. |
Geas Wunde
Als die Zwillingsgötter Celestes, der Herr der Höhen, und Abyssos, der Herr des Abgrunds, sich in ihrem erbitterten Kampf um Essentia immer weiter steigerten, wurde ihr Zorn zu einer unkontrollierbaren Kraft. Beide suchten verzweifelt nach einem Sieg, doch die Ebenbürtigkeit ihrer Macht ließ den Konflikt ins Unermessliche anwachsen. Inmitten dieses gnadenlosen Kampfes geschah das Unvorstellbare. Abyssos, von Zorn und Rage getrieben, schwang seinen Schattenspeer mit solcher Kraft, dass der Stoß statt Celestes ihre gemeinsame Mutter Gea traf. Der Speer durchdrang ihren Leib bis zum Herzen, und die brennenden Flammen des Infernos, die in der dunklen Magie des Speeres loderten, entfachten in Geas Herz ein verheerendes Feuer. Von ihrem flammenden Herzen aus breiteten sich glühende Adern aus, die sich wie eine Kettenreaktion durch das gesamte Erdreich zogen. Diese Adern aus Feuer durchdrangen Geas Körper, ein Netzwerk aus pulsierender Energie, das sie seit diesem Moment nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Die Flammen in ihrem Inneren sind nicht so heftig, dass sie die Herrin der Welt zerstören würden, doch sie brennen unaufhörlich, eine stille Qual, die niemals vollständig nachlässt. Gea ist gezwungen, mit dieser inneren Unruhe zu leben, und jeder Schlag ihres brennenden Herzens sendet ein leichtes Beben durch die Tiefen der Welt. Geas Schmerz war nach der Verwundung unvorstellbar und erfüllte den Kosmos mit einem Klagelaut, der alles Dasein durchdrang. Die unbändige Wut, die Liebe und der Verrat, die in diesem Angriff auf die Weltenseele kulminierten, machten schicksalshaft deutlich, dass der Krieg der Götter keinen Sieger hervorbringen würde, sondern nur Verlust und Leid. |
Vertreibung des Abyssos
Als Gea die brennende Wunde erlitt, die Abyssos, der Herr des Abgrunds, ihr zugefügt hatte, erhob sich in den Herzen der Weltgötter ein brennender Zorn. Goiron, der Herr der Berge, Etis, die Herrin der Winde, und Ogeon, der Herr des Meeres, spürten den Schmerz ihrer Mutter, als sei er ihr eigener, und ihre Liebe zu Gea wandelte sich in Entschlossenheit. Die drei Gottheiten erhoben sich, um Abyssos zur Rechenschaft zu ziehen und ihre Mutter zu beschützen. Die drei kämpften somit zwangsläufig an der Seite ihres Bruders Celestes, des Herrn der Höhen, und waren entschlossen, Abyssos für sein verhängnisvolles Handeln zur Rechenschaft zu ziehen. In ihrem vereinten Zorn boten sie Abyssos die Stirn, doch der Herr des Abgrunds erkannte, dass er der geballten Macht seiner Geschwister nicht standhalten konnte. Von ihren Angriffen überwältigt suchte Abyssos verzweifelt nach einem Fluchtweg. Schließlich floh er in den klaffenden Spalt, den sein Schattenspeer in Geas Leib geschlagen hatte. Dieses dunkle, unheilvolle Wundmal wurde zu seiner Zuflucht und dort verbarg er sich gemeinsam mit seiner Gemahlin Onoa, der Herrin der Finsternis. Tief im Fleisch der leidenden Gea suchten die beiden Schutz vor der wütenden Verwandtschaft und fanden im Schoß der Dunkelheit ein trügerisches Versteck. |
Versiegelung der Unterwelt
Da Celestes, der Herr der Höhen, Abyssos, den Herrn des Abgrunds, nicht in den Tiefen von Geas Wunde aufspüren konnte, entschied er sich, eine neue Strategie zu verfolgen. Er wandte sich an Phanon, den Gott der Magie, und bat ihn um Unterstützung. Da Phanon Celestes noch immer für die Vollendung seiner Rache an Archonos, dem Herrn der Zeit, verpflichtet war, zeigte er sich bereit, dem Anliegen des Herrn der Höhen nachzukommen. Phanon, stets bereit, seine Schulden zu begleichen, willigte ein und erschuf ein Siegel von unvorstellbarer Macht, welches die klaffende Wunde von Gea verschloss. Doch um sicherzustellen, dass das Siegel unüberwindbar bliebe, fertigte er einen magischen Schlüssel, der notwendig war, um es zu verschließen. Diesen Schlüssel behielt Phanon in seinem Besitz und nahm ihn mit sich in die große Leere von Arkanon, dem Gefilde der Ordnung, wo er vor allen anderen sicher verwahrt wurde. |
DAS GOLDENE ZEITALTER
Regentschaft des Celestes
Dank der Zauberei von Phanon, dem Herrn der Magie, hatte Celestes seinen Bruder Abyssos, den Herrn des Abgrunds, und Onoa erfolgreich in den Tiefen unter Geas Wunde eingesperrt. Dies erlaubte es dem Herrn der Höhen, den letzten Schritt zu machen: sich als den alleinigen Herrscher über Essentia, die irdische Welt, und den gesamten Kosmos auszurufen und damit die Nachfolge seines gestürzten Vaters anzutreten. So glaubte er, den ewigen Streit beendet und Frieden über das Universum gebracht zu haben.
Celestes entwarf nun eine strahlende Vision: ein goldenes Zeitalter, erfüllt von Licht, Fülle und Reinheit, frei von Zerstörung, Vergänglichkeit und Verderbnis. Er strebte eine Welt von makelloser Schönheit an, deren Vollkommenheit auf ewiger Beständigkeit beruhen sollte. In seiner Vorstellung sollte es eine Schöpfung werden, die keinen Wandel kannte, sondern für alle Zeiten in strahlender Harmonie und ewigem Frieden verharren würde.
Die Himmelsmagie
Als Zeichen seiner göttlichen Regentschaft entzündete Celestes, der Herr der Höhen, bei seinem Herrschaftsantritt das leuchtend blaue Himmelsfeuer. Diese göttlichen Flammen, die hoch über Essentia, der irdischen Welt, loderten, waren ein machtvolles Symbol für den Beginn seines goldenen Zeitalters und die Manifestation seiner Macht über die Schöpfung.
Mit dem Himmelsfeuer brachte Celestes zugleich eine neue Form der Magie in die Welt – die Himmelsmagie. Diese Kraft, durchdrungen von der Essenz der göttlichen Höhen, trug die Herrschaft und Führung in sich, die Celestes’ Vision eines vollkommenen Kosmos widerspiegelten. Sie offenbart sich in hellem Licht, das gewaltvoll, prophetisch, wegweisend oder blendend sein kann.
Celestes betrachtete das Himmelsfeuer als Krönung seiner Herrschaft, ein Symbol der Ewigkeit und des Friedens, den er zu schaffen gedachte. Sein Licht war strahlend, seine Macht war unerschütterlich, und seine Flammen wurden für die Bewohner Essentias zu einem Zeichen seiner göttlichen Ordnung, die er über alles stellte.
Doch während das himmlische Feuer über der Welt loderte, war es zugleich ein stummes Versprechen, dass auch die größten Lichtgestalten Schatten hinterlassen können.
Erschaffung von Celestia
Das blaue Himmelsfeuer erhob sich wie eine leuchtende Krone über dem Haupt der Gea, der Herrin der Welt, und betonte die erhabene Schönheit ihrer Gestalt. Der Schein der himmlischen Flammen formte eine strahlende Lichtkuppel, die den sternenbesetzten Schleier der Onoa, der Herrin der Finsternis, an die äußerste Grenze zur lichtlosen Leere von Arkanon, dem Gefilde der Ordnung, emporhob.
Unter diesem glanzvollen Lichterdom errichtete Celestes, der Herr der Höhen, sein himmlisches Reich – Celestia, die Himmelskrone. Dieses Gefilde, umgeben von hellem Licht und zarten, weißen Wolken, ist erfüllt von der reinen Strahlkraft des blauen Himmelsfeuers. Der helle Schein, der das gesamte Reich durchdringt, ist von solcher Intensität, dass Sterbliche, die ihn direkt erblicken würden, für immer erblinden oder sogar sterben müssten.
Für die irdischen Wesen offenbart sich der Glanz von Celestia jedoch in Form des Himmels, den sie in all seinen vielfältigen Erscheinungsbildern erleben. Über ihren Köpfen erhebt sich dieser strahlende Ort wie ein unerreichbares Reich, allgegenwärtig und doch unendlich fern. Die Himmelskrone des Celestes bleibt für sie ein mystisches Mysterium, ein Sinnbild für die göttliche Erhabenheit, die seine Regentschaft ausstrahlt.
Die Himmelsgötter
Nachdem Celestes, der Herr der Höhen, die strahlende Himmelskrone Celestia bezogen hatte, vereinte er sich mit seiner Gemahlin Sidea, der Herrin der Sterne, und sie brachten gemeinsam ihre erhabenen Nachkommen hervor, deren Leuchten die Schöpfung für alle Zeit prägen sollte.
Der Erstgeborene war Pyrion, der Herr der Sonne. Geleitet vom glanzvollen Licht der Sterne, das er von seiner Mutter erbte, erfüllte er die Welt mit der strahlenden Kraft der Sonne. Auf einem göttlichen Schwan fliegend, begann Pyrion seine unermüdliche Reise um Essentia, die irdische Welt, und erhellte alles, was unter seinem Weg lag. Wo auch immer sein Licht erschien, herrschte der Tag, und so zog er unermüdlich weiter, um alle Orte mit seinem Schein zu segnen.
Nach ihm wurde Lysara, die Herrin des Mondes, geboren. Auch sie trug den Sternenglanz ihrer Mutter in sich und schenkte der Welt den schimmernden Mondschein. Da Pyrion bei seinen Reisen nur eine Hälfte Essentias mit seinem Licht erhellen konnte, entschied sich Lysara, die andere Hälfte mit ihrem sanften Schimmer zu erleuchten. Auf einer göttlichen Eule gleitet sie durch die Nacht, stets auf der entgegengesetzten Seite ihres Bruders, und zieht ihre Kreise über Essentia, um die Dunkelheit mit dem Licht des Mondes zu erfüllen.
Gemeinsam mit Pyrion und Lysara begründeten Celestes und Sidea das strahlende Geschlecht der Himmelsgötter.
Geburt der Sonnentochter
Bei der Geburt Pyrions, des Herrn der Sonne, wurde zugleich eine weitere Göttin ins Leben gerufen: Bia, die Herrin der Fruchtbarkeit.
Als Pyrions strahlende Sonnenlichter zum ersten Mal auf den Leib der segenreichen Gea, der Herrin der Welt, fielen, entfachten sie in ihrem Fleisch einen Funken der Schöpfung. Aus diesem Funken formte sich Bia, hervorgegangen aus Geas erhabener Essenz und durchdrungen von der Lebenskraft, die sie fortan repräsentieren sollte.
Die frohe Vermählung
Bia, die erdverbundene Herrin der Fruchtbarkeit, verspürte vorerst keinen Drang, zu ihrem Vater Pyrion, dem Herrn der Sonne, in die strahlenden Höhen von Celestia, der Himmelskrone, aufzusteigen. Stattdessen blieb sie bei ihrer Mutter Gea, durchwanderte die leere Oberfläche von Essentia, der irdischen Welt, und betrachtete die trostlose Umgebung mit schwerem Herzen. Die Ödnis der Welt erfüllte sie mit Melancholie und Sehnsucht nach Veränderung.
Ogeon, der Herr des Meeres, sah Bia an seinen Ufern wandern, ihre Traurigkeit und Einsamkeit in ihrem Ausdruck erkennend. Um die betrübte Göttin aufzuheitern, ließ er das Spiel seiner Wellen beginnen, ein fröhliches Auf und Ab, das sich an den Gestaden brach. Das Lächeln, das sich daraufhin zaghaft auf Bias Lippen zeigte, ermunterte Ogeon, sich ihr zu nähern.
Die Begegnung der beiden Gottheiten führte zu einer wachsenden Zuneigung, die schließlich in ihrer Vermählung gipfelte. Mit Zustimmung ihres strahlenden Vaters Pyrion vereinigten sich Bia und Ogeon, zu einer Verbindung, die das Fundament für die fruchtbare Entfaltung Essentias legte.
Die Lebensmagie
Zur Hochzeit schenkte Ogeon, der Herr des Meeres, seiner Gattin Bia, der Göttin der Fruchtbarkeit, ein göttliches Wasser und sprach die verheißungsvollen Worte, dass es das Geheimnis des Lebens in sich trage. Doch obwohl Bia voller Neugier war, blieb das Mysterium ihres Geschenks für sie unlösbar.
In ihrer Suche nach Erkenntnis stieg sie zu ihrem Vater Pyrion, dem Herrn der Sonne, in die schimmernden Höhen von Celestia, der Himmelskrone, empor. Dort bat sie den strahlenden Herrscher, ihr zu helfen, Essentia, die irdische Welt, mit der Kraft ihres Hochzeitsgeschenks zu beleben.
Pyrion, bewegt von Bias Anliegen, wies sie an, ein großes Wolkenfeld an der Grenze Celestias aufzusuchen. Mit ihrem magischen Wasser in den Händen begab sich die Göttin der Fruchtbarkeit dorthin und goss das göttliche Nass über die flüchtigen Wolken. In dem Moment, als das Wasser die Wolkendecke durchdrang, erwachte eine neue, mächtige Kraft – die Lebensmagie. Diese trug die wundersame Essenz von Fruchtbarkeit, Liebe und Inspiration in sich und wurde zur Grundlage des aufkeimenden Lebens auf Essentia.
Entstehung des irdischen Lebens
Nachdem Bia, die Herrin der Fruchtbarkeit, das göttliche Wasser, ein Geschenk ihres Gemahls Ogeon, des Herrn der Meere, auf die Wolkendecke in den himmlischen Höhen gegossen hatte, verdichteten sich die Wolken und wurden schwer von der Macht des magischen Nass.
Bald darauf fiel zum ersten Mal der Regen herab, sanft und doch erfüllt von göttlicher Energie. Die Tropfen durchdrangen die Lüfte und benetzten den Leib der schlummernden Gea, der Herrin der Welt. An jedem Ort, den sie berührten, offenbarte sich die wunderhafte Kraft der Lebensmagie. Aus der öden Oberfläche Essentias, der irdischen Welt, erhoben sich plötzlich zahllose Geschöpfe: prächtige Pflanzen sprossen aus der Erde, während wilde Tiere die Welt zu beleben begannen.
So erfüllte die Macht des göttlichen Wassers Essentia mit einer zuvor nie gekannten Vielfalt und Fülle, und der erste Regen wurde zum Ursprung des Lebens, das die irdische Welt bereicherte und zum Blühen brachte.
Die Hüter der Tiere und Pflanzen
Bia, die Göttin der Fruchtbarkeit, beobachtete voller Freude das Wachsen und Gedeihen der vielen neuen Pflanzen und Tiere, die durch die Lebensmagie entstanden waren. Während sie durch die blühenden Täler und majestätischen Wälder von Essentia wanderte, spürte sie, dass Gea, die Herrin der Welt, mit zwei weiteren Gottheiten gesegnet war, die gemeinsam mit den wilden Geschöpfen ins Leben getreten waren.
Die erste Gottheit fand Bia in dem uralten Baum, der als erster seine Wurzeln tief in den Boden von Essentia geschlagen hatte. Als Bia den mächtigen Stamm des Baumes berührte, entstieg ihm Dendron, der Herr des Pflanzenreiches, dessen beharrliche Kraft die Welt mit unermüdlichem Wachstum erfüllen sollte.
Die zweite Gottheit offenbarte sich Bia in einer trächtigen Hirschkuh – dem ersten Tier, das neues Leben in sich trug. Als Bia der Hirschkuh bei der Geburt ihres Nachwuchses beistand, entstieg ihr die wilde Lykona, die Herrin des Tierreiches, die mit ihrem freien Geist die Tiere der Welt behüten und führen würde.
Bia nahm die beiden neugeborenen Wildnisgötter als ihre Schützlinge an und erklärte sich zu ihrer Patin. Mit dieser Rolle betraute sie die Geschwister mit der Verantwortung, über das Wohl aller Pflanzen und Tiere zu wachen. Seitdem ziehen Dendron und Lykona durch die weiten Landschaften und Wildnisse Essentias und hüten mit Hingabe ihre zahllosen Schützlinge.
Erschaffung von Leveon
Nachdem Bia, die Herrin der Fruchtbarkeit, die beiden Wildnisgötter hervorgebracht hatte, bemerkte sie, dass sich in dem Wolkenfeld, welches sie mit Ogeons magischem Wasser getränkt hatte, ein Quell von außergewöhnlicher Magie aufgetan hatte. Diese Quelle speiste fortan die Wolken mit unaufhörlichen Strömen von lebensspendendem Wasser, erfüllt von der Kraft der Lebensmagie.
Am Ursprung dieses magischen Quells errichtete Bia einen Brunnen, den sie aus leuchtendem Bernstein schuf – ein sonniges Material, das die strahlende Kraft ihres Vaters Pyrion in sich trug. Der Brunnen, der seither unermüdlich sprudelt, trägt die Verantwortung, die irdische Welt mit fruchtbarem Regen zu segnen und das Leben auf Essentia zu bewahren.
Rund um den Bernsteinbrunnen entstand eine zauberhafte Wolkenlandschaft, die von den strömenden Gewässern des Lebensquells durchzogen ist. Dieser himmlische Ort voller Magie und pulsierendem Leben wurde von Bia als ihr göttliches Reich Leveon auserkoren. Seither thront sie dort als Hüterin der Fruchtbarkeit und stellt sicher, dass Essentia durch den unerschöpflichen Quell des Lebens mit segenreichem Regenschauern genährt wird.
Die Lebensgötter
Bia, die Herrin der Fruchtbarkeit, wachte in den Wolken über den Lebensquell, der aus dem Bernsteinbrunnen strömte. Um ihrem Wunsch nach Nähe zu Ogeon, dem Herrn des Meeres, zu entsprechen, bat sie Etis, die Herrin der Winde, die Wolken mit dem Quell weit über das Meer zu treiben. So konnte Bia nahe bei ihrem Gemahl verweilen und dennoch über die kostbaren Wasser des Himmels wachen.
In ihrer wiedergefundenen Einheit mit Ogeon zeugten sie zwei Töchter, die das Leben auf Essentia, der irdischen Welt, in neuer Form bereicherten.
Die erste war Venora, die Göttin der Schönheit. Diese anmutige Gottheit brachte die körperliche Anziehungskraft und die Liebe in die Welt. Durch ihre Macht erhielten alle irdischen Wesen den Impuls, sich einander zuzuwenden und die Vielfalt des Lebens durch Vermehrung zu sichern.
Die zweite Tochter war Onira, die Herrin der Inspiration. Diese fantasievolle Göttin schenkte der Welt die Kunst und die Sehnsucht. Mit ihrer schöpferischen Kraft beflügelt sie seit jeher die Götter und die kulturschaffenden Wesen gleichermaßen, regt sie an, ihre Hingabe und Verehrung durch Kunstwerke auszudrücken und ihre Träume zu verwirklichen.
Gemeinsam mit ihrer Mutter Bia gelten Venora und Onira als die Lebensgötter. Ihr Wirken erfüllt die Welt mit unerschöpflicher Fülle, Freude und Sinn und bildet das Herzstück der blühenden Vielfalt auf Essentia.
Die alten Rassen
Neben den wilden Tieren und Pflanzen, die durch den göttlichen Schauer von Bia, der Herrin der Fruchtbarkeit, entstanden, wurden auch die Alten Rassen ins Leben gerufen. Diese besonderen Wesen besaßen vorausblickende Seelen sowie die verborgenen Mächte der Naturmagie, die tief in ihrem Blut verankert waren. Ihre außergewöhnliche Verbindung zur Magie und ihr angeborenes Streben nach Wissen machten sie einzigartig unter allen irdischen Geschöpfen.
Auch Celestes, der Herr der Höhen, bemerkte diese begabten Wesen, welche den Göttern ähnlicher als allen anderen irdischen Geschöpfen waren. Beeindruckt von ihren Fähigkeiten suchte er den Kontakt zu den Alten Rassen, um ihnen seine himmlischen Botschaften zu überbringen. Doch da Celestes seine Herrschaft fast ausschließlich von seinem hohen Sitz in Celestia, der Himmelskrone, ausführt und nur selten Essentia, die irdische Welt, besucht, schuf er die edlen Theleten. Diese Himmelsboten wurden zu Mittlern zwischen den Höhen und der Welt der Alten Rassen. Sie überbrachten göttliche Botschaften, lehrten den Cantus Celestum, die ehrfurchtsvolle Himmelssprache, und führten die Lichtmagie in die Welt der Alten Rassen ein.
Die Ankunft der strahlenden Theleten wurde von den Alten Rassen jedoch unterschiedlich aufgenommen. Die Sereten begegneten den Himmelsboten mit Ehrfurcht, Dankbarkeit und einer tiefen Faszination. Sie nahmen die göttlichen Lehren bereitwillig an und blieben den Himmelsgöttern und Lebensgöttern eng verbunden. In den fruchtbaren Tälern errichteten sie kunstvolle Schreine und sangen klangvolle Loblieder, um ihre Verehrung und Dankbarkeit gegenüber den Gottheiten auszudrücken.
Die Fodeten hingegen reagierten mit Schrecken auf das himmlische Licht der Theleten. Von der übermächtigen Strahlkraft geblendet, suchten sie Zuflucht in den Tiefen der Erde. Dort haben sie bis heute ihr verborgenes Zuhause, wo sie einen ganz eigenen Zugang zur Magie der elementaren Schätze des Erdreichs entwickelten.
So nahm die Geschichte der Alten Rassen ihren Lauf und brachte zwei unterschiedliche Wege des Lebens und Glaubens hervor, beide tief geprägt von der Begegnung mit den Götterboten.
Der goldene Käfig Essentias
Im Goldenen Zeitalter unter der Herrschaft von Celestes, dem Herrn der Höhen, schien Essentia, die irdische Welt, auf den ersten Blick im Überfluss zu gedeihen. Die unerschöpfliche Lebensmagie und die unveränderliche Ordnung brachten eine Fülle an Pflanzen, Tieren und Alten Rassen hervor, die die Welt in lebendige Farben tauchten. Doch diese scheinbare Perfektion hatte ihren Preis.
Die Unveränderlichkeit, die Celestes der Welt auferlegte, führte dazu, dass sich nichts und niemand wandelte. Dadurch geriet das natürliche Gleichgewicht des Kosmos aus der Bahn. Ohne den Kreislauf von Geburt, Wachstum, Verfall und Tod stagnierte das Leben. Allen Geschöpfen mangelte es an Vitalität und Neugier und sie verfielen in eine geistlose Apathie, unfähig, sich weiterzuentwickeln oder ihren Daseinszweck zu finden.
Zudem führte die stetige und unkontrollierte Vermehrung der Wesen zu einer drückenden Enge in der Welt. Der einst grenzenlose Raum von Essentia war nun überfüllt, und die Geschöpfe begannen, sich in ihrer Bewegung zu behindern. Die Fülle, die ursprünglich als Segen galt, wurde zur Last, und die Harmonie, die Celestes schaffen wollte, drohte in einem erstickenden Überfluss zu ertrinken.
So trübte der Überfluss und die Starre des Goldenen Zeitalters den Glanz von Celestes' friedvoller Ära. Essentia wurde so zu einem stummen Ort, in dem das Leben sich selbst im Weg stand und die einstige Freude der Existenz in einen schwerfälligen Stillstand umschlug. Der Bedarf nach Wandel und einer Lösung dieses Ungleichgewichts wurde immer spürbarer.
Der Eingriff des Phanon
Der bedrückende und übersättigte Zustand Essentias, der irdischen Welt, blieb auch Phanon, dem Herrn der Magie, nicht verborgen. Mit seiner tiefen Verbindung zu den kosmischen Kräften spürte er, dass allein Abyssos, der gefangene Herr des Abgrunds, in der Lage wäre, die Welt aus dem Zustand der Erdrückung und Sinnlosigkeit zu befreien, den die Überflussherrschaft seines Bruders Celestes, des Herrn der Höhen, geschaffen hatte.
Von Gewissensbissen geplagt, erinnerte sich Phanon an seine Rolle in diesem Drama. Er hatte Celestes dabei geholfen, Abyssos und dessen Gemahlin Onoa, die Herrin der Finsternis, durch sein mächtiges magisches Siegel in der Wunde Geas einzusperren. Diese Tat, einst als Dienst an der kosmischen Ordnung gedacht, schien nun der Ursprung des erstickenden Stillstands zu sein, der Essentia bedrohte.
Phanon, der von der Verantwortung für diesen unheilvollen Zustand getrieben wurde, fasste einen weitreichenden Entschluss. Entgegen seinen eigenen Regeln, entschied er sich zu handeln. Er wollte die starren Fesseln von Celestes lähmender Utopie brechen und einen Eingriff wagen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und Essentia aus seiner erstarrten Fülle zu erlösen.
Ein riskanter Schritt, der den Lauf des Schicksals für immer verändern sollte.
Der geheimnisvolle Schlüssel
Um Abyssos, den Herrn des Abgrunds, eine Möglichkeit zu geben, aus seinem unterirdischen Gefängnis zu entkommen, schmiedete Phanon, der Herr der Magie, einen bedachten und zugleich riskanten Plan. Er ließ Uselias, dem mächtigsten und weisesten aller Theleten, den Schlüssel zukommen, mit dem einst das Siegel erschaffen worden war, welches Celestes, der Herr der Höhen, gemeinsam mit Phanon genutzt hatte, um Abyssos und seine Gemahlin Onoa, die Herrin der Finsternis, in Geas Wunde einzusperren.
Phanon verschwieg Uselias jedoch den wahren Zweck des Schlüssels und hüllte dessen Macht in ein geheimnisvolles Schweigen. Stattdessen sprach er von einem Geheimnis, das ungeahnte Wahrheiten ans Licht bringen würde. Wahrheiten, die Celestes selbst vor seinen himmlischen Boten verborgen hielt. Die Andeutung von Wissen, das den höchsten Gott der Höhen umgab, weckte in Uselias sowohl Neugier als auch einen Hauch von Zweifel an der Herrschaft seines Schöpfers.
Mit dieser subtilen Tat pflanzte Phanon den Samen der Unsicherheit und des Wandels in die scheinbar unerschütterliche Ordnung des goldenen Zeitalters. Gleichzeitig entledigte er sich seiner direkten Verantwortung, indem er Uselias die Entscheidung überließ, was mit dem Schlüssel geschehen sollte.
Uselias Neugier
Uselias, der mächtigste der Theleten, war zunächst unfähig, die Vorstellung zu akzeptieren, dass Celestes, der erhabene Herr der Höhen, etwas vor ihm und den anderen Himmelsboten verbergen könnte. Die unerschütterliche Loyalität, die er gegenüber seinem göttlichen Herrn hegte, stand wie eine Mauer vor seinem Verstand. Doch Phanons geheimnisvolle Worte und die Verlockung, ein verborgenes Geheimnis zu enthüllen, begannen an dieser Mauer zu rütteln. Schließlich siegte seine Wissbegier über seine Treue, und Uselias entschied sich, das Rätsel des Schlüssels zu lösen, auch wenn dies bedeutete, seinen Herrn zu hintergehen.
Auf seiner Suche nach einem Schloss, das zu Phanons Schlüssel passen könnte, wandte sich Uselias an die Sereten. Diese ehrfürchtigen Geschöpfe berichteten ihm von einer verbotenen Region in Essentia, zu der Celestes jeglichem irdischen Wesen den Zutritt untersagt hatte. Noch nie hatte jemand diesen göttlichen Befehl hinterfragt, da das Vertrauen in den Herrscher des Kosmos unerschütterlich war. Doch für Uselias, dessen Neugier nun über jede Hemmung triumphierte, war diese verbotene Region zu einer unwiderstehlichen Verlockung geworden.
Mit dem magischen Schlüssel in der Hand begab sich Uselias heimlich in die verbotene Region, verborgen vor den Augen seines Herrn. Dort angekommen, stieß er auf eine gewaltige Narbe im Leib der Gea. Dieses klaffende Wundmal strahlte eine unheimliche Energie aus, die ihn gleichermaßen anzog und erschreckte. Im Zentrum dieser Narbe fand er schließlich ein großes Siegel, dessen Schloss unweigerlich zur Form von Phanons Schlüssel passte.
Uselias stand nun am Scheideweg, an dem Neugier und Gewissen miteinander rangen. Vor ihm lag die Möglichkeit, ein uraltes Mysterium zu entschlüsseln und die Wahrheiten zu enthüllen, die Celestes zu verbergen suchte. Eine Entscheidung, die nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern das Gleichgewicht von Essentia für immer verändern könnte.
Die Öffnung der Unterwelt
Uselias, geblendet von seiner Wissbegier und der Verlockung, das Geheimnis des Schlüssels zu lüften, ahnte nicht, welche schicksalhafte Entscheidung er traf, als er das uralte Siegel brach. Der Moment des Öffnens war erfüllt von einem unheilvollen Beben, das die Wunde im Leib der Gea durchzog und ein beklemmendes, grollendes Dröhnen hervorrief. Noch bevor der Thelet verstand, was er angerichtet hatte, durchbrach Abyssos, der schattenhafte Herr des Abgrunds, das Gefängnis, das ihn so lange gehalten hatte.
Schwarz wie die tiefste Leere und erfüllt von lodernden Flammen, stieg der wütende Abyssos aus der Erde empor. Sein Durst nach Rache und seine unstillbare Zerstörungskraft entfachten eine Aura des Schreckens, die selbst einen göttlichen Boten wie Uselias in tiefe Panik versetzte. Der Thelet stand wie erstarrt angesichts der uralten Macht, die er unwissentlich befreit hatte. Doch als der Zorn des entfesselten Gottes ihn zu erfassen drohte, kehrte seine Furcht zur Handlungskraft zurück, und Uselias floh, getrieben von blanker Angst.
Während er in die Weiten Essentias floh, quälten ihn Schuld und Reue. Erst jetzt wurde ihm das wahre Gewicht seiner unüberlegten Tat bewusst sowie die katastrophalen Konsequenzen, die sie für die Welt bedeuten könnten. Uselias hatte unabsichtlich den Schlüssel zu einer neuen Ära freigesetzt, deren Verlauf nun ungewiss und von tiefgreifendem Wandel geprägt war. Doch in seinem Innersten wusste er, dass weder die Welt noch er selbst jemals wieder dieselben sein würden.
DAS SCHWARZE ZEITALTER
Die Rache der Höllengötter
Nachdem Uselias das uralte Siegel auf der Wunde von Gea, der Herrin der Welt, geöffnet hatte, ergriff ein gewaltiger Umbruch den Kosmos. Mit der Befreiung von Abyssos, dem Herrn des Abgrunds, brach eine Ära der Zerstörung an. Die brennende Rache, die er über die unzähligen Äonen seiner Gefangenschaft tief in seinem Innersten genährt hatte, entlud sich nun mit unbändiger Macht und veränderte die Ordnung der Schöpfung grundlegend.
Während seiner langen Gefangenschaft im tiefsten Erdreich hatte Abyssos mit seiner Gemahlin Onoa, der Herrin der Finsternis, ein eigenes Göttergeschlecht gezeugt, das als die Höllengötter bekannt wurde. Diese düstere und mächtige Familie trug dieselbe unversöhnliche Wut in sich wie Abyssos und teilte seinen Wunsch, die erlittene Ungerechtigkeit zu rächen.
Gemeinsam mit den Höllengöttern trat Abyssos seinen Rachefeldzug an und durchbrach voller Vergeltungsdrang die Grenzen des Erdreichs. Seine Rückkehr brachte Finsternis und Verwüstung über Essentia, die irdische Welt. Die bisherige Ordnung, die Celestes, der Herr der Höhen, errichtet hatte, wurde nun auf eine Weise erschüttert, die niemand vorhersehen konnte. Ein neues Kapitel des Ewigen Schauspiels begann, geprägt von Konflikten zwischen den Höhen und den Tiefen, von Licht und Finsternis, von Schöpfung und Zerstörung.
Die Zerstörungsmagie
Abyssos, der Herr des Abgrunds, hatte während seiner langen Gefangenschaft in den Tiefen von Geas Wunde nicht nur seine Rache gegen seinen Bruder Celestes, den Herrscher der Höhen, genährt, sondern sich auch strategisch auf den Tag seiner Befreiung vorbereitet. Tief im Inneren des Erdreichs errichtete Abyssos eine düstere Residenz direkt am pulsierenden Herzen der Gea, jenem Herz, das einst durch den gewaltigen Stich seines Schattenspeeres entfacht worden war.
Die flammende Narbe, die der Speer hinterlassen hatte, wurde zu einer Quelle von Abyssos' unbändiger Wut. Diese Dunkelheit speiste sich aus seinem Zorn und schürte das schwarze Feuer, das sich in Geas Herz ausbreitete. Im Verlauf der Zeiten durchdrangen die dunklen Flammen die Wunde der Welt, bis sie schließlich ein gigantisches Inferno hervorriefen, das von der zerstörerischen Macht des Abgrundes zeugte.
Während Abyssos sein Inferno verstärkte, wurde eine neue und furchterregende Kraft geboren – die Zerstörungsmagie. Diese vereinte die Macht von Schatten und Flammen, gebannt durch den reinen Willen und die Rachegelüste ihres Schöpfers. Sie bildete das Fundament für Abyssos' spätere Zerstörungszüge und machte ihn zu einem noch gefährlicheren Gegenspieler im Kosmos.
Die schwarzen Flammen des Abyssos
Nach seiner Befreiung entfachte Abyssos, der Herr des Abgrunds, ein flammendes Inferno, das weite Teile von Essentia, der irdischen Welt, verschlang. Überall, wo seine brennenden Flammen loderten, wurden Landschaften zu Ödnis, blühende Wälder zu Asche und lebendige Täler zu trostlosen Trümmerfeldern. Unaufhaltsam zog er seine zerstörerische Spur durch die Welt, seine Macht genährt von dem Zorn und der Wut, die er über die Äonen seiner Gefangenschaft hinweg gehütet hatte.
Mit donnernder Stimme richtete Abyssos seinen glühenden Hass in die Höhen. Er rief hinauf zu Celestes, seinem Bruder und einstigen Peiniger, und schwor, alles zu vernichten, was der Herr der Höhen während seiner Gefangenschaft geschaffen und geordnet hatte. Abyssos’ Worte hallten durch die Welt, erfüllt von einer dunklen Entschlossenheit, die kein Wesen und keine Macht in den Höhen zu bändigen schien.
Die Welt, die zuvor in einem Zustand von Überfluss und stagnierender Perfektion verharrt hatte, erlebte nun die zerstörerische Gegenseite der Schöpfung. Das Goldene Zeitalter begann unter dem tobenden Zorn von Abyssos zu wanken, und eine neue, finstere Ära schien sich mit jeder lodernden Flamme ihren Weg ins Schwarze Zeitalter zu bahnen.
Der finstere Nebel der Onoa
Abyssos, der Herr des Abgrunds, stieg nicht allein empor, sondern wurde von seiner Gemahlin Onoa, der Herrin der Finsternis, begleitet. Während Abyssos weite Teile von Essentia durch sein flammendes Inferno zerstörte, nutzte Onoa ihre Kräfte, um die Verbindung zwischen der irdischen Welt und den Höhen vollständig zu kappen.
Mit ihrer unheilvollen Macht spann sie einen dichten Schleier aus tiefster Dunkelheit. Dieser Schatten legte sich wie ein endloses Tuch über Essentia und blockierte das Licht, das von Celestia, der Himmelskrone, herabströmte. Kein Strahl der Sonne, kein Glanz der Sterne konnte die irdische Welt durchdringen, und sämtliche Wesen Essentias wurden in ewige Finsternis gehüllt.
Dieser Schleier trennte die Sterblichen nicht nur vom Licht, sondern auch von den Göttern des Himmels selbst. Ohne das Licht des Pyrion, des Herrn der Sonne, und die inspirierende Präsenz der Himmelsgötter verloren die Geschöpfe jede Orientierung. Essentia wurde zu einer Welt der Schatten, in der Verwirrung und Hoffnungslosigkeit regierten.
Mereks Rad des Wandels
Nach Onoa, der Herrin der Finsternis, stieg ihr Erstgeborener Merek, der Herr der Vergänglichkeit, aus den Tiefen der Erde empor. Mit unaufhaltsamer Macht brachte dieser unerbittliche Gott einen Wandel über Essentia, wie ihn die Welt zuvor noch nicht gekannt hatte. Während die Wesen zuvor in einer ewigen Jugend lebten, verwandelte Merek die Ordnung des Lebens radikal und schuf eine neue Realität der Vergänglichkeit.
Tief unter der Oberfläche von Essentia hatte er ein gigantisches Rad geschmiedet – ein Symbol und Werkzeug seiner Macht. Als Merek das Rad zu drehen begann, setzte ein nie dagewesener Prozess ein. Die irdischen Geschöpfe, die zuvor vom Alter unberührt blieben, begannen plötzlich zu altern. Körper, einst erfüllt von Stärke und Vitalität, wurden schwach und gebrechlich. Auch die Pflanzenwelt konnte sich dem Einfluss dieses Rades nicht entziehen. Saftige Blätter begannen zu welken und blühende Landschaften verwandelten sich in trostlose Ebenen.
Doch Mereks Eingriff in die Welt beschränkte sich nicht allein auf den Verfall. Mit einem unbarmherzigen Schlag beendete er den ewigen Sommer, den Pyrion, der Herr der Sonne, über Essentia gebracht hatte. Stattdessen breitete sich die ungewohnte Kälte des Winters über die Lande aus, die die Lebewesen weiter schwächte und die Ödnis Essentias verstärkte.
Die Unheilsklinge der Rimoa
Schließlich gesellte sich Rimoa, die Göttin der Katastrophen, zu den Höllengöttern und betrat mit einem erschütternden und donnernden Kriegsruf die irdischen Gefilde von Essentia. Ihre Ankunft markierte eine neue Welle der Verhängnis, die sich über die Welt legte wie eine unaufhaltsame Flut.
Mit ihrer grausamen Unheilsklinge, einem Werkzeug purer Willkür, begann Rimoa, die wehrlosen Geschöpfe Essentias heimzusuchen. Kein Wesen konnte ihrer zerstörerischen Macht entkommen, und überall hinterließ sie Spuren des Leids. Kriege und Fehden entbrannten unter den Alten Rassen, vernichtende Gefahren tauchten aus dem Nichts auf, und Unfälle brachten plötzliche, unvorhersehbare Zerstörung.
Rimoa kannte keine Gnade und ließ keine Zuflucht unentdeckt. Selbst in den verborgensten Winkeln Essentias suchte sie die irdischen Wesen heim und verbreitete dort Unheil. Unter ihrem Einfluss verlor die Welt jegliche Sicherheit und Beständigkeit.
Flucht der Himmels- und Lebensgötter
Nach der Befreiung der Höllengötter hatte sich das Antlitz von Gea, der Herrin der Welt, so tiefgreifend verändert, dass das einst blühende Essentia kaum mehr wiederzuerkennen war. Die Erde war gezeichnet von den brennenden Narben des Infernos, das Abyssos, der Herr des Abgrunds, entfesselt hatte, und die finstere Macht seiner Familie hatte das Gleichgewicht der Welt aus den Angeln gehoben.
Celestes, der Herr der Höhen, und dessen verbündete Götter wurden von der unerwarteten Wucht der Rache des Abyssos vollkommen überrascht. Die Flammen der Vergeltung, welche die Höllengötter über die Welt brachten, waren zu mächtig, um ihnen unmittelbar entgegenzutreten. Geschlagen und voller Verzweiflung sahen sich die himmlischen Götter gezwungen, sich vorerst zurückzuziehen.
In Celestia, der Himmelskrone, und Leveon, dem Reich des Lebensquells, suchten die vertriebenen Götter Zuflucht. Dort berieten sie sich, wie sie gegen Abyssos und die zerstörerische Macht seiner Familie vorgehen könnten. Die Schrecken, die sich über Essentia ausgebreitet hatten, verlangten eine neue Strategie und womöglich Opfer, die selbst die Götter zögern ließen.
Während sie Pläne schmiedeten, schwebte die Welt in einem Zustand der Vernichtung und Dunkelheit, während die Höllengötter weiter ihre Herrschaft ausbauten und die Verzweiflung tiefer in die Herzen der irdischen Geschöpfe drang.
Herrschaft des Abyssos
Nach der Flucht der Himmels- und Lebensgötter übernahm Abyssos, der Herr des Abgrunds, die Herrschaft über Essentia, die irdische Welt, und den Kosmos. Seine dunkle Präsenz und unbarmherzige Macht erdrückten die Welt, während seine Höllengötter seine Vorherrschaft weiter festigten. Doch trotz seines scheinbaren Sieges war Abyssos von einer tiefen Unzufriedenheit erfüllt.
Sein größter Wunsch, in die strahlenden Höhen von Celestia, der Himmelskrone, vorzudringen und seinen Kampf gegen seinen verhassten Bruder Celestes, den Herrn der Höhen, fortzusetzen, blieb unerfüllt. Das Licht der Himmelskrone war eine Barriere, die selbst Abyssos mit all seiner schattenhaften Macht nicht durchbrechen konnte. Jedes Mal, wenn er versuchte, in die Höhen vorzudringen, wurde er durch das blendende Licht zurückgeworfen. Diese Demütigung nährte seine Enttäuschung und verstärkte seinen glühenden Zorn.
In seiner Frustration wandte sich Abyssos erneut der Zerstörung zu. Seine Wut über den unerreichten Triumph gegen Celestes ließ ihn die irdische Welt weiter verheeren. Die Schöpfungen von Essentia – das Werk der Lebensmagie, die blühenden Wälder, die weiten Täler und die Lebewesen, die das Celestische Zeitalter einst geformt hatten – fielen der unbändigen Raserei des Herrn des Abgrunds zum Opfer.
Unter seiner Herrschaft wurde Essentia zu einem düsteren Schatten dessen, was es einst war, und das Gleichgewicht des Kosmos geriet immer weiter aus den Fugen. Abyssos’ Herrschaft, getrieben von Wut und Enttäuschung, war geprägt von Zerstörung und Hoffnungslosigkeit, und die Welt wartete auf den Moment, in dem sich die Waagschale zwischen Licht und Schatten wieder bewegen würde.
Erschaffung Abyssias
Nach der Flucht der Himmels- und Lebensgötter erhob Abyssos, der Herr des Abgrunds, sein Reich unter der Erde zu seinem neuen Herrschaftssitz. Aus der klaffenden Wunde der Gea, der Herrin der Welt, erschuf er den Abgrund von Abyssia, eine Gegend der Schatten und des unbändigen Infernos. Dieser Ort wurde zur Heimat der Höllengötter und ihrer Nachfahren, ein Reich von Dunkelheit und Feuer, das von Chaos und Vernichtung erfüllt war.
Abyssia, tief verborgen unter der Oberfläche der irdischen Welt, erstreckt sich über unzählige labyrinthartige Höhlen, die von pechschwarzen Schatten durchzogen und von dunklen Flammen beschienen werden. Diese ewigen Feuer, genährt von der Wut Abyssos', verbrennen alles in ihrer Nähe und formten ein Reich, das nichts mit dem Frieden oder dem Licht der Höhen gemein hatte. Das Inferno, das Abyssia durchzog, stößt unheilvolle Rauchschwaden und dunklen Nebel aus, die das Gefilde umgeben wie eine undurchdringliche Barriere.
Trotz seiner Lage tief unter der Erde macht sich die Macht von Abyssos' Reich auch in Essentia, der irdischen Welt, bemerkbar. Vulkanausbrüche, Erdbeben und andere Naturkatastrophen werden als die Wut des Herrn des Abgrunds wahrgenommen, dessen Hass auf seinen Bruder Celestes, den Herrn der Höhen, keine Grenzen kennt. Jedes Mal, wenn die Erde bebt oder sich Feuer aus den tiefsten Schichten des Planeten erhebt, flüsterten die Wesen Eborias in Furcht, dass der Zorn Abyssos' wieder entfacht worden sei.
Abyssia ist nicht nur ein zerstörerisches Reich, sondern auch ein Symbol der Macht des Abgrunds, ein Ort, an dem die Schatten herrschen und die Flammen nicht erlöschen. Es ist der Widerpart zu den lichtdurchfluteten Höhen Celestias und eine ständige Mahnung an die Sterblichen und Götter gleichermaßen, dass die Dunkelheit genauso unbezwingbar sein konnte wie das Licht.
Die ruhelosen Seelen der Verstorbenen
Nachdem die Höllengötter durch die unbedachte Handlung des Theleten Uselias befreit worden waren, verwandelten sie Essentia in eine Welt der Zerstörung und des Todes. Die einst blühende irdische Welt wurde von ihren verheerenden Kräften gezeichnet, und das Leben, wie es zuvor bekannt war, erlosch in großem Ausmaß. Doch die wachsende Präsenz des Todes brachte eine unerwartete Konsequenz mit sich: die Entstehung körperloser Seelen, die ziellos durch die verwüsteten Landschaften wanderten.
Zuerst ignorierten die Höllengötter die Anwesenheit dieser heimatlosen Seelen, hielten sie für unbedeutende Überreste eines längst zerstörten Lebens. Doch mit der Zeit wuchs die Zahl dieser Geister derart an, dass sie selbst den finsteren Herrschern zur Last fielen. Die rastlosen Seelen durchstreiften selbst den Abgrund von Abyssia und füllten die Welt mit einem unerträglichen Echo von Leid und Klagen.
Der Herr der Toten
Um die Plage der rastlosen Seelen zu lösen, ersann Merek, der Herr der Vergänglichkeit, eine düstere und zugleich geniale Lösung. Bei seinen Streifzügen durch die verwüstete Welt von Essentia stieß er auf zahlreiche Scheiterhaufen, die von den Alten Rassen errichtet worden waren. Auf diesen brennenden Stätten wurden die ersten Verstorbenen verbrannt – jene, die als unschuldige Opfer der Angriffe aus Abyssia oder durch das Rad des Merek selbst ihr Ende gefunden hatten.
In einem Akt unheilvoller Schöpfung nahm Merek die Asche der Verbrannten und vermischte sie mit dem Blut von Gea, der Herrin der Welt, das tief aus ihrer Wunde quoll. Diese makabere Mischung erfüllte er mit der düsteren Kraft der Schattenmagie. Aus diesem finsteren Ritual erhob sich schließlich eine neue Gottheit, die so still und unheilvoll war wie der Tod selbst: Letor, der Herr des Todes.
Als Letor aus der Asche hervortrat, bemerkte er die in der Nähe der Scheiterhaufen umherirrenden körperlosen Seelen, jene sogenannten Schemen, die rast- und heimatlos durch die zerstörte Welt geisterten. Diese Seelen, die verzweifelt nach einer erlösenden Ruhe suchten, spürten die Macht des Todesgottes und unterwarfen sich seiner Autorität. Sie folgten ihm wie Schatten, gezwungen von seiner unbestechlichen Macht, und wurden von Letor gesammelt.
In diesem Moment erklärte Letor sich selbst zu ihrem Herrscher. Unter seiner Herrschaft fanden die Schemen erstmals eine Art Ordnung, auch wenn sie weiterhin im Jenseits wandelten. So wurde Letor zur Verkörperung des Todes und zum neuen Hüter über die rastlosen Seelen, die fortan in ihm ihren Führer sahen.
Errichtung von Chthonia
Auf der Suche nach einem Reich, über das er als Herrscher der Toten gebieten konnte, wurde Letor, der Herr des Todes, ein folgenschwerer Vorschlag von Abyssos, dem Herrn des Abgrunds, unterbreitet. Abyssos bot ihm einen Teil der Wunde Geas, der Herrin der Welt, als eigenes Reich an, ein düsterer Ort, der perfekt für Letors finstere Zwecke schien.
Doch dies war nicht alles. Abyssos versprach Letor zudem, ihn in die Mysterien der Schattenmagie einzuweihen. Im Gegenzug forderte der Herr des Abgrunds Loyalität. Letor und seine Gefolgschaft sollten Abyssos und den Höllengöttern im Äonenkrieg gegen Celestes, den Herrn der Höhen, beistehen und sich dessen Befehlen unterwerfen.
Nach kurzer Überlegung akzeptierte Letor das Angebot, stellte jedoch seine eigene Bedingung: Das alleinige Anrecht auf alle Seelen der Verstorbenen sollte unwiderruflich ihm gehören, auf alle Zeit. Abyssos, zufrieden mit der Übereinkunft, stimmte zu, und so wurde ein finsterer Pakt geschlossen.
Letor gründete daraufhin sein eigenes Reich, das als Chthonia bekannt wurde. Dieses düstere Aschegewölbe, verborgen tief in der Wunde Geas, wurde seitdem zur letzten Ruhestätte für die meisten Verstorbenen, welche als stumme Schemen durch das Aschegewölbe geistern.
Chthonia, ein trostloses Labyrinth voller endloser Höhlen, stiller Hallen und verworrener Tunnel, ist erfüllt von Asche. Es heißt, all die Asche, die von den Scheiterhaufen der Welt davongeweht wird, sammle sich in Chthonia und türmte sich dort zu gewaltigen Aschebergen auf.
Die Schemen, die verlorenen Seelen, wanderten ziellos über diese Berge, ohne klaren Gedanken oder Erinnerungen an ihre früheren Leben. In einem tranceartigen Zustand folgten sie dem Limnon, dem Pfad aus Asche, der durch die Tiefen von Chthonia führt. Schließlich erreichen sie Letors Letzte Pforte, eine Grenze, die sie durchschreiten, um endgültig zu vergehen und in die wirbelnde Masse des Chaos zurückzukehren.
Die Nekromantie
Nachdem Letor, der finstere Herr der Toten, sein göttliches Reich Chthonia errichtet hatte, begann er seine düstere Macht unaufhaltsam auszudehnen. Bisher herrschte der dunkle Knochenkönig vor allem über die Seelen der Verstorbenen, die ihm als willenlose Schemen und schweigende Diener folgten. Doch sein Streben war noch nicht gestillt, denn er begehrte, auch über die sterblichen Überreste der Toten zu gebieten und sie für sinistere Zwecke zu missbrauchen.
So machte er sich daran, die verrottenden Sehnen und Muskeln der Toten zu sammeln, um daraus Fäden zu spinnen. Diese Strippen erfüllte er mit der unheiligen Macht der Schattenmagie, wodurch sie begannen, geheimnisvolle Verbindungen zu knüpfen. Über diese war es Letor möglich, die Körper der Verstorbenen wie Marionetten zu lenken.
So erwuchs die schauderhafte Kunst der Nekromantie, und Letor erlangte die Fähigkeit, die Leichen als seine willfährigen Schergen zu befehligen. Diese unheilvolle Macht verbreitete tiefen Schrecken unter den Alten Rassen. Wann immer sie den wandelnden Toten Letors begegneten, erstarb ihr Mut, und ihre Seelen zitterten vor Entsetzen.
Die flüchtige Braut des Todes
Entschlossen, ein eigenes Göttergeschlecht zu schaffen, das ihm als Helfer beim Einsammeln der Seelen dienen könnte, richtete Letor, der Herr des Todes, seinen Blick auf die wilde und schwer fassbare Etis, die Göttin der Winde. Ihr luftiger und flüchtiger Leib erinnerte ihn an die Natur seiner rastlosen Schemen, und so entschied er, sie zu seiner Gemahlin zu machen. Doch Etis, welche die finstere Absicht des Knochenkönigs bemerkte, erschrak und floh in die höchsten Höhen des Himmels, wo Letors Macht sie nicht erreichen konnte.
Doch Letor war nicht bereit, seinen Plan aufzugeben. Geduldig wartete er ab und wandte sich währenddessen an die geheimnisvolle Onoa, die Herrin der Finsternis, die seine Bitte um Unterstützung erhörte. Onoa webte ein mächtiges Netz aus purer Schattenmagie, ein Werkzeug, das Etis’ flüchtige Bewegungen eindämmen und sie handlungsunfähig machen konnte. Mit diesem Netz legte Letor sich in geduldiger Erwartung auf die Lauer, im Wissen, dass Etis sich irgendwann wieder auf die Erde herabwagen würde.
Als die unstete Göttin schließlich ahnungslos zurückkehrte, schlug Letor unverzüglich zu. Mit einem gezielten Wurf seines magischen Netzes fing er die unaufmerksame Etis ein und nahm ihr jegliche Möglichkeit zur Flucht. In seiner düsteren Entschlossenheit brachte er sie in sein Aschegewölbe nach Chthonia, wo sie fortan gefangen blieb. So begann die unheilvolle Verbindung zwischen Letor, dem Herrn des Todes, und Etis, der widerspenstigen Göttin der Winde.
Die Todesgötter
Während ihrer Gefangenschaft in Letors düsterem Aschegewölbe brachte Etis, die Herrin der Winde, unter Zwang zwei Kinder zur Welt, die die Götter des Todesgeschlechts wurden und Letors finstere Herrschaft über die Verstorbenen auf beispiellose Weise stärkten.
Der Erstgeborene war Vikres, der entstellte Gott der Krankheiten. Sein verzerrter Körper spiegelte die Leiden wider, die er über die Welt bringen sollte. Von seinem Vater erhielt Vikres den Auftrag, Seuchen und Krankheiten zu verbreiten. Diese sollten den natürlichen Lauf des Lebens unterbrechen und viele Seelen noch vor dem Ende ihrer vorgesehenen Zeit durch Mereks Rad in Letors Reich ziehen. Mit jedem Ausbruch von Pest und Krankheit wuchs die Macht von Letor und seinem düsteren Gefolge.
Der zweite Sohn, Sleron, wurde blind geboren und als Herr des Schlafes bekannt. Letor gab ihm die Aufgabe, den Sterblichen einen Teil ihrer Lebenszeit zu nehmen, indem er sie in tiefe, traumlose Schlummer versetzte, die mehr dem Tod als dem Leben glichen. Nacht für Nacht folgte Sleron den Lebenden und raubte ihnen Stunden, die sie nie wieder zurückgewinnen konnten. Sein Werk unterstrich die unausweichliche Vergänglichkeit und den Einfluss des Todes über jedes Lebewesen.
Nach der Geburt dieser zwei finsteren Gottheiten gelang Etis schließlich die Flucht aus dem Aschegewölbe. Mit all ihrer Kraft entwand sie sich den Fesseln Letors und floh an die Oberfläche der Welt. Seitdem lebte sie in ständiger Angst vor ihrem Entführer, stets darauf bedacht, sich vor seiner Macht und seinem unbarmherzigen Willen zu schützen.
So begründete Letor mit Vikres und Sleron als Todesgötter eine neue Dynastie der Schatten, die Essentia mit der dunklen Präsenz des Todes und der Vergänglichkeit erfüllte.
Die Geburt der Furcht
Im schwarzen Zeitalter, als Zerstörung und Tod erstmals die Welt von Essentia ergriffen, nahm eine neue Göttin Gestalt an, geboren aus den angsterfüllten Schreien und dem Leid der Alten Rassen. Dimoria, die Göttin der Furcht, entstand aus dem dunkelsten Abgrund der Verzweiflung und wurde zu einer der furchteinflößendsten Gestalten im Ewigen Schauspiel.
Diese gesichtslose Erscheinung verkörpert puren Schrecken. Sie genießt es, die Verzweiflung und Angst der Sterblichen zu erleben, und stellte bald fest, dass diese Emotionen ihre Macht nähren und sie stetig stärker machten. Getrieben von der Lust, sich immer weiter an dem Leid zu erquicken, begann Dimoria, die erschütterten Sterblichen heimzusuchen. Sie tauchte in ihren dunkelsten Stunden auf, jagte ihnen unvorstellbare Schrecken ein und trieb sie bis an die Grenze des Wahnsinns – oder gar darüber hinaus.
Die Seelen der Alten Rassen, bereits gebrochen durch den allgegenwärtigen Tod und die Zerstörung, gerieten in noch tiefere Verzweiflung, als Dimoria ihr alptraumhaftes Werk begann. Der Schrecken, den sie verbreitete, übertraf jede bereits erfahrene Qual und ließ viele Seelen in den Abgrund des Wahnsinns fallen. Einige verzweifelten so sehr, dass sie den Tod sehnsüchtig herbeiflehten.
Errichtung von Malgor
Auch Abyssos, der Herr des Abgrunds, bemerkte die Macht der Schrecken, die von Dimoria, der Herrin der Furcht, ausgingen. Von ihrer Fähigkeit, die Sterblichen in den Wahnsinn zu treiben und ihre Seelen durch Angst zu brechen, zutiefst beeindruckt suchte Abyssos ihre Unterstützung für seinen Krieg gegen seinen verhassten Bruder Celestes, den Herrn der Höhen. Als Zeichen seiner Wertschätzung unterwies er Dimoria in den geheimnisvollen Künsten der Schattenmagie, wodurch ihre Fähigkeiten noch unheilvoller und stärker wurden.
Zusätzlich überließ Abyssos Dimoria ein eigenes Reich in den Tiefen von Geas Wunde, das als Malgor, der Sündenkessel, bekannt wurde. Dieses düstere und verderbte Götterreich wurde schnell zum Inbegriff des Grauens und der Verderbnis. Wahnsinn und Schrecken lauern in jeder Ecke von Malgor, und selbst die Höllen- und Todesgötter, die es gewohnt sind, sich in den finstersten Gefilden zu bewegen, meiden diesen unheiligen Ort.
In Malgor unterliegen alle Elemente der verderbenden Essenz des Reiches. Erde und Stein verwandeln sich in Dreck und Schmutz, während Metalle unmittelbar zu rosten beginnen oder sich in dämonisches Adamantit verwandeln – ein Material von bösartiger, zerstörerischer Kraft. Die Luft wird zu giftigen Schwaden und übel riechenden Gasen, das Wasser zu Galle, Säure oder tödlichem Gift. Selbst die Flammen leuchten in einem unnatürlichen, grünlichen Schein, der alles, was er berührt, entweiht und befleckt.
Die Schreckensgötter
Nachdem Dimoria, die Göttin der Furcht, in ihrem unheiligen Reich Malgor, dem Sündenkessel, ihren Platz gefunden hatte, brachte sie dort vier abscheuliche Gottheiten zur Welt, die sie durch Verbindung mit niedersten Kreaturen zeugen ließ. Diese vier Gestalten, Verkörperungen der Verderbnis, wurden als die Schreckensgötter bekannt und halfen ihrer Mutter dabei, die Welt der Sterblichen mit Sünden und Versuchungen zu überziehen.
Der erste Abkömmling war Mendakos, der Herr der Lügen, ein Wesen durchtränkt von Täuschung und falscher Wahrheit. Sein Vater war eine Giftschlange, und Mendakos trug das toxische Erbe seines Ursprungs in die Welt, indem er Misstrauen und Intrigen unter den Sterblichen säte.
Die zweite Gestalt war Xyda, die Herrin der Selbstsucht. Sie entsprang einer Assel und brachte Selbstsucht und Neid über die Welt, lehrte die Sterblichen, sich nur noch um ihre eigenen Wünsche zu kümmern und das Wohl der Gemeinschaft zu vernachlässigen.
Der dritte Abkömmling, Sathros, der Herr der Gier, wurde von einer Fliege gezeugt. Mit seinem unersättlichen Verlangen regte er die Seelen der Sterblichen an, sich Müßiggang und Ausschweifung hinzugeben und sich von Begierden leiten zu lassen.
Der vierte und düsterste war Vis, der Herr der Grausamkeit, geboren von einem Skorpion. Er brachte eine kalte, gnadenlose Grausamkeit in die Herzen der Lebenden, schürte Sadismus und Unbarmherzigkeit und zerschmetterte jedes Mitgefühl.
Diese vier Götter schlossen sich Dimoria an, ihrer grausamen Mutter, und wurden zu einer verderbten Familie, die die Menschheit in Versuchung führte und Essentia, die irdische Welt, in einen Strudel von Furcht und Sünde stürzte.
Die Hexerei
Nachdem Dimoria, die grauenerregende Herrin der Furcht, die Schreckensgötter geboren hatte, machte sie sich daran, ihr Reich Malgor, den Sündenkessel, zu gestalten. Dabei schuf sie eine Quelle der ultimativen Verderbnis. Im Zentrum ihres Götterreiches erbrach sie eine giftige Flüssigkeit, die sich zu einem unheilvollem See sammelte. Mit der rohen Macht der Schattenmagie brachte sie diesen See zum Kochen und ließ aus den aufsteigenden, giftigen Dämpfen eine finstere Zauberkraft entstehen – die Hexerei.
Diese Hexerei wurde zu einer der gefährlichsten Formen der dunklen Magie und hat bis in die heutige Zeit überdauert. Sie besitzt die Macht, die Sterblichen in tiefe Angst und Verzweiflung zu stürzen, ihren Geist zu brechen und ihre Moral aufzulösen. Durch die Hexerei werden die schlimmsten Alpträume der Sterblichen Realität, und selbst die tapfersten Seelen können der zermürbenden Kraft dieser Zauberei kaum standhalten. Die Opfer verlieren ihre seelische Widerstandskraft, werden schwach, manipulierbar und empfänglich für alle Schrecken und Versuchungen, die Dimoria und ihre Kinder über sie bringen.
Einige der betroffenen Sterblichen verfallen so sehr der Furcht und Verzweiflung, dass sie sich bereit erklären, ihren Peinigern willenlos zu dienen, nur um ihrer Folter zu entkommen. Andere suchen Zuflucht in verzweifelten Pakten mit der Gefolgschaft der Hexenkönigin, den Dämonen von Malgor. Doch solche Abmachungen führen die Sterblichen oft nur noch tiefer in die Dunkelheit, während ihre Seelen unwiederbringlich der Verdammnis anheimfallen.
Die Schattengötter
Nach ihrer vollständigen Gründung vereinten sich die Götter, die sich der Herrschaft des Abyssos, des Herrn des Abgrunds, unterworfen hatten, zu einer mächtigen göttlichen Fraktion, die fortan als die Schattengötter bekannt ist.
Diese dunklen Gottheiten teilen ein gemeinsames Ziel: die Verbündeten des Celestes, des Herrn der Höhen, zu vernichten und ihre eigene Herrschaft der Finsternis über die Schöpfung zu etablieren. Unermüdlich arbeiten sie daran, den Widerstand des Lichts zu brechen und ihre Macht auszuweiten. Ihr Streben gilt einer ewigen Schreckensherrschaft, die von Zerstörung, Tod und Verderbnis geprägt ist und letztlich auf den vollständigen Untergang der Schöpfung hinausläuft.
Die Unterwelt
Gemeinsam schufen die verbündeten Schattengötter mit ihren Götterreichen Abyssia, dem Abgrund, Chthonia, dem Aschegewölbe, und Malgor, dem Sündenkessel, das bis heute bestehende Areal der Unterwelt, das Gefilde der Schatten. Dieser düstere und geheimnisvolle Ort bildet eine magische Region voller Zerstörung, Tod und Sünde. Tief unter der Erde verborgen, wirkt das Gefilde der Schatten als Quelle der dunklen Mächte, welche die Schöpfung bis in die Gegenwart beeinflussen.
Das Gefilde der Schatten ist nicht nur eine Zuflucht für die Schattengötter und ihre Gefolgschaft, sondern auch ein Ort, an dem die finsteren Energien der Unterwelt gebündelt und verstärkt werden.
Die Streitkräfte der Unterwelt
Nachdem sich die drei finsteren Götterreiche Abyssia, der Abgrund, Chthonia, das Aschegewölbe, und Malgor, der Sündenkessel, zur Unterwelt, dem Gefilde der Schatten, vereint hatten, begannen ihre Herrscher, abscheuliche und unheilige Kreaturen zu erschaffen, die ihnen als Streitkräfte dienen. Jedes der Götterreiche prägte seine eigenen Diener, die die grausamen und verdorbenen Eigenschaften ihrer jeweiligen Herren in sich trugen. Diese Kreaturen, unheilvoll und mächtig, verkörpern die finsteren Ideale und Mächte, die in der Unterwelt herrschten.
Die Diener des Schattens wurden auf die Welt der Sterblichen losgelassen, um Zerstörung, Chaos und Schrecken zu verbreiten. Noch bis heute plagen sie die Lebenden und wirken als unheilvolle Werkzeuge der Schattengötter. Im schwarzen Zeitalter vereinte Abyssos, der Herr des Abgrunds, diese unterschiedlichen Kreaturen und schmiedete aus ihnen eine beispiellose Armee. Mit den vereinten Kräften der Streitmächte der Schattengötter bereitete sich Abyssos auf sein letztes Gefecht gegen Celestes, den Herrn der Höhen, vor. Getrieben von seinem unerschütterlichen Hass auf seinen Zwillingsbruder, strebte Abyssos danach, Celestes ein für alle Mal von der Bühne des Ewigen Schauspiel zu stoßen.
Die Geburt der Hoffnung
Als Dimoria, die Herrin der Furcht, mit ihren Schreckensgöttern die Welt in blankes Grauen hüllte, die Seelen der Sterblichen vergiftete und sie unaufhaltsam in die Verdammnis von Malgor zog, erhob sich eine neue Macht aus der Finsternis - Spea, die Göttin der Hoffnung.
Die Alten Rassen, bedrängt von Qual und Wahnsinn, riefen in ihrer tiefsten Not nach Erlösung. Aus diesen verzweifelten Bitten und Gebeten erwuchs Spea, erfüllt von dem unerschütterlichen Wunsch, den Sterblichen Trost zu bringen.
Sie spürte den lähmenden Schmerz und die allgegenwärtige Angst, die Dimoria über die Seelen gebracht hatte. Mit Mitgefühl und Entschlossenheit erklärte sie sich zur Wächterin der Schwachen und betrat das Ewige Schauspiel, um den verzweifelten Sterblichen neue Kraft und Hoffnung zu schenken.
Speas Bitte
Nachdem Spea, die Herrin der Hoffnung, bei ihren Streifzügen durch die irdische Welt das tiefe Leid der Sterblichen im schwarzen Zeitalter erkannt hatte, wurde ihr klar, dass sie allein nicht in der Lage war, den Schmerz und die Verzweiflung der Alten Rassen in vollem Umfang zu lindern. Entschlossen, Unterstützung zu suchen, wandte sie ihren Blick nach oben und beschloss, die Himmelsgötter um Hilfe zu bitten. Diese hatten sich zurückgezogen in die Höhen von Celestia, der leuchtenden Himmelskrone, weit entfernt von den Qualen der irdischen Welt.
Mit unerschütterlichem Mut begab sich Spea in die erhabenen Gefilde von Celestia und stand schließlich vor dem majestätischen Wolkenthron des Celestes, des Herrn der Höhen. Voller Demut schilderte sie ihm das unermessliche Leid der Alten Rassen, das durch den Einfluss der Schattengötter über sie hereingebrochen war. Mit eindringlichen Worten flehte Spea darum, dass Celestes den verzweifelten Seelen Beistand leisten möge und ihnen Hilfe sendet.
Celestes empfing die junge Göttin freundlich und zeigte sich von ihrem hoffnungsvollen Wesen beeindruckt. Als Zeichen seines Wohlwollens lehrte er Spea die machtvolle Kunst der Lichtmagie, die ihr helfen sollte, die gequälten Seelen zu stärken und zu beschützen. Außerdem gewährte er ihr ein eigenes himmlisches Reich neben den Gefilden von Celestia, wo sie ihre schützende Mission fortsetzen konnte. Doch trotz dieser Geste blieb Speas eindringliche Bitte, das Leid der Sterblichen tatkräftig zu lindern, ungehört.
Für den Herrn der Höhen war der Kampf gegen seinen Zwillingsbruder Abyssos, den Herrn des Abgrunds, von oberster Priorität. Celestes sah in der vollständigen Vernichtung seines Gegners die einzige Möglichkeit, den Äonenkrieg zu beenden. Die Belange der Sterblichen bedeuteten ihm daher wenig, da sein Blick allein auf das kosmische Duell und dessen Ausgang gerichtet war.
Enttäuscht und doch dankbar für das erhaltene Wissen kehrte Spea in die Welt zurück, entschlossen, den Alten Rassen trotz der Gleichgültigkeit des Himmelsfürsten beizustehen und ihnen Hoffnung zu schenken.
Das Geschenk der Sidea
Spea, die Herrin der Hoffnung, war Celestes, dem Herrn der Höhen, zutiefst dankbar für die Gunst, die er ihr erwiesen hatte. Dennoch konnte sie ihre Enttäuschung nicht verbergen, als sie seinen Wolkenthron verließ, denn trotz seines Wohlwollens hatte Celestes keinen Wunsch gezeigt, das Leid der Sterblichen im schwarzen Zeitalter zu lindern. Die Gleichgültigkeit des himmlischen Herrschers gegenüber den quälenden Sorgen der Alten Rassen beschwerte Speas Herz, während sie in die niederen Gefilde zurückzukehren suchte.
Auf ihrem Weg wurde Spea jedoch unerwartet von einer strahlenden Gestalt aufgehalten. Es war Sidea, die Herrin der Sterne und Gemahlin des Celestes. Sidea hatte Speas eindringliche Worte nicht nur gehört, sondern auch tief in ihrem Innersten gefühlt. Vom Leid der Sterblichen bewegt wollte sie nicht untätig bleiben. In einem Akt des Mitgefühls entnahm Sidea einen ihrer leuchtenden Sterne aus den Astragoi, den schimmernden Sternenfeldern, und übergab ihn Spea. Sie erklärte, dass dieses Geschenk als Zeichen der Hoffnung in den dunklen Zeiten der Sterblichen dienen solle, ein funkelnder Beweis dafür, dass der Himmel ihr Leid nicht völlig vergessen hatte.
Dankbar für diese unerwartete Unterstützung nahm Spea den Stern an, entschlossen, den Sterblichen mit diesem Lichtquell Mut und Zuversicht zu bringen. So trug sie den Glanz des Sterns aus den Höhen hinab in die gepeinigte Welt, um ihn dort als Symbol der Hoffnung erstrahlen zu lassen.
Die Schutzmagie
Mit großer Dankbarkeit nahm Spea, die Herrin der Hoffnung, das leuchtende Geschenk der Sidea, der Herrin der Sterne, entgegen. Aus dem glanzvollen Stern erschuf sie das Sternenzepter, ein göttliches Symbol voller Gnade und strahlender Kraft. Nachdem Spea es mit der erhabenen Lichtmagie durchdrungen hatte, begann das Zepter in einem reinen, weißen Licht zu erstrahlen und offenbarte die Macht der Schutzmagie.
Diese mächtige Magie ist dazu geschaffen, die gequälten Seelen der Sterblichen vor den finsteren Einflüssen der Schattengötter aus Malgor, dem Sündenkessel, zu bewahren. Die Zauber der Schutzmagie stärken den Geist und den Willen, verleihen den Sterblichen die Kraft, der lähmenden Furcht, den tückischen Versuchungen und den verderblichen Sünden zu widerstehen. Das Sternenzepter wurde so zu einer göttlichen Standarte der Hoffnung und zum leuchtenden Schild gegen die Dunkelheit.
Die Schutzgötter
Als die verzweifelten Sterblichen das Sternenzepter von Spea, der Herrin der Hoffnung, erblickten, wurden sie von seinem reinen, göttlichen Licht ergriffen. In einem Akt ehrfürchtiger Hingabe verneigten sie sich tief und erhoben Lobgesänge, um das machtvolle Zepter zu preisen. Die hymnenartigen Klänge erfüllten die Luft, als plötzlich der strahlende weiße Schein des Zepters sich in ein prachtvolles, farbiges Prisma aufspaltete. Aus den leuchtend bunten Strahlen entstiegen vier göttliche Wesen, erfüllt von Wohlwollen und Schutzbereitschaft, die sich den Sterblichen als ihre Helfer und Wächter offenbarten.
Aus dem grün schimmernden Lichtstrahl ging der ehrliche Alethon hervor, der Herr der Gerechtigkeit, dessen rechtschaffender Blick über das Gewissen der Sterblichen wacht.
Aus dem sanft-blauen Schein erhob sich Hylea, die sittliche Herrin der Unschuld, die die Reinheit und das Mitgefühl bewahrt.
Aus dem tief-violetten Glanz trat Nemia hervor, die ernste Herrin der Mäßigung, deren Weisheit die Sterblichen zu Gleichmut und Selbstdisziplin führt.
Und aus dem kraftvollen roten Strahl erschien Thylor, der selbstlose Herr der Ehre, der mit seiner unerschütterlichen Selbstlosigkeit die Tugendhaftigkeit der Herzen stärkt.
Unter der Führung von Spea formten diese göttlichen Wächter die Gemeinschaft der Schutzgötter. Sie wurden zu Lehrern der Alten Rassen und zeigten ihnen Wege, ihren Geist und ihre Seelen gegen die finsteren Einflüsse der Schattengötter zu wappnen. Mit ihren Lehren über die Tugenden – Gerechtigkeit, Unschuld, Mäßigung und Ehre – schufen die Schutzgötter ein mächtiges Bollwerk gegen die verführerischen Einflüsterungen der Unterwelt. So kehrte ein Funken neuer Stärke und Hoffnung in die Herzen der Sterblichen zurück.
Die Errichtung von Aretea
Spea, die Herrin der Hoffnung, bezog zusammen mit den Schutzgöttern ihr von Celestes, dem Herrn der Höhen, zugewiesenes Reich. Dieses göttliche Gebiet lag an den äußeren Grenzen Celestias, der strahlenden Himmelskrone, und bot eine unberührte Kulisse aus weißen Wolken, die wie eine Leinwand für die Vision von Hoffnung und Tugend dienten.
Die Schutzgötter wählten das magische Elfenbein von den Hörnern der Einhörner als Baumaterial für ihre Residenz. Diese majestätischen Geschöpfe, deren Reinheit einst Essentia erleuchtet hatte, waren während des schwarzen Zeitalters von den finsteren Mächten der Unterwelt erbarmungslos gejagt und getötet worden. Doch ihr Vermächtnis lebte in der reinen, strahlenden Kraft ihres Elfenbeins fort, das in den Händen der Schutzgötter eine neue Bedeutung fand.
Aus diesem kostbaren und heiligen Material erbauten Spea und die Schutzgötter den Elfenbeinturm Aretea, eine Heimstätte von außergewöhnlicher Schönheit und spiritueller Bedeutung. Hoch über den Wolken gelegen spiegelte Aretea die Essenz von Tugend, Hoffnung und Erlösung wider. Der Turm wurde zu einem Zeichen des Lichts in den Zeiten der Finsternis und zu einem Ort, der allen Wesen der Schöpfung als unvergängliches Symbol für Reinheit und Tugend dient.
Mit seiner erhabenen Pracht und seiner unvergleichlichen Magie verkörpert Aretea den unerschütterlichen Glauben daran, dass selbst inmitten von Untergang und Schatten die Hoffnung niemals vergehen würde. Es wurde nicht nur zur Heimat der Schutzgötter, sondern auch zum göttlichen Leuchtfeuer für alle, die den Weg aus der Dunkelheit suchen.
Die Lichtgötter
Nach der Errichtung von Aretea, dem strahlenden Elfenbeinturm, war die Gemeinschaft der Götter, die sich unter der Herrschaft des Celestes, des Herrn der Höhen, vereint hatten, vollständig. Fortan wurden sie als die Lichtgötter bekannt, ein göttliches Bündnis, das sich den Idealen von Führung, Leben und Tugend verschrieben hatte.
Die Lichtgötter waren von einem gemeinsamen Ziel erfüllt: Sie wollten das Goldene Zeitalter zurückbringen, jene Ära des Friedens, der Fülle und der Ewigkeit, die einst Essentia, die irdische Welt, erfüllte. Um dies zu erreichen, setzten sie alles daran, die Dunkelheit zu besiegen und den zerstörerischen Einfluss von Abyssos, dem Herrn des Abgrunds, und seiner Verbündeten zu bannen.
So wurden die Lichtgötter zum Sinnbild eines verlorenen Paradieses, nach dem sie unermüdlich streben, um Essentia und seine Bewohner erneut mit ihrem göttlichem Glanz zu beherrschen.
Das Elysium
Nach der Gründung von Aretea, dem strahlenden Elfenbeinturm, festigten die Lichtgötter unter der Herrschaft des Celestes, des Herrn der Höhen, ihr Bündnis. Mit ihren vereinten Götterreichen Celestia, der Himmelskrone, Leveon, dem Lebensquell, und Aretea, dem Elfenbeinturm, formten sie das Elysium, nicht nur als göttliche Heimat, sondern als strategische Festung und Zentrum ihrer Macht.
Das Elysium wurde zum Hauptquartier dieses göttlichen Kriegsbundes, der sich der Aufgabe verschrieben hatte, die Dunkelheit und die Mächte des Abyssos, des Herrn des Abgrunds, zu vernichten. In ihrem Streben nach dem Sieg über die Schattengötter vereinten die Lichtgötter ihre Kräfte, um eine mächtige Allianz zu schmieden, die Essentia, die irdische Welt, von der Finsternis befreien sollte.
Zusammen formten die Lichtgötter eine unerschütterliche Front, entschlossen, den Äonenkrieg zu beenden und das Goldene Zeitalter mit seiner Harmonie und seinem Glanz zurückzubringen. So wurde das Elysium nicht nur zu einem Ort des Lichtes, sondern auch zu einer Bastion des Widerstands gegen die Dunkelheit.
Die Streitkräfte des Elysiums
Nach der Vereinigung der drei Götterreiche Celestia, der Himmelskrone, Leveon, dem Lebensquell, und Aretea, dem Elfenbeinturm, widmeten die Lichtgötter ihre göttliche Macht der Erschaffung heiliger Streitkräfte. Diese Geschöpfe sollten die Lichtgötter im Kampf gegen die dunklen Mächte unterstützen und ihre jeweiligen Reiche repräsentieren. So brachte jedes Reich Gefolgschaften hervor, deren Eigenschaften und Fähigkeiten die Ideale und Tugenden ihrer Schöpfer widerspiegelten.
Als das schwarze Zeitalter seinen Höhepunkt erreichte, vereinte Celestes, der Herr der Höhen, alle Streitkräfte der Lichtgötter zu einem mächtigen Heer. Diese Armee, zusammengerufen aus den heiligen Kreaturen der drei Götterreiche, wurde zum Rückgrat seiner Vorbereitung auf ein letztes, entscheidendes Gefecht. Celestes strebte danach, Abyssos, den Herrn des Abgrunds, endgültig zu stürzen und ihn aus dem Ewigen Schauspiel zu verbannen. Mit diesem Ziel vor Augen führte er die vereinten Streitkräfte des Elysiums in den Kampf, entschlossen, Licht und Ordnung über die Dunkelheit triumphieren zu lassen.
Die Gegenwehr der Himmelsgötter
Nachdem die Lichtgötter des Elysiums, des Gefildes des Lichtes, ihre göttlichen Streitkräfte vereint hatten, holten sie zu einem großen Gegenschlag gegen die Schattengötter aus. Ihr Ziel war es, die tyrannische Herrschaft des Abyssos, des Herrn des Abgrunds, ein für alle Mal zu beenden und die irdische Welt Essentia aus der Dunkelheit zu befreien.
Die Lichtgötter waren fest entschlossen, sich ihren alten Feinden, den Schattengöttern der Unterwelt, in einem letzten Gefecht zu stellen. Während Celestes, der Herr der Höhen, von seinem unbändigen Willen angetrieben wurde, Abyssos endgültig vom kosmischen Thron zu stoßen und ihn für alle Zeiten aus dem Ewigen Schauspiel zu verbannen, kämpften andere Kräfte des Elysiums darum, Frieden und Ordnung in Essentia wiederherzustellen.
Der Abstieg der Himmelsgötter in die irdische Welt markierte den Beginn einer epischen Schlacht, die das Gleichgewicht des Kosmos für alle Ewigkeit entscheiden sollte. Licht und Dunkelheit prallten in einem allesentscheidenden Konflikt aufeinander, und die vereinten Streitkräfte des Elysiums führten ihre göttliche Macht mit einer unvergleichlichen Entschlossenheit in das Feld, um die Welt aus den Klauen der Schatten zu befreien.
Eskalation des Äonenkrieges
Nachdem die Lichtgötter mit ihrem himmlischen Feldzug nach Essentia, die irdische Welt, aufgebrochen waren, brach die grausamste und zerstörerischste Phase des Äonenkrieges an. Zum ersten Mal standen die Licht- und Schattengötter in ihrer gesamten Stärke einander gegenüber, und es entbrannte eine göttliche Schlacht von unvorstellbarer Heftigkeit – eine Schlacht, die glücklicherweise danach nie wieder erlebt werden sollte!
Mit unerbittlicher Härte und ohne Rücksicht auf die Konsequenzen entluden beide Seiten ihre vollen Mächte von Licht und Schatten. Der tobende Konflikt hinterließ auf Gea, der Herrin der Welt, Wunden von katastrophalem Ausmaß. Die Erde bebte unter der Last dieser Kämpfe und drohte, an den Rand der Zerstörung gedrängt zu werden.
Doch die Götter, geblendet von ihrem Wunsch nach Sieg, hatten ihre Gedanken einzig darauf gerichtet, die Feinde zu vernichten, und so blieb ihnen verborgen, wie schlimm es tatsächlich um Essentia stand. Während die irdische Welt unter den fortwährenden Schlachten zunehmend zerbrach, drohte ihr Ende unausweichlich zu werden, sollte das erbarmungslose Gefecht noch länger andauern. Doch in der geblendeten Selbstvergessenheit der Götter war dies niemandem bewusst, und der Untergang schien nah.
Uselias bittere Erkenntnis
Während die Lichtgötter und Schattengötter sowie ihre Gefolgschaften in einer alles entscheidenden Schlacht gefangen waren, brachte eine alarmierende Botschaft der Sereten eine erschütternde Erkenntnis zu Uselias. Der weise und reumütige Thelet erfuhr, dass Gea, die Herrin der Welt, unter den katastrophalen Auswirkungen des göttlichen Konflikts schwer litt und am Rande der Zerstörung stand.
Uselias, der schon lange bemüht war, seine Schuld an der Befreiung des Abyssos, des Herrn des Abgrunds, zu sühnen, war zutiefst erschüttert. Er stellte fest, dass weder die grausamen Schattengötter noch die huldvollen Lichtgötter diesen entsetzlichen Zustand wahrnahmen. Blind vor brennendem Eifer, den Feind zu vernichten, hatten sie jegliches Bewusstsein für die Konsequenzen ihres Krieges verloren.
Alethons Richtspruch
Noch vor der eskalierenden göttlichen Schlacht, die Licht und Schatten in einem alles entscheidenden Konflikt aufeinandertreffen ließ, hatte Uselias seine verhängnisvolle Schuld offenbart. Er hatte seinem Herrscher Celestes, dem Herrn der Höhen, die fatale Öffnung des magischen Siegels über Geas Narbe und die daraus resultierende Befreiung der Höllengötter gebeichtet. Von Reue getrieben und entschlossen, für seine Verfehlung einzustehen, hatte er sich dem Gericht des Alethon, dem Herrn der Gerechtigkeit, gestellt.
Alethon, ein unbestechlicher und weitblickender Richter, erkannte in seiner Weisheit, dass Uselias nicht gänzlich aus eigener Absicht gehandelt hatte. Der Thelet war durch die Intrigen von Phanon, dem Herrn der Magie, in ein kosmisches Schachspiel verwickelt worden und somit selbst zu einer Spielfigur höherer Mächte gemacht worden. Diese Einsicht veranlasste Alethon dazu, Erbarmen mit dem reumütigen Himmelsboten zu zeigen.
Dennoch blieb Uselias' eigenmächtiges Handeln, das gegen den Willen seines göttlichen Herrn Celestes gerichtet war, nicht ohne Urteilsspruch. Um seine Schuld in Taten zu sühnen, legte Alethon ihm die Aufgabe auf, fortan die Zeichen und Machenschaften des Phanon aufmerksam zu beobachten. Sollte sich jemals die Gelegenheit bieten, so war es Uselias' Pflicht, den eigensinnigen Gott darum zu ersuchen, den zerstörerischen Äonenkrieg zu beenden.
Diese Verhandlung und der daraus resultierende Auftrag geschahen unmittelbar vor der Eskalation des Krieges, als die Götter und ihre Gefolgschaften sich für die entscheidende Schlacht sammelten. Uselias trug diese Bürde mit sich, als er die sich anbahnende Katastrophe über Gea zu erkennen begann und seine Verantwortung neu definierte - nicht nur als Himmelsbote Celestes’, sondern auch als möglicher Retter der sterbenden Welt.
Uselias Schrei der Verzweiflung
Nachdem Uselias von den Sereten erfahren hatte, dass Gea, die Herrin der Welt, dem Sterben nahe war, suchte er verzweifelt nach einem Weg, die Zerstörung der irdischen Welt zu verhindern. Sein Gedanke fiel zurück auf den Richtspruch des Alethon, des Herrn der Gerechtigkeit, der ihn einst beauftragt hatte, die Machenschaften des Phanon, des Herrn der Magie, zu beobachten. Uselias wusste, dass niemand außer Phanon noch die Macht besaß, den drohenden Untergang Essentias abzuwenden.
Doch seit dem Moment, da Phanon seinen schicksalshaften Schlüssel an Uselias übergeben hatte, war keine Spur mehr von dem zweigesichtigen Gott zu erkennen. Uselias' Hoffnung schwand, doch die Sorge um Gea, die Herrin der Welt, trieb ihn dazu, einen eigenen Weg zu suchen, Kontakt mit dem unnahbaren Gott der Magie aufzunehmen.
Der besorgte Thelet wusste, dass Phanon sich stets in seiner göttlichen Residenz in Arkanon, dem Gefilde der Ordnung, aufhielt – einer Region, die sogar für die mächtigen Licht- und Schattengötter unzugänglich war. Nur die kosmischen Götter selbst konnten die Leere von Arkanon betreten. Dennoch ließ sich Uselias nicht von der Aussichtslosigkeit seiner Mission abhalten. Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft flog er in die Höhen, bis er die Grenzen von Onoas Sternenfeldern erreichte, die sich an die stille Leere von Arkanon anschließen.
Dort, am Rand dieser göttlichen Unendlichkeit, erhob Uselias seine Stimme. Laut und verzweifelt rief er nach Phanon, seinem letzten Hoffnungsschimmer, doch seine Rufe verhallten unerwidert im endlosen Nichts. Die Stille Arkanons blieb unerschütterlich. Uselias, erfüllt von Hoffnungslosigkeit und einem tiefen Schmerz, stieß einen letzten, durchdringenden Schrei hinaus in die Weiten von Arkanon, bevor er mit schwerem Herzen den Rückweg nach Essentia antrat. Dort erwartete ihn nicht nur der brennende Konflikt der Götter, sondern auch das Wissen um die bevorstehende Zerstörung der Welt, die er allein nicht aufzuhalten vermochte.
Suche nach Celestes
Nachdem es Uselias nicht gelungen war, Phanon, den Herrn der Magie, für sein verzweifeltes Anliegen zu gewinnen, richtete er seine letzte Hoffnung auf Celestes, den Herrn der Höhen. Er glaubte fest daran, dass sein göttlicher Herr, dem er so lange mehr oder minder treu gedient hatte, die Dringlichkeit der Lage erkennen und das Sterben von Gea, der Herrin der Welt, nicht ignorieren würde.
Uselias begab sich auf eine beschwerliche und bedrückende Reise über die verwüsteten Schlachtfelder von Essentia, der irdischen Welt. Der Krieg zwischen Licht- und Schattengöttern hatte unermessliches Leid über die Erde gebracht, und die einst lebendige Welt lag nun in Trümmern. Die Luft war erfüllt von Schmerz und Trauer, während die Zeichen der Vernichtung alles überdeckten.
Flügelschlag um Flügelschlag durchquerte Uselias die zerstörten Lande, die von den Götterschlachten gezeichnet waren. Überall sah er die Spuren der Verwüstung: verbrannte Wälder, zerbrochene Berge und Flüsse, die durch das vergossene Blut der Gefallenen getrübt waren. Die Realität der drohenden Katastrophe lastete schwer auf ihm, und er wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Schöpfung vollständig im Untergang versinken würde.
Mit brennender Entschlossenheit setzte Uselias seine Suche fort, getrieben von der verzweifelten Hoffnung, dass Celestes sein Flehen erhören und handeln würde, bevor es zu spät war. Jeder Moment zählte, denn Geas Leben hing an einem seidenen Faden, und mit ihm das Schicksal der gesamten Schöpfung.
Das letzte Duell der Zwillingsgötter
Inmitten der chaotischen Wirren der tobenden Schlacht erkannte Uselias endlich die machtvolle Präsenz seines göttlichen Herrn. Die strahlenden Blitze, die weit über den Horizont zuckten und die dunklen Wolken durchbrachen, führten ihn zu Celestes, dem Herrn der Höhen. Doch als er sich näherte, wurde ihm die ganze Tragweite dessen bewusst, was sich vor ihm abspielte, denn Celestes befand sich inmitten eines erbitterten Duells mit seinem Zwillingsbruder Abyssos, dem Herrn des Abgrunds.
Dieser Kampf, durchzogen von göttlicher Macht und getrieben von unversöhnlicher Rivalität, war der Höhepunkt eines uralten Konflikts. Seit Anbeginn ihrer Existenz hatte die Feindschaft der Brüder geglüht, und nun strebten sie nach einem endgültigen Triumph, der ihrem Ringen um Vorherrschaft ein Ende setzen sollte. Die Erde bebte unter den Schlägen ihrer Auseinandersetzung, und die Lüfte waren erfüllt von einer unheimlichen Mischung aus blendendem Licht und bedrückender Dunkelheit.
Doch weder Celestes noch Abyssos schenkten der Welt um sie herum Beachtung. Gefangen in ihrem gnadenlosen Hass aufeinander, kämpften sie mit der festen Absicht, das uralte Band ihrer Rivalität ein für alle Mal zu durchtrennen. Die Folgen ihres Handelns, die wachsende Zerstörung von Essentia, der irdischen Welt, blieben unbeachtet. Für die beiden Brüder zählte noch nur der Sieg über den anderen. Ein Triumph, den sie um jeden Preis erringen wollten.
Uselias, der den wütenden Zorn der beiden Götter beobachtete, war von Besorgnis erfüllt. Ihm wurde schmerzlich bewusst, wie blind ihr Hass sie gemacht hatte und wie sehr die irdische Welt unter ihrem rücksichtslosen Kampf litt. Doch er wusste auch, dass es nahezu unmöglich war, ihre Aufmerksamkeit auf die sterbende Gea zu lenken, während sie in ihrem zerstörerischen Duell gefangen waren. Dennoch fühlte er die Verantwortung, zu handeln, und suchte verzweifelt nach einem Weg, das Unheil zu verhindern, welches unausweichlich schien.
Uselias Opfer
Trotz aller Versuche, auf sich und sein bedeutsames Anliegen aufmerksam zu machen, schenkte der kämpfende Celestes, der Herr der Höhen, dem verzweifeltem Uselias keine Beachtung. Mit einem beiläufigen Schwung seiner göttlichen Hand schob Celestes den sich einmischenden Theleten beiseite, ohne dem verzweifelten Uselias auch nur einen Blick zu schenken. Entschlossen befahl er ihm, sich aus dem göttlichen Duell fernzuhalten. Auch Uselias' flehende Worte und verzweifelten Rufe verhallten unbeachtet. Celestes war ganz von der Raserei seines Kampfes erfüllt.
Doch als Uselias keinen anderen Weg mehr sah, entschied er sich für eine Tat reiner Verzweiflung. Mit unerschütterlichem Mut warf er sich zwischen die kämpfenden Götter, um ihre zerstörerische Auseinandersetzung zu unterbrechen.
Für einen Moment hielten Celestes und Abyssos inne, abgelenkt von Uselias' überraschendem Eingreifen. Doch diese kurze Unterbrechung währte nicht lange. Der Herr des Abgrunds mit seinem grausamen Schattenspeer in der Hand zögerte nicht. Mit einem mächtigen Stoß durchbohrte er Uselias' Leib, und die infernale Kraft des Speers zerriss den Theleten in tausend Stücke. Nicht nur seine irdische Hülle wurde vernichtet, sondern auch seine unsterbliche Seele wurde zerschmettert und in den Schatten verbannt. Für Uselias gab es keine Rückkehr in die Höhen von Celestia.
Getrieben von unaussprechlichem Zorn über den Verlust seines Himmelsboten, entfachte Celestes einen noch heftigeren Angriff auf Abyssos. Sein Hass verstärkte die Wucht seiner Angriffe, und mit jedem Schlag schien die Hoffnung für Gea, die Herrin der sterbenden Welt, weiter zu schwinden.
Zeuge des Grauens
Während der Äonenkrieg unaufhaltsam weiter eskalierte und Uselias, die letzte Hoffnung der sterbenden Gea, von Abyssos, dem Herrn des Abgrunds, zerschmettert und vernichtet wurde, blieb das schreckliche Geschehen nicht unbeobachtet. Ein unerwarteter Zuschauer hatte sich dem Drama angeschlossen. Es war Phanon, der Herr der Magie.
Entgegen allen Erwartungen wurde Uselias Hilferuf von dem eigensinnigen Phanon doch erhört. Es war der letzte, verzweifelte Schrei des Theleten an den Grenzen der Sternenfelder, der Phanons Aufmerksamkeit geweckt hatte. Getrieben von Neugier verließ Phanon schließlich die Grenzen seines Reiches, um herauszufinden, was Uselias so inbrünstig bewegt hatte, seinen Namen in die Leere zu rufen. Phanon folgte dem Ruf und stieg hinab nach Essentia, der sterblichen Welt. Dort wurde er von dem erschütternden Anblick der geschundenen Erde begrüßt und erblickte einen Ort, der unter Leid, Blut und Verzweiflung zusammenbrach.
Als er Uselias schließlich fand, wurde er Zeuge von dessen verzweifeltem Opfer. Voller Entsetzen beobachtete Phanon, wie der tapfere Thelet sich zwischen die kämpfenden Zwillingsgötter warf, um ihrem zerstörerischen Duell Einhalt zu gebieten.
Mit wachsendem Grauen beobachtete Phanon, wie Abyssos‘ Schattenspeer den irdischen Leib des Theleten durchbohrte und dessen unsterbliche Seele in Stücke zerriss. Der brutale Moment ließ Phanon erschaudern, und voller Grauen wandte er seinen Blick ab. Doch während er Mitleid für den qualvoll zerschmetterten Himmelsboten empfand, wurde ihm bewusst, dass das Schicksal von Essentia an einem Wendepunkt stand, der weitaus größere Konsequenzen androhte.
Phanons Erkenntnis
Nachdem Phanon den ersten Schock des unerwarteten Grauens überwunden hatte, begann er langsam, das volle Ausmaß der Geschehnisse zu begreifen. Der eskalierende Äonenkrieg, der sich jenseits seiner Wahrnehmung in Essentia, der irdischen Welt, entfaltet hatte, offenbarte sich ihm in all seiner zerstörerischen Tragweite. Phanon erkannte, dass das Ewige Schauspiel – jenes große Gefüge der kosmischen Zusammenhänge – völlig aus den Fugen geraten war.
Mit wachsender Sorge wurde ihm bewusst, dass das mangelnde Gleichgewicht der Kräfte, das seit der Geburt der Zwillingsgötter Celestes, des Herrn der Höhen, und Abyssos, des Herrn des Abgrunds, den Kosmos bestimmte, nun völlig zu entgleiten drohte. Und während er die geschundene Erde unter sich betrachtete, keimte in ihm die düstere Gewissheit, dass der letzte Vorhang dieses ewigen Dramas schon bald fallen könnte, mit Auswirkungen, die selbst seine arkanen Kräfte nicht mehr rückgängig machen könnten.
Phanons Machtlosigkeit
Auch der Herr der Magie vermochte keinen Weg zu finden, das Duell der Zwillingsgötter Celestes, des Herrn der Höhen, und Abyssos, des Herrn des Abgrunds, zu unterbrechen oder auch nur ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Vergeblich rief Phanon den Zwillingsgöttern zu, warnte sie eindringlich vor dem Preis ihres Duells: Der Welt, um deren Vorherrschaft sie kämpften, drohte die völlige Zerstörung. Doch weder Celestes noch Abyssos schenkten ihm Beachtung. Der unerbittliche Hass, der ihre Herzen beherrschte, hatte sie taub gemacht für alles außer dem Verlangen, den jeweils anderen zu vernichten.
Phanon musste erkennen, dass er keinen Einfluss mehr auf den Verlauf des Äonenkrieges nehmen konnte. In ihm wuchs das bittere Bewusstsein seiner Ohnmacht, eine schmerzliche Erkenntnis für einen übermächtigen Gott des Kosmos, dessen Schöpfertum einst die Grundlage der irdischen Welt erschaffen hatte.
Der Herr der Magie erinnerte sich daran, wie er einst Uselias den Schlüssel zu Abyssos’ Gefängnis anvertraut hatte, ohne die Tragweite dieses Schrittes vollständig zu begreifen. Was als rettender Wandel vor der Überflussherrschaft des Goldenen Zeitalters begonnen hatte, entfaltete sich nun zu einer Katastrophe, deren Ausmaß seine schlimmsten Befürchtungen überstieg.
Zutiefst bedrückt stand Phanon da, während die irdische Welt Essentia unter der Wut der Zwillingsgötter verfiel. Er begriff, dass seine Taten nicht nur den Verlauf des Äonenkrieges beeinflusst, sondern auch den unausweichlichen Übergang ins Schwarze Zeitalter eingeläutet hatten und er eine Epoche beschworen hatte, dessen Schatten sich nun unaufhaltsam über Gea und damit über seine eigene Schöpfung legten.
Erstehung der Enodia
Gebrochen und von seiner eigenen Machtlosigkeit überwältigt, floh Phanon, Herr der Magie, aus dem verwüsteten Essentia, der irdischen Welt, zurück nach Arkanon, dem Gefilde der Ordnung. Er zog sich an seinen Chaossteg zurück, einem Ort, an dem die strenge Klarheit der Ordnung auf die ungebändigte, wirre Kraft des Chaos trifft. Dort saß er, von Resignation erfüllt, und blickte in die wirbelnde Masse des Urgrunds hinab, das Chaos, aus dem einst alle Dinge hervorgingen.
Während er das Chaos betrachtete, sanken Phanons Gedanken in die Vergangenheit. Er erinnerte sich an den stolzen Moment, in dem er die Elemente erschuf, jene Bausteine, aus denen später Archonos, der räuberische Herr der Zeit, die segenreiche Gea, die Herrin der Welt, geformt hatte. Die Vorstellung, dass diese wundervolle Schöpfung nun ihrem Ende entgegenblickte und bald in das unaufhörliche Wirrwarr des Chaos zurückkehren könnte, schmerzte ihn so sehr, dass seine göttlichen Tränen zu fließen begannen.
Tropfen um Tropfen fielen seine Tränen in die wirbelnden Tiefen des Chaos, doch anstatt sich einfach aufzulösen, geschah etwas Unerwartetes. Dort, wo die Tränen des Herrn der Magie auf die wilde Masse trafen, regte sich eine neue Präsenz. Die Energie des Chaos und die Essenz von Phanons Reue vereinten sich, und aus dieser göttlichen Verbindung erhob sich ein neues Wesen. Es war Enodia, die Herrin des Gleichgewichts.
In jenem Moment, als Phanon das göttliche Geschöpf erblickte, durchzog eine leise Hoffnung sein Herz. Enodia, entstanden aus der Harmonie zwischen Ordnung und Chaos, schien das Potential zu besitzen, die zerfallende Schöpfung zu retten, oder zumindest eine kosmische Balance herzustellen, die noch nie existiert hatte.
Die Nomos-Spinnen
Auf dem Chaossteg, wo die Grenzen zwischen Ordnung und Chaos verschwimmen, begrüßte Phanon, der Herr der Magie, die neugeborene Göttin Enodia, die Herrin des Gleichgewichtes. Ihre Ankunft brachte eine leise Hoffnung mit sich, eine Möglichkeit, den ewigen Zwist der Licht- und Schattengötter einzudämmen. Geduldig lauschte Enodia den Worten Phanons, der ihr die ganze Tragweite des Äonenkrieges und die Verzweiflung um die sterbende Gea, die Herrin der Welt, schilderte.
Nachdem sie Phanon aufmerksam zugehört hatte, erhob Enodia ihre Stimme. Sie verkündete, dass sie gekommen sei, um die irdische Welt zu retten und das Gleichgewicht wiederherzustellen. In ihren Händen hielt sie einen schimmernden magischen Kokon, der von einem mystischen Licht durchzogen war. Sie wandte sich an Phanon und bat ihn, den Kokon mit der Magie Arkanons, dem Gefilde der Ordnung, zu erfüllen.
Ohne zu zögern, lenkte Phanon die mächtigen Ströme der arkanen Magie in den Kokon. Die Energie pulsierte und waberte, bis plötzlich ein Riss durch den Kokon ging. Mit einem leisen, aber kraftvollen Knacken brach er auf, und aus seinem Inneren entflohen die magischen Nomos-Spinnen. Deren schimmernde Körper erfüllten den Chaossteg mit einer unvergleichlichen Aura.
Mit der Freisetzung der Nomos-Spinnen begann eine neue Ära. Sie waren mehr als nur Kreaturen, sondern lebendige Verkörperungen von Ordnung und Chaos, vereint in Harmonie. Unter der Führung von Enodia wurden sie zu Werkzeugen, um die Waage zwischen Licht und Dunkelheit ins Gleichgewicht zu bringen.
Entrückung von Licht und Schatten
Als die magischen Nomos-Spinnen nach Essentia, die irdische Welt, hinabstiegen, begannen sie ihr einzigartiges Werk. Ihre schimmernden Fäden, durchzogen von arkaner Macht, webten ein unsichtbares Netz, das sich wie ein schützender Mantel um die gesamte Welt legte. Dieses Gewebe, pulsierend zwischen den Kräften von Ordnung und Chaos, trennte das Elysium, das Gefilde des Lichtes, und die Unterwelt, das Gefilde der Schatten, von Essentia ab.
Celestes, der Herr der Höhen, und Abyssos, der Herr des Abgrunds, unterbrachen überrascht ihren erbitterten Kampf. Die Zwillingsgötter wurden gezwungen, innezuhalten, als ihre Gestalten begannen, sich in ätherischen Nebel aufzulösen. Widerwillig, jedoch unaufhaltsam, wurden sie in ihre göttlichen Gefilde zurückgesogen, fernab der sterblichen Welt, die sie so lange mit ihren Kriegen verheert hatten. Ihnen folgten all die anderen Götter des Lichtes und der Schatten sowie deren göttliche Gefolgschaften. Sie alle wurden entrückt aus der sterblichen Welt, die sie so lange in ihrem zerstörerischen Krieg zerrissen hatten.
Endlich war Essentia von den verheerenden Schlachten des Äonenkrieges befreit. Gea, die Herrin der Welt, konnte ihre Wunden nun heilen lassen. Die Alten Rassen, die am Rande des Untergangs gestanden hatten, fanden neuen Mut und begannen mit vereinten Kräften, die Welt wiederaufzubauen. Ihre unermüdliche Hingabe beschleunigte Geas Genesung, und ein zarter Funke von Erneuerung kehrte in die irdische Welt zurück. Eine neue Ära brach an, eine Zeit des Gleichgewichts und der Wiedergeburt, eingeleitet durch die Ankunft Enodias und die magischen Fäden der Nomos-Spinnen.
Umwege durch die Schwelle
Die Errichtung der magischen Schwelle hatte die Licht- und Schattengötter zwar daran gehindert, ihre materielle Form in Essentia, der irdischen Welt, zu bewahren, doch der uralte Zwist zwischen Celestes, dem Herrn der Höhen, und Abyssos, dem Herrn des Abgrunds, war alles andere als beigelegt. Beide Zwillingsgötter hegten weiterhin den Wunsch, ihr kosmisches Duell eines Tages endgültig zu entscheiden. Doch die Schwelle, das mächtige Gespinst des Gleichgewichtes aus Ordnung und Chaos, verwehrte ihnen die Rückkehr in ihre irdische Form und zwang sie, von ihren himmlischen und finsteren Gefilden aus zu agieren.
Während die Schwelle ihnen die Möglichkeit nahm, ihre physische Gestalt in Essentia zu manifestieren, entdeckten die Götter bald, dass sie ihre Magie weiterhin durch die feinen Fäden des Gewebes wirken konnten. Die irdische Welt blieb somit unter ihrem Einfluss, wenn auch nur indirekt. So können sie Essentia nun durch subtile Beeinflussung lenken und blieben mit ihren irdischen Domänen verwoben, damit sie ihre göttlichen Aufgaben weiterhin erfüllen und ihre lebensnotwendigen Einflüsse wirken konnten.
Mit wachsendem Interesse erkannten die entrückten Götter schließlich, dass sie Verbindungen zu den Sterblichen jenseits der Schwelle knüpfen konnten. Deren Hingabe, Verehrung und Glaube erwiesen sich als mächtige Brücke, die es den ausgesperrten Gottheiten ermöglicht, ihre Präsenz in der irdischen Welt zu verstärken.
Durch diese Bindungen erlangen auch die Sterblichen nicht nur göttlichen Beistand, sondern werden zu Trägern göttlicher Mächte. Für die entrückten Götter stellen diese Anhänger jedoch weit mehr dar. Sie werden zu Gefäßen, durch die ihr Wille in Essentia gewirkt werden kann. Bei besonders intensiver Hingabe, wenn die Inbrunst eines Sterblichen oder eines Götterkultes außergewöhnlich stark ist, schaffen es die Licht- oder Schattengöttern sogar, temporär einen Riss in der Schwelle zu öffnen. Solche Momente erlaubten es ihnen, kurzzeitig in Essentia in ihrer materiellen Form zu erscheinen und den nie endenden Konflikt des Äonenkrieges weiterzuführen.
Doch diese seltenen Manifestationen sind stets von Ambivalenz geprägt. Während die Sterblichen durch den göttlichen Kontakt herausragende Mächte erhalten, tragen sie auch die Last, als parteiische Streiter in einem fortdauernden, kosmischen Konflikt zu dienen. Essentia, obwohl von den direkten Kämpfen der Götter befreit, bleibt somit ein Spielfeld ihrer indirekten Einflüsse und der unaufhörlichen Suche nach Wegen, das Gleichgewicht der Schwelle zu unterwandern.
DAS GEANISCHE ZEITALTER
Übergänge in die entrückten Gefilde
Auch wenn das Elysium, das Gefilde des Lichtes, und die Unterwelt, das Gefilde der Schatten, mit dem Ende des schwarzen Zeitalters durch das magische Gespinst der Schwelle entrückt wurden, bestehen noch immer verborgene Wege, die in diese fernen Gefilde führen.
An manchen Orten überschneiden sich die getrennten Welten als unsichtbare Verbindungen zwischen der irdischen und der göttlichen Sphäre. Diese verborgenen Tore sind nahezu unauffindbar für Sterbliche, und selbst wenn sie eines davon durchschreiten sollten, bleibt ungewiss, ob ihnen die Rückkehr in ihre eigene Welt jemals gelingen könnte.
Die Übergänge ins Elysium ruhen hoch oben in den luftigen Höhen. Sie verbergen sich auf den Gipfeln der mächtigsten Berge oder zwischen den Kronen uralter, himmelragender Bäume.
Im Gegensatz dazu findet man die Wege in die Unterwelt tief im Inneren der Erde, versteckt in den unermesslichen Tiefen uralter Tunnel oder in den glühenden Schlünden gewaltiger Vulkane.
Herrschaft der Sterblichen
Die gerettete Gea entschied sich, die ihr zustehende Regentschaft über Essentia, die irdische Welt, nicht anzutreten. Stattdessen erhob die Herrin der Welt die sterblichen Wesen zur souveränen Macht und rief ein neues Zeitalter aus - die Herrschaft der Sterblichen. Von diesem bedeutsamen Augenblick an begannen die Sterblichen, ihre eigene Bestimmung zu formen, und schufen dabei prachtvolle Reiche, vielfältige und faszinierende Kulturen sowie glorreiche, unvergessene Völker.
Das Geanische Zeitalter, auch bekannt als das Historische Zeitalter, erhebt sich wie ein Epos, das von den Sterblichen selbst geschrieben wird. Sie begannen, ihre Geschichte in die Unvergänglichkeit des Geschriebenen einzubetten, und brechen damit die Ketten der Vergänglichkeit, die die Mythischen Zeitalter an mündliche Überlieferungen binden. Sagen, Legenden und Mythen, die einst die einzige Brücke zur Vergangenheit waren, weichen der Klarheit und Dauerhaftigkeit der Schrift und die Sterblichen erschufen ein Vermächtnis, das über die Begrenzung ihrer Lebenszeit hinausreicht, getragen von dem Wunsch, ihrer Existenz eine bleibende Stimme zu verleihen.
In diesem Zeitalter schreiben die Sterblichen nicht nur ihre Taten und Triumphe nieder, sondern auch ihre Träume und Weisheiten, getrieben von dem Wunsch, ihre Existenz über die Grenzen der Zeit hinaus zu bewahren. Das Geanische Zeitalter lebt als Sinnbild für das Erwachen des sterblichen Geistes, ein leuchtender Moment, in dem die alten und neuen Rassen die kosmische Bühne des Ewigen Schauspiels betreten, um ihre eigenen Aufführungen abzuhalten. Es ist ein Zeitalter, das im Puls der Gegenwart schlägt und ein unvergängliches Vermächtnis hinterlässt.