Persönliches Forschungstagebuch des Trebius Moreus
In diesem berichtet der Magier Trebius Moreus über seine Reise nach Barthavion im Jahr 451 n.A. (81 i.J.P.) unter der Führung des Legaten Herius Elidus Turpis, um einen Angriff auf das junge Valkenburg vorzubereiten, welcher schließlich zu dem Ausbruch der ersten Plage führte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Überlieferung
- 2 Inhalt
- 2.1 20. 11. 450 n.A., Urbs Draconis, Akademie der Magoi
- 2.2 16. 3. 451 n.A., Lager nahe des Gwynranns
- 2.3 1. 4. 451 n.A., Barthavion, Valkenburg
- 2.4 13. 4. 451 n.A., Barthavion, Valkenburg
- 2.5 20. 4. 451 n.A., Barthavion, Lager in den Bergen von Throal
- 2.6 25. 4. 451 n.A., Barthavion, Lager in den Bergen von Throal
Überlieferung
Das Forschungstagebuch des Trebius Moreus wurde über mehrere Generationen in der Familie der Moreaner als Familiengeheimnis gehütet und im Jahr 318 i.J.P. durch Morea Octavia gegen das Einverständnis ihres Vaters an den Senator Gaius Octavius Aequus weitergegeben.
Dieser verstand sofort die große politische Bedeutsamkeit des Werkes und machte es sich fortan zur Aufgabe, Beweise zur Untermauerung seines Inhaltes zu finden. Dazu bewarb er sich erfolgreich um das Amt eines Botschafters für diplomatische Dienste in Barthavion und startete nach seiner Ankunft in Perlheim umfangreiche Nachforschungen über Moreas Urahn Trebius. Diese führten ihn nach vielen Jahren schließlich zu der Überzeugung, dass die Matrix des Trebius Moreus noch erhalten sein und sich inzwischen auf dem Grund des Arasmeeres befinden könnte. Nach einigen Jahren gelang es ihm tatsächlich, diese durch ein Expertenteam bergen zu lassen. Nur wenige Tage später, am 7.Astoar 347 i.J.P, kam Aequus durch das Attentat des Silvius Insidiae ums Leben, woraufhin das Tagebuch lange unentdeckt in einem Versteck verborgen blieb.
Am 5. Nauloar 351 i.J.P. wurde es dann in der Residenz des Aequus bei Perlheim von den Helden in einem geheimen Labor gemeinsam mit der geborgenen Matrix gefunden.
Inhalt
20. 11. 450 n.A., Urbs Draconis, Akademie der Magoi
An diesem Tag beginne ich meine Aufzeichnungen über meine Teilnahme an der Gesandtschaft des großen Drachen und Imperators Canus Versorius Pugnax Draco in das weit entfernte Barthavion, dem Land der Zwerge, wo die entflohenen Sklaven des Aufstandes bei Gauditia und die Bezwinger des bekannten Feldherrn Novius Tuscus Docator bei der Schlacht von Gwynnran vor nun genau 125 Jahren sich unter den Schutz der alten Rasse gestellt haben.
Die inoffiziellen Befehle lauten, die entlaufenen Sklaven und ihre Nachkommen für das Imperium zurückzugewinnen, ganz gleich unter welchen Umständen. Natürlich ist eine diplomatische Lösung vorzuziehen und bei einem optimalen Ausgang dieser Situation sollen sich die Entflohenen aus freiem Willen dem Volk des Drachen beugen. Falls sich keine einvernehmliche Lösung erreichen lässt, ist es mein Auftrag als unterstellter Magus Astrorum des ruhmreichen Legaten Herius Elidus Turpis eine große Porta Magica vorzubereiten, um im Falle des Widerstandes drei in der Provinz Divitia stationierte und kampfbereite Legionen in der Begleitung von gut disziplinierten und hochkonzentrierten Magoi aus der Heimat und mit der Unterstützung zahlreicher balmarischer Essenzmagier umgehend für eine Belagerung der Zuflucht der entflohenen Sklaven nach Barthavion zu transportieren. Die Provokation eines erneuten Konfliktes mit den Nordzwergen ist dabei erwünscht und Legat Turpis hofft, dass er die Rotbärte aus der Sicherheit ihres Berges locken kann, wenn sie ihren Schützlingen zur Unterstützung eilen werden.
Diese Befehle stellen mich vor große Herausforderungen, da die Erschaffung einer derart gigantischen Porta Magica eine irdische Matrix als Speicher für immense Mengen an astralen Strömen benötigt. Seit der Eroberung Umêls ist es keinem Magoi im Thyrnischen Imperium jemals wieder gelungen, einen vergleichbar mächtigen Astralfocus zu erschaffen, wie es damals dem begnadeten Magister Scissorius im Jahr 40 v.A. gelang. Nach vielen Konstruktionsversuche mit unterschiedlichen Arten des Metallum Arcanae gelang es mir noch kein physisches Gefäß zu erschaffen, dass diesen gebündelten Astralströmen standhalten könnte. Legat Turpis verlangt jedoch das Unmögliche und fordert die Fertigstellung der für den Portalzauber benötigten Matrix bis spätestens zum Beginn des bevorstehenden Frühlings, da bis dahin alle Legionen für ihren geplanten Einsatz in Barthavion vollständig einsatzbereit sein werden.
16. 3. 451 n.A., Lager nahe des Gwynranns
Trotz aller Bemühungen meine Arbeit an der Matrix in den letzten Monaten zu beenden, bezweifle ich, dass diese ausreichen wird, um eine Porta Magica zu erschaffen, die groß genug wäre, um alle Legionen schnell genug und sicher nach Barthavion zu befördern. Da sich meine Befehle jedoch nicht geändert haben, ließ ich den Legaten vorerst über diese Problematik im Ungewissen, da ich dieses Versagen nicht zugeben konnte und befürchte, dass dieses meine vielversprechende Karriere beenden und Schande über die gesamte Familie der Moreaner bringen wird. Ich arbeite also nun während der Reise zu unserem Ziel an der Matrix weiter und hoffe, dass ich die letzten Schwierigkeiten lösen kann, bevor diese tatsächlich zum Einsatz kommen sollte.
Zurzeit lagert unsere Gesandtschaft am östlichen Rand des Sichelgebirges und wir werden dem Fluss Gwynrann folgen, um in die Region der entflohenen Sklaven in Barthavion zu gelangen. Unterwegs ist es unser nächster Befehl, versteckte Portalstationen zu installieren, welche eine sichere, astrale Verbindung zwischen unserem kleinen Trupp und den Legionen aus Divitia bilden sollen, damit wir diese Einheiten durch die Porta Magica schließlich überhaupt nachziehen können.
1. 4. 451 n.A., Barthavion, Valkenburg
Seit einigen Tagen befinden wir uns in der sogenannten „Stadt“ Valkenburg und Legat Turpis und seine Delegierten befinden sich bereits in regen Verhandlungen mit den entflohenen Sklaven und ihren selbsternannten Anführern. Diese zeigen sich zum Teil von der Größe und den kulturellen Errungenschaften unseres Imperiums beeindruckt und viele wünschen sich inzwischen mit Sicherheit, dass ihre Eltern und Großeltern niemals aus den Provinzen ausgezogen wären, um einer illusionären Idee von Freiheit zu folgen. Nun erniedrigen sie sich als Mündel der Zwerge selbst und glauben immer noch an ihren albernen Traum der Unabhängigkeit, während sie ohne den Schutz und die zivilisatorischen Errungenschaften des Imperiums inzwischen wie einfache Barbaren zusammenhausen.
Trotz der an sich friedlich verlaufenden Verhandlungen mit den rebellischen Sklaven kündigte sich plötzlich der starrsinnige König Djori, Herrscher der Nordzwerge, an. Er gestattete unseren Gesandten eine knappe Audienz und zeigte sich in gewohnt respektloser Art und warnte seine Schützlinge davor, den Worten unserer Botschafter glauben zu schenken. Nicht einmal großzügige Geschenke und Kostbarkeiten aus allen Ecken des Imperiums und einige uralte Kunstschätze aus der Zeit des Theranios konnten dem Zwergenkönig von den aufrichtigen Worten und den friedlichen Absichten unseres Legaten überzeugen.
Währenddessen arbeite ich fieberhaft an der Fertigstellung der Matrix, um die Porta Magica nach Divitia öffnen zu können. Sobald die diplomatischen Bemühungen scheitern, muss der Portalzauber einsatzbereit sein, oder ich bringe Schande über das gesamte Imperium!
13. 4. 451 n.A., Barthavion, Valkenburg
Die Zeit wird knapp und die diplomatischen Verhandlungen mit der Sklavenmeute und ihren zwergischen Vormündern drohen zu scheitern. Jedoch habe ich große Fortschritte bei der Fertigstellung der Matrix zu verzeichnen und es dauert nicht mehr lange und sie wird die benötigte Menge an astraler Kraft sicher und ohne Komplikationen speichern können. Auch die Portalkette nach Divitia funktioniert dank unserer versteckten Stationen immer noch einwandfrei und wurde von niemanden aufgespürt.
Die Fortschritte an der Matrix verdanke ich einem einheimischen Magier, der sich an uns wandte, da er seine Fähigkeiten in dem Dienst des Imperiums stellen möchte. Im Austausch möchte er dafür Bürgerrechte im Thyrnischen Imperium erhalten und sich dem Kaiser unterwerfen, um das rückständige Barthavion verlassen zu können.
Dieser mysteriöse Mann nennt sich Meister Exiron und behauptet ein Nachfahre der balmarischen Druiden zu sein. Zuerst wollten wir diesen feigen Schmeichler zu seinen anderen Sklavenbrüdern zurückschicken, jedoch zeigte er schließlich erstaunliche Proben unbekannter, magischer Rohstoffe, die Varianten des Metallum Arcanae zu sein scheinen. Diese erwiesen sich als äußerst mächtig und dem uns bekannten Arten des Orichalcums an astraler Macht weit überlegen.
Meister Exiron zeigte mir den Umgang mit den Metallen und konnte sich als tatsächliche Hilfe bei der Fertigstellung meiner Matrix erweisen, welche durch das neuartige Material nun gigantische Mengen an astraler Energie zu speichern vermag.
Falls der Legat also nun seinen Befehl zur Belagerung gibt, wird es mir nun möglich sein, eine enorm große und stabile Porta Magica zu erschaffen, die ohne Schwierigkeiten Tausende von einsatzbereiten Legionären innerhalb von kürzester Zeit direkt vor die Sklavenzuflucht und das Tor der Nordzwerge befördern wird, wo sie dann ihr Lager errichten werden.
Falls es unseren Truppen daraufhin durch einen geschickten Belagerungsplan gelingen sollte, ein Volk der alten Rasse zu bezwingen und der sture König Djori vor unserem Kaiser winselnd auf die Knie fallen wird, werde ich als der ruhmreichste Magus in die Geschichte des Imperiums eingehen und meinen Nachfahren damit ewigen Ruhm bereiten!
20. 4. 451 n.A., Barthavion, Lager in den Bergen von Throal
Seit zwei Tagen befinde ich mich in Begleitung meines jungen Adepten Olvius in einem geheimen Lager und wir bereiten das Ritual für die Erschaffung der großen Porta Magica in akribischer Detailarbeit vor. Olvius hat das Potential einmal ein berühmter Magus zu werden und seine Fähigkeiten erweisen sich für sein Alter als ausgesprochen fortgeschritten. Dies freut mich umso mehr, da er schließlich der Sohn meines geliebten Bruders Ancus Moreus ist und sich anscheinend viele Talente und Veranlagungen in unserer Familie bereits über Generationen erhalten. Als zweite Unterstützung habe ich Meister Exiron an meiner Seite, der anscheinend fähig ist, die bestehenden Zauber auf der Matrix zu modifizieren und ihre Auswirkungen zu verstärken. Ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich viele seiner Zauber und die Art seiner astralen Technik nicht wirklich verstehe, da ich noch nie jemanden gesehen habe, der annähernd mächtige Magie wirken kann, wie er, jedoch scheint er alles zu tun, um unser Unternehmen zum Erfolg zu führen.
Olvius scheint jedoch Bedenken wegen Meister Exiron zu haben und kritisiert seine Zauber, da sie unter anderen auch unterweltliche Ströme nutzen. Mein lieber Neffe muss aber noch viel über die Komplexität der astralen Wissenschaft lernen, um zu verstehen, dass sich die astralen Ströme nicht so einfach in Kategorien verordnen lassen und mit fortschreitendem Alter und Erfahrung wird auch er ein erweitertes Verständnis der Magie erlangen.
25. 4. 451 n.A., Barthavion, Lager in den Bergen von Throal
Der Einsatz der Matrix und die Erschaffung einer gigantischen Porta Magica haben zu einer unvorstellbaren Katastrophe geführt!
Legat Turpis gab nach den gescheiterten Verhandlungen dem Befehl, die Truppen aus Divitia zu rufen und alles verlief auch vorerst wie geplant. Mit Hilfe meines Adepten und Neffen Olvius schloss ich am 22. 4. 451 n.A. das Ritual ab und verwendete die gebündelte Astralkraft der Matrix, um meinen vorbereiteten Zauber zu wirken und ein Portal für die Legionen zu erschaffen. Dieses öffnete sich ohne besondere Zwischenfälle und erreichte schnell die benötigten Dimensionen. Jedoch stellte ich daraufhin fest, dass es über die gewünschte Größe hinaus immer weiter anwuchs und das auf der anderen Seite weder Divitia noch unsere Legionen auszumachen waren. Stattdessen sahen wir nur eine gigantische Klaue, welche aus der Porta Magica hervorschnellte und die Öffnung zu den Gefilden mit seinen fremdartigen Krallen zerriss und dadurch noch mehr erweiterte. Schließlich hatte das Portal den halben Himmel eingenommen und es lag bedrohlich über der Sklavenstadt Valkenburg.
Ich beendete den Zauber umgehend und deaktivierte die Matrix, jedoch hatte all dies keinen Einfluss mehr auf den klaffenden Riss, der sich anscheinend zu der astralen Ebene von Abyssia geöffnet hatte. Unter lautem Gebrüll folgte der Klaue nun ein gigantisches Ungetüm, welches langsam aus der Porta Magica herausschritt und seinen Blick auf die im Tal gelegene Stadt der Sklaven senkte. Diese Kreatur war vermutlich ein echter Dämonenfürst, welchen es seit der Errichtung der Schwelle für gewöhnlich unmöglich ist, sich auf Gea zu manifestieren. Ihm folgten noch weitere Dämonen und wir mussten mit ansehen, wie unsere Leibgarde von ihnen getötet wurde.
Gerade als Olvius und ich uns auf den Tod und den Einzug in die celestischen Felder vorbereiten wollten, tauchte Meister Exiron auf und sagte, dass wir nichts zu befürchten haben. Er hatte einige andere Männer dabei, welche alle in schwarze Kutten gekleidet waren. Sie sagten, dass die Dämonen ihnen dienen würden und boten uns an, sich ihrer Gemeinschaft anzuschließen.
Ich überlegte nicht lange und aus Feigheit und Angst ging ich auf ihr Angebot ein. Ich wusste, dass ich nie nach Thyrna zurückkehren könnte, da ich vermutlich eine Dämonenplage ausgelöst hatte. Während also noch weitere Dämonen aus den tiefen der Unterwelt über das Land der Zwerge herfielen, entschloss ich mich dazu den düsteren Freunden von Meister Exiron zu folgen, egal wohin sie mich auch bringen mögen.
Die Matrix werde ich jedoch mitnehmen, in der Hoffnung, dass ich weiter an ihr arbeiten könne und eventuell durch sie auch eine Lösung finden werde, wie man diese verfluchte Porta Magica wieder schließen kann. Dies wird mein Geheimnis sein und vorerst spiele ich ihnen weiter den machthungrigen Magus vor.
Olvius wird dieses Spiel jedoch nicht lange durchhalten. Er redet ständig davon, dass wir nach Thyrna zurückkehren und dort erklären müssen, was vorgefallen ist. Sein Plan ist es, Hilfe aus der Heimat zu holen, aber dann werden alle erfahren, was ich getan habe. Die Schande wird unerträglich sein und meine Nachfahren werden immer mit dieser Missetat leben müssen. Das kann ich ihnen nicht antun! Ich werde deshalb allein einen Weg finden, um meinen Fehler wieder auszubügeln. Ich fürchte jedoch, dass Olvius mich in Kürze verlassen wird, was ich nicht zulassen kann. Er beobachtet mich ständig und hat bereits in meinen Forschungsunterlagen unerlaubt herumgewühlt. Ich kann nicht zulassen, dass er nach Thyrna gelangt und dort die Wahrheit ans Licht bringt.
Ich hoffe, dass er klug genug ist, um sich dazu entscheiden, dass er mich und Meister Exiron begleitet. Bei diesem mysteriösen Mann sind wir zumindest sicher und können an einer anderen Lösung arbeiten. Er sagte auch, dass wir diese Gegend bald verlassen und uns nach „L'yreh“ begeben werden, welches sich in dem uralten „Talath Nûr“ befindet. Dort soll ich mich beweisen, bevor er mich in den Süden zu dem Hauptquartier seiner Gemeinschaft bringen wird. Ein Schiff würde bereits am Strand des westlich gelegenen Meeresufers bereitliegen, um uns zu diesem Ort überzusetzen. Es sei jedoch Eile geboten, da Exiron und seine finsteren Gefährten von Spähern der Elben verfolgt werden, welche trotz dem herrschenden Dämonenchaos in Barthavion nicht von ihrer Spur weichen.