Lichtmagie

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Lichtmagie
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Kosmisches Prinzip Ewigkeit, Vollendung, Erhaltung
Magievarianten Himmelsmagie
Lebensmagie
Schutzmagie
Essenzen Göttliche Essenzen (Transformiert)
Kosmisches Gefilde Elysium
Götter Lichtgötter
(Himmels-, Lebens- & Schutzgötter)
Methoden Weiße Mystik
Weiße Magie
Weiße Theurgie
Zauberfokus Idol
Klasse Ritualist (Weißer Ritualist)
Klassenstile Weißer Mystiker
Weißer Inquisitor
Weißer Theurg
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Als Lichtmagie bezeichnet man die Magie, welche von den Lichtgöttern des Elysiums genutzt und beansprucht wird. Sie ist die göttliche Kraft der Ewigkeit (Aeternitas), der Vollendung (Perfectio) und der Erhaltung (Conservatio). Sie ist eine metaphysische Interpretation der Realität, die auf den elysischen Prinzipien von **Führung, Leben und Tugend** basiert.

Sie dient den erhellenden, schöpferischen und schützenden Aspekten des Kosmos. Doch dieses Licht ist nicht nur sanft; es ist die Magie der absoluten, unveränderlichen Utopie. Gegenüber ihren Feinden – den Mächten der Unterwelt, die den unaufhörlichen Wandel (Mutatio) verkörpern – offenbart sie sich daher auch als gewaltvolle, blendende und vernichtende Macht.

Im Gegensatz zur Naturmagie, die ein angeborenes Erbe im Blut des Geanisten ist, oder der Arkanmagie, die eine erlernte Wissenschaft der Arkanisten darstellt, ist die Lichtmagie eine **verliehene Macht**. Sie ist eine göttliche Gnade, die nur durch Weiße Ritualisten mittels tiefen Glaubens, unerschütterlicher Hingabe und eines spirituellen Paktes gewirkt werden kann.


Mythos: Das Lied des Elysiums

Celestes und Abyssos werden von Phanon unterwiesen

Die Lichtmagie ist keine Urmacht wie die Arkanmagie, sondern eine Interpretation der Realität. Ihr Ursprung ist untrennbar mit dem Beginn des Äonenkriegs und der Natur ihres Schöpfers, Celestes, verbunden.

Ursprung im Archonidischen Zeitalter

Die Lichtmagie wurde einst von Celestes, dem Gott der Höhen, aus dem wirbelnden Chaos hervorgerufen, nachdem dieser von Phanon, dem Herrn der Magie, die Kunst der Zauberei erlernt hatte.

Als Phanon den Zwillingsbrüdern Celestes und Abyssos die neutrale Arkanmagie offenbarte, sahen beide darin etwas fundamental anderes. Wo Abyssos das Potenzial für Veränderung, Auflösung und Entropie erkannte und daraus die Schattenmagie formte, sah Celestes die innewohnende Harmonie, die göttliche Vernunft (den Logos) und das Potenzial für eine statische Perfektion.

Die Lichtmagie ist somit die spezifische Auslegung der Arkanmagie durch die Augen des Celestes. Sie ist das metaphysische Fundament des Elysiums und die primäre Waffe der Lichtgötter. Anschließend gab Celestes die Lichtmagie an seine Nachkommen weiter und teilte sie mit den verbündeten Göttern des Gefildes des Lichtes.

Die Entrückung und der Umweg des Glaubens

Der direkte Einfluss der Götter auf die Welt endete mit der Erschaffung der Schwelle am Ende des Schwarzen Zeitalters. Dieses magische Gespinst der Enodia [entrückte] (entrückte) die Lichtgötter und Schattengötter und sperrte sie in ihre jeweiligen Gefilde.

Da alle Licht- und Schattengötter ihre Magie seit der Erschaffung der Schwelle nur noch indirekt durch die Grenzen des Gespinsts der Zwischenwelt wirken können, fanden sie Umwege, um ihren Äonenkrieg weiterhin in Essentia, der Irdischen Welt, austragen zu können.

Dieser Umweg ist der sterbliche Glaube. Die Lichtgötter erkannten, dass die **Hingabe, Verehrung und der Glaube** ihrer sterblichen Anhänger als eine mächtige Brücke dienen können. Ein sterblicher Geist, der sich durch Rituale und Überzeugung auf die "Frequenz" des Elysiums einstimmt, wird zu einem Leuchtfeuer. Durch diese Verbindung kann die göttliche Macht die Schwelle durchdringen.

Dazu nutzen sie sterbliche Anhänger, welche durch rituelle Handlungen eine Verbindung zu ihnen aufbauen, die stark genug ist, um ihnen als göttliches Medium zu dienen. Die sterblichen Anhänger der elysischen Götter werden als **Weiße Ritualisten** bezeichnet. Diese hingebungsvollen Individuen können die Kräfte der Lichtmagie durch die Gunst der Lichtgötter kanalisieren und sind fähig, mächtige Lichtzauber hervorzurufen.

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Methodik und Wirkweise

Die Göttlichen Essenzen: Die Segnung der Materie

Die Lichtmagie operiert auf einer höheren Ebene als die Naturmagie. Sie nutzt die immanenten Essenzen (Elemente) nicht direkt, sondern **transformiert** sie. Weiße Ritualisten können durch einen Akt der **Segnung** (Weihung) die irdischen Elemente mit der heiligen Macht des Elysium durchdringen und sie so in **Heilige Essenzen** verwandeln.

Diese göttlichen Essenzen sind Manifestationen von Führung, Leben und Tugend. Sie sind instabil und müssen durch den Glauben des Ritualisten oder die Weihe eines Ortes aufrechterhalten werden, da sie sonst in ihre immanente Urform zerfallen.

Eine vollständige Aufschlüsselung dieser transformierten Stoffe findet sich im Hauptartikel:
Hauptartikel: Göttliche Essenzen


Die drei Pfade des Lichts

Die Art und Weise, wie die Lichtmagie gewirkt wird – die Methode – unterscheidet sich fundamental je nach dem Pfad des Ritualisten. Diese Pfade sind Methoden des Wirkens und der spirituellen Fokussierung. Sie sind nicht zu verwechseln mit den Varianten der Magie (Himmels-, Lebens- oder Schutzmagie), die sie kanalisieren.

Alle drei Pfade sind Ausdrucksformen des **Weißen Ritualismus**.

I. Weiße Mystik (Der Pfad der Hingabe)

Ein Weißer Mystiker

Dies ist der Weg der Kultgemeinschaften, wie dem Celestischen, Leveischen und Areteischen Orden.

  • Das Prinzip des Gefäßes: Der Mystiker ist kein aktiver Wirker, sondern ein **passives Gefäß** (ein "Channel") für die göttliche Macht. Er lenkt die Magie nicht durch seinen Willen, sondern überlässt das Wirken vollständig den höheren Mächten, denen er dient. Seine Kraft erwächst aus jahrelangem Training, Meditation und der völligen Entsagung des Weltlichen. Um ein reines Gefäß zu sein, muss der Mystiker sein eigenes Ego, seinen Willen und seine Begierden auslöschen, damit die göttliche Macht ungefärbt durch ihn fließen kann.
  • Der Fokus (Hymnen & Gebete): Anstelle einer formelhaften Zaubersprache nutzen Mystiker **Hymnen, Gesänge und Gebete** (wie die Areteischen Hymnen), um sich in die "Atmosphäre" ihres kosmischen Gefildes einzustimmen und sich diesem als Kanal zu öffnen.
  • Das Ziel (Dienst & Schutz): Die Magie ist ein **Ausdruck intuitiver Hingabe**. Sie dient dem Schutz der Gemeinschaft, der Heilung, der Stärkung der Seele und dem Dienst am Allgemeinwohl.

II. Weiße Magie (Der Pfad des Kampfes)

Ein Weißer Inquisitor

Dies ist der Weg der Konfessionskulte, primär des Elysischen Ekklesiums.

  • Das Prinzip des Streiters: Der Inquisitor ist ein **aktiver Streiter des Glaubens** im Äonenkrieg. Er versteht sich als Werkzeug der Götter, das die göttliche Energie jedoch **willensgesteuert** und bewusst lenkt. Er ist spiritueller Lehrer und kämpferischer Verteidiger seines Glaubens zugleich. Er bittet nicht um die Macht, er nimmt sie im Namen der Götter, gestützt auf das Dogma seines Glaubens.
  • Der Fokus (Cantus Celestum): Inquisitoren nutzen die göttliche Zaubersprache, den **Cantus Celestum**, um die Mächte des Elysium gezielt zu rufen und zu formen. Ihre Magie ist das Ergebnis von Studium, Training und unerschütterlicher Überzeugung.
  • Das Ziel (Kampf & Läuterung): Die Magie ist eine Waffe. Sie dient der aktiven Bekämpfung der Schattenmagie, der Verbannung von Wesen der Unterwelt und der Durchsetzung des göttlichen Willens der Lichtgötter.

III. Weiße Theurgie (Der Pfad der Anrufung)

Ein Weißer Theurg

Dies ist der Weg der Zirkel, der exklusiven, esoterischen Gruppen, die sich nicht an die Götter selbst, sondern an ihre göttlichen Gefolgschaften wenden.

  • Das Prinzip des Mittlers: Der Theurg ist ein Mittler, der die Schwelle gezielt überbrückt. Er nutzt das Wissen, dass die Engel, Heroen und Genien des Elysium (die "himmlischen Chöre") weniger Magie benötigen, um die Schwelle zu durchqueren als ihre allmächtigen Herren. Sie sind leichter zu rufen und können sich mit geringerem rituellem Aufwand in Essentia manifestieren.
  • Der Fokus (Anrufungen & Pakte): Der Theurg nutzt spezielle Rituale, geheime Formeln, magische Siegel und Anrufungen, um eine persönliche Bindung zu diesen Wesen herzustellen. Er bittet sie um Beistand, schließt Pakte oder stellt sich als Günstling in ihren Dienst.
  • Das Ziel (Wissen & Unterstützung): Die Magie dient der Erlangung von geheimem Wissen, spiritueller Führung oder direktem, physischem Beistand durch ein herbeigerufenes Wesen. Der Theurg nutzt die Varianten der Lichtmagie (Himmels-, Lebens-, Schutzmagie) als Medium, um die spezifische Gefolgschaft anzurufen, die dieser Domäne zugeordnet ist (z.B. Anrufung der Heroen Celestias mittels Himmelsmagie).

Epiphanie: Das Diesseitige Wunder

Die Epiphanie, die leibhaftige Gotteserscheinung, ist eine der gewaltigsten und seltensten Manifestationen der Lichtmagie. Sie ist kein Zauber, der gewirkt wird, sondern ein göttliches Ereignis, das durch die Weißen Ritualisten ermöglicht wird.

Die Metaphysische Notwendigkeit

Ein Ritualist allein, egal wie stark sein Glaube ist, kann die Schwelle nicht zerreißen. Die [entrückten] Lichtgötter können Essentia nicht betreten, da die neutrale "Atmosphäre" der irdischen Welt ihre reine Essenz abstößt. Die Aufgabe des Ritualisten ist es daher, die Bedingungen für das Wunder zu schaffen: Er muss einen Ort – sei es ein Tempel, ein Monasterium oder ein Sanctum – durch jahre- oder gar jahrzehntelange, ununterbrochene Verehrung mit Lichtmagie sättigen.

Der Tunnel durch die Schwelle

Wenn dieser Ort einen Punkt höchster Heiligkeit erreicht, beginnt seine Atmosphäre, sich zu wandeln. Er wird zu einer "Insel" des Elysiums in der materiellen Welt. Diese gesegnete Zone, deren spirituelle Frequenz nun mit jener der Götter identisch ist, fungiert als stabiler "Tunnel" durch das neutrale Gespinst der Schwelle, das die Götter normalerweise abstößt.

Der Ruf und die Göttliche Antwort

Die Epiphanie ist kein Zwang. Ein Lichtgott kann nicht beschworen werden, wie ein Arkanist ein Elementar ruft oder ein Geanist den Sturm zwingt. Der Gott erscheint freiwillig. Der Ritualist schafft lediglich den Kanal und sendet durch ihn die Anrufung (Invocatio) – eine Bitte um Beistand. Der Gott entscheidet, ob die Bitte würdig ist und ob der Moment gekommen ist, die Schwelle zu durchschreiten.

Eine Epiphanie ist die ultimative Eskalation des Äonenkriegs auf der irdischen Ebene. Die Götter wollen in Essentia eingreifen, um ihre Schlachten fortzuführen. Der häufigste Grund für eine solche Anrufung ist daher pure Notwendigkeit: Wenn ein Schwarzer Ritualist eine Manifestation der Unterwelt erreicht hat oder die Mächte der Finsternis drohen, eine Region zu verschlingen, ist das verzweifelte Flehen um eine Epiphanie die letzte Waffe der Sterblichen.

Doch nicht jede Epiphanie ist ein Akt des Krieges. Manchmal durchschreiten die Götter die Schwelle auch aus eigenem Antrieb, um ihren treuesten Dienern zu danken, einen Helden zu segnen oder eine ganze Gemeinschaft für ihre Frömmigkeit zu belohnen. Sie erscheinen, um Ratschläge zu erteilen, vor kommendem Unheil zu warnen, ihre Anhänger für deren moralisches Versagen zu tadeln oder einem Auserwählten einen schicksalhaften Auftrag zu erteilen.

Die Spontane Epiphanie

Obwohl geweihte Heiligtümer die optimalen Orte für einen solchen Akt sind, ist die Epiphanie nicht ausschließlich an sie gebunden. In extrem seltenen Fällen kann eine Epiphanie auch spontan außerhalb dieser Stätten stattfinden. Dies geschieht, wenn ein einzelner Akt eine so immense, reine Glaubenskraft freisetzt, dass er augenblicklich einen Riss in der Schwelle erzeugt. Eine solche Tat muss nicht einmal bewusst im Namen der Götter vollzogen werden, sie muss nur perfekt im Einklang mit einem ihrer göttlichen Aspekte schwingen.

Ein Akt vollkommenen, selbstlosen Opfers – ein Soldat, der sich ohne Zögern vor einen Zivilisten wirft, um einen tödlichen Fluch abzufangen – kann eine so reine Resonanz mit der Essenz der Schutzgötter erzeugen, dass Spea selbst für einen Herzschlag in der materiellen Welt erscheint, um den Zeugen dieses Opfers Hoffnung zu stiften. In diesen Momenten kann selbst ein gewöhnlicher Sterblicher, der kein Ritualist ist, unwissentlich zum Katalysator für ein Wunder werden.

Die Manifestation

Wenn das Wunder geschieht, bricht die Realität. Der Ritualist wird nicht besessen; er wird zum Zeugen. Die Gottheit erscheint leibhaftig in Essentia und nimmt ihre eigene, materielle Gestalt an – eine Form von so überwältigender Macht und Schönheit, dass Sterbliche ihren Anblick kaum ertragen können. Die Gesetze der Physik weichen zurück, die Luft erfüllt sich mit dem Cantus Celestum, und das reine Licht des Elysiums brennt alle Zweifel aus den Herzen der Sterblichen.

Die Dauer dieser Manifestation ist fragil. Sie währt nur so lange, wie der Glaube der Ritualisten und die gesammelte Lichtmagie des Ortes – oder der Nachhall der heroischen Tat – den Tunnel offenhalten können.

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Zugang: Die Entscheidung des Glaubens

Der Zugang zur Lichtmagie ist fundamental von den anderen beiden großen Magieformen unterschieden. Er folgt weder dem Blut noch dem Intellekt, sondern allein dem Glauben.

  • Kein Erbe: Die Lichtmagie ist nicht angeboren. Sie schlummert nicht im sterblichen Körper wie das Geanische Blut des Geanisten, das durch Emotionen entfesselt wird. Ein Sterblicher kann nicht zufällig über sie stolpern oder in einem Moment der Not plötzlich auf sie zugreifen.
  • Keine reine Wissenschaft: Die Lichtmagie kann nicht allein durch Studium gemeistert werden. Sie gehorcht nicht den Formeln der Arkanmagie, wie sie von Arkanisten an der Akademie gelehrt wird. Logik allein kann die Tore des Elysiums nicht öffnen; ein Arkanist mag die Existenz der Götter analysieren, aber er kann ihre Macht nicht anrufen.

Der Zugang zur Lichtmagie ist ein spiritueller Pakt. Er ist untrennbar mit den Kulten Eborias verbunden. Die Magie wird nicht gelernt, sondern empfangen. Sie ist eine göttliche Gnade, die nur jenen gewährt wird, die sich aktiv für den Dienst entscheiden und sich als würdig erweisen.

Der Weg führt unweigerlich über eine der Kultformen – sei es eine Kultgemeinschaft (wie der Areteische Orden), ein Konfessionskult (das Elysische Ekklesium) oder ein geheimer Zirkel. In diesen Gemeinschaften durchläuft der Anwärter eine lange Ausbildung (Institutio), die seine Seele formt und seinen Geist auf die göttlichen Frequenzen einstimmt. (Diese langjährige Ausbildung ist nicht zu verwechseln mit der Initiatio der Mysterienkulte, welche oft auch Laien offensteht und spezifische Segen oder einmalige Befähigungen verleiht, aber nicht die volle magische Kompetenz eines Ritualisten.)

Die Grundlage, auf der die Lichtgötter einem Sterblichen ihre Macht leihen, ist der Beweis einer unerschütterlichen spirituellen Verbindung. Diese manifestiert sich als:

  • Glaube (Fides): Die unumstößliche Akzeptanz der göttlichen Wahrheit und der Prinzipien des Elysiums.
  • Verehrung (Cultus): Die aktive Ehrerbietung durch Ritual, Gebet und die Einhaltung göttlicher Gebote.
  • Hingabe (Devotio): Die Bereitschaft, den eigenen Willen, das eigene Ego, den höheren Zielen der Lichtgötter unterzuordnen.

Ohne diese spirituelle Resonanz bleibt die Macht des Elysium für den Sterblichen unerreichbar und der Cantus Celestum nur ein leeres Wort. Die tiefgreifenden persönlichen, moralischen und metaphysischen Konsequenzen dieser Entscheidung – der sogenannte "Große Scheideweg" – werden im Detail im Artikel über den Weißen Ritualisten beleuchtet.

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Epiphanie: Das Diesseitige Wunder

Die Epiphanie, die leibhaftige Gotteserscheinung, ist eine der gewaltigsten und seltensten Manifestationen der Lichtmagie. Sie ist kein Zauber, der gewirkt wird, sondern ein göttliches Ereignis, das durch die Weißen Ritualisten ermöglicht wird.

Die Metaphysische Notwendigkeit

Ein Ritualist allein, egal wie stark sein Glaube ist, kann die Schwelle nicht zerreißen. Die [entrückten] Lichtgötter können Essentia nicht betreten, da die neutrale "Atmosphäre" der irdischen Welt ihre reine Essenz abstößt. Die Aufgabe des Ritualisten ist es daher, die Bedingungen für das Wunder zu schaffen: Er muss einen Ort – sei es ein Tempel, ein Monasterium oder ein Sanctum – durch jahre- oder gar jahrzehntelange, ununterbrochene Verehrung mit Lichtmagie sättigen.

Der Tunnel durch die Schwelle

Wenn dieser Ort einen Punkt höchster Heiligkeit erreicht, beginnt seine Atmosphäre, sich zu wandeln. Er wird zu einer "Insel" des Elysiums in der materiellen Welt. Diese gesegnete Zone, deren spirituelle Frequenz nun mit jener der Götter identisch ist, fungiert als stabiler "Tunnel" durch das neutrale Gespinst der Schwelle, das die Götter normalerweise abstößt.

Der Ruf und die Göttliche Antwort

Die Epiphanie ist kein Zwang. Ein Lichtgott kann nicht beschworen werden, wie ein Arkanist ein Elementar ruft oder ein Geanist den Sturm zwingt. Der Gott erscheint freiwillig. Der Ritualist schafft lediglich den Kanal und sendet durch ihn die Anrufung (Invocatio) – eine Bitte um Beistand. Der Gott entscheidet, ob die Bitte würdig ist und ob der Moment gekommen ist, die Schwelle zu durchschreiten.

Eine Epiphanie ist die ultimative Eskalation des Äonenkriegs auf der irdischen Ebene. Die Götter wollen in Essentia eingreifen, um ihre Schlachten fortzuführen. Der häufigste Grund für eine solche Anrufung ist daher pure Notwendigkeit: Wenn ein Schwarzer Ritualist eine Manifestation der Unterwelt erreicht hat oder die Mächte der Finsternis drohen, eine Region zu verschlingen, ist das verzweifelte Flehen um eine Epiphanie die letzte Waffe der Sterblichen.

Doch nicht jede Epiphanie ist ein Akt des Krieges. Manchmal durchschreiten die Götter die Schwelle auch aus eigenem Antrieb, um ihren treuesten Dienern zu danken, einen Helden zu segnen oder eine ganze Gemeinschaft für ihre Frömmigkeit zu belohnen. Sie erscheinen, um Ratschläge zu erteilen, vor kommendem Unheil zu warnen, ihre Anhänger für deren moralisches Versagen zu tadeln oder einem Auserwählten einen schicksalhaften Auftrag zu erteilen.

Die Spontane Epiphanie

Obwohl geweihte Heiligtümer die optimalen Orte für einen solchen Akt sind, ist die Epiphanie nicht ausschließlich an sie gebunden. In extrem seltenen Fällen kann eine Epiphanie auch spontan außerhalb dieser Stätten stattfinden. Dies geschieht, wenn ein einzelner Akt eine so immense, reine Glaubenskraft freisetzt, dass er augenblicklich einen Riss in der Schwelle erzeugt. Eine solche Tat muss nicht einmal bewusst im Namen der Götter vollzogen werden, sie muss nur perfekt im Einklang mit einem ihrer göttlichen Aspekte schwingen.

Ein Akt vollkommenen, selbstlosen Opfers – ein Soldat, der sich ohne Zögern vor einen Zivilisten wirft, um einen tödlichen Fluch abzufangen – kann eine so reine Resonanz mit der Essenz der Schutzgötter erzeugen, dass Spea selbst für einen Herzschlag in der materiellen Welt erscheint, um den Zeugen dieses Opfers Hoffnung zu stiften. In diesen Momenten kann selbst ein gewöhnlicher Sterblicher, der kein Ritualist ist, unwissentlich zum Katalysator für ein Wunder werden.

Die Manifestation

Wenn das Wunder geschieht, bricht die Realität. Der Ritualist wird nicht besessen; er wird zum Zeugen. Die Gottheit erscheint leibhaftig in Essentia und nimmt ihre eigene, materielle Gestalt an – eine Form von so überwältigender Macht und Schönheit, dass Sterbliche ihren Anblick kaum ertragen können. Die Gesetze der Physik weichen zurück, die Luft erfüllt sich mit dem Cantus Celestum, und das reine Licht des Elysiums brennt alle Zweifel aus den Herzen der Sterblichen.

Die Dauer dieser Manifestation ist fragil. Sie währt nur so lange, wie der Glaube der Ritualisten und die gesammelte Lichtmagie des Ortes – oder der Nachhall der heroischen Tat – den Tunnel offenhalten können.

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Varianten der Lichtmagie

Die Lichtmagie ist keine einzelne, monolithische Kraft, sondern der Überbegriff für die drei göttlichen Magievarianten, die den drei Göttergeschlechtern des Elysium entspringen. Ein Ritualist kann Zauber aus allen drei Varianten wirken, neigt aber oft zu der Variante, die seinem Orden (z.B. Areteischer Orden) oder seiner persönlichen Überzeugung am nächsten steht.

Himmelsmagie (Magie der Herrschaft)

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Die Himmelsmagie ist die Domäne der Himmelsgötter und ihres Reiches Celestia. Sie ist die Magie der göttlichen Vollendung, der Führung und der Erleuchtung. Sie ist die Kraft, die Celestes nutzt, um seine Vision von ewigem Frieden und vollendeter Utopie durchzusetzen.

Ihre Anwender, oft Ritualisten des Celestischen Ordens oder Theurgen, die Heroen anrufen, nutzen sie, um Führung zu erlangen, göttliche Gerechtigkeit zu vollstrecken oder die Zukunft zu deuten. In ihrer reinen Form ist sie gleißend, strahlend und oft überwältigend.

  • Prinzipien: Vollendung, Führung, Erleuchtung.
  • Gefühl: Die Himmelsmagie fühlt sich an wie erhabene Klarheit, die Schärfe eines Urteils, die unumstößliche Gewissheit einer Offenbarung oder der Donner eines göttlichen Befehls.
  • Aspekte: Sie manifestiert sich als göttliches Urteil (Blitze), als das Erkennen des kosmischen Plans (Orakel, Prophetie) und als blendende, erhabene Autorität (Blendung, Führung).
  • Beispiele für Zauber: Heiliger Blitzschlag, Orakelbefragung, Blendende Erscheinung, Strahlendes Talent.

Lebensmagie (Magie der Fülle)

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Die Lebensmagie ist die Domäne der Lebensgötter und ihres Reiches Leveon. Sie ist die pulsierende Essenz der Schöpfung, die Magie der Inspiration und die Kraft, die Wunden heilt und Wachstum fördert. Sie ist die sanfteste der Lichtmagien, aber auch die durchdringendste, da sie die Prinzipien von Leben, Liebe und Sinn verkörpert.

Ihre Anwender, oft Ritualisten des Leveischen Ordens oder Theurgen, die Genien oder Musen anrufen, nutzen sie, um Leben zu spenden, Krankheiten zu heilen und die Herzen der Sterblichen mit Schönheit und Kreativität zu erfüllen.

  • Prinzipien: Leben, Liebe, Sinn, Fruchtbarkeit.
  • Gefühl: Die Lebensmagie fühlt sich an wie eine warme, alles durchdringende Strömung, die Sanftheit von heilendem Regen, die Euphorie der Inspiration oder die tiefe Verbundenheit der Zuneigung.
  • Aspekte: Sie manifestiert sich als Wiederherstellung (Heilung, Regeneration, Genesung), als Beeinflussung der Seele durch Schönheit (Bezauberung, Liebe) und als göttliche Inspiration (Sinne verbessern, Kunst).
  • Beispiele für Zauber: Heilung, Genesung, Betörender Tanz, Heiliges Lied, Schöpferisches Lied.

Schutzmagie (Magie der Tugend)

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Die Schutzmagie ist die Domäne der Schutzgötter und ihres Reiches Aretea. Sie ist die Magie der seelischen Wehrhaftigkeit und der inneren Festung. Ihr Ursprung liegt im Sternenzepter der Spea.

Ihr Hauptzweck ist nicht der Angriff, sondern der Schutz der sterblichen Seele vor der Verderbnis, Furcht und Sünde, die von den Schreckensgöttern aus Malgor ausgehen. Sie ist die Magie der Tugend, der Sitte und der Erlösung.

  • Prinzipien: Tugend, Sitte, Hoffnung, Erlösung.
  • Gefühl: Die Schutzmagie fühlt sich an wie unerschütterlicher Mut, die tröstende Sicherheit eines Schildes, die Klarheit eines reinen Gewissens oder die unnachgiebige Standhaftigkeit einer Festungsmauer.
  • Aspekte: Sie manifestiert sich als Stärkung des Geistes (Seele stärken, Märtyrertum), als das Erkennen von Täuschung (Offenbarung) und als Läuterung von Geist und Körper (Genesung, Bannung, Kontemplation).
  • Beispiele für Zauber: Hoffnungsvolle Worte, Offenbarung, Bannung, Schmerzkontrolle, Lichtrüstung, Beistand.
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