Episode 20-02: Vorbereitungen und Kriegsrat

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Kap.20: Das Vermächtnis des Aequus


Episode 02: Vorbereitungen und Kriegsrat

27.-29. Loar 351 i.J.P.: Der Bericht von Erlerig Darrow wird den Helden ausgehändigt und Augustus übergibt ihnen seine Kalkulationen für den Kriegsrat. Auf der Sitzung versuchen sie zu erreichen, dass die Abstimmung solange verschoben wird, bis die Helden Beweise aus Perlheim beschaffen können.


27. Loar 351 i.J.P.

Im „prachtvollen Keiler“

Henk bracht morgens sehr früh auf und suchte die Abenteurer in ihrem Gasthaus „Der prachtvolle Keiler“ auf. Diese saßen gerade beim Frühstück und waren ganz überrascht von Henks Besuch. Er setzte sich zu ihnen und kam ins Gespräch über ihre Erlebnisse. Henk wollte ihnen helfen, sich mehr als eine Gruppe zu fühlen und lud sie ein, am Abend in die rote Erde zu kommen und gemeinsam mit ihm zu feiern. Er wollte ein Gruppenritual mit ihnen durchführen, welches sie mehr verbinden würde.

Der Bericht des Darrow

Als die Helden am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, wurde ihnen durch einen Boten der Bericht von Erlerig Darrow überbracht, so dass sie ihn beim Frühstück bereits lesen konnten. Augustus war morgens nicht anwesend und der Wirt übermittelte den Helden die Nachricht, dass er bereits sehr früh zu einem Treffen mit den Lichtträgern aufgebrochen war und man ihn bei Hilligenhain finden könne.

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Die Helden studierten gemeinsam den Bericht und Iustus erklärte, dass es sich bei dem Mal des Utukk'Xul um ein außergewöhnlich mächtiges „signum foederis“ handelte und es schon fast ein Wunder gewesen sei, dass Abraxa mit ihrem Trank Darrow davon befreien konnte. Das Mal eines hohen Dämonenfürsten, wie Utukk'Xul es zu sein scheint, gibt seinem Empfänger enorme Macht und ermöglicht ihm durch die abyssischen Astralströme das Wirken von Zaubern, auch wenn er selbst über keine magische Begabung verfügt. Es ist also davon auszugehen, dass alle Initiierten des Kultes über gefährliche Zauberkräfte verfügen, was die Helden aus ihren Erfahrungen bestätigen können.

Iustus wird sagen können, dass ihn die Beschreibung des „Daemonius-majorus-tabis Utukk'Xul“ an einen ähnlichen Dämon erinnert, der in einem Buch in der Akademie von Lis erwähnt wurde und zu der Gruppe der „Fungeniden“ gehört. Diese Dämonen verhalten sich wie Pilze und sie können, wenn sie erstmal erfolgreich „eingepflanzt“ wurden, ein wucherndes, astrales Netz über weite Regionen spannen. Jedoch war dieser erwähnte Dämon nur ein geringer gewesen und bei Utukk'Xul handelt es sich um einen Fürsten, der sich wohlmöglich über ganz Aloran und darüber hinaus ausbreiten könnte.

Augustus kam kurz vor dem Ende des Frühstücks mit einem ganzen Stapel an Papieren wieder und hatte Wolfhardt im Schlepptau, der sich anscheinen an ihn drangehängt hat und ihm bei seinen Plänen helfen möchte. Zwar konnte er nur ein paar Notizen für ihn vermerken und war nicht wirklich sehr hilfreich, aber Augustus gab ihm die Chance sich nützlich zu machen und beschwerte sich deshalb auch nicht über dessen Gesellschaft, sondern versuchte ihn sogar zu ermuntern, dass er weiterhin so engagiert bleiben soll.

Auf Nachfrage erklärte Augustus, dass er bei Hilligenhain war, da dieser selbst ein guter Stratege ist und ihn über die Einsatzkräfte und Stärken der Lichtträger aufgeklärt hat. Augustus war gerade dabei, sich einen Überblick über die Chancen in einem Krieg gegen den dunklen Bund zu verschaffen, doch zurzeit konnte er noch nicht viel dazu sagen. Doch sobald er Ergebnisse hätte, würde er diese den Helden umgehend mitteilen.

Augustus erklärte auch, dass er noch weitere Treffen zu diesem Zweck organisiert hatte und er sich z.B. heute Nachmittag mit dem Prinzen von Ankarz träfe. Doch ohne Kenntnisse in Kriegskunde würde es wohl jeden ziemlich langweilen, weshalb Augustus den Helden auch empfahl, sich auszuruhen, er übernähme gern diese Arbeit. Iustus merkte noch an, dass er in seinen 25 Jahren im Kriegsdienst niemals jemanden kennengelernt hatte, der so ein guter Stratege wie Augustus war. Er meinte, dass Augustus Chancen sehen könnte, wo andere längst aufgegeben haben und er genau wisse, was er tut. Auf den Bericht von Darrow angesprochen, erwähnte Augustus nur, dass er sich nach allem, was er persönlich durch Sabaoth Immortalis mitbekommen hat, bereits gedacht hat, dass dieser Kult zu allem fähig sein muss und man ihn so schnell wie möglich auslöschen muss.

Augustus genehmigte sich nun ein zweites Frühstück, wobei zu bemerken war, dass er viel aß und anscheinend ein Nachholbedürfnis hatte. Danach wollte er im Garten Trainieren und bot Adarian an, sich ihm anzuschließen. Er meinte, dass er ziemlich eingerostet sei und bevor sie aus Valkenburg aufbrechen könnten, möchte er noch ein wenig seiner alten Fähigkeiten zurückerlangen. Zu Adarians Lichtträgerschaft bezog er keine direkte Position und betonte nur, dass ein Mann so etwas nur allein entscheiden kann, ob er bereit ist, sein Leben für den Orden zu ändern.

Männer müssen immer ihre eigenen Entscheidungen treffen! Nur Frauen und Kinder sind auf das Urteil von anderen angewiesen.

Augustus trainiert mit Adarian

Augustus wollte seine restliche freie Zeit mit Trainieren verbringen und zog sich dazu in den Garten der Roten Erde zurück, wo er seinen Körper durch Übungen mit dem Schwert stählte. Adarian erwies ihm die Ehre und trainierte mit ihm. Vor dem Training erwähnte Augustus, dass er seit fast drei Jahren nicht mehr gegen einen anderen Menschen sein Schwert erhoben hat und Adarian es ihm nachsehen soll, wenn er etwas aus der Übung wäre.

Bevor Augustus den Kampf begann, streckte er mit einer erhabenen Geste sein Schwert kurz in die Luft, als wollte er es weihen, und küsste die Klinge, bevor er sich in die Kampfposition begab. Als Adarian sein Schwert betrachtete, fiel ihm auf, dass auf dem langen Gladius zwei Symbole abgebildet sind: ein Schwan und ein geflügeltes Pferd. Als Adarian Augustus darauf ansprach, erzählte dieser ihm voller Stolz, dass der Schwan das Wappentier der Octavier ist und ihr Vorfahr Titus Octavius Cycnus es wählte, weil man sagte, dass er so anmutig wie ein Schwan gekämpft habe, aber auch genauso schnell zu reizen gewesen sei. Außerdem soll er ein begeisterter Dichter gewesen sein und man schreibt ihm einige bekannte Werke der thyrnischen Literatur zu. Cycnus war aber vor allem ein Held und bekannter Feldherr aus der Zeit der Umêler-Kriege und der Namensgeber der Familie Octavius und der erste, der die Zugehörigkeit in die Aristokratie erlangte. Man erzählt, dass er auf einem geflügelten Pferd in die Schlacht geritten sei und seine Männer aus der Luft zum Sieg geführt habe. Von geflügelten Pferden soll es übrigens früher eine ganze Herde auf Thyrna gegeben haben, heute ist nur noch eins dieser magischen Tiere dort bekannt und es wird von den Priesterinnen der Vivena in einem Heiligtum gepflegt. Auch andere Feldherren Thyrnas sollen früher auf diesen fliegenden Rössern in die Schlacht geritten sein.

Das Schwert ist inzwischen seit über fünf Generationen in der Familie und wurde für den Vorfahren Aulus Octavius Voluntor angefertigt, der ebenfalls ein großer Feldherr war und zahlreiche Siege gegen die Balmarer nach Thyrna trug. Der letzte, der es trug, war Aequus und nach seinem Tod wurde es in Thyrna von Octavias Großmutter verwahrt, bis sie es Augustus gab, bevor er für immer verbannt wurde. Augustus trug es nicht als „Principus Mortis“ und es ist alles, was ihm seit seiner Verbannung mit seiner Heimat verbindet. Obwohl er eigentlich nicht mehr berechtigt ist, ein Schwert zu tragen, haben die Senatoren ihm gestattet, das Schwert seines Vaters weiterhin zu führen, solange er das Imperium nicht mehr damit betritt.

Adarian von Wallenrode mit seinem Schwert Skarrsax

Als der Kampf begann, bemerkte Adarian, dass Augustus tatsächlich etwas aus der Übung zu sein schien und einen kurzen Anlauf brauchte, um in den Kampf hineinzufinden. Als er sich jedoch wieder eingefunden hatte, musste Adarian feststellen, dass er es mit einem absolut gleichwertigen und sehr herausfordernden Gegner zu tun hatte. Augustus Schläge und Hiebe waren außergewöhnlich präzise und schnell und Adarian hatte das Gefühl, dass Augustus manchmal vorher bereits wusste, wohin er als nächstes schlagen würde. An Schnelligkeit und Zielsicherheit war Augustus Adarian also extrem überlegen, aber an reiner Körperstärke und Ausdauer konnte er hingegen nicht mit ihm mithalten. Es wirkt deshalb fast so, als ob ein kräftiger Bär gegen eine elegante Raubkatze kämpfte.

Im Garten des Gasthauses hatten sich inzwischen ein paar Küchenmädchen eingefunden und versteckten sich kichernd hinter einem Baum. Anscheinend beobachteten sie den Kampf der beiden und waren ganz angetan von den starken Männern, die hier ihre Muskeln spielen ließen. Als sie bemerkt wurden, verschwanden sie schnell wieder ins Gasthaus und man hörte sie noch weiter ausgelassen kichern. Augustus schenkte diesem Umstand nicht viel Aufmerksamkeit und war voll und ganz auf sein Training fixiert. Als Adarian kurz hinblickte, lachte Augustus und meinte, dass Frauen immer die schlimmste Ablenkung wären. In Thyrna würde man deshalb erst nach seinem Kriegsdienst heiraten und Augustus scherzte, dass dann der eigentliche „Krieg des Lebens“ begänne. Er wusste natürlich, dass es schwer ist den Reizen der Frauen zu widerstehen, aber für ihn stehen Selbstdisziplin und der Kampf an erster Stelle.

Als Adarian noch weiter auf das Thema Frauen zu sprechen kam, erwähnte Augustus er nur kurz, dass er selbst auch einmal ein Mädchen kannte - die Tochter eines coranischen Adeligen - mit welcher er beinahe durchgebrannt wäre, da er es kaum ertrug, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben konnten, da er nur eine andere Thyrnerin heiraten könnte. Doch zum Glück kam er zur Besinnung und konzentrierte sich auf seine Pflichten, da diese Beziehung sonst bestimmt in einer Tragödie geendet wäre. Als die beiden noch ein wenig über Frauen sprachen, betonte Augustus, dass man sie mit Respekt, Zuvorkommenheit und Anstand behandeln müsse und man sie beschützen und für ihr Wohl sorgen sollte, ganz wie er dies von seinem Vater gelernt hat. Augustus betrachtet Frauen auch nicht als Ware, selbst Barbarinnen nicht, und auch während seines Kriegsdienstes hatte er keine Bordelle aufgesucht, da er es als unwürdig empfindet, eine Frau für ihre Gesellschaft bezahlen zu müssen. Er wurde von dem Vorbild der harmonischen Ehe seiner Eltern, welche eine Liebeshochzeit hatten, geprägt und besitzt daher wenig Interesse an oberflächlichen Beziehungen oder Ausschweifungen. Auch Vergewaltigungen im Krieg hat er bei seinen Männern immer verboten und bestrafen lassen und kein bisschen Verständnis dafür gehabt.

Adarian stellte beim weiteren Training durch Beobachtung fest, dass Augustus sehr kontrolliert kämpfte und kaum eine Gefühlsregung seinen nächsten Zug verriet. Es gab aber Momente, wo er seine Beherrschtheit kurz zu vergessen schien und ähnlich wie Adarian mit voller Leidenschaft und Aggression sein Schwert schwang. Augustus riss sich jedoch immer wieder schnell am Riemen und ließ sich nicht von diesem Gefühl beherrschen. Adarian empfandt diese Eigenart als sehr verwandt und sprach ihn auf die Sache mit Azeruel an. Augustus erklärte ihm, dass man in Thyrna davon ausgeht, dass die abyssischen Kräfte in allen Menschen wirken und auch jeder Krieger Anteile von der Wesenheit, welches man in Barthavion Azeruel nennt, besitzt. In Thyrna ist dieses Wesen auch bekannt und es existieren viele weitere Namen dafür. Wichtig sei nur, dass diese Kräfte im Gleichgewicht sind und mit den Tugenden und der Ehre konform laufen. Dann sei nichts an ihnen auszusetzen. Jedoch wäre es fatal, wenn ein Krieger sich seinen dunklen Mächten hingibt oder sich sogar in ihnen verliert. Augustus schwieg plötzlich kurz und blickte etwas betroffen zu Boden. Dann meint er, dass Adarians sicher wüsste, wovon er spräche, und Adarian nickte nur stumm.

Dann legte Augustus aber wieder einen aufmunternden Tonfall auf und meinte, dass wahrscheinlich alle wahren Kämpfer diese Schwierigkeiten mit dem Finden des inneren Gleichgewichtes haben, aber dass sie zum Glück in jeder Situation wieder selbst entscheiden können, zu welcher Seite sie ihr Gewicht verlagern. Wichtig wäre es vielleicht nur, dass man für die Menschen und die Ideale kämpft, die einem wichtig sind, und versucht seine Stärke zu benutzen, um diese zu beschützen. Wenn man dies nicht vergäße, ließe man sich vielleicht weniger von der Leidenschaft und dem Rausch des Kampfes mitreißen, der in seinem Wesen immer abyssische Qualitäten besitzt.

Abschließend meinte Augustus, dass sie doch beide froh sein könnten, dass sie über große Stärke verfügen und dass sie sich am besten beide auf ihren Feind konzentrieren und sich weniger mit „weibischer Selbstbespiegelung“ beschäftigen sollten. Er lachte dabei und klopfte Adarian aufmunternd auf die Schulter. Dann bedankte er sich bei ihm für die Kämpfe und betonte, dass ihm dieses Training sehr viel bedeutet habe, immerhin sei der letzte Mann, gegen den er das Schwert erhob, Silvius Insidiae gewesen. Dann verbeugte er sich schnell und lenkte ab, indem er meinte, dass er durstig wäre und sich im Gasthaus erstmals etwas zu trinken holen würde. Adarian schloss sich an und die beiden verschwanden mit aufrechtem Gang im Gasthaus.

Beim Mittagessen

Adarian berichtete seinen Freunden beim Mittagessen, was er in der Nacht während seiner Meditation erlebt hat. Außerdem beichtet er ihnen von seiner Pflichtverletzung in Jerris, als er sich lieber mit Foxi vergnügte anstatt mit seinem Kameraden auf Patrouille zu gehen. Kenji fühlte sich etwas zurückgesetzt und konfrontierte Adarian mit seinem Schweigen über seine Verfehlungen und unterstellte ihm, dass er ein Gespräch mit ihm absichtlich vermeiden wollte. Dann erzählte ihm Kenji von seinen Zweifeln und bat Adarian, auch eine andere Deutung seiner Innensicht in Betracht zu ziehen. Adarian hatte große Angst zu enttäuschen und zog sich zurück. Er ging in die Bibliothek und suchte nach einem Buch über einen Kriegerkodex.

Iustus Analyse von Henks Tätowierung

Am frühen Nachmittag sprach Iustus Henk vorsichtig mit „Ähm… entschuldigt, Henk… Libertus?“ an, da er nicht wusste, ob Henk diese Anrede wirklich bevorzugt. Vor Gemellus hatte er dies schließlich bejaht und, da Iustus nicht unhöflich sein wolle und „Libertus“ in Thyrna ein Ehrenname ist, blickte er Henk zögernd an, während er den Namen aussprach, und wartete auf seine Reaktion, um zu wissen, ob die Anrede angebracht ist oder nicht. Als Henk meinte, dass die Anrede nicht nötig wäre und er ihn nur Henk nennen sollte, entschuldigte sich Iustus bei ihm und betonte, dass er ihn damit nicht beleidigen, sondern nur die Höflichkeit wahren wollte und er dies natürlich unterließe, wenn Henk es nicht wünschte.

Iustus erklärte Henk, dass er die benötigten Utensilien von der Akademie habe, um nun eine Analyse seiner Tätowierung vorzunehmen. Er bab Henk deshalb, ihn auf sein Zimmer zu begleiten, wo er das astrale Verfahren durchführen möchte.

Auf Iustus Zimmer stellte Henk schnell fest, dass dieser sich dort eine kleine Magierwerkstatt eingerichtet und ein großer Haufen von Büchern und Schriftrollen, verschiedene Gerätschaften und Zutaten dort aufgebaut hatte. Auch zahlreiche Würfel (Verdo-Matrizen) und andere astrale Konstrukte lagen auf dem Tisch. Vor allen fielen Henk dabei kleine, längliche Kästchen aus Mithril und mit Orichalcumbeschlägen auf, die anscheinend gerade zusammengebaut wurden. Als Henk danach fragte, erklärte ihm Iustus, dass dies seine neuen Astralfallen waren. Er sagte, dass man mit ihnen ohne Probleme Dämonen der unteren Klassen einfangen könne und dass diese Fallen auch für den militärischen Einsatz gegen den dunklen Kult gedacht waren. So hätten auch Truppen ohne Magus zukünftig bessere Chancen gegen Dämonenangriffe. Außerdem arbeitete er daran, diese Fallen auch auf große Dämonen, wie z.B. Maldoror oder sogar Utukk’Xul anzuwenden. Das würde bedeuten, dass man sie auf unbestimmte Zeit in einem astralen Gefängnis einkerkern und niemand sie mehr zurückbeschwören könnte. Leider waren die Fallen noch nicht mächtig genug und bedürften noch vieler Tests, die leider in Thyrna verboten waren, da man Experimente mit Dämonen an den Akademien verboten hatte.

Iustus bat Henk, auf einem Stuhl Platz zu nehmen und seinen tätowierten Arm frei zu machen. Dann suchte er nach etwas und bat Henk um etwas Geduld. Während Iustus noch komplexe Vorbereitungen durchführte, fiel Henk auf, dass ein kleines, handgroßes Hologramm auf dem Tisch stand, welches eine junge thyrnische Frau mit einem kleinen Kind zeigt. Das Kind war ungefähr so alt wie Montakor und Henk sprach ihn darauf an. Iustus erklärte:

Dies ist meine Gattin, die ehrenwerte Calpurnia und meine Tochter Trebatia. Sie sind mein ganzer Stolz und der wahre Grund, warum ich nach Barthavion kam, um gegen die dunkle Bedrohung zu kämpfen. Ich werde nie zulassen, dass ihnen etwas geschieht!

Henk erzählte ihm von seinem eigenen kleinen Sohn. Zur Ehe erwähnte Iustus stolz:

Die Ehe ist eine weitaus größere Herausforderung, als alle Kämpfe, denen ich mich in meinen 25 Jahren Felddienst stellen musste! Aber sie hat mir den bis jetzt größten Triumpf meines Lebens beschert: nämlich meine Tochter!

Irgendwann hatte Iustus einige Schriftrollen zusammengesucht und konnte mit der Analyse von Henks Tätowierung beginnen. Zuerst stellte er Henk dazu einige Fragen. Er wollte genau wissen, wer diese Tätowierung angefertigt hat. Als Henk ihm erzählte, dass es sich bei dem Tätowierer um einen Buhmesen handelte, stutzt er etwas und sagte nur, dass die „zahlreichen Völker des Buhmesischen Großreiches“ eine sehr ungewöhnliche Form von Magie praktizieren. Besonders die „Magica Sanguis“ - die Blutmagie - wäre dort sehr verbreitet. Iustus hatte auch von ihren Göttern gehört, die angeblich die Form von Tieren besäßen, und von seltsamen Kulten, die man auf Aloran eher als dämonisch betrachten würde. Genaueres wusste er aber auch nicht darüber. Dann fragte er, wie lange es her war, dass Henk die Tätowierung erhielt, und er wollte, wenn möglich, das genaue Datum und die Tageszeit der Anfertigung erfahren. Iustus notierte sich Henks Angaben und schlug dann etwas in einer kompliziert wirkenden Tabelle unkommentiert nach. Anschließend sah er sich die Tätowierung an. Iustus musterte diese erst kurz und schien die sichtbaren Zeichen zu analysieren:

Hm, die genaue Bedeutung dieser Symbole ist mir unbekannt. Ohne Frage sind sie jedoch buhmesischen Ursprungs… aber das ist für meine Analyse nicht von Bedeutung.

Dann begann Iustus sich die Tätowierung mit Astralsicht anzusehen. Dazu beugte er sein Gesicht ganz nah an Henks Oberarm und setzte plötzlich einen extrem konzentrierten Gesichtsausdruck auf. Seine Augen, die ohnehin schon sehr groß und prägnant sind, traten dabei noch weiter hervor als sonst und wirkten so fokussiert, wie es überhaupt nur möglich ist. Er schien auch gar nicht mehr Blinzeln zu müssen und benutzte seine Augen eher wie ein mechanisches Werkzeug. Henk wurde bewusst, dass Octavia bei ihrer Astralsicht eher so wirkt, als ob sie willkürlich und zufällig nach irgendetwas suchen würde, während Iustus hingegen genau zu wissen schien, was er tut, denn er folgt mit seinen Augen ganz präzise und kontrolliert den unsichtbaren Erscheinungen des Astralraums. Henk fand den Blick etwas unheimlich, da er schon sehr intensiv war. Während Iustus Henk astral betrachtete, murmelte er vor sich hin :

Hm… ja, ja… das dachte ich mir schon…. diese eigenwillige Form von Astral-Matrix verfügt über einen Perflux-Stabilisator und kann die Ferdis-Membran deshalb dauerhaft durchdringen… interessant… hm… sehr… beeindruckend… ein sehr geschickter Zauber… dadurch scheint er sogar unabhängig von dem wechselnden Einfluss des Zimborturnus zu sein… sehr selten, sehr kompliziert… scheint tatsächlich über eine Form der sanguinischen Magie zu funktionieren… sehr riskant, sehr riskant… zum Glück beschränkt er sich auf die celestischen Perfluxströmungen… sehr beruhigend… keine Verwendung von Quidan-Strömen, deshalb keine Fluktuationen zu befürchten… oh, das ist wirklich interessant!

Iustus ging plötzlich wortlos fort und suchte anscheinend etwas auf dem Tisch. Während der Untersuchung redete er nicht mit Henk und war so konzentriert, dass er ihn nicht mal mehr wirklich wahrnahm. Iustus kam mit einem Kristall und einem kleinen Messer zurück und sagte zu Henk, während er ihm das Messer reichte:

Henk, ich würde gern etwas testen, aber dazu benötige ich eine frische Verletzung an eurem Körper. Keine Angst, es reicht ein kleiner Schnitt auf euerer Hand. Ihr könnt es auch selbst machen.

Henk willigte ein und fügte sich eine kleine Verletzung zu. Iustus nahm einen kleinen Kristall und hielt ihn über die Wunde. Er murmelte ein paar unverständliche Worte in einer Henk unbekannten Zaubersprache, der „Lingua Arkana“, und auf seinen Befehl strömte plötzlich ein heller, leuchtender Strahl aus dem kleinen Kristall hervor, der anscheinend Henks Wunde wieder mit einem Zauber heilte. Dies dauerte eine ganze Weile und die Verletzung begann vor Henks Augen zu heilen. Bevor sie sich jedoch ganz schloss, brach der Zauber ab. Iustus erklärte schließlich Henk voller Begeisterung:

Ich wusste es! Der sanguin-magische Perflux-Stabilisator verhält sich wie ein Turbascutum auf weitere arkane Ströme aus der entsprechenden Astralebene!

Iustus wirkte so, als ob er gerade zu einer abschließenden Erkenntnis gekommen war und nickte Henk wissend und bestätigend zu, der allerdings so aussah, als habe er kein Wort verstanden. Anstatt Henk nun diese Erkenntnis in verständliche Worte zu fassen, starrte er weiter bewundernd auf die Tätowierung und redete weiter unverständliche Dinge über Astralströme und Turbascuti. Erst als Henk ihn um eine Erklärung bat, entschuldigte er sich für seine Unhöflichkeit und übersetzte ihm das arkane Gefasel in einfachere Worte:

Tut mir leid, Henk! Aber wenn ich mich in meine Arbeit vertiefe, vergesse ich oft, das andere meinen Gedankengängen nicht folgen können.

Dies ist das Ergebnis: Ihr seid mit einem dauerhaften Zauber belegt worden, der die regenerativen Kräfte des Astralraums in eurem Körper zwingt und euch dadurch ein wenig eurer Jugend und Gesundheit zurückverleiht. Der dauerhafte Einfluss dieser astralen Ströme, denen ihr dadurch ausgesetzt seid, sollte keinen Schaden bei euch anrichten, jedoch bringt dieser Zauber eine Nebenwirkung mit sich. Da ihr nun unter dem permanenten Einfluss eines Regenerationszaubers steht, werden andere Zauber, die euch heilen oder euren Körper stärken sollen, teilweise in ihrer Wirkung blockiert. Dies gilt auch für alle magischen Heiltränke, die nun nur noch eine eingeschränkte Wirkung besitzen werden.

Falls es jemals gewünscht ist, den Zauber wieder unwirksam zu machen, sollte es genügen, die Hautschicht mit der Tätowierung abzutragen. Sobald die buhmesischen Symbole zerstört und unkenntlich sind, sollten sie auch ihre magische Wirkung verlieren.

Iustus verabschiedete sich dann höflich von Henk und freute sich, dass er ihm helfen konnte. Dann musste er sich jedoch wieder an seine Arbeit begeben, da er noch einen wichtigen Termin in der Akademie hat. Außerdem waren noch einige Dinge vorzubereiten, um die Augustus ihn gebeten hatte. Henk merkte, dass Iustus ziemlicher arbeitssam zu sein scheint und gedanklich anscheinend immer mit seiner Aufgabe beschäftigt war.

Augustus Pläne

Augustus schien sich für alle bemerkbar anscheinend in einem rasanten Tempo zu erholen. Als die Helden ihn zum ersten Mal in Valkenburg wiedersahen, wirkte er noch sehr mitgenommen und strapaziert, jetzt schien er jedoch alles daran zu setzen, um seine vollen Kräfte zurück zu erlangen und sich richtig ins Leben zurück zu kämpfen.

Beim Essen fiel z.B. auf, dass er sehr viel und mit großem Genuss aß und anscheinend ein großes Nachholbedürfnis hatte. Darauf angesprochen meinte er, dass er im letzten Jahr jeden Tag die gleiche, karge und geschmacklose Muschelsuppe gegessen hat und dies zu allen Mahlzeiten. Er deutete an, dass sein Exil auf einer abgelegenen Insel war, die nur von wenigen, asketisch lebenden Priestern bewohnt und die nicht viel mehr als ein großer, unbewachsener Fels mit einem Tempel im Meer war. Die zwei Jahre in Druzba davor bestand seine Ernährung vorrangig aus Früchten, da die Windlinge es in ihrem Wald nicht zuließen, Tiere zu jagen und zu töten. Somit hatte er seit fast drei Jahren keine guten Mahlzeiten mehr gesehen, mit Ausnahme der kurzen Zeit in Thyrna nach Parlainth, bevor er auf die Gefängnisinsel kam. Am schlimmsten wäre jedoch gewesen, dass er sich jeden Tag gefragt hat, ob Octavia noch lebt, da er keinen Kontakt zur Außenwelt hatte.

Augustus interessierte sich außerdem brennend für alles, was die Helden in dem letzten Jahr erlebt haben und er bat Kenji ebenfalls darum, ihm dem Reisebericht aus dem Norden zu geben, sobald der Botschafter damit durch war. Ansonsten löcherte er Octavia mit Fragen über die letzten Kämpfe gegen den dunkeln Bund und wollte alles über die Situation in Barthavion wissen. Er gönnte ihr kaum eine Pause, da er in den zwei Tagen bis zum Treffen mit dem Kriegsrat soviel wie möglich erfahren möchte.

Dann brach er auf, um sich mit Hilligenhain und Archorbar über Ideen und Strategien für einen möglichen Angriff auf Li'iktischuma auszutauschen. Er sammelte auch Karten und Unterlagen und schien sich einen allgemeinen strategischen Überblick zu verschaffen. Außerdem wollte er sich am Nachmittag mit dem Prinzen von Ankarz treffen und versuchen, mit ihm die ungefähre Truppenstärke Barthavions einzuschätzen. Von ihm bekam er auch Informationen über die Verhandlungen im Kriegsrat. Die Helden beobachteten ihn dabei, wie er fleißig von einem Termin zum nächsten unterwegs war und jedes Mal mit einem Stapel an Aufzeichnungen in sein Zimmer zurückkehrte. Auf seine Vorbereitungen und Pläne angesprochen meinte er, dass die Botschafter sich vielleicht eher entscheiden könnten, wenn sie sähen, dass mit den gemeinsamen militärischen Mitteln eine echte Chance gegen die Bruderschaft besteht und es in Zukunft vielleicht einen ausgearbeiteten und vielversprechenden Plan für den großen Angriff geben würde. Er wollte jedoch noch nicht über Einzelheiten reden, da er sich noch mitten in den Kalkulationen befand.

Er beriet sich auch sehr häufig mit Iustus und beide schienen durchgängig damit beschäftigt zu sein, sich die Chancen für einen möglichen Krieg gegen den Bund auszumalen. Auch während der Mahlzeiten waren die beiden ständig im Gespräch vertieft und man konnte an dem vertrauten Umgang der beiden sehen, dass sie sich anscheinen sehr lange kennen und gute, alte Freunde sind. Die beiden hatten zusammen gedient und anscheinend schon mehrere gemeinsame Kampfeinsätze durchgeführt.

Insgesamt wirkte Augustus sehr nachdenklich, schien immer beschäftigt zu sein und gab sich wohl alle Mühe, sein Bestes zu der ganzen Problematik mit dem dunkeln Bund beizutragen und all sein strategisches Wissen und Können einzubringen.

28. Loar 351 i.J.P.

Am Vormittag

Die Helden frühstückten mit Augustus und Iustus und unterhielten sich über die Kämpfe gegen den Bund von Utukk’Xul. Kenji entschuldigte sich bei Adarian für seine harten Worte am Vortag und Adarian erzählt von seinem Gespräch mit Augustus beim Training. Ansonsten erholen sich alle und lassen die Seele baumeln so gut es ging.

Adarians Gespräch mit Archorbar

Am Nachmittag suchte Adarian Archorbar im Tempel der Lichtträger auf. Er erklärte ihm, dass er sich von den Lichtträgern lossagen möchte, und Archorbar akzeptierte seine Entscheidung voll und ganz. Er erinnerte Adarian daran, dass nur er selbst entscheiden könne, was er mit seinem Leben anstellen wolle und die freie Wahl hat. Archorbar betonte auch, dass er sich keine Sorgen um sein Ansehen oder seine Ehre aufgrund seines Austrittes machen müsse, sondern dass die Lichtträger ihn offiziell weiterhin als eine Art Ehrenmitglied betrachten, da Adarian sehr viel für den Orden getan hat, als er in Trosk die Mitgliedschaft annahm, um die Stadt vor dem Krieg zu bewahren.

Als Ehrenmitglied besitzt Adarian weder Pflichten noch muss er sich an den Kodex halten. Er hat jedoch die Möglichkeit, weiterhin die Unterstützung und Hilfe der Lichtträger zu bekommen und ihre Dienste zu nutzen. Jedoch kann er keine Verhaftungen durchführen oder offizielle Verträge im Namen der Lichtträger schließen.

Als Zeichen seiner Ehrenmitgliedschaft bekam Adarian ein kleines, goldenes Siegel mit dem Zeichen der Lichtträger geschenkt. Dies kann er an allen Stützpunkten vorzeigen und die Lichtträger wissen dann Bescheid. Archorbar wünschte Adarian noch viel Glück und erklärte ihm, dass es manchmal das Beste wäre, wenn man einfach der ist, der man ist.

Augustus Gespräch mit den Helden

Am Abend bat Augustus die Helden zu einem Gespräch auf seinem Zimmer. Auch Iustus und Wolfhardt waren anwesend. Er bat alle Platz zu nehmen, blieb selbst jedoch stehen und schritt mit selbstsicherem Gang würdevoll durch das Zimmer. Dann begann er mit gelassener, aber ernster und ruhiger Stimme in einem sehr offiziellen Tonfall zu sprechen:

Werte Freunde und meine liebe Schwester Octavia, ich möchte euch eigentlich zuerst ein zweites Mal begrüßen und mich für meinen miserablen Zustand entschuldigen, in welchem ihr mich hier angetroffen habt. (er lächelt dabei und deutet eine kurze Verbeugung an)

Wie ihr vielleicht mehr oder weniger bereits wisst oder vermutet, war meine Zeit im Exil nicht gerade von großem Komfort geprägt und besonders die lange Zeit der Einsamkeit und der zermürbenden Ungewissheit haben ohne Frage ihre Spuren bei mir hinterlassen. Jedoch bin ich nun wieder vollständig in Barthavion angekommen und kann euch meine volle Einsatzbereitschaft versichern. (er legt dabei seine Hand symbolisch auf seinen Schwertgriff, um seine Worte zu unterstreichen)

Ich möchte nun mit euch über das anstehende Gespräch mit dem Kriegsrat reden und habe dafür eine wichtige Bitte an euch.

In den letzten Tagen habe ich es mit viel Unterstützung geschafft, mir einen Überblick über die Chancen von den vereinten militärischen Kräften Barthavions und des Imperiums gegen die vermutete Stärke des Feindes zu verschaffen. Zwar lässt sich sehr viel über die genaue Bedrohung noch nicht sagen, aber nachdem, was eure Freunde Gerbert und Cuina-Nira erspähten und die Lichtträger vermuten, stehen unsere Chancen gar nicht mal so schlecht, wie es zuerst schien. Mit einem ausgefeiten Plan, einer guten Strategie und ausreichenden magischen Schutzvorkehrungen besteht zumindest die reelle Chance, diesem Kult für alle Zeiten das Handwerk zu legen. (sein Gesicht strahlt Zuversicht aus und er nimmt eine Mappe mit Schriftstücken von einem Tisch und hält sie bedeutungsvoll hoch)

Ich habe meine Ideen und alles Relevante, was einen möglichen Angriff betrifft, hier verschriftlicht, sowohl auf Thyrnisch, als auch in Barthavisch. Wenn ihr morgen vor den Kriegsrat tretet, möchte ich euch bitten, dass ihr diese Aufzeichnungen vorlegt und alle Teilnehmer bittet, sich mit meinen Überlegungen auseinanderzusetzen. Sie sollen sie lesen und sich selbst ein Bild verschaffen, was unsere Chancen betrifft. Wenn sie dabei bemerken, dass diese nicht hoffnungslos sind, wird dies vielleicht auch die Bereitschaft auf beiden Seiten zusätzlich erhöhen, sich für einen gemeinsamen Angriff zu verbünden. (er übergibt die Schriftstücke an Octavia und stellt sich dann wieder vor allen auf)

In diesem Zusammenhang muss ich auch einen weiteren Punkt mit euch besprechen. Und zwar wisst ihr mit Sicherheit bereits alle, dass ich aus meiner Heimat verbannt wurde. (er macht eine kurze Pause und blickt einmal in die Runde und wirkt bei diesen Worten nicht besonders betrübt oder niedergeschlagen, sondert redet ruhig und selbstsicher weiter)

Dazu muss ich euch sagen, dass mir persönlich diese Verbannung nicht wirklich zu schaffen macht, da ich weiß, dass sie eine Gnade unseres Kaisers ist. Dafür bin ich ihm dankbar und werde versuchen, mit dem Leben, was er mir schenkte, das bestmögliche in seinem Sinne anzufangen. (er hebt kurz seine Hand empor und verneigt sein Haupt, um den Kaiser mit dieser Geste symbolisch zu ehren)

Es tut mir nur unendlich leid, dass ich euch deshalb nicht in dem Umfang unterstützen kann, wie ich es mir wünschen würde. (dabei blickt er besonders zu Octavia und schenkt ihr einen etwas hilflosen Gesichtsausdruck)

Denn meine Verbannung bedeutet auch, dass ich nun weder Einfluss oder Macht besitze und nicht bei eurem Gespräch mit dem Kriegsrat anwesend sein darf. Ich bin nun ein Geächteter, oder „vogelfrei“, wie ihr es in Barthavion manchmal nennt. Es könnte deshalb sein, dass Botschafter Diffido dem Umstand, dass die Aufzeichnungen von mir stammen, ausnutzt, um sie in ein schlechtes Licht zu rücken. In dem Fall möchte ich nur, dass ihr darauf vorbereitet seid, denn es ist möglich, dass er versucht meinen Status als Gegenargument einzusetzen.

Zum Abschluss möchte ich euch nur noch darauf hinweisen, dass der Prinz von Ankarz mir gegenüber erwähnt hat, dass ihr wahrscheinlich nur eine kurze Redezeit vor dem Kriegsrat haben werdet und offiziell als Stimme des Bund des Lichtes auftretet. Ihr solltet euer Anliegen also argumentativ gut vorbereiten. Der Termin steht allerdings nun fest und ihr werdet morgen früh empfangen werden. Soweit ich informiert bin, wollen die Ratsmitglieder vor allen über unseren Feind aufgeklärt werden und deshalb hoffe ich, dass ich euch mit meiner Arbeit ein wenig unterstützen konnte.

Ansonsten bleibt weiterhin bei unserem Plan und versucht dem Kriegsrat davon zu überzeugen, dass sie alle Abstimmungen über ein Kriegsbündnis aufschieben, bis wir die Beweise aus Perlheim geholt haben!

Ich wünsche euch viel Glück für morgen und dass Phia eure Zungen lenken wird." (er verbeugt sich und signalisiert, dass er mit seinem Anliegen durch ist)

Der Bericht, welchen Augustus mit seinen Worten übergab, enthält alle gesammelten Informationen über den Bund von Utukk‘Xul, welche bereits existieren. Darüber hinaus findet man Kalkulationen über die Kampfstärke der Lichtträger und eine ungefähre Schätzung über das, was Barthavion aufbieten könnte, wobei die genauen Angaben zu ihren Heeresstärken geheim gehalten wurden. Über das benötigte Ausmaß von Truppen aus Thyrna sind Spekulationen verfasst worden, ebenso wie es taktische Informationen über die Angriffsstärke des Feindes. Iustus hat u.a. die erwähnten Dämonen nach ihrer Gefährlichkeit versucht einzuschätzen und eine Aufstellung von magischen Schutz- und Gegenmaßnahmen, die man gegen den Feind aufbringen müsste, verfasst.

Außerdem wurden die bekannten Stützpunkte der Schwarzmagier mit Hilfe von Archorbar auf Karten verzeichnet und daraus Vermutungen über ihr taktisches Vorgehen bei einem bevorstehenden Angriff abgeleitet. Auch über das Problem, dass der Bund große Dämonenfürsten rufen könnte, wird spekuliert und in diesem Zusammenhang auch die Astralfallen von Iustus erwähnt, die eine zukünftige Lösung für dieses Problem darstellen könnten. Vieles ist für Laien auch schwer verständlich und kann nur von in Kriegskunde erfahrenen Taktikern erfasst werden. Adarian, der ein wenig Ahnung davon hat, war beeindruckt von dieser umfangreichen Kalkulation und hatte während seines eigenen Militärdienstes noch so etwas Professionelles und Durchdachtes gesehen.

Gespräch mit Kenji und Octavia

Als sich die Runde dann auflöste, bat Augustus Octavia und Kenji noch auf ein kurzes Gespräch zu bleiben. Er wollte nochmal mit ihm über ihr Vier-Augen-Gespräch reden und sprach ihn vor Octavia direkt an:

Kenji, ich habe über deine Worte nachgedacht, dass Octavia für uns beide eine gemeinsame Schwachstelle bedeuten würde und habe nun verstanden, was du mir damit sagen wolltest. (er blickt Kenji eindringlich in die Augen und kommt ein Stück näher)

Ich verstehe nun, dass du Octavia ebenfalls als etwas Ähnliches wie eine Schwester betrachtest und es freut mich, dass ihr beiden familiäre Gefühle für einander entwickelt habt. (er blickt wohlwollend zwischen den beiden hin und her und lächelt)

Dieser Umstand macht dann wahrscheinlich auch uns zu Brüdern, Kenji, denn der Bruder meiner Schwester, ist auch mein Bruder. (er lacht kurz und nickt Kenji zu)

Deshalb hoffe ich, dass wir in Zukunft auch wie eine Familie zusammenhalten werden."

Augustus streckte Kenji die Hand zu einem Verbrüderungshandschlag entgegen und, als Kenji zögerlich einschlug, sagte er:

Willkommen in der Familie!

Kenji kam aus dem Konzept und schien emotional überrumpelt worden zu sein. Er könne das jetzt nicht so stehenlassen, könne es jetzt aber auch nicht genauer erklären und deutete an, dass er Octavia nicht unbedingt wie eine Schwester betrachten würde. Dann geriet er ins Stammeln und rannte eilig aus dem Zimmer. Octavia verstand seine Reaktion nicht und wollte wissen, was los war. Augustus verstand langsam Kenjis Dilemma und wich Kenji zu Gunsten aus.

Augustus erklärte Octavia, dass sie eventuell ein Druckmittel sein könnte um ihn wieder in die Fänge des dunklen Bundes zu treiben, und das Kenji deshalb besorgt sei. Er betonte, dass diese Gefahr immer bestünde, aber dass gerade diese Gefühle auch eine Stärke im Kampf seinen können. Soldaten würden in ihrem Jahrzehntelangem gemeinsamen Kriegsdienst wie zu Familien zusammengeschweißt und hielte sie trotzdem nicht davon ab, im Ernstfall ihre Pflicht zu erfüllen, selbst wenn dies bedeutete, dass sie den anderen für eine höhere Sache opfern müssen. Augustus gestand Octavia, dass es ihm natürlich auch sehr schwerfällt, sie als Kriegskameradin zu betrachten und sie im schlimmsten Fall sterben lassen zu müssen, aber er auch wüsste, dass sie selbst den Weg des Kampfes gewählt hat und im schlimmsten Fall auf sich selbst gestellt sein wird.

Augustus blickte Octavia dabei an, als wollte er ihre Entschlossenheit und ihren Mut prüfen. Als sie ihm signalisierte, dass sie diesen Umstand akzeptiert und verstanden hat, nickte er ihr anerkennend zu und sagte dann, dass sie alle niemals vergessen dürfen, dass sie ihre persönlichen Gefühle niemals über ihre Aufgabe und das Wohl von Aloran stellen dürfen. Kenji merkte, dass da ein geläuterter Mann sprach, als Augustus schwor:

„Ich selbst habe mich durch die Liebe zu meiner Familie zu dem schlimmsten hinreißen lassen, was ich jemals getan habe und ich schwöre, dass mir dies nie wieder geschehen wird!“

Dann schickte Octavia Augustus hinter Kenji her, um mit ihm zu sprechen.

Kenjis lüftet sein Geheimnis

Augustus begab sich zu Kenjis Zimmer und hier offenbarte dieser zum ersten Mal seine Gefühle für Octavia einem Außenstehenden. Augustus riet Kenji, sich Octavia aus dem Kopf zu schlagen.

Nach den letzten Ereignissen dämmerte es Kenji, dass Augustus ihn nicht so deutlich bezüglich Octavia verstund, wie er gedacht hatte. Da er seinem Bruder im Herzen gegenüber nicht mit einer solchen Lüge leben wollte, schenkte er ihm reinen Wein ein. Während jedoch Henk und in geringerem Maße Adarian schon seit längerem die Blicke Kenjis der jungen Thyrnerin gegenüber wahrnehmen und harmlose Scherze darüber treiben, reagierte Augustus freundschaftlich, aber deutlich ablehnend der Idee gegenüber. Schon der pure Umstand, dass Octavia aus dem Kernreich stammte, noch dazu von einer wichtigen Familie, machte die Idee einer Ehe mit einem barthavischen Questor undenkbar. Das Gespräch lief deutlich kürzer und kühler ab, als Kenji sich erhofft hatte. Während Augustus womöglich denkt, das Thema sei damit erledigt, ist Kenji seit diesem Gespräch deutlich wie nie zuvor, wie tief seine Gefühle inzwischen sind und wie ohnmächtig er ihnen gegenüber ist. Vielleicht hat Augustus Recht und er sollte nie nach ihnen handeln. Doch in ihnen liegt eine naive Aufrichtigkeit, die er voller Stolz bei sich hält. Er trifft die Entscheidung, Augustus nicht weiter mit seinen Gedanken diesbezüglich zu behelligen.

Augustus erinnerte Kenji an eine alte thyrnische Weisheit, welche dieser bereits von seinem Lehrmeister Pyrrhon kannte:

Die Schicksalsmächte der Archonten lasten einem Mann niemals mehr auf, als er es bewältigen kann!

Es fällt auf, dass Augustus mit Kenji wie mit einem ganz normalen Mann redet und wenig bis gar nicht von seinem Questorenamt beeindruckt zu sein scheint. Zwar weiß er um dessen Bedeutung und respektiert die Questoren in Barthavion, aber da er diesem Glauben nicht angehört, behandelte er ihn wie alle und erwartete, dass auch er in allen Situationen seinen Mann stehen kann.

Gemellus' Beschwerde

Als die Helden am Abend im Gasthaus saßen und über die morgige Sitzung des Kriegsrates sprachen, hörten sie, wie sich Gemellus beim Gastwirt beschwerte, dass ihm das Badewasser zu heiß gewesen sei und er sich fast daran verbrüht hätte. Er bemerkte abfällig, dass er eine so mindere Qualität von Wasserleitungen selten gesehen habe und sich fragte, ob die Zwerge nicht fähig wären, ihr Wasser so aufzubereiten, dass die Gäste mit Genuss baden könnten. Er verlangte schließlich, dass er heute ein Bad mit der richtigen Temperatur bereitet bekomme, ansonsten würde er in Thyrna überall erzählen, dass die Zwerge keine Wert auf Gastfreundschaft legten. In dem Gastwirt stieg langsam die Wut auf, da Zwerge eigentlich überall für ihre Gastfreundschaft bekannt sind und diese Aussage eine furchtbare Beleidigung für einen Zwerg ist. Er blieb jedoch ruhig und hatte anscheinend beschlossen, sich nicht von dem Bengel ärgern zu lassen. Als Gemellus jedoch fort war, verdrehte er die Augen und schüttelte den Kopf über das unverschämte Kind.

29. Loar 351 i.J.P.

Probleme mit Graltik

Graltik Einauge, Herrscher von Kratas

Am Morgen vor dem Ratsgespräch holte der Prinz von Ankarz die Helden ab und teilte ihnen mit, dass sie nur wenig Zeit für ihr Gespräch mit dem Kriegsrat haben würden. Er informierte alle darüber, dass es gestern im Rat einen großen Streit mit Graltik gab, welcher den Bund von Barthador wütend verlassen habe und bereits abgereist sei. Nachdem die Thyrner die besetzten Städte Kratas und Perlheim an Barthavion zurückgeben wollten, forderte Botschafter Diffido eine unverschämte Geldsumme, um sie auszulösen. Für Perlheim setzten sich alle Teilnehmer ein und sie Summe kam trotz des hohen Betrages schnell zusammen. Jedoch zeigte sich weniger Einsatzbereitschaft, als es um Kratas ging, und einige meinten sogar, dass es sich nicht lohnen würde, diese Stadt für den Bund zurückzukaufen. Graltik ging daraufhin in die Luft und bedrohte während der Sitzung Diffido, da dieser nicht bereit war, die Summe zu senken, obwohl die anderen Botschafter dazu bereit gewesen wären. Fiderian hätte diese Stadt sogar ohne Gegenleistung zurückgegeben, da er betonte, dass sie für Thyrna eigentlich kein Gewinn bedeuten würde und nur unnötige Kosten verursachen würde.

Das Gute an dem ganzen Schlammassel wäre aber, dass die Gespräche über den Bund von Utukk‘Xul noch nicht einmal erneut aufgenommen wurden und man sich noch über das Friedensabkommen streitet. Dadurch hätten die Helden nun noch alle Zeit, um dem Rat die Informationen von dem Bund des Lichtes vorzulegen.

Außerdem wäre die letzte Debatte über den dunklen Bund und ein gemeinsames Kriegsbündnis in einer Grundsatzdiskussion über den Ursprung der Plage untergegangen und hätte die Verhandlungen zum Erliegen gebracht, nachdem die Emotionen hochgekocht und sich einige Mitglieder fast an die Gurgel gegangen waren, weil ein Botschafter moralische Verfehlungen der Barthaver als Plagenursache ansprach.

Der Prinz erklärte, dass der Kriegsrat von den Helden nun vor allem genauere Informationen über den Feind erwarten würde und sie als offizielle Sprecher vom Bunde des Lichtes angekündigt wurden. Nach dem Frühstück drängt er zum Aufbruch und führt die Helden zur großen Ratshalle.

Vor dem Kriegsrat

Prinz Isgar führte die Helden in eine Vorhalle des Rates und Wolfhardt hatte sich als Herold der Helden gemeldet. Er wird ihre Namen zur Ankunft verlauten lassen und trug dazu ein formelles Wams und eine Flagge vom Bund des Lichtes, welche er extra hatte anfertigen lassen. Alle warteten einige Minuten, dann öffnete sich die Tür und ein Bote winkte alle hinein. Wolfhardt schritt mit der Flagge stolz vorweg und hielt dann in der Mitte des Raumes an, um die Helden anzukündigen:

Dies sind die Helden Barthavions und die Träger der Drachenträne. Sie treten als Sprecher des Bundes des Lichtes vor Euch, tapfere Männer, verehrte Botschafter und ihr Herrscher von Barthavion, um euch an ihrem Wissen über den Feind im Süden teilhaben zu lassen.

Als erstes tritt vor euch: Adarian von Wallenrode, auch bekannt als Adrianus, der Held von Trosk! (allen ist bewusst, dass sie bei ihrer Erwähnung vortreten und sich verbeugen sollen) Dann: Octavia Ardera, die Gesandte des Drachens!

Kenjiro Asai, Erzquestor der Mynbruje!

Und schließlich: Captain Henk Hjaldinger!"

Dann werden die Helden von dem Rat durch den Moderator Kaldos Bregowin begrüßt:

Wir grüßen euch, tapfere Helden und danken euch für euren Mut und eure Tatkraft, ohne die wir hier alle niemals säßen. Ohne euch wäre dieser Frieden undenkbar und erst eure Erkenntnisse über den finsteren Feind haben uns die Augen geöffnet, dass wir einen Krieg führten, der aus dritter Hand entstand und gelenkt wurde!

Die Ratsmitglieder und die thyrnischen Botschafter erhoben sich daraufhin von ihren Sitzen, verbeugten sich still und ehrenvoll für eine längere Zeit vor den Helden und legen als bedeutsame Ehrerbietung eine Art Schweigeminute ein. Aufmerksame Beobachter bemerkten, dass u.a. Diffido dabei etwas gezwungen wirkte und man könnte schwören, dass der Abgeordnete von Urupa die Augen subtil bei seiner Verbeugung verdreht hatte. Dann spracht der Zwergenkönig, welcher zwar nicht mehr so krank wirkte, aber trotzdem schon besser ausgesehen hatte:

Auch Barthador möchte euch seinen Dank aussprechen und euch versichern, dass wir auf ewig in eurer Schuld stehen werden.

Er verbeugte sich dann erneut ganz tief und blickte dabei besonders Octavia an, welche ihm das Gegenserum verabreicht hatte und die erste Person war, die er sah, als er aus der langen Ohnmacht nach seiner Krankheit erwachte. Er fuhr fort:

Wir sind nun alle gespannt, welche Kunde ihr uns mitbringt! Also teilt euer Wissen mit uns und berichtet von eurer Arbeit beim Bund des Lichtes und mit welchen weiteren Gefahren wir von dem finsteren Feind im Süden zu rechnen haben!

Die Helden haben nun Zeit ihr Anliegen vorzutragen, während die Ratsmitglieder versuchten möglichst wenig von sich preis zu geben. Sie verhielten sich sehr neutral und trugen in der Anwesenheit der Helden auch keine Debatten aus. Sie sprachen auch keine internen Themen der Sitzungen an oder gaben ihre Meinungen preis. Alle hörten aufmerksam zu und es war schwer abzuschätzen, wie die einzelnen Abgeordneten zu dem Inhalt standen.

Das Anliegen der Helden

Erzquestor Kenji ergriff das Wort und stellte die Überlegungen der Helden dem Kriegsrat vor.

  • Der Feind ist real und gegenwärtig. Der vorgelegte Bericht zeigt eindeutig die aloranweite Gefahr, die von keiner Einzelmacht aufzuhalten ist und nur gemeinsam bezwungen werden kann.
  • Der Feind ist nicht neu. Und nicht nur der Feind Barthavions. Der Bericht von Darrow zeigt, dass halb Ishtur vor Jahrhunderten vor dem Bund in die Knie ging. Der Konflikt Thyrnas mit den Umêlern wurde vom Bund zu den Ungunsten Thyrnas beeinflusst. Der Bund manipulierte auch thyrnische Magier und löste so die Plage aus. Utukk'Xul ist der Feind Thyrnas.
  • Der Bund strebt die Ausweitung der Plage an. Räumlich überall und zeitlich für immer. Das schließt Thyrna ein.
  • Wir haben mehr Beweise - in Kürze

Die Frage nach dem Ursprung der Plage

Als die Frage nach dem Ursprung der Plage angesprochen wurde, wurde schnell an der Körpersprache der Ratsmitglieder deutlich, dass dies ein unangenehmes Thema war. Anscheinend wurde dieses schnell zu einem persönlichen, bei welchem sich viele der Barthaver durch die Botschafter beleidigt fühlten, weil diese moralische Probleme als Ursache dieses Zustandes angesprochen hatten, wie der Prinz von Ankarz im Vorfeld erzählt hatten. Es handelte sich offensichtlich um ein Reizthema und einige Teilnehmer bemühten sich gerade, ihre Reaktionen vor den Helden für sich zu behalten. Sogar Diffido setzte bei diesem Thema ein Pokergesicht auf.

Die Barthaver reagierten auf die Aussage, dass die Thyrner eventuell eine Teilschuld an der Plage tragen, mit etwas unterschwelliger Genugtuung, hörten interessiert zu und einige blickten vor allem Diffido und auch Consideratus etwas vorwurfsvoll an, da diese vorher behaupteten, dass die Plage eine Strafe der Götter für die Barthaver sei.

Botschafter Diffido

Zu den Beweisen in Perlheim stand Diffido nach Kenjis Ansprache auf und warf ein:

Ich weiß, dass es noch nie eindeutige Beweise für eine Mitschuld Thyrnas an der Plage gab und soweit ich weiß, hat auch euer Vater nach fast 20 Jahren Forschungsarbeit keine Beweise liefern können, Gesandte Ardera. Wieso glaubt ihr also, dass ihr uns nun welche liefern könnt?

Botschafter Consideratus

Auch Consideratus erhob sich und erklärte:

Wenn diese Beweise tatsächlich existieren, werde ich mich persönlich dafür entschuldigen, dass ich den Barthavern vorgeworfen habe, dass die Plage eine gerechte Strafe für ihre Sünden sei. Ich werde dann zu den Fehlern meines Volkes stehen und Alles tun, um ganz Aloran vor diesem Feind zu schützen. Wenn diese Beweise jedoch nicht existieren oder sich das Gegenteil herausstellt, werde ich mich jedoch nicht in das göttliche Gesetz einmischen! Eure Ergebnisse werden also entscheidend für meinen Entschluss sein! Seid euch darüber gewiss!

Fiderian sah Consideratus dabei erfreut an, stand nun ebenfalls auf und fügte hinzu:

Wenn ihr mit euren Beweisen erfolgreich seid, könnt ihr euch der Unterstützung des ganzen Imperiums sicher sein! (er verbeugt sich) Wir Thyrner sind ein stolzes und ehrenhaftes Volk und wir werden zu unseren Fehlern stehen, wenn sie uns aufgezeigt werden! Im Namen des Kaisers!

Darauf entgegnete Diffido nur:

Nicht so schnell, werter Kollege! Wir sollten nichts übereilen! Diese Beweise müssten schon sehr eindeutig sein, um mich zu überzeugen. Auch der Kaiser wird sich nicht leicht täuschen lassen, also solltet ihr keine Versuche anstellen, um uns falsche Tatsachen zu präsentieren!

Prinz Isgar Wintras von Ankarz

Bei diesen Worten erhob sich der Prinz von Ankarz und sagt etwas empört:

Diese Helden sind für mich nicht nur treue Freunde, für die ich jederzeit meine Hand ins Feuer legen würde, sondern auch ehrliche und aufrechte Menschen, die jeden Tag ihr Leben für unser aller Wohl riskieren! Ihnen die Absicht von Täuschung oder Betrug zu unterstellen, grenzt an eine Beleidigung! Bei allem Respekt, Herr Botschafter, aber eigentlich solltet ihr euch für diese Aussage entschuldigen!

Diffido winkte ab und versuchte seine Bemerkung herunterzuspielen, indem er sagte:

Ich unterstelle niemanden etwas, aber ihr versteht sicher, dass ich bei so einem wichtigen Thema vorsichtig sein muss. Ich weiß nicht, wie ihr in Ankarz eure Entscheidungen trefft, werter Prinz (dies sagt er etwas abschätzig), aber in Thyrna beziehen wir alle Eventualitäten in unsere Überlegungen mit ein und entscheiden nicht aus persönlichen Sympathien heraus. Immerhin steht das Wohl von unzähligen, rechtschaffenden Bürgern des Imperiums auf dem Spiel!

Ihr wollt uns doch nicht etwa unterstellen, dass wir in Ankarz unfähig sind, vernünftige Entscheidungen zu treffen, Herr Botschafter?

Alle merkten, wie der Prinz sich zusammenreißen musste, aber trotzdem gerade ziemlich wütend wurde. Die Emotionen kochten hoch und die Stimmung drohte zu kippen. Deshalb mischte sich der Zwergenkönig ein und verhinderte damit eine Eskalation zwischen dem Prinzen und Diffido, in dem er ablenkend die Helden fragte:

Werte Helden, wie lange wird es dauern, diese Beweise zu beschaffen?

Nach der Antwort wird er das Thema abbrechen und sagen, dass der Rat später über das Anliegen der Helden diskutieren wird.

Reaktion auf Augustus‘ Schlachtplan

Nachdem die Helden die Pläne von Augustus und Iustus übergeben hatten, reagierten die Ratsmitglieder sehr interessiert und brannten darauf, die Pläne zu lesen. Sie brachen mit ihren Beratern in Getuschel aus und Wortfetzen wie „…endlich mal was Handfestes…“ „…auf sowas haben wir alle gewartet…“ „…dies könnte endlich einen Überblick ermöglichen…“ waren zu hören.

Da Kenji nicht explizit erwähnt hat, wer die Pläne angefertigte, erhob sich Botschafter Diffido und äußerte, wobei er zielstrebig auf Octavia zeigte:

Ich kann mir schon denken, wer diese Pläne verfasst hat. Euer Bruder, Gesandte Ardera, hat sich bereits auf unserer Anreise eingehend über die taktischen Grundlagen dieses Konfliktes erkundigt und jeder in Thyrna weiß, dass er für sein Kriegsgeschick und seinen Ideenreichtum in den Schlachten überall bekannt ist. Ich glaube nicht, dass sonst jemand aus eurem Bund dazu fähig wäre, einen solchen umfassenden Plan auszuarbeiten, oder wollt ihr das etwa abstreiten, Gesandte Ardera?

Als Octavia ihm bestätigte, dass Augustus daran beteiligt war, verkündete er:

Werte Gesandte Ardera, euch ist doch sicher bewusst, dass euer Bruder ein Geächteter und ein Lügner ist. Ich war selbst dabei, als er vor dem Senat eurem Tod verkündet hat, obwohl er wusste, dass ihr euch auf den Weg in den Norden Alorans befandet. Sagt mir also bitte, wie ich einem solchen Mann trauen könnte, der es gewagt hat, dem thyrnischen Senat ohne Skrupel zu belügen?

Botschafter Fiderian

Nun wurde Botschafter Fiderian wütend, stand auf und rief:

Mäßigt euer Misstrauen, Diffido! Der Sohn des Aequus hat all seine Verfehlungen vor langer Zeit gestanden und hat von dem Kaiser seine gerechte Strafe erhalten! Ich sehe keinen Anlass, warum wir ihn in dieser Angelegenheit nicht trauen sollen.

Diffido winkte ab und meinte, dass er persönlich diese Pläne prüfen und alle Kalkulationen erneut durchrechen würde. Er spitzte die Sache noch zu indem er hinzufügte:

Es ist euch doch sicher bekannt, dass der junge Octavier sich maßgeblich an der Kriegstreiberei beteiligte, als Silvius Insidiae seinen eigenmächtigen Schlachtzug auf Loderis eröffnete! Warum sollte er uns nun helfen wollen? Ging es ihm nicht immer nur um seinen eigenen Ruhm?

Hierbei hörte man empörtes Getuschel aus Loderis und Moderator Bregowin wurde unwohl und er verließ unsicher wankend den Saal und wurde von einem Kollegen abgelöst. Allgemein war zu bemerken, dass diese Behauptung bei allen Anwesenden im Kriegsrat etwas Misstrauen ausgelöst hatte. Sie sahen Octavia fragend an und erwarteten eine Erklärung.


Hier fehlt noch, was Octavia, Adarian, Henk und Kenji vor dem Rat zu Augustus Gunsten sprachen.


Der Zwergenkönig mischte sich dann auch ein und beendete die Diskussion:

Wir danken dem Bund des Lichtes für diese Pläne und ich bin mir sicher, dass jeder Anwesende hier genügend Zeit haben wird, sie zu prüfen.

Anschließend erklärte der neue Moderator die Audienz beim Kriegsrat für beendet und sagte, dass der Rat nun Zeit braucht, um sich zu besprechen und sie den Helden im Laufe des Tages ein vorläufiges Ergebnis mitteilen werden.

Im Gasthaus

Die Helden hatten nun etwas Zeit und kehrten ins Gasthaus zurück. Augustus und Iustus warteten schon gespannt und wollten erfahren, wie es gelaufen war. Als die Helden Augustus von den Diffidos Vorwürfen berichteten, reagierte Augustus gelassen und meinte nur, dass dieser guter Taktiker ist, der stets alle Register zieht und er mit nichts anderem gerechnet hätte.

Auf die Eroberung Loderis angesprochen und darauf, dass er als Kriegstreiber bezeichnet wurde, meinte Augustus nur stoisch, aber auch etwas beschämt:

Ich gebe zu, dass ich Silvius unterstützt und ihm in seinem Krieg gedient habe. Ohne mich hätte er weder Loderis eingenommen, noch hätte er die Orkstämme vor Druzba besiegt. Darauf bin ich natürlich nicht stolz, aber damals erschein mir dies als eine absolut logische Konsequenz. Immerhin glaubte ich damals, dass ich die niederträchtigen Mörder meiner Eltern und all der anderen ermordeten Botschafter jagen würde. Leider habe ich mich da gewältigt geirrt…

Mestoph und das Luftschiff

Am Mittag erhält Henk von seiner Gilde eine Nachricht, dass Mestoph mit der K‘eygha am Luftschiffhafen eingetroffen war und dort auf ihn wartete.

Mestoph

Mestoph begrüßte Henk in gewohnt trockner Art und gestand ihm, dass Jaran nicht zu viel versprochen habe, was das Luftschiff angeht. Henk konnte sofort sehen, dass das ganze Schiff mit einer grauen Farbe gestrichen wurde und auch ein neues, graues Segel besitzt. Mestoph erklärte ihm dann, dass die Farbe und das Segel mit magischen Farbpartikeln überzogen wurden, welche auf Entfernung das Schiff mit dem Hintergrund verschwimmen lassen können. Henk sollte zwar keine Wunder erwarten, aber bei Dämmerung oder bei trüben Wetter sei das Schiff nur noch schwer zu entdecken.

Mestoph erwähnte auch, dass die Schiffbauer der Gilde noch andere kleine Verbesserungen eingebaut hätten, die er schon noch rauskriegen würde. Außerdem wurde die Schnelligkeit des Schiffes enorm erhöht und es sollte nun möglich sein, schnell mit ihm durch Barthavion zu reisen. Von Jerris aus hatten sie jetzt nicht einmal zwei Tage benötigt.

Mestoph fragte Henk, wohin er als nächstes aufbrechen wolle. Als er von Perlheim erfuhr, machte er ein interessiertes Gesicht und sagten, dass er dort etwas für ihn zu tun hätte. Es gäbe Gerüchte, dass die Stadt von den Thyrnern freigegeben würde und sie sich wieder an das alte Gesetz halten wollten. Ohne die strenge Kontrolle durch die Thyrner sei es nun möglich auch wieder einen Gildenzweig dort groß zu ziehen. Er erwähnte, dass es früher dort auch mal mehr Füchse gab, sie jedoch nun fast alle fort waren. Jedoch würde noch einer von ihnen dort die Stellung halten und sich um die Schmuggelgeschäfte am Hafen kümmern. Dieser Mann heißt „Schwarzbart“ und war der einzige Pirat der Berstmänner, der in Barthavion heimisch wurde und sich den Füchsen angeschlossen hatte. Er war ein harter Knochen und bereits sein Vater war ein bekannter Schmuggler im Arasmeer. Henk sollte ihn aufsuchen und sehen, was er für ihn tun kann, damit die Geschäfte wieder in Schwung kommen.

Mestoph berichtete auch, dass es in Jerris wieder bergauf ging und auch die Schäden von der Untotenplage nun langsam behoben waren. Auch die Gilde machte gute Geschäfte mit den Briccones und alle zogen zurzeit am gleichen Strang. Henks Verlobung mit Viola wird wahrscheinlich auch dafür sorgen, dass es weiterhin ein gutes Verhältnis zu Toni und seinen Brüdern gibt. Übrigens sollte er von Viola schöne Grüße bestellen und Henk ausrichten, dass sie jeden Tag zu den Passionen für ihn betet und immer in Gedanken bei ihm ist.

Mestoph hatte auch gehört, dass Hella und Montakor wohlbehalten in der Hohen Heimat angekommen waren und Henk sich keine Sorgen um sie machen muss.

Dann verabschiedete er sich und meinte, dass er sich nun um einige Geschäft in Valkenburg kümmern müsse, Henk ihn aber jeder Zeit erreichen könne. Ansonsten sollte er sich mal melden, wenn er etwas in Perlheim erreicht hat.

Die Entscheidung des Kriegsrates

Am Abend werden alle durch einen Boten zum Kriegsrat gerufen. Die Helden traten wie zuvor auf ein Zeichen ein und Wolfhardt begleitete sie erneut mit der Flagge, stellte sie allerdings nicht noch einmal vor, sondern war nur Dekoration. Dabei machte er jedoch eine recht gute Figur und hielt stolz die Fahnenstange. Der Moderator des Kriegsrates erhobt sich und sprach:

Werte Helden vom Bund des Lichtes! Wir haben uns beraten und sind zu Folgendem Ergebnis gekommen:

Der Rat ist sich darüber einig, dass eure Information von großer Relevanz sind und dass sie diese grundlegend bei ihren Überlegungen zu einem möglichen Kriegsbündnis mit dem Thyrnischen Imperium berücksichtigen werden. Jedoch werden noch viele Experten zu Rate gezogen werden müssen und wie ihr im Vorfeld bereits erfahren habt, bestehen einige Mitglieder auf eine erneute Prüfung dieser Erkenntnisse.

Auch bezüglich des Zeitpunkts der endgültigen Abstimmung über das mögliche Kriegsbündnis, war sich der Rat schließlich einig, euch die benötigte Zeit zu gewähren, um eure Beweise zu beschaffen. Da sich die allgemeinen Friedensverhandlungen noch länger hinziehen werden und es noch andere wichtige Punkte zu besprechen gibt, werdet ihr mit Sicherheit einige Tage oder vielleicht sogar Wochen Zeit haben, bevor eine endgültige Abstimmung stattfinden wird.

Der Rat erwartet jedoch, dass er durch eueren Bund des Lichtes Kontakt haltet und ihn über eure Ergebnisse informiert, sobald ihr erfolgreich ward.

Dann erhoben sich nochmal alle Ratsmitglieder, verbeugten sich vor den Helden und die Audienz war beendet.

Abschied von Archorbar

Bevor die Helden abreisten, um die Beweise aus Perlheim zu beschaffen, wollte Archorbar sie noch sprechen. Er beglückwünschte sie zu ihrem Erfolg vor dem Kriegsrat und sagte, dass es gut war, dass sich die Abstimmungen ohnehin verschiebe. Er wünschte allen den Segen der Passionen und hoffte, dass sie die Beweise bald finden werden.

Zum Schluss wollte Archorbar noch kurz mit Kenji sprechen. Er fragte ihn dann, ob er ihm jemals erzählt hat, dass er ein alter Freund seines Meistes Pyrrhon gewesen ist und vor dessen Tod häufig in Perlheim zu Besuch war. Er bat Kenji deshalb, dass er das Grab von Pyrrhon aufsucht und dort für ihn ein Gebet spricht. Dann holt Archorbar einen Beutel hervor und sagte, dass Kenji den Inhalt bitte vorher auf das Grab von Pyrrhon stellen sollte. Kenji erfühlte, dass sich in dem Beutel eine kleine, goldene Statue eines Greifen befand. Zu mehr äußerte sich Archorbar nicht und beantwortete auch keine weiteren Fragen dazu.


Fortsetzung: Episode 20-03: Die Fürsten vom Travelwald