Episode 20-08: Aufräumarbeiten
Episode 08: Aufräumarbeiten
3. Nauloar 351 i.J.P.: Die Helden empfangen den obersten Richter und diskutieren das Schicksal der Sklaven. Jast Heidiger erhebt schwere Vorwürfe und Octavia und Kenji werden mit einer unangenehmen Wahrheit konfrontiert. Augustus lüftet sein Geheimnis und Henk handelt gute Konditionen für die Füchse aus.
Inhaltsverzeichnis
- 1 3. Nauloar 351 i.J.P.
- 1.1 Die Ausrüstung
- 1.2 Henks Weg in die Stadt
- 1.3 Zur grünen Rast
- 1.4 Der oberste Richter und die Stadtwachen treffen ein
- 1.5 Jast und Talina kommen an
- 1.6 Talina und die Prostituierten
- 1.7 Henk und Octavia diskutieren
- 1.8 Der Verbleib der Gefangenen und Sklaven
- 1.9 Iustus und Kenji helfen sich
- 1.10 Henk regelt Geschäftliches
- 1.11 Die Hausverwalter
- 1.12 Planung beim Mittagessen
- 1.13 Das Wachhaus
- 1.14 Octavia erfährt die Wahrheit über ihren Lehrer
- 1.15 Henk organisiert die Männer
- 1.16 Henks Besuch bei Grifo
- 1.17 Die Hausverwalter wenden sich an Kenji
- 1.18 Augustus und Kenji
- 1.19 Augustus und Octavia
- 1.20 Augustus verabschiedet sich
- 1.21 Terrassengespräche
- 1.22 Abendessen und Wachplanung
3. Nauloar 351 i.J.P.
Die Ausrüstung
Nachdem Vorax und seine Männer gefesselt waren, offenbarte Iustus den halbnackten Helden, dass ihre Ausrüstung und Bekleidung sich in einem der Forschungsräume befanden. Er selbst wurde nicht ausgezogen, besaß aber ebenfalls kein Schwert oder Zauberstab mehr und hatte gesehen, wohin die Sachen gebracht worden waren. Die Helden können sich die Rüstung holen, damit sie nicht nackt in die Stadt mussten, um Hilfe zu holen. Henk machte sich danach sofort auf den Weg, um Jast und die Stadtwachen zu holen, während die anderen in der Bibliothek Vorax und die übrigen Gefangenen bewachten.
Henks Weg in die Stadt
Henk verständigte inzwischen die Stadtwachen, welche auch sofort begannen, ihre Männer zu mobilisieren, nachdem sie hörten, dass dämonische Machenschaften auf der Residenz vorgefallen waren. Henk sah, dass sie sich sofort auf den Weg machten. Er erreichte anschließend auch Talina und Jast, welche ihn beide zu dem Anwesen begleiten wollten. Sie wollten wissen, was geschehen war, und Talina packte ihre Erste-Hilfe-Tasche zusammen und erklärte, dass sie die Prostituierten auf die magische Geschlechtskrankheit hin untersuchen müsse. Henk schickte die beiden auf schnellstem Weg zum Anwesen, er selber hatte noch etwas zu erledigen.
Zur grünen Rast
Henk machte auf dem Rückweg noch einen Abstecher im Gasthaus „Zur grünen Rast“ von Grifo Lausinger, mit dem er noch geschäftliches besprechen wollte. Das Gasthaus war recht voll und es stiegen vor allem Reisende hier ab, welche aus verschiedenen Gründen einen Bogen um die Stadt machen wollten oder mussten. Es waren jedoch nicht nur potenzielle Gauner oder Schmuggler anwesend, sondern auch viele einheimische Schäfer.
Der Gastwirt Grifo Lausinger saß an der Theke und als Henk ihn ansprach und durchblicken ließ, dass es ums Geschäft geht, bat er Henk mit ihm nach unten in sein Lager zu gehen. Er rief seinen Sohn, welcher ihn am Tresen ablöste, und Henk und Grifo gingen nach unten in den Keller. Henk offerierte sein Angebot und der Wirt dachte darüber nach, gab jedoch zu verstehen, dass er ganz schön viel von ihm verlangen würde. Er entgegnete, dass seine Frau und Kinder nichts von seiner Vergangenheit und seinen Kontakten zur Unterwelt wissen und niemals rauskommen dürfe, dass er Geschäfte mit einer Diebesgilde macht. Grifo räumte schließlich ein, gegen eine hohe Summe die Schmuggelwaren für kurze Zeit bei sich zwischenzulagern. Wenn er jedoch dauerhaft ins Geschäft einsteigen sollte, erwartete er eine besondere Gegenleistung dafür.
Grifo erzählte, dass er zurzeit von einem alten Rivalen aus seiner Zeit als Pirat erpresst wurde. Dieser wusste über seine Vergangenheit Bescheid, da er in seiner Jugend mit ihm auf Raubzüge gefahren ist. Nun drohte er damit, seiner Frau alles über seine kriminelle Vergangenheit zu sagen und forderte permanent hohe Summen von Schweigegeld. Der Mann sei ein skrupelloser Pirat und wäre unter dem Namen „Käpt‘n Kaltfisch“ bekannt. Henk sollte nun irgendwie herausbekommen, wo dieser Mann sich aufhalten könnte. Vermutlich hatte er ein Versteck hier in der Nähe. Wenn er ihn fände, sollte er ihn davon abhalten, seine Erpressung weiter fortzusetzen – egal wie! Henk willigte ein und verabschiedete sich. Er beeilte sich zur Villa zu kommen.
Der oberste Richter und die Stadtwachen treffen ein
In der Bibliothek traf einige Zeit, nachdem Henk gegangen war, ein gut ausgerüsteter Trupp ein und der oberste Richter Walram von Salzbruck war verständigt worden und hatte sich den Stadtwachen angeschlossen. Dieser fragte nach dem ranghöchsten thyrnischem Amtsträger und wollte mit Octavia reden, da sie als Gesandte des Kaisers zurzeit die geeignetste Ansprechpartnerin von thyrnischer Seite aus und zusätzlich die testamentarische Besitzerin des Hauses war, doch Kenji trat in seinen Weg und begrüßte ihn als erstes.
Doch was Kenji ihm sagte, interessierte ihn wenig bis gar nicht und auch die Stadtwachen reagierten nicht auf Kenjis Anweisungen. Richter Salzbruck erinnerte Kenji immer wieder daran, dass sein Wort zurzeit keine Bedeutung mehr in Perlheim besaß und auch sein göttliches Vetorecht nur innerhalb des Bundes von Barthador einen Einfluss hatte. Er erklärte Kenji, dass er eine Klage gegen Vorax in Thyrna einreichen könnte, falls er noch perlheimer Bürger war oder sich an Octavia wenden sollte, welche nun vorübergehend die Verantwortung übernehmen müsse, bis der neue Statthalter eingetroffen war.
Walram von Salzbruck wandte sich daraufhin an Octavia und begrüßte sie standesgemäß als Vertreterin des Imperiums. Daraufhin erkundigte er sich bei ihr, was vorgefallen war und welche Verbrechen man den Beschuldigten vorwarf. Er verstanden gut, dass es wichtig war, Vorax und den Sukkubus zu bekämpfen und ihn in Thyrna so schnell wie möglich anzuklagen. Um die Söldner zu verhaften wollte er jedoch einige gute Gründe hören, da er ihnen nur vorwerfen konnte, sich an einer Orgie beteiligt zu haben, was grundsätzlich nicht verboten war. Darüber hinaus hatten sie nur ihrem Arbeitgeber gedient. Octavia und die anderen erwirkten, dass sie zumindest zunächst festgesetzt und befragt werden sollen.
Vorax blockte weiterhin jede Kommunikation ab und gab kein Wort mehr von sich. Er protestierte jedoch, als ihn Kenji abführen lassen wollte, da er darauf bestand, eine Verhandlung in Thyrna zu erhalten. Für ihn besaßen die Questoren und ihr „alberner Glaube an die Schutzgötter“ keinerlei Bedeutung und auch die anderen Thyrner bestanden auf einen gerechten Prozess und wollten ihr Schicksal nicht in die Hände einer „barthavischen Zaubershow“ legen.
Richter Salzbruck war bewusst, dass die Verbrechen des Prokonsuls und alles, was sich in der Residenz abspielt, thyrnische Angelegenheit war und nur durch das thyrnische Recht in Form eines neuen Statthalters etc. geregelt werden konnte. Deshalb wollte er sich Octavias Zustimmung für die Verhaftungen versichern, damit er keine Schwierigkeiten bekommt, falls man ihm anmaßendes Handeln oder unberechtigte Einmischung vorwerfen wollte. Also fragte dann Octavia, was mit Vorax geschehen und ob er ihn in ihrem Namen ebenfalls inhaftieren sollte. Er machte ihr nochmal bewusst, dass sie gerade die Verantwortung für Vorax trug und er sich nach ihren Anweisungen richten würde. Octavia entschied, dass Vorax, sein Magus und der Centurio zunächst in der Bibliothek verbleiben sollten und unter der Bewachung der Helden stünden. Die Söldner sollte er bis zu ihrer Vernehmung in den Kerker von Perlheim sperren. Richter Salzbruck schlug auch vor, eine große Ermittlung gegen die Ratsherren einzuleiten. Dazu würde er ein sofortiges Ratstreffen in der Burg anordnen, zu welchem alle Ratsherren erscheinen müssten und er würde sie umgehend verhaften lassen und festsetzen, bis der neue Statthalter eingetroffen war.
Jast und Talina kommen an
Dann trafen endlich auch Talina und Jast ein. Talina ging als erstes auf Kenji zu und fiel ihm um den Hals, gab ihm einen Kuss auf den Mund und lächelte ihn erleichtert an. Octavia und die anderen beobachteten ihr Verhalten. Sie war so froh, dass ihm nichts geschehen war, denn sie hätte es nicht verkraftet, ihn zu verlieren - jetzt, wo sie doch endlich zueinander gefunden hätten. Als Jast eintrat, fiel sofort auf, dass er und der oberste Richter sich verächtliche Blicke zuwarfen, dann jedoch aufeinander zugingen und kurz miteinander redeten. Von Salzbruck fragte ihn nur, was er hier wollte und erklärte ihm kühl, dass er hier keinerlei Befugnisse hätte. Jast entgegnete ihm nur, dass er ihm nicht trauen würde und sich das Ganze deshalb trotzdem ansähe. Das Gespräch war kurz und angespannt und die beiden Männer gingen wieder mit verärgerten Minen auseinander.
Nach diesem Gespräch wandte sich Jast an Kenji. Er war froh, dass Vorax wahres Wesen nun aufgedeckt war und bedankte sich dafür, dass Perlheim nun von seiner Ausbeuterei befreit war. Er erinnerte Kenji jedoch daran, dass Perlheim immer noch ein Teil des Imperiums war und die Prozesse der beteiligten Söldner etc. vermutlich solange aufgeschoben werden müssen, bis ein neuer Statthalter eingesetzt werde oder Perlheim seine Unabhängigkeit zurückerlangt. Auch die Questoren des Alethon hatten zurzeit keine Macht in der Stadt und er erinnerte daran, dass er selbst nur im Widerstand tätig war und keinerlei Befehlsgewalt besäße. Die Stadtwachen unterstanden ebenfalls dem Befehl des obersten Richters und die einzige Person, welche zurzeit mehr zu sagen hatte, wäre Octavia, da sie die höchste anwesende Würdenträgerin aus Thyrna war. Jast erklärte Kenji, dass ihnen vorerst leider die Hände gebunden sein waren und sie abwarten müssten, was die Verhandlungen in Märkteburg ergeben oder bis ein neuer Statthalter aus Thyrna eintrifft.
Jast entdeckte dann plötzlich Augustus im Raum und zeigte sofort mit dem Finger auf ihn. Er verkündete lautstark, so dass alle Anwesenden es hören konnten, dass dieser „Mörder“ eigentlich auch ins Gefängnis gehörte und es ein Hohn wäre, dass er noch auf freiem Fuß war, wo er doch noch viel mehr Schuld auf sich geladen hätte als sein ehemaliger Scherge Vorax. Jast verstand nicht, wieso er von einem Erzquestor des Alethon geschützt wurde, obwohl er fünf Ratsmitglieder unschuldig hinrichten ließ, Perlheim in Not und Armut gestürzt und unendlich viel Schuld damit auf sich geladen hatte. Jast wies Kenji auch darauf hin, dass er sich selbst um Gerechtigkeit kümmern werde, wenn er es nicht täte.
Während Jast Augustus öffentlich anprangerte, blieb dieser zuerst ganz ruhig und hörte Jast genau und aufmerksam zu. Es wirkte so, als ob er sehr, sehr nachdenklich bei dessen Worten wurde und, nachdem Adarian, Henk und Kenji schon verteidigende Worte entgegensetzten, ging Augustus schließlich zu ihm hin und sagte ihm, dass er ihn gut verstehen könnte und genau wüsste, dass die Götter ihm niemals vergeben würden, was er getan hatte. Augustus versicherte Jast, dass er nicht vorhatte, seiner gerechten Strafe zu entgehen, wenn sie ihn dann schließlich ereilte. Er blickte Jast dabei festentschlossen an und dieser konnte erkennen, dass Augustus aufrichtig und ehrenhaft gesprochen hatte. Jast bat Augustus daraufhin um ein kurzes Gespräch unter Vier-Augen, bei dem auch Kenji nicht anwesend sein sollte.
Jast erklärte Augustus in diesem Gespräch erneut, dass er ihn nicht verschonen kann und er ihn nicht lebend aus Perlheim entkommen lassen würde, egal, was seine Schwester davon hielt. Augustus wurde in diesem Moment klar, dass er keine Chance mehr hatte, Octavia mit der ganzen Wahrheit zu verschonen. Er teilte Jast mit, dass er sich bald stellen will, da er es leid war, wie bisher weiter zu machen. Jast versicherte ihm, dass sein Gericht jeder Zeit für ein Urteil über ihm bereitsteht.
Die anderen beobachteten nur, dass die zwei ein intensives Gespräch führten und dann beide sehr nachdenklich auseinandergingen. Anschließen teilte Jast Kenji mit, dass er einige Leute aus dem Widerstand in Perlheim besuchen und ihnen von den Ereignissen erzählen muss. Über Augustus mochte er nicht mehr reden und er wollte sich bei Kenji melden, wenn er einige Dinge geklärt hätte. Dann verabschiedet sich schnell von allen, da er es eilig habe.
Talina und die Prostituierten
Auch Talina wies Kenji noch einmal darauf hin, dass sie es nicht versteht, warum Augustus nicht mit den anderen eingesperrt hätte. Zwar hatte er keinen Dämon beschworen, aber der Verrat an der Stadt und der Tod der Ratsherren sei immerhin auch nicht weniger verwerflich. Sie sagte ihm direkt, dass nicht einmal die gütige Mutter Hylea Mitgefühl für diesen skrupellosen Verräter empfinden könnte, und sie nicht nachvollziehen kann, warum Kenji ihn schützte. Talina lenkte dann aber vom Thema ab und erklärte, dass sie sich nun um die Prostituierten kümmern müsste.
Talina wollte die Sklaven untersuchten und nachsehen, ob welche von ihnen krank oder sogar ebenfalls mit der magischen Krankheit infiziert waren. Sie bat Kenji, sie dabei zu begleiten und die verängstigten Sklaven mit zu beruhigen. Nachdem die Prostituierten mitbekommen hatten, dass ihr Herr verhaftet wurde, reagierten diese mit Unsicherheit und Angst. Da die meisten von ihnen nichts anderes kannten als die Sklaverei und sie bereits als Kinder zu Prostituierten ausgebildet wurden, wussten sie nun nicht, was mit ihnen passieren wird. Die wenigsten von ihnen sprachen gebrochenes Thyrnisch oder Barthavisch und eine Verständigung war meist nur über Hände und Füße möglich.
Die Sklaven schreckten vor Talina und Kenji – wie vor jedem Fremden - vorerst zurück. Sie waren eingeschüchtert und ahmten das Verhalten ihres Herren nach, der ebenfalls schwieg. Sie hatten Angst vor Bestrafung und blickten sich immer unsicher um. Kenji redete beruhigend auf sie ein und Talina gelang es, sich mit ihrer ruhigen Art Vertrauen bei ihnen zu erwerben. Die Sklaven wurden ruhiger und ließen Talina näher an sich heran. Zwischendurch gab es aber immer wieder verängstigte Sklaven, welche beruhigt werden mussten.
Damit waren die beiden erstmal eine ganze Zeit beschäftigt und Talina stellte anschließend fest, dass die meisten Sklaven körperlich in einem guten Zustand, jedoch psychisch vollkommen verstört waren. Sie erklärte Kenji, dass sie sich seit über 20 Jahren um Prostituierte und Vergewaltigungsopfer kümmerte und sie sofort sehen würde, dass viele dieser jungen Menschen vermutlich für den Rest ihres Lebens eine seelische Narbe behalten würden, die niemals heilen würde. Im Gespräch mit Kenji erwähnte sie einen Ort, an dem sie Trost und Hoffnung finden könnten. Talina erzählte, dass es in den Barthadorer-Bergen einen abgeschiedenen Tempel der Hylea gebe, um den sich eine Gemeinschaft von Frauen gebildet habe, die autark und unter sich leben. Sie bieten allen Frauen eine Zuflucht, die ähnlich schlimme Erfahrungen machen mussten, wie die Sklaven von Vorax. Dort fänden sie Abgeschiedenheit, Ruhe und Meditation und wären umgeben von einer fürsorglichen Gemeinschaft. Dieses Frauenkloster nimmt allerdings keine Männer auf, da die meisten Frauen durch diese traumatisiert wurden und, da Opfer häufig selbst zu Tätern werden, trennt man die Geschlechter aus Schutzgründen. Für die Knaben bat Talina Kenji eine Lösung zu finden, falls sie in Barthavion bleiben sollten. Sie fragte ihn, ob es nicht eine Möglichkeit gebe, sie in den Dienst des Alethon zu stellen, damit sie einer Gemeinschaft dienen und sich dadurch wieder wertvoll und geschätzt fühlen können.
Talina wies Kenji jedoch auch darauf hin, dass leider die Thyrner entscheiden werden, was letztendlich mit den Sklaven geschieht. Jedoch fände sie es angebrachter, wenn diese vorübergehend in dem Tempel der Hylea untergebracht werden, wo sie versorgt werden, bis der neue Statthalter eingetroffen sei. Sie erwähnte auch, dass sie dafür die Erlaubnis von Octavia bräuchte, da sie immerhin noch Besitz von Vorax, bzw. des thyrnischen Imperiums waren, und bat Kenji deshalb Octavia zu fragen, ob sie die Verantwortung dafür übernehmen könnte.
Henk und Octavia diskutieren
Während Kenji und Talina die Sklaven untersuchten und versorgten, entbrannte am Schreibtisch von Aequus, welchen Vorax weiterhin benutzte, eine Diskussion zwischen dem zurückgekehrten Henk und Octavia, als Henk ihn gewaltsam aufbrechen wollte, um an die Sklavenpapiere zu kommen. Henk wollte sie am Liebsten alle sofort befreien und im Bordell „Zum Meerweib“ einsetzen. Octavia rief ihm immer wieder die Rechtslage in Erinnerung, dass die Sklaven zum Hausstand und Besitz von Vorax gehörten und in gewisser Weise das Geld der Stadt waren, welches nun in Thyrna wieder in Gold umgesetzt und als Reparationszahlung nach Perlheim zurückgelangen konnte. Daher könnte Henk sie selbstverständlich käuflich erwerben, aber einfach über sie verfügen konnte Octavia als Gesandte des Drachen nicht, was Henk verwunderte und ihn zu dem Titel „Bedienstete des Drachen“ inspirierte.
Der Verbleib der Gefangenen und Sklaven
Nachdem der Richter mit den Stadtwachen und den Söldner in die Stadt aufgebrochen war, setzte sich Octavia hin und schrieb einen Brief an ihren Großcousin Obloci nach Travar, wo sie ihn bat, Botschafter Lentus umgehend über die Neuigkeiten zu informieren (vgl. Brief an Obloci). Zeitgleich informierte Adarian Großmeister Archorbar (vgl. Brief an Archorbar).
Octavia stimmte einer vorrübergehenden Verlegung der Prostituierten in den Tempel der Hylea zu, da sie dort angemessen versorgt werden könnten. Die Sklaven wollten jedoch nicht freiwillig gehen und wiesen darauf hinweisen, dass Vorax ihr Herr war. Wenn er ihnen nichts befehle, würden sie sich nicht bewegen. Sie verstanden auch nicht, warum man ihnen helfen wollte, da sie kein anderes Leben kannten und gar nicht wussten, dass sie Opfer von Missbrauch und Ausbeutung geworden waren. Letztendlich hörten sie auf die Stimme eines anderen Thyrners, als Iustus sie auf gebrochenen Al'Daghar aufforderte, Talina und Kenji in den Tempel zu folgen. Nachdem dies geklärt war, lud Talina Kenji ein, sie bald zu besuchen, sobald die Angelegenheit mit den Sklaven geklärt war. Dann hätten sie vielleicht endlich etwas Zeit zu zweit und sie könnte etwas für ihn kochen. Sie könnten sich über alte Zeiten unterhalten, immerhin hatte sie ihn ja so vermisst, nachdem er fortging. Kenji wurde immer bewusster, dass Talina vermutlich bereits die Hochzeitsglocken in ihrem inneren Ohr läuten hörte.
Bevor sie jedoch aufbrechen konnten, um die Sklaven in die Stadt zu bringen, musste darüber entschieden werden, was mit Vorax, Rutilius und Pedanius geschehen sollte, denn sie wurden zurzeit immer noch auf der Empore der Bibliothek verwahrt. Da machte Henk den Vorschlag, sie doch einfach in die Zellen des Folterkellers im Anwesen zu stecken. Als Octavia fragte, wozu Vorax einen Folterkeller hatte, erfuhr sie, dass dieser von ihrem Bruder eingerichtet wurde und sie ihn danach fragen sollte. Die Gefangenen wurden im Folterkeller von zwei zurückgebliebenen Stadtwachen bewacht und Octavia kam ins Nachdenken über ihren Bruder Augustus. Nachdem nun niemand mehr bewacht werden musste, begleiteten Octavia, Henk und Adarian Talina und die Sklaven in den Hyleatempel von Perlheim. Währenddessen Augustus, Iustus und Kenji die Dokumente sichteten.
Iustus und Kenji helfen sich
Iustus fragte Kenji in gewohnt höflicher Art, ob dieser ihm zur Hand gehen könnte, wenn er gerade nicht weiter verpflichtet sei. Er hatte nämlich bereist alle Unterlagen in den Forschungsräumen gesichtet und ging davon aus, dass sich die gesuchten Papiere in den Kisten im Keller unter den anderen Büchern aus der Bibliothek befinden könnten. Da Kenji Thyrnisch lesen kann, sollte er ihm helfen, die Bücher zu sichten, und ihm beim Suchen helfen, damit die es schneller geht. Iustus erklärte, dass er ihn normalerweise nicht mit so etwas belästigen würde, aber da er gehört hatte, dass Kenji mit den Büchern der Bibliothek vertraut ist, könnte er die Suche sehr beschleunigen. Kenji willigte ein und Iustus beschrieb ihm genau, nach was für Stichworten er in den Aufzeichnungen suchen sollte.
Kenji nutzt seine Chance, mit Iustus allein zu sein, und wandte sich nun seinerseits mit einer Bitte an ihn.
Kenji bat Iustus darum, ihn einmal gründlich magisch zu untersuchen, denn Kenji fürchtete, dass er sich wohlmöglich an der Sukkuba angesteckt haben könnte. Iustus kam seiner Bitte gerne nach und sah sich den Questor mit Astralsicht genau an. Iustus wirkte fasziniert und neugierig, als ob er etwas eher Ungewöhnliches gesehen hatte, doch er betonte, dass das Gefundene keine Verwandtschaft zur Sukkuba aufwiese, andererseits aber auch etwas verbergen könnte. Da war etwas in den tiefsten astralen Schichten von Kenji, was er noch bei niemandem gesehen hatte. Iustus bedauerte sehr Kenji noch keine eindeutige Antwort geben zu können und versprach, weiter darüber nachzudenken und sich eine Antwort zu bemühen. Iustus äußerte sich auch eher negativ in Bezug auf eine dämonische Krankheit, von der er keine eindeutigen Anzeichen erkennen konnte.
Henk regelt Geschäftliches
In Perlheim besuchte Henk nicht den Hyleatempel wie die anderen, sondern er suchte Schwarzbart aus seiner Gilde auf. Er könnte vielleicht eine Idee haben, wo sich der gesuchte Pirat „Käpt'n Kaltfisch“ aufhalten könnte. Schwarzbart hatte tatsächlich etwas gehört und man erzählte sich, dass sich seit einigen Monaten hier in der Gegend an einem abgelegenen Strand in der Nähe manchmal Leute herumtrieben. Er selbst hatte ihn einmal gesehen, wie er unten am Strand herumschlenderte und konnte sich schon denken, welche Grotte er sich ausgesuchte hatte. Schwarzbart beschrieb Henk den Ort und erzählte ihm noch, dass dieser Pirat früher wohl mal einen berühmt berüchtigten Ruf im ganzen Arasmeer hatte, es jedoch seit Jahrzehnten still um ihn geworden war. Nun wäre er jedoch ein alter und verbitterter Mann, vor dem man sich aber trotzdem in Acht nehmen sollte.
Henk fand tatsächlich die kleine Grotte an besagtem Strand. Er musste jedoch ein wenig suchen und herumklettern, bevor er den Eingang entdeckte. Schließlich folgte er dann einem schmalen Tunneleingang und gelangte endlich in eine kleine Höhle. Henk erspähte, dass ein älterer Mann, vermutlich der Erpresser, sich gerade mit einem anderen Piraten unterhielt, welcher wesentlich jünger als er selbst war. Sie tranken warmes Bier mit Schuss und spielten ein Würfelspiel. Henk zeigte sich den beiden und, nachdem sich die anfängliche Überraschung gelegt und Henk sich als Fuchs zu erkennen gegeben hatte, kommt er respektvoll mit ihnen ins Gespräch.
Auf Grifo Lausinger angesprochen erzählte Kaltfisch, dass der Wirt ein alter Freund von ihm ist und sie damals gemeinsam einen großen Raubzug veranstalteten. Er selbst war der Kapitän der „Blutigen Gräte“, einem berühmten Piratenschiff, und Grifo war sein Matrose. Dieser wurde jedoch von den Seewachen vor Urupa gefangengenommen, nachdem sie mit diesen in einen Schusswechsel fielen. Der Wirt ging mit einigen anderen Männern während der Kämpfe über Board und die „Blutige Gräte“ konnte gerade so entkommen. Grifo ließ sich jedoch nicht wie ein anständiger Pirat verhaften und wartete darauf, dass seine Leute ihn wieder rausholten, sondern er wurde zum Verräter und hat den Wachen von Urupa das geheime Versteck der „Blutigen Gräte“ verraten, um seine eigene Haut zu retten. So wurde seiner ganzen Piratenmeute das Handwerk gelegt und das Schiff wurde sogar versenkt, was Kaltfisch Grifo niemals verzeihen konnte. Er berichtete weiter, dass er daraufhin für über 20 Jahre in den Kerker gesperrt wurde und nur der Hinrichtung entkam, da er den zuständigen Alethonquestor bestechen konnte. Die ganze Zeit hatte ihn nur der Gedanke an Rache lebendig gehalten und er wollte es seinem verräterischen Matrosen heimzahlen. Außerdem hatte er weder Geld noch eine Existenz, seitdem er aus dem Kerker raus war, und betrachtete es als das Mindeste, dass der Wirt ihm nun sein Leben finanziert. Grifo sollte schließlich froh sein, dass er ihn aus Respekt vor seiner netten Familie nicht sofort getötet habe.
Kaltfisch bot an mit seinen Erpressungen aufzuhören, wenn Henk ihm eine Möglichkeit böte, finanziell wieder Fuß fassen zu können. Er würde auch einen Eintritt bei den Füchsen als Angebot annehmen und wäre sogar ein nützliches neues Mitglied, da er sehr viel Erfahrung als alter Pirat mitbringt. Henk versprach ihm die Aufnahme und kündigte an, dass sich jemand mit ihm in Verbindung setzen würde.
Die Hausverwalter
Nachdem Octavia und Adarian zum Anwesen zurückgekehrt waren, traten die Hausverwalter Basin und Elwene Hütinger an Octavia heran. Sie begrüßten sie erfreut und waren sehr froh Octavia wiederzusehen. Augustus hingegen, welcher ebenfalls anwesend war, begrüßten sie sehr formal und eher distanziert und vermieden jeden Augenkontakt mit ihm. Elwene gestand, dass sie immer wusste, dass Octavia eines Tages nach Hause zurückkehren würde und dass sie nie an ihren Tod geglaubt hatte. Bei diesen Worten sah sie für einen Sekundenbruchteil mit einem enorm vorwurfsvollen und auch ängstlichen Blick zu Augustus herüber. Augustus hatte keine Ahnung davon, was die Verwalter damals alles mitbekommen haben, und reagierte eher etwas unsicher, da er nicht wusste, womit sie ihn konfrontieren könnten. Die beiden begrüßten auch Adarian und dankten ihm dafür Vorax aus diesem schönen Haus vertrieben zu haben. Sie waren sehr freundlich und fühlten sich geehrt, Freunde des Zwergenkönigs kennenlernen zu dürfen. Beide Verwalter verhielten sich durchgängig Augustus gegenüber sehr distanziert und sprachen nur mit ihm, wenn er sie ansprechen sollte, was er aber eher vermied.
Hausverwalter Basin lud Octavia zu einer Führung durch das Haus ein, um sie auf den aktuellen Stand der Dinge bringen. Vorax hätte einiges verändert und sie würde sicher gern sehen, in welchem Zustand ihr altes Zuhause war. Außerdem gäbe es einige organisatorische Fragen zu klären. Adarian schloss sich der Führung an. Abschließend luden sie alle zu einer Mahlzeit ein. Zunächst erzählten sie Octavia etwas über den allgemeinen Zustand und versicherten ihr, dass sie das Haus versucht haben, weiterhin in einem guten Zustand zu halten, auch wenn das Personal von Vorax mitunter faul und unzuverlässig war. Sie wiesen auch darauf hin, dass zukünftig neues Personal benötigt wird. Sie erwähnten auch, dass nun, wo die Söldner fort waren, außerdem dringend neue Wachen eingestellt werden müssten, da es immer noch Piraten in der Nähe gibt, auch wenn die thyrnischen Wachtrupps schon etliche vertrieben hätten. Sicher war Perlheim jedoch noch nie gewesen und falls jemand erführe, dass dieses Anwesen ohne Bewachung war, würde es sicher nicht lange dauern, bis erste Plünderer eintreffen würden.
Schließlich machten sie eine Führung durch das ganze Haus und wiesen auch darauf hin, dass die Speisekammern zum Bersten gefüllt waren mit luxuriösen Speisen aus Thyrna, welche Vorax aus der Heimat anliefern ließ. Diese waren verderblich und Octavia sollte entscheiden, was mit ihnen geschehen sollte. Sie beschloss, dass viele Vorräte in den Hyleatempel nach Perlheim gebracht werden sollen, um die dort untergebrachten Sklaven zu versorgen. Als die Führung den Keller unter dem Forschertrakt erreichte, erklärten Basin und Elwene, dass die Bücher und die abgebauten Regale der Bibliothek hier unten in den Kellerräumen gelagert wurden und eigentlich nichts davon fehlen sollte. Sie wollten auch wissen, ob sie Arbeiter anheuern sollten, damit die Bibliothek wiederaufgebaut werden kann. In dem Lager stießen sie auf Iustus und Kenji, welche die Bücher sichteten und sortierten. Elwene ging sofort zu Kenji und nahm dankbar seine Hand. Sie erzählte ihm, wie froh sie war, dass er ihr damals geglaubt hatte und wie dankbar sie war, dass er Octavia gefunden und zurückgebracht hatte. Auch Basin stimmte zu und bedankte sich bei Kenji. Iustus erwähnte Octavia gegenüber anerkennend, dass die Bibliothek in ihrem alten Zustand ein Paradies für Gelehrte gewesen sein musste und dass Aequus hier etwas Besonderes für die Barsaver aufgebaut hatte. Er bedauerte es, dass er Aequus nie persönlich kennenlernen durfte, aber immer wieder hörte, dass dieser einen sehr guten Ruf in der Heimat genoss. Er fragte Kenji, wie er mit der Familie der Octavier in Kontakt gekommen war, und Kenji erzählte ihm die Geschichte (vgl. Biographie Kenji).
Zum Abschluss der Führung führten die Hausverwalter alle in das alte Wohnzimmer der Familie und servierten ein reichhaltiges Mahl.
Planung beim Mittagessen
Henk war mittlerweile auch wieder zurückgekehrt und so nahmen alle gemeinsam ein Mittagsmahl ein. Dabei berieten sie darüber, wie das Anwesen fortan geschützt werden könnte, wo die Söldner, welche vorher die Wachmannschaft gestellt hatten, im Kerker saßen. Henk hatte die Idee, mit weniger Wachen und etwas List die nächste Zeit zu überbrücken. Auf jedem Wachturm könnte neben einem echten Wachmann, welcher patrouilliert, auch eine Attrappe stehen. Das würde viele Männer einsparen helfen. Außerdem könnte der ehemalige Hundemeister vielleicht wieder beschäftigt werden, denn Wachhunde ersetzen eine Menge Personal. Octavia fand die Idee akzeptabel und auch Adarian hielt sie für umsetzbar. So setzte Octavia ein Schreiben an die Stadtwachen auf, um den Hundemeister zu entlassen und zum Anwesen zu beordern. Henk sollte in der Stadt nach neuen Wachleuten suchen und dabei ruhig seine Gildenkontakte spielen lassen könnte. Henk kam noch auf die Idee, ob nicht auch Jast Heidiger als Wache aushelfen könnte, und fragte Kenji danach. Doch dieser riet davon ab, da der Questor zurzeit sehr beschäftigt wäre. Er brachte aber die Idee ins Spiel, dass vielleicht Ratte einer der Männer sein könnte.
Das Wachhaus
Nach dem Essen bat Augustus Adarian und Henk, sich mit ihnen beim Wachhaus umzusehen und einen abwechselnden Wachdienst einzurichten, bis sich neue Wachen gefunden haben. Es wäre ihm lieber, wenn jemand ein Auge auf das Grundstück würfe und es nicht ganz unbeaufsichtigt bliebe, da man nicht vergessen sollte, dass auch die Schwarzmagier jeder Zeit einen Angriff vollziehen könnten und es für diese nun nicht schwer herauszubekommen wäre, wo sich die Helden gerade aufhielten. Augustus schwärmte außerdem von der Waffensammlung, welche damals von seinem alten Kampfausbilder Coragon angelegt wurde und welche Adarian unbedingt sehen müsste.
Im Wachhaus hatten die Söldner ein großes Chaos hinterlassen und überall lagen leere Alkoholflaschen herum. Anscheinend wurde auch hier wild gefeiert und Henk stellte fest, dass es sich bei dem Fusel um illegale Schmuggelware handelte. Die Waffenkammer war in einem schlechten Zustand und die Ausrüstung und Waffensammlung existieren nicht mehr. Stattdessen hatten die Söldner hier nun ihren Schnaps gelagert, worüber Augustus sich sehr ärgerte. Die Wachtürme waren jedoch alle in einem sehr guten Zustand und einsatzbereit.
Augustus fände es angebracht, wenn tagsüber immer mindestens ein Mann die Wache auf dem Grundstück übernimmt, um im Notfall Alarm schlagen zu können. Nachts sollten jedoch besser gleich zwei Männer zur Stelle sein, aber er fragte auch Adarian nach seiner Meinung, wie er das Anwesen am besten bewachen würde, bis neue Wächter eingestellt würden. Adarian brachte noch einmal die Hunde und den Hundeführer ins Spiel. Während der ganzen Gespräche war Henk und Adarian aufgefallen, dass Augustus sehr bedrückt wirkte und, seitdem er von Jast erneut angeprangert wurde, zwischendurch immer wieder wie geistig abwesend wirkt. Man brauchte keine große Menschenkenntnis, um dies zu bemerken. Als sie darauf ansprachen, äußerte er, dass ihm immer mehr bewusstwürde, dass er für Octavia mehr ein Klotz am Bein ist, als das er ihr eigentlich weiterhelfe. Er wäre eigentlich hier, um sie zu unterstützen und nicht, um sie noch weiter zu belasten. Jast hätte ihn zum Nachdenken gebracht und er wäre sich nicht mehr sicher, ob er Octavia wirklich eine Unterstützung sein könnte. Über mehr wollte er erstmal nicht reden und er wechselte von selbst wieder das Thema, da er nicht Herumjammern möchte, wie er es ausdrückte.
Octavia erfährt die Wahrheit über ihren Lehrer
Nachdem die anderen gegangen waren, baten die Verwalter Octavia zu einem vertraulichen Gespräch. Basin musste mit ihr über etwas sprechen, was die beiden über die Jahre nicht in Ruhe ließ. Er berichtete, dass er im Choar 347 i.J.P., kurz nachdem Octavias Vater ermordet worden war, im Atrium lautes Geschrei hörte. Als er nachsah, sah er Augustus, wie dieser den Hauslehrer Deron anschrie. Er beschuldigte ihn, die Attentäter ins Haus gelassen zu haben und Deron wimmerte und beteuerte immer wieder seine Unschuld. Augustus verlor völlig die Fassung und schlug schließlich in rasender Wut Derons Kopf auf die Marmorstufen. Elwene hatte den roten Fleck im Marmor am nächsten Morgen noch gesehen und er war noch immer zu erkennen.
Basin berichtete weiter, dass in den folgenden Wochen nachts öfters Gefangene ins Haus und in den Keller gebracht wurden. Die Räume unter dem Forschungstrakt waren plötzlich für das Personal gesperrt und Basin hatte manchmal laute Schreie aus dem langen Gang zum Forschertrakt hören können, wenn er das Feuer für die Wohnräume der Villa auffrischte. Elwene hatte im Garten einen feinen Schal in den Büschen gefunden, welcher einem der Ratsherren gehörte, der später in Perlheim zum Tode verurteilt wurde. Der Herr war aber in letzter Zeit nicht zu Besuch gewesen, jedoch war in der stürmischen Nacht zuvor wieder eine gefangene Person in das Anwesen gebracht worden.
Die Beiden sahen einen Zusammenhang zu den fünf verurteilten Ratsherren und waren der Überzeugung, dass diese auf dem Anwesen von Augustus gefoltert und verhört wurden. Sie fragten Octavia, was mit Augustus los sei und wie er solch schreckliche Dinge tun konnte. Als Octavia den Beiden von einem Zauber von Silvius Berater erzählte, unter dem Augustus gestanden hätte, versicherte ihr Basin, dass Augustus nicht wie unter einem Zauber wirkte und Silvius‘ Berater Spurius Iunius erst nach dem Tod von Deron auf dem Anwesen eintraf.
Henk organisiert die Männer
Nach dem Wachhaus suchte Henk Schwarzbart in der Gildenzentrale am Hafen auf, welcher gerade einige Geschäfte im Hafen abwickeln wollte. Er fragte ihn nach zwei bis drei tüchtigen, zuverlässigen Männern, welche die Wache auf dem Anwesen übernehmen könnten. Er würde auch fünf Groschen zahlen, wenn sie etwas mit einem Schwert oder Bogen umgehen können. Schwarzbart hatte da schon ein paar Männer im Sinn, mit denen sie zuvor bereits gearbeitet hatten. Er sollte passende Kandidaten zum Anwesen schicken, wo sie nach Henk fragen sollten.
Anschließend informierte Henk Schwarzbart darüber, dass Käpt’n Kaltfisch in die Gilde aufgenommen werden soll. Er sollte den Eid schwören und würde dann von der Gilde mit Aufträgen versorgt. Im Gegenzug dazu würde er dann aufhören Grifo zu erpressen. Da der Initiationsort der Gilde nicht mehr nutzbar war, schlug Henk vor, die Zeremonie in Kaltfischs Versteck durchzuführen. Schwarzbart sollte ihn morgen Abend dort aufsuchen und ihm den Eid der Verschwiegenheit abnehmen. Außerdem erzählte Henk von seinem Plan, mindestens eine exotische Dame für das Bordell der Gilde zu beschaffen. Er würde sie aus der Hauptkasse der Gilde freikaufen und Schwarzbart sollte es als kleines Startkapital betrachten, um die Füchse in Perlheim wieder stark zu machen. Dann verließ Henk das Hauptquartier und besuchte auf dem Rückweg zum Anwesen noch einmal Grifo Lausinger.
Henks Besuch bei Grifo
Im Gasthaus „Zur grünen Rast“ war viel los. Gerade kam eine größere Gruppe aus drei Männer, zwei Frauen und vier Kindern an, welche, wie ihren Gesprächen zu entnehmen war, aus der Gegend um Lüderitz stammten und nach Urupa wollten. Sie hatten nach der Botschaft des Zwergenkönigs Angst vor der drohenden Dämoneninvasion bekommen und wollten ihr Glück in der Ferne suchen. Sie waren früher Minenarbeiter und wollten nun mit ihren Familien in den Norden nach Olburg reisen, da sie hofften, dass sie dort vor einer erneuten Plage sicher sind. Grifo nahm sie auf, doch als er Henk sah, übergab er an seinen Sohn und deutete Henk mit in den Keller zu kommen.
Henk erzählte Grifo von Kaltfisch, dass er einen Deal mit ihm geschlossen hatte. Doch Henk konfrontierte ihn auch mit Kaltfischs Version der Geschichte, worauf Grifo ganz verlegen und kleinlaut wurde. Henk nutze diese Situation, um den unter Druck gesetzten Grifo dazu zu zwingen der Gilde beizutreten. Grifo war zwar nicht begeistert, aber stimmt schließlich zu, am morgigen Abend Schwarzbart aufzusuchen, um den Eid abzulegen. Er würde dies mit Kaltfisch gemeinsam tun und diesen zuvor noch auf Knien um Vergebung bitten und ihm danken, dass er ihn nur erpresst und nicht getötet hatte. Grifo sagte alles zu und schwor zu erscheinen. Er erzählte Henk noch von vier Männern, welche sich öfters bei ihm trafen: Aalbjörn, Ruderbrick, Perlenpiet und Hakenmeckie. Möglicherweise wären sich auf Kandidaten für eine Aufnahme, falls Henk noch weitere Männer brauche. Henk stellte sich ihnen daraufhin auch kurz vor und durch ihre prahlenden Geschichten über ihre Erfolge als Piraten entlarvte Henk sie schnell als unorganisierte Kleinkriminelle.
Auf dem Weg nach draussen sprach Henk noch Grifos Frau Gelda an. Er gab sich besonders nett, offen und charmant und stellte sich als einen ehemaligen Kollegen ihres Mannes vor, der mittlerweile zu Geld gekommen war und, weil er Grifo noch etwas schuldig gewesen ist, ihm einen lukrativen Auftrag verschafft hatte. Gelda sah nun in Henk ebenfalls einen Schreiner aus der gleichen Schreinerei ihres Mannes, welche leider so tragische abbrannte. Henk beließ sie in diesem Glauben und freute sich, als sie kurz darauf in ihm den Gefährten des berühmten Adarian von Wallenrode erkannte. Sie bat Henk auch, Kenji ganz herzlich zu grüßen und ließ diesen auch in ihr Gasthaus einladen. Henk bedankte sich und verabschiedete sich, nicht ohne Grifo noch einmal an das vereinbarte Treffen am kommenden Abend zu erinnern.
Die Hausverwalter wenden sich an Kenji
Da Octavia das Gespräch mit den Verwaltern über Augustus Zurechnungsfähigkeit mehr oder weniger abblockte, wandten sie sich an Kenji. Sie erklärten ihm, dass sie Augustus nicht trauen und auch nicht wissen, wie Octavia zu ihm steht. Sie erzählten ihm wie zuvor Octavia, was sie damals beobachtet hätten und was ihnen bis heute keine Ruhe lässt. Sie berichteten Kenji von dem Tod seines alten Hauslehrers Deron, der Einrichtung der Folterkammer und der Folter der Rastherren. Sie versicherten, dass Spurius Iunius in den ersten Wochen nicht anwesend war und Augustus nicht wirkte, als ob er unter einen Zauber stand. Sie baten Kenji, auf Augustus aufzupassen, da sie nicht wüssten, ob er gefährlich ist.
Augustus und Kenji
Augustus begegnete Kenji nach dessen Gespräch mit den Verwaltern und bat ihn um ein vertrauliches Gespräch. Er müsste dringend mit ihm sprechen, da er es leid war, mit einer halben Wahrheit zu leben. Er erzählte ihm daraufhin, dass er alles, was er damals getan hatte, aus freiem Willen tat, und kein Zauber ihn zu irgendetwas gezwungen hatte. Er benannte seine Verbrechen explizit und unterstrich, dass er all dies mit vollem Bewusstsein und vorsätzlich getan hatte.
Augustus breitete vor Kenji seine vollständige Beichte aus. Als er erfuhr, dass ausgerechnet der Mann, der quasi zur Familie gehörte, an dem Tod seiner Familie beteiligt sein sollte, war er völlig perplex. Silvius behauptete, dass er selbst gesehen habe, wie Deron nach dem Attentat versuchte sein Verbrechen zu vertuschen. Augustus, der lange nicht mehr in Perlheim war und nicht wusste, wie die Dinge in Wirklichkeit standen, glaubte Silvius und ging auf Deron los. Deron flehte ihn an, doch Silvius redete ihm ein, dass Deron ein Lügner ist, der lediglich versucht seine eigene Haut zu retten, und stachelte die Wut seines Neffen mit giftigen Worten immer weiter an und empfahl ihm schließlich mit Gewalt die Wahrheit zu erzwingen. Augustus zögerte, doch Silvius erinnerte ihn erneut daran, was die Attentäter seiner Mutter und Schwester angetan hatten und schilderte ihm Einzelheiten ihres Todeskampfes, welcher angeblich von einigen Sklaven beobachtet worden war. Da verlor Augustus völlig die Fassung und schlug Derons Kopf immer wieder auf die harten Marmorstufen des Atriums.
Silvius hatte eine Liste von Personen erstellt, die in Perlheim als verdächtige galten und unterstellte ihnen eine Verschwörung gegen Botschafter Aequus. Augustus bekam eine kleine Einheit mit Eliteeinheiten gestellt und sollte diese aufspüren und verhören. Aber Silvius hatte über die Jahre ein ausgefeiltes Netz an Lügen aufgebaut und sie brachten Augustus wirklich daran zu glauben, dass die Ratsherren sich im Auftrag einer geheimen, barsavischen Widerstandgruppe verschworen hätten, die sogar heimlich von Barthador unterstützt werden soll und in ganz Barthavion operiert. Augustus war fassungslos und verspürte immer mehr Abneigung gegen Barthavion, obwohl er in diesem Land aufgewachsen und es eigentlich als zweite Heimat betrachtete.
Er nahm viele unschuldige Perlheimer gefangen und ließ sie in dem Anwesen seiner Familie festsetzen. Dort empfahl Silvius ihm sie zu foltern und weitere Informationen über die Attentäter zu sammeln. Augustus hatte zwischendurch immer wieder das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, da anscheinend kein Beschuldigter etwas Hilfreiches zu wissen schien und selbst nach furchtbaren Folterungen gaben viele nur Falschaussagen und nicht nachvollziehbare Geständnisse von sich. Jedoch glaubte Augustus voll und ganz den Worten von Silvius, dem letzten seiner Familie. Dieser betonte immer wieder, dass es nicht leicht ist, den Starrsinn der Barsaver zu brechen und dass sie härtere Methoden benötigen, wenn man etwas aus ihnen herausbekommen will. Also stellte Augustus alle Zweifel ab und die vielen erfolglosen Verhöre machten ihn in seiner Trauer und Verzweiflung nur wütender und er wurde immer skrupelloser bei seiner Suche nach der vermeintlichen „Wahrheit“. Augustus stand zu dieser Zeit eher neben sich und erlebte all seine Gräueltaten eher wie in einer unwirklichen Trance und war komplett verblendet durch seine Rachegelüste. Anfänglich hatte er sich mit den Folterungen noch schwergetan und musste gegen sein Mitgefühl ankämpfen, doch nach einiger Zeit hatten die Beschuldigten für ihn jede Menschlichkeit verloren und er versuchte nur noch maschinell durch Drohungen und Schmerzen sie zu dem zu zwingen, was er von ihnen wollte.
Dann kam er zum eigentlichen Kern seines Problems: er beichtete Kenji, dass er Octavia seit drei Jahren in dem Glauben ließ, dass sein Verhalten durch Zauberei gesteuert wurde und sie diesen Zauber irgendwie gebrochen hätte, was absolut nicht stimmte. Er betonte, dass die Idee mit dieser magischen Beherrschung damals von ihr kam, er es aber nie übers Herz brachte, sie von diesem Irrglauben abzubringen, da er sie nicht enttäuschen wollte. Deshalb hatte er ihr nie widersprochen, wenn es um den vermeintlichen „Zauber“ ging. Er gestand Kenji, dass er nun die ganze Wahrheit erzählen musste, bevor Octavia dies von jemand anderen erführe. Er wollte von ihm wissen, ob er glaubte, dass Octavia stark genug war, mit dieser Wahrheit umzugehen. Außerdem wollte er wissen, ob Kenji nach seinem Geständnis für Octavia da sein würde, falls sie diese Erkenntnis nicht verkraften könnte und von ihm vermutlich zurecht nichts mehr wissen wollte.
Augustus offenbarte Kenji noch, dass er schon einen Plan hatte, wie er Büßen könnte, und dass Kenji sich keine Gedanken um ihn machen sollte. Er wollte auch nicht, dass er über ihn urteilt, da er ihn nur als Freund und Bruder, nicht aber als Questor betrachten könnte. Er würde deshalb selbst für Gerechtigkeit sorgen und Kenji sollte sich ganz auf Octavia konzentrieren, da sie ihn vermutlich dringend brauchen würde. Augustus versicherte Kenji auch, dass er nicht vorhätte, sich in sein Schwert zu stürzen, falls Kenji dies befürchtete, und dass er ihm bitte einfach vertrauen sollte. Dies wäre eine sehr wichtige Bitte und er verkündete, dass er sich nun selbst dem Urteil der Götter stellen würde. Kenji segnete Augustus, bevor dieser ging, und bat ihn noch, bei seinem Gespräch mit Octavia dieser vorher zu offenbaren, dass er bereits mit Kenji gesprochen hatte (vgl. Mitschnitt des Gespräches).
Augustus und Octavia
Augustus trat dann seinen schweren Gang an und konfrontierte Octavia mit der ganzen Wahrheit. Er offenbarte ihr, dass er nicht unter einem Zauber stand, als er die Rüstung trug, und kein Zauber gebrochen wurde, als sie sich wiedersahen. Es war immer Octavias schmachvoller, schändlicher Tod, welcher ihn nicht Ruhen ließ und die Racheflamme immer wieder entfachte, wenn sie am Erkalten war. Dieser Antrieb seines Hasses war aber schlagartig fort, als er Octavia lebend vor sich sah. Alles war verflogen und er kam zur Besinnung. Aber er brachte es nicht über das Herz, ihr die Wahrheit zu sagen, vor Angst, sie sofort wieder zu verlieren. Er wollte ihr gegenüber nichts wegerklären oder entschuldigen, sondern bedauerte nur sehr, dass er damals unter den Aufstachelungen von Silvius die Kontrolle über sich verloren hatte. Sein ganzes Handeln als Prinzipus Mortis hatte das Vertrauen wieder eingerissen, welches sein Vater über so lange Zeit mühsam zwischen Barsavern und Thyrnern aufgebaut hatte. Dafür schämte er sich, weil er mit seinem Mangel an Selbstdisziplin die ganze Arbeit seines Vaters zunichtegemacht hatte. All dies gestand er seiner Schwester (vgl. Mitschnitt des Gesprächs).
Octavias war fassungslos über diese Wahrheit und brauchte erstmal Zeit für sich, um über alles nachzudenken und sie bat Augustus zu gehen. Er erwähnte zwar noch, dass Kenji für sie da sein würde und bereits alles wüsste, aber diese Information erreichte Octavia schon nicht mehr. Sie zog sich auf die Terrasse zurück um nachzudenken.
Augustus verabschiedet sich
Nach dem Gespräch mit Octavia suchte Augustus den Keller auf, um sich von Iustus kurz und knapp zu verabschieden. Bei dieser Gelegenheit informierte er Kenji darüber, dass Octavia auf der Terrasse wäre. Dann verließ er das Haus und begab sich zum Wachhaus, wo er Adarian vermutete. Dieser spielte gerade mit den Hunden, als Augustus zu ihm kam und ihm offenbarte, dass er das Anwesen verlassen würde und die grausamen Taten des Principus Mortis willentlich aus Rache durchgeführt hatte. Da erzählte ihm Adarian von seinem Massaker an den Piraten (vgl. Comic Folge 2) und zeigte Augustus auch die selbstzugefügte Narbe, welche er noch immer auf seinem Herzen trägt. Dann wünschte Adrian ihm alles Gute und bot ihm sogar noch Gold für die Reisekasse an (vgl. Mitschnitt des Gesprächs).
Augustus verließ die Residenz und schlug einen schmalen Pfad auf die Heide ein, als er von dem gerade zurückkehrenden Henk erspäht und eingeholt wurde. Auch Henk gestand Augustus sein willentliches Handeln und er übernahm die Verantwortung für sein Handeln. Henk erzählte ihm von seinen Erfahrungen mit dem Dämon Maldoror und er gestand Augustus, dass Maldoror ihn nicht kontrolliert hatte, sondern lediglich die dunklen Seiten in ihm nach Oben brachte. Augustus wies Henk darauf hin, dass seine strenge thyrnische Erziehung ihm eigentlich ein besonneneres Handeln hätte ermöglichen müssen. Alles Reden von Henk half nichts und Augustus zog sich zurück, um sich dem Urteil der Götter zu stellen (vgl. Mitschnitt des Gesprächs).
Terrassengespräche
Octavia hatte sich am späten Nachmittag auf die Terrasse zurückgezogen und blickte von der Brüstung auf das Meer hinaus. Nachdem Kenji von Augustus im Keller über Octavias Aufenthaltsort informiert worden war, stieg er die Treppenstufen hinauf und suchte, nachdem er sich selbst Mut zugesprochen hatte, die Terrasse auf. Er wartete in einiger Entfernung, bis Octavia ihm durch ein Nicken zu verstehen gab, dass er sich nähern durfte. Lange verharrten die beiden in Schweigen, bis Kenji Octavia erklärte, dass er nicht zum Reden gekommen sei, sondern ihr eine Umarmung anbieten wollte. Octavia fiel ihm um den Hals, was Kenji leicht erzittern ließ, und sie standen lange Zeit schweigend umschlungen.
Octavia brach das Schweigen und beichtete Kenji, dass ihr mittlerweile bewusst geworden ist, dass sie sich die letzten drei Jahre selbst belogen hatte, indem sie an einen Zauber glaubte, welcher Augustus kontrollierte. Diese Sichtweise bot Octavia die Chance ihren Bruder als hilflose Marionette zu betrachten. Kenji gab zu bedenken:
„Niemand kann einen so gut anlügen, wie man selbst.“
Dann versuchte er Octavia im Gespräch so gut es ging zu vermitteln, was er von Augustus zu seinen Beweggründen erfahren hatte. Octavia fragte sich, was mit Augustus jetzt geschehen müsste und ob er nicht aus Gerechtigkeitsgründen mit Vorax unten im Kerker eingesperrt sein müsste. Kenji verglich die Situation mit der Hellas, welche von Enodia selbst aufgefordert wurde, ihrem Leben kein Ende zu setzen, denn die Gerechtigkeit hatte andere Wege für sie vorgesehen, damit sie einiges wieder gut machen konnte. So sah Kenji auch Augustus Aufgabe noch nicht als beendet an und vertraute auf ein gerechtes Urteil. Aber den einzigen Grund, welchen Kenji Octavia nennen konnte, warum Augustus nun nicht eingesperrt und verurteilt werden sollte, war, dass er Octavias Bruder ist. Ratlosigkeit und Schweigen machte sich breit.
Henk kehrte heim und fand die beiden auf der Terrasse. Er wartete einen Moment, bis er bemerkt und heran gewunken wurde, und berichtete dann zunächst, dass er die Männer für die Wache besorgt hatte und sie bald eintreffen würden. Er lobte die Hunde und merkte an, dass der Hundeführer noch nicht gekommen war. Er wollte die Atmosphäre, welche er als trübselig empfand, etwas auflockern, was bei Octavia nicht auf viel Liebe stieß. Henk wies sie darauf hin, dass sie entgegen ihrer eigenen Einschätzung auf ihn nicht nachdenklich, sondern verzweifelt wirken würde. Er berichtete weiter, dass er Augustus getroffen hatte und dieser einen Spaziergang machen wollte. Er erinnerte Octavia an die Taten von Hella und wunderte sich nicht, als Octavia genau wie Augustus auf ihre andere Erziehung verwies. Octavia offenbarte Henk, dass sie Augustus gegenüber keine persönliche Wut empfände und seine Rachegefühle sogar verstehen könnte. Aber er hatte nicht im Affekt gehandelt, sondern ein Jahr lang genau geplant, was er tat. Wie könnte sie ihm vergeben, dass er das Werk ihres Vaters durch Disziplinlosigkeit zerstört hatte. Octavia malte Henk noch einmal die ganzen Dimensionen aus, welche Augustus Taten nach sich zogen. Augustus wurde sein Leben lang darauf vorbereitet sein Erbe und die damit verbundene Verantwortung anzutreten, und dann tat er es und zerstörte alles. Ganz Barthavion wurde in einen Krieg gezogen, die Schwarzmagier wurden gestärkt und Augustus hatte das aufkeimende Vertrauen in eine Zusammenarbeit von Barthavion und Thyrna wieder zerstört. Henk wurde stiller und merkte nur noch an, dass Augustus sich seiner Strafe stellen will, und es jetzt wichtiger wäre, die Welt zu retten, und dafür bräuchten sie Augustus bestimmt noch. Henk bietet Kenji und Octavia seinen Flachmann an und nötigt sie fast schon zum Trinken, doch Kenji lehnte im Gegensatz zu Octavia ab. Octavia wollte sich danach zurückziehen und ging allein auf ihr Zimmer.
Als Octavia gegangen war, fragte Henk Kenji, ob eine solche Selbstkasteiung, wie er sie an den Tag legte, denn wirklich nötig sei. Als Kenji empört einwandte, dass ein Verzicht auf Alkohol doch nicht darunterfallen könnte, entgegnete Henk, dass er auch den Umgang mit seinem Sukkubaerlebnis gemeint hätte. So etwas könnte doch jedem passieren, Kenji müsse sich deswegen nicht schuldig fühlen. Doch Henk und den Anderen wäre es eben nicht passiert, entgegnete Kenji ihm. Das Ereignis setzte ihm noch sehr zu, wogegen Henk wesentlich entspannter damit umging. Kenji konfrontierte Henk auch damit, dass Octavia schon überfordert damit war, was alles gesagt wurde, weshalb sie sich zurückgezogen hatte. Henk erinnerte Kenji daran, dass er der Fährmann ist, der dafür zuständig ist, ihrer Gemeinschaft immer wieder die Richtung zu weisen. Kenji musste dem zustimmen:
„Ich weiß, der Fährmann fährt uns immer wieder auf den richtigen Weg.“
Kenji schilderte Henk noch ein persönliches Problem, welches er Henk als profan beschrieb. Dabei handelte es sich um Talinas Zuneigung für ihn, welche er nicht erwiderte. Henk riet ihm ihr schonungslos die Wahrheit zu sagen und, als Kenji ihm gestand, dass er bis zu der Umarmung am Vormittag sich ihrer tiefen Zuneigung nicht bewusst war, erinnerte ihn Henk an das, was Octavia über Selbstlügen gesagt hatte.
Abendessen und Wachplanung
Kenji ließ sich von Basin ein Quartier für die Nacht zeigen und wurde im alten Zimmer von Abraxa untergebracht. Henk ging in das Wohnzimmer, wo sie immer gegessen haben, und setzte sich an den gedeckten Tisch, an dem noch niemand saß. Adarian kam herein, grüßte Henk kurz und setzte sich hin. Er nahm sich etwas zu essen und fragte Henk: „Sag mal, wo sind denn die anderen?“ Henk schaute ihn an und erwiderte: „Ich mag dich, Adarian!“, und fing auch an zu essen.
Nachdem die Stadtwachen im Keller, welche zur Bewachung des Kerkers geblieben waren, abgelöst wurden, vermeldete Basin, dass die bestellten Wachleute angekommen waren. Zu Henks freudiger Überraschung hatten sich sogar vier kräftige Männer gefunden und gemeinsam mit Adarian gab er den Befehl, die Wachmänner Angrond, Kalver, Nerek und Ulfried auf die Türme zu verteilen und sich dort blicken zu lassen. Auch der auf Octavias Wunsch freigelassene Hundeführer Kuno Gorbas meldete sich beim Anwesen und Henk machte ihm klar, dass diese Nacht seine Chance war sich zu beweisen, wenn er seine Stellung hier auf dem Anwesen zurückbekommen wollte. Gorbas ist ein wortkarger Mann, dem es aber sehr gefallen würde, wieder mit den Hunden zu arbeiten. Alle Wachen und auch Henk und Adarian mussten sich dann den Hunden unter der Führung von Kuno nähern und sie an der Hand riechen lassen. Danach waren die Menschen für die Hunde Teile ihres Rudels, welches es zu beschützen galt. Die Wachgänge wurden geplant und Henk und Adarian wollten abwechselnd den Wachdienst auf dem Hof übernehmen.
Fortsetzung: Episode 20-09: Die Vergangenheit holt jeden ein