Augustus verabschiedet sich von Henk
Inhaltsverzeichnis
Mitschnitt des Gesprächs
Dieses Gespräch wurde aufgezeichnet in der Spielsitzung am 03.02.2018.
Transskript des Gesprächs
(Henk sieht eine Person, die sich vom Anwesen des Aequus über die Heide entfernt, und reitet ihr schnell hinterher. Als er erkennt, dass es sich um Augustus handelt, ruft Henk ihm zu.)
Henk: Augustus.
(Augustus hält inne, Henk winkt und steigt ab.)
Augustus: Ah, Henk.
Henk: Was willst du denn hier? Willste Blumen pflücken?
Augustus: Ne, ich muss ... ich muss erstmal los, Henk. Du weißt doch, was ich getan habe.
Henk: Du meinst die ganzen Morde?
Augustus: Mhm.
Henk: Und wieso musste deswegen jetzt los? ... Das ist doch nichts Neues – das wussten wir doch. Das hast du uns doch erzählt.
Augustus: Ja, natürlich. Aber du ... du weißt doch, dass Octavia immer davon ausgeht, dass ich unter einem Zauber stehen und deswegen ...
Henk: Naja, sie hat doch die Rüstung untersucht, da war ja irgendwie definitiv was drauf, ne?
Augustus: Ja, Octavia hat die Orichalcumknöpfe für den Umhang glaube ich untersucht und mitgenommen.
Henk: Ich weiß gar nicht, ich hab davon keine Ahnung, was das ...
Augustus: Ja, ich weiß.
Henk: Ich kann mir auch nicht vorstellen wie eine Rüstung einen so beeinflussen soll, dass man durchdreht. Aber ... ist doch egal, das ist Vergangenheit.
Augustus: Henk, ähm, ich kann nicht auf dem Anwesen bleiben, denn ... ich habe Octavia nie gesagt, dass das nicht stimmt mit dem Zauber.
Henk: Was stimmt nicht?
Augustus: Na ja, sie hat immer ... sie hat doch als erstes gleich den Verdacht geäußert, dass ich kontrolliert würde von den Schwarzmagiern ...
Henk: Mhh.
Augustus: ... und ich deswegen als Prinzipus Mortis nicht wusste, was ich tat.
Henk: Das hab ich mir eigentlich nie so vorgestellt.
Augustus: Gut. Dann wird es für dich nichts Neues sein, wenn ich dir sage, ich tat das alles aus reiner Rachsucht.
Henk: Rache?
Augustus: Ich bin davon ausgegangen, dass sie meine kleine Schwester geschändet und ermordet haben.
Henk: Wer ist sie?
Augustus: Die ...
Henk: Deine Opfer?
Augustus: ... bis zu dem Zeitpunkt angenommene große Verschwörung.
Henk: Ah, wer hat dir das erzählt?
Augustus: Silvius.
Henk: So.
Augustus: Über Jahre.
Henk: Ja, das ist doch auch Einfluss. Das erklärt sich ... äh hallo, wenn ich nur mit Zauberei Einfluss auf Menschen nehmen könnte und deren Gehirne waschen könnte, dann wäre ich nicht der, der ich bin. Ich hab das schon tausendmal gemacht, ...
Augustus: Henk ...
Henk: ... das geht auch mit Gesprächen. Ich bin kein Zauberer, ich hab trotzdem ... kann trotzdem einen dazu bringen, dass der da oben von der Klippe springt, wenn ich will.
Augustus: Ja.
Henk: Da bin ich mir hundertprozentig sicher.
Augustus: Ja, das kannst du mit jedem Bauern anstellen und mit jedem Bürger vielleicht auch noch. Henk, du weißt nicht, was ich für eine Ausbildung genossen habe, was ich für eine Erziehung genossen habe, ich bin stahlhart.
Henk: Ja, das weiß ich.
Augustus: Ja ... ich hätte mich kontrollieren müssen. Es war meine Pflicht, das zu untersuchen. Ich kann mich nicht damit herausreden, dass Silvius mir Lügen erzählt hat, ich hätte das untersuchen müssen. Und das habe ich nicht.
Henk: Hmm, jeder ... hätte müssen, hätte wollen können – Augustus.
Augustus: Adarian, äh, Henk ...
Henk: Ich bin Henk.
Augustus: Ich ... ich muss dafür geradestehen.
Henk: Ja, deswegen musst du doch jetzt aber nicht weggehen. Was ist denn mit deiner Schwester? Bleib doch hier.
Augustus: Nein, es geht gerade nicht. Ich habe mit ihr gesprochen.
Henk: Ja, die ist bestimmt ausgerastet, weil sie sich immer eingeredet hat, du hattest überhaupt keine Wahl. Ich war von Maldoror besessen, wusstest du das?
Augustus: Ja.
Henk: Ja moment … moment. Ich war von Maldoror besessen, ja? So - aber es war nicht so, dass Maldoror in meinem Kopf gesprochen und gesagt hat: töte sie, töte sie, töte sie – nenene! Das einzige, was Maldoror gemacht hat - und bei ihm war’s ne Magie, weil er ‚nen Dämon is‘, ja. Das einzige, was Maldoror gemacht hat, dass ist das, was in mir drin ist ... auch - nicht nur! – aber das, was auch in mir drin ist, diese Seite, die hat er nach Oben gebracht. Das hat er gemacht, er hat nicht ... ich hab nicht ... ich weiß alles, was ich gemacht hab. Da ist nicht so, dass ich besessen war und dachte, oh, jetzt bin ich wieder wach, was hab ich nur getan. Ich weiß alles ganz genau, was ich gemacht habe und ich weiß auch ganz genau, warum ich das gemacht habe. Ich weiß auch ganz genau, dass ich mich dagegen hätte entscheiden könnte. Maldoror hat mich nicht davon abgehalten, Nein zu sagen - niemals. Die Macht hatte er gar nicht! Das kam erst später, als ich ein paar Mal Ja gesagt hatte, da kam die Macht dazu, da wurde es noch schlimmer, aber am Anfang nicht. ... Die war Zwölf, es war einfach der leichteste Weg. Ohne Skrupel, und da habe ich keine Stimme im Kopf vorher gehört, die gesagt hat: mach das, mach das, mach das, ohhh. Nene, da hab ich nur mich selbst gehört.
Augustus: Ja Henk ...
Henk: So.
Augustus: ... aber du bist doch auch ganz anders erzogen worden. Weißt du ...
Henk: Was soll denn das jetzt heißen?
Augustus: Das soll ganz klar heißen, dass ich darauf trainiert worden bin, solche Sachen zu meistern.
Henk: Und weil man darauf trainiert wird, kann man davon ausgehen, dass man immer es schaffen muss, oder was?
Augustus: Ja.
Henk: Nö.
Augustus: Doch.
Henk: Das ist aber nicht richtig.
Augustus: Das ist der Anspruch, den wir haben.
Henk: Das is‘nen Anspruch, aber Anspruch und Wirklichkeit, die klaffen oft auseinander. Das ist ganz normal. Damit muss jeder von uns täglich umgehen. Das fängt bei ganz einfachen Sachen an, morgens manchmal auf‘m Scheißhaus. Da flutscht es und an manchen Tagen denkst‘e dir, was ist denn jetzt los.
Augustus: Henk, kannst du deinen Genius hören?
Henk: Du hörst ihn nicht mehr, oder was? Und du meinst, wenn du jetzt in die Wildnis gehst, dann hörst du ihn wieder, oder was?
Augustus: Nein, ...
Henk: Ja, also.
Augustus: ... ich habe mich damit abgefunden, dass sich ihn ermordet habe.
Henk: Augustus, was soll denn das bringen, jetzt wieder einen Graben zwischen dich und deine Schwester zu bringen. Du musst dich dem stellen, Mensch! Du kannst die doch jetzt nicht in ihrer Wut oder ihrer Trauer kochen lassen. Du musst doch jetzt bleiben! Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen, dass ist immer das Schlechteste.
Augustus: Das war ihr ...
Henk: Das kennst‘e doch von den Frauen auch, wenn du mit denen Streit hast und dann gehst, am nächsten Tag ist der Streit doppelt so schlimm.
Augustus: Ich verschwinde nicht, wenn du das meinst.
Henk: Ja, aber … wo willst denn du hin? Da kommt doch nur das platte Land.
Augustus: Ja ...
Henk: Komm, wir gehen in‘ne Kneipe. Wir gehen einen trinken.
Augustus: Ich brauche jetzt wirklich ein bisschen Zeit für mich, Henk.
Henk: Das ist in Ordnung, aber du haust nicht ab.
Augustus: Nein, natürlich nicht.
Henk: Du kannst nicht wieder ins Exil gehen oder so.
Augustus: Ich werde nicht fliehen, ich möchte gar nicht fliehen.
Henk: Du musst für sie da sein.
Augustus: Henk, ich werde mich dem Urteil der Götter stellen.
Henk: Ja, Urteil der Götter hin oder her, du musst auch erstmal für deine Schwester da sein. Ihr Theraner, ihr...
Augustus: Ich hoffe, dass Kenji jetzt bei ihr ist und vielleicht sprichst du auch noch mal mit ihr.
Henk: Ich rede gerade mit dir. Macht ihr Theraner es denn euch immer schwerer, als es sowieso schon ist? Wer hat denn was davon, wenn du dich jetzt zermarterst? Ich glaube dir das völlig, dass du das bereust. Du siehst es doch ein! Natürlich musste du deine Strafe noch dafür kriegen, aber wir sind gerade damit beschäftigt, die Welt zu retten. Das muss einfach warten. Und deine Schwester siehst du nur einmal in deinem Leben, glaub mir das. Ich hab meine dreißig Jahre lang gesucht.
Augustus: Ja, doch ...
Henk: Und jetzt ist sie wieder weg.
Augustus: Henk, es kann nicht mehr warten.
Henk: Was kann nicht mehr warten?
Augustus: Das ich die Konsequenzen endlich annehme.
Henk: Ja, das machst du doch!
Augustus: Nein.
Henk: Wie nein?
Augustus: Ich muss mich dem Urteil stellen. Henk, ist dir nicht aufgefallen, dass die Leute ... wie reagieren sie denn auf mich?
Henk: Ja, die sind ...
Augustus: Ich schade Octavias Mission!
Henk: Quatsch!
Augustus: Natürlich! Ich bin hier, um sie zu unterstützen, und was tue ich? Ich schade ihr nur!
Henk: Augustus, die hat … ich war doch bei ihr die letzten zwei Jahre. Die hat sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie ihren verdammten Bruder wiederhat.
Augustus: Ja, aber sie wusste auch nicht, wer ich bin.
Henk: Das ist doch egal zwischen Geschwistern! Du bist das doch jetzt nicht mehr!
Augustus: Vielleicht in einiger Zeit Henk, vielleicht in einiger Zeit, doch jetzt ... Es ist jetzt wichtig, damit sie ihre Mission in Kronstadt erfüllen kann, dass ich irgendwie zeige ... den Leuten von Kronstadt zeige, wer ich wirklich bin. Und dass ich dazu stehe, was ich getan habe, und die Konsequenzen tragen möchte. Ich weiß noch nicht genau, wie ich es tun werde, aber darüber werde ich mir klar werden.
Henk: Ich find das ja ehrenhaft und so, aber ...
Augustus: Ich wähle nicht den leichten Weg – mein Schwert. Darauf kannst du vertrauen, Henk.
Henk: Schwör mir das!
Augustus: Natürlich! Das würde ich niemals tun.
Henk: Hand drauf!
Augustus: Mehr als meine Hand.
Henk: Das ist nämlich ne echte Schande. Gut, Augustus, dann geh in die Wildnis. Geh, ich kenne das. Aber ich will das du dir ... dass du ... die liebt dich! Und wenn sie darüber weggekommen ist, dass du da vielleicht auch ein bisschen Eigenanteil hast, dann liebt die dich immer noch.
Augustus: Bisschen Eigenanteil? Henk, das war ich!
Henk: Ja, ich weiß. Ich war’s doch auch! ... Hast’e mit Adarian gesprochen?
Augustus: Ja, ich habe ihm auch gesagt, dass ich gehe.
Henk: Hat er dir alles erzählt, was er angestellt hat, als er Siegesstahl hatte? Alter Tuiske!
Augustus: Ja, das hat er. Henk, das war in einer Schlacht!
Henk: Ne, nicht alles! Adarian hat mal Octavia unter Drogen gesetzt. Es zählt doch, was wir jetzt tun! Und ohne dich – mach dir das mal klar, bevor du jetzt in die Wildnis gehst, ja? Mach dir vorher klar, dass wir ohne dich die letzten beiden brenzligen Situationen, in die wir geraten sind auf unserer übergeordneten Mission, nicht überlebt hätten.
Augustus: Ja Henk, das weiß ich, das ist doch auch die Unterstützung, die ich euch geben möchte!
Henk: Ja, das machst du doch auch!
Augustus: Wenn ich jetzt bei euch bin, dann hat ihr Wort kein Gewicht mehr, weil alle nur noch sagen: Sie ist die Schwester von dem Verräter!
Henk: Ja, aber das ist sie doch auch ...
Augustus: Henk, ich muss mich von euch distanzieren jetzt, bis die ganze Sache geklärt ist, ich habe keine Wahl.
Henk: Ja, aber musst du dafür in die Wildnis gehen?
Augustus: Ach, ich mache einen Gang, ...
Henk: Ach so.
Augustus: ... um mir einmal über einiges klar zu werden.
Henk: Ja dann ist ja gut.
Augustus: Meinst du, ich will hier jetzt schlafen, ich werde mir ein ordentliches Bett suchen heute Nacht.
Henk: Ja, den Passionen sein Dank. Willst du noch nen Schluck?
Augustus: Nein.
Henk: Denk bitte aber auch darüber nach, was ich ... Ich habe natürlich keine eisenharte Erziehung genossen, aber ich bin fast Fuffzig und hab im Leben so viel gesehen, wie manche in sechs Leben nicht sehen. Ich kann nen bisschen was beurteilen.
Augustus: Henk, ich weiß. Ich will dir auch nicht zu nahetreten und ich will dir auch wirklich nichts absprechen, aber ...
Henk: Außerdem sprech‘ ich Theranisch!
Augustus: Ja.
(Henk lacht und klopft ihm auf die Schulter)
Henk: Augustus, bei mir wirst du für diesen ganzen Scheiß immer auf Verständnis stoßen. Und wenn du deine Strafe antrittst, dann erst recht. Geh, mach einen Gang.
Augustus: Sprich mit ihr.
Henk: Pass da vorne auf, da sind die Klippen. Was ist denn mit eurer Familie nur los. Was ist überhaupt mit diesem Haus los, da passiert ja nur Scheiße.
Augustus: Daran bin ich schuld.
Henk: Seit froh, dass ihr euch habt.
(Henk trinkt einen Schluck)
Henk: Ich geh jetzt zu Octavia. Auf mich hört die eh nicht, aber auf Kenji. Tschüss.
(Augustus springt über den kleinen Bach, Henk blickt ihm noch etwas hinterher und reitet dann zurück zum Anwesen.)