An einem fernen Ort, in ferner Zeit

Aus Aloran Kompendium
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Kap.1: Schatten über Fukui


Im Sommer des 698. Jahrs nach theranischer Zählung: Der junge Aldabräer Kazuki und die Madras Ayumi Kuromori begegnen sich das erste Mal. Der Tagelöhner Zuko schließt sich an, als eine Reihe von merkwürdigen Ereignissen das Schicksal der Bewohner des Dorfes Fukui für immer verändert.



Ein einfaches Fischerleben

Kazuki ist mit seinem Oheim und seinen Brüdern vor den Klippen Aldabras auf dem kleinen Fischerboot der Familie unterwegs, um den letzten Fang des Sommers einzuholen. Während die Älteren die Netze auswerfen, ist Kazukis Aufgabe das Einholen der strategisch ausgelegten Kastenreusen. Als der junge Kazuki auf die turmhohen Wolken am östlichen Horizont hinweist, erklärt der Oheim ihre Bewandnis: Der Seifu, der Atem des weißen Drachen, läutet den Winter ein. Später auf dem Heimweg erspäht Kazuki ein Schiff fern der Küste. Wiederum ist es der Oheim, der erklärt: Es handelt sich um ein Rotsiegelschiff aus Formosa. Dem Familienoberhaupt will nicht einfallen, was ein solches Schiff so fern der Heimat will. Während er jedoch umgehend wieder zum Alltag übergeht, beschäftigt Kazuki sich weiterhin mit dem Mysterium. Kazukis ältere Halbschwester Masa wartet bereits mit dem Yak der Familie, um den Fang zurück zum Familienhaus zu transportieren.

Auf dem Rückweg passiert die Familie den Karren der Kitayama-Sippe, einer nicht sonderlich befreundeten anderen Fischerfamilie. Der Karren ist über und über befüllt mit nachtschwarzen Holzstämmen (einem Holz, dass in Fukui nicht wächst). Neben dem Kutschführer sitzt eine fremde, junge Frau, die sich unsicher umsieht. Kazukis Blick und derjenige der Frau treffen sich für einen Augenblick. Der junge Aldabräer blickt ihr hinterher, als er sich unbeobachtet wähnt.

Zuhause entlässt Oji (der Oheim) seinen jüngsten Sohn aus der Tagesarbeit:

Gut gemacht, mein Junge! Ein weiterer Sommer ist getan. In den nächsten Wochen wird das Meer unruhiger, die Fahrt an den Klippen ist dann zu gefährlich. Wenn der Frost kommt, beruhigt sich alles und wir können unsere Winternetze auswerfen. Dann fangen wir Skrei und Huchen. Winterfische!

Die Fremde

Bei der jungen Frau auf dem Karren handelt es sich um die junge Madras Ayumi Kuromori. Wegen der Ereignisse in ihrer Heimat Milas hatten die Verantwortlichen dort keine andere Lösung gefunden, als sie zumindest bis auf Weiteres fernab der Wälder unterzubringen. Die Holzladung ist der Lohn des alten Kitayama, um sich ihrer anzunehmen. Ayumi empfindet den Zwang ihrer Reise jedoch insgeheim weniger als Verbannung oder Strafe, sondern vielmehr als eine Befreiung von Zwängen, unter denen sie schon lange gelitten hatte. Trotzdem ist ihr das Ausmaß der Fremde, mit der sie nun konfrontiert ist, nicht ganz geheuer. Die Fremden wirken alle argwöhnisch und grobschlächtig. Einzig einer der jungen Fischer, den sie auf dem letzten Stück des Weges passiert, wirkt auf sie anders, doch vorerst sieht sie keine Möglichkeit, mit ihm auch nur ein Wort zu wechseln.

Das Haus des alten Kitayama ist sehr einfach eingerichtet. Die meisten Wände sind papierdünn, nur die Schlafzimmer und die Wohnstube verfügen über Tatami-Matten. Ayumi bemerkt die unterschiedliche Bauweise zu den anderen Häusern des Dorfes. Das Holz ist sehr alt und mindestens seit 200 Jahren tot. In den Türstürzen sind alte, inzwischen unleserliche Kanji-Runen eingeritzt. Sie vermutet, dass es sich dabei um Schutz-Runen der Herdgöttin Ape-huci-kamuy handelt. Auf Nachfrage reagiert der Hausherr eher unwirsch:

Alte Runen. Eine Botschaft der Geister, die hier einst lebten. Vor der Stille. Mein Großvater fand dieses Haus leer. Nennst du uns Diebe?
Morgen arbeitest du. Wenn du kannst. Geh ins Dorf und lerne die Wege. Mach dich vertraut. Wir bauen solange dein Lager.

Bruder und Schwester

Masas Aufgabe ist die Weiterverarbeitung bestimmter Fische zu Klippfisch. Dazu bringt sie den entsprechenden Teil des Fangs zu den Felsen hinter dem Haus. Dort nimmt sie die Fische aus, salzt sie und breitet sie halbiert aus, damit sie unter der Sonne Amaterasus trocknen und haltbar werden mögen. Kazuki bereitet ihr auf ihr Bitten dabei Gesellschaft. Er ist herzlicher mit ihr als mit seinen Brüdern, die derweil Stockfisch vor dem Haus aufhängen. Im folgenden Gespräch wird schnell offenbar, das Masa Kazukis Blicke der Fremden gegenüber wohl bemerkt hat. Sie wirkt etwas belustigt, warnt ihren kleinen Bruder aber auch davor, zu viel darüber nachzudenken. Sie betont, dass Mitglieder ihres Hauses sich für etwas Besseres hielten. Dass für sie die Aldabräer bloß dumme Fischer und Bauern wären. Etwas leiser fügt sie hinzu, dass man ihnen ohnehin nicht trauen dürfe, weil sie zaubern könnten. Kazuki möchte wissen, woher Masa das alles wisse. Masa versichert sich, dass keiner der Brüder in der Nähe ist, bevor sie fortfährt:

Als Großmutter noch lebte, hat sie manchmal Märchen über die seibomedin Yozakura erzählt. Yozakura war ein zerbrechliches, aber ungemein starkes und tapferes Mädchen, das in dunkleren Zeiten gelebt hat. Geschunden und geblendet von Dieben in der Nacht. Doch die Herdgöttin erschien ihr und segnete sie mit der Magie der Hellsicht. Sie gründete das Haus Medin. Ihre lieblichste Tochter Anesidora wurde blind geboren und erbte auch die magischen Talente ihrer Mutter. Sie war die erste Bewohnerin der verzauberten Wälder im Zentrum Shinji Otos. Und die erste Madras. Du verstehst also sicher, dass ein Mädchen mit solch einer Ahnengeschichte niemals etwas für einen einfachen Fischerjungen empfinden könnte.

Ein ganz normaler Tag in Fukui

Zuko ist ein junger, einfacher Aldabräer, der sich seinen Unterhalt mit einfachen Tagelöhner-Arbeiten verdient. Während andere ihn wegen seiner fehlenden Ambitionen zu Höherem für einen Nichtsnutz halten, verstehen sich die meisten Gleichaltrigen gut mit ihm, da er die Arbeit nie zu ernst nimmt und immer für einen Spaß oder harmlosen Unsinn zu haben ist. Wie so oft verbringt er seinen freien Tag in der Sake-Kneipe Mako, trinkt den einen doer anderen Reiswein und schaut den Alten beim Glücksspiel zu. Nebenbei schnitzt er an einem Shogi-Spielstein. Er kann die Kanji-Zeichen auf den Steinen nicht lesen, hat sie aber alle auswendig gelernt. Drache, General, Bauer... Er hängt Tagträumen nach, in denen er irgendein anderer Stein als der Bauer sein könnte, als einer der Dorfjungen ihm vom Eingang aus zuwinkt. Der Junge hat einen Brief von Chen, dem Besitzer der Wechselstube für ihn. Zuko will sich vor den Alten nicht die Blöße geben, nach einem Vorleser zu fragen. Daher ist er sehr erleichtert, als Kazuki schließlich die Kneipe betritt. Zuko und Kazuki sind nicht sonderlich bekannt, kennen sich aber über den gemeinsamen Freund Kentaro, den gutmütigen Hünen von einem der Farmen im Süden des Dorfes. Kazuki, der von seinem Oheim angewiesen wurde, sich nach getaner Arbeit ein wenig zu entspannen, will eigentlich mehr über das unbekannte Mädchen nachdenken, als sich mit Zuko zu unterhalten, lässt sich aber breitschlagen, als dieser ihm Sake ausgibt.

Bevor Zuko dazu kommt, den Brief von Chen zu erwähnen, betritt das Fremde Mädchen, Ayumi, die Kneipe. Sie schaut sich unsicher um. Während Kazuki eher schüchtern und verstohlen nach ihr schaut, bemerkt Zuko aufmerksam das Interesse seines Sake-Partners und winkt zu dessen Überraschung die junge Frau herbei. Er merkt an, dass sie offensichtlich fremd sei und wohl niemanden kenne. Da er selbst nicht aus Fukui, sondern der Hauptstadt Aldabras stamme, wüsste er, wie es als Fremder sei. Zwischen den Dreien kommt es zu einem zögerlichen, aber nicht unfreundlichen Gespräch. Schließlich bedankt sich Ayumi für die freundliche Geste und verabschiedet sich. Zuko bleibt etwas unzufrieden zurück, da Ayumi kaum etwas über sich preisgegeben hat, aber Kazuki ist äußerst angetan von der Madras, auch wenn er es nicht offen zugeben mag. Schließlich erinnert sich Zuko an Chens Brief. Kazuki, der von seiner Schwester die Kunst des Lesens erlernt hat, informiert Zuko über den Inhalt von Chens Botschaft. Der Wechsler bietet Zuko den Erlass seiner Schulden, wenn dieser herausfindet, warum sich die junge Madras von ihm Geld leihen wollte. Die Fremde ist ihm nicht geheuer.

Arbeit

Obwohl Ayumis Aufenthalt durch die Holzlieferung bezahlt ist, möchte der alte Kitayama, dass sie sich nützlich macht. Darum hat er ihr eine Beschäftigung in der örtlichen Matsuura, der Holzwerkstatt Fukuis besorgt. Der Umgang mit Holz ist Ayumi nicht unbekannt, doch die Werkzeuge, die ihr gezeigt werden, erscheinen ihr grob und martialisch. Ein grobschächtiger, tumber Mann demonstriert ihr den Umgang mit dem Dreheisen und dem Spindelstock. Er führt sie ein in Scheiden, Stemmen, Schleifen und Raspeln. Er erklärt ihr die Produktion von Lang- und Querholzen, Knöpfen und der Unterscheidung von Oval- und Passigdrehen. Ayumi erträgt die Lektionen in Stille und nickt. Im Laufe des Tages erhält sie ihre neuen Werkzeuge. Flachmeißel, Taster und Stechzirkel. Obwohl sie ihr eigenes Schrankfach zugewiesen bekommt, in dem sie die nach der Arbeit zu säubernden Werkzeuge verstauen soll, verbirgt sie sie stattdessen und nimmt sie heimlich mit nach Hause. Sie plant, diese für eigene Zwecke zu benutzen.

Die verschwundenen Zwillinge

In der Nacht träumt Kazuki von dem Madras-Mädchen. Da auf dem Hof nicht viel zu tun ist, entscheidet er sich, im Dorf Zuko zu fragen, ob er ihm bei Chens Auftrag behilflich sein kann. Doch eigentlich hofft er nur, Ayumi auf diese Weise besser kennenlernen zu können. Dem Tagelöhner ist jede Scheu fremd, das kann Kazuki in diesem Fall noch nützlich sein. Tatsächlich findet er Zuko auf der Hauptstraße im Gespräch mit der Dorfältesten wieder. Die blinde Yan-Kacho scheint sehr besorgt. Es stellt sich heraus, dass ihre Großnichten, von allen in Fukui nur die Zwillinge genannt, verschwunden sind.

Ich sehe den Schatten eines dunklen Wolfes über Fukui. Ich habe Angst, dass er auf der Suche nach Fressen ist. Bitte findet sie schnell. Furchtbare Dinge werden geschehen, wenn Ihr sie nicht beschützt!

Obwohl Zuko die Bitten der Alten nicht sonderlich ernst nimmt, verspricht er zu helfen. Alle im Dorf wissen, dass Yan-Kacho sich für eine Seherin hält. Er versichert Kazuki, dass die beiden sicherlich nur ausgebüchst sind, um sich vor irgendwelchen Aufgaben zu drücken.

Vielleicht laufen wir ihnen ja über den Weg, wenn wir unsere Erkundigungen über Ayumi einholen. Was schaust du so überrascht, es steht dir so deutlich in den Augen, weswegen du hier bist. Und jetzt komm, bevor uns noch mehr Bittsteller den kläglichen Rest an Freizeit rauben.

Der Tempel im Wald

Kentaro hat schließlich den entscheidenden Hinweis, der Zuko und Kentaro auf die Spur von Ayumi führt. Der Hüne, der gerade gleich einem Ochsen schwere Feldarbeit verrichtet, hat die junge Madras vor einigen Stunden in Richtung des nahen Nordwaldes laufen sehen. Die Fischer und Bauern des Dorfes halten sich für gewöhnlich von dem etwas unheimlichen, dichten Wald fern. Tatsächlich werden die beiden nach nicht allzulanger Suche fündig. Ayumi ist gerade vertieft in die Herstellung eines Bogens. Während Zuko sich über die Namensähnlichkeit amüsiert (Der Shinji-Oto Kurzbogen ist der Yumi), erschrickt Ayumi, als sie die Beiden bemerkt. Nachdem Kazuki ihr verspricht, niemandem etwas von dem Gesehenen zu erzählen (Zuko schweigt zu diesem Versprechen), offenbart sie den Aldabräern ihren Plan. Sie ist nicht freiwillig in dem Dorf. Daher möchte sie alle nötigen Vorbereitungen treffen, um sicher weiterreisen zu können. Kazuki fragt, ob sie nach Hause zurückkehren möchte. Ayumi verneint und erklärt, dass sie verbannt worden sei. Den Grund dafür jedoch verrät sie nicht. Zuko fragt, was dann ihr Ziel sei. Doch darauf hat die junge Madras keine Anwort.

In die entstehende Stille hinein fragt Kazuki, ob Ayumi vielleicht den verschwundenen Zwillingen begegnet sei. Das verneint diese; doch sie habe auf der Suche nach geeignetem Holz Fußspuren gesehen, die tiefer in den Wald führten. Zu dritt begeben sich Kazuki, Zuko und Ayumi auf die weitere Suche. Da weder der Tagelöhner noch der Fischerjunge Fährten lesen können, müssen sie der Madras diesbezüglich vertrauen. Schließlich treffen die drei auf einen menschengemachten Pfad im Zentrum des Waldes. Kazuki erinnert sich, davon gehört zu haben. Ein alter Tempel im Wald, der Eihei-Ji, aus der Zeit vor der Stille. Aus schwarzem Stein, unheimlich in jeder Hinsicht. Er schlägt vor, lieber umzukehren. Doch Ayumi teilt diese Furcht nicht und schreitet voran. War da nicht ein Kinderlachen?

Die Gemeinschaft durchschreitet eines der heiligen Sammon, dem Haupttor, welches den Eingang der Tempelanlage darstellt. An einen übermannsgroßen, aufgehängten Drehglocken vorbei nähern sie sich der Haupthalle. Drinnen ist alles hell erleuchtet. Die Zwillinge Su-mi und Su-Yeon sind anwesend und äußerst geschäftig. Während die eine mit einem Reisigbesen den Boden fegt, bestückt die andere die Wände mit hübschen Laternen aus Papier. Die Gemeinschaft wirft einen erstaunten Blick auf das innere der Haupthalle. Ayumi erklärt den verdutzten jungen Männern die Bedeutung der Wandgemälde. Zur Linken ist ein weiblicher Mönch mit zwei weißen Augen und einem dritten, goldenen auf der Stirn. Dies sei womöglich Anesidora. Dies sei die Vergangenheit. Zur Rechten ist das Bild eines männlichen Mönches mit ausgestrecktem Arm, einem gefesselten Bein und einer Krone auf dem Haupt. Dies sei die Zukunft. Und auf dem Altar im Zentrum thront eine menschengroße, steinerne Statue eines dritten, meditierenden Mönches. Dies sei die Gegenwart. Die Zwillinge, welche offensichtlich den Tempel herrichten und aufräumen, hören mit ihrem halb spielerischen, halb feierlichen Gesang auf, als die Gemeinschaft bemerkt wird. Sie sind überrascht, aber nicht erschrocken. Stattdessen scheinen sie einige wichtige Nachrichten für die Neuankömmlingen zu haben:

Ayumi! Im Haus deines neuen Herrn ist ein alter Schrein der Herdgöttin. Befeuere ihn! 
Erzählt niemandem von dem, was Ihr hier seht! Unsere Sabo (Großmutter) hat uns die Techniken beigebracht. Sie sollen das Dorf beschützen.
Tags ist es durch diese Schutzzauber sicher. Aber des Nachts kommen die Youkai.
Wir frischen die Schutzsiegel auf. Die Youkai wollen die heiligen Orte besudeln, da sie die Menschen beschützen.

Die Mädchen willigen ein, nach getaner Arbeit mit nach Fukui zurückzukehen. Aber nicht vorher. Ayumi bittet die jungen Männer, den Zwillingen diesen Wunsch zu erfüllen. Die Zwillinge wechseln einen vielsagenden Blick und bitten Ayumi, den alten Schrein im Haus ihres Gastgebers zu erneuern. Als diese offenbar nicht versteht, was die Kinder damit meinen, fragt Su-Yeon, ob ihr nicht aufgefallen sei, dass Kitayamas Haus älter sei als die anderen Gebäude Fukuis. Es stamme aus der Zeit vor der Stille, wie dieser Tempel. Und irgendwo im inneren müsse sich ein Schrein befinden. Wenn sie sich und den grimmigen Hausherrn schützen wolle, müsse sie ihn ausfindig machen und mit einem Ritual instandsetzen. Ayumi weiß nicht, ob sie alles verstanden hat, stimmt dem Wunsch der Zwillinge aber zu.

Zuko deutet an, was für schlechte Auftragerfüller Kazuki und er seien. Weder Chens Erkundigungen über Ayumi, noch die Bitte der Alten, die Mädchen so schnell wie möglich nach Hause zu führen, würden erfüllt. Ayumi ist irritiert und fragt erfolglos, was für Erkundigungen das sein sollten. Kazuki indes fragt sich, ob die Alte sie irgendwie an der Nase herumgeführt haben mochte, schließlich hatt sei selbst augenscheinlich den Mädchen beigebracht, was sie hier taten. Doch alle müssen vorerst auf Antworten warten...

Der Fremde

Als die Gemeinschaft ins Dorf zurückkehrt, ist einiger Aufruhr vor der Sake-Kneipe. Zuko ist der der Erste, der sich bis zur Eingangstür durchkämpft. Ein Fremder mit Fellen auf den Schultern und einem schwarzen Schwert an der Seite ist dort in ein Gespräch mit dem Bürgermeister vertieft. Offensichtlich wird bald jemand an die Menge sprechen. Es gelingt der Gemeinschaft mit einigem Widerstand der drängenden Menge, bis ins innere der Izakaya vorzudringen. Der Fremde stellt sich als Dokkaebi-San vor. Er sei ein Jäger aus dem fernen Süden. Seine Jagd gelte jedoch nicht irgendwelchem Wild. Sondern den Youkai, bösartigen Geistern der Nacht. Die Spur eines besonders bösartigen Oni verfolge er schon seit Wochen. Und sie verliere sich in der Nähe dieses schönen und nichtsahnenden Dörfchens. Er beruhigt die erschrockene Menge mit beschwichtigenden Worten. Er, Dokkaebi, sei ein erfahrener Jäger, dem seine Beute noch nie entkommen sei. Er verlange nicht einmal einen Lohn. Er bitte die Dorfbewohner bloß, ihm nicht in die Quere zu kommen und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Bis er die Kreatur geschnappt habe, sollen alle Dorfbewohner bei Beginn der Dämmerung ihre Häuser aufsuchen und nicht verlassen, bis die Sonne wieder aufgehe. Und vor allem Anderen sollten sie sich fernhalten vom nahen Wald, in dem sich Youkai besonders gerne aufhielten.

Der Bürgermeister bedankt sich im Namen der Dörfler. Als Dokkaebi-San die Sake-Kneipe verlässt, treffen sich sein Blick und der der Madras für einen Augenblick. Ayumi ist dabei alles andere als geheuer.

Der Schrein der Herdgöttin

Nach der Begegnung mit dem ominösen Fremden ist Ayumi so in Gedanken, dass sie beinahe den Rat der Zwillinge vergisst. Erst als ihr Blick zufällig auf die alten Runen im Türsturz der Stube fällt, erinnert sie sich wieder. Es bedarf einiger Überzeugungsarbeit beim alten Kitayama, um sinnvolle Informationen aus ihm herauszubekommen. Im Lagerkeller mag noch ein alter, steinerner Kamin stehen. Doch er sieht keinen Sinn darin, ihn zu befeuern. Tatsächlich muss Ayumi abwarten, bis der Alte sich zu Bett gelegt hat, bevor sie heimlich die hölzerne Klappe zur Kellertreppe öffnet und in die Tiefe steigt. Hinter Spinnenweben leigt der Schrein der Herdgöttin in der Dunkelheit. Ayumi ist keine Expertin im alten Glauben. Nach besten Wissen und Gewissen stattet sie den Kamin mit Kerzen aus und hält ein Ritual, wie sie die Alten einmal im Wald abhalten gesehen hat. Es ist bereits tief in der Nacht, als sie wieder ins Erdgeschoss steigt. Draußen ist es windig geworden, ein Sturm nähert sich dem aldabrischen Dorf.

Ein Sturm zieht auf

Während draußen Blitze über die aldrabrische Hochebene zucken, wird Ayumi von einem beunruhigenden Traum heimgesucht.

Wolken Am Horizont. Nein, keine Wolken. Ein gigantischer Schatten.
Du bist zuhause im Wald. Nein. Es ist ein fremder Wald. Schnee liegt auf den Ästen - oder ist es Asche?
Der Boden wackelt, es nieselt von den Ästen. Du spürst Furcht wie eine gewaltige Welle über dich schwappen.
Du fühlst dich entweiht, besudelt. Etwas kommt.
Du hörst den Ruf des Schattens am Horizont. Ein heller Blitz zuckt über den Himmel, als sei es die Zunge einer Kreatur, älter als die Welt.
Sein Echo hallt von den Hügeln.
Die Erde unter deinen Füßen reißt auf und öffnet einen Spalt ins hon preta. Aus der Ferne hörst du die flehenden Rufe der Hungerleider aus dem Reich der Toten.
Flammen züngeln aus dem schroffen Erdreich. Dunkelheit schwappt aus den Tiefen hervor. Ist das eine Antwort auf den Ruf des Himmelswesens? Die Antwort einer ebenbürtigen Kreatur aus der Tiefe?
Aus großer Ferne dringt das Geräusch von Tempelglocken zu dir hindurch.
Dann erwachst du, schweißgebadet.

Gebrochene Tabus

Zuko und Kazuki haben sehr wohl die warnenden Worte in der Sake-Kneipe vernommen. Doch während sich die übrigen Bürger Fukuis ängstlich in ihren Häusern verbergen, sind die beiden hin und hergerissen ob der Möglichkeiten und Gefahren, die sich ihnen bieten. Zuko ist die einfachen Aufgaben eines Tagelöhners satt und überlegt, ob man das Monster nicht einfach suchen sollte. Eventuell würde der Fremde sich auch finanziell erkenntlich zeigen, wenn man ihm einen wichtigen Hinweis auf den Aufenthaltsort des Monsters gäbe. Und, so Zuko, könnte Kazuki nicht vielleicht gar eine Falle bauen, eine Art Reuse an Land? Dann wären sie die Helden des Dorfes! Kazuki hingegen denkt an die Pläne der Madras Ayumi, die das Dorf alsbald verlassen wollte. Sie machte nicht den Eindruck, als würde sie durch die Warnungen des Fremden umgestimmt worden sein. Er befürchtet, sie könnte dem Monster zufällig über den Weg laufen und in Gefahr geraten. Und selbst wenn ihr die Flucht unbemerkt von ihrem neuen Hausherren und dem Monster gelänge, würde das auch bedeuten, dass er sie sicher nie wieder sähe... Die beiden entscheiden sich schließlich, den Hof des alten Kitayama aufzusuchen. In der Dämmerung schleichen sie sich im Schutze von Hecken und Bäumen wie Diebe durch das Dorf, bis sie auf den Hügeln bei den Weiden zum Kitayama-Hof gelangen. Dort gelingt es ihnen gerade noch, der ausbüchsenden Ayumi aufzulauern. Doch zu Kazukis Überraschung denkt sie gar nicht daran, Fukui zu verlassen. Während die Gemeinschaft in Richtung des Nordwaldes unterwegs ist, erzählt sie den beiden jungen Männern, dass etwas mit dem Tempel im Wald nicht stimme. Sie erzählt nichts von ihrem Traum, doch Zuko stimmt zu ihrer Erleichterung auch ohne große Erklärungen zu. Er erinnert sich, das die Zwillinge angedeutet hatten, dass die Youkai danach streben, die heilige Orte zu besudeln. Kazuki ist nicht begeistert. Er würde die Gemeinschaft gerne von youkai fernhalten! Doch Ayumi versichert ihm, sich nur von dem intakten Zustand der Schutzsiegel überzeugen zu wollen. Im Wald ist es unheimlich still. Kein Vogel, kein Nagetier ist zu hören. Als die Gemeinschaft den alten Tempel erreicht, scheint von innen ein pulsierendes Licht.

Das wahre Monster im Tempel

Einige von den Zwillingen aufgehängten Laternen hängen noch und tauchen die Szenerie in ein gespenstisches Licht. Doch viele sind heruntergerissen und zerstört worden. Auch die hölzernen Bänke, die zuvor in Reih und Glied vor dem Altar aufgereiht stunden, sind in der Zwischenzeit zu Kleinholz verarbeitet worden. Das Wandbild der Anesidora ist mit einer dunklen, rostfarbenen Flüssigkeit besudelt worden. Kazuki fragt leise in die Runde, ob es sich dabei um getrocknetes Blut handeln könnte, doch niemand antwortet. Ayumi schreitet voran, die beiden jungen Männer folgen etwas zögerlich. Die Madras runzelt die Stirn, als sie dem Altar näher kommt. Etwas an der Mönchsstatue kommt ihr sonderbar vor, doch sie kann den Finger nicht darauf legen. Hat jemand den schweren Stein bewegt? Vom Eingang her ertönt eine ruhige, doch ernste Stimme. Es ist die Stimme des Fremden, Dokkaebi:

Ihr hättet nicht kommen sollen. Ich habe Euch gewarnt.

Zuko ist der Erste, der die Risse in der Statue bemerkt. Die Gruppe weicht erschrocken zur Seite. Dokkaebie schließt die schwere, steinerne Pforte des Tempeleingangs ohne jede Mühe und zückt seine schwarze Klinge. Kaum ist die Gemeinschaft hinter den Trümmern der Bänke in Deckung gegangen, zerspringt die Statue. Eine humanuide, doch alles andere als menschenähnliche Kreatur springt aus ihr hervor. Mit furchterregender Geschwindigkeit springt sie durch den Raum auf den Fremden zu. Ein erbitterter Kampf zwischen scheinbar ebenbürtigen Gegnern entbrennt. Während Dokkaebi seine Klinge mit enormer Kraft und Präzision schwingt, ohne seinerseits eine Lücke in der Defensive zu offenbaren, hetzt und springt das Monstrum durch das Halbdunkel der Szenerie und startet ein ums andere Mal erbitterte Serien von Angriffen. Lange Klauen prallen wieder und wieder von der Klinge ab, doch niemandem gelingt es, die Parade seines Gegenübers entscheidend zu überwinden.

Zuko schafft es schließlich, im Schutze des Gerölls zur Pforte zu gelangen. Doch erst mithilfe von Kazukis Unterstützung und unter Aufbringung all ihrer Kräfte gelingt es den beiden, das Tor einen Spalt zu öffnen. Gerade will Ayumi hindurchschlüpfen, als die wutentbrannte Stimme des Fremden ertönt:

Halt! Bleibt hier, oder Ihr werdet es bereuen!

Was hat dieser Ausruf zu bedeuten? Lauern draußen noch weitere dieser Kreaturen? Kazuki und Zuko machen Anstalten, erneut Schutz hinter den Trümmern aufzusuchen, doch Ayumi gefällt der veränderte Ton in der Stimme des Fremden ganz und gar nicht. Sie erinnert sich an die Zweifel, die ihr bereits bei dem ersten Aufeinandertreffen mit dem Mann aufkamen. Die darauf folgenden Ereignisse überschlagen sich. Das Monster nutzt die kurze Ablenkung Dokkaebis für eine weitere Barrage von Angriffen. Wieder und wieder hageln seine langen Klauen auf den zunehmend in die Defensive gezwungenen Jäger. Kazuki wähnt dies als Chance und versucht erneut, sich durch den Spalt im Eingang zu zwängen. Dokkaebi entweicht den Angriffen der Kreatur rückwärtsrollend und schwingt sein Schwert mit einem gewaltigen Hieb - und erwischt Kazuki mit voller Wucht am Oberschenkel! Ayumi stößt einen erschrockenen Schrei aus. Kazuki sinkt bewusstlos zu Boden, der sich augenblicklich schwarz verfärbt. Blut sickert schnell aus der klaffenden Wunde. die wütenden Augen Dokkaebis fixieren Zuko und Ayumi. Doch bevor der Jäger zu seiner nächsten Aktion kommt, ertönt ein zischendes Geräusch - und der Jäger schaut voller Überraschung auf den langen Dorn, der aus seiner Brust ragt. Die Kreatur hat die erneute Ablenkung genutzt und ihn von hinten durchbohrt. Sie hebt den Fremden über sich und schleudert ihn durch den Tempelsaal. Er prallt vom Altar ab und schlittert in den Schatten dahinter.

Zuko ist sich sicher, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hat. Doch statt mit dem erwarteten Tod überrascht das Wesen, als es ihr zähnestarrendes Maul öffnet und zu Sprechen beginnt. Die Laute klingen, als sei es für sie schmerzhaft, menschliche Laute nachzuahmen, doch auch wenn der Inhalt ihrer Worte scheinbar keinen Sinn ergibt, ist sie zweifellos recht deutlich zu verstehen:

Glaubt nicht, was diese Kreatur zu sein vorgibt. Es ist kein Mensch. Es ist nie einer gewesen. Ich halte es auf, solange ich kann. Flieht!

Hinter dem Altar kämpft sich indes Dokkaebi wieder auf die Beine. Als er spricht, sprudelt schwarzes Blut zwischen seinen Zähnen hervor. Gurgelnde Laute entweichen ihm. Seine Stimme hat alle Freundlichkeit und, schlimmer noch, alle Menschlichkeit verloren.

Wagt es, Euch noch einmal zu widersetzen, und ich verschlinge Euch. Ich werde mich an Euren Eingeweiden laben, elendige Würmer. 

Falls Dokkaebi noch mehr Drohungen aussprechen möchte, wird er daraufhin von der angreifenden Kreatur unterbrochen. Ein wildes Knäuel entsteht. Doch der Kampf ist nun wilder, unberechenbarer als zuvor. Dokkaebi müht sich nicht mehr mit Defensive ab, stattdessen nimmt er die klauenbewehrten Hiebe einfach in Kauf. Beide Kombattanten nehmen schwere Hiebe. Zuko und Ayumi befreien sich endlich aus ihrer Starre, öffnen das Tor noch ein Stück weiter und tragen Kazuki gemeinsam ins Freie. Während drinnen der Kampf um Leben und Tod weitergeht, flieht die Gemeinschaft den dunklen Ort, ohne den Sieger abzuwarten.

Der weiße Baum an der Steilküste

Kazuki verliert Blut. Zu viel Blut, das erkennt Ayumi sofort. Sie ist sich nicht sicher, ob er den Weg zurück zum Dorf überleben wird. Doch zu ihrer Überraschung schlägt Zuko, der den jungen Fischer auf seinen Schultern trägt, nicht den Weg nach Süden ein, sondern lenkt seine Schritte nach Norden. Auf Nachfrage erklärt er, dass er nur einen anderen heiligen Ort kennt, der womöglich Schutz vor den youkai bietet. Nicht weit entfernt des Waldes liegt die Steilküste Aldabras. Dort liegt auch Rosoku, die weiße Lärche. Wenn sie die Nacht überleben wollen, dann dort, so der Tagelöhner.

Tatsächlich erreichen sie wenig später die Landzunge, die hoch über dem schwarzen Ozean ragt. Die Lärche wird vom Vollmond beschienen. Während Zuko völlig außer Atem den verletzten Kazuki niederlegt, schaut sich Ayumi die notdürftig verbundene Wunde genauer an. Sie entscheidet, ein weiteres Tabu zu brechen und beginnt trotz der Anwesenheit Zukos mit dem Wirken ihrer wilden Magie. Langsam und widerwillig schließt sich die klaffende Wunde. Zuko hat derlei noch nie gesehen. Er hat Geschichten über die Mächte der Madras gehört, aber ihnen keinen Glauben geschenkt. Er schweigt jedoch still und beobachtet stattdessen, wie Ayumi ihr Möglichstes tut. Eine ganze Weile kämpft Ayumi um das Leben des jungen Fischers. Doch schließlich sinkt auch sie erschöpft zu Boden. Auf Zukos leise Frage, ob sie Erfolg hatte, nickt sie nur müde und wortlos. Nicht lange darauf öffnet Kazuki die Augen. Er fühlt sich ebenfalls erschöpft, stellt jedoch zu seiner maßlosen Überraschung fest, dass trotz all des getrockneten Blutes an seiner zerissenen Hose kein Zeichen einer Wunde übrig ist. Doch bevor weitere Erklärungen möglich sind, tritt eine vierte Gestalt auf die Klippe. Außer einem Sprung in die tosende Schwärze tief unter ihnen ist kein Rückzug möglich, wird Zuko mit einem Male klar.

Bei der Gestalt handelt es sich um die Kreatur aus dem Waldtempel. Ihr linker Arm hängt schlaf und nutzlos herab, sie blutet aus mehreren tiefen Wunden. Sie spricht langsam und ruhig zu der Gemeinschaft, ihre Stimme klingt jetzt fast menschlich. Sie sagt, die Gemeinschaft bräuchte sich nicht zu fürchten; für den Moment seien sie sicher. Als Zuko fragt, ob sie den Kampf gewonnen habe, verneint sie.

Gewonnen? Nein. Man kann diese Kreatur nicht bezwingen. Es hat nur von mir abgelassen, weil es wusste, dass ich mich von diesen Wunden nicht würde erholen können. Und um sein Ritual weiter durchzuführen. Ich wollte es aufhalten. Leider bin ich gescheitert. Es gäbe so viel, dass ich Euch erklären müsste. Aber es ist keine Zeit. Die Sonne geht bald auf. 

Zuko fasst sich ein Herz und fragt geradeheraus:

Was bist du? Du bist kein Monster. So viel begreife ich. Aber ein Mensch bist du auch nicht.

Der Kreatur gelingt es trotz seines grauenhaften Antlitzes, traurig zu lächeln. Es schaut Ayumi an, als es weiterspricht:

 Der Jäger war es, der mich so gemacht hat. Ich weiß nicht, ob es sein verfluchtes Schwert war oder seine dunkle Seele. Aber seit ich ihm begegnet bin, verliere ich mich mehr und mehr. Ich kann die Magie in dir wittern. Ich will dich trinken. Ich beginne, wie der Jäger zu denken. Aber ich werde widerstehen. Ihr müsst von hier fliehen. Wenn es sein Ritual beendet hat, wird es eine Weile ruhen. Aber danach wird es Euch jagen. Geht, und sucht nach Antworten. Dreht Euch niemals um. Es hat Eure Witterung aufgenommen. Euren Geruch. Es will Euch, weil ihr begonnen habt, die Maskerade zu durchschauen. Das kann es nicht zulassen.
Ich weiß, Ihr sucht Antworten. Aber es ist keine Zeit. Flieht. Kehrt nicht zurück in Euer Dorf, oder alle, die Euch etwas bedeuten, werden mit Euch sterben. Geht, und sucht nach Naoh Tans Vermächtnis. Vielleicht kann es Euch helfen.

Bevor jemand aus der Gemeinschaft weitere Fragen stellen kann, lässt sich die Kreatur rücklings die Klippe herab in die Dunkelheit fallen. Ohne ein weiteres Geräusch verschwindet es in der Schwärze der Nacht. Die Gemeinschaft hat nicht einmal erfahren, ob es einen Namen hatte.

Die Expedition

Nach dem offenbaren Suizid der fremdartigen Kreatur bleibt die Gemeinschaft in der kühlen, ausgehenden Nacht zurück. Zuko versucht, die innere und äußere Kälte zu vertreiben, indem er aus herumliegendem Fallholz ein kleines Lagerfeuer bereitet. Es wird wenig gesprochen. Alle sind noch zu aufgewühlt von den Ereignissen der Nacht. Im Morgengrauen bekommt die Gruppe erneut unerwarteten Besuch auf der Steilklippe. Doch zu ihrer Erleichterung ist es nicht der Jäger, der sich Dokkaebi nannte. Stattdessen nähert sich eine kleine Gruppe Fremder, die keiner der Anwesenden je zuvor gesehen hat. Kazuki kann es kaum glauben. Fukui hat zu seinen Lebzeiten selten Fremde gesehen. Doch in den letzten Tagen scheint es zur Gewohnheit zu werden, neue Gesichter zu betrachten. Eine Gestalt schält sich aus der Gruppe der Ankömmlinge. Eine zwei Schritt große, athletische Frau in einer fremdländischen Rüstung nähert sich sich dem ausgehenden Lagerfeuer und betrachtet die Sitzenden argwöhnisch. Ihre Haut ist blass und straff, doch ihre Haare schlohweiß und bis zu den Hüften fallend. Ihr Alter ist unmöglich zu schätzen. Sie trägt fremdartigen Schmuck und einen Speer auf dem Rücken, der aus einem einzigen Kristall geschnitzt zu sein scheint. Niemand aus der Gruppe hat so etwas jemals zuvor gesehen. Schließlich richtet sie das Wort an Zuko, der ihr am nächsten sitzt.

Mein Herr fragt, ob dies die heilige Lärche von rosoku sei. Stören wir beim Gebet, oder ist unsere Anwesenheit geduldet?

Zuko zuckt mit den Schultern und schaut fragend zu Kazuki. Dieser nickt und erklärt, dass dieser Ort niemandem gehöre, aber sie sich vor den Steilwinden in Acht nehmen sollten. Ayumi fragt dazwischen, wer dieser sogenannte Herr sei, von dem die Fremde spricht. Diese pfeift den übrigen Mitgliedern ihrer Gruppe in einem hohen, langen Ton zu, bevor sie sich der Madras zuwendet. Dies scheint das vereinbarte Zeichen zu sein, die Übrigen setzen sich gemächlich in Richtung der Lärche in Bewegung.

Der Herr kommt von weit her. Sein Herr, Meister Jakoon Furgun hat ihn und seine Gruppe gesandt, unser Land zu erkunden. Er sagt, sein Name sei Enkobal Kempper.

In ihrer Stimme liegt keine Sympathie, als sie über den schmächtigen Mann redet. Derselbe geht ohne die Gruppe zu beachten, bis zu der riesigen Lärche am Abgrund der Klippe. In einer fremden Sprache, doch offenbar voller Begeisterung, beginnt er auf den dritten im Bunde einzureden. Die Gemeinschaft versteht nicht, wovon er redet und nimmt nur wenige Wortfetzen auf:

 Hello! Nice to meet you! What a magnificent piece of nature this is. Fascinating view!

Der dritte der Gruppe, ein etwas untersetzter Mann mit seltsam dunkler Haut und weiten Stoffgewändern wendet sich schließlich der Gemeinschaft zu. Er spricht mit seltsamen, aber freundlichem Akzent:

Seid gegrüßt, werte Shinji Oto. Ihr müsst Aldabräer sein! Ihr seid Zeugen der theranischen Expedition. Mein Name ist Assalam ben Iban ben Choran! Ich werde Eure Fragen beantworten. Aber zuvor, dürfte ich mich ein wenig an Euer Feuer gesellen? Die Nacht war lang und ich bin am Erfrieren! Die Sache ist nämlich die. Wir sind eigentlich eine größere Gruppe, aber wir sind getrennt worden. Lange Geschichte. Wir haben vereinbart, uns in Aldabra zu treffen. Aber wenn ich ganz offen und ehrlich sein darf. Niemand von uns kennt den Weg zur Hauptstadt. Ich weiß nicht mal, wie weit die Reise noch geht. Und der Herr wird langsam ungeduldig. Ihr habt nicht zufällig Lust, Euch ein paar Koban dazuzuverdienen?

Fortsetzung: Auf Enkobaals Spuren