Steilküste von Aldabra
Sandan, Rosoku, Byobu und Oike sind nur die vier bekanntesten und bedeutendsten der Felsformationen an der kilometerlangen Steilküste, die an ihrer höchsten Stelle fast eine Meile bis zum dunklen Ozean abfällt. Während die basaltenen Felsen von Okie weiter im Norden den höchsten Punkt markieren, dürfte die Landzunge auf halber Länge die Quelle der zahlreichsten Legenden dieser Gegend darstellen. Direkt am Abrund wächst eine schneeweiße Lärche, Teile ihres Wurzelreichs ragen über das steil abfallende Kliff. Das monözische Gewächs ist das einzige Exemplar seiner Art auf dem Subkontinent (Mamercus Porcius Mucus taufte es larix pendula), es verfügt über einen reinweißen Stamm und ebensolche Äste. Es ist vom Fuß bis zur Spitze nahezu fünfzig Meter hoch und trägt bläulich-grüne Nadeln an den tief über den Abgrund hängenden Ästen. Alle sieben Jahre trägt es neue Samen.
Eine Legende besagt, das die seibomedin diesen Baum pflanzte, um den Tod ihres einzigen Sohnes zu betrauern. Einer anderen Deutung nach ist die Lärche aus einer Träne Siits erwachsen, die er um einen tragisch verstorbenen Freund seiner Gemeinschaft vergoss, bevor er sich die Klippen hinunterstürzte. Keine andere Erzählung bestätigt diese angebliche Selbsttötung; sicher ist jedoch, dass die Abenteuergeschichten dieser Gruppe an einem Punkt abrupt und unerklärt endeten. Heute kommt es immer wieder vor, dass unglücklich verliebte Shinji Oto zu der Steilküste reisen, um den hoffungsvollen Sonnenaufgang über dem Meer zu erleben und neuen Mut zu sammeln.
Einige alte Aldabräer erzählen, ein Priester ungenannten Namens sei einst vom zornigen Pöbel über die Klippen in den Tod getrieben worden und sie hätten den Baum gepflanzt, um seinen rachsüchtigen kami zu besänftigen. Die gefährlichen Winde der Steilküste, die kokyū, seien demnach der Odem des Priesters, der sie in den Abgrund zu locken versucht.