Medin Yozakura
Medin Yozakura | |
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Name | Medin Yozakura |
Profession | Hohepriesterin |
Gesinnung | Neutral |
geboren | unbekannt (vor der Stille) |
Heimat | Shinji Oto (Sedevan) |
Rasse | Menschen |
Medin Yozakura war die Begründerin des Glaubens der Shinji Oto und des Hauses Medina.
Inhaltsverzeichnis
Charaktergeschichte
Für gewöhnlich ist das Leben der Menschen vor der Stille für die Bewohner Shinji Otos ein Buch mit sieben Siegeln. Nur wenige Quellen sind geblieben, und ihr Inhalt wird von den Priesterinnen der Medina in der heiligen Bibliothek des Hauses vor dem Zugriff Unwürdiger beschützt. Mit der Namensgeberin und Gründerin des Hauses verhält es sich jedoch gänzlich anders. Mit Freuden erzählen die stolzen Priesterinnen von ihrer Ahnherrin, die in einer Zeit des Unglaubens mit ihrer Weisheit und Voraussicht gegen alle Widerstände das spitituelle Leben der Welt für immer veränderte.
Vor Yozakuras Weissagungen, so die Legenden, beteten die Menschen in großer Furcht vor der Willkür der Götter, die sie erschaffen hatten. Sie flehten um die Gunst der jenseitigen Wesen, damit sie sie vor den immerhungrigen youkai aus dem hon preta schützen würden. Die tiefe Nacht bedeutete den Niedergang der göttlichen Kräfte, weswegen die Menschen den Sonnenuntergang fürchteten und sich voller Angst in ihren Hütten verbargen. Neumond bedeutete die absolute Abwesenheit der Götter, nur die verderbesten Charaktere würden die Sicherheit der eigenen vier Wände in solch einer dunklen Nacht überhaupt verlassen.
Und so begab es sich, dass die noch jugendliche Medin Yozakura in just einer solchen Neumondnacht vor einer schweren Entscheidung stand. Sie hatte von der Erkrankung ihrer gutherzigen Großtante erfahren. Ein Sumpffieber schüttelte die alte Witwe, die ganz alleine am Fuße des koorisan in einer kleinen Hütte lebte, um ihre letzten Jahre niemandem zur Last zu fallen. Yozakura war vor zwei Tagen von einem Besuch in die nächstgelegene Siedlung eingekehrt und hatte es gerade geschafft, den ansässigen Händler davon zu überzeugen, ihr einen Kredit für die übrigen Zutaten zu geben, die ihr noch für eine heilsame Pilzsuppe gefehlt hatten. Nun stand also die gefürchtete Neumondnacht an und die Dorfbevölkerung machte sich daran, alles für die Nacht zu verbarrikadieren. Yozakura aber war plötzlich von dem Gefühl übermannt, noch in dieser Nacht zu ihrer Großtante aufbrechen zu müssen. Sie hatte diese Gesichte schon als kleines Mädchen erfahren; Ahnungen, die von großen Veränderungen oder drohenden Gefahren erzählten, ohne dass sie einen echten Anhaltspunkt dafür gehabt hätte. Doch in den letzten Monaten waren diese Eingebungen häufiger und weitaus intensiver geworden. Der Händler, der zuvor noch unerbittlich mit ihr um den Preis für die Pilze gefochten hatte, flehte sie an, doch bei ihm unterzukommen, statt allein in die dunkle Nacht hinauszuschreiten, doch Yozakura ließ sich nicht abbringen von ihrem dringlichen Gefühl. Wenn sie nicht noch in dieser Nacht aufbrach, würde etwas Furchtbares geschehen.
In dieser grauen Vorzeit war das Tragen von Waffen für Frauen äußerst ungewöhnlich und Yozakura hatte den Umgang mit ihnen auch nie gelernt. Daher verließ sie völlig allein und einzig geschützt durch ihre helle Leinenrobe die Sicherheit der Siedlung. Der Händler hatte ihr noch ein Sturmlicht mitgegeben; zwar eine kostenspielige Investition in die irrwitzige junge Frau; aber er rechtfertigte wohl die Gabe mit der Tatsache, dass er seinen Kredit nie wiedersah, wenn sie sich in der Dunkelheit verirrte und im Sumpf verlorenging oder von einem gierigen youkai verschlungen wurde.
Yozakura schritt, wenn auch nicht völlig furchtlos, so doch festen Schrittes voran. Die Geschichten von den hungrigen Geistern der Nacht hatten auch ihren Mut nicht unberührt hinterlassen. Doch statt eines Dämons waren es schließlich einige düstere Wegelagerer, die ihr in den Weg traten. Das Licht der Laterne hatte sie angelockt und sie schlossen schnell einen Kreis um die erschrockene junge Frau. Sie wehrte sich, so gut sie konnte, aber unbewaffnet und in der Unterzahl, war sie schnell zu Boden gezwungen. Der Anführer der Diebe, ein großer und ungemein hässlicher Geselle, entriss ihr ihren Beutel und durchsuchte ihn, wohl in der Erwartung einiger Wertsachen. Wütend warf er die Ingredenzien für die heilende Suppe in den Morast abseits des Weges. Dann warf er sein Augenmerk auf die wehrlose junge Frau, die von seinen Kumpanen zu Boden gedrückt wurde. Yozakura erkannte seinen lüsternen Blick und drohte ihm voller Furcht und Abscheu.
"Wenn du es wagst, mich anzurühren, wird mein Blut dich jagen. Ich habe dein Gesicht gesehen. Ich erkenne dich unter allen Menschen unter dem Lichte Amaterasus wieder!"
Sein gieriges Lächeln gefror.
"Dann wollen wir lieber sicher gehen, dass du es nicht wieder erkennst."
Und ihre Schreie hallten von den nahen Bergen, als er sein Opfer blendete.
Stunden später erwachte die geschändete Yozakura. Sie schmeckte ihr Blut auf den Lippen, die geschundenen Knochen schmerzten und die Kleider hingen ihr in Fetzen vom Körper. Ihr war bewusst, dass sie nie wieder sehen würde, aber in ihrem bemitleidenswerten Zustand konnte sie nur an ihre Großtante denken, die ohne die Suppe womöglich die nächsten Tage nicht überleben würde. Sie kroch auf dem Pfad umher und tastete verzweifelt nach dem Inhalt ihres Beutels, als ihr plötzlich ein helles Licht leuchtete. Yozakura kämpfte sich auf die Beine und hob ihren Blick, um ihre blinden Augen auf die Spitze des koorisan zu richten.
Da wurde ihr bewusst: Sie war blind, und doch konnte sie sehen. Ganz deutlich vor ihrem inneren Auge setzte sich da der kami des alten Berges ab; und auf seiner Spitze leuchtete ein gleißend weißes Licht. Und so tat sie das Einzige, was ihr übrig blieb, und setzte einen Fuß vor den anderen. Während das Blut über ihre Wangen und entlang ihrer Schenkel lief, ließ sie den Ort ihrer Entweihung hinter sich und stieg hinauf in eine größere, in eine höhere Zukunft, ihrer Bestimmung entgegen.
Obwohl der Aufstieg auf die Spitze des alten koorisan selbst für einen geübten Wanderer beschwerlich und in der Nacht gar lebensgefährlich ist, wurde Yozakuras Pfad mit jedem Schritt sicherer, das Gewicht auf ihren Schultern leichter und leichter. Auf der Spitze des Berges erwartete sie eine Alte Frau. Yozakura sah sie nicht mit ihren eigenen Augen, sondern von innen heraus; oder so beschrieb sie es Jahre später ihren ersten Schülerinnen. Vom Fuße des Berges hatte sie ein blendendes Weiß in alle Himmelsrichtungen ausgestrahlt; doch aus der Nähe betrachtet erschien ihre Aura in einem wärmenden, friedlichen Schein, gleich einem lodernden Herdfeuer.
"Wer bist du?", fragte die junge Frau, und die alte antwortete mit einem Dutzend Stimmen, die im Einklang sprachen:
"Ich bin Ape-huci-kamuy, die Hüterin des Feuers. In allen Äonen bin ich nie von seiner Seite gewichen, auf das es niemals erlischt. Aber in dieser Nacht bin ich hinuntergestiegen in die Welt, damit ich dich sehen kann, Medin Yozakura."
"Bist du eine Göttin?"
So erschöpft und überwältigt war Yozakura, dass sie völlig vergaß, sich zu fürchten oder aus Ehrfurcht in den Staub zu sinken. Doch die alte Frau lächelte nur gütig.
"Nur eine Dienerin des kosmischen Ganzen, meine liebe Medin. Ich bin gekommen, um dir deine Aufgabe zu überreichen."
Und sie griff unter ihren Mantel und holte ein schlichtes Buch in einem einfachen Ledereinband gebunden hervor. Bevor sie der jungen Frau das Buch überreichte, sprach sie: "Es kommt ein Tag, da die Sterblichen mit einer Kraft von der Beginn der Zeiten danach streben, die Welt in ein Ungleichgewicht zu stoßen. Doch die Sterblichen sind nicht geschaffen, über solche Mächte zu verfügen. Die Welt muss im Gleichgewicht bleiben. Schlägt das kosmische Pendel zu sehr zur einen Seite aus, kann dies das Ende von allem bedeuten. Du, Medin Yozakura, wirst ihnen von dieser Notwendigkeit berichten. In diesem Buch steht alles, was du wissen musst. Es lehrt Dich, zu verstehen, was du siehst. Du, und alle die nach dir kommen."
"Was soll das bedeuten?"
"Du wirst verstehen. Jetzt steige hinab und bringe dies deiner Großtante."
Und Ape-huci-kamuy gab ihr einen Topf, prall gefüllt mit einer dampfenden, gutriechenden Pilzsuppe, die sie auf ihrem göttlichen Feuer zugerichtet hatte. Medin Yozakura verbeugte sich tief, bedankte sich artig und wollte hastig den Berg hinuntereilen, um ihre Verwandte zu retten, doch die alte Frau hielt sie noch einmal zurück.
"Du wirst ein Kind austragen. Doch anstatt es zu hassen für seinen Vater, musst du es lieben als dein eigen Blut. Es wird dein einziger Sohn sein, und er ist das wichtigste deiner Kinder. Du wirst viele Kinder haben und ein langes Leben. Und alle deine Töchter werden blind sein wie du und sehen können was hinter den Dingen liegt. Sie werden deine Lehre in die Welt tragen. Doch dein Sohn ist dazu bestimmt, seinen eigenen Weg zu gehen, trotz aller Hindernisse und Zweifel."
Yozakura hatte Schwierigkeiten, ob der Fülle der Informationen zu folgen.
"Ich werde einen Sohn haben?"
"Du trägst ihn bereits in dir. Ich habe ihn gesehen. Sein Name ist Naoh. Jetzt geh, ich muss Kohle nachlegen, damit das Feuer nicht erlischt."
Einfluss
Der Einfluss der medinischen Lehren auf das spirituelle Leben der Shinji Oto ist enorm. Auch wenn nicht überliefert ist, wie genau ihre Lehren ihren Eingang in die allgemeine Religion des Subkontinents gefunden haben, ist es unbestritten, dass ziemlich ausnahmslos jeder gläubige Bewohner des Landes ihren Lehren Glauben schenkt. Selbst die zwielichten und geradeheraus zerstörerischen Elemente, dunkle Meuchler und machthungrige Schwarzmagier hegen keinen Zweifel an der grundsätzlichen Richtigkeit ihrer Legende. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, sind doch die blinden Priesterinnen der Medina im ganzen Land bekannt und bewundert für ihre Güte und Weitsicht. Auch wenn bestimmte Elemente der Sagen in den Bereich der Ausschmückung gerückt werden - ist sie wirklich die Ahnin aller Priesterinnen, wie viele Töchter müsste sie dann wohl geboren haben? - und die Existenz von Ape-huci-kamuys Buch nicht gesichert bzw. womöglich das bestgehütete Geheimnis des Hauses Medina; niemand mag sich heute vorstellen, was für eine Gesellschaft sich heute überhaupt gebildet hätte.
Abgesehen von der Widmung eines ganzen Hauses in ihrem Namen und der etlichen Tempel der Medina, die den diversen Gottheiten gewidmet sind, haben ihre animistischen Lehren die alltägliche Lebenssicht der Shinji Oto geprägt. In allen Dingen steckt Leben. Berge, Flüsse, ja sogar Steine beinhalten kami. Geister, Elementare, Seelen von jenseitigen Wesen und Verstorbenen weisen auf eine zweite, für das gewöhnliche Auge unsichtbare Welt hinter unserer Welt hin. Theranische Magier vergleichen die Fähigkeit der Priesterin am ehesten mit einer besonderen Form der Astralsicht, jedoch ist sie weniger willkürlich und kontrolliert und nicht immer in Einklang mit der Gegenwart. Offenbar sehen Priesterinnen mitunter vergangene oder zukünftige Ereignisse, ohne dies genau einordnen oder unterscheiden zu können.
Die Lehren der Yozakura sind auch die Basis für das Verständnis der Shinji Oto für den Astralraum
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Medin Yozakura ist seit langer, langer Zeit vom Antlitz der Welt verschwunden. Doch ihre Lehren bleiben eklatant wichtig und ihre Töchter tragen ihre Weisheit in die Welt.