Die Rückkehr des Maldoror

Aus Aloran Kompendium
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Kap. 19: Die Rückkehr des Maldoror

18. - 25. Loar 351 i.J.P.


Episode 01: Ankunft in Jerris: Die Helden kommen in Jerris an und erfahren von akuten Gildenproblemen. Sie kommen bei der Suche nach Jaran auf die Spur eines Schwarzmagiers und finden ein aufgegebenes Versteck. Es bahnt sich ein Bandenkrieg zwischen den Füchsen und der Briccone-Familie an.

Episode 02: Bandenkrieg in Jerris: Adarian und Foxi vergnügen sich im „Briccone-Casino“ und Henk bespricht mit Mestoph dessen Sanierungspläne für die Gilde. Die Helden leisten den Eid der Verschwiegenheit und Adarian hilft beim Auffüllen der Gildenkasse. Bei einem Treffen mit Cupo Briccone kommt es zu einer bösen Überraschung.

Episode 03: Untote in Jerris: Die Helden verteidigen das Bada Beng und versuchen, überlebende Angestellte zu retten. Sie erkämpfen sich ihren Weg über die Straße in die Kanalisation, wobei .

Episode 04: Auf den Spuren des Phex: Ein neugewonnener Freund muss sein Leben lassen, die Helden kommen zum Briccone-Casino und erkennen die Lage der Stadt. Im Tempel des Phex finden sie endlich Jaran und treffen auf Hella und Henks Sohn Montakor.

Episode 05: Kampf um Montakor: Die Helden schmieden mit Hella und Jaran einen Plan für eine Falle und stellen die Schwarzmagier auf dem großen Platz des Mynbruje. Henk wechselt im entbrennenden Kampf die Seite und die Drachentränen retten die Helden.

Episode 06: Maldoror ist zurück: Maldoror flieht mit Henk auf einem Luftschiff und sie werden mit der K’eygha von den Helden verfolgt. In einer schwarzen Wolke stellen sie den Dämon und ein Falke ermöglicht ihre Befreiung.

Episode 07: Montakors Zukunft: Hella bespricht mit den Helden die Problematik um Montakor und die Lichtträger suchen nach dem Jungen. Hella verschwindet und Gespräche mit den Briccones werden geführt. Schließlich findet Hella einen Weg Montakor zu helfen u d bracht dazu die Hilfe von Kenji.

Episode 08: Rettung für Monatkor: Die Helden machen die Bekanntschaft eines seltsamen Mannes und führen ein Ritual für Montakor durch. Henk muss zum Ausgleich dafür in der Nacht einen Einbruch bei den Lichtträgern begehen. Adarian wird von Foxi versucht und Kenji hilft im Tempel aus.

Episode 09: Epilog: Adarian erlebt Konsequenzen beim Lichtträgertempel und die Helden verabschieden sich von Hella. Die Toten werden beerdigt und anschließend wird im Fuchsbau gefeiert. Henk verlobt sich und ein Brief von Archorbar erreicht die Gruppe.


Stadtplan von Jerris

Inhaltsverzeichnis

18. Loar 351 i.J.P.

Ankunft in Jerris

Die K'eygha

Als die Helden sich mit ihrem Luftschiff der Stadt Jerris näherten, war die Sicht klar und die Helden konnte am Morgen schon wunderbar die „Stadt der fünf Türme“ am Horizont bewundern. Henk erkannte sofort, dass kein Sturm in Sicht war, und erwartete die Ankunft gegen Mittag. Doch entgegen Henks Berechnungen verlor die K’eygha immer weiter an Flughöhe. Kurz vor der Stadt wurde Henk klar, dass sie zu niedrig sind, um im Hafen anzulegen. Sie signalisierten der Stadt ihre Notlage und schon bald kam ein kleines Schiff auf sie zu und schleppte die K'eygha direkt in ein Dock.

Der Kobold zeigte sich nochmal und sagte Henk, dass er nicht auf dem Luftschiff vergessen werden wollte, wenn alle in der Stadt waren. Er schlug einen Deal vor: wenn Henk ihm jeden Abend etwas Leckeres vorbeibringt, passt er auf das Schiff auf und würde es mit seiner Magie verteidigen, falls es jemand klauen wollte. Henk willigte in das Geschäft ein.

Die Helden stiegen im Gasthaus „Fuchsbau“ ab und bei einem guten Mittagessen unterrichtete Henk sie davon, dass er von ihnen allen einen alten phex'schen Verschwiegenheitsschwur erwartet, um sich und seine Gilde abzusichern. Unter den Helden herrschten darüber unterschiedliche Gefühle. Anschließend suchten Henk und Eleonor die Gilderäume auf.

Meldung bei der Gilde

Zuerst traf Henk auf den Ingenieur Mjonflir. Als er ihn herzlich begrüßte, warnte dieser ihn, dass Giftvogel bereits stinksauer auf Henk wäre und er schleunigst mit ihm reden solle. Mjonflir wollte mit Henk auch nicht über Jarans Verschwinden reden und schickte ihn direkt zu Giftvogel.

Füchse im Gildenquartier (v.l. Giftvogel, Waruf, Mjonflir)

Als Henk auf Giftvogel traf, war dieser gespielt und übertrieben freundlich, wobei er jedoch seine Antipathie für ihn nicht wirklich verbergen konnte. Er ließ wegen Henks Abwesenheit von der Gilde immer wieder zynische Vorwürfe gegen ihn durchblicken und zog ihn als „Weltretter“ und „Helden“ auf. Er stellte aufgrund Henks Freundschaft zu einem Erzquestor und einem Lichtträger offen seine Loyalität zur Gilde in Frage. Er stellte klar heraus, dass er erwartet, dass Henk von nun an wieder Verantwortung übernehmen und die Gilde voran bringe müsse, sobald das Verschwinden von Jaran gelöst wäre.

Er wies auch darauf hin, dass die Gilde schon seit einiger Zeit finanzielle Probleme habe. Das Engagement gegen die Schwarzmagier war ein Grund dafür, warum die Gilde inzwischen rote Zahlen schrieb. Giftvogel war auch sauer auf Jaran, da dieser seiner Meinung nach versucht hatte einen zweiten Lichtträgerorden aus der Gilde zu machen, indem er alle gegen die Bruderschaft mobilisiert und dabei „das Geschäft“ vernachlässigt hatte. Als Konsequenz hatte sich in Jerris Cupo Briccone, ein anderer Unterweltboss und alter „Bekannter“ von Henk, aufgeschwungen, der mit den Füchsen kurz vor einem Bandenkrieg stand und gerade versuchte, die Stadt an sich zu reißen. Giftvogel hatte aus diesen Gründen auch schon Mestoph informiert und dieser träfe in den nächsten Tagen in der Stadt ein. Giftvogel warnte Henk davor, Jerris wieder zu verlassen, ohne dass er sich um diese Dinge gekümmert hatte. Außerdem erwartete Giftvogel, dass Henk sich etwas einfallen ließe, um die Gildenkasse wieder aufzufüllen.

Nachdem die beiden sich angegiftet hatten, war Giftvogel bereit mit Henk über Jarans Verschwinden zu sprechen. Er rief dazu Henks alten Kumpel Waruf herbei und schickte ihn mit Henk mit, damit er im Gasthaus auch die anderen über die Geschehnisse um die dunkle Bruderschaft und Jaran aufklären konnte. Giftvogel selbst wollte mit den Geschehnissen um die Schwarzmagier so wenig wie möglich zu tun haben, da er indirekt Henk die Schuld gab, dass der schwarze Orden überhaupt auf die Gilde aufmerksam geworden war. Dadurch waren ihnen zuletzt die ganzen überflüssigen Probleme entstanden und für Giftvogel musste Henk dies auch allein wieder auslöffeln. Um die Helden zu benachrichtigen, dass Henk dringend mit ihnen etwas zu besprechen hatte, schickte er Eleonor aus, um sie zum „Fuchsbau“ zurückzubringen.

Nachmittags im Lochost-Park und bei den Lichtträgern

Während Henk wichtige Gildenangelegenheiten regelte, brachen Octavia, Kenji und Adarian in die Stadt auf. Octavia und Kenji schlenderten durch den Park des Lochost und sprachen über ihre Vergangenheit in Kronstadt und ihre verschiedenen Schicksalswege.

Adarian meldete sich in der Zwischenzeit bei dem Quartier der Lichtträger. Er wurde dem Großmeister Arthas Lichtschlag vorgestellt. Dieser musterte Adarian und fragte ihn über seine Vergangenheit aus. Er machte Adarian darauf aufmerksam, dass dem Lichtträger seine Kräfte durch die Passionen verleihen werden und dass ein reines Herz und eine vorbildliche, asketische Lebensführung nach dem Willen der Passionen von Adarian erwartet würde. Schließlich würde das Leben seiner Brüder davon abhängen, wie anfällig sein Geist noch auf dämonische Einflüsterungen wäre und ob er sich schon von seinen Begierden und Wünschen befreit hätte. Arthas Lichtschlag fragten Adarian auch, was er in Jerris vorhatte. Es wurde nämlich von ihm erwartet, dass er sich einmal am Tag meldet und Bericht erstattet. Außerdem sollte er mindestens eine Stunde am Tag im Lichtträgertempel zum Unterricht erscheinen. Abschließend warnte er Adarian davor, dass sich in der Stadt gerade ein Bandenkrieg zusammenbraute und er sich aus diesen Angelegenheiten raushalten und sich auf die Bösigs konzentrieren soll. Adarian war insgesamt etwas geschockt vom seinerseits so empfundenen Fanatismus des Großmeisters.

Eleonor fand Kenji und Octavia im Lochost-Park und suchte danach nach Adarian, um sie alle zum „Fuchsbau“ zurück zu begleiten.

Zurück im Fuchsbau

Waruf

Im Gasthaus gab es mehrere Separees, in welche man sich ungesehen und ungehört zurückziehen konnte, da sie von der Gilde magisch gesichert waren. Waruf berichtete hier den Helden, dass Jaran seit Beginn des Lochost Festes verschwunden war und niemand etwas über oder von ihm gehört und gesehen hatte. Es gab nur eine vage Spur. Ein Mann aus der Gilde, Schwarzschatten, wurde nach dem Lochostfest und nachdem schon alle nach Jaran suchten in dessen privaten Gemächern erwischt. Er hatte Jarans Besitz komplett auf den Kopf gestellt und gab sofort zu, dass er gezwungen worden war dies zu tun. Danach brach er dann schreiend zusammen und begann dann seine Geschichte zu erzählen. Schwarzschatten hätte von einem seltsamen Mann den Auftrag bekommen, alles über Jaran und seinen Aufenthaltsort zu erfahren. Er beschrieb den Mann als zum barsavischen Normaltypus gehörend und wirkte recht alt mit tiefen Falten im Gesicht. Er war große und hager und hatte einen leicht gebeugten Gang. Sein Blick war stechend mit schwarzbraunen Augen. Ein Augenlid litt unter einem permanenten, nervösen Zucken. Er hatte eine Glatze und trug schlichte, dunkle Leinenkleidung, die gepflegt und absolut unauffällig wirkte.

Schwarzschatten hätte sich natürlich geweigert, den Auftrag anzunehmen, doch der Mann beschwor angeblich plötzlich einen schwarzen Wurm aus dem Nichts, der sich wie im Flug zielstrebig auf sein Gesicht zubewegte und dann plötzlich über seine Nase in seinem Kopf verschwand. Der Wurm fing dort ganz langsam an, das Gehirn von Schwarzschatten zu fressen, und hörte erst auf Befehl des Schwarzmagiers wieder auf, als er getan hatte, was er sollte. Da Schwarzschatten die Schmerzen in seinem Kopf und die Angst vor seinem qualvollen Ende nicht ertragen konnte, gehorchte er und begann Jaran heimlich zu suchen. Deshalb durchstöberte er auch seine Gemächer. Seitdem er gestellt wurde, war er von der Gilde in einem Versteck in der Stadt untergebracht und redete wirres Zeug vor sich hin. Sein Verstand schwand von Stunde zu Stunde und die Hilfe der Behörden und Magiern konnten nicht in Anspruch genommen werden, da er auch Gildengeheimnisse ausposaunte und illegale Geschäfte ausplauderte.

Waruf bat Henk mit allen zu Schwarzschatten zu gehen, damit Octavia untersuchen könnte, ob er tatsächlich etwas Dämonisches hatte und ob man ihn noch retten könnte. Leider verfügt die Gilde kaum über Kontakte zu Magiern.

Das Verhör von Schwarzschatten

Waruf führte alle in den Keller des Gasthauses, wohin zwei vermummte Mitglieder aus der Gilde den schwachen Schwarzschatten gebracht hatten. Jedes Mal, wenn er über etwas Geheimes plapperte, hielt ihm einer der beiden Aufseher den Mund zu.

Octavia konnte mit Astralsicht den Wurm in seinem Kopf sehen. Leider war eine Entfernung nahezu unmöglich und das Gehirn schon halb aufgefressen. Aber die Signatur in dem Wurm war eindeutig als Utukk'Xuls Magie zu identifizieren. Zum Untersuchungszeitpunkt redete Schwarzschatten nur noch wahnsinnig vor Schmerzen in wirren Fragmenten vor sich hin und war nicht mehr ansprechbar. Während Octavia ihn astral untersuchte, erhielt sie auf einmal eine Vision und brach bewusstlos zusammen. Sie sah aus den Augen von Schwarzschatten und erblickte eine dunkle Gasse und ein zuckendes Augenlid über einem stechenden, schwarzbraunen Auge. Sie fühlte, wie der Wurm sich durch seinen Kopf fraß, erkannte, wie Schwarzschatten mit jemanden über Jaran redete, und konnte dabei deutlich das Schild des Gasthauses „Zum guten Ton“ erkennen. Waruf und die anderen Einheimischen konnten bestätigen, dass dieses Gasthaus existiert und erst vor kurzem eröffnet hat. Es gehört wohl einem von Briccones Leuten. Schwarzschattens Zustand wurde immer schlimmer und er begann sich in Krämpfen und Zuckungen zu winden. Henk erlöste ihn von seinen Schmerzen.

Aus den Gesprächen mit Waruf und anderen aus der Gilde erfuhren die Helden, dass Eleonor in der Gilde nur "Foxi" genannt wurde.

Das Ultimatum der Briccone-Brüder

Die Briccone-Familie

Waruf meinte, dass es gefährlich sein könnte, in eins von Briccones Gasthäusern zu gehen, da die Stimmung sehr geladen war. Zum Schutz sollten deshalb alle gemeinsam gehen und vor allem Adarian sollte zur Abschreckung dabei sein, da die Briccones die Helden dann mit Sicherheit nicht angreifen würden. Kenji entschuldige sich und wollte lieber in der Zeit den Mynbruje-Tempel aufsuchen. Auf dem Weg zu dem Gasthaus wurden dann auch alle kurz nach dem Tor zum Bardenviertel von einer demonstrativen Überzahl der Briccones aufgehalten. Mehrere Ganoven standen mit Armbrüsten auf den Dächern und andere in den Gassen, aber nur die aufmerksamsten Helden bemerkten, dass sie systematisch umstellt wurden.

Toni Briccone trat flankiert von seinen Brüdern Luca und Fredo der Gruppe langsam und entspannt entgegen und verbeugte sich vornehm. Dabei konnte man erkennen, dass er im Ärmel versteckt eine Mini-Armbrust unter dem Umhang trug. Wer genau hinschaute konnte außerdem bemerken, dass auch seine Brüder gespannte Armbrüste versteckt hielten.

Toni begrüßte als erstes Henk freundlich und höflichst und meinte, dass er sich freute ihn nach so langer Zeit endlich mal wieder zu sehen und er immer wieder gerne an ihre Abende im „Bada Beng“ zurückdachte. In seinen Worten schwang tatsächlich auch Wahrheit mit, wie Menschenkenner unschwer erkennen konnten. Anschließend begrüßte er Waruf und erklärte ihm mit einem breiten Grinsen, dass er Glück hätte, dass er gerade mit Streuner unterwegs war, da er sonst in diesen Gassen bereits einen Bolzen im Schädel sitzen gehabt hätte. Dann bat er Henk und Waruf ihre Begleiter vorzustellen. Nachdem Henk die anderen vorgestellt hatte, erwiderte Toni die Geste und stellte sich und seine Brüder Luca und Fredo vor.

Toni führte aus, dass er das, was Henk und seine Freunde täten, respektierte und auch nach den Worten des Herolds von Throal ihnen eigentlich nicht im Weg stehen möchte. Trotzdem stünde ein Unterweltkrieg unausweichlich bevor und Cupo wäre wegen der Sache mit seiner Tochter immer noch unglaublich schlecht auf Streuner zu sprechen. Deshalb gab er ihm nur eine kurze Schonfrist, um in Jerris zu tun, was immer er hier mit seinen Freunden tun will, solange er sich aus den Problemen mit den Füchsen raushält. Toni gab Henk von jetzt an einen Tag, um seine Dinge in Jerris zu regeln, dann würden er und seine Freunde eiskalt mit in den Bandenkrieg hineingezogen.

Außerdem unterrichtete er Streuner von seiner Einschätzung, dass Giftvogel die Füchse ruinieren würde und die Briccones nicht mit ansehen würden, wie die Stadt vor die Hunde ginge. Wenn die Füchse schwach würden, bliebe ihnen nun mal nichts Anderes übrig, als das Handelsviertel zu übernehmen. Er prahlte weiter damit, dass die Briccones bereits herausbekommen hätten, dass Jaran verschwunden ist und die Füchse so schwach wie nie wären. Toni verabschiedete sich höflich und verbeugte sich erneut, um dann in den unübersichtlichen Gassen und Ebenen der Stadt zu verschwinden.

Das Gasthaus „Zum guten Ton“

Das Gasthaus war ein lauter Laden und die Helden konnten schnell erkennen, dass der Name „der gute Ton“ anscheinend eher ironisch zu verstehen ist. Die Barden hier beherrschten hier Handwerk zwar vorzüglich, aber wer genau hinhörte verstand, dass sie fast nur obszöne Texte, Satiren und Spottlieder der unterschiedlichsten Art sangen. Die Leute grölten und lachten dabei und der Alkohol floss in Strömen. Es war überfüllt und ständig stießen die Helden an andere Leute an. Das Publikum bestand vor allen aus der unteren Bürgerschicht und es ging sehr deftig zu. Alle Frauen wurden offensiv angebaggert, da auch fast ausschließlich nur Prostituierte anwesend waren.

Im Gasthaus fanden die Helden in dem Gewimmel zuerst keine offensichtliche Spur, bis Henk plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Als er sich umdrehte, fing er sich eine saftige Ohrfeige ein. Sie kam von Viola, der neuen Besitzerin des Gasthauses und einer alten Freundin von Henk. Diese schien wütend zu sein, weil Henk sich ewig nicht mehr gemeldet hatte. Sie machte ihm eine große Szene und warf ihm lautstark an den Kopf, dass er sie nur ausgenutzt und betrogen hätte. Anschließend warf sie ihn aus dem Gasthaus, doch währenddessen flüsterte sie Henk ganz unauffällig ins Ohr, dass er in einer Stunde heimlich mit den anderen Helden zum Hintereingang des Gasthauses kommen sollte, dann könnte sie mit ihm sprechen.

Waruf und Foxi boten sich an, bei dem Gespräch Schmiere zu stehen, damit die anderen ungesehen zum Hintereingang kommen könnten. Den Hintereingang öffnete sie persönlich und führte alle in ihr privates Gemach. Dort fiel sie Henk vor den Augen aller um den Hals und erklärte ihm, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Sie wüsste von Jaran und wie wichtig sein Kampf gegen die Schwarzmagier wäre. Sie machte Henk auch keine Vorwürfe, weil er sich nicht mehr gemeldet hatte, seitdem er in die Öde aufgebrochen war. Umso mehr freute sie sich, endlich Henks Helden-Freunde kennen zu lernen.

Viola Briccone

Viola entschuldigte sich und meinte, dass die Show im Gasthaus notwendig gewesen war, da sie sich mit ihrem Vater versöhnt und er ihr dieses Gasthaus geschenkt hatte. Sie wollte nun endlich ein ruhigeres Leben führen und ihr Vater wäre sehr krank. Seine Herzschwäche hätte sie wieder zu ihrer Familie zurückgeführt und da sich gerade ein Bandenkrieg anbahnte, wollte sie mit keinem der Füchse öffentlich gesehen werden, vor allen nicht mit Henk.

Sie erzählte Henk auch, dass sie sehr gehofft hatte, dass er zu ihr käme, da sie eine sehr merkwürdige Nachricht für ihn hätte. Jaran war einmal in ihrem Gasthaus gewesen und hatte sich mit einer mysteriösen alten Gestalt getroffen, die stets ihr Gesicht verhüllt hatte. Wenn sie etwas bestellte, hatte sie eine krächzende Stimme und man konnte kaum erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Nach diesem Treffen kam während des Lochostfestes plötzlich Jaran zu ihr und sagte, dass wenn Henk hier hinkommen würde, sollte sie ihm eine geschriebene Nachricht übergeben. Die Nachricht wäre in einem Geheimcode geschrieben, den nur Henk verstehen könnte und der ihn zu seinem Versteck führte. Jaran wirkte sehr nervös und unter Zeitdruck und sagte ihr, dass er schnell untertauchen müsse. Sie dürfte dies aber außer Henk niemanden erzählen. Dann verschwand er.

Viola ergänzte noch, dass sie bereits von Schwarzschatten nach Jaran gefragt worden wäre, ihm aber nichts erzählt hätte. Sie fand es sowieso merkwürdig, warum er sich gerade bei ihr nach ihm erkundigte und hatte das Gefühl, dass er ziemlich neben sich stand. Zum Glück glaubte er ihr und ging wieder.

Viola bot Henk noch ihre Hilfe an und sagte ihm, dass er jeder Zeit bei ihr willkommen wäre. Durch den Geheimcode war Henk nun das Versteck bekannt und er wusste, dass es ein altes Versteck war, welches er nur gemeinsam mit Jaran nutzte und welches außer den beiden niemandem bekannt war. Nun mussten sie nur noch Kenji aus dem Gasthaus abholen und konnten dann das Versteck aufsuchen.

Meldung beim Tempel des Mynbruje

Während die anderen Helden der Spur in das Gasthaus im Bardenviertel nachgingen, besuchte Kenji den Mynbruje-Tempel, denn er war sich durchaus darüber bewusst, dass man im hiesigen Tempel erwartet, dass er sich als Erzquestor dort vorstellen würde. Als er im Tempel ankam, wurde Kenji von einem etwas verzweifelt wirkendem Erzquestor empfangen. Er erfuhr, dass es in der Unterwelt der Stadt zu Unruhen gekommen war und die Kriminalität bedenklich zugenommen hatte. Teilweise herrschten Straßenkämpfe, bei denen auch immer wieder Unschuldige verletzt würden. Viele Geschäfte mussten schließen, weil die Schutzgeldforderungen gestiegen waren und sich die verfeindeten Banden mit den Preisen untereinander zu überbieten schienen. Außerdem herrschten in den Slums des Handelsviertels katastrophale Zustände. Die Stadtwachen und Questoren wären alle maßlos überfordert und die Stadt drohe im Chaos zu versinken.

Er berichtete, dass es in Jerris zwei rivalisierende Banden gäbe, die alle paar Jahre blutige Bandenkriege austrügen, von denen einer ihnen nun wieder bevorstände. Die Banden waren einmal die „Briccone-Familie“ und dann die sogenannten „Füchse“. Erstere wären sehr bekannt und jeder wüsste, dass sie das Bardenviertel kontrollieren. Ihr Anführer sei der charismatische Cupo Briccone, dem man seine Verbrechen jedoch bis heute noch nie nachweisen konnte und gegen den alle Prozesse scheiterten. Bei den Füchsen war die Sache schwieriger, da niemand genau wusste, wer zu ihnen gehörte. Sie kontrollierten das Handelsviertel und schienen die Händler dort zu schröpfen wie niemals zuvor.

Er bat Kenji um Hilfe, warnte ihn aber davor, dass man dem Wort Mynbrujes in dieser Stadt nicht immer Gehör schenken würde, da auf den Straßen das Gesetz der Verbrecher herrschte und Gewalt und Skrupellosigkeit an der Tagesordnung wären.

Im Anschluss an den Tempelbesuch ging Kenji zurück in den „Fuchsbau“ und wartet auf die anderen. Als sie endlich kamen, hatten sie eine Spur zu Jaran gefunden und sie brachen gemeinsam auf.

In Jarans Versteck

Da das Versteck wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr genutzt wurde, konnte Henk die anderen einfach ohne Bedenken mitnehmen, immerhin könnte dort die Bruderschaft lauern und es zu einem Kampf kommen. Im Versteck fanden die Helden Jarans Säbel auf dem Boden, den er bei seiner Flucht verloren hatte. Außerdem waren Blutspuren zu sehen, die vermuten ließen, dass Jaran verletzt wurde. Er konnte den Kampf nicht allein überstehen und musste wahrscheinlich fliehen. Die Helden fanden außerdem zwei benutzte Schlafstellen. Jaran hatte sich also nicht allein hier versteckt.

In dem Raum existierte noch ein schlichter, kleiner Ritualkreis aus Kreide, der anscheinend dazu diente etwas Dämonisches gefangen zu halten. Bei genauerer Betrachtung konnte Octavia erkennen, dass etwas in dem Kreis gesessen hatte, dass eine starke dämonische Energie besaß, nun aber fort war. Das Interessante war aber, dass Octavia die schwache Signatur dieses Wesens bekannt vorkam: es war die von Maldoror!

Als die Helden den Raum untersucht hatten, fiel Octavia in einer oberen Ecke des Raumes etwas Ungewöhnliches auf. Dort entdeckte sie ein beschworenes, dämonisches Auge, welches die Helden beobachtete und alles an seinen Meister weitergab. Nur mit Mühe gelang es den Helden, den äußerst flinken Spion zu vernichten.

Pläne für den Abend

Als die Helden aufbrachen, war es bereits später Abend. Da sie in der Nacht davor alle wenig Schlaf bekommen hatten, waren sie alle nun sehr müde. Dennoch fragte Foxi Adarian, ob er sie ins Casino begleiten wollte. Immerhin wäre es für einen Lichtträger kein Verbrechen dorthin zu gehen, da er ja selbst nicht spielen müsse, aber sie vielleicht mit seinem Glück unterstützen könnte. Außerdem war das Bardenviertel nur noch einen Tag sicher, bevor das Ultimatum der Briccones ablief, und sie möchte unbedingt vorher noch einmal dorthin. Lange ließ sich Adarian aber auch nicht bitten. Waruf wollte mit Henk zur Gilde zurückkehren, da Mestoph sicher bald eintreffen würde. Octavia und Kenji sollten ins Gasthaus gehen, damit Henk sie notfalls erreichen könne, falls es noch Probleme gäbe. Außerdem wäre der „Fuchsbau“ der sicherste Ort für sie. Auf den Straßen hörten sie, wie die Leute darüber sprachen, dass für die Nacht ein Sturm angekündigt wäre.

Adarian und Foxi im Briccone-Casino

Eleonor “Foxi” Conado

Adarian und Foxi wurden im Casino von allen mit Respekt begrüßt. Als sie sich setzten, wurden ihnen ein sehr edler Wein gebracht. Auf seine Nachfrage, von wem der käme, sagte die Kellnerin nur, dass dies ein Geschenk des Hauses wäre. Adarian blickte sich aufmerksam um und ihm fiel auf, dass er von einem sehr eleganten Mann beobachtet wurde, der wie ein jüngerer Toni Briccone aussah.

Massimo kam, als Adarian ihn bemerkte, mit katzenhaft, anmutigen Bewegungen und einem einladenden, herzlichen Lächeln lässig auf ihn zu geschlendert. Er begrüßte beide höflichst und gab Foxi sogar einen Handkuss. Er begrüßte sie als eine seiner liebsten Gäste, auch wenn nach ihrem letzten Besuch seine Kasse mal wieder fast leer gewesen wäre. Foxi wurde durch seinen geballten Charme ganz kurz etwas rot und reagierte verlegen, dann zog sie ihre Hand jedoch schnell weg und begrüßt ihn in ihrer typischen, flapsigen Art.

Massimo nahm Adarian mit einer galanten Armbewegung kurz zur Seite und erklärte ihm, dass er die Sache mit Henk und die Tatsache, dass sie sich demnächst vielleicht in einem Gildenkrieg gegenüberstehen könnten, nicht persönlich nehmen solle. Die Briccone Familie sei ein Fan von Adrianus und seinen Geschichten und wüssten, was er für Barsaive getan hat und im Angesicht der neuen Bedrohung durch die Schwarzmagier immer noch tut. Massimo teilte Adarian mit, dass er bis morgen im Bardenviertel willkommen sei und ihm niemand etwas antun würde. Er sollte das Nachtleben genießen und sich mit Foxi einen schönen Abend machen. Jedoch sollte Adarian dabei nicht vergessen, dass es morgen Abend für ihn und seine Freunde hingegen sehr ungemütlich in der Stadt werden könnte. Er verbeugte sich höflich und wünschte den beiden noch viel Erfolg in dem Familien-Casino. Foxi erzählte Adarian, dass die Briccones zwar aus ihrer Sicht eingebildete Schnösel wären, ihr Casino jedoch echt Stil hätte. Sie erklärte ihm, dass sie hier auf ihre Würfelleidenschaft gekommen war und dass sie Massimo schon länger kannte. Er hätte auch schon oft versucht sie anzubaggern, aber sie stände nicht auf „Lackaffen“. Massimo wäre auch als größter Frauenheld in Jerris bekannt und hätte bis jetzt jede – außer ihr! - um den Finger gewickelt. Sie scherzte auch, dass Octavia Massimo besser nicht kennenlernen sollte, da der Erzquestor sonst schlechte Karten hätte.

Beim Würfelspielen machte Foxi Adarian auf eine besondere Wurftechnik aufmerksam, mit welcher sie ihre Gewinnchancen angeblich erhöhen würde. Adarian schaute aufmerksam zu und konnte sich den Trick abschauen. Foxi hatte mit Adarian einen schönen Abend verbracht und ihn ein wenig besser kennengelernt. Sie schien ihn wirklich zu mögen und gab ihm zum Abschied am „Fuchsbau“ einen unverfänglichen Kuss auf die Wange. Dann verschwand sie schnell und Adarian legte sich alleine schlafen.

Henk und Waruf bei der Gilde

Als Henk und Waruf in der Nacht ins Hauptquartier kamen, wurden sie bereits von einem wütenden Giftvogel erwartet. Dieser stichelte gleich los und meinte, dass etwas Wichtiges geschehen wäre, während sie ihre Zeit sinnlos mit der Suche nach Jaran vergeudet hätten. Er berichtete, dass die Briccones zwei weitere Geschäfte - einen Seidenhändler und einen Schmied - im Handelsviertel als Kunden übernommen hätten und die Kasse nun fast leer wäre. Außerdem würden einige Männer der Füchse von den Briccones gekauft und wären übergelaufen. Die Füchse wären also fast erledigt und Henk sollte sich morgen ums Geschäft kümmern, bevor er weiter nach Jaran sucht, der wahrscheinlich irgendwo betrunken beim Lochostfest versackt wäre und sich nun vor seiner Verantwortung und den Problemen, die er der Gilde selbst eingebrockt hatte, zu drücken versuche. Zum Schluss teilte er Henk noch beiläufig mit, dass Mestoph eingetroffen wäre und auch schon auf ihn wartete. Dann stampfte er wütend davon.

Mestoph

Mestoph begrüßte Henk in gewohnt distanzierter Art und gratulierte ihm zu seinen Erfolgen im Kampf gegen die Schwarzmagier. Er betonte noch einmal, dass er voll und ganz hinter dem Zwergenkönig stünde und es verstehen könne, warum Henk und Jaran die Geschäfte hätten schleifen lassen. Er wies Henk aber auch darauf hin, dass Giftvogel damit Recht hätte, dass die Füchse hier in Jerris ziemlich tief in Problemen steckten und die Briccones ihr Revier bald übernehmen würden. Außerdem vermutete er, dass Giftvogel einen Meuchelangiff auf Cupo plante. Mestoph stellte klar heraus, dass dies nicht der Stil der Füchse wäre und sie mit den Briccones seit mehreren Generationen in guter Konkurrenz gelebt hätten, welche stets das Geschäft belebt hat. Die Füchse hätten in ihnen außerdem immer einen zuverlässigen Verbündeten gegen Graltiks Männer gehabt. Mestoph gestand, dass er Giftvogels Pläne noch nicht nachweisen könne, doch dessen Entschlossenheit überzeugte ihn vollkommen davon, dass er irgendetwas vorhat. Vielleicht würden sogar die Schwarzmagier hinter Giftvogels Verhalten stecken, weswegen er ihn hier im Hauptquartier beobachten würde.

Mestoph wies auch nochmal darauf hin, dass die finanzielle Lage der Gilde tatsächlich einer sofortigen Lösung bedürfe, da sie sonst noch weitere Männer verlieren würden. Er hätte sich bereits mit den Gildenbilanzen beschäftigt und eine Lösung gefunden, um die Füchse fürs erste wieder auf die Beine zu helfen. Die Rückgewinnung einer der wichtigsten Einnahmequellen der Gilde könnte zu einem Geldschub verhelfen und außerdem Giftvogel besänftigen und ihn von seinen hinterhältigen Plänen gegen Cupo abbringen, die im schlimmsten Fall zur absoluten Eskalation in Jerris führen könnten. Um Mestophs Plan zu verwirklichen, würde Henk jedoch die Hilfe von seinem Freund Adarian brauchen.

Mestophs Plan mit Adarian

Es gibt einen Juwelenhändler im Handelsviertel, der als einer der reichsten Männer in Jerris gilt. Er machte seit Jahren Geschäfte mit der Gilde, doch nachdem in den letzten Monaten sein Laden bereits drei Mal von Straßendieben überfallen worden war, hatte er sich an die Briccones gewandt und sie um Hilfe gebeten. Seitdem stand er unter ihren Schutz und zahlte den Füchsen kein Kupferstück mehr. Würde er zurückgewonnen werden, wären durch seine regelmäßigen Zahlungen die finanziellen Probleme vorläufig behoben.

Henk sollte deshalb zu ihm gehen und im ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann. Die Gilde wusste, dass dieser Händler auch Steine auf dem Schwarzmarkt verkaufte, die man für die unterschiedlichsten Zauber braucht. Zu seinen geheimen Kunden zählten Straßenzauberer und andere Scharlatane, die in den Slums billige Hexereien verkaufen. Die Füchse überwachten seine Tätigkeiten schon seit langem und zwar einerseits, um über seine Einnahmen auf dem laufendem zu bleiben, und andererseits, um zu überwachen, dass diese Scharlatane keinen echten Schaden mit diesem magischen Unfug anrichten. Bis jetzt handelte es sich immer um harmlose Dinge, von Liebeszaubern bis billigen Illusionen etc., aber der Händler soll keinen Bezug zu dem Bund von Utukk'Xul besitzen, da er seit Jahren beobachtet wird und anscheinend an diesem Geschäft nur wegen des Profits interessiert ist. Der Gilde war jedoch bekannt, dass die Lichtträger seinem Geschäft einmal fast auf die Schliche gekommen waren, da sie versuchten die Hexereien in den Slums zu unterbinden. Dank der Hilfe der Füchse konnten sie dem Händler aber nichts nachweisen. Er wüsste aber ganz genau, dass die Lichtträger sein Geschäft schließen würden, wenn einmal die Wahrheit ans Licht kommen sollte.

Mestoph wollte den Händler natürlich nicht wirklich bei den Lichtträgern anschwärzen, da die Gilde seine Zahlungen dringend brauchte. An dieser Stelle kam Adarian ins Spiel. Henk sollte gemeinsam mit ihm in seinem Lichtträgerwams zu dem Händler gehen und den Händler ein wenig einschüchtern. Dieser war nämlich ein Feigling und würde sich nicht wehren. Es würde wahrscheinlich schon ausreichen, wenn er Adarian vor seinem Geschäft in der Lichtträgerrobe stehen sähe und Henk ihm sagte, dass es im Ermessen der Gilde läge, ob die Lichtträger ihn ruinieren oder nicht. Adarian selbst müsste gar nicht wissen, worum es ginge, er sollte nur vor dem Laden des Juweliers gut sichtbar vor einem Fenster stehen.

Gleich am nächsten Morgen sollten sie zu dem Händler gehen, direkt nachdem Adarian und die anderen den Schwur geleistet haben.

Octavias Traum

Als Octavia sich schlafen legte, hatte sie bereits nach kurzer Zeit einen Traum von ihrem Vater, Phyrron und einem brennenden Greifen, aus dem sie schweißgebadet erwachte. Nach dem Aufwachen bemerkte sie eine entsetzliche Angst, dass Kenji etwas passiert sein könnte, und hatte das Bedürfnis sofort nach ihm zu sehen. Sie klopfte an seine Tür und die beiden führten direkt ein langes, persönliches Gespräch über den Traum.

19. Loar 351 i.J.P.

Frühstück im „Fuchsbau

Am nächsten Morgen war das Essen noch nicht bereit, als die Helden erwachten. Das Personal entschuldigte sich, dass an diesem Morgen alles etwas später serviert werden würde, da der Gastwirt erkrankt war. Er war schon alt und hatte in letzter Zeit viel mit seiner Kondition zu kämpfen.

Der Eid der Verschwiegenheit

Der Ingenieur Mjonflir

Die Helden sollten im Keller des Gasthauses einen alten, heiligen Phexeid schwören. Damit würde die Gilde ihre Geheimnisse absichern. Im Kellerraum hatte jemand eine Feuerschale entfacht und Henk hatte vorher noch den speziellen Schwurdolch der Gilde besorgt. Um den Eid zu besiegeln wurde von den Helden erwartet, dass sie den Wortlaut des Eides nachsprachen und sich dann mit einem Phexdolch mit Fuchsmotiv in die Hand schnitten und das Blut in die Feuerschale tropfen ließen. Von der Gilde waren Henk, Mestoph, Giftvogel, Waruf, Mjonflir und Foxi anwesend, alle in spezieller Gildentracht und maskiert. Einer von ihnen, es war der Ingenieur, musste sich zwischendurch immer wieder ein Husten verkneifen und war insgesamt etwas wackelig auf den Beinen.

Der Schwur ging ohne Probleme von statten und bezog sich nur auf die Geheimhaltung von Gildenwissen (vgl. Eid der Verschwiegenheit). Doch als Kenji an der Reihe war und ein kurzes Zögern zeigte, ließ Giftvogel die spitze Bemerkung fallen, dass Henks „heldenhafte“ Freunde vielleicht gegen Dämonen kämpfen könnten, aber anscheinend nicht mal bereit wären zu versprechen, einige Dinge für sich zu behalten, für deren Kenntnis jeder andere in Barsaive bereits aufgeschlitzt worden wäre. Henk und Mestoph blickten einmal sehr scharf in seine Richtung und er verstummte wieder. Kenji leistete den Eid, stand allerdings etwas neben sich, weil ihm die Traumbilder von Octavia nicht mehr aus dem Kopf gingen. Außerdem enthielt auch der Eid des Phex eine Stelle über das Verbrennen des Körpers bei Eidbruch, die ihn an das erinnerte, was Octavia ihm von ihrem Traum erzählt hatte. Als Octavias Blut ins Feuer fiel, kam es zu kurzen Explosionen, so als hätte man kleine Feuerwerkskörper hineingeschmissen, was in der Gilde alle kurz erschreckte.

Nachdem der Eid geleistet war, erinnerte Mestoph Henk an den Auftrag. Er sollte ihn am besten - noch bevor das Ultimatum mit den Briccones abgelaufen wäre - erledigen. Er gab Henk auch noch als Druckmittel noch einige Listen über die Schwarzmarkt-Kunden des Juweliers mit.

Beim Juwelenhändler

Nach dem Mittag ging Henk mit Adarian und Foxi zum Juwelenhändler und mussten dabei auch den Sturm durchqueren, der heute über der Stadt lag. Während Adarian im Staubsturm draußen wartet, gingen Henk und Foxi hinein und sprachen mit dem Händler. Dieser stellte sich zunächst quer und betonte, dass er mittlerweile mit den Briccones Geschäfte machen würde. Doch als Henk mit Blick auf Adarians durchblicken ließ, dass die Füchse zu den Lichtträger ein besonderes Verhältnis hätten, brach der Händler sofort in Panik aus und flehte Henk an, ihn nicht an die Lichtträger zu verraten. Er würde wieder zu den Füchsen kommen, aber dann auch erwarten, dass von nun an sein Laden besser beschützt würde. Henk bekam einen großen Beutel Gold als Anzahlung. Und obwohl Adarian Henks Plan, ihn für seine Gildenangelegenheiten zu benutzen, durchschaut hatte, spielte er Henk zuliebe trotzdem dabei mit.

Während Adarian vor dem Juweliergeschäft wartete, kam sein strenger Ausbildungsleiter Arthas Lichtschlag vorbei. Er stellte Adarian zur Rede und fragte ihn sofort, was er denn hier triebe und was er hier gerade gegen die Schwarzmagier unternähme. Herumlungern wäre den Lichtträgern schließlich nicht erlaubt und er befände sich ausnahmslos immer im Dienst. Er nötigte Adarian noch die Zusage ab, am Nachmittag im Lichtträgertempel zu Übungen zu erscheinen, und berichtet von einer Erkältungswelle, die mit dem Sturm die Stadt heimsucht, typisch für diese Jahreszeit.

Giftvogels Meuterei

Henk kehrte zurück in Hauptquartier und wurde bereits von Waruf erwartet, der ihm mitteilte, dass Mestoph gerade mit Giftvogel stritt und der Krieg mit den Briccones eskalieren würde. Sofort eilte Henk dazu und beobachtete, wie Mestoph besorgt den Kopf schüttelt, während Giftvogel wütend gestikulierte und ihn anschrie. Als Giftvogel Henk bemerkte, stürmte er gleich auf ihn zu und schrie, dass er sich nicht mehr von Cupo Briccone auf der Nase herumtanzen lässt. Fast die ganze Gilde stünde geschlossen hinter ihm und wäre bereit, ihn bei einem Angriff auf Cupo zu unterstützen. Er wollte die ganze Briccone Familie ausradieren, ganz gleich, ob Henk oder Mestoph dagegen wären. Dann rannte er wütend raus und knallte die Tür hinter sich zu.

Mestoph sah keinen Weg mehr Giftvogel aufzuhalten, da er tatsächlich die meisten Männer auf seiner Seite hatte. Selbst den Ingenieur Mjonflir hatte er auf seiner Seite und Waruf fühlte sich hin und hergerissen. Mestoph sah ein großes Problem auf sie zukommen. Wenn Giftvogel mit seinen Leuten Erfolg hätte, würde in Jerris ein Machtvakuum entstehen, was alle Strukturen in der Stadt zerstören und Jerris ins Chaos stürzen würde. Da die Füchse gerade zu schwach waren, um die Stadt alleine zu lenken, brauchte Jerris die Briccones, damit die rivalisierenden und skrupellosen Diebesbanden aus den Slums keinen Einfluss in der Stadt gewinnen könnten.

Mestophs Bündnisplan

Mestoph fiel jedoch noch eine Möglichkeit ein, um eventuell eine Eskalation zu verhindern, wobei aber wieder die Hilfe von Henks Freunden benötigt würde. Es gab nämlich eine Schwäche von Cupo, die man ausnutzen könnte, um mit ihm zu reden und zu einer Vereinbarung zu kommen. Cupo war hoch religiös und da er sich selbst als einen Vollstrecker einer alternativen Form der Gerechtigkeit empfand, hatte er großen Respekt vor allen Questoren Mynbrujes und spendete fleißig an dem Tempel. Dadurch stand er auch gut mit der Gerichtsbarkeit und die Mynbruje Questoren wandten ihren Blick schon öfters von seinen Geschäften ab.

Das Bardenviertel

Würde Henk also in Begleitung des Erzquestors ins Bardenviertel gehen, würden sie zumindest Kenji nichts tun, da die Briccones furchtbare Angst vor einer Götterstrafe hätten, wenn sie einen Questor töteten. Kenji könnte dann, sobald einer der Briccones auftauchte, offiziell im Namen Mynbrujes um ein Treffen bitten und eine Verhandlung unter den streitenden Parteien als Gottesrecht verlangen. Außerdem sollten am besten auch Adarian und Octavia mitkommen, da ihre Fähigkeiten überall bekannt waren und ihre Anwesenheit einschüchternd wirken könne. Sie sollten die Hauptstraße nehmen und zum Bada Beng gehen, wo Cupo sich für gewöhnlich aufhält. Wenn sie drin sind, solle Henk Cupo vor Giftvogels Angriff warnen und ihm klarmachen, dass dieser zu allem bereit wäre und selbst vor einem hinterhältigen Meuchelangriff nicht mehr zurückschrecken wird. Als Zeichen des Friedens würden die Füchse Cupo seine neuen Kunden, den Seidenhändler und den Schmied, überlassen. Henk sollte sich vor allem deeskalierend verhalten und Cupo bewusstmachen, dass durch diesen Gildenkrieg die ganze Stadt in Gefahr geriete.

Zum Bada Beng

Kurz nachdem die Helden im Bardenviertel ankamen, wurden sie auch schon wieder wie beim letzten Mal umzingelt. Diesmal stellte sich ihnen Luca in den Weg und fragte Henk, ob er lebensmüde wäre, da das Ultimatum abgelaufen sei. Dann legte er mit seiner Armbrust auf Henk an. Als Kenji um ein Treffen zwischen ihnen und Cupo bat, senkte Luca seine Waffe und schickte einen Boten zu Cupo. Während alle umzingelt von den Briccones auf die Rückkehr des Botenjungen warteten, bemerkten die Helden, das große Unruhe in den Straßen herrscht und man hin und wieder Geschrei höre. Die Briccones erwähnten, dass bereits seit einigen Stunden ein heftiger Tumult in den Slums ausgebrochen wäre, dessen Grund noch unbekannt sei. Nachdem der Bote mit seiner Zusage zurückgekehrt war, führte Luca die Helden zum „Bada Beng“. Dabei wurden sie weiterhin umzingelt und überall waren Armbrustschützen auf den Dächern zu bemerken.

Im „Bada Beng“ wurden alle auf die dritte Etage gebracht, wo sie in einem Vorraum zu Cupos Büro warten sollten. Mit ihnen im Raum waren noch Tony, Fredo und Silvio, welche an einem kleinen Tisch saßen und Karten spielten. Außerdem räkelte sich Viola auf einem Sofa und rauchte genüsslich. Cupo kam schließlich heraus und begrüßte alle freundlich. Er war elegant gekleidet und hielt ein Weinglas in der Hand. Er machte einen würdevollen Eindruck und man bemerkte sofort, dass dieser Mann ein großes Charisma besitzt. Aufmerksame Beobachter konnten erahnen, dass Cupo recht schwer atmet und auch sonst irgendwie krank und schwach wirkt. Zur Begrüßung bekam Octavia einen Handkuss von Cupo und er versicherte ihr, dass er keine Abscheu gegen den theranischen Kaiser hegen könnte, solange er so hübsche Theranerinnen als Gesandte nach Barsaive schicken würde. Octavia errötete leicht durch seine Schmeichelei. Bei Kenji kniete er zur Begrüßung kurz nieder und küsste dann sein Symbol des Mynbruje voller Ehrfurcht. Er erwähnte ihm gegenüber, dass sie eigentlich beide demselben Gott dienten und er Mynbrujes Gesetze lediglich durch andere Methoden umsetzen würde als die Questoren. Adarian wurde von ihm mit Respekt begrüßt und er klopft ihm ehrlich anerkennend auf die Schulter und dankte ihm dafür, was er alles für Barsaive getan hatte. Henk begrüßte er ganz zum Schluss und ignorierte ihn vorher vollkommen. Cupo meinte kopfschüttelnd, dass er eigentlich nie etwas gegen ihn gehabt hätte, aber er könnte es Henk noch schwer verzeihen, dass er ihm seine Viola gestohlen hätte. Henk müsste doch Verständnis für einen liebenden Vater haben. Da mischte sich Viola ein und belehrte ihren Vater, dass dies doch schon ewig her war und er es doch endlich vergessen sollte. Cupo grinste darauf nur breit und schüttelte den Kopf. Dann bat er Henk zu einem Gespräch unter vier Augen in sein Büro, während die anderen draußen warten sollten und sich die Tänzerinnen anschauen könnten.

Während die Helden also warteten, hörten sie immer mehr Lärm von draußen. Als Adarian aus dem Fenster blickte, bemerkte er, dass die Unruhen aus den Slums sich anscheinend schon ausgebreitet hatten und das irgendwelche „Betrunkenen“ randalierend über die Hauptstraße wankten. Luca Briccone merkte dazu an, dass so etwas nichts Ungewöhnliches im Bardenviertel wäre.

In Cupos Büro

Cupo Briccone

Cupo zeigte sich Henk und der Situation der Füchse gegenüber äußerst verständnisvoll und erklärte ihm, dass er das größte Problem in Giftvogel sähe. Er führte Henk vor Augen, dass die Briccones gerade so stark wie noch nie waren und er doch dumm wäre, wenn er sich die Chance auf die Kontrolle der Stadt entgehen lassen würde. Henk sollte das Ganze nicht persönlich nehmen, aber Cupo ging davon aus, dass dies auch zum Wohl der Stadt wäre. Außerdem sähe er in Giftvogels Angriffsplänen keine Gefahr. Er behauptete auch mit den Straßenbanden fertig zu werden, da er inzwischen genügend Männer hätte und sagte, dass die Zeit der Füchse anscheinend vorbei wäre. Da ihm diese Umstände selbst leidtäten, hatte er wenigstens noch etwas Hilfreiches, was er Henk wegen Jaran mit auf den Weg geben wollte. Henk sollte doch den „Alten in der Tiefe“ nach Jaran fragen. Während des Gespräches begann Cupo hin und wieder zu husten und atmete immer schwerer. Plötzlich bäumte er sich auf und bekam einen Anfall. Cupo sank zu Boden und rief nach Silvio. Sein schwaches Herz schien Probleme zu bereiten und er brauchte seine Medizin. Silvio, der jüngste Sohn von Cupo, hatte die Medizin dabei und verabreichte sie seinem Vater. Dieser schien sich erst wieder zu erholen, verkrampfte sich dann plötzlich und brach Tod zusammen. Sein jüngster Sohn wich nicht von seiner Seite und alle Geschwister standen geschockt und verzweifelt drum herum.

Doch dann sagt Silvio, der seinen toten Vater im Arm hielt und von Tränen überströmt war, dass Cupo doch nicht tot wäre. Erfreut blickte er die Helden an, als plötzlich in Sekundenschnelle der tote Cupo seinen Kopf erhob und Silvio in die Kehle biss. Silvios Blut spritzte durch den halben Raum und er starb auch beinahe auf der Stelle. Cupo griff nun die anderen an und es kam zum Kampf. Dabei biss der untote Cupo seinem Sohn Luca in den Oberarm, bevor er von Adarian gestoppt werden konnte. Kenji stolperte bei dem Versuch Luca zu schützen und stürzte neben den toten Silvio, der sich inzwischen auch schon verwandelt hatte. Zum Glück wurde dieser von Octavias Flammenpfeil in den Kopf getroffen, bevor er Kenji angreifen konnte.

Nach dem Kampf hörte man Schwertgeklirr von der Straße. Dort kämpften verzweifelte Menschen gegen eine große Menge von Zombies, deren Zug sich von den Slums langsam in Richtung Stadtmitte bewegte. Überall herrschte Panik und man hörte Schmerzensschreie und das Stöhnen und Ächzen der Untoten.

Verteidigung des Nachtclubs

Nach dem Kampf gegen Cupo und Silvio, wurden die Helden gefragt, was denn überhaupt vor sich ginge, da die Untoten doch sicher nicht Giftvogels Werk wären. Viola war äußerst aufgebracht und musste beruhigt werden, da sie durch das Geschehene noch unter Schock stand. Henk half ihr, sich zu beruhigen. Sie riss sich zusammen und fragte, was sie tun könnte um zu helfen. Sie war vielleicht keine Heldin, hatte aber als Tochter einer Ganovenfamilie schon einiges erlebt und war wesentlich abgebrühter, als eine durchschnittliche Bürgerin, und so besorgte sie sich zunächst eine eigene Waffe.

Toni wandte sich an Henk und erklärte ihm, dass unter diesen Umständen natürlich kein Krieg mehr zwischen ihnen fortgeführt würde und sie nun zusammenarbeiten müssten. Gemeinsam würden sie sicher einen Ausweg aus dieser Katastrophe finden. Danach ging er zu Kenji und kniete demütig vor ihm nieder. Er bat ihn, über Cupo und Silvio einen Segen der Passionen zu sprechen, damit sie ihre Leichen nicht ohne Aussegnung hier liegen lassen müssten. Kenji kam der Bitte gerne nach und segnete die Toten. Währenddessen schimpfte Luca vor sich hin und verband seinen blutenden Arm. Er beschrieb, dass die Wunde entsetzlich brannte, als hätte ihm jemand Essig mit hineingegossen.

Von unten hörte man plötzlich panische Schreie und Kampfgeräusche. Im Erdgeschoss waren die ersten Zombies bereits eingedrungen und kämpften gegen die Gäste im „Bada Beng“. Der starke Türsteher Grush-Hûz hatte geistesgegenwärtig die Tür zur Straße geschlossen und hielt sie zu, während er danach rief, dass ihm jemand etwas zum Verbarrikadieren bringen sollte, da er die Tür nicht mehr lange halten konnte. Als die Helden nach unten stürzten um zu helfen, bot sich ihnen ein schauriges Bild. Eine Tänzerin wurde vor ihren Augen von zwei Zombies angefallen, die ihr gerade die Gedärme aus ihrem unbekleideten Bauch rissen. Auch der Barkeeper wurde gerade auf seinem Tresen von drei weiteren Zombies in Stücke gerissen. In einer hinteren Ecke des Raumes saßen weinend und panisch zwei weitere Tänzerinnen, die um Hilfe schrien. Drei weitere Gäste lagen bereits tot auf dem Boden und würden sich bald verwandeln. Alle anderen Gäste waren anscheinend bereits auf die Straße geflohen, wo sie in ihren sicheren Tod gelaufen waren.

Toni und seine Brüder schossen sofort mit ihren Armbrüsten auf die Zombies und die Helden konnten eine Demonstration der tödlichen Präzision dieser Waffe beobachten. Octavia verssuchte den schweren Riegel für die Tür zu holen und bekam es dabei mit dem Zombieoberkörper des Barkeepers zu tun. Kenji versuchte, zu den verängstigten Gästen vorzudringen und sie vor den Zombies zu schützen. Er konnte eine Tänzerin und einen Gast vor dem sicheren Tod retten.

Als schließlich alle Zombies tot waren und die Tür verbarrikadiert wurde, fragte der Türsteher die Briccones, was hier eigentlich vor sich ginge. Er beschrieb, dass die Gäste plötzlich in Panik nach draußen flohen, obwohl er ihnen gesagt hatte, was auf der Straße los war. Einigen gelang es die Tür gegen seinen Widerstand zu öffnen, sie hatten das Schloss einfach aufgebrochen. Als die Gäste draußen waren, kamen einige Zombies bereits ins Haus und ihm gelang es gerade noch die Tür wieder zu schließen, bevor das Bada Beng überlaufen wurde. Aus taktischen Gründen sahen alle ein, dass es ein sinnloses Unterfangen wäre, auf die Straße zu gehen. Selbst, wenn Octavia die Straße frei sprengen würde, musste trotzdem ein Plan her, wohin sie dann gingen. Letztendlich wäre kein anderer Ausweg als über die Straße möglich und da war Octavia mit ihren Feuerbällen die einzige Hoffnung auf eine Rettung. Die Zombies rüttelten bereits an der lockeren Tür und die Barrikade würde nur noch kurze Zeit halten, bevor die Zombies einfallen könnten. Ein Kampf im überrannten Bada Beng würde garantiert auf Dauer tödlich enden.

Henk dachte an dieser Stelle noch mal die Worte von Cupo über Jaran und er wusste außerdem, dass der Phextempel wahrscheinlich einer der sichersten Orte zurzeit in der Stadt war. Zudem hatte Henk ein seltsames Gefühl als Cupo den Tempel erwähnt hatte, so als hätte er Jaran tatsächlich dort unten durch die göttliche Macht von Phex wahrgenommen. Sein Gefühl sagte ihm, dass er so schnell wie möglich zum Tempel muss. Toni wollte auch in die Kanalisation, da er seine Brüder im Casino erreichen wollte, welches durch einen Eingang in der Kanalisation ebenfalls zu erreichen ist. Er bot an, dass sich alle gemeinsam bis zur Kanalisation durchkämpften.

Kampf auf der Straße

Um zum Kanaleingang zu gelangen, mussten die Helden einige Meter über die breite Straße zurücklegen, die von Zombies überrannt war. Sie verließen das „Bada Beng“ durch den Hinterausgang und schlichen sich durch den Hof am Haus vorbei bis zur Straße. Als Henk die Lage erspähte, stellte er fest, dass ein großer Pulk Zombies vor der Eingangstür stand und den Weg blockierte.

Octavia gelang es mit einem Feuerball kurzfristig die Straße zu räumen, und so schaffte es die Gruppe auf die Straße. Hier mussten sich alle bis zum nächsten Kanalisationseingang durchkämpfen. Foxi deckte dabei Adarian den Rücken und konnte ihn so vor dem einen oder anderen Zombie retten. Der von Kenji gerettete Gast und die Tänzerin Isabella hatten sich den Helden angeschlossen, erstarren vor Angst jedoch immer wieder und hielten die Helden auf. Octavia war immer wieder gezwungen, einen Weg durch die Meute zu sprengen, da die Zombiemassen drohten den Weg zu versperren. Unterwegs rettete Toni Henk das Leben und tötete einen Zombie mit dem Bolzen, den Henk nicht mehr hätte abwehren können. Viola schlug sich wacker und hatte durch ihre Geschicklichkeit als Tänzerin eine gute Chance den Zombies zu entkommen. Sie hielt sich aber immer in Henks Nähe auf und hoffte auf seinen Schutz. Der auf dem Weg erstarrte Gast wurde von Zombies gefressen, wodurch er eine Menge Zombies um sich scharte, welche nicht mehr hinter den Helden herkamen. Die Tänzerin jedoch überlebte durch Adarians und Foxis Unterstützung. Da die Kanalisation nur einzeln über eine Leiter betreten werden konnte, kletterte zuerst Viola herunter, gefolgt von Luca. Octavia war nach dem dritten Feuerball, der den Einstieg erst möglich machte, so geschwächt, dass Adarian sie stützen musste. Nacheinander tauchten alle in den Untergrund ab, bis als letztes nur noch Henk und Grush übrigblieben. In letzter Minute entkommen die Helden in die Kanalisation, weil Grush Henk abschließend zur Flucht den Rücken freihielt und sein Leben opferte, um die Helden und die Briccones zu retten.

Als alle Überlebenden die Kanalisation erreicht hatten, war von oben eine laute, magisch verstärkte Stimme zu hören, welche über die ganze Stadt tönte. Sie kam von einem Luftschiff, welches ein großes weißes Lichtsymbol auf dem Segel trug. Ein Herold der Lichtträger verkündete, dass bald Rettung nahen und die Lichtträger die Situation bald unter Kontrolle haben würden. Alle sollten in ihren Häusern bleiben und sich verbarrikadieren, bis Entwarnung gegeben würde. Wer helfen wolle, sollte zu den Passionen beten. Diese Botschaft wurde dann nach kurzer Zeit immer wieder wiederholt.

In der Kanalisation

In der Kanalisation angekommen kamen die Helden erst mal in einen Bereich, in welchem sich alle kurz erholen konnten. Luca brach entkräftet zusammen, als er mit Viola die Kanalisation erreicht hatte, starb und, als Adarian gerade nach unten gekommen war, verwandelte er sich in einen Untoten. Man konnte gut erkennen, wie sich die Infektion von seinem Arm ausgebreitet hatte. Es war damit bewiesen, dass die Bisse der Zombies infektiös waren.

Nachdem Luca tot und sein Zombie besiegt war, nahm Foxi Adarian zur Seite und zeigte ihm eine Bisswunde an ihrem Arm. Sie erklärte ihm, dass sie wüsste, was sie erwartete, und sie wünschte sich, dass Adrian ihr Leben beenden sollte, sobald sie sich zu verwandeln drohte. Es war Foxi sehr wichtig, dass Adarian es täte, da sie in den letzten Tagen sehr gern mit ihm zusammen gewesen war. Sie gab ihm noch einen richtigen Kuss und meinte, dass sie nun zu den anderen müssten um weiter zu kämpfen, da sie spürte, dass ihre Zeit nun knapp wurde und die Krankheit begann sie zu schwächen. Adarian war schockiert und er bat Octavia um einen Heiltrank, den Foxi zwischendurch zur Stärkung trinken sollte. Nach kurzer Weigerung gab sie seinem Wunsch nach und nahm den Trank an.

Dann brachen alle auf und setzten den Weg durch die Kanalisation fort. Octavia war sehr schwach und musste von Kenji gestützt werden. Toni bestand darauf, die Leiche von Luca mitzunehmen, da er es nicht übers Herz brachte, ihn einfach so dort liegen zu lassen. Viola war immer noch fix und fertig, aber nahm Henk zwischendurch zur Seite und dankte ihm dafür, dass er ihr und ihren Brüdern geholfen hatte. Er sollte wissen, dass Toni ihm dies sicher niemals vergessen und ihm ewig dankbar sein würde. Auf dem Weg zum Phextempel lag auch das Casino, es war also für die Helden kein Umweg mit den Briccones weiterzugehen.

Von oben konnte man immer wieder die Tumulte auf den Straßen und schreiende Menschen hören. Die Durchsage der Lichtträger war auch weiterhin zu vernehmen und eine Stimme verkündet nun, dass alle dortbleiben sollten, wo sie waren. Die Straßen wären nicht sicher und die Stadt würde abgeriegelt. Niemand käme hinein oder hinaus. Der Luftverkehr wurde eingestellt. Jeder solle die Ruhe bewahren, sparsam mit Vorräten umgehen und zu den Passionen beten!

Als die Gruppe unter dem großen Platz der Prachtstraße hindurchging, bemerkten sie, dass der Platz über ihnen bombardiert wird. Kurz bevor sie beim Casino ankamen, brach ein Abflussgitter durch die Explosionen ein und eine kleine Horde Zombies stürzte in die Kanalisation und versperrte den Helden den Rückweg. Von oben hörten sie auch Schwertgeklirr und die Befehle eines Kommandanten in der Ferne. Wie es aussah, taten die Lichtträger alles um die Stadt zu retten.

Die Zombies in der Kanalisation konnten von den Helden nicht besiegt werden, da immer wieder neue von Oben in die Kanalisation fielen. Also setzte die Gruppe ihren Weg fort, während Adarian und Foxi ihr Bestes taten, um die Zombies so lange wie möglich abzuwehren. Henk führte die Gruppe an und kam nach kurzer Zeit zu einem verschlossenen Gitter. Sollte er es nicht geöffnet bekommen, säßen alle in der Falle, da die Zombies ihnen noch dich auf den Fersen waren. Toni beklagte sich, dass diese Gitter eine neue Maßnahme der Stadtwachen seien, um die Schmuggelwege unter der Stadt zu boykottieren. Das Gitter war zwar mit einem speziellen Sicherheitsschloss versehen, welches aber nicht magisch war und von Henk geknackt werden konnte. Danach gelangte die Gruppe ohne weitere Probleme zum Kanalisationseingang des Briccone-Casinos.

Kurze Pause im Briccone-Casino

Der Eingang zum Keller des Casinos war bereits um die nächste Ecke und Toni bot an, dass sich alle kurz im Casino ausruhen könnten, falls es nicht bereits überlaufen wäre. Er wies darauf hin, dass Octavia kaum noch stehen und sicher etwas zu Trinken oder zu Essen gebrauchen könnte, bevor sie weiterzögen. Sie sollten wenigstens für wenige Minuten ausruhen.

Toni holte einen Schlüssel hervor und schloss die Tür auf, die zum Keller des Casinos führte. Dort stand im Dunklen eine unbewegte Person, bei der es sich bei genauerem Betrachten um den lebendigen Mario handelte, der den Kellereingang bewachte. Er schloss Viola und seine Brüder sofort in die Arme, nachdem er sie erkannt hatte. Das Casino war tatsächlich noch nicht überlaufen, aber zur Sicherheit hatten sich Benno, Massimo, Mario und das Casino Personal im Keller verbarrikadiert, nachdem sie gehört hatten, dass die Stadt nun auch bombardiert wurde. Sie berichteten den Helden, wie schlimm die Lage in der Stadt tatsächlich war. Mario war bis eben noch auf dem Dach des Kasinos, von wo aus er einen guten Blick über die Stadt hatte. Inzwischen waren wohl alle Stadtteile von den Untoten überlaufen und die Lichtträger kämpften bis auf den letzten Mann. Aber eine große Horde aus den Slums wäre bis jetzt noch nicht von ihnen aufgehalten worden und zöge inzwischen durch die ganze Stadt. Nachdem die Lichtträger am Boden nicht mehr weitergekommen waren, bestiegen sie die Luftschiffe und begannen die Leute von den Dächern zu retten und in ein Notlager vor den Mauern der Stadt zu bringen. Jedoch reichten die Schiffe bei weitem nicht für alle aus und zum Casino kam bis jetzt noch gar keins. Jedoch hatte auch die Stadt inzwischen auf die Katastrophe reagiert und die Kriegsflotte aus Jerris hatte angefangen, die Stadt zu bombardieren, selbst dort, wo die Lichtträger noch niemanden gerettet hatten. Die Regierung der Stadt nahm es also anscheinend hin, dass Lebende staben, um das Problem so schnell wie möglich einzudämmen. Die Lage war also so ernst, dass die Stadt kurz vor dem Ende stand und deshalb zu so drastischen Maßnahmen griff.

Toni nahm seine Brüder schließlich zur Seite und erzählte ihnen, was mit Cupo, Silvio und Luca geschehen war, während Viola den Helden Essen und Trinken brachte. Foxi tat die ganze Zeit so, als ob mit ihr alles in Ordnung war und ließ sich nicht anmerken, dass sie bereits leichtes Fieber hatte. Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie sah sehr bleich aus. Als Henk sie darauf anspricht, meinte sie, dass dies bestimmt an dem Schock läge, da sie ja noch nie Untote gesehen hätte. Andererseits fiel ihm aber auch auf, dass Foxi eigentlich sehr gelassen auf die Untoten reagiert und ohne zu zögern gegen sie gekämpft hatte. Und auch jetzt wirkte es nicht so, als ob sie unter Schock stünde. Sie meinte aber nur, dass alles in Ordnung wäre, und ging schnell weg unter dem Vorwand, dass sie noch schnell etwas essen wollte, bevor es weiterginge.

Der Weg zum Phextempel

Um zum Phextempel zu gelangen, mussten die Helden zunächst noch einige Gänge durchqueren. Aus einem abzweigenden Gang hörten sie plötzlich Stöhnen und Ächzen. Sie blieben stehen und schauten vorsichtig nach. Der Seitengang war von Zombies überlaufen, welche die Helden wahrscheinlich entdeckt hätten, wenn sie ihren Weg einfach so fortgesetzt hätten und am Eingang dieses seitlich abzweigenden Gangs vorbeigelaufen wären. Eine Chance bestand, wenn die Zombies abgelenkt werden könnten. Henk warf dafür einen kleinen Stein über ihre Köpfe hinweg, traf aber leider einen der Zombies am Kopf und die Rotte wurde auf die Helden aufmerksam. Kämpfen war jetzt sinnlos und sie mussten so schnell laufen, wie es ging. Henk war in diesem Moment sehr froh, dass er Tonis Angebot einer kleinen Rast nicht ausgeschlagen hatte, denn sonst wäre Octavia jetzt verloren gewesen. Henk wusste, dass in der Nähe ein Eingang zu einer tiefer gelegenen Ebene der Kanalisation war, wo sich auch der Eingang zum Phextempel befand. Allen gelang schließlich die Flucht durch die unverschlossene Falltür, wobei Adarian den Anderen wieder etwas Zeit herausholte, weil er etliche Zombies noch tötete und somit das Vorrankommen der restlichen verlangsamte. Unten sahen die Gänge wesentlich älter aus und waren aus einer anderen Gesteinsart gebaut als oben. Zierkacheln weisen Tierornamente auf mit den Motiven eines Hundes oder Fuchses, einem Rabenvogel und einer Fledermaus. Von den Zombies war weder etwas zu sehen oder zu hören und die Gruppe schien hier in Sicherheit zu sein. Als jedoch alle weitergehen wollten, brach Foxi plötzlich zusammen. Sie erlangt das Bewusstsein jedoch nach kurzer Zeit zurück und meinte, dass es ihr wieder gut ginge. Sie hatte bis jetzt noch nicht zugegeben, was mit ihr los war und bat nun Adarian es seinen Freunden zu sagen.

Im Tempel des Phex

Phexamulett

Der Eingang zum Phextempel war ein schmaler Durchlass, der an einer beliebigen Wand in der unteren Kanalisation zu finden war. Er war durch eine Illusion verborgen und so hoch an dem Gang angebracht, dass man hinauf klettern musste, um hinein zu gelangen. Adarian half Octavia mit einer Räuberleiter hinauf. Henk hatte durch ein geheimes Phexzeichen den Eingang entdeckt. Die anderen waren nicht in der Lage, das Zeichen zu entdecken, da sie nicht wie Henk ein Phexamulett trugen. Octavia fiel auf, dass die Illusion auch mit Astralsicht nur schwer zu erkennen war. Einmal entdeckt konnte jeder schließlich einfach durchtreten und gelangte in den ersten Raum, in welchem man den geheimen Eingang in das Labyrinth des Phex finden musste. Dazu mussten die Helden ein Rätsel des Phex lösen. Zunächst mussten sie die richtigen Lampen entzünden, um das erste Rätsel gestellt zu bekommen. Die Lösung des Rätsels fiel Kenji nicht schwer und es öffnete sich den Helden eine Tür. Als die Helden dem Gang folgten, stellte sich schnell heraus, dass sie sich in einem großen Labyrinth befinden und den Weg finden müssen.

Nun musste Henk die Wegsymbole finden. Allen wurde deutlich bewusst, dass jemand im schlimmsten Fall in diesem Labyrinth ewig herumirren würde, wenn er nicht wüsste, wie die Zeichen zu finden und zu lesen waren. Unterwegs wurde Foxi immer schwächer und musste schließlich von Adarian gestützt werden. Ohne den Heiltrank, von dem sie immer wieder kleine Schlucke trank, hätte sie vermutlich bis hierher nicht durchgehalten. Jetzt nahm sie Adarian noch einmal zu Seite und sagte ihm im ernsten Tonfall, dass er etwas für sie tun müsste. Er sollte versprechen, dass er dies auch wirklich täte. Es wäre für sie sehr wichtig. Nachdem Adarian ernst nickte, zog sie schließlich einen kleinen Dolch aus ihrem Stiefel, der mit kleinen Edelsteinen verziert war und sehr wertvoll aussah. Sie drückte Adarian den Dolch in die Hand und sagte ihm, dass er ihn zu ihrem Onkel bringen sollte, der in Trosk den Waffenhandel ihres Vaters übernommen hatte. Sie hatte diesen Dolch von ihrem Onkel gestohlen, nachdem sie sich von ihm ungerecht behandelt gefühlt hatte. Heute wusste sie aber, dass er ihr nur helfen wollte und sie wollte, dass er das weiß. Adarian sollte ihm deshalb den Dolch bringen, der auch ein Erbstück von Foxis Vater war, und ihm sagen, dass es ihr leidtut, was in der Vergangenheit vorgefallen war. Tief gerührt nahm Adarian den Dolch und drückte Foxi an sich. Er hob sie auf und trug sie den Rest des Weges. Nachdem Henk die Gruppe sicher durch das Labyrinth gelotst hatte, erwartete sie vor dem letzten Raum noch ein letztes Rätsel, bevor sie zum Alten in der Tiefe konnten. Auch diesmal war es Kenjis Kombinationsvermögen, womit das Rätsel gelöst werden konnte. Schließlich erreichten die Helden den seltsamen Tempelraum inmitten des Labyrinths. Als sie sich umsahen, fiel niemanden außer Henk und Foxi der anwesende Alte auf, der ebenfalls im Raum die Ankommenden musterte. Er reagierte etwas ungehalten, als die Gruppe ihn bemerkte, da die Helden auf dem Weg durchs Labyrinth mit Henks Wissen geschummelt hatten und er ihnen daher kein heiliges Amulett des Phex geben konnte, welches ein Zeichen der Initiation ist. Als Henk ihn nach Jaran fragte, sah er ihn durchdringend an und sprach einen Phexzauber über alle, um zu prüfen, ob jemand etwas verbarg oder eine Lüge verschleierte. Dazu hielt er seinen Stab mit einem goldenen Phexkopf über den Kopf jedes einzelnen der Heldengruppe und die schwarze Edelsteinaugen verwandelten sich kurz in echte Fuchsaugen, als Octavia den Stab während des Zaubers ansah.

Ohne etwas zu sagen ging der Alte schließlich zu einer Wand, durch welche er mit seiner Hand hindurchgriff und anscheinend etwas drehte. An der gegenüberliegenden Wand öffnete sich ein Tunnel und wortlos ging er hinein und verschwand in dem Dunkel. Der Tunnel führte zu einem Raum mit einem Tisch und Stühlen und anscheinend handelte es sich um die Privatgemächer des Alten. Er bat alle dort zu warten und verschwand in einem Nebenraum. Nach kurzer Zeit kam er mit einem humpelnden, vermummten Mann wieder zurück. Als dieser Streuner sah, riss er sich die Kapuze vom Kopf und umarmte ihn. Die Helden hatten Jaran gefunden.

Jaran der Flinke

Jaran lachte und meinte, dass er schon gewartet hatte aber sich ganz sicher war, dass Henk ihn finden würde. Jaran hat eine tiefe Wunde an der Hüfte, die ihn ein Dämon mit seiner Kralle gerissen hatte. Sie war improvisiert aber gut verarztet worden. Er war sehr froh, dass die Helden nun da waren, da es jetzt gälte, etwas sehr Wichtiges zu beschützen. Er führte alle einen Gang weiter, wo eine verhüllte Person vor einem magischen Kreis kniete, in dem ein Kind lag.

Bei der Person handelte es sich um Hella, welche alle mit einem kurzen Nicken begrüßte und Henk in die Arme fiel. Als sie Octavia begrüßte, starrte sie sie länger an und bemerkte dann bewundernd, dass sie es erstaunlich fände, wie mächtig Octavia seit ihrer letzten Begegnung geworden war. Sie wies auf das Kind und zum Erstaunen aller stellte sie es als Montakor vor, Henks Sohn von Birkinga aus der Hohen Heimat. Er war in einem Schutzkreis gefangen, in welchem er friedlich schlafend lag. Hella hatte davor gekniet, um das Schutzschild mit magischer Kraft zu versorgen. Sie erklärte, dass sie diese Prozedur ungefähr jede Stunde erneuern müsste, da der Schutz sonst versagte.

Adarian brachte Hella zu der im Sterben liegenden Foxi, welche er in der Kammer des Alten auf das Bett gelegt hatte. Hella untersuchte sie schnell und heilte Foxi dann, indem sie den dämonischen Fluch aus ihr heraussaugte und die dunkle Magie einfach absorbierte. Sie wirkte danach sogar gestärkt und hatte vermutlich auch neue astrale Kraft für ihr Ritual bekommen.

Als Henk sich seinem Sohn näherte, sah dieser ihn an und streckte seine Hände nach ihm aus. Henk war berührt, merkte aber auch, dass der Blick seines Sohnes etwas in ihm hervorrief, dass sich wie Maldorors Präsenz anfühlte und seinen Geist düster umnebelte. In der Gegenwart seines Sohnes hatte er plötzlich wieder das Gefühl, dass Maldoror zurück war.

Hellas Geschichte

Hella Behringer

Hella bat die Helden Platz zu nehmen. Dann begann sie zu erzählen, was geschehen war. Sie war zu dem Schrein der Enodia in den Throaler Bergen gereist und hatte die Göttin angeklagt und verflucht. Als sie sich schließlich das Leben nehmen wollte, rettet die Göttin sie und gab ihr den Auftrag, in die Hohe Heimat zu gehen und dort den Sohn von Henk zu beschützen.

Dort angekommen zeigte Birkinga ihr Montakor und Hella fiel auf, dass er eine dunkle Aura besaß, die sich zunehmend verstärkte. Als sie herausfand, dass Montakor als Focus für die Beschwörung von Maldoror diente und ein Schwarzmagier dahintersteckte, floh sie mit dem Kind nach Jerris, um Henk zu suchen. Die Bruderschaft hatte bis dahin nach Hellas Einschätzung noch keine Ahnung, dass Montakor der Sohn von Henk war. In Jerris fand Jaran sie, welcher ihr half und sie versteckte. Als der Schwarzmagier sie dort entdeckte, konnten sie sich gerade noch so in den Tempel des Phex retten. (vgl. Hellas Geschichte). Solange Hella den Schutzkreis um das Kind aktiv hielt, würde der dunkle Orden es auch nicht aufspüren können.

Während Hella ihre Geschichte erzählte, konnten alle deutlich ihren Hass gegen die Passionen spüren und es entbrannte nachher eine Diskussion zwischen Kenji und ihr und Hellas Ansichten über die Götter stürzten den Erzquestor in eine ernste Glaubenskrise.

Adarian und Henk zogen sich während Hella und Kenjis Diskussion mit Foxi, Jaran und dem Alten dezent zurück. Währenddessen entdeckte Octavia nach Hellas Vorbild bei der Heilung von Foxi eine Möglichkeit, astrale Kraft aus den Flammen eines bestehenden Feuers zu ziehen, indem sie es aufzehrt.

Der Plan für die Falle

Hella stellte schließlich vor allen klar heraus, dass es nur eine Chance gäbe, Montakor zu retten. Die Helden müssten dem Schwarzmagier eine Falle stellen. Sie würden ihn sofort damit anlocken, sobald Hella den Schutzzauber auf dem Kind aufhöbe. Also müssten die Helden nur noch entscheiden, wo der Kampf stattfinden sollte. Hella betonte, dass der Dämonologe sehr mächtig wäre und große Dämonen beschwören könnte, weshalb sie ihm eine geschickte Falle stellen müssten. Jaran wollte auf jeden Fall bei Henk und Hella bleiben, da er sich geschworen hatte Henks Sohn zu beschützen. Er hätte die Gilde aus allem rausgehalten, da er nicht sicher war, ob Giftvogel für den Bund arbeitete. Als Henk ihm erzählte, dass Mestoph im Hauptquartier der Füchse war, beruhigte er sich und meinte, dass niemand Mestoph so leicht etwas anhaben oder vormachen könnte und wenn jemand mit der Situation umgehen könnte, dann wäre es Mestoph.

Hella erwähnte außerdem noch, dass die Zombies kein Problem mehr für sie sein würden, da sie alle ohne Probleme durch sie hindurch bringen könnte, wenn sich alle beeilten. Jedoch wies sie alle nochmal darauf hin, dass der Schwarzmagier sie aufspüren könnte, sobald sie unterwegs wären. Nur mit Hilfe eines Ritualkreises könnte sie das Kind gänzlich abschirmen. Die Helden müssten also vorher das Ziel festlegen und, wenn sie unterwegs waren, dürften sie keine Zeit verlieren. Nach langen Überlegungen entschieden sich die Helden, auf einen Platz im Geweihtenviertel zu gehen. Als der Plan stand, war es tief in der Nacht. Die Helden legten sich alle schlafen, um dann für den Kampf fit zu sein.

20. Loar 351 i.J.P.

Die Vorbereitungen für den Kampf

Als etwa zur Mittagszeit alle ausgeschlafen und erholt waren, reichte der Alte einen stärkenden Trank, der extrem vitalisierend wirkte und der auch schon die ganze Zeit von Jaran getrunken worden war, damit seine Verletzung schneller heilen konnte. Gerade für Foxi und Octavia war dieser Trank eine Wohltat. Foxi ging es wunderbar und sie fühlte sich absolut kampfbereit. Adarian müsste sich heute keine Sorgen machen, da sie ihm den Rücken im Kampf freihalten würde. Zum Aufwärmen ließ sie ihren Dolch zwischen ihren Fingern wirbeln und Adarian war beeindruckt von ihren Kunststücken und ihrer Fingerfertigkeit.

Nachdem schließlich alle gegessen hatten, ging es zum Park des Lochost los. In der Sekunde, als Hella den Schutzschild des Kindes senkte, spürte Henk plötzlich einen kurzen stechenden Schmerz in seinem Kopf und vernahm die Stimme von Maldoror, die sich wie ein Messer in seine Gedanken schnitt. Sie sagte:

Wir haben schon auf dich gewartet, Vater!“.

Fast aus dem Konzept gebracht riss sich Henk zusammen und überspielte es so gut er konnte.

Hella nahm das Kind auf den Arm, da es zu gefährlich für jemand anderen wäre. Als sie es auf dem Arm nahm, kuschelte es sich in ihren Arm. Das Kind hatte bereits eine sehr enge Bindung zu ihr aufgebaut hatte. Zwischendurch würde sie es immer wieder beruhigen müssen, damit Maldoror nicht zum Vorschein käme. Daher sang sie immer wieder ein Wiegenlied oder redete leise auf das Kind ein. Hella zeigte eine sehr fürsorgliche und sanfte Seite, was mancher ihr vielleicht nicht zugetraut hätte.

Der Weg zum Lochostplatz

Der Alte zeigte den Helden einen Weg aus dem Labyrinth, welcher sie direkt in den Vorraum mit den Öllämpchen brachte. Alle kletterten aus der Wand raus und Henk lotste sie zu einem anderen Ausgang aus der unteren Kanalisation. Er umging so die Falltür mit den Zombies, durch welche sie die tiefere Kanalisation betreten hatten. Auf diesem Weg gelangten sie schneller ins Lochostviertel. Diesmal führt Henk zu einem Treppenaufgang, der in einer verschlossenen Tür endete. Henk könnte das Schloss problemlos knacken, doch hörte er hinter der Tür bereits das Stöhnen von Zombies. Hella übergab Octavia kurz das Kind und holte einen kleinen, verzierten Metallstab aus ihrer Tasche hervor und montierte einen schwarzen Stein auf seiner Spitze. Sie erklärte, dass alle in ihrer Nähe bleiben sollten, da der Stab sie uninteressant für alle Dämonen und Untote machen würde. Octavia konnte mit Astralsicht sehr genau sehen, wo Hellas Schutzfeld endete. Henk knackte die Tür und Hella ging mit dem Stab nach oben gestreckt voran. Die Zombies ignorierten tatsächlich die Helden und wichen einfach zur Seite aus, wenn sie sich ihnen näherten.

Unterwegs konnte auffallen, dass das Kind unentwegt zu Henk starrte, was ziemlich unheimlich wirkte. Kurz bevor Henk an die Oberfläche kam, hört er abermals die schmerzhafte Stimme Maldorors. Sie sagte:

Komm zu uns, Vater, dann wird auch Hella verstehen, dass eine Familie zusammengehört und dir folgen!“.

Dieses Mal bemerkte Hella Henks schmerzhaft verzerrtes Gesicht und erklärte ihm, dass er nun seinen ganzen Willen aufbringen müsste, da Maldoror ihn nun wahrscheinlich ins Visier genommen hatte und versuchte, ihn durch Einflüsterungen zurück auf seine Seite zu ziehen. Er sollte sich möglichst nicht in der Nähe von Montakor begeben, da dies Maldoror in ihm stärken könnte. Hella führte nun alle aus der Kanalisation heraus.

Das Geweihtenviertel

Im Geweihtenviertel hatten auch Kämpfe stattgefunden und die Helden erwartete ein schauriger Anblick. Die Zombies waren zwar fast alle getötet, aber auf den Plätzen der Stadt türmten sich Leichenberge und es stank unerträglich. Vereinzelt sah man noch Untote auf der Straße, aber die Bomben hatten wohl die gewünschte Wirkung erbracht. Die Straßen waren menschenleer und nur aus der Entfernung hörte man immer noch die Durchsage der Lichtträger. Niemand solle seine Verstecke verlassen, das Betreten der Straßen wäre lebensgefährlich und die Stadt wäre verbarrikadiert worden. Alle sollen ausharren, bis Entwarnung gegeben würde und weiterhin zu den Passionen beten. Der Tempel der Hesinde war inzwischen von allen verlassen worden. An den Türen waren noch Barrikaden zu sehen, die aber vermutlich von Zombies zerstört wurden, bevor sie das Gebäude überrannten. Ein untoter Bibliothekar wankte an einem Fenster in der großen Bibliothek vorbei und stellte klar, dass die Bibliothek verloren war. Der Tempel der Garlen wurde anscheinend vollkommen abgesichert und die Lichtträger hatten einen Wall darum errichtet, der magisch geschützt wurde. Es wirkte so, als befänden sich noch Menschen darin.

Im Park des Lochost selbst befanden sich nur einige vereinzelte Zombies, aber es lagen etliche Tote überall herum. Auf dem Platz um den Turm des Lochost herum wurde auch gebombt und deshalb war hier alles von Leichenbergen überfüllt. Adarian spähte nach einem geeigneten Ort, um auf den Schwarzmagier zu warten. Der Mynbruje Tempel schien leer zu sein und wurde wohl rechtzeitig evakuiert. Die Tür ist von außen mit einem komplizierten Schloss und einem schweren Balken verriegelt. Kenji klopfte mehrmals und rief, doch erhielt keine Antwort.

Der geeignetste Ort für einen Kampf war der große Platz hinter dem Mynbruje Tempel. Dort lagen kaum Leichen und es gab nur eine Handvoll vereinzelter Zombies, welche die Helden auch schnell beseitigen konnten. Hella klärte sie darüber auf, dass sie nicht viel bei dem Kampf helfen könnte, da sie das Kind beschützen müsse. Aber die Helden sollten nicht erschrecken, wenn an unserer Seite plötzlich ein weiterer Dämon kämpfte. Octavia sollte ihn bereits aus Parlainth kennen und Hella versicherte, dass er keine Gefahr für die Helden darstelle, sondern ihnen im Kampf helfen würde.

Die Falle schnappt zu

Nachdem alle auf dem Platz waren und ihn untersucht hatten, dauerte es nicht lange und Hella spürte, dass der Schwarzmagier bald da sein würde. Auch Henk hörte erneut die Stimme von Maldoror sagen:

Vater, es ist noch nicht zu spät! Wenn du die Familie zusammenführst, werden wir für immer in unbegrenzter Freiheit zusammen sein!“.

Henk war hin- und hergerissen, wandte sich aber nicht von seinen Freunden ab.

Laraxodillia-Dämon

Plötzlich begann der Boden zu beben und riss an einer ca. 2-3 m großen Stelle nahe des Brunnens ein. Eine große Klaue brach den Boden auf und schließlich entstieg dem Loch ein fünf Schritt großer Laraxodilia-Dämon. Er baute sich drohend über demselben auf und schützte mit seinen messerscharfen Tentakeln die vier Adepten, die hinter ihm aus dem Loch kamen und direkt begannen Zauber zu wirken. Der Dämon stieß einen unheiligen Schrei aus und erschütterte Kenji ins Mark und ließ ihn erstarren. Aus dem Loch waren düstere Beschwörungsformeln zu hören.

Hakon - Hellas Dämon

Hella rief ihren Dämon herbei, welcher plötzlich aus dem Nichts erschien. Er hatte eine humanoide Gestalt und fast wirkte er wie ein Schatten der Bruderschaft, weil er leicht durchsichtig war. Er verbeugte sich vor Hella und sie tat das gleiche vor ihm. Dann deutete sie auf die Gegner und er stürzt sich fliegend in den Kampf und versuchte, den großen Dämon von oben abzulenken. Zwei der Adepten waren die ganze Zeit dabei, die verbliebenen Zombies aus der Stadt auf den Platz zu rufen und die umherliegenden Toten zu erwecken. Sie hetzen diese auf die Helden, wobei Henk bemerkte, dass sie ihn verschonten. Die Zombies machten einen Bogen um ihn und auch der Dämon führte keine tödlichen Schläge gegen Henk aus. Sie ignorierten ihn eher so gut es ging. Die anderen Adepten konzentrierten sich auf Octavia und schickten ihr ablenkende Schatten, damit sie selbst keine Zauber wirken konnte. Hella rief zwischendurch, dass der Schwarzmagier unten in dem Loch war und versuchte Maldoror zu beschwören. Das Kind schrie und weinte die ganze Zeit lautstark und Hella drückte es mit einer Hand fest an sich, während sie die andere abwehrend in die Luft hielt. Octavia konnte mit Astralsicht sehen, dass unten vom Schwarzmagier ein mächtiger Faden zu dem Kind gesponnen wurde, dessen Aura sich immer mehr in einen Dämon verwandelte. Hella schien diesen Zauber jedoch irgendwie zu absorbieren und das Kind so zu schützen. Als dieser Beschwörungsstrom immer stärker wurde, konnten irgendwann alle diesen Faden als schwarzen Schleier sehen und bemerkten, wie Hella und das Kind davon eingehüllt wurden. Je mehr das Kind von dem Beschwörungsstrom erfasst wurde, je mehr verlor Henk den Willen gegen die Gegner zu kämpfen und kam auch kaum noch dazu, da er die Stimme von Maldoror nun mantrisch in seinem Kopf hörte und ganz von ihr vereinnahmt wurde. Maldoror sagte wiederholt:

Eine Familie gehört zusammen. Du kannst deinem Schicksal nicht entfliehen!“.

Henk ließ seinen Säbel fallen und ging auf Hella und seinen Sohn zu. Kenji und Jaran versuchten ihn daran zu hindern und Hella wich immer wieder von ihm fort. Im schlimmsten Kampfgeschehen war Adarian dem Dämon auf den Nacken geklettert und stieß ihm sein Schwert tief ins Genick. Auch nachdem er abgeworfen wurde und sein Bein fast von einem messerscharfen Tentakel abgetrennt worden wäre, gab er nicht auf und erstürmte erneut den kolossalen Dämon, um sein noch im Hals des Laraxodilia steckendes Schwert noch tiefer hineinzubohren. Adarian erstrahlte dabei im roten Licht des Tystonius. Als die Helden schon fast von Zombies überrannt wurden, tauchte plötzlich Adarians Großmeister Arthas Lichtschlag mit einigen Männern auf, die sich sofort am Kampf beteiligten und alles zu Gunsten der Helden wendeten. Als Adarian bemerkte, dass Henk mit Kenji rangelte, zog er mit einem Kraftakt sein Schwert aus dem Dämon, um schnell seinen Freunden zu helfen und den Lichtträgern den Dämon zu überlassen. Dann endlich schien es so, als ob die Helden die Adepten und den großen Dämon besiegt und den Kampf gewonnen hatten. Da hörte man plötzlich Hella schreien. Sie brach zusammen und plötzlich ging eine furchtbare Erschütterung über den Platz. Der Himmel verdunkelte sich und Donnergrummeln war zu hören.

Maldorors Rückkehr

Der kleine Montakor schwebte plötzlich einige Meter über dem Boden und war in eine schwarze, für alle sichtbare Aura gehüllt. Es hatte rotglühende Augen und jedem, der ihn ansah, übermannte das Grauen und wurde vor Angst gelähmt. Auch die Lichtträger waren überrascht und anscheinend machtlos gegen Maldorors Inkarnation. Der Ort fühlte sich an, als ob man sich in einem Vakuum befinden würden, oder als ob man unendlich in die Tiefe fiele und dabei vor Schock erstarrte. Maldorors schwarze Aura senkte sich wie eine Glocke über den Platz, die alle zu Boden zwang und es ihnen unmöglich machte, sich zu bewegen oder zu reden, da sie Erstickungsgefühle und Beklemmungen auslöste.

Montakor schwebte hoch über ihren Köpfen und begann mit einer tiefen, gutturalen Stimme zu sprechen, die allen durch Mark und Bein ging. Als der Fürst des Verijgorn seine ersten Worte an die Helden richtete, fühlte es sich für Kenji an, als ob die Präsenz Mynbrujes sich ihm entzöge. Maldoror stellte Henk vor die Wahl. Es musste sich entscheiden, entweder für seine Freunde oder seine Familie - und Henk wählte die Familie (vgl. Maldoror spricht).

Henk hatte sich entschieden und Maldoror stieg höher über den Platz und hüllte ihn in einen schwarzen Magieschild ein. Dann erhob das Kind seine Arme und die schwarze Aura schien sich weiter aufzublähen. Plötzlich implodierte der ganze Ort und alle verloren augenblicklich das Bewusstsein.

Rettung durch die Drachentränen

Als alle wieder aufwachten, sahen die Helden zuerst nur weißes Licht um sich herum. Sie fühlten sich wie halb betäubt und waren taub. Adarian glaubte sogar kurz, er wäre im Jenseits und rief nach Noah. Schließlich wurde jedem bewusst, dass sich die Drachentränen aktiviert und alle in einem weißen, hellstrahlenden Schutzfeld eingehüllt hatten. Außerhalb dieses Schutzfeldes war alles schwarz, verdorrt und durch eine gigantische Druckwelle durcheinandergewühlt. Vom Schwarzmagier, Henk und dem Kind fehlte jede Spur.

Die Helden wurden jedoch gerettet durch die Drachentränen, die wie auf magische Weise aus Henks Taschen verschwunden waren und nun dort schwebten, wo Henk sich vorher befunden hatte. Octavia nahm sie an sich und bemerkte, dass ein Viertel des Steines wie gesprungen aussah.

Hella spürte noch deutlich Maldorors Präsenz in der Nähe und wusste daher, dass sich Henk und das Kind noch irgendwo in der Stadt befänden. Sie klärte die Helden darüber auf, dass Maldorors Macht noch lange nicht vollständig wiederhergestellt war und der Schwarzmagier noch viele Rituale benötigen würde, um ihn in voller Stärke in dem Kind zu erwecken. Sie konnte jedoch keine Richtung oder Ähnliches ausmachen und meinte, dass sie einen ruhigeren Ort bräuchte, von wo aus sie die Position ausspähen könnte.

Foxi schlug vor, dass nun alle zu der Gilde gehen sollten, um mit Mestoph zu sprechen, da dieser sehr schlau und dafür bekannt wäre, dass er immer mit einem Plan weiterhelfen könnte. Als Jaran skeptisch schaute, erzählte sie ihm, dass die Helden den Schwur des Phex abgelegt hätten und es unter diesen Umständen kein Problem wäre, dass sie das Hauptquartier beträten. Daraufhin stimmte Jaran wird zu und führte sie alle zur Gilde.

Arthas Lichtschlag sprach mit Adarian und befragte ihn über das Geschehen. Die Helden sollten den Schwarzmagier finden, der für die Zombieplage verantwortlich wäre, während die Lichtträger noch mit den Evakuierungen beschäftigt waren. Mit großer Besorgnis betrachtete er den Himmel, der sich noch nicht wieder geklärt hatte. Über den Wolken war ein Gewitter aufgezogen und Blitze zucken zwischen den Wolken umher. Es stimmte etwas überhaupt nicht, denn es war tagsüber so finster wie in der Nacht.

Kenji war nach dem Erscheinen Maldorors noch wie gelähmt und er hatte sich noch nie so verlassen von seinem Gott gefühlt. Obwohl er keine Verletzungen hatte, kam er erst auf die Beine, als Octavia ihm half. Vorher flüsterte er noch Hella etwas ins Ohr.

In der Gilde

Die Helden kamen durch Hellas Hilfe auch problemlos zum Hauptquartier der Gilde, welches tatsächlich noch nicht von den Zombies überlaufen war. Unterwegs sahen alle die Ausmaße der Katastrophe und liefen an unzähligen Toten vorbei. Mestoph begrüßte sie und war froh, Jaran wohl auf zu sehen. Als er hört, was mit Henk geschehen war, nahm ihn das so sehr mit, dass er sprachlos vorerst auch keinen direkten Rat geben konnte.

Er teilte ihnen jedoch mit, dass er hier alles wieder im Griff und sich die Meuterei erledigt hatte, nachdem die Zombies kamen. Die Füchse hielten nun wieder alle zusammen und Giftvogels Intrigen interessierten zurzeit niemanden mehr. Giftvogel selbst hatte sich jedoch abgesondert und war seit den Zombies sehr still geworden. Mestoph ging davon aus, dass er irgendwas über die Sache wusste und sie ihn befragen sollten. Außerdem wusste Giftvogel mehr über den Tod von Schwarzschatten, als es bis jetzt zugegeben hatte, davon war Mestoph überzeugt. Er hatte jedoch auch eine traurige Nachricht für Jaran. Der Ingenieur Mjolnir hatte es nicht geschafft und Waruf war gezwungen ihn zu erlösen. Daher saß Waruf selbst auch im Hintergrund und wirkte total mit den Nerven fertig.

Giftvogels Beichte

Giftvogel hatte sich in sein persönliches Zimmer zurückgezogen und die Tür abgeschlossen. Trotz Anklopfens öffnete er nicht und sagte auch nichts. Erst nachdem Adarian die Tür fast eintrat, machte er sturzbetrunken auf und maulte alle an, dass sie ihn in Ruhe lassen sollten. Ihm wäre jetzt alles egal und es interessierte ihn auch nicht, dass Jaran wieder da war. Er wollte nur seine Ruhe haben und schmiss Adarian die Tür vor der Nase wieder zu. Dieser trat die Tür wieder auf und alle betraten die Kammer. Giftvogle weigerte sich, mit den Helden, Jaran oder Mestoph zu sprechen, und warf mit Flaschen um sich. Er schimpfte wütend vor sich hin und rief immer wieder, dass nun doch sowieso alles egal wäre. Die Stadt wäre hinüber und die Füchse ebenfalls. Als er erfuhr, dass Henk verschwunden war, sagte er kopfschüttelnd, dass es zu spät war und alle am besten aus der Stadt fliehen sollten. Er jammerte auch immer wieder vor sich hin, dass er nur das Beste für die Gilde gewollt hatte und er die Füchse wieder stark gemacht hätte, nachdem Jaran sie zu dem zweiten Lichtträgerorden umfunktionieren wollte. Er redete so viel wirres Zeug, dass Adarian ihn mit einigen Schlägen und Ohrfeigen überzeugen musste, doch endlich zu erzählen, was vorgefallen war und was er darüber wusste. Schließlich gab er zu, dass er wusste, dass Schwarzschatten einen mysteriösen Auftrag angenommen hatte und dachte, dass er ihn vor der Gilde geheim hielte, weil er die Belohnung nicht teilen wollte. Also spionierte er Schwarzschatten aus und konnte ein Treffen mit dem vermummten Typ beobachten. Er schlich diesem hinterher und sprach ihn an. Giftvogel bot ebenfalls seine Hilfe an und erzählte, dass er die bessere Wahl für egal welchen Auftrag wäre und Schwarzschatten ihm nicht das Wasser reichen könnte. Der Typ hätte nur gelacht und gefragt, was denn sein Preis wäre. Er hätte ihm eine hohe Summe Gold genannt, die der Schwarzmagier ihm ohne zu zögern auch zusagen konnte. Dieses Gold hatte Giftvogel genutzt, um die Männer bei den Füchsen auf seine Seite zu ziehen und den Krieg gegen die Briccones anzuzetteln. Er wollte Anführer der Füchse werden und da kam ihm dieses Gold gerade recht. Giftvogel wusste anscheinend nicht, dass er es mit einem Schwarzmagier zu tun hatte und als Mestoph ihm erzählte, was mit Schwarzschatten geschehen war, verstand er endlich, wer sein seltsamer Auftraggeber gewesen war. Als dann auch noch die Zombieseuche ausbrach, dachte er, dass er daran schuld wäre, da er den Schwarzmagier unterstützt hatte. Er erledigte für den Schwarzmagier verschiedene Dinge, z.B. sammelte er Informationen über Jaran und Henk und gab sie dem Schwarzmagier weiter. Außerdem mietete er einen Platz am Luftschiffhafen. So erfuhren die Helden, dass der Schwarzmagier also vermutlich sein Quartier auf einem Luftschiff hatte. Jaran, Foxi und Hella schlossen sich den Helden an, denn keiner wollte zurückbleiben, wenn es darum ging Henk zu retten. Mestoph kümmerte sich weiter um die Gilde und stellte Giftvogel unter Beobachtung. Jaran führte die Helden zu dem Steg am Luftschiffhafen, wo die Gildenschiffe festgemacht waren.

Henks Verbleiben

Henk war lange bewusstlos und erwachte gefesselt auf dem Boden liegend. Er konnte noch nicht richtig sehen und fühlt sich betäubt. Um ihn herum konnte er an zwei Seiten von ihn herum Gitterstäbe erahnen. Er bemerkte, dass der Boden schwankte und er hörte Holz knarren. Im Raum war es dunkel, er konnte aber ein schwaches Licht hinter den Gittern erahnen, dass aus einem anderen Raum durch eine angelehnte Tür in seinen Raum strahlte. Seine Zelle war anscheinend ein kleiner Verschlag in einem größeren Raum.

Henk fühlte sich seltsam und konnte nicht klar denken. Es war fast wieder so wie damals, als Maldoror ihn übernommen hatte. Er konnte sich nicht bewegen, aber dafür hörte er eine Stimme, die wie die des Schwarzmagiers klang. Henk belauschte einen Streit zwischen dem Schwarzmagier und Sabaoth Immortalis. Der Okkultist betonte, dass er die weiteren Interessen Maldorors vertreten würde und Sabaoth von solchen Dingen keine Ahnung hätte. Sabaoth hielt ihm entgegen, dass er jetzt die Meister befehligen würde und sowieso damit beschäftigt wäre, den besten Feldherrn Alorans wieder für seine Zwecke zu gewinnen. Dieser wäre gerade auf dem Weg nach Barsaive und Sabaoth wollte sich auf seine Ankunft konzentrieren. Nach dem Gespräch schimpfte der Schwarzmagier noch wüst auf Immortalis (vgl. Streit der Schwarzmagier).

Henk fühlte sich halbwach und seltsam benommen und lag lange in seiner Zelle. Er konnte schwer einordnen, wie er sich fühlte, jedoch spürte er, wie Maldoror langsam die Kontrolle über ihn übernahm. Es war jedoch anders als damals in Parlainth. Er döste weiter in seiner Zelle und wurde plötzlich wach, als er eine laute Erschütterung wahrnahm. Das Luftschiff bewegte sich und wurde anscheinend von irgendetwas getroffen. Danach hörte er den Schwarzmagier laut fluchen, worauf ein unbekannter und grässlicher Schrei von draußen ertönte. Dieses Schreien entfernte sich und Henk hörte Geschosse und Schreie von Männern. Irgendwann erfolgte ein großer Knall und dann war wieder Ruhe. Das Luftschiff setzte wieder in Bewegung und Henk hörte mit seinem geschulten Ohr sofort, dass etwas am Schiff beschädigt sein musste und das Tempo eingeschränkt war. Henk döste zwischendurch immer wieder weg und ein Adept brachte ihm wortlos etwas Wasser an das Gitter der Zelle.

Der Weg zum Hafen

Jerris war inzwischen fast von den Zombies geräumt. Unterwegs konnten die Helden Schüsse aus Feuerkanonen wahrnehmen. Als Kenji Hella auf ihre Künste ansprach, glaubte diese, er wollte sie ermutigen, einen großen Dämon zur Unterstützung zu rufen. Als sie Kenji entsetzt konfrontierte, eskalierte die Situation und hielt die Helden auf. Adarian griff ein und ohrfeigte den Erzquestor. Kenji hatte eigentlich nur nach anderen Möglichkeiten als der Unterstüzung durch die Götter gefragt; womit er sich auf das Zwiegespräch bezog, dass er zuvor mit Hella geführt hatte. Doch Adarian, der diesem Gespräch nicht beigewohnt hatte, vermutete in Kombination mit den Aussagen des Questors über seine Glaubenskrise, dass dieser nun wahrhaft erwägte, die Seiten zu wechseln und Hella das Rufen eines Dämons nahezulegen. Kenjis Augen blinzelten vor Wut, als er bemerkte, wie wenig Vertrauen sein Freund für ihn übrig hatte, aber er schwieg über seine Sicht der Dinge.

Am Luftschiffhafen

Am Luftschiffhafen bemerkten sie, dass sie zu spät waren und das Luftschiff des Schwarzmagiers schon abgelegt hatte. Jedoch bemerkten die Helden eine Gruppe von Lichtträgern, die gerade eifrig miteinander diskutierten. Nachdem sie Adarian gefragt hatten, warum er nicht bei seiner Einheit wäre, erzählten sie, dass plötzlich ein Luftschiff den Hafen trotz der Flugsperre verlassen hätte und auch nach mehrmaligen Aufforderungen nicht angehalten hatte. Da die Hafenwache wegen den Zombies lahmgelegt war, verfolgte das Schiff vorerst niemand, aber die Geschosse der Wachtürme waren inzwischen wiederbesetzt und trafen das Segel des Schiffes. So schränkten sie seine Geschwindigkeit stark ein und den Stadtwachen gelang es tatsächlich noch ein Hafenwachtschiff zu mobilisieren, welches das fremde Schiff abfangen wollte. Doch auf einmal erhob sich ein geflügelter Dämon vom dem fremden Schiff und griff die Hafenwache an. Er zerstörte ihr Patrouillenschiff und da alle anderen Schiffe zurzeit wegen der Untotenplage im Einsatz waren, gelang es ihm nach Westen in Richtung Giftwald zu fliehen. Die Lichtträger, die das Ganze mit angesehen hatten, waren gerade dabei gewesen den Hafen von Zombies zu säubern, als sie die Schüsse der Türme hörten. Hella vermutete, dass der Beschwörer das Kind nicht nach Li‘iktischuma, sondern zu den Überresten Maldorors bringen wird und deshalb in Richtung Öde flöge. Sie erklärte, dass er ein zeitaufwendiges Ritual planen musste, um Maldoror wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.

Octavias Vision

Nach dem Gespräch mit den Lichtträgern hatte Octavia plötzlich den unwiderstehlichen Drang, die Drachentränen zu betrachten. Sie holte sie geistesabwesend aus ihrer Tasche und hielt sie in ihrer Hand. Kenji bemerkte dies leicht verwirrt. Plötzlich brach Octavia zusammen und war für einige Sekunden bewusstlos. Auch Adarian und Kenji spürten zeitgleich einen stechenden Schmerz in der Hand, in welche sie sich schnitten, um im Norden ihr Blut für die Drachentränen zu geben. Octavia erlebte eine Vision von Usiel, welcher ihr sagte, dass das, was für die Ewigkeit verbunden wurde, nicht getrennt werden dürfe. Nachdem Octavia aufwachte, fühlten sich alle sehr schwach und von aller Hoffnung verlassen. Außerdem schmerzte jedem die Hand an der alten Narbe aus dem Norden. Noch etwas Beunruhigendes stellten die Helden fest: die Risse in den Drachentränen schienen nach der Vision größer geworden zu sein.

Henks Begrüßung

Henk erwachte wieder einmal, als er Besuch von dem Beschwörer bekam. Henk war zu verwirrt, um mit ihm zu reden und hatte auch das Gefühl, als ob alles etwas zeitverzögert ablief und der Raum sich psychodelisch wie auf Drogen verbog. Der Beschwörer musterte ihn mit einem zufriedenen Lächeln mustern und sagte dann:

So, so… du bist also Henk. (mustert ihn)

Ich freue mich dich an Bord begrüßen zu dürfen!

Zwar war deine Anwesenheit nicht geplant, aber dein Sohn scheint zwingend darauf zu bestehen. Und sein Wunsch, ist mein Befehl!

Er sah bei den Worten zum Nachbarraum herüber und deutet eine Verneigung an.

Nachdem du dich dem großen Maldoror fast schon freiwillig unterworfen hast, gehe ich davon aus, dass wir uns blendend verstehen werden.

Ich habe schon viel über deine Verschlagenheit und dein Talent zur Lüge gehört und kann mir vorstellen, wie unerträglich dir die Gegenwart deiner aufgeblasenen und selbstgerechten Gefährten und all dieser heuchlerischen Lichtträger gewesen sein muss.

Nun musst du niemals wieder dein wahres Wesen vor Moralaposteln verstecken, sondern du bist endlich frei du selbst zu sein!

Ich denke, dass Maldoror dein Talent damals bereits erkannt hatte und dich deshalb in der Vergangenheit als sein Gefäß erwählte.

Und nun wählt er dich als seinen Vater aus!!!

Ich hoffe, du bist dir bewusst, was für eine große Ehre dies bedeutet!

Du solltest auch damit aufhören, mich und meine Brüder für Monster oder Schlimmeres zu halten. Wir sind genau wie du, Henk!

Wir wurden von den anderen Menschen betrogen, ausgenutzt und verraten und nun ist es an der Zeit, dass wir ihnen alles zurückzahlen, was sie uns angetan haben!

Er erhob zornig seine Faust und spuckte verächtlich auf den Boden. Die Spucke schien sich leicht wie Säure zu verhalten und fraß ein kleines Loch in den Holzboden. Es entstand dabei ein leichter Rauch, der nach Schwefel roch.

Dann beugte er sich mitleidig berührt zu Henk herunter und kam ganz nah an das Zellengitter heran.

Doch vorher solltest du dich ausruhen und dich an deine neue Situation gewöhnen. Dein Sohn wird bald deinen Schutz benötigen und dann wirst du all deine Kräfte brauchen.

Er ging. Henk war nach seinem Monolog immer noch sehr verwirrt, fühlte sich aber auf merkwürdige Weise von dem Schwarzmagier umsorgt und hat das Gefühl ihm trauen zu können. Dann überkam Henk wieder die Benommenheit und er fiel in einen traumlosen Schlaf.

Auf dem Luftschiff

Als es am Luftschiffhafen darum ging, dem Schiff des Schwarzmagiers zu folgen, erklärte Jaran, dass er ein guter Luftschiffkapitän sei und das Schiff fliegen werde, immerhin stamme er gebürtig aus Jerris, der „Stadt der Luftschiffe“. Jaran bestand darauf sofort Henk zu folgen, da sie das Schiff des Schwarzmagiers noch einholen könnten, wenn sie sich beeilten. Deshalb brachten die Helden ihn direkt zur K’eygha.

Als sie am Luftschiff ankamen, bemerkten die Helden, dass ein Falke auf dem Steuerrad saß. Als sie an Deck gingen, flog er fort. Adarian meinte, er hätte die gleiche Farbe wie der Falke aus Trosk gehabt.

Jaran, Foxi und Hella machten das Schiff schnell startklar und Jaran steuerte direkt hinter dem Schwarzmagier her. Vom Kobold fehlte jede Spur.

Hella bestätigte, dass sie Maldoror in Richtung der Öde erspürte und sie noch nicht weit gekommen waren. Jaran nahm jetzt direkt Kurs auf den Giftwald.

Auf dem Flug kam es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Adarian und Kenji.

Ungehalten wegen des aus seiner Sicht weinerlichen Questors (der immer noch mit seinem Glauben haderte), entflammte erneut der unterschwellige Streit zwischen den Beiden. Als Adarian Kenji aufforderte, er solle doch einfach Octavia küssen, sah dieser endgültig rot (da er seine Gefühle ihr gegenüber immer noch nicht offenbart hatte und das erneute Missverstehen des Kriegers ihn schwer enttäuschte) und versuchte, Adarian ins Gesicht zu langen. Ein Handgemenge entstand, in dem Adarian aufgrund seiner überlegenen Kraft und Statur die Angriffe abzuwehren vermochte und Kenji schließlich schlicht packte und hoch hob. Doch statt sich zu beruhigen, nutzte dieser die Gelegenheit und rammte sein Knie mit voller Wucht in das Gesicht des unvorbereiteten Kriegers. Dieser stolperte mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück und ließ aus Schreck beinahe den Questor über die Reling segeln. Danach ebbte die Situation ab. Octavia schien von Adarians Spruch keine Notiz genommen zu haben...


Nach einigen Stunden hatten sie den Wald hinter sich gelassen und mit dem Fernglas konnte Adarian dann das beschriebene Luftschiff erkennen.

Henks Wandlung

Henk fühlte sich langsam besser und seine Gedanken klärten sich. Er spürte jedoch, wie Maldoror in ihm die Kontrolle übernommen hatte und er fühlte sich wie damals in Parlainth: sehr gut, mächtig und befreit. Außerdem spürte er ein enormes Verlangen danach, sich um das Wohl seines Sohnes zu kümmern.

Der Adept kam zurück und meinte: „Wie es aussieht, sind die Gitter nicht mehr nötig.“. Er lächelte Henk selbstbestätigend zu und öffnete die Tür. „Folgt mir, euer Sohn erwartet euch!“.

Henk wurde in den Nachbarraum geführt, wo der Beschwörer ihn freundlich begrüßte und sich als Werham vorstellte. Er sagte ihm, dass er froh sei, dass Henk nun vollständig bei Kräften ist. Henk empfand Werham inzwischen als sympathischen Zeitgenossen und er störte sich auch nicht daran, dass am Fenster hin und wieder etwas vorbeiflog, was wie ein geflügelter Dämon aussah. Henk fühlte sich sehr wohl bei seinen neuen Freunden.

Werham zeigte Henk einen Altar unter Deck, über welchem Maldoror schwebte und Henk mit hypnotischen, roten Augen anstarrte. Darunter lag ein Knochenkreis. Werham bat Henk auf einem Stuhl gegenüber des Schreines Platz zu nehmen, da sein Sohn ein Anliegen hätte.

Die gemeinsame Drachentränen Vision

Die Helden verfolgen das Luftschiff bis über die Öde und konnten es schon fast ohne Fernglas sehen, als plötzlich alle einen stechenden Schmerz im ganzen Körper spürten und Octavia erneut zusammenbrach. Sie sehen, dass Octavia von einem weißen magischen Schimmer umgeben war, der vermutlich von den Drachentränen ausging. Adarian und Kenji hatten das dringende Gefühl, dass sie dieses magische Feld betreten müssen, und wurden von ihm magisch angezogen. Als beide das Feld betreten hatten, wurden sie bewusstlos und hatten Teil an einer von Octavias Visionen. Jeder konnte in der Vision deutlich die Präsenz der Freunde spüren und auch Henk schien noch ganz schwach vorhanden zu sein. Henk hatte zeitgleich für einen kurzen Bruchteil das Gefühl, als ob seine Freunde anwesend wären und der Zauber von Maldoror wurde für eine Sekunde geschwächt. Den Helden wurde auch schnell bewusst, dass sie sich in einem Teil von Octavias Geist befanden, und hin und wieder schien es so, als ob kurz Erinnerungsfetzen oder Gedanken von ihr wahrzunehmen waren, z.B. an die Bibliothek ihres Vaters, welche Kenji erkannte.

In der Vision schwebten alle in einem Alles verschleiernden Nebel und plötzlich sahen sie ganz schwach und entfernt Usiel, der sprach:

„Es bleibt nicht mehr viel Zeit, bis meine Seele zersplittert!“

Die Helden sahen, wie Usiel in der Vision von einer abyssischen, formlosen Gestalt bedrängt wurde, die wahrscheinlich die astrale Gestalt des Maldorors war. Dann ging alles im Nebel unter. Die Vision endet jedoch nicht, sondern alle hatten plötzlich das Gefühl, bei Henk zu sein. Sie öffneten die Augen und sahen vor sich Maldoror, der in der Gestalt von Henks Sohn über einem Altar mit Knochenkreis schwebte. Allen wurde schließlich bewusst, dass sie durch die Augen von Henk sehen konnten, und dass Usiel ihnen diesen Einblick mit der letzten Kraft der Drachentränen gewährt hatte.

Henks Gespräch mit seinem „Sohn“

Als Henk sich vor Maldoror gesetzt hatte, wurden Werham und alle anderen außer Henk von Maldoror aus dem Raum geschickt und dann begann er zu sprechen:

"Vater, höre die Worte des mächtigen Maldoror, dem Zersetzter ganzer Zeitalter und dem Verderber der Wahrheit!!

Dein Blut ist mein Blut!

Durch dein Fleisch habe ich mich verändert! Dein Same bestimmt nun über das Wesen eines Fürsten der Alten!"

Maldorors Augen glühten hell auf und er schwebte etwas zu Henk herunter.

"Höre, Vater!

Ich erforsche mein Erbe und entdeckte in diesem Körper ein Verlangen, welches sich dem Verständnis des großen Maldoror entzieht.

Dieses Verlangen ist mir aus den alten Tagen unbekannt und erst ihr jungen Menschen brachtet es mit auf diese Welt.

Doch durch dich habe ich, der große Maldoror, dieses Verlangen nun kennengelernt.

Es faszinierte mich bereits, als der zukünftige Sohn noch in seinem Vater wohnte und nun finde ich es in diesem neuen Leib erneut als dein Erbe vor.

Dieses Verlangen ist sehr stark und verzehrend und ich will mehr darüber erfahren!!

Die jungen Sterblichen nennen es „Freiheit“ und es scheint einen großen Teil ihres Handelns und Denkens zu beherrschen!

Jedoch verwirrt es mich, denn Abyssia kennt keine Freiheit, sondern nur Zerstörung!

Darum sage mir, Vater: Was bedeutet Freiheit? Erkläre mir, warum du und so viele andere Sterbliche von diesem Drang erfüllt sind!

Henk erhielt nun die Möglichkeit, ohne Beeinflussung Maldorors ausgiebig zu antworten und seinem Sohn seine Neugier zu befriedigen. Nur der Name „Lochost“ blieb ihm im Halse stecken und kam nicht über seine Lippen. So versuchte Henk nun Maldoror zu erklären, was Freiheit für ihn bedeutet:

Nun, Freiheit bedeutet, zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten wählen zu können und nicht um Erlaubnis fragen zu müssen.

Freiheit bedeutet, keinem Zwang unterworfen zu sein in jeder Entscheidung. Du tust, was du willst, das ist Freiheit. Und nicht das, was du musst. Wenn irgendwer dir sagt, dass du das tun musst. Ich habe Freiheit immer so verstanden, dass es für mich das wichtigste ist, dass ich nicht vom Willen eines anderen abhängig bin. Dass ich nicht wählen muss, was ein anderer will, sondern dass ich wählen kann, was ich will. Und dass ich somit die Verantwortung für mein eigenes Leben habe.

Ich habe erst verstanden, was Freiheit mir bedeutet, als ich in der Sklaverei der Theraner war. Sie haben bestimmt, wann ich aufstehe, wann ich arbeite, wann ich spreche, wann ich esse, wann ich trinke, wann ich bestraft werde, wann ich gehen darf, wann ich liege, und sie wollten um jeden Preis verhindern, dass ich denke. Weil wenn ich denke, denn komme ich darauf, was ich will, und nicht was mein Herr will. Sie haben uns ausgepeitscht, wenn wir nicht getan haben, was sie wollten. Und als ich sie alle tötete, war ich frei und konnte wieder das tun, was ich wollte. Es gibt in dieser Welt so viele Regeln und noch schlimmer Dogmen, die aufgestellt werden, um die Leute daran zu hindern, dass zu tun, was sie wirklich wollen. Ich kann mich dem nicht unterwerfen, weil ich nur das tun will, was ICH will, und nicht das, was jemand anderes will.

Deswegen kämpfen auch die Barsaiver. Sie wollen nicht das tun, was Thera will. Sie wollen das tun, was SIE wollen. Was sie selbst wollen. Sie wollen selber wählen, ob sie untergehen oder ob sie kämpfen. Für wen sie kämpfen – für das Gute, für das Böse. Jeder tut das, was er glaubt zu wollen oder wirklich will. Und deswegen habe ich dich gefragt, was dein Wille ist, dein Wunsch. Nur wenn du das verstehst, was es bedeutet, etwas zu wollen, kannst du verstehen, was Freiheit bedeutet. Wenn du allerdings nur handelst, weil du denkst, du musst es tun, es wäre deine Bestimmung, dann bist du nicht frei.

Und Maldoror antwortete:

Danke Vater, ich verstehe - denke ich, wir sind uns sehr ähnlich. Ich tue auch nur, was ich will. Ich lasse es mir von niemandem verbieten und vorschreiben. Ich werde über deine Worte noch nachdenken. Danke.

Werham deutete Henk gegenüber an, sich aus Respekt vor Maldoror kurz zu verbeugen, bevor er sich von ihm abwandte.

Die Vision endet

Den Helden wurde in dieser Vision ganz deutlich, dass Lochost Henk zurückholen und ihm die Kraft geben könnte, sich von Maldorors Einfluss zu befreien. Dann brach die Vision plötzlich ab und die Helden kamen durch lautes Geschrei und Kampfgeräusche wieder zu sich. Octavia bemerkte, dass sie die Drachentränen mit einer Hand fest umklammert hielt. Als sie genauer hinsah, konnte sie sehen, dass diese nun einen noch tieferen Spalt hatten, der drohte, die Drachentränen zu zerstören. Es schauderte die Helden durchs Mark.

Als sie sich umsahen, bemerkten die Helden, dass die Foxi, Jaran und Hella bereits mit einem geflügelten Dämon kämpften. Foxi hatte ihn anscheinend mit einem Enterhaken vom Himmel geholt und Jaran war dabei, ihn mit dem Säbel zu bearbeiten. Währenddessen gab Hella Hakon Kampfanweisungen. Kenji stürmte beherzt herbei und sein Schlag war es letztlich, der den Dämon zu Fall brachte.

Der Himmel ringsum hatte sich verdunkelt und Blitze zuckten, Donner grollte. Eine große schwarze Wolke befand sich im Zentrum des Unwetters und verbarg das Schiff des Schwarzmagiers vor den Augen der Helden. Hella konnte Henks Nähe deutlich spüren.

In der schwarzen Wolke

Als sie weiterflogen, empfanden alle immer mehr niederschmetternde Hoffnungslosigkeit, je mehr sie sich der schwarzen Wolke näherten. Es wurde immer dunkler und Octavia konnte astral sehen, dass ein Zauber auf der Wolke lag. Hella bestätigte dies, konnte jedoch auch nicht sagen, was es bewirkte.

Da keine andere Möglichkeit bestand Henk und das Kind zu erreichen, mussten sich die Helden trotzdem der Schwärze nähern. Zuerst schien die dunkle Wolke auch keine Auswirkungen zu haben, aber gerade, als alle die Reling des anderen Schiffes durch den Nebel erkennen konnten, wurden sie von unüberwindbarer Müdigkeit überfallen und die Helden schliefen ein.

Henk wurde von Werham gebeten, ihn und die Adepten aufs Deck zu begleiten. Er sagte, dass „die großen Helden“ nun eingetroffen seien und bereits auf sie warteten. Oben fand Henk die K‘eygha vor, die von den Adepten geentert und an dem eigenen Luftschiff angedockt wurde. Werham meinte entspannt, dass sie nun eine Weile schliefen und die Adepten sie alle Fesseln sollten. Er sagte Henk noch, dass er Hella nicht fesseln müsse, da sie sich bestimmt anschließen würde. Hella wäre außerdem eine alte Bekannte und er freute sich schon, sie wieder zu sehen. Als alle gefesselt waren, kam Hella als erste zu sich und war sehr froh, Henk zu sehen. Sie begrüßte ihn herzlich und auch Werham sehr freundlich und freute sich, endlich angekommen zu sein. Sie stellte sich hinter Henk, welcher sie auch herzlich auf seiner Seite willkommen hieß.

Die finale Konfrontation

Die Helden wurden wieder wach und waren gefesselt und geknebelt. Sie lagen auf dem Deck von Werhams Schiff und merkten, dass Jaran und Foxi ebenfalls bei ihnen lagen. Nur Octavia fiel auf, dass ganz kurz ein Falke über den Himmel flog, obwohl dies bei dem Sturm und den Blitzen eigentlich unwahrscheinlich wirkte. Henk, Hella und Werham standen ebenfalls oben mit zwei Adepten zusammen und berieten sich anscheinend. Die gefesselten Helden können ein Gespräch mithören. Werham sagt mit eindringlicher Stimme zu Henk:

Henk! Denkt doch nur daran, was deine selbstgerechten Freunde dir angetan haben! Jahrelang folgst du ihnen zu Kämpfen für das Licht, die Passionen und was sie sonst noch vorschoben, um sich im Weltgeschehen wichtig zu machen. Ihr geheimes Ziel war es jedoch immer nur beeindruckende Ämter, Titel und großes Ansehen aufzuhäufen! Erzquestor!

Gesandte des Drachens!

Der Held von Trosk!

Und wo bist du geblieben, mein Freund?

Ich sage es dir: Du warst lediglich ein Sklave, der ihrer Geltungssucht dienen musste.

Doch das ist nun vorbei!

Nun hast du die Gelegenheit, ihnen alles heimzuzahlen, was sie dir angetan haben!"

Bei diesen Worten war Henk wie gebannt und durch Maldorors Einfluss stieg ein starker Hass auf seine Freunde in ihm auf. Er spürt plötzlich den Drang, sie qualvoll und langsam zu töten. Werham bemerkte schließlich, dass die Helden wach waren, und bat Henk zu ihnen herüber. Er riet Henk, dass er sie sich doch einzeln vornehmen und sich dabei ruhig Zeit lassen sollte, damit sie nicht zu schnell stürben. Er würde mit Freude dabei zusehen. Werham gab Henk noch einen Tipp, um das Erlebnis richtig auskosten zu können. Henk sollte erst die Psyche seiner Freunde zerstören, bevor er sich auf ihre Körper konzentrierte.


[... hier fehlt noch eine genauere Beschreibung der Folter ...]


So hatte er Octavia bereits die erste Zahl ihrer neuen Sklavennummer über ihr linkes Schlüsselbein geschnitten und Adarian den kleinen Finger der linken Hand wegen seines Verrats abgeschnitten. Kenji hatte er damit gefoltert zuzusehen, wie Henk mit Octavia verfuhr.

Hella wies darauf hinzuweisen, dass sie die Opfer lieber für das Ritual von Maldorors Verpflanzung aufbewahren sollten, jedoch schüttelte Werham den Kopf und meinte, dass diese nicht benötigt würden. So wollte seine Henk seine Arbeit gerade fortsetzen und beenden, als Hella schrie:

"Ich kann das nicht zulassen! Wenn ich zulasse, dass du deine Freunde umbringst, würdest du mir das niemals verzeihen können. Und ich mir auch nicht!"

Hella stürzte sich auf Henk und umklammerte ihn. Sie versuchte, ähnlich wie bei Foxis Heilung, Maldorors Einfluss aus Henk herauszusaugen. >Jedoch wurde sie von Maldorors Macht zurückstoßen, so dass sie von Henks Körper weggeschleudert wurde, gegen die Kajüte knallt und bewusstlos liegen blieb.

Als Werham gerade wieder Henk aufstachelte und meinte, dass seine Schwester ihn verraten wollte und er sie ebenfalls töten sollte, griff Hakon, um Hella zu helfen, Werham an. Doch dieser bannte Hellas Dämon mit Leichtigkeit durch eine Geste mit seinem Finger. Als Henk hörte, das er Hella töten müsste, widerstrebte ihm das so sehr, dass er den Einfluss Maldorors abschüttelte.

Plötzlich war wieder der Falke am Himmel und alle konnten überraschender Weise einen lauten Schrei von ihm hören. Mit diesem Schrei lösten sich plötzlich die Fesseln und Knebel von allen und fielen ab.

Außerdem hatte Henk plötzlich das Gefühl wieder in Trosk zu sein. Er steht auf dem überfüllten Marktplatz am Tag des Lochost Festes und blickt zum Himmel empor. Dort sieht er den selben Falken, der gerade hier in der Öde geschrien hatte. Er erlebte erneut, wie der Falke ihm den Schlüssel des Lochost um den Hals hängt.

Adarian hatte sich bei seinen Befreiungsversuchen selber die Arme ausgekugelt und litt unter großen Schmerzen. Kenji sprach Henk sofort an und erinnerte ihn an die Freiheit und das er dagegen ankämpfen müsse und rannte dann unter Deck, um das Kind zu suchen. Seine Worte halfen Henk ein wenig, sich von Maldoror zu distanzieren, jedoch war der Einfluss noch sehr stark und es übermannte ihn immer wieder. Als Octavia ihm „Lochost“ zurief, schüttelte Henk den letzten Rest der Beherrschung ab und sah sich um.

Foxi tötete die beiden Adepten durch gezielte Messertreffer in deren Köpfe. Jaran kämpfte mit Werham und blockierte Foxi die Wurfbahn. Werham hetzte Hakon auf Jaran und gewann so wieder Handlungsfreiheit. Adarian hatte sich ohne Einsatz seiner Arme aufgerappelt und kam Jaran zur Hilfe. Kenji unter Deck versuchte vergebens, eine magisch verschlossene Tür zu öffnen. Henk verfehlte Werham zweimal mit einem Dolch und sprang ihm letztendlich an die Gurgel. Nach kurzem Gerangel saß Henk auf Werham und brach diesem das Genick. Nachdem Foxi Adarians Arme wieder eingerenkt hatte, zertrat er den Schädel von Werham.

Maldorors Ende

Kenji schlug bereits seit längerem auf die Tür ein, hinter der sich das Kind und in ihm Maldoror befand. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen und gab nicht nach. Als die Adepten und Werham tot waren, stürmten Henk und Octavia nach unten, dicht gefolgt von Adarian.

Octavia untersuchte die Tür und stellte fest, dass Maldoror einen Zauber auf den Raum mit dem Altar gelegt und die Tür mit einem dämonischen Schutz belegt hatte, so dass sie sich weder durch Schlösserknacken oder Eintreten öffnen ließ.

Von innen hören alle die Stimme des Maldorors, die erneuet versucht, Henk in seinen Bann zu ziehen. Er sprach:

"Vater, lass dich nicht wieder von diesen Blendern verwirren! Sie haben Hella mit einem Zauber belegt und wollen verhindern, dass wir als Familie zusammen sein können."

"Deine wahre Bestimmung liegt nicht in der Knechtschaft! Löse dich von den Fesseln der Drachentränen und du kannst dein Schicksal ab heute in die eigene Hand nehmen."

Doch Henk blieb standhaft und erinnerte sich an seine Eingebung. Er erkannte, dass die einzige Möglichkeit, die Tür zu öffnen, in dem „Schlüssel des Lochost“ bestand. Er holte ihn hervor und konnte damit tatsächlich die Tür öffnen. Der Schlüssel jedoch löste sich nach dem Gebrauch in Luft auf.

Im Raum schwebte Maldoror über dem Altar und Hella bemerkte, dass seine Macht bereits nachließ, da Werham nun tot war und ihn nicht durch seine Verbindung stärken konnte. Maldoror nahm noch einmal alle Macht zusammen und blähte sich mit Schwärze auf, wie er es kurz vor der Implosion in Jerris getan hatte. Daraufhin wurden die Drachentränen ebenfalls aktiv und bauten einen Schutz auf. Hella und Octavia bemerkten, dass der Hauptfocus von der Beschwörung des Maldoror ein seltsamer Stein war, der im Knochenkreis eingebaut wurde. Kenji zerschlug den Stein mit dem Säbel, den er von Henk bekommen hatte. Er durchtrennte mit einem Schlag den Stein und augenblicklich verschwand Maldoror mit einer großen Erschütterung aus dem Kind. Bei genauerer Betrachtung des Steines erkannten die Helden, dass es anscheinend ein Stück altes, trockenes Fleisch, um ein Stück versteinertes Fleisch von Maldorors altem Körper handelte.

Die Drachentränen hatten sich noch nicht wieder geschlossen, schienen aber zu „verheilen“. Es sah jedoch es so aus, als ob eine Narbe bleiben könnte, da der Stein sich sehr ähnlich wie lebendiges Fleisch verhielt.

Die Helden kehrten auf ihr Luftschiff zurück und nahmen das Werhams Schiff ins Schlepptau. Jaran übernahm das Steuer und Foxi kümmerte sich um das Segel. So konnten sich die anderen schlafen legen.

Henks Traum

Zurück auf der K‘eygha war Henk todmüde von den Nachwirkungen des Zaubers und kann sich kaum auf den Beinen halten. Müde schlief er dort ein, wo er sich als erstes hinsetzte. Henk hatte in dieser Nacht einen bedeutsamen Traum. Er sah Phex, der in seiner menschlichen Gestalt pfeifenrauchend und im Schneidersitz auf einem alten und verdreckten Kneipentisch saß. Phex lockte Henk mit seinem Zeigefinger zu sich herüber und grinste ihn dabei breit an. Er sprach:

Hey Henk, in unserer Taverne reden bereits alle über dich! Herzlichen Glückwunsch, Junge! Du hast es mal wieder geschafft!

Henk bemerkte nun, dass er sich in einer merkwürdigen - vielleicht göttlichen – Schenke befand und mehrere Gäste an unterschiedlichen Tischen saßen, welche große Ähnlichkeit zu den Beschreibungen über einige Götter Barsaives besitzen. Z.B. trank gerade ein großer, starker Krieger einen riesigen Krug Bier und sah genauso aus, wie all die Tystoniusstatuen in den Schreinen und Tempeln Barsaives. Phex stand vom Tisch auf und verwandelt sich plötzlich in einen großen, roten Fuchs. Er strich Henk um die Beine und sagte:

Du solltest dich bei jemanden bedanken! Er schenk seine Gunst nicht jedem, weißt du?

Der Phex-Fuchs rannte dann aus dem Gasthaus heraus und gab Henk ein Zeichen zu folgen. Er brachte Henk in den Biergarten des Gasthauses, wo einen weiteren Gast ganz allein unter freiem Himmel saß und sein Bier trank. Der Phex-Fuchs verneigte sich kurz von dem Gast, grinste und zwinkerte Henk noch einmal zu. Dann löste sich in Luft auf. Der Gast am Tisch trug Handschellen, die jedoch in der Mitte gesprengt waren. Ansonsten sah er genauso aus, wie Henk sich Lochost immer schon vorgestellt hatte. Er hob eine Hand und bot Henk einen Platz neben sich an. Dann sagte er:

Hier, ich geb‘ dir einen aus!

Er stellte ihm plötzlich ein Bier auf den Tisch und wartete darauf, dass Henk trank. Dann meinte Lochost:

Ich wusste, dass ich mich bei dir richtig entschieden habe!

Er grinste Henk breit an und nickte ihm anerkennend zu. Henk war ganz sprachlos und bedankte sich nur bei dem Gott. Lochost zeigte sich sehr freundlich gegenüber Henk und zum Abschied gab er ihm noch einen Rat mit auf den Weg:

Henk, die Drachentränen und der Zusammenhalt mit deinen Freunden wird über die Freiheit Alorans entscheiden. Versagt ihr, wird Alles in die Knechtschaft der Dämonen geraten! Sei dir dessen immer bewusst! Und vergiss dabei nie: Wahre Freiheit kann weder durch äußere Umstände erreicht oder genommen werden, sondern ist ein inneres Gefühl, welches von nichts auf der Welt unterworfen werden kann!

Dieser letzte Satz „Wahre Freiheit kann weder durch äußere Umstände erreicht oder genommen werden, sondern ist ein inneres Gefühl, welches von nichts auf der Welt unterworfen werden kann!“ wiederholte sich noch einige Male und klang schließlich aus, womit der Traum auch endete.

21. Loar 351 i.J.P.

Auf dem Luftschiff

Jaran flog die ganze Zeit durch, während die Helden schliefen. Diese erwachten erst, als Jerris schon in Sichtweite war und sie noch etwa eine Stunde bis zu ihrer Ankunft hatten. Die Helden bemerkten, dass Hella bereits viel früher wach war und über eine Planke, welche Jaran an das abgeschleppte Luftschiff angebracht hat, zurück zu Maldorors Altar gegangen war. Jaran berichtete den anderen, dass Hella bereits einige interessante Dinge gefunden hatte und alle zu ihr auf das Luftschiff des Schwarzmagiers kommen sollten.

In Werhams Kabine, vor einem großen Schreibtisch, fanden sie Hella, welche Montakor immer auf dem Arm hatte und den Jungen nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Außer Henk würde sie das Kind vermutlich momentan niemanden mehr anvertrauen, da sie bereits befürchtete, dass ihn jemand als gefährlich betrachten könnte und sie es nicht zulassen wollte, dass ihm etwas geschehe.

Auf dem anderen Schiff hatte sie bereits Werhams Hab und Gut untersucht und Sporen gefunden, mit welchen die Untotenseuche ausgelöst worden war. Dabei befand sich ein Pergament, wo die Ausführung des Zaubers als äußerst detaillierte Anleitung verzeichnet war. Hella erklärte, dass die „Amortuus-Pest“ nicht Werhams dämonologisches Werk sein könne, sondern dass hier ein sehr mächtiger Nekromant am Werk gewesen sein müsse. Sie ging davon aus, dass man mit diesen Sporen ein Gegenmittel gegen die Seuche herstellen könne und die Helden sich nach ihrer Ankunft schnell darum kümmern müssten. Adarian war sofort klar, dass für so etwas offiziell die Lichtträger zuständig seien und diese Spezialisten für so einen Fall haben oder kennen würden und sich schneller als alle anderen um dieses Problem kümmern könnten, um die Stadt zu retten.

Hella wies außerdem darauf hin, dass einige Briefkorrespondenzen auf Werhams Arbeitstisch liegen, sie diese jedoch noch nicht durchgesehen hätte. Unter den Briefen befand sich vor allen ein Brief von Sabaoth und er gab damit einen Einblick in die Pläne der Schwarzmagier. Sabaoth schrieb, dass die Vorbereitungen auf den großen Angriff in vollen Gängen laufen und es bereits in wenigen Monaten soweit sein könnte, dass Barsaive der Bruderschaft gehörte. Sabaoth arbeitete zurzeit an einer Geheimwaffe, welche den Barsavern keine Chance lassen würde. Jedoch sollten alle Meister sich noch gedulden und jetzt wäre es am wichtigsten für Ablenkung zu sorgen, damit niemand erführe, an was Sabaoth arbeitete Er schrieb auch, dass er sich für seine Vorbereitungen nach L‘yreh zurückgezogen habe. Doch von diesem Ort hatte von den Helden noch niemand gehört. Octavia und Kenji fertigten Abschriften des Briefes an und schickten sie an Elatus und an Archorbar.

Die Montakor Problematik

Bevor sie die Stadt erreichten, bat Hella die Helden darum, den Lichtträgern zu sagen, dass Montakor getötet wurde, um Maldoror zu verbannen. Sie befürchtete nämlich, dass die Lichtträger das Kind einsperren oder umbringen könnten, falls sie davon erführen, dass es überlebt hatte.

Hella machte allen sehr deutlich, dass sie nie zulassen würde, dass jemand dem Kind etwas antäte. Deshalb bat sie alle um Unterstützung. Sie erwartete, das alle Henks Sohn schützen werden. Außerdem wies sie darauf hin, dass es noch lange nicht bewiesen ist, dass Montakor sich noch als Fokus eignet und wenn doch, könne man Mittel und Wege finden, um ihn davon zu befreien. Ein unschuldiges Kind aus Sicherheitsmaßnahme zu töten, sei jedoch viel zu übereilt. Deshalb würde sie sich vorerst auf dem Luftschiff verstecken und will von niemanden in der Stadt gesehen werden. In den nächsten Stunden wollte sie Montakor noch einmal genau untersuchen, um festzustellen, ob er immer noch als Fokus für Maldoror dienen könne. Solange bat sie jedoch alle vorerst abzuwarten und sich um die Rettung der Stadt zu kümmern.

Hella bat Henk noch um ein Gespräch unter vier Augen. Sie sagte ihm sehr nachdrücklich, dass sie Montakor mit ihrem Leben beschützen werde und jedem, der ihm auch nur ein Haar krümmte, töten würde. Sie habe Henk damals durch die willkürlichen Entscheidungen der Götterdiener verloren, als er ein ebenso unschuldiges Kind wie Montakor war. Dass sich dies mit ihrem Neffen wiederholt, würde sie niemals zulassen! Auch bei Henks Freunden mache sie keine Ausnahme. Selbst die Tatsache, dass Henk anscheinend gegen den Willen der Götter überlebt hatte und nun zu einem wichtigen Helden in der Welt geworden war, zeigte für sie nur, dass man niemals den Botschaften der Götter blind vertrauen sollte, sondern dass alles einen höheren Sinn im Netz des Schicksals besitzt, als Sterbliche es erahnen könnten.

Montakor wirkte inzwischen wie ein ganz normales Kind und immer, wenn Henk ihn ansah, lächelte dieser ihn zuckersüß an und streckte sogar freudig seine Hand nach ihm aus. Henks Vatergefühle wallten auf und er nahm den Kleinen auf den Arm.

Zurück in der Stadt

Zurück in Jerris wurde die K’eygha von einem Patrouillenschiff der Stadtwachen in Empfang genommen. Hella hatte sich währenddessen mit Montakor unter Deck versteckt. Die Stadtwachen wiesen nochmal darauf hin, dass die K’eygha die Stadt entgegen der Vorschrift verlassen hatte und sie froh sein könnten, dass sie nicht ebenfalls beschossen wurden. Zum Glück meldeten die Lichtträger noch rechtzeitig, dass sich Adrianus auf dem Schiff befand und gerade das andere Schiff mit dem Dämon verfolgte.

Nachdem sie von den Helden alles erfahren hatten, versicherten sie ihre Unterstützung und sagten, dass sich die Situation in der Stadt inzwischen beruhigt habe, es jedoch noch viele Infizierte gebe, die zurzeit unter Quarantäne gestellt wurden. Der Hauptmann wies auch darauf hin, dass die Stadt immer noch gesperrt war und eigentlich niemand hinein oder hinaus dürfe. Er empfahl den Helden auch noch einmal, die Lichtträger umgehend über alles zu informieren.

Hella erklärte Henk, dass sie mit Montakor auf dem Luftschiff bleiben wird und er sie dort bald besuchen solle. Sie brauchte nun jedoch Ruhe, um sich um Montakor zu kümmern und zu prüfen, ob er noch eine Gefahr darstellte.

Unterwegs zum Lichtträgertempel bemerkten alle, dass in fast jeder Straße Lichtträger gemeinsam mit Stadtwachen patrouillierten und an einigen Stellen bereits mit dem Wiederaufbau begonnen wurde. Jedoch flog immer noch ein Schiff der Lichtträger über der Stadt, welches auf die Ausgangssperre hinwies und alle, die Anzeichen einer Infektion zeigten, aufforderte, sich sofort in dem Quarantänezentrum beim Tempel der Garlen einzufinden.

Jaran Schlug vor, dass er mit Foxi zu den Füchsen vorgehen würden, während die Helden allein zu den Lichtträgern gehen sollten, um dort das Wissen über die Seuche zu verbreiten und die Stadt zu retten.

Bei den Lichtträgern

Die Lichtträger im Tempel schickte die Helden weiter zum Garlentempel, wo Großmeister Lichtschlag hinter den magischen Absperrungen, die die Helden bereits beim letzten Mal gesehen hatten, mit einigen Garlenquestorinnen und Magiern zusammenstand und sich beriet.

Die Helden übergaben den Lichtträgern die Sporen und die Anweisungen über das Ritual. Ein Magier sah sich das Ganze an und äußerte die Hoffnung, mit diesem detaillierten Wissen über die Seuche ein Gegenmittel herstellen und damit die Seuche aufhalten zu können. Jedoch müsste das Mittel allen Überlebenden in der Stadt verabreicht werden, damit die Stadt wieder nach Außen geöffnet werden kann. Die Helden wurden noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Ein- und Ausreiseverbot auch für sie gilt und sie froh sein könnten, dass sie nicht abgeschossen worden waren, als sie den Schwarzmagier verfolgten.

Großmeister Lichtschlag wollte von den Helden wissen, was mit dem Kind geschehen war, dass Maldoror als Gefäß benutzt hatte. Sie erzählten ihm, dass das Kind auf dem Luftschiff sei und Lichtschlag wollte sofort mit ihnen zum Luftschiffhafen aufbrechen, um Montakor zu töten. Doch Adarian verwickelte ihn noch in ein Gespräch, so dass Henk sich schnell zum Luftschiffhafen aufmachen konnte, um Hella zu warnen.

Hellas Verschwinden

Als Henk das Luftschiff vor den Lichtträgern erreicht hatte, waren Hella und Montakor bereits verschwunden. Aus Vorsicht hatte sie sich mit ihren Fähigkeiten vom Luftschiffhafen gestohlen und sich in der Stadt versteckt. Hella plante, jemanden in den Slums zu suchen, der schwarzmagische Reagenzien verkauft, um einen Zauber zu wirken, der Montakor für immer von Maldoror abschirmen würde. Von ihnen fehlte jede Spur. Henk hatte jedoch das Gefühl, als ob sie nicht weit entfernt war. Er machte sich dann wieder auf den Rückweg zum Garlentempel.

Als die Lichtträger mit den Helden beim Luftschiff ankamen, war natürlich kein Montakor zu finden und auch Hella war spurlos verschwunden. Sie glaubten den Helden aber, als diese versicherten, dass sie nicht wüssten, wohin das Kind verschwunden wäre, und ließen sie ziehen. Sie erklärten ihnen noch, dass die Lichtträger nichts gegen sie unternehmen würden, da ihnen immer noch alle dankbar dafür sind, dass sie die Stadt gerettet haben, und im Falle einer Festnahme der Helden würde diese Tat die letzte Moral in der zerrütteten Stadt zerstören. Zurzeit würden in Jerris alle nun vorzeigbare Helden benötigen.

Da die Helden bis jetzt keine Heilung erhalten hatten, wurde ihnen von Lichtschlag empfohlen sich noch einmal bei den Garlenquestorinnen zu melden und diese in Anspruch zu nehmen. Adarian wurde dies sogar ausdrücklich befohlen, damit er schnell wieder mit seiner Ausbildung fortfahren kann.

Adarian und die Lichtträger

Als Adarian sich erholt hatte, wurde von ihm erwartet, dass er sofort zum Dienst antrat, da er nun Zeit für seine Ausbildung investieren und bei seinem ersten Einsatz Erfahrung sammeln sollte.

Großmeister Lichtschlag bat ihn darum, mit dem Lichtträger-Bruder Gunther von Wilms zusammen eine Patrouille in einer der Straßen zu übernehmen. Gunther war ein Lichtträger, wie er im Buche steht, und strotzte vor Disziplin und asketischer Reinheit. Er behandelte Adarian mit Respekt und freute sich, mit einem echten Helden zusammenzuarbeiten. Dementsprechend hoch war auch sein Anspruch an Adarians Leistung und er beobachtete jeden Schritt von ihm genau.

Die Beiden wurden in einer Straße im Handelsviertel eingeteilt und sollten dort patrouillieren und verbliebene Zombies eliminieren. Unterwegs hörten sie Geräusche aus einem eingestürzten Haus und Gunther bat Adarian nachzusehen, während er den Eingang sicherte.

Das Foxi-Manöver

Nachdem Adrian das Gebäude betreten hatte, konnte er die Geräusche im oberem Stockwerk ausmachen und musste einen dunklen Flur entlanggehen um nachzusehen. Plötzlich merkte er, dass sich jemand direkt hinter ihm befand, und als er sich umdrehte, wurde er augenblicklich von jemanden umarmt und leidenschaftlich geküsst. Es war Foxi, welche ihm aufgelauert hatte und sich anscheinend einen Scherz mit ihm erlaubte.

Sie flüsterte Adarian leise ins Ohr, dass sie jetzt gerne etwas mit ihm unternehmen möchte, da ihnen bestimmt nicht mehr viel gemeinsame Zeit bleiben würde. Er müssten sicher bald weiterreisen und sie würde in Jerris bleiben, um die Gilde mit aufzubauen. Sie grinste in provozierend an und gab zu bedenken, dass in der Stadt bestimmt einige Tavernen gäbe, die schon wieder geöffnet haben. Dort wäre es möglich, ein wenig der verbleibenden Zeit gemeinsam und „ungestört“ zu verbringen. Adarian spürte die Zweideutigkeit in Foxis Angebot und freute sich so sehr, dass er an seinen Dienst kaum noch dachte.

Foxi erwartete von ihm, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, um sich von seinem Dienst entfernen zu können. Da er doch sowieso kein wirklicher Lichtträger sein wollte, wäre dies doch auch nicht so schlimm, säuselte sie ihm ins Ohr. Außerdem sollte er immer daran denken, dass die gemeinsame Zeit nur noch sehr kurz sein würde, gab sie zu bedenken, während sie sich an ihn schmiegte und an seinem Ohr knabberte. Foxi ließ nicht so schnell lockerlassen und Adarian sich nicht lange bitten.

Als Adarian nicht sofort eine überzeugende Idee fand, wie er sich aus seinen Pflichten herauswinden konnte, schlug Foxi schnell einen Plan vor. Sie würde sich als eine Verletzte ausgeben, die Adarian in dem Haus gefunden hatte. Dazu würde sie ihre Kapuze überziehen und stöhnen und schreiend auf seinem Arm liegen. Sie handelten dementsprechend und als Adarian seinen Kollegen auf der Straße traf, erklärte er ihm, dass er die Verletzte sofort zur nächsten Krankenstation bringen müsse, da sie starke Schmerzen hätte. Foxi stöhnte und röchelte wie mit letzter Kraft, als ob es sehr ernst sei und sie bestimmt bald sterbe, wenn Adarian sie nicht schnell zu einem Heiler brächte. Mit verstellt schwacher Stimme wimmerte sie, dass sie wohl innere Blutungen habe und nicht mehr viel Zeit bliebe. Gunther von Wilms ließ sich von ihr täuschen und schickte Adarian sofort mit Foxi auf dem Arm fort. Er würde die Patrouille erstmal allein fortsetzen, bat Adarian aber darum, so schnell wie möglich wieder zu ihm zurückzukehren.

Kaum waren die beiden außer Reichweite, wollte Foxi zum Fuchsbau gehen und sich etwas Wein auf Adarians Zimmer bestellen. Damit die anderen nichts davon mitbekommen, ging sie mit Adarian durch den Hintereingang ins Gasthaus; sie wollte absolut „ungestört“ mit ihm sein. Auf dem Zimmer tranken sie kurz etwas, aber dann stürzte sich Foxi auf Adarian und als er sich nicht dagegen wehrte, verbrachten sie den ganzen Tag im Bett.

Spätnachmittag fragte Gunther von Wilms nach Adarian, weil er wusste, dass die anderen Helden im Fuchsbau abgestiegen waren. Er machte sich Sorgen, nachdem Adarian nicht von dem Lazarett zurückgekommen war. Gunther suchte Adarians Zimmer auf und erwischte ihn betrunken mit Foxi im Bett. Er war bestürzt über Adarians Verhalten und musste, auch wenn es ihm leidtat, ihren Meister über Adarians Verhalten informieren. Er ging dann schnell und Adarian wusste, dass er sich nun schnell bei seinem Chef melden sollte.

Im Lichtträgertempel wartete Großmeister Lichtschlag bereits auf ihn und war sichtlich enttäuscht und wütend. Er verdeutlichte Adarian lautstark, dass dieser das Leben seines Bruders gefährdet hatte, indem er ihm grundlos seinen Wachdienst ohne Gefährten hatte fortführen lassen. Lichtschlag erwartete, dass Adarian sich so bald wie möglich mit Archorbar zusammensetzen und seine Mitgliedschaft bei den Lichtträger erneut überdenken sollte.

Gildegeschäfte

Bei der Gilde wurden alle, die mitgekommen waren, von Jaran, Mestoph und Waruf begrüßt. Mestoph gratulierte ihnen nochmal und bot allen Wein an. Er erklärte, dass er die Gilde wieder fest Griff habe und Giftvogel sich weiterhin schmollend in seinem Zimmer befindet. Mestoph fand, dass Henk mit Jaran über dessen Bestrafung entscheiden sollte.

Waruf ergriff daraufhin das Wort und teilte ihnen mit, dass die Leiche des Ingenieurs Mjonflir im Nebenraum aufgebahrt war, falls sich noch jemand von ihm verabschieden möchte. Die Beerdigung sollte morgen oder übermorgen stattfinden, einen genaueren Termin wollten die Lichtträger noch verkünden.

Dann bat Mestoph Henk und Jaran zu einer Besprechung der Gildenanführer und sie zogen sich in Jarans Büro zurück. Mestoph berichtete dort, dass die Männer der Füchse zurzeit mit den Aufräumarbeiten beschäftigt waren und den Stadtwachen und den Lichtträgern halfen. Er spekulierte bereits auf lukrative Geschäfte während des Wiederaufbaus der Stadt. Wenn die Füchse sich eifrig und selbstlos daran beteiligten, würden ihnen in guten Zeiten eine Menge Leute einen Gefallen schuldig sein. Mestoph riebt sich dabei profitfreudig die Hände, denn sein Motto lautete immer:

„Mit nichts kann man den Menschen mehr Reichtum aus den Taschen stehlen, als mit ihrer Dankbarkeit.“

Für Mestoph ist dies nicht amoralisch, sondern stellt eine natürliche Symbiose dar, wovon beide Seiten profitierten.

Mestoph erörterte weiter, dass es nun Zeit war, die Gilde neu aufzubauen und die Stadt gegen einen erneuten Angriff der Schwarzmagier stark zu machen. Er versicherte, dass inzwischen alle Männer dies als ihr erstes Ziel betrachteten und Henk und seine Freunde ihre volle Unterstützung hätten. Henk und Jaran sollten sich außerdem Gedanken über die Zukunft der Gilde machen und einige Dinge entscheiden:

1. Die Gilde musste neu aufgebaut werden und während des Wiederaufbaus der Stadt gab es nun zwei wichtige Institutionen, welche die Füchse vorrangig unterstützen könnten. Zum einen benötigte der Tempelbezirk Hilfe beim Wiederaufbau der sakralen Einrichtungen, zum anderen benötigten die Stadträte Unterstützung, um die zerstörten öffentlichen Plätze in der Stadt wieder zu errichten. Allerdings reichten die Ressourcen zurzeit nicht aus, um beiden zu helfen. Henk sollte sich entscheiden, ob man in die Questoren oder die Stadträte investierte, und entschied sich für die Questoren.

2. Die Probleme, die vor dem Angriff auf die Stadt bereits existierten, mussten nun endgültig behoben werden. Da immer noch einige gute Männer abgestellt wurden, um sich um die Bedrohung durch die Schwarzmagier zu kümmern, fehlten diese fähigen Diebe auch immer noch bei zukünftigen Geschäften. Mestoph schlug zur Lösung zwei Möglichkeiten vor. Entweder könnte man, um die Männer zu ersetzten, begabte, neutrale Diebe anwerben, die bereits Erfahrung und Können besitzen und die alten Füchse ersetzen. Man könnte aber auch in die Ausbildung einiger begabter Jungfüchse investieren, welche in absehbarer Zeit die Aufgaben dieser Männer ersetzen könnten. Henk musste entscheiden, ob die Gilde neue, fähige Männer anwirbt oder die Fähigkeiten des Nachwuchses fördern will, und entschied sich für die Nachwuchsförderung.

Ein Gespräch mit den Briccones

Schließlich kam ein junger Fuchs mit einer Nachricht hereingerannt. Er sagte, dass Toni und Fredo Briccone oben im Fuchsbau wären und mit Henk, Jaran und Mestoph sprechen möchten. Toni und Fredo warteten in einem Separee und die anderen Helden wurden solange gebeten, sich anderweitig zu beschäftigen.

Toni begrüßte Henk überschwänglich und wie seinen besten Freund mit Wangenkuss. Er hatte eine Flasche Wein im Arm, den er Henk dankend überreichte und ihm erklärte, dass dies ein ganz besonderer Tropfen aus den Südhängen der Scolberge sei und man ihn „den roten Velteringer“ nennen würde.

Toni bedankte sich daraufhin höflichst für die Hilfe im Bada Beng und wies darauf hin, dass alle Konflikte, die es vor der ganzen Katastrophe gab, natürlich vergessen sind und die Briccones den Füchsen ihre Zusammenarbeit anbieten wollen, um die Stadt möglichst schnell wieder auf die Beine zu bringen, was schließlich im Interesse von allen sei. Außerdem lud er die Anführer der Füchse zu der Beerdigung seines Vaters und seiner Brüder ein, die ebenfalls morgen oder übermorgen stattfinden sollte. Als er sich mit den Füchsen geeinigt hatte, bestand er darauf, mit den Anführern eine symbolische Zigarre zu rauchen, als Zeichen, dass sie ihre Differenzen beigelegt haben und nun auf eine gemeinsame, gewinnbringende Zukunft hoffen.

Zum Abschied wies Toni darauf hin, dass man ihn immer über seine Leute im Bada Beng kontaktieren kann und seine Tür für Henk und seine Heldenfreunde immer offenstehen wird. Auch Viola ließ ihren Dank ausrichten und Toni wies darauf hin, dass sie sehr mitgenommen war und nach der Beerdigung mit Sicherheit ein wenig Trost von Henk gebrauchen könnte.

Hellas Rückkehr

Als alle Angelegenheiten um die Lichtträger und die Füchse geklärt waren, wurde Henk, sobald er unbeobachtet war, von Hakon besucht, der ihm telepathisch mitteilte, dass Hella sich mit ihm und den anderen Helden auf dem Luftschiff treffen will, da sie eine Lösung für Montakors Problem gefunden hatte. Dann verschwand er wieder.

Hella wartete auf dem Luftschiff, Henks Sohn war jedoch nicht bei ihr. Auf Nachfrage sagte sie nur, dass er in Sicherheit ist. Hella berichtete dann, dass es einen Weg gäbe, wie man Montakors Verbindung zur Maldoror aufheben könne. Sie erzählte von einem alten Ritual der „Gintoganer“, einem Volk aus Bhuma, welches in Barsaive quasi unbekannt ist. Dort ritzt man sich zum Schutz vor Dämonen Zeichen und Muster in die Haut, die durch besonderen Farben eine magische Wirkung erhalten. In den Slums konnte sie das Geschäft eines Mannes finden, der sich mit dieser Art von Zaubern auskennt und bereit wäre, Henks Sohn mit den Zeichen zu versehen. Es fehlte allerdings noch eine Zutat für die Tinte: nämlich das Blut eines heiligen Mannes, nachdem er zuvor eine ganze Nacht gebetet und seinen Gott gepriesen hatte. Im Morgengrauen muss er sein Blut mit der Tinte vermischen und das Ritual muss dann sofort beginnen. Auf Nachfragen wurde Hella gesagt, dass dies auch mit dem Blut eines Erzquestors möglich sei. Kenji erklärte sich zu der Spende bereit um Henks Sohn zu retten und zog sich die Nacht über allein in die Kajüte zurück.

22. Loar 351 i.J.P.

Kenjis Gebet

Als Kenji sich zum Beten hinsetzte, erhielt er vorerst kein Zeichen von Mynbruje.

Dann überkam ihn das Gefühl, dass Mynbrujes Abwesenheit gewollt ist und dass sein Gott ihn prüfen will. Plötzlich hatte er seinen alten Lehrmeister Pyrrhon vor Augen. Dieser war noch jünger und Kenji vermutete, dass es eine Erinnerung an die Zeit ist, kurz nachdem er als Straßenjunge von ihm eine zweite Chance bekam und in den Tempeldienst trat. Pyrrhon legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter und nickte ihm zuversichtlich zu. Kenji fühlte sich dabei sehr geborgen und gestärkt.

Dann hatte er plötzlich das Gefühl zu fliegen. Er blickte unter sich und sah Kronstadt. Kenji flog über den Mynbrujetempel und den großen Marktplatz und schließlich verließ er die Stadt und flog weiter zu der Villa von Octavias Vater. Dort landete er vor einem Fenster der Bibliothek und konnte die junge Octavia erkennen, die gerade eine Kerze anzündet und sich vermutlich Licht zum Lesen macht. Plötzlich stellte sich die Schärfe seines Blickwinkels um und er konnte seine Spiegelung in der Fensterscheibe sehen. Er sah genau hin und erblickte einen großen, weißen Greif. Dann brach das Bild ab.

Kenji sah dann wieder Pyrrhon, welcher alt und schwach in seinem Bett im Tempel von Kronstadt liegt und gerade am Sterben ist. Er krümmte sich zusammen und sein sich auflösender Körper floss zu etwas zusammen, was sich in einen blutigen Tropfen verwandelt: die Drachentränen. Doch plötzlich wurden diese wieder flüssig und verwandelten sich in den Greif, den er zuvor in der Scheibe gesehen hatte. Diesmal war der Greif jedoch rot und nicht mehr weiß.

Kurz vor dem Ende der Nacht hörte Kenji plötzlich Pyrrhons Stimme in seinem Kopf. Er sagte: „Folge stets dem Pfad des Greifens, denn nur er kann dich zu deiner inneren Wahrheit führen!

Die Nacht und der Morgen

In der Nacht, als Kenji noch betete, nahm Hella Henk zur Seite. Sie wies ihn darauf hin, dass der Fakir einen Preis verlangen würde, den er nur dem Vater des Jungen sagen wollte. Hella musste mit dem Mann verhandeln und er war nur bereit zu helfen, nachdem er erfuhr, dass Henk großen Einfluss in der Stadt besitzt. Sie hat zwar nicht erzählt, dass Henk zu den Füchsen gehört, aber der Bhumese wusste, dass Henk in Jerris einiges für ihn tun könnte. Er wollte jedoch noch nicht genau sagen, was er verlangen würde. Hella wusste bereits nur, dass es darum ginge, etwas zu besorgen und Henk niemanden töten müsse. Sie stellte aber auch klar, dass die Vereinbarung bereits steht, da sein Ritual die letzte Chance für Montakor war und es keine andere Wahl gab. Der Fakir würde nach Anschluss des Rituals seinen Preis konkretisieren.

Am Morgen, wenn Kenji fertig ist, wartete Hella bereits auf ihn und gab ihm gestisch zu verstehen, dass er nicht reden soll, indem sie ihm ihren Finger auf die Lippen legte. Sie hielt ihm dann schweigend eine seltsame Flasche entgegen, die mit einer seltsamen, achtbeinigen Schildkröte verziert war und deutete ihm an, dass er diese nun mit seinem Blut füllen müsse. Hella hatte ebenfalls einen kleinen, schlichten Bronzedolch mitgebracht, mit welchem Kenji sich in die Hand schnitt. Um die Flasche zu füllen benötigte er ungefähr ¼ Liter. Nachdem sie gefüllt war, begann Hella zu sprechen und meinte, dass er es geschafft hätte. Dann reichte sie ihm ein Stück Brot wegen des Blutverlustes. Sie wollte dann schnell aufbrechen und die anderen holen und verstaute das Blut in ihrer Tasche.

Weg zu dem Laden des Fakirs

Um zu dem Laden zu gelangen, müssen alle in die Slums. Im Handels- und Bardenviertel waren die Zombies inzwischen alle beseitigt und die Aufräumarbeiten im vollen Gang. Die Straßen wurden inzwischen wieder von der Bevölkerung benutzt, einige Karren waren unterwegs und ein paar Geschäfte hatten bereits wieder geöffnet.

Von oben aus der Luft hörte man erneut das Luftschiff der Lichtträger. Es rief aus, dass die Seuche nun endlich besiegt ist. Dank dem tapferen Lichtträger und Helden Adrianus und seinen Gefährten war es gelungen, die Ursache ausfindig zu machen und ein Gegenmittel herzustellen. Alle Anwesenden in der Stadt wurden deshalb aufgefordert, sich bei den zahlreichen Ausgabestellen der Lichtträger zu melden und ein Gegenmittel zu sich zu nehmen, da vermutlich alle mit der Seuche infiziert waren, auch wenn sich keine Symptome zeigten. Erst wenn dies geschehen war, kann die Ausgangssperre aufgehoben werden.

Es dauerte auch nicht lange und auf der Straße sahen die Helden einen großen Menschenauflauf und darüber ein großes Banner der Lichtträger. Es war ein Zelt zu sehen, in welchem Adepten der Magierakademie das Heilmittel an die Leute verteilten. Jeder, der sich dem Zelt näherte, wurde direkt von einigen Lichtträger aufgefordert sich schnell ein Gegenmittel zu holen und daran erinnert, dass alle infiziert waren. Sobald also irgendjemand getötet würde, war er dazu verdammt als Untoter zurückzukehren. Personen, welche einfach weitergingen oder sich weigerten, wurden von den Lichtträger angesprochen und auch daran erinnert, dass niemand die Stadt nicht verlassen darf, bevor er das Mittel eingenommen hatte. Jeder, der es sich abgeholt hat, musste sich mit Namen bei einem Adepten eintragen und erhielt eine Art magischen Stempel auf die Hand, als Zeichen dafür, dass er die Stadt verlassen kann, sobald sie wieder geöffnet wird. Dieser Stempel war nicht abwaschbar oder kopierbar und verschwandt nach einigen Wochen von selbst wieder. Die Magier fügten noch hin, dass das Gegenmittel auch gleichzeitig eine Art Impfung ist und ihr Anwender auch in Zukunft immun gegen die Amortuus Pest sein wird. Auf andere magische Krankheiten hätte dies jedoch keinen Einfluss.

In den Slums bemerkten schließlich alle, dass hier noch nicht so gut aufgeräumt wurde, wie in der übrigen Stadt. Zwar waren auch hier keine Zombies mehr unterwegs, aber es stapelten sich die Leichenberge und es stank erbärmlich. Auch hier hatten sich die Straßen wieder gefüllt, jedoch waren hier vor allem Leichenplünderer unterwegs, welche eifrig und gierig die Toten nach Besitztümern durchsuchten. Hin und wieder hörte man deshalb erfreute Aufschreie, wenn einer von ihnen etwas Wertvolles gefunden hatte oder man hörte sie um die Fundstücke streiten.

Der Laden des Fakirs

Der Laden befindet sich versteckt auf einer oberen Etage einer mehrstöckigen Holzkonstruktion, welche anscheinend unzähligen Slumbewohnern einen Unterschlupf bietet. Auf der oberen Ebene befinden sich mehrere skurrile Geschäfte, u.a. auch Schwarzhändler, Schmuggler und Hehler, die teilweise sogar Ladenschilder besitzen. Henk weiß, dass man sich hier auf einem der vielen Schwarzmärkte der Slums befindet und dass eigentlich alles, was hier verkauft wird, illegal ist. Vor den Läden saßen sehr zwielichtige Typen herum, welche die Helden im Vorbeigehen immer wieder fragten, ob sie etwas kaufen wollten, wie z.B. Fluchtafeln, Amulette, magische Steine und tonnenweise magischen Plunder. Octavia erkannte schnell, dass astral betrachtet nur ein winzig kleiner Bruchteil davon echte magische Eigenschaften besaß. Viele der Typen verschwanden schnell in ihren Häusern, sobald sie erkannten, dass hier ein Questor oder Lichtträger unterwegs war.

Türschild von "Kaliprasads Kuriositäten" mit der Göttin Gantra

Der Laden selbst hat nur ein winzig kleines Schild vor der Tür, auf dem ein tanzendes Tier mit einem Turban abgebildet ist, welches die bhumesische Göttin Gantra darstellt. Das Tier ist breit und stämmig und hat in seinem Gesicht drei lange Rüssel, deren Enden in Schlangenköpfen münden. Es ist graublau und trägt einen leuchtend orangen Turban. Auf dem Körper des Tieres sind verschiedene Symbole zu sehen. Im Laden selbst war zuerst niemand zu sehen und alle waren überwältigt von der Fülle der exotischen und bizarren Waren, die dort gehäuft waren. Neben unzähligen getrockneten und nicht identifizierbaren Tierteilen finden sich seltsame Pflanzen und Kräuter, sowie andere „Reagenzien“, die allen vollkommen unbekannt erschienen. An einer Wand lehne ein fast mannsgroßes, getrocknetes Wesen, dass von einem dichten Pelz überzogen ist. Es besitzt jedoch weder Extremitäten, noch hat es einen genau definierbaren Kopf, und war eine bhumesische Pelzmade. Außerdem findet man hier unendlich viel Plunder, wie z.B. verzierte Räucherschalen aus Bhuma und andere Ritualgegenstände. Es fällt auf, dass sehr viele der Gegenstände mit eindeutigen und detaillierten erotischen Darstellungen versehen sind. Besonders ein großer Wandteppich fällt dabei ins Auge, auf welchem die bizarrsten und akrobatischen Sexstellungen abgebildet sind, welche die Helden jemals gesehen haben.

Der Affe Beskok

Plötzlich kam jemand hinter diesem Wandteppich hervor. Es war ein größerer Affe mit einem roten Turban auf dem Kopf, der direkt auf Hella zuging. Er machte einige Geräusche und gab Handzeichen, dass man ihm folgen soll. Er führte alle hinter den Teppich, wo der Fakir auf einem Nagelbrett saß und anscheinend meditierte. Sobald alle im Raum waren, öffnete er die Augen, erhob sich problemlos und ohne Schmerzen auf den Nagelspitzen, verbeugte sich und sprach dabei eine Begrüßung auf Bhumesisch „Namaskāra“ (bhumesisch für "Ehre sei dir, Sonne!") zu allen aus und sagte dann zu Hella „Punrh swagat hain!“ (bhumesisch für "Willkommen zurück!"). Schließlich wiederholte er auf gebrochenen Barsavisch noch einmal „Ich heiße euch willkommen!“ und stellte sich als Gantrapudra Kaliprasad vor.

Daraufhin gab er dem Affen ein Zeichen und dieser verschwand kurz hinter einem anderen Teppich. Er kam mit einem großen Korb zurück, in welchem Montakor lag. Gantrapudra versicherte Hella, dass er gut auf das Kind aufgepasst habe und ihm nichts geschehen war. Die Art und Weise, wie der Fakir mit Hella sprach, legte nahe, dass er anscheinend auch ein wenig Angst vor Hella hatte und diese ihm bestimmt etwas Schlimmes angedroht hat, falls dem Jungen etwas zustoßen sollte. Gantrapudra gab ihr eine kleine Phiole und Hella nahm Montakor auf dem Arm und verabreichte ihm das Mittel. Sie beruhigte die Helden, dass es gegen die Schmerzen sei und Montakor so nichts von der Prozedur merken würde. Dann begann sie ein Wiegenlied zu summen und wog Montakor liebevoll in den Schlaf.

Der Fakir Gantrapudra Kaliprasad mit dem Affen Beskok

Währenddessen bat der Fakir alle auf dem Boden Platz zu nehmen und der Affe, welchen er immer Beskok nannte, brachte eine große Kanne mit einem sehr würzigen Tee, zu welchem Milch und Honig angeboten wurde. Von dem Geschäft oder dem Ritual wollte Gantrapudra noch gar nicht sprechen und alle bemerkten, dass er zuerst eine Art Teezeremonie veranstaltete. Schweigend goss er den Tee ein und er brachte jedes aufkommende Gespräch mit einem dezenten „Psst!“ zur Ruhe. Alle begriffen, dass dieser Tee ohne Worte getrunken werden sollte. Während alle tranken, musterte der Fakir jeden aus der Gruppe und blieb schließlich zuerst bei Henk und dann bei Kenji hängen. Diesen beiden sah er so lange in die Augen, dass es ihnen schon fast unangenehm wurde. Als er dann den letzten Tropfen aus seiner Tasse getrunken hatte, begann er mit dem Kopf zu nicken und erklärte, dass nun alles bereit sei.

Gantrapudra schnippte mit den Fingern und der Affe räumte den Tisch wieder ab. Anschließend brachte er einen großen Holzkasten herein, der auf der oberen Seite mit einer großen, gestreiften Raubkatze versehen ist und an den Seiten tanzende Elefanten besitzt, die an das Ladenschild erinnern. Er stellte ihn neben den Fakir und dieser blickte nun zu Henk und bat ihn, seinen Sohn auf einen kleinen Tisch zu legen, den der Affe ihm gerade brachte. Hella reichte Henk Montakor herüber und sobald er auf dem Tisch lag, bat der Fakir Hella um das Blut von Kenji. Er erklärte, dass er voraussichtlich den ganzen Tag mit dem Ritual beschäftigt sein würde und dass alle, die nicht zur Familie des Jungen gehören, nun gehen müssten und erst am Abend wieder herkommen dürften.

Adarian bei den Lichtträgern

Als Adarian zum frühen Mittag in den Fuchsbau zurückkehrte, war bereits ein Bote der Lichtträger da gewesen, der nach ihm gesucht hatte und die Botschaft hinterließ, dass Großmeister Lichtschlag Adarian umgehend sprechen wollte. Als Adarian im Tempel ankam, wurde er bereits vom Großmeister erwartet. Dieser ließ Adarian nochmal deutlich spüren, wie enttäuscht er von seinem Verhalten war, und er konfrontierte ihn damit, dass er ihn vorerst nicht mehr mit anderen Lichtträgern einsetzen werde. Jedoch gab er Adarian noch eine Chance, damit er sich erneut beweisen könne. Arthas Lichtschlag fragte Adarian, in welchem Kontakt er zu der Frau steht, die er bei dem Kampf gegen Maldoror beobachtet hatte. Er informierte Adarian darüber, dass es sich bei ihr um eine gesuchte Person handelte, hinter welcher die Lichtträger schon sehr lange her waren. Lichtschlag betonte, dass sie gefährlich ist und schändliche Gräueltaten im Osten Barsaives begangen hätte. Er selbst kannte sie noch aus seiner Zeit, als er in Ankarz stationiert war. Dort war sie bereits einmal in der Gefangenschaft der Lichtträger, entkam jedoch, indem sie einen Magier auf bestialische Weise tötete, der sich sogar für sie eingesetzt und ihre Hinrichtung verhindert hatte.

Er wies Adarian auf folgende drei Anklagepunkte gegen Hella Behringer hin:

1. Praktizieren dämonischer Magie

Im Jahr 315 i.J.P. tyrannisierte sie mit dämonischer Macht einige Dörfer an der Ostküste von Barsaive (u.a. Tarsus, Osringa und Isinga). Sie bedrohte und erpresste mit einem Dämon die Einwohner und wirkte unerlaubt Magie.

2. Ausführung illegaler, schwarzmagischer Dienste

Im Jahr 318 i.J.P. bot sie in Ankarz schwarzmagische Dienste an und beschwor Dämonen in der Stadt.

3. Dreifacher Mord

Im Jahr 325 i.J.P. ließ sie in Ankarz durch einen Dämon eine Markschreierin töten. Sie wurde angezeigt, verhaftet, angeklagt und zum Tode verurteilt. Doch ein Magier der Akademie von Ankarz bat darum, ihm die Zauberin als Studienobjekt zu überlassen, was ihm gewährt wurde. Sie konnte aufgrund des unangebrachten Mitleids eines Adepten fliehen und tötete den Magier auf dämonische Weise. Sie tötete anschließend auch den Töpfermeister, der sie angezeigt hatte.

Großmeister Lichtschlag verlangte nun, dass Adarian alles erzählte, was er über diese Person weiß, und erwartete, dass er gegen diese ermittelt, damit sie endgültig unschädlich gemacht werden kann. Adarian sollte auch nicht vergessen, dass er mit seinem Verhalten mit Sicherheit auch Archorbar enttäuscht hatte und nun am besten Alles unternimmt, um ihm zu zeigen, dass er sich doch auf ihn verlassen kann.

Foxis Pläne

Als Adarian den Tempel der Lichtträger verließ, fing Foxi ihn ab. Sie offenbarte ihm, dass sie ihm gern ihren Lieblingsplatz in Jerris zeigen möchte und sie den Tag gern wieder mit ihm verbringen wollte. An diesem Ort würden sie auch bestimmt keine Überraschungen mehr wie am Vortag erleben, da die Lichtträger sie dort niemals finden könnten. Und falls seine Freunde ihn bräuchten, hätte sie Waruf Bescheid gesagt, wo sie mit Adarian hinwollte. Foxi zeigte Adarian einen ganz besonders leckeren Wein, den sie von Waruf geschenkt bekommen hatte, und gab Adarian zu verstehen, dass sie diesen nun gern mit Adarian trinken möchte. Außerdem machte sie ihm wieder mit ihrem Körper eindeutig zweideutige Angebote und wickelte Adarian wieder betörend ein. Sie brauchte Adarian auch nicht sehr lange überzeugen, zumal er von seinem Meister nur den Auftrag bekommen hatte, Informationen über Hella zu sammeln, die er ja bereits schon wusste.

Foxi brachte Adarian zum Turm des Chorollis und bat ihn kurz an einer Seite des Gebäudes direkt neben einer Statue des Chorollis zu warten. Sie verschwand dann kurz und schien fast unsichtbar geworden zu sein. Dann tauchte sie plötzlich oben auf der Statue wieder auf und rief leise, dass die Luft rein sei. Sie animierte Adarian dazu, die Statue hochzuklettern. Hier oben konnten sie zu einem Fenster des Turmes gelangen und einsteigen. Innen kamen sie zu einem großen Treppenhaus und Foxi erklärte Adarian, dass sie leise hochschleichen werden. Der Turm schien zurzeit noch nicht wieder besetzt zu sein, aber trotzdem meinte sie, dass sie besser leise und vorsichtig sein sollten.

Sie kamen schließlich an dem Raum vorbei, indem sonst die Stadtwachen sitzen und Wache halten. Foxi beschwor Adarian, dass sie nun ganz leise sein müssten, da sie nicht genau sagen könne, ob dort jemand war. Adarian bemerkte beim Vorbeischleichen aber, dass die Wachkammer letztendlich wirklich unbesetzt war.

Am Ende des Treppenhauses befindet sich eine Falltür nach oben, welche Foxi mit einem beiläufigen Handgriff knackte. Dann führte sie Adarian oben auf das Dach und er konnte einen wunderschönen Ausblick genießen und beobachten, wie die Stadt unten langsam wieder aufgebaut wurde und die Straßen sich mit lebendigen Menschen füllten, die langsam ihre Arbeiten wieder aufnahmen. Foxi packt eine kleine Decke aus und machte es sich mit Adrian gemütlich. Sie erzählte ihm, dass sie sich früher immer hier hochgeschlichen hatte, als sie noch ganz neu bei den Füchsen und in Jerris war. Sie hoffte sehr, dass Jerris bald wieder auf die Beine kommt und sie deshalb hierbleiben würde, um dabei zu helfen. Jerris war für sie auch schnell zu einer Heimat geworden und Trosk würde sie wegen etlichen schlechten Erinnerungen kaum vermissen, wenn sie hierbliebe, obwohl Trosk ihre eigentliche Heimat war. Sie fragte dann Adrian, warum er damals Trosk endgültig verlassen hatte und ob er seine Heimat manchmal vermissen würde. Sie unterhielten sich noch lange und Foxi erzählte Adarian noch etwas über den Tod ihrer Eltern. Anschließend verführte Foxi Adarian wieder und sie verbrachten den restlichen Tag dort oben und vergnügten sich.

Als sie abends wieder die Statue heruntergeklettert waren, bemerkte Adarian, dass er von einem Lichtträger beobachtet wurde, den er bereits vom Sehen aus dem Hauptquartier kannte. Dieser beobachtete das Ganze mit Verwirrung und kam erst wieder aus seinem Erstaunen heraus, als er realisierte, dass Adrian ihn bemerkt hatte. Er grüßte Adarian dann nur kurzangebunden und zog dann ganz schnell in Richtung Lichtträgertempel ab.

Kenjis Tempeldienst

Als Kenji nach dem Besuch bei Gantrapudra in den Fuchsbau zurückkehrte, hatte er eine Nachricht vom Mynbruje Tempel. Der Erzquestor bat ihn schnellstmöglich um Hilfe und obwohl Kenji die ganze Nacht gebetet hatte, fühlte er sich kaum müde und hatte seltsamerweise nicht das Bedürfnis sich hinzulegen. Also entschied er sich den Tempel aufzusuchen.

Im Tempel wurde er bereits erwartet und der Erzquestor empfing ihn mit offenen Armen. Er betonte noch einmal kurz, wie furchtbar die Tragödie ist, die sich zurzeit in der Stadt abspielt. Hunderte von Menschen hätten Angehörige verloren und waren traumatisiert durch die Bilder, welche die Untoten in ihrem Gedächtnis hinterlassen hatten. Deshalb benötigte er auch dringend Kenjis Hilfe, da in diesen schweren Zeiten viele Menschen um den Rat Mynbrujes bitten würden und nicht genügend Questoren für sie bereitstünden. Er bat Kenji deshalb sich um einige Gläubige zu kümmern, die ratsuchend im Tempel auf Seelsorge und göttlichen Rat warten. Kenji entschloss sich zu helfen und wurde in einen kleinen, separaten Raum mit einer Bank geschickt, in welchen die Gläubigen einzeln und nacheinander von Tempeldienern geführt werden und dann dem Questor ihr Anliegen vortragen.

Als erstes erschien der älterer Händler Haruk, dessen Laden und damit seine ganze Existenz bei den Bombardierungen zerstört wurde. Er beschwor, dass er der Stadt immer treu und aufrichtig gedient hätte und bei all seinen Geschäften versucht habe, mit größter Ehrlichkeit vorzugehen und niemals jemanden zu betrügen oder zu hintergehen. Daher fragte Haruk sich, warum Mynbruje es zuließ, dass der Laden seines Nachbarn, der ein gieriger Geschäftemacher und betrügerischer Händler sei, nicht einen Kratzer abbekommen hatte. Er fand dies ungerecht und dachte immer, dass er, indem er Mynbruje treu dient, von derartigen Ungerechtigkeiten verschont bliebe. Haruk wollte nun wissen, warum Mynbruje die Bombe nicht auf das Haus seines selbstsüchtigen Nachbarn gelenkt habe. Kenji fragte ihn nach dem Schicksal seiner Familie. Als der Händler Haruk ihm erzählte, dass es seiner ganzen Familie gut gehe und alle niemand zu Schaden gekommen war, verwies ihn Kenji auf dieses Glück und gebot ihm, dafür dankbar zu sein anstatt sich über den Nachbarn zu beschweren. Noch immer etwas unzufrieden und leicht verwirrt verlies Haruk das Separee und ging.

Anschließend erschien Eran, ein Mann mittleren Alters, der wohl zu den ärmeren Leuten im Handelsviertel gehörte. Er war vielleicht ein Handwerker, ging gebeugt und hatte mehrere Verletzungen, die jedoch gut verarztet waren. Kenji erkannte schnell, dass dieser Mann noch immer unter Schock stand. Als er hereinkam und Kenji sah, fiel Eran vor diesem auf die Knie, kroch auf ihn zu und begann seine Füße zu küssen. Er heulte laut und schluchzte immer wieder, dass er ein Zeichen Mynbrujes benötigte, um nicht verrückt zu werden. Er fühlte sich von dem Gott verlassen, da dieser zuließ, dass seine ganze Familie getötet wurde und er als einziger überleben musste, obwohl er alles tat, um ihnen zu helfen. Eran verstand nicht, warum Mynbruje diese Ungerechtigkeit zuließ und er mit ansehen musste, wie seine Frau und seine zwei kleinen Kinder von den Untoten zerrissen wurden, während er gegen andere Untote kämpfte, um sie zu beschützen. Der Mann versicherte, dass er sein ganzes Leben Mynbrujes Geboten untergeordnet habe und immer ehrlich, aufrecht und gerecht zu leben versuchte. Nun brauchte er einen Grund um weiterzumachen und hoffte deshalb auf ein Zeichen der Götter, welches ihm der Questor übermitteln sollte.


Hier fehlt noch die Reaktion von Kenji

Das Ritual

Der Fakir bat Henk und Hella jeweils auf einer Seite des Tisches mit Montakor Platz zu nehmen und sie sollten jeweils eine Hand des Jungen mit einer ihrer Hände halten und ruhig sein. Dann goss er Kenjis Blut in eine kleine Bronzeschale und holte ein schwarzes Pulver hervor. Mit einem kleinen Stab rührte er dieses in das Blut ein, wobei ein Zischen zu hören und ein leichtet Qualmen als Reaktion zu sehen war. Anschließend goss er noch ein violettes Öl hinzu, welches das Gemisch in eine Flüssigkeit verwandelte, die wie blaue Tinte aussah. Dann holte er einen langen Holzstab hervor, an dessen Ende eine sehr dünne Hohlnadel befestigt war, und begann ein Lied in seiner Heimatsprache zu singen.

Einige Minuten vergingen und dann hörte Gantrapudra auf zu singen. Der Affe hatte sich derweil eine große Klangschale geholt und damit begonnen sie mit einem großen Stab in Schwingung zu versetzen. Nebenher zündete er immer wieder eine Räucherschale mit unbekannte Düften und Weihräuchern an und es fiel auf, dass dieser Affe viel zu klug für ein Tier erschien und Dinge tat, die eigentlich eher menschlich wirkten.

Gantrapudra bat Henk und Hella nun einige Worte mantrisch zu wiederholen, solange das Ritual dauert und zwar „Sanrakshan aur Upachaar“ (bhumesisch für "Schutz und Heil"). Er sprach sie einige Male mit ihnen zusammen und dann mussten sie allein weitermachen. Er nahm dann den Tätowierstab, tunkte ihn in die Farbe und legte ihn auf der Haut des Kindes an. Dabei begann er ein langes Mantra zu singen.

Zuvor hatte er bereits den Scheitel des Kindes rasiert und legte den Stab dort an. Er begann ganz vorsichtig auf die Seite des Stabes zu klopfen, die der Nadel gegenüberliegt. Dann versiegelte er mit seinen Zeichen nach und nach alle Energieknotenpunkte des Kindes und auch die Hand- und Fußinnenflächen. Das Ritual zog sich den ganzen Tag hin und für Henk war es sehr anstrengend sich durchgängig auf das Mantra zu konzentrieren. Zur Abenddämmerung war Gantrapudra schließlich fertig und bat den Affen darum, für alle etwas zu Essen zu machen, während Henk auf seine Gefährten wartete.

Henk bemerkte bei Gantrapudra eine Sklavennummer am Handgelenk und sprach ihn darauf an. Er erzählte von seiner Versklavung und seiner Flucht nach Barsaive (vgl. Vita) und die beiden tauschten sich über das Sklavensein aus, bis die anderen am Abend ankamen um sie abzuholen.

Zurück zu dem Fakir

Am Abend fanden sich alle wieder bei dem Fakir ein, wo sie auf einen erschöpften Henk und eine erschöpfte Hella trafen. Montakor schlief, wirkte jedoch entspannt und schien keine Schmerzen zu haben. Er war am ganzen Körper mit Bandagen verbunden und man konnte erahnen, wie viele Tätowierungen er bekommen hatte. Ein Verband befand sich auch auf seinem Kopf und bedeckte sogar die kleine Stirn.

Gantrapudra verkündete, dass alles gut gelaufen und Montakor nun für alle Zeiten sicher ist und ein ganz normales Leben führen kann. Hella meinte, dass Montakor sich noch ausruhen muss, und fragte, ob sie sich mit ihm bei den Füchsen für ein paar Tage verstecken kann, bevor sie die Stadt dann verlässt. Im Moment war der Junge allerdings noch zu schwach um weit zu reisen und sie musste die nächsten Tage beobachten, ob er das Ritual ohne Schaden überstanden hatte.

Als alle gingen, nahm der Fakir Henk zur Seite und offenbarte ihm seinen Preis. Er beschrieb Henk, dass die Lichtträger vor einiger Zeit bei einer Razzia einen Gegenstand konfisziert hatten, den er gern zurückhätte. Dieser befände sich aller Wahrscheinlichkeit nach im Lager der Lichtträger. Es handelte sich um einen goldenen Affenschädel, den Schädel von Bajrang Balaji, der in einer Kiste aufbewahrt war, welche mit den gleichen tanzenden Dreirüsselelefanten verziert ist, wie die Kiste mit seinen Tätowier-Utensilien. Gantrapudra erwähnte auch, dass er wüsste, dass Adarian Lichtträger ist und es mit ihm ein leichtes sein würde, an den Gegenstand zu gelangen. Soweit er weiß befindet sich das Lager im Keller des Lichtträgertempels. Der Fakir wies auch nochmal darauf hin, dass dies ein geringer Preis für seine Arbeit ist, und falls Henk ihn nicht erbrächte, sollte er sich bewusst sein, dass der Fakir durch die magischen Zeichen nun auch eine Verbindung zu seinem Sohn besitze und er Einfluss auf dessen Leben dadurch habe.

Während die anderen schon in den Fuchsbau gingen und ließen den Abend ausklingen ließen, besuchte Adarian mit Henk noch die „Fressecke“, der Armenküche der Füchse in den Slums. Henk sprach mit Adarian über dessen Lichtträgermitgliedschaft und fragte ihn schließlich:

“Adarian, willst du ein Mönch sein oder Adarian?”

Dann erzählte er Adarian von dem Affenschädel und dass er ihn aus dem Lager der Lichtträger stehlen muss. Er fragte Adarian, ob er eine Ahnung hätte, wo sich dieses Lager befindet, und Adarian erzählte ihm von der Luke zum Keller im Tempels. Adarian berichtete Henk von allem, was er über die Wachen und ihre Wechsel wusste und dann verabschiedeten sich die beiden.

Henk ging dann auch in den Fuchsbau und verbachte den Abend mit Octavia und Kenji. Später setzte sich unauffällig gegen Mitternacht ab und begab sich zum Lichtträgertempel, zu dem Adarian direkt nach ihrem Treffen aufgebrochen war.

Adarians Meldung im Lichtträgertempel

Adarian kam im Tempel an und wurde schon von Großmeister Lichtschlag ungeduldig empfangen. Adarian entschuldigte sein spätes Erscheinen mit seinen Pflichten innerhalb der Heldengruppe und er bemerkte, dass der Großmeister anscheinend auch bereits über seinen Ausflug auf den Turm des Chorollis informiert worden war. Lichtschlag verdonnerte Adarian zur alleinigen Übernahme der Nachtwache im Tempel. Diese Wache war bei allen die unbeliebteste Schicht, denn im Hof war man immer an der frischen Luft und die Zeit verging zügig bei den Wachgängen, aber im Inneren des Tempels war man immer in Gefahr bei wenig Bewegung und stehender Luft während der Wache einzuschlafen. Adarian machte sich für eine lange Nacht bereit und hatte keine Ahnung, wann Henk dem Tempel in der Nacht einen Besuch abstatten würde.

23. Loar 351 i.J.P.

Der Einbruch

Henk kam kurz nach Mitternacht am Tempel der Lichtträger an und erspähte zunächst die Lage von den Dächern der Mannschaftsquartiere aus. Er erblickte zwei Wachen, welche abwechselnd im Hof patrouillierten und im Wachhäuschen das Tor sicherten. Die Türen zum Tempel waren, wie Henk beobachten konnte, nicht verschlossen und so gelangte er unbemerkt ins Innere, wo Adarian die Nachtwache hielt.

Ohne von Adarian bemerkt zu werden gelangte Henk in die Kammer, wo die Luke nach Unten war. Er knackte mit Leichtigkeit das einfache Schloss und gelangte in den Keller des Tempels. Ohne Probleme gelangte er an eine zweiflüglige Tür, welche in das Archiv der Lichtträger führt. Dieses Schloss war allerdings eine Herausforderung für Henk, welche er aber nach längerer Zeit der Konzentration meisterte. Im Archiv widerstand Henk der Versuchung, sämtliche Akten und Berichte über seine Schwester Hella mitzunehmen und widmete sich der anderen Tür, welche in das Lager führte, in dem sich der Affenschädel befand. Einige Zeit verging, bis Henk das ähnlich komplizierte Schloss geknackt hatte. Schließlich gelangte er in das Lager, welches aus mehreren Räumen mit dutzenden Regalen mit Hunderten Kisten bestand. Henk würde Tage brauchen, um alles zu durchsuchen und den Schädel zu finden.

Der "Schädel von Bajrang Balaji"

Dann kam Henk auf die Idee, im Schreibtisch nach einer Inventarliste zu suchen. Er knackte das einfache Schloss und fand das Gesuchte. Er entdeckte nach einigem Suchen einen Eintrag auf den ungewöhnlichen Namen „Kaliprasad“ und die dazugehörige Nummer war 5142. Nach kurzem Suchen und Kombinieren entdeckte Henk, dass die Ziffern in ihrer Reihenfolge die Nummer des Raums, des Regals, der Etage und der Kiste angaben. So fand Henk die gesuchte kleine Truhe mit dem Affenschädel und kontrollierte sie gleich auf den korrekten Inhalt. Dabei lag eine Statue mit großem erigiertem Penis, welche Henk einsteckte und ebenfalls für den Bhumesen mitbrachte.

Henk bemerkte jetzt, dass bereits mehr Zeit verstrichen war, als er gedacht hatte, und beeilte sich. Er brauchte etwas, bis er das komplizierte Schloss an der Lagertür wieder verschlossen hatte, das einfache Schreibtischschloss für die Inventarliste war dagegen ein Leichtes. Doch als er die Archivtür wieder versperrte, wollte ihm das einfach nicht gelingen. Er hätte noch weiteren Zeitverlust in Kauf nehmen müssen, aber Henk entschied sich dazu die Tür unverschlossen zu lassen und schlich in die Tempelhalle. Adarian war eingenickt und Henk entschloss sich, einfach die Vordertür zu nehmen, da er vor Sonnenaufgang hier heraus sein wollte. Adarian wurde durch das Schließen der großen Tempeltür wach und bemerkte den geöffneten Riegel. Er dachte sich seinen Teil und verriegelte das Tor wieder, sodass nichts auffallen würde.

Der Affe und die Tätowierung

Beskok Taan

Am frühen Morgen kam Henk zurück zu Gantrapudras Laden und überbrachte ihm die Truhe mit dem Schädel. Der Bhumese wirkte sehr zufrieden und auch sein Affe Beskok war ganz aufgeregt. Ohne Zeit zu verlieren holte der Fakir den Schädel aus der Truhe und hielt ihn über den Affen. Er sprach unverständliche Worte und die Umrisse des Affen verschwammen und wuchsen. Langsam verwandelte sich der Affe vor Henks Augen in einen Menschen, dem Gantrapudra sofort Kleidung reichte, um sich angemessen zu bedecken. Beskok dankte Henk für seinen Einsatz bei der Wiederbeschaffung des Schädels und erzählte Henk, wie er vor etwa einem Jahr zu einem Affen wurde. Die Lichtträger waren ihm auf den Fersen und sei Freund Gantrapudra konnte ihn nur so vor ihren Augen verbergen. Leider konfiszierten sie bei ihrer Razzia den Schädel und so musste er längere Zeit ein Affendasein fristen (vgl. Das Beskok-Dilemma).

Im Anschluss an ein gemeinsames Frühstück tätowierte Gantrapudra Henk eine besondere Form bhumesischer Magie auf den Oberarm. Sie würde ihm die Beschwerden des Alters vergessen lassen, versprach er. Und tatsächlich fühlte sich Henk nach der Prozedur beweglicher und so jung wie schon lange nicht mehr. Am späten Vormittag machte er sich auf zum Fuchsbau.

Adarian im Lichtträgertempel

Als Adarian morgens später aufstand, bemerkte er, dass ein Lichtträger auf dem Exerzierplatz Liegestützen machte, während er von Großmeister Lichtschlag cholerisch und dadurch fast schon nicht mehr verstehbar angeschrien wurde. Adarian konnte verstehen, dass er irgendwas von „verantwortungsloses Verhalten“ und „unentschuldbar“ schrie. Außerdem bezog sich die Standpauke auf irgendetwas mit dem Archiv.

Als er den Tempel verlassen wollte und bei am Empfangstisch vorbeikam, sah Adarian, wie die diensthabende Wache die ganze Szene aus dem Fenster beobachtete und mitleidig den Kopf schüttelte, als er bei ihr vorbeikam. Er fragte Adarian, ob er auch schon hörte, was sich der Bruder Keldor geleistet habe, und ob er etwas von dem Vorfall mit dem Archiv mitbekommen habe.

Der Bruder der Wache erzählte Adarian die ganze Geschichte. So wusste er, dass Bruder Keldor als letzter im Lager war und offensichtlich vergessen hatte, das große Haupttor zu verschließen. Seit der Katastrophe in der Stadt war niemand mehr dort gewesen und der Großmeister ging erst heute Morgen wieder hinunter, um einige Akten einzulagern. Das bedeutete, dass die Archivtür die ganze Katastrophe über geöffnet war und sich somit auch Unbefugte Zugang verschaffen konnten. Bruder Keldor ging zwar davon aus, dass er die Tür verschlossen hatte, jedoch war er sich auch nicht mehr sicher und befürchtete, dass er wirklich dafür verantwortlich ist, weil er bei Ausbruch der Untotenseuche schwer gegen seine Panik ankämpfen musste und deshalb vielleicht nachlässig war. Keldor Brisuto war noch ein ganz junger Bruder und wohl einfach mit der Situation überfordert. Jedoch würde Großmeister Lichtschlag bei ihm keine Ausnahme machen und so sorgte er schon den ganzen Vormittag dafür, dass Bruder Keldor entsprechende Disziplinierungsmaßnahmen erhielt. Immerhin wusste jeder Lichtträger in Jerris, dass die Verantwortung über das Archiv von entscheidenden Bedeutung ist. Deshalb würde er wohl in den nächsten Wochen zusätzlich zu seinen normalen Einsätzen noch mit der Inventur des Archivs beschäftigt sein.

Adarian erfuhr noch, dass Lichtschlag ihn heute freigestellt habe, da er die ganze Nacht gewacht habe. Jedoch wollte er ihn am Abend wieder im Tempel zum Dienst sehen.

Im Fuchsbau

Gegen Mittag - alle hatten lange geschlafen, da sie erst in den Morgenstunden ins Bett gekommen waren – als alle beim „Frühstück“ saßen, kamen Mestoph und Jaran zu den Helden und berichteten, dass ein Bote der Briccones verkündet hat, dass die Beerdigung von Cupo und seinen Söhnen am nächsten Morgen stattfinden wird und sich heute alle nochmal ausruhen können. Jaran wies darauf hin, dass die Beerdigung von Mjonflir kurz davor stattfinden wird und viele Füchse bereits ihre Anwesenheit zugesagt hätten. Nach den Beerdigungen sollte es eine gemeinsame Feier der Briccones und der Füchse geben, um ihr neues Bündnis zu bekräftigen. Henk erklärte, dass die Beerdigungsfeiern in Jerris zuweilen mit sehr viel Alkohol gefeiert werden und man sogar bestimmte traditionelle Tänze zu Ehren der Toten veranstaltet. Außerdem dauern sie für gewöhnlich einen ganzen Tag und enden mit einer langen Feier bis in die Morgenstunden. Er war als Chef der Füchse der offizielle Gastgeber und seine Anwesenheit wurde natürlich von allen strikt erwartet. Da das Bardenviertel noch immer ziemlich mitgenommen war, hat Jaran angeboten, die Trauerfeier im Fuchsbau abzuhalten. Dies sollte auch die Verbrüderung mit den Briccones symbolisch unterstreichen und die gemeinsame Zukunft einleiten.

Als Adarian sich nach Foxi erkundigte, wurde ihm mitgeteilt, dass diese gerade einen Auftrag erledigte und wahrscheinlich bis in die Nacht beschäftigt sein wird.

Jaran nahm Henk beiseite und informierte ihn darüber, dass er sich mit Mestoph bereits um die Strafe von Giftvogel gekümmert habe, um Henk damit nicht noch weiter zu belasten. Jaran meinte nur locker:

Giftvogel schläft nun auf den Ästen!

Kenjis Gespräch mit Lichtschlag

Kenji suchte Großmeister Lichtschlag auf und sprach mit ihm über Hella. Lichtschlag warnte ihn vor dem „dämonischem Wahnsinn“, welcher Personen befällt, welche über lange Zeit Kontakt zu Dämonen hatten. Ihre Gedankengänge wirken zunächst erschreckend klar, aber es sind nur die verführerischen, abyssischen Einflüsterungen, die aus ihnen sprechen und eine Seele vom Weg des Lichts abbringen wollen.

Henk besucht Hella

Bevor Jaran wieder nach unten ging, flüsterte er Henk noch zu, dass dieser nachkommen solle, da Hella nach ihm gefragt hätte und mit ihm allein reden wollte. Sie war mit Montakor unten und dem Jungen ging es schon besser. Die Verbände waren nun ab und man konnte die Tätowierungen am ganzen Körper des Kleinkindes sehen.

Hella erzählte Henk unter vier Augen, dass sie einen Traum gehabt habe. Sie hatte Montakor als erwachsenen Mann gesehen und er war ein großer Anführer gewesen. Außerdem sah sie, wie er mit Henk, der in ihrem Traum ein sehr alter, aber glücklich wirkender Mann war, zurück in ihre alte Heimat auf der Insel im Arasmeer zurückkehrte, wo die beiden gemeinsam mit Henks Bruder Ivar Behringer das Grab von Henks Vater, Chiron Behringer, besuchten. Hella selbst sah sich nicht in der Vision, wusste aber, dass sie trotzdem irgendwie präsent war. Sie sah außerdem, dass Barsaive in ihrem Traum nicht zerstört oder von Dämonen überrannt war. Sie war daher sehr verwirrt von dem Traum, da sie ihr ganzes Leben fast noch nie etwas Positives geträumt hatte. Hella sagte, dass der Traum ihr eine seltsame Hoffnung gemacht habe, dass sie gerade zum ersten Mal so etwas wie das „Richtige“ in ihrem Leben tun würde und dass dies ein sehr gutes Gefühl ist. Es war, als würde sie langsam begreifen, warum Enodia nicht zuließ, dass sie sich das Leben nahm, weil dadurch nun Montakor wohl auf ist und vielleicht in der Zukunft jemand sehr Bedeutsames werden wird.

Hella eröffnete Henk ihren weiteren Plan, Montakor wieder zu Birkinga zu bringen, wo sie selber auch bleiben und über ihn wachen möchte. Jedoch wusste sie noch nicht, wie sie aus der Stadt hinauskommen könnte, da die Ausgänge alle wegen des Heilmittels überwacht würden. Sie machte Henk auch die Dringlichkeit deutlich, warum sie schnell aus der Stadt musste. Jaran hatte bereits darauf hingewiesen, dass die Lichtträger überall nach Hella und dem Kind suchten und auch den Fuchsbau bewachen ließen. Henk erfuhr, dass zurzeit immer ein bis zwei Männer regelmäßig vorm Fuchsbau patrouillierten und Leute befragten. Auch der Wirt wurde bereits auf Hella angesprochen und am liebsten würde sie die Stadt deshalb noch am gleichen Abend dieses Tages wieder verlassen.

Henk erklärte Hella, dass die Gilde ihre eigenen Tunnel zum Schmuggeln aus der Stadt hat und die Kontrollen der Lichtträger kein Problem für sie sein werden. Er wusste auch, dass die Gilde über einige Luftschiffe und fähige Männer verfügt, die Hella sicher und schnell in die Hohe Heimat können. Jaran bestätigte ihm auf Nachfrage, dass es kein Problem ist, die Flucht bis zum Einbruch der Dunkelheit auf die Beine zu stellen. Hella war sehr beruhigt und wollte die letzten Stunden in der Stadt gern noch mit Henk verbringen und sich auch von seinen Freunden verabschieden. Daher wollte sie sich am Nachmittag noch mit ihnen zusammensetzen.

Bevor Henk jedoch die anderen benachrichtigte, informierte ihn Jaran noch darüber, dass Foxi mit einigen Männern in den Slums war und sich um ein paar ganz üble Gauner kümmerte. Diese nutzen die Notlage gerade aus, um sich Macht in der Stadt zu verschaffen, indem sie die Leute erpressen, denen sie beim Wiederaufbau geholfen haben. Vermutlich müsste Foxi dabei einen besonders verdorbenen Ganoven ausschalten, aber damit würde den ganzen armen Menschen geholfen werden, die von diesen eiskalten Banden ausgepresst werden. Jaran meinte aber, dass Henk sich darum nicht kümmern müsste und sich lieber weiterhin ausruhen und noch die Zeit mit seiner Schwester genießen sollte.

Abschied von Hella

Henk holte seine Freunde aus dem Fuchsbau nach unten zu Hella. Sie nahmen alle an einem großen, gemütlichen Tisch Platz und Hella bat Henk eine Flasche Wein zu öffnen. Sie selbst hielt die ganze Zeit Montakor auf dem Arm und schien den Jungen kaum abzulegen. Sie wiegte ihn und summte immer wieder ein Lied für ihn und schien sich unglaublich rührend um ihren Neffen zu kümmern.

Hella stieß mit allen auf die Rettung von Montakor an, weil sie nun davon überzeugt ist, dass der Junge durch die Tätowierungen gerettet wurde. Sie erklärte, dass Gantrapudra ganze Arbeit geleistet hat und bat auch Octavia sich diese Glanzleistung anzusehen. Bei genauerem Hinsehen konnte sie sofort erkennen, dass Montakor nun eine Art Schutzschicht um seine Aura trägt, die ihn astral nahezu unsichtbar macht und vermutlich auch nur noch durch die wenigsten und mächtigsten Zauber durchdrungen werden könnte.

Hella betonte, dass die Rettung ihres Neffen die vielleicht selbstloseste Tat in ihrem ganzen Leben gewesen ist und sie nun versteht, warum es sich manchmal lohnen kann, auf die Götter zu hören. Sie erklärte, dass sie weiß, dass sie in ihrem Leben viel Unheil angerichtet hatte, aber das Montakor ihr nun einen neuen Weg gezeigt hätte. Sie habe weiterhin vor, Enodias Plan zu folgen, auch wenn sie die Göttin ihr Leben lang verflucht habe.

Hella machte eine kurze Pause und blickte zu Kenji. Als Kenji ihr erklärte, dass sie damit Recht gehabt hätte, dass sie allein wären, erzählte sie ihm von ihren Einsichten. Sie rief ihm in Erinnerung, dass auf dem Luftschiff Lochost als Falke erschien, persönlich eingriff und sie befreite. Auf ihre Taten angesprochen erklärte sie Kenji, dass sie sich ihrer Schuld völlig bewusst ist und sie sich bereits vor das Gericht von Enodia begeben habe und ihrem Leben schon längst ein Ende setzen wollte. Doch die Göttin persönlich hatte einen Plan mit ihr und nur deshalb sei sie noch am Leben. Wenn Enodia jedoch ihren Plan für sie vollendet hätte und Kenji wieder zu Mynbruje gefunden hätte, würde sie sich in Zukunft gern von ihm richten lassen und er sollte sich bewusst sein, dass er dann als einzige gerechte Lösung nur ein Todesurteil vollstrecken kann. Falls es soweit käme, dann wäre es ihr jedoch eine Ehre von Kenjis Hand gerichtet zu werden, aber die Zeit dafür war jetzt noch nicht gekommen.

Hella wird dann noch ein wenig mit allem Trinken und Henk hielt eine Rede über etwas, was ihm sehr wichtig war. Er berichtete allen von seiner Traumbegegnung mit Lochost und offenbarte ihnen, dass er dadurch seine innere Freiheit und seinen Optimismus wiedergefunden habe. Das einzige, um wieder gut zu machen, was er ihnen antat, ist wieder ihr „Fährmann“ zu sein, der ihnen Richtung im Glauben gibt.

Schließlich kam Jaran herein und meinte, dass es nun bald Zeit ist und Hella sich langsam verabschieden muss. Doch bevor Hella aufbrach, kam sie zu jedem persönlich hin und gab ihm noch einige Worte mit auf den Weg.

Zuerst kam Hella zu Adarian und dankte ihm dafür, dass er die ganze Zeit auf ihren kleinen Bruder aufgepasst hat und bat, dass er ihn nie im Stich lassen sollte. Sie gestand ihm auch, dass sie nicht weiß, was er bei den Lichtträgern zu suchen hat und er nicht denken soll, dass diese selbstgerechten Fanatiker nicht genauso viel Verbrechen auf dem Kerbholz hätten, wie die Leute, die sie verfolgen. Wenn er klug wäre, sollte er dem Orden den Rücken kehren und herausfinden, wer er wirklich ist. Dann gab sie ihm zum Abschied die Hand und drückte sie einmal ganz fest.

Dann ging Hella zu Kenji und räumte ein, dass sie es nicht leicht miteinander hatten und sie aber, trotz all ihrer Differenzen, weiß, dass Kenji für Henk bei ihren Abenteuern da ist und dass sie ihm dafür auf ewig dankbar sein wird. Sie legte ihm nahe, nicht Zuviel von den Göttern zu erwarten und Kenji sollte besser anfangen, seine Stärke in sich selbst zu finden. Nur dann könnte er auch ohne Mynbrujes Hilfe seinen weiteren Weg finden. Sie verbeugte sich würdevoll, wie man es vor einem Erzquestor für gewöhnlich tut und gab ihm nicht freundschaftlich die Hand, so wie sie es bei Adarian getan hat.

Zum Schluss wandte Hella sich Octavia zu und gestand ihr, dass sie sie um ihre Selbstdisziplin beneidet und sie in ihrem Leben vermutlich nicht so viel Unheil in die Welt gebracht hätte, wenn sie Octavia ein wenig ähnlicher gewesen wäre. Sie merkte auch an, dass Octavia für ihr Alter unglaublich mächtig ist und sie aufpassen und trotz ihrer enormen Selbstbeherrschung immer auf der Hut vor den Verführungen der Magie sein sollte. Sie spürte nämlich, dass Octavia einem Vulkan sehr ähnlich ist und dass es unter ihrer kalten und unbewegten Oberfläche brodeln würde. Octavia sollte aufpassen, dass sie nicht eines Tages ausbräche. Noch bevor Octavia darauf antworten konnte, nahm Hella sie schnell zum Abschied in den Arm und betonte, dass sie daran glaubt, dass Octavia die Stärke hat, mit ihrem „Fluch“ zu leben.

Abschließend wünschte sie allen viel Glück und erwähnte nochmal, dass die Drachentränen das mächtigste sind, was sie jemals erlebt hat und sie felsenfast daran glaubt, dass sie noch viele Geheimnisse verbergen, von denen bis jetzt noch niemand etwas weiß. Hella wurde durch Jaran unterbrochen, welcher auf einen baldigen Aufbruch drängte, da das Luftschiff bald ablegen würde und sie etwas außerhalb von Jerris abholen würde.

Henk begleitete sie noch aus der Stadt hinaus und verabschiedete sich dort allein von ihr. Hella erklärte Henk zum Abschied, dass sie glücklich ist, dass sie seinen Sohn retten konnte und schwor, dass sie ihn nie wieder außer Augen lassen und Birkinga bei allem unterstützen wird. Sie möchte Henk gern bald wiedersehen und bestand darauf, dass er sie in der Öde besuchen kommen soll, wenn es seine Abenteuer zulassen würden. Dann gab sie Henk noch einmal Montakor auf dem Arm, damit er sich auch von ihm verabschieden konnte. Dieser blickte Henk fröhlich an und streckte gleich seine Arme nach ihm aus. Henk schenkt Montakor sein Phexamulett. Hella wollte versuchen mit Ivar Kontakt aufzunehmen und hoffte, dass die Behringers eines Tages wieder vereint sein könnten. Sie gab Henk einen Kuss auf die Stirn, umarmt ihn lange und wurde von dem Luftschiff aufgelesen.

Adarians Meldung bei Lichtschlag

Als Adarian abends zum Tempel der Lichtträger zurückkehrte, verdonnerte ihn Großmeister Lichtschlag zu Meditationen und ordnete an, dass er morgen zum Sonnenaufgang an den Leibesübungen teilnehmen und pünktlich auf dem Exerzierplatz erscheinen sollte. Lichtschlag wollte auch die weiteren Pläne von Adarian hören und erkundigte sich, wann er die Stadt verlassen würde. Er stellte Adarian auch für den Tag der Beerdigungen frei, jedoch sollte er sich am Tag darauf wieder im Tempel melden.

24. Loar 351 i.J.P.

Tag des Boron

Am nächsten Tag hörte man überall auf den Straßen das Klagen der Frauen. Auf Nachfrage erklärten Einheimische, dass die offizielle Trauerzeit nun ausgerufen und man mit den ersten Beerdigungen angefangen hätte. Man habe den heutigen Tag offiziell als Tag des Borons erklärt und in Gänze zur Ehrung der Toten bestimmt. Auf allen großen Stadttürmen waren schwarze Flaggen mit Borons Zeichen aufgehängt.

Die Beerdigungen

Es regnete in Strömen und der Himmel zeigt sich dem Anlass entsprechend trüb, als die Helden auf dem Friedhof ankamen. Man hörte das Klagen und Weinen von hunderten von Menschen und viele waren damit beschäftigt Gräber auszuheben. Andere brachen aus Kummer zusammen und überall sah man trauernde Frauen, die laute Klagelieder anstimmten. Am Rand des Boronackers lagen auch einige Massengräber, welche die Stadtwachen mit Leichen füllten. Überall patrouillierten Lichtträger und brachten neue Schutzsymbole rund um das gerade entstandene Friedhofsgelände an.

Einer Beerdigung folgte direkt die Nächste und der Boronquestor legte seinen Segen im Eiltempo auf ein Grab nach dem anderen. Die eigentlichen Beerdigungen wurden deshalb sehr privat abgehalten und es lag an den Angehörigen, ob noch einige letzte Worte gesprochen wurden. Auch Foxi war dort und hatte anscheinend schon auf Adarian gewartet. Sie war ganz ungewohnt in einem schwarzen, langen Trauerkleid erscheinen und wirkte plötzlich vielen damenhafter, als man es sonst von ihr kennt. Foxi war ziemlich traurig wegen Mjonflir und wirkte sehr niedergeschlagen. Adarian tröstete sie etwas trösten und nahm sie in den Arm.

Mjonflir

Zuerst fand die Beerdigung von Mjonflir statt. Viele Füchse, die meisten unter Kapuzen verhüllt, waren gekommen und haben Mjonflir ein großes Grab auf dem alten Teil des Friedhofs ausgehoben, der anscheinend zu den Füchsen gehört, da auffällig viele Grabsteine in diesem Bereich mit einem kleinen, unauffälligen Fuchskopf versehen sind. Die Beerdigung begann und Henk dankte allen für ihr Erscheinen und ihr Anteilnahme:

"... und gleichzeitig war er immer treu und für viele von uns auch ein guter Freund, denn Mjonflir war immer absolut er selbst. Mjonflir hat sich nie verstellt, man wusste immer, was man bei ihm zu erwarten hatte. Und wir alle als seine Angehörigen werden ihn sehr schmerzlich vermissen. Aber wir wissen auch, dass er jetzt dort ist, wo wir alle einst hoffen zu sein: nämlich für immer frei."

(Henk nimmt seinen Flachmann aus der Tasche, gießt etwas auf das Grab und nimmt auch selber einen Schluck)

"Für den treusten Ingenieur, den ich in meinem Leben je gekannt habe."

(gießt etwas Schnaps auf das Grab)

"Und für viele von uns der beste Freund, der zuverlässigste Freund den sie je hatten."

(gießt noch etwas Schnaps auf das Grab und gönnt sich einen Schluck)

"Möge er in Freiheit ruhen!"

Henk machte das Zeichen des Fuchses und trat vom Grab zurück. Dann ergriff Jaran das Wort und erinnerte sich, wie er Mjonflir vor mehr als vier Jahrzehnten kennenlernte und sich mit ihm während der beschwerlichen Kriegszeit durch die Gosse von Jerris schlug. Er habe schon damals den Erfindungsreichtum dieses klugen Kopfes bewundert und ahnte bereits, dass sie gemeinsam viel erreichen werden. Henk nickte zustimmend. Jaran rief allen das besonnene und angenehme Wesen dieses stillen Mannes in Erinnerung, welcher ihm in all den Jahren ein treuer Freund war. Er ging davon aus, dass Mjonflir nun in Borons Werkstatt sitze und kein Schloss im Totenreich nun mehr vor ihm sicher sei. Dann holte Jaran einen Flachmann aus seinem Umhang und goss etwas Schnaps auf das Grab:

Auf dich, alter Freund!

Dann ging Waruf ans Grab und meinte, dass er wohl behaupten könne, dass Mjonflir sein bester Freund gewesen sei. Es gab in der Vergangenheit viele „Geschäfte“, die sie gemeinsam abgewickelt hätten, und er habe sich dabei immer auf ihn verlassen können. Mjonflir habe ihn nie im Stich gelassen und sogar damals, als sie gemeinsam von Graltiks Männern geschnappt wurden, hat er sein Leben riskiert, um Waruf aus Graltiks stinkendem Palast zu retten. Waruf würde außerdem ihre gemeinsame Zeit in der Werkstatt sehr vermissen und vermutlich niemals wieder mit jemanden so entspannte Abende erleben, wie mit ihm. Um daran zu gedenken, holte Waruf eine dicke, gedrehte Graszigarette hervor. Er zündete sie auf Mjonflir Wohl an und raucht an seinem Grab einige tiefe Züge:

Wir werden uns im Licht der Passionen sicher bald wiedersehen!

Ein Bruder der Gilde trat an das Grab, warf fünf Silberstücke hinein und meinte, niemand solle sagen können, dass er ihm etwas schuldig geblieben sei. Henk und Jaran trösteten sich gegenseitig. Adarian wischte sich eine Träne aus dem Auge.

Als niemand mehr das Wort ergriff, wurde Mjonflir unter die Erde gebracht und kurz danach tauchte ein Boronpriester auf, um seinen Segen zu sprechen. Dieser war in Begleitung von zwei Tempeldienern, von denen einer einen Weihrauchkessel schwenkte und der andere eine Schale mit geweihtem Wasser vor sich hielt. Der Questor sprach:

Asche zu Asche, Staub zu Staub.

Was auf Erden vergangen ist, wird im Lichte der Passionen neu erstrahlen!

Gesegnet seist du mit den Wasser Celestias,

(dabei schöpft er mit der Hand etwas Wasser aus der Schale des Tempeldieners)

behütet seist du von der Erde Chtonias!

(dabei kniet er sich hin und schaufelt etwas symbolische Erde auf das Grab)

Möge Boron deine Seele sicher ins ewige Reich geleiten!

Als der Priester gegangen war, nutzte Adarian die Gelegenheit, um doch noch etwas am Grab von Mjonflir zu sagen:

Tja, Mjonflir, wir kannten uns nun ja wirklich nicht gut. Grüße unseren Gefährten von uns, er möge dich sicher dahin geleiten, wo du hingehörst. Grüße Noah von uns.

Henk klopfte Adarian dankbar auf die Schulter und blickt sich nach den Briccones um. Adarian bemerkte, dass Foxi hart gegen ihre Tränen ankämpfen musste und sie sich ständig die Tränen wegwischte, damit man ihr nicht ansah, dass sie kurz davor war, loszuheulen. Auch hier spendete Adarian ihr wieder Trost, welchen sie auch gern von ihm annahm. Während der Zeremonie hielten auch Octavia und Kenji sich an der Hand, um sich gegenseitig Halt zu geben.

Cupo Briccone und seine Söhne

Kurz nach der Zeremonie trafen bereits die ersten Briccones ein und versammelten sich bei ihrer protzigen Familiengruft, in welcher Cupo und seine Söhne bestattet werden sollten. Nach und nach kamen alle Briccones und eine ganze Menge anderer Leute an. Viele Reiche und Politiker waren gekommen. Viola traf schließlich mit ihrer fast gleichalten Stiefmutter Lucia ein, welche Cupos vierte Frau war und entsetzlich laut jammerte und weinte und von Viola gestützt werden musste.

Die Zeremonie verlief ähnlich wie bei Mjonflir, jedoch sprachen sehr viele Leute an Cupos Grab und die Zeremonie zog sich lange hin. Zuerst sprach Toni für die Familie, welcher vor allem betonte, was für ein liebevoller und fürsorglicher Vater Cupo war. Die Briccones zeigten echte Trauer und tiefe Gefühle. Dann sprachen viele der einflussreichen Personen, die sich in oberflächlichen Lobhymnen ergingen und anscheinend mit ihrer Zugewandtheit der Briccone-Familie ihre zukünftige Partnerschaft verkünden und somit die Beerdigung eher für politische Zwecke missbrauchten. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren schließlich alle fertig und Henk ergriff zum Schluss das Wort. Er kehrte zur Ehrlichkeit und Herzlichkeit der Briccone-Familie zurück und gedacht in echter Trauer seiner Erlebnisse mit Cupo. Toni warf ihm dafür einen dankbaren Blick zu.

Abschließend stimmte Cupos Witwe ein trauriges, altes Klagelied aus der Tradition von Jerris an, während die Familiengruft wieder geschlossen wurde. Es handelte von dem Einzug ins Licht und davon, dass die Passionen dort alle Sünden vergeben, die wir im Leben begangen haben und jede Seele dort Erlösung finden kann.

Auf dem Rückweg zum Fuchsbau bemerkte Octavia plötzlich ein Rascheln in ihrer Tasche und eine Bewegung. Die Antwort von Archorbar war eingetroffen!

Feier im Fuchsbau

In der Gaststätte ist ein großer Saal für alle vorbereitet worden und alle Briccones und Füchse waren anwesend. Nachdem alle im Gastraum versammelt waren und das Essen aufgetragen wurde, bat Jaran Henk, ein paar Worte zur Eröffnung der Feier zu sagen. Ihm schloss sich Toni Briccone an, der in seiner Rede auch nochmal erneuet bekräftigte, dass die Füchse und die Briccones nun eine gemeinsame Zukunft haben und gemeinsam die Stadt wieder auf die Beine stellen werden. Es gab dann ein improvisiertes Mahl, wozu jeder etwas beigetragen hatte und welches trotzdem eher bescheiden ausfiel, da die Stadt mit Reserven sparen musste. Jedoch hatten die Briccones einen ganzen Karren Wein aus ihrem privaten Vorrat mitgebracht und konnten damit alle Gäste im Überfluss versorgen.

Octavia fiel auf, dass sie immer wieder vom Massimo beobachtet wurde und als sie seinen Blick erwiderte, zwinkerte er ihr kurz zu. Für einen Moment konnte sich Octavia seinem Blick nicht entziehen und wurde sogar kurz rot. Während des Essens sah Massimo immer mal wieder zu ihr herüber und lächelte sie kurz an. Aber er ging noch nicht zu ihr hin, als ob er sich seiner „Beute“ langsam und gezielt annäherte.

Schließlich folgte der traditionelle Teil der Feier und Jaran beginnt ein schwermütiges Lied anzustimmen, dass von Tod und Trauer handelt. Henk kannte das Lied und stimmte mit ein. Auch Toni Briccone sang mit und stellte sich als hervorragender Sänger heraus. Das Lied handelt von all dem Leid, welches Jerris und Barsaive schon sehen musste und von all den tapferen Männern, die für Lochost ihr Leben gegeben haben. Dann geht es darum, dass durch ihre Heldentaten das Gute immer wieder aufs Neue siegen konnte und sich das Rad des Lebens immer wieder weiterdrehen kann. Es folgt eine Stelle, die immer beschwingter und fröhlicher wird und irgendwann steigen Instrumente mit ein, die eine fröhliche, aber melancholische Tanzmusik ergeben. Der Tanz ist ein Gruppentanz, bei dem sich die Leute jedoch mit einem Partner zusammentun, mit dem sie ihren Teil gemeinsam Tanzen. Dabei kommt es auch zu engerem Körperkontakt und es ist auch allgemeiner Brauch, dass beim Einsetzen der Instrumente die Männer die Frauen zum Tanz auffordern. Frauen können dies aus Gründen der Etikette für gewöhnlich nicht ablehnen.

Foxi wurde sofort etwas unruhig, sobald der Tanz begann und blickte zu Adarian. Als dieser sie aufforderte, betonte sie scherzend, dass sie keine gute Tänzerin ist und er sich nicht beschweren sollte, wenn ihm nach dem Tanz nicht nur sein Finger, sondern auch noch ein Zeh fehlen würde, weil sie ihn plattgetrampelt hätte. Als sie dann tanzten, war sie jedoch sehr leichtfüßig und machte in ihrem schicken Kleid sogar eine sehr elegante Figur. Sie schmiegte sich sehr eng an ihn und Adarian konnte es kaum erwarten, dass er mit ihr auf dem Zimmer verschwinden durfte.

Henk bemerkte, dass Viola zu ihm herüberblickte und erwartete von ihm auffordert zu werden. Als er dies auch endlich tat, gestand sie ihm, dass sie froh war, dass er bei all dem Mist, der ihr wiederfahren ist, bei ihr ist und sie schmiegte sich in seinen Arm. Sie flüsterte ihm auch zu, dass er sie nach der Beerdigungsfeier, wenn sie ihre Brüder und Stiefmutter losgeworden ist, besuchen sollte, damit sie etwas Zeit für sich haben könnten.

Sobald der Tanz startete, ging Massimo zu Octavia, verbeugte sich tief vor ihr und forderte sie auf. Er hatte auf diesen Moment gewartet und wusste, dass diese Stelle im Lied vorkam. So konnte er schneller bei ihr sein, als Kenji, welcher sie auch auffordern wollte. Massimo entschuldigte sich bei Octavia dafür, dass er sie einfach so anspricht, da er wüsste, dass sie eine große Heldin und ein Gesandte des theranischen Kaisers ist. Aber er fand ihre fremdartige Schönheit so bezaubernd, dass er es einfach nicht mehr ertragen konnte sie nur aus der Ferne zu bewundern. Dann sprach er schnell weiter, nickt mehr zu sich selbst und erklärte charmant, dass er nun endlich verstünde, warum die Theraner ihre Frauen für Gewöhnlich nicht von der Insel ließen und er bei so viel Anmut und Grazie auch Angst hätte, dass fremde Männer sie stehlen wollten. Massimo griff vorsichtig nach Octavias Hand und zog sie einfach auf die Tanzfläche.

Kenji sah sich daraufhin enttäuscht im Saal nach alternativen Tanzpartnerinnen um und entdeckte Massimos junge Cousine Lucilia. Er forderte sie auf und tanzte mit ihr möglichst in Sichtnähe von Octavia und Massimo. Doch sein Plan, Octavia damit zu ärgern, ging nicht auf, denn sie schien ihn nicht einmal zu bemerken.

Auf der Tanzfläche zeigte sich Massimo äußerst charmant und lud Octavia anschließend zu einem Wein ein. Er verwickelte sie in ein Gespräch und fragte, ob ihr die Beerdigungsfeier gefällt und wie man in Thera für Gewöhnlich seine Toten bestattet. Dann lenkte er das Thema mehr auf das Feiern allgemein und fragte, ob es Frauen in Thera normalerweise gestattet war, gemeinsam mit den Männern zu feiern und zu tanzen, oder ob sie sich immer streng zurückhalten müssten. Massimo fragte Octavia auch ob etwas an den Gerüchten dran ist, dass sie die Frau von Adarian sei. Als er erfuhr, dass sie niemanden hat, lud er Octavia noch in sein Casino ein, da er dort einige besondere Weine aus Thera lagern würde, die er ihr zu Ehren öffnen und mit ihr trinken möchte. Er rutschte dabei immer näher an sie heran, versuchte ihre Hand zu halten oder suchte immer wieder subtil nach Körperkontakt.

Als Massimo schon etwas aufdringlich wurden, erhielt Kenji seine Chance, Octavia aus dieser Situation zu retten. Er ging dazwischen und Massimo wies ihn galant darauf hin, dass Octavia natürlich tun kann was sie will und selbst entscheiden sollte, mit wem sie den Abend verbringen möchte. Außerdem würde er sich niemals einem Questor in den Weg stellen und als Octavia ihn abblitzen ließ, war er weder beleidigt oder wütend, sondern betonte nur, dass er selbst nicht wüsste, was er sich dabei gedacht hätte eine Chance bei Octavia zu haben. Er entschuldigte sich dann für seine Aufdringlichkeit und sah sich schnell nach anderen „Opfer“ auf der Feier um, welche leichter herumzubekommen waren.

Die Beerdigung entwickelte sich schließlich noch zu einem richtigen Saufgelage, bei welchem alle die Anspannung und den Horror der letzten Tage für einige Augenblicke vergessen konnten. Henk war klar, dass Diebesfeiern ziemlich heftig und laut werden können und bis in die frühen Morgenstunden andauern. Es wurden noch einige traditionelle Trinkspiele veranstaltet und Jaran, Waruf und Toni Briccone bestanden darauf, dass Henk alle mit ihnen zusammen spielte. Auch Mestoph ließ sich breitschlagen und beteiligte sich an dem Geschehen. Ausreden akzeptierten sie nicht und sogar Viola, die als sehr trinkfest bekannt ist, schloss sich den Spielen an und zog Henk mit an den Tisch zu seinen alten Freunden. Jaran bemerkte, dass er mit dieser Konstellation von Leuten schon seit vielen Jahren nicht mehr gefeiert hatte. Henk gehörte heute ganz ihnen und sie verbrachten einen Abend ganz wie in alten Zeiten.

Verlobung mit Viola

Als die Briccones aufbrachen, nahm Toni Henk zur Seite und erklärte ihm, dass er niemals die Meinung seines Vaters geteilt hatte, was ihn und seine Schwester angeht. Er gab den beiden seinen Segen und gestand Henk, dass Viola all die Jahre auf ihn gewartet und deshalb auch nie geheiratet hatte. Und sie würde bestimmt noch den ganzen weiteren Rest ihres Lebens auf ihn warten. Wenn Henk sie also glücklich machen wollte, dann sollte er sich vielleicht mit ihr verloben oder ihr zumindest ein Versprechen geben, dass sie dies nicht umsonst tut und Henk - sollte er seine Abenteuer überleben – irgendwann zu ihr zurückkehren würde. Er hätte auch nichts dagegen ihn als Schwager zu haben, da er ihn trotz der Fehden schon immer gemocht habe.

Vor ihrer Abreise erinnerte Viola Henk nochmal daran, dass er sie in einer Stunde in ihrem Zuhause besuchen sollte und hauchte ihm noch einen Kuss ins Ohr. Dann half sie ihrer Stiefmutter, die sich anscheinend sehr betrunken hatte, in die Sänfte und reiste nach Hause.

Medaillion von Viola

Als Henk sie später besuchte, hatte sie sich bereits in sehr verführerische Reizwäsche gekleidet und erwartete ihn mit einer Flasche Wein. Sie zog ihn schnell zu sich hinein und küsste ihn. Sie bedauerte, dass es schade ist, dass sie bis jetzt so wenig Zeit miteinander hatten und sie froh war, dass er nun endlich da ist. Sie fragte Henk, ob er während seiner Reisen ab und zu an sie gedacht habe. Als sie betonte, dass sie nie von ihm erwartet habe, dass er ihr körperlich treu ist, aber doch wissen wolle, ob sie immer noch die einzige in seinem Herzen ist, macht Henk ihr einen Heiratsantrag. Hella weinte vor Freude und fiel ihm um den Hals. Henk blieb die Nacht bei ihr und als er aufbrechen musste, schwor sie ihm, dass sie immer auf ihn warten würde. Dann schenkte sie ihm ein kleines Amulett mit einem silbernen Anhänger, den man öffnen kann. Darin ist ein winziges Bild von Violas wunderschönem Gesicht und eine kleine violette Blüte, die getrocknet ist und nach Violas Parfum duftet. Sie sagte, dass diese Henk immer an sie erinnern wird und er sie über seinem Herzen tragen soll, damit sie immer bei ihm ist.

Die Liebesfliege

Als sich Adarian und Foxi zurückzogen, zeigte Adarian Foxi die Liebesfliege von Gantrapudra. Zuerst war sie etwas skeptisch, sie ließ sich aber aus Neugier schließlich darauf ein. Sie taten das pulverisierte Insekt in ihren Wein und spülten es so hinunter.

Die Wirkung der Fliege fing kurze Zeit später mit Euphorie und Kribbeln im ganzen Körper an. Das Körpergefühl wurde dann ganz weich und warm und alle Bewegungen schienen sich zu verlangsamen und wurden dadurch bewusster als sonst wahrgenommen. Die Intensität der Berührungen war schon bei leichtem Kontakt enorm und sie wurden als Farben und Farbmuster wahrgenommen. Die beiden sahen dadurch während des Liebesspiels die psychodelischsten Bilder in ihren Köpfen und fielen in einen meditativen Rausch, der sie über Stunden völlig wegdriften ließ. Beim Sex verschmolzen ihre Körper zu einem Ganzen und sogar die Atmung stimmte sich völlig aufeinander ab. Alles lief in Zeitlupe ab und der ekstatische Zustand konnte über Stunden aufrechterhalten werden. Danach fühlten sich beide sehr entspannt und hatten ein sehr inniges Erlebnis geteilt, dass über alle sexuellen Erfahrungen hinausging, was sie bis jetzt erlebt hatten. Sie fühlen sich auch auf der emotionalen Ebene danach sehr viel verbundener als zuvor.

25. Loar 351 i.J.P.

Aufbruch

Als Jaran erfuhr, dass Henk schnell nach Märkteburg reisen musste, druckste er etwas herum und dann rückte damit heraus, dass er das Luftschiff gerade nicht nehmen konnte, da er eine Überraschung für ihn vorbereiten würde. Jaran sagte, dass sich einige erfahrene Männer bereits um das Luftschiff kümmern, es reparieren und auch den Kobold versorgen würden. Falls Henk noch Wünsche hätte, könnte er sie jetzt äußern, da die Füchse sein Schiff nun richtig herausputzen könnten. Da sie damit noch etwas beschäftigt sein würden, empfahlt Jaran Henk zuerst das Portal der Lichtträger zu benutzen, da Mestoph ohnehin vorhatte einen Zwischenstopp in Märkteburg einzulegen und ihm die K'eygha dann vorbeibringen würde.

Adarian und Foxi verabschiedeten sich und tauschten gegenseitig Dolche aus.


Fortsetzung: Das Vermächtnis des Aequus