Episode 20-06: Das Geheimnis des Prokonsuls

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Kap.20: Das Vermächtnis des Aequus


Episode 06: Das Geheimnis des Prokonsuls

1./2. Nauloar 351 i.J.P.: Henk bricht in die Villa des Aequus ein und beobachtet ein Treffen der Ratsherren. Die Helden suchen einen erkrankten Ratsherrn auf und entdecken an ihm eine magische Krankheit. Octavia wird mit Augustus Vergangenheit konfrontiert und Iustus bittet die Helden zum Anwesen.


1. Nauloar 351 i.J.P.

Besuch der Diebesgilde

Ragnar "Schwarzbart" Helgirson

Adarian folgte Henk am frühen Abend zum Hafen, welcher dort einer Spur von Twillzeichen nachging und schließlich zu einem Haus gelangte, welches einen Kellereingang in die Kanalisation besitzt. Henk konnte weiteren Zeichen folgen und fand in den Kanälen einen versteckten Eingang, welcher in das Hauptquartier der Füchse führte. Das Gildenversteck selber war nur ein recht kleiner Raum und außer Schwarzbart, der sich als Ragnar Helgirson vorstellte, war noch der junge Fuchs Brun anwesend, der gerade damit beschäftigt war, einige Münzen zu zählen und Stapel zu bilden. Dann schrieb er etwas auf und teilte die Münzen auf verschieden Beutel auf, als würde er den Sold der Füchse verteilen. Henk bemerkte schnell, dass es sich bei den Münzen um Bronze und Messing handelt und kein Gold oder Silber dabei war. Dies deutete schon auf schlechte Geschäfte hin.

Ragnar begrüßte Henk und Adarian freudig und bot ihnen ein starkes Bier von der Berstküste an. Dann beklagte er sich bei Henk darüber, dass die Zeiten sehr schlecht standen. Seitdem Prokonsul Vorax und das Imperium die Stadt kontrollierten, wäre es fast unmöglich, lukrative Schmuggelgeschäfte abzuschließen, da alle wichtigen Schmuggler einen großen Bogen um Perlheim machen würden. Die thyrnischen Hilfstruppen gingen wohl sehr konsequent und professionell vor und waren nicht zu bestechen. Deshalb liefen die Geschäfte schlecht und die meisten Füchse waren nach Weisshafen abgereist. Schwarzbart hatte jedoch Hoffnung, dass es bald wieder bergauf geht, wenn die Stadt sich von Thyrna löste und die Hilfstruppen endlich wieder abzögen. Er wollte deshalb alles für ihre große Rückkehr vorbereiten und war gerade dabei, die Organisation wieder auf Vordermann zu bringen.

Ragnar bat Henk um ein Gespräch unter vier Augen und während Adarian Brun von seinen Abenteuern berichtete und noch ein Bier trank, erklärte Ragnar Henk die aktuellen Probleme der Gilde. Das größte Ziel war zurzeit die Suche nach einem neuen Versteck für ihre Waren. Ragnar berichtete Henk, dass vor einigen Wochen ihr bestes Schmuggelversteck aufgeflogen wäre und sie nun nicht wüssten, wo sie ein sicheres, neues Lager finden könnten. Ursprünglich war eine Grotte unten am Strand ein sehr gutes Versteck, da der Eingang durch die Flut unzugänglich gemacht wird und es deshalb sehr unauffällig war. Eines Nachts hatten die Füchse dort mit Brun einen Verschwiegenheitsschwur des Twill abgehalten und wurden dabei anscheinend von einem Angler beobachtet, welcher nachts auf der Suche nach seltenen Fischen war und deshalb die Steilküste entlangkletterte. Er sah wohl zufällig genau dann in die Höhle, als Brun den Dolch an seiner Hand ansetzte und dann sein Blut in eine Feuerschale tropfte. Dies war kurz nach der Bekanntmachung des Zwergenkönigs, dass ganz Aloran von dunklen Kultisten bedroht werde, und der Angler lief völlig panisch zu den Stadtwachen. Diese kamen unverzüglich mit einem großen Aufgebot in die Grotte zurück und wollten die vermeintlichen Kultisten stellen. Es kam zu einem kurzen Kampf, doch Ragnar entschied sich für die Flucht, da die Füchse deutlich in der Unterzahl waren. Jedoch wurde Brun geschnappt und von den Wachen ins Verlies gesperrt. Den Füchsen gelang es aber ihn in der gleichen Nacht wieder zu befreien. Die Grotte wird seit dem Vorfall nun überwacht und war dadurch als Schmuggelversteck leider unbrauchbar.

Ragnar erzählte, dass sie ein neues Versteck in einer kleinen, verlassenen Kapelle hätte, jedoch wäre dies erstens zu klein und außerdem ein zu auffälliger Treffpunkt für Geschäftsverhandlungen, da diese direkt zwischen den Feldern auf einem Hügel läge und man von den Höfen schnell sehen konnte, wenn dort etwas los war. Er hatte jedoch einen Plan, den er Henk mitteilte. Er wollte den Gastwirt Grifo Lausinger von der „grünen Rast“ überreden, dass er seinen Keller als neues Versteck zur Verfügung stellt, denn er hat Platz und da sein Gasthaus immer brechendvoll mit den unterschiedlichsten Fremden, Reisenden und zwielichtigen Leuten ist, würde das ein oder andere Schmugglertreffen oder ein Warenaustausch dort wenig auffallen. Der Gastwirt war in seiner Jugend übrigens selbst einmal ein Pirat und segelte plündernd über das Arasmeer. Dies wüsste jedoch nicht mal seine Frau und der Gilde war dieser Umstand nur bekannt, weil Schwarzbart ihn noch von früher kannte. Dieses Wissen könnte auch ein kleines Druckmittel sein, um ihn zur Mitarbeit zu überreden, da er niemals wollte, dass seine Familie oder sonst jemand in Perlheim von seiner Vergangenheit erführe. Ragnar hatte von Henks großer Wortgewandtheit gehört und fragte ihn, ob er die Verhandlung mit dem Gastwirt übernehmen könnte. Henk sagte zu und die beiden gesellten sich wieder zu Adarian und Brun, welcher an Adarians Lippen hing und Abenteuergeschichten aufsaugte.

Radbod Wagener kam dazu und erkundigte sich nach Kenji, da er ihn anscheinend von früher kannte. Er ließ ihm schöne Grüße ausrichten, hielt sich aber ansonsten sehr bedeckt, aus welchem Zusammenhang sich die beiden kannten.

Der Einbruch

Henk und Adarian verließen das Gildenquartier am späten Abend und begaben sich heimlich zum Anwesen des Aequus. Sie bemerkten, dass alle Wachtürme besetzt waren und es einige Wachhunde gab, die überall frei auf dem Anwesen herumliefen. Es wäre also sehr schwer, ungesehen über eine Mauer zu klettern. Sie bemerkten aber einen kleinen Weg, welcher auf der rechten Seite des Anwesens nach unten zu einem Steg und einem Strand führte, von wo aus man die Klippen erreichen konnte, auf welchen das Anwesen errichtet ist. Eventuell konnte ein sehr guter Akrobat unten vom Strand daran hochklettern und sich von der Seite auf das Anwesen schleichen. Adarian und Henk hatten Glück, denn in dieser Nacht war es sehr nebelig, so dass sein Tarnumhang ihn sehr gut verbergen würde. Henk musste trotzdem sehr vorsichtig sein, dass er nicht auf dem Grundstück entdeckt würde, da die Hunde ihn riechen könnten. Während Adarian unten am Strand wartete, erklomm Henk die Steilküste und erreichte das Anwesen.

Henk stellte fest, dass alle Fenster und Türen durch magische Schutzfelder gesichert waren, welche Octavia bereits bei ihrem Besuch bemerkt hatte. Es war unmöglich, in das Gebäude zu gelangen, jedoch könnte Henk eventuell Einblicke durch die Fenster erhalten, da er sah, dass ein großer Raum im Wohnbereich hell erleuchtet war und er immer wieder die Silhouetten von Menschen von außen erkennen konnte. Henk kam geschickt an den Hunden vorbei und schlich auf die Terrasse, weil er von dort einen Blick in das Zimmer werfen konnte.

Die Terasse mit Blick in das Wohnzimmer der Villa des Aequus, in welchem das Festmahl stattfand

Er erblickte er ein großes Festmahl, an welchem ungefähr zehn elegant gekleidete Männer, vermutlich die Ratsmitglieder, beteiligt waren. Vorax saß am Kopfende und rief immer wieder Sklaven, welche köstliche Speisen hereinbrachten. In einer Ecke spieltet eine hübsche Sklavin auf einer Lyra und die Männer unterhielten sich angeregt und stießen immer wieder mit Wein an. Wie eine Orgie wirkte das Ganze ganz und gar nicht und Henk gelang es manchmal sogar an ihren Lippen abzulesen, worüber sie sprachen. Einer der Männer erhebt sein Glas und sprach: „… wir sind euch ja so dankbar, Prokonsul! “. Ein Anderer nahm einen genussvollen Bissen von seiner Speise: „Wenn man die thyrnische Küche erst kennt, will man nichts anderes mehr essen! “. Jemand sprach mit Vorax und erkundigt sich anscheinend nach Iustus, da er vom „Magus der Gesandten“ sprach. Vorax antwortet: „Keine Sorge. Er wird nichts erfahren. Er schläft bereits und ahnt nicht das Geringste. “ Das Gespräch der Männer drehte sich nun anscheinend weiter um die Gesandte des Drachen. Einer sagt zu Vorax: „Die Gesandte kann euch nicht einfach vertreiben! Das werden wir nicht zulassen! “ Schließlich wurde das Festmahl beendet und alle sprachen nur darüber, wie gut das Essen war und schienen sich auf irgendetwas zu freuen.

Das Atrium der Villa des Aequus

Die Gesellschaft setzte sich dann in Richtung Flur in Bewegung und Henk folgte ihr über das flache Dach. Er hörte, wie im Atrium eine Tür geöffnet wurde bewegte sich robbend zum Atrium. Vom Nebel gut verborgen konnte er dort das Gemurmel von Männerstimmen hören. Einer sagte: „… ich habe mich den ganzen Tag auf diesen Zeitpunkt gefreut. Ich danke euch, dass ihr euer Geschenk mit uns teilt. Ihr seid ein selbstloser Mann, Prokonsul!“ Vorax antwortet: „Nach unserer guten, langjährigen Arbeit ist dies doch nicht der Rede wert, mein Freund! Ich habe euch doch versprochen, dass euch der Anschluss an das Imperium ganz besondere Vorteile bringen wird! “ Dann schritt der Magus vor, senkte das magische Schild auf der Eingangstür der Bibliothek und die Männer traten ein. Henk konnte nur kurz ein Laken im Wind wehen sehen und beobachten, dass ein schummeriger Feuerschein aus dem Gebäude kurz nach draußen drang. Abschließend ging der Magus hinein und Henk sah durch ein kurzes Aufblitzen, dass der Schild wieder aktiviert wurde.

Am Strand bekam Adarian Besuch von einer Wachmannschaft mit Hund, welche das Bootshaus genauer untersuchten und dort eine kleine Pause einlegten. Der Wachhund tollte währenddessen am Strand herum und kam Adarian bedrohlich nahe. Doch dieser quetschte sich in eine Felsspalte und hoffte sich vor dem Hund zu verbergen. Dieser hatte bereits leichte Witterung aufgenommen und spähte in Adarians Richtung. Doch bevor er anschlagen konnte, wurde er von den Wachen zurückgerufen, welche ihre Patrouille fortsetzen wollten. Gehorsam ließ er von Adarian ab und so blieb der Held unentdeckt.

Henk erklomm währenddessen auf das Dach der Bibliothek, um vielleicht von oben einen Blick durch die Fenster werfen zu können. Für Henk mit seiner Akrobatik war dies kein Problem und der Nebel war weiterhin stark genug, um ihn zu verbergen. Beim Hochklettern kam er an einem Lüftungsschlitz vorbei, der für die Luftversorgung in der Bibliothek zuständig ist. Hier roch er plötzlich etwas, dass ihn an das Räucherwerk in den Tempeln erinnert. Außerdem konnte er ganz leise etwas hören, dass wie Musik klang und besonders der tiefe, dumpfe Klang einer Trommel war zu vernehmen. Oben konnte er durch die Fenster sehen, dass ein großes Zeltdach in dem Gebäude aufgehängt war und die Bibliothek anscheinend aus nur einer großen Halle besteht. Der Stoff war durch die Feuer, welche Henk unten in der Halle leicht erahnen konnte, etwas angeleuchtet und Henk entdeckte, dass dieser viel zu edel wirkte, um als eine Abdeckung vor Arbeitsdreck und Staub von Arbeiten genutzt zu werden. Er konnte jedoch nicht durch den feinen und schillernden Stoff hindurchsehen und das Geschehen auf dem Boden der Halle blieb für ihn verschleiert.

Nachdem Henk bemerkte, dass anscheinend eine der Wachen auf etwas Ungewöhnliches am Dach aufmerksam geworden war, beschloss er sich zurückzuziehen, da in der Bibliothek für ihn nicht zu erkennen war. Henk gelangte über das Dach wieder zur Terrasse und von dort kletterte er wieder die Klippen herunter, um von dem Grundstück zu entkommen. Mit Adarian kehrten sie zum Gasthaus zurück und legten sich schlafen.

2. Nauloar 351 i.J.P.

Talinas Verdacht

Am nächsten Morgen kam Talina in das Gasthaus und bat die Helden ganz aufgelöst um Hilfe. Sie erzählte ihnen, dass sie heute in den frühen Morgenstunden von einer Freundin Isora gerufen wurde, welche die Frau des Ratsherrn Hilberian von Aichhain sei. Diese berichtete, dass ihr Mann sehr spät von den Besprechungen bei Prokonsul Vorax nach Hause kam und völlig neben sich stand. Er schwitzte und war gleichzeitig am Zittern und schien völlig geistesabwesend zu sein. Hilberian schien sie auch nicht mehr bewusst wahr zu nehmen und ging einfach wortlos in sein Bett. Nachdem er sich hingelegt hatte, begann er dann plötzlich zu schreien, verdrehte die Augen und schien zu kollabieren. Dann fiel er in einen tiefen Schlaf und Isora schickte sofort einen Boten zu Talina, welche sich auch umgehend auf den Weg machte. Talina untersuchte den Mann und stellte schließlich fest, dass dieser eine sehr seltsamen Ausschlag am Hals hatte, der aus winzigen, schwarzen Hautverfärbungen bestand. Sie entkleideten den Mann und stellten fest, dass sich der Ausschlag fast auf seinem ganzen Körper befand und besonders der Oberkörper, die Beine und die Genitalien komplett davon überzogen waren. Talina konnte sofort ausschließen, dass es sich hier um eine gewöhnliche Krankheit handelt und vermutet, dass es eine magische ist. Sie hatte etwas Ähnliches noch nie gesehen und konnte ihre ehemaligen Schwestern im Tempel nicht danach fragen, weil sie nicht sicher war, ob sie ihnen noch trauen konnte. Talina vermutete nämlich etwas Dämonisches und bat nun die Helden, ob sie sich den Mann ansehen könnten. Es könnte sich nämlich um einen Zauber des dunklen Kultes handeln und sie hatte gehört, dass auch Jerris gerade mit einer dämonischen Krankheit angegriffen wurde.

Bevor alle zu dem Ratsherrn aufbrachen, ersuchte Talina Kenji noch um ein kurzes Gespräch unter vier Augen. Sie bat ihn Augustus nahezulegen, nicht mit zu dem Ratsherrn zu kommen, da Isora die Tochter eines der Ratsherren ist, welche Augustus und Silvius Insidiae unschuldig haben hinrichten lassen. Talina setzte Kenji davon in Kenntnis, dass inzwischen viele Leute in der Stadt davon gehört haben, dass Augustus wieder in der Stadt ist und einige von ihnen dürsten nach Rache. Kenji sollte ihm deshalb empfehlen, sich am besten nicht alleine draußen aufzuhalten. Dann drängte sie zum Aufbruch, würde jedoch später noch ein weiteres Mal mit Kenji über Augustus reden müssen, allerdings wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Die anderen Helden sollten sie jedoch begleiten, da sie nicht wusste, ob sie etwas Schlimmeres erwartet.

Kenji konfrontierte Augustus mit Talinas Bitte und diesem wurde immer bewusster, dass sich seine Vergangenheit zu einem großen Problem entwickeln könnte. Kenji merkte, dass Augustus dies sehr unangenehm war und er schien große Schuldgefühle zu haben, da er vermutlich wusste, dass er damit Octavia und den anderen eigentlich eher hinderlich als hilfreich werden und ihre Aufgabe sehr erschweren könnte. Augustus verstand Talinas Anliegen und wirkte danach sehr nachdenklich. Er entschuldigte sich bei Kenji und zog sich auf sein Zimmer zurück um nach Wegen zu suchen, wie er den Helden trotzdem hilfreich zur Seite stehen zu könnte, ohne dass sie von seiner Vergangenheit beeinträchtigt würden.

Der kranke Ratsherr

Die Helden brachen dann schnell zur Villa der Aichhains auf und eine junge, aufgelöste und weinende Frau öffnete die Tür. Isora führte alle in das Schlafzimmer, wo ihr Mann in einem sehr schlechten Zustand halbwach lag und schwer atmete. Sie berichtete, dass er immer schwächer wurde und hin und wieder anfing wirres Zeug von sich zu geben. Octavia konnte mit Astralsicht sofort sehen, dass es sich um eine dämonische Krankheit handelte und somit Talinas Verdacht bestätigen. Sie erkannte jedoch nicht das Muster von Utukk’Xul, sondern sah etwas völlig Neues und Unbekanntes. Octavia nahm Empfindungen in seiner Aura wahr, welche in ihr Ekel und Abscheu auslösten, und sie spürte, dass dieser Mann von dem Ausschlag zerfressen wurde und große Schmerzen litt. Jedoch spürte sie auch eine Atmosphäre der Begierde und der Lust, die ihn paradoxer Weise gleichzeitig umgab.

Talina näherte sich dem kranken Hilberian und betrachtete seinen Ausschlag. Dabei bemerkte sie, dass dieser in den letzten Stunden angefangen hatte zu eitern und sich stark entzündet hatte. Sie befürchtete, dass der Mann nun nicht mehr lange durchhalten könnte, weshalb sie nun eine Heilung durchführen müsste, um ihn zu retten. Sie bat Kenji ihr dabei zu helfen, da es sich nicht um eine gewöhnliche Heilung handelte, sondern sie die Kraft aller Schutzgötter benötigen würde, um das Dämonische daran zu hindern den Mann zu töten. Alle Diener der Schutzgötter können an einem derartigen „Gruppenwunder“ teilhaben und Kenji war dies auch sehr wohl bekannt. Er wusste, dass sich große Wunder ereignen können, wenn Questoren ihre Glaubenskräfte und die Einflüsse ihrer einzelnen Götter miteinander verbinden. Als sich Kenji einverstanden erklärte, bat sie ihn sich neben sie zu setzen und ihr seine Hand zu geben. Ihre andere Hand legte sie auf den Bauch des Mannes und sprach ein Gebet:

Große Göttermutter Hylea, Führerin der Herden und Hüterin der Eintracht! Ich bitte dich um göttlichen Beistand für Hilberian von Aichhain. Wiege diesen Leidenden in deinem behütenden Schoss und schließ ihn ein in deine tröstenden Arme. Schenke ihm dein Mitgefühl und befreie ihn von seinem Leid durch deine mütterliche Liebe!

Dann schickte sie ein weiteres Gebet nach, was sich an alle Schutzgötter richtet und in das Kenji mit einstieg:

Hört meinen Ruf, heilige Schutzgötter! Ihr göttlichen Bewahrer von Himmel und Erde! Edle Hüter Barthavions! Eure Botschaft ist das Licht! Vertreibt die Schatten und erleuchtet die finsteren Orte! Erhellt die Herzen der Verzweifelten und seid ihnen ein Licht im Dunkeln! Lasset euer Licht über uns allen erstrahlen und seid unser führender Stern! Denn euer Licht ist unser Licht, im Leben und im Tod!

Anschließend begann sie etwas zu singen, das wie ein Wiegenlied klang und auf alle eine ungemein beruhigende Wirkung hatte. Alle Anwesenden fühlten sich plötzlich wie in Watte gepackt oder zurückversetzt an die Brust ihrer Mutter und im ganzen Haus entstand ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Talinas Gesang setzte sich über eine Stunde fort und die ganze Zeit hielt sie dabei Kenjis Hand und hatte die Augen geschlossen. Der Atem des Mannes begann sich immer mehr zu beruhigen und die Rötungen um seinen Ausschlag schienen nachzulassen. Talina hört schließlich auf und es schien so, als ob es dem Mann bessergehen würde.

Gerade als sie aufhörte und sich alle wieder versammeln, hörte man plötzlich, dass Hilberian anfing zu stammeln. Er sagte mit schwacher und unterbrochener Stimme:

Danke ... danke Vorax ... ihr seid so ein ... guter Mann ... so selbstlos ... danke, Prokonsul, danke ... endlich war ich wieder an der Reihe ... nach so langer Zeit ... aber das Warten hat sich gelohnt ... oh ja ...

Dann begann er zu stöhnen, doch es wirkt so, als ob nicht Schmerz ihn stöhnen ließ, sondern es könnte auch genauso gut nach Genuss oder sogar Lust klingen. Darüber schlief er wieder ein. Talina erklärte, dass sie ihn lieber in ihr Hospital bringen möchte, da sie ihn dort besser versorgen könnte. Sie bat die Helden ihr beim Transport zu helfen und den Ratsherrn irgendwie ungesehen zu ihr nach Hause zu bringen. Adarian und Henk wollte gerne helfen und ihn unbemerkt in die Perlenschleiferei schaffen.

Isora stellt Octavia zur Rede

Während Adarian und Henk den kranken Ratsherrn vorsichtig nach draußen in die Kutsche brachten, nahm die junge Frau Octavia beim Abschied kurz zur Seite, um mit ihr persönlich zu sprechen. Dazu ging sie mit ihr etwas aus der Hörreichweite der anderen, und nur Kenji bekam etwas von dem Gespräch mit.

Isora erzählte, dass sie und ihre Familie schon immer ein gutes Verhältnis zu Octavias Vater Aequus besaßen und alle zutiefst bestürzt waren, als sie von dem Attentat erfuhren. Außerdem wüsste sie es sehr zu schätzen, was Octavia und ihre Freunde für Barsaive und gerade hier für sie und ihren Mann tun würden. Isora fuhr fort, dass sich auch bereits herumgesprochen habe, dass Octavias Bruder Augustus wieder in der Stadt war. Sie fragte sich nun, ob Octavia wüsste, dass er für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist, der einer der unschuldig hingerichteten Ratsherren war. Sie schilderte Octavia, dass ihr Vater nie eine gerechte Verurteilung erhielt und, als ihre Mutter ihn das letzte Mal vor seiner Hinrichtung zu Gesicht bekam, er furchtbar zugerichtet war. Etliche Knochen waren ihm gebrochen worden und sie konnte deutlich sehen, dass er Brandwunden am ganzen Körper trug. Sie war deshalb davon überzeugt, dass er mit Gewalt zu dem Geständnis gezwungen wurde. Das letzte, was er ihrer Mutter zugeflüstert hatte, war:

Der junge Octavius ist zu einem Monster geworden!

Dann wurde sie von ihm weggezerrt und er wurde einen Tag später hingerichtet.

Isora ließ Octavia wissen, dass sie einfach nicht verstand, warum Octavias Bruder lebendig und wohlauf zurückkehren konnte, als wäre nie etwas gewesen, während ihr Vater nun auf dem Letoracker draußen vor den Stadttoren liegt. Sie wusste nicht, wie sie und ihre Mutter mit dieser Ungerechtigkeit leben könnten und wollte von Octavia einfach eine Erklärung für das haben, was damals geschehen war. Isora wollte auch wissen, wie Octavia ihrem Bruder anscheinend vergeben konnte, damit sie ihm vielleicht auch ein wenig vergeben kann oder zumindest verstehen kann, warum er fähig war, die Stadt zu verraten, wo ihn alle Menschen achteten und vertrauten.

Hier fehlt noch die Reaktion von Octavia

Kenji bemühte sich, die Situation zu schlichten. Er versprach Isora, trotz seiner persönlichen, positiven Beziehung zu Augustus Nachforschungen über die genauen Geschehnisse der damaligen, düsteren Zeit zu treffen, um die Ereignisse korrekt nachzuvollziehen und die Schuldfrage zu klären. Zu diesem Zeitpunkt machte er aber auch keinen Hehl daraus, dass seiner Ansicht nach dies der schlimmste Einluss der Schwarzmagier sei: Sie bedienten sich der Schwachen und Hilflosen, um sie gegeneinander aufzubringen und einander schreckliche Dinge anzutun. Nur wer bereit war, den Zirkel aus Hass und Bitterkeit zu durchbrechen, konnte sich ihrer erwehren und das Licht zurückbringen.

Talinas Bitte an Kenji

Nachdem der kranke Ratsherr in Talinas Hospital gebracht wurde, erklärte sie, dass sie nun viel Arbeit habe, um sein Leben zu retten. Deswegen bat sie die Helden, sich vorerst zu verabschieden. Talina nahm Kenji jedoch noch kurz zur Seite und möchte mit ihm unter vier Augen sprechen. Die anderen warteten vor der Perlenschleiferei auf ihn.

Talina beschrieb Kenji, dass sie heute während ihrer gemeinsamen Meditation eine starke Verbindung zu ihm gespürt habe und dass sie ganz intensiv das Gefühl hatte, dass die Kraft des Götterpaares Mynbruje und Garlen durch sie hindurchfloss. Sie ging davon aus, dass sie das Leben des Ratsherrn nur retten konnten, da sie gemeinsam mit Kenji fähig war ein so starkes Wunder zu vollbringen, und dankte ihm für dieses wertvolle, göttliche Ereignis.

Jetzt, wo feststünde, dass schwarzmagische Aktivitäten in der Stadt vorgehen, hätte sie noch etwas, das Kenji und seine Freunde bei seinen weiteren Ermittlungen schützen soll. Talina holte aus einem kleinen Holzkästchen eine kleine, kunstvoll aus sehr hellen, fast transparentem Perlmutt gefertigte Lilie heraus, die als Anhänger an einer schlichten Silberkette hängt. Ihr Vater habe dieses Amulett aus dem Perlmutt der „Lichtmuschel“ gefertigt, welche aus den Gewässern Perlheims stammen. Talina hat einen Schutzsegen für Kenji auf diesen Anhänger gesprochen, welcher ihn durch Zuversicht, Trost und Hoffnung in seinem Glauben bestärken soll. Sie erninnerte Kenji auch an ihre alten Gespräche und dass dieser Anhänger ihm helfen würde, falls er noch seine Albträume oder Zweifel hätte.

Sie nahm das Amulett und wollte es Kenji umhängen. Dabei kam sie ihm ganz nahe und umarmte ihn danach freundschaftlich. Kenji fiel auf, dass sie ihn auffällig lange umarmte und er hatte irgendwie das Gefühl, dass sie sich vielleicht insgeheim in dieser Situation jetzt gerade einen Kuss von ihm erhoffte. Kenji ließ sich zu einem Kuss hinreißen und merkte, wie sie bereits darauf gewartet hatte. Und so küssten sie sich leidenschaftlich. Als sie Geräusche von dem kranken Ratsherrn hörten, drängte Talina Kenji zu gehen, würde ihn aber bald gern wiedersehen.

Nach dem Gespräch mit Talina stieß Kenji zu seinen wartenden Freunden und sie brachen gemeinsam zum Gasthaus auf.

Im Gasthaus

Im Gasthaus empfing sie der Wirt sehr freundlich und richtete ihnen aus, dass Augustus Octavius sie bittet auf sein Zimmer zu kommen. Als sie an seine Tür klopften, öffnete dieser umgehend und hatte anscheinend schon auf sie gewartet. Er erzählte, dass ein Bote gekommen war, der eine Nachricht von Iustus gebracht hatte. Dieser war bei seiner Suche nach den Forschungsunterlagen erfolgreich und bat alle umgehend zum Anwesen zu kommen. Augustus zeigte ein kleines Pergament, auf dem Iustus ihnen die Nachricht übermittelt hatte, und bestätigte, dass es sich um Iustus Handschrift handelte und dass das Wachssiegel auf der Nachricht von Iustus Siegelring stammte. Die Helden beschlossen, sofort zum Anwesen aufzubrechen um zu erfahren, was Iustus gefunden hatte. Vorher schrieb Adarian noch schnell einen kurzen Brief an Archorbar, um ihn über die Situation zu informieren (vgl. Brief an Archorbar).

Überraschung auf dem Anwesen

Am Tor des Anwesens sprachen sie mit einer Wache, von der sie erfuhren, dass der Magus Trebatius ausrichten ließe, dass er sie gern in seinem Forschungslabor empfangen möchte. Das Tor wurde geöffnet und die Kutsche fuhr hinein. Eine Wache begleitete die Helden und brachte sie in Iustus Forschungsraum.

Iustus war nicht allein, sondern Vorax stand mit seinen zwei Berstmännnern, dem Centurio und seinem Magus in der Mitte hinter ihm. Die Berstmänner waren mit zwei Armbrüste bewaffnet und der Magus trug einen Zauberstab in der Hand, welchen er drohend auf Iustus Kopf richtete. Iustus selbst hat einen metallischen Ring um den Hals, welcher ihm vermutlich am Zaubern hinderte, und seine Hände waren gefesselt. Hinter sich hörten die Helden Geräusche und der Flur füllte sich ebenfalls mit mehreren Wachen, welche mit Armbrüsten ausgestattet waren. Jedem war sofort bewusst, dass dies ein auswegloser Kampf werden würde, denn draußen hörte man bereits auch die Hunde kläffen.

Vorax redete mit ruhiger Stimme auf die Helden ein und offenbarte ihnen, dass es nicht unbemerkt geblieben war, dass sie ihm und den Ratsmitgliedern hinterhergeschnüffelt hatten. Vor allem der Magus der Gesandten wäre ein schlauer Mann, der jedoch besser seine Neugier gezügelt hätte. Vorax ginge deshalb nicht mehr davon aus, dass er die Gesandte und ihre lästigen Gefährten auf freundschaftlichen Wege loswürde, obwohl er sich dies sehr gewünscht hätte. Jedoch könnte er nicht zulassen, dass jemand seinem Geheimnis auf die Spur käme, da er sein Leben hier niemals aufgeben würde. Als ihm vorgeworfen wurde für den Bund von Utukk’Xul zu arbeiten, lachte er nur und erklärte, dass er für niemanden arbeiten würde.

Vorax bat nun alle sich zu ergeben und die Waffen auf den Boden zu legen, da sonst innerhalb weniger Sekundenbruchteile der Kopf des Magus sich über den gesamten Raum verteilen würde. Da er Iustus aber eigentlich mögen würde, fände er es sehr schade um den begabten Mann und hoffte deshalb, dass die Helden nichts Dummes täten.

Als sich alle ergaben, war Vorax erfreut, dass nun alle vernünftig wären, und er versicherte den Helden, dass sie sich keine Sorgen machen müssten, dass er sie umbrächte. Er stellte klar, dass er davon nichts hätte und deshalb andere Pläne verfolgen würde. Dazu wollte er sich zuerst mit der Gesandten zusammensetzen und über ihre anstehenden Hochzeitspläne sprechen. Immerhin wäre dieses Thema noch nicht aus der Welt und da Octavia sein Schlüssel zu diesem Haus war, würde er sie so schnell nicht mehr hergeben. Er fing an zu lachen und gab seinen Männern einen Befehl mit einer Handgeste, welche daraufhin zu jedem nach einander hingingen und sie mit einem Schlag auf den Kopf bewusstlos schlugen.


Fortsetzung: Episode 20-07: Gefangene des Prokonsuls