Kenjis Tempel: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Aloran Kompendium
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 106: Zeile 106:
 
* Goldenbacher selbst konnte mit schweren Verbrennungen überleben  
 
* Goldenbacher selbst konnte mit schweren Verbrennungen überleben  
 
* die Lichtträger konnten nachweisen, dass der Brand durch elementares Feuer ausgelöst wurde  
 
* die Lichtträger konnten nachweisen, dass der Brand durch elementares Feuer ausgelöst wurde  
* von Lancorian von Garz, bei welchem es sich scheinbar um einen gefährlichen Hexenmeister handelt, fehlt jede Spur
+
* von Lancorian Garz, bei welchem es sich scheinbar um einen gefährlichen Hexenmeister handelt, fehlt jede Spur
 
</blockquote>
 
</blockquote>
  

Version vom 14. Juli 2019, 16:27 Uhr

Icon-Tempel.png

Dieser Tempel enthält Informationen, die vorerst nur für Kenji bestimmt sind.

Inhaltsverzeichnis

Hjorts Traum

Hjort träumte davon, wie er auf dem großen Marktplatz von Märkteburg stand. Er kennt diesen nur aus Erzählungen und war selbst noch nie dort, aber er erkannte ihn sofort an dem großen Tor von Throal, welches in seinem Traum wiederaufgerichtet und prächtiger als jemals zuvor war. Er bemerkte, dass seine Hände alt und verschrumpelt waren, und neben sich erblickte er seine Frau und seine Kinder, die ebenfalls gealtert waren und ihn erwartungsvoll und freudig anblickten. „Ich kann es kaum glauben, dass wir endlich hier sind!“ sagte seine Frau und blickte aufgeregt in Richtung des großen Mynbruje Tempels, aus dem ein alter Mann heraus und auf ihn zu schritt. Dieser besaß lange weiß Haare und einen weißen Bart und er trug die Robe des obersten Erzquestors und einen Holzstab, an dessen Spitze ein goldener Greif prangt. Hjort erkannte sogleich, dass es sich um einen gealterten Kenji handelte und begrüßte ihn seltsam vertraut wie ein alter Freund und stellte ihn seiner begeisterten Familie vor. Danach nahm der alte Kenji ihn zur Seite und sagte: „Ich habe dir doch gesagt, dass selbst die hoffnungslosesten Geschichten ein freudiges Ende finden können!“ Dann klopfte er Hjort auf die Schulter und deutete auf einen jungen aber sehr charismatischen Mann mit langen, glatten und dunkelblonden Haaren, der ebenfalls eine Art „Questoren-Robe“ in strahlendem Gold trug und plötzlich an der Seite des alten Kenji stand. Sein Gesicht war nicht deutlich zu erkennen, aber er trug ein zuversichtliches Lächeln in einem edel und irgendwie besonders wirkendem Anlitz.

Kenjis Epiphanie

Während Kenji und Hjort im Anschluss noch mit geschlossenen Augen beteten, hörte Kenji plötzlich eine leise, aber tiefe und wohlwollend klingende Stimme die kurz seinen Namen rief. Räumlich hat sie ihren Ursprung auf dem Altar und Kenji sah, dass die Statue des Mynbruje eine Art Heiligenschein besaß, welcher hell erstrahlte. Dann bewegte sich plötzlich ihr Kopf und sie sah Kenji direkt an. Sie lächelte ihn mild und gütig an und hob kurz die Hand, als würde sie einen Segen über Kenji sprechen. Dann erlosch plötzlich das Licht um sie herum und sie sah wieder aus wie eine ganz gewöhnliche Statue.

Akte Ignus

Von Lichtträgermeister Marcian Greifentreu

[248 - 272 i.J.P.]

3. Noar 248 i.J.P.

  • ungeklärter Brand durch elementares Feuer im Handelsviertel von Jerris
  • als Ursache wird von den Bürgern ein Kind angegebenen, welches magische Fähigkeiten besitzen soll
  • angeblich soll das Kind mit einer Flamme über dem Kopf geboren sein
  • ein Omen?
  • Kind wurde nicht aufgespürt
  • es verschwand spurlos mit seiner Mutter, deren Identität ebenfalls ungeklärt ist
  • ihr werden Kontakte zum organisierten Verbrechen nachgesagt

28. Floar 256 i.J.P.

  • Brand durch elementares Feuer im Gasthaus von Nyssos
  • ein magisch hochbegabter Junge wird von den Lichtträgern aufgegriffen, da er unkontrollierte Feuerzauber wirkte
  • die Lichtträger übergaben den Jungen an dem Emphaustus Faerwyn Faic, welcher die Verantwortung für den jungen Kordan übernehmen wollte

7. Loar 257 i.J.P.

  • ein Jahr später kam es im Turm des Magiers von Nyssos zu einem katastrophalen Brand durch elementares Feuer, welcher durch seinen Schüler Kordan ausgelöst wurde
  • der Emphaustus konnte fliehen, in der Asche seines Turmes wurden jedoch mehrere verbrannte Leichen entdeckt, welche laut dem Magier Einbrecher waren
  • der Junge verschwand in dem Feuer spurlos

6. Noar 259 i.J.P.

  • Anzeige des Bürgers Kasimir Dengler aus Nyssos wegen Schutzgelderpressung durch einen magisch begabten Verbrecher
  • dieser kriminelle Erpresser steckte das Haus des Bürgers durch einen Feuerzauber in Brand, nachdem der Mann sich weigerte, das Schutzgeld an ihn zu zahlen
  • bei dem Verbrecher handelt sich um einen gefährlichen Hexenmeister, der in der Unterwelt von Nyssos bereits Bekanntheit unter dem Namen Feuerfuchs erlangt hat
  • anscheinend arbeitet er für ein Verbrechersyndikat

Jahre 262-268 i.J.P.

  • weitere Anzeigen bei den Lichtträgern durch erpresste Bürger in Nyssos, welche durch Feuerzauber eingeschüchtert wurden
  • verantwortlicher Hexenmeister unauffindbar
  • Anzeigen ziehen sich über mehrere Jahre hin und enden dann abrupt
  • vermutlich verließ der Gesuchte Nyssos
  • Spur endet

26. Astoar 268 i.J.P.

  • Mord an Emphaustus Faerwyn Faic in seinem Labor in Iopos durch einen unbekannten Mann, der sich als dessen Schüler Nashim Köhler ausgab
  • der Emphaustus starb durch die Folgen eines gezielten Feuerstrahls zwischen seine Augen
  • Mord wurde von einem anderen Adepten beobachtet
  • im Anschluss kam es zu heftigen Kämpfen in Iopos, bei welchem der Mörder gefangen genommen wurde
  • Identität des Mannes unbekannt, vermutlich handelt es sich jedoch um den ehemaligen Schüler Kordan (vgl. 7. Loar 351 i.J.P.)
  • er wurde von den Lichtträgern als gefährlicher Hexenmeister eingestuft und zum Tode verurteilt

28. Astoar 268 i.J.P.

  • Großbrand durch elementares Feuer auf dem großen Platz in Iopos bei der Hinrichtung des Mörders von Emphaustus Faerwyn Faic (vgl. 26. Astoar 268 i.J.P.)
  • während seiner Hinrichtung wurde der Verbrecher von unbekannten Männern befreit, welche vermutlich Mitglieder des organisierten Verbrechens sind
  • es kam zu Kämpfen mit Lichtträgern und Magiern, bei welchem sich der verurteilte Hexenmeister in eine große Feuersäule verwandelte und entkommen konnte
  • er hinterließ großen Schaden und drei Lichtträger sowie fünf Magier kamen durch seine Flammen ums Leben
  • zahlreiche Verletzte
  • Hexenmeister verschwand mit seinen Helfern spurlos und konnte nicht verfolgt werden

4. Loar 269 i.J.P.

  • Anzeige durch den Bürger Timus Nivelar bei den Lichtträgern in Travar wegen Brand durch elementares Feuer
  • sein Wohnhaus wurde laut des Besitzers durch den Feuerzauber eines Mannes namens Magnus Prosperi niedergebrannt
  • dieser war zu Gast bei Nivelar und nachdem ein Streit zwischen den beiden eskalierte, begann Prosperi plötzlich Flammen aus seinen Händen zu versprühen
  • Bürger Nivelar konnte leicht verletzt entkommen, verlor jedoch sein ganzes Hab und Gut
  • Prosperi, welcher ein gefährlicher Hexenmeister zu sein scheint, verschwand spurlos

9. Choar 269 i.J.P.

  • Aufruhr auf dem Marktplatz von Ulnim, nachdem ein unbekannter Hexenmeister öffentlich gefährliche Feuerzauber wirkte
  • Augenzeugen berichten, dass er in Begleitung eines anderen Mannes war, welcher sich zuvor wegen seines auffälligen und provokativen Verhaltens mit den Stadtwachen angelegt hatte
  • als die Wachen diesen Aufrührer verhaften wollten, begann der unbekannte Hexenmeister die Stadtwachen mit Feuerzaubern einzuschüchtern und floh dann mit seinem streitlustigen Begleiter
  • einige Bürger berichten, dass der Hexer zuvor im Gasthaus Goldhof untergekommen war, wo er sich unter dem Namen Leon Lichtenberg eingetragen hatte

24. Boar 270 i.J.P.

  • Anzeige in Seeburg wegen Brandstiftung durch elementares Feuer
  • der Händler Ulfired Goldenbacher gibt an, dass er von einem Mann namens Lancorian Garz bedroht wurde, nachdem er es ablehnte diesem aus persönlichen Gründen seine Waren zu verkaufen
  • der wütende Kunde begann den Händler einzuschüchtern, indem er durch einen Zauber eine Flamme aus seiner Hand erschuf, mit welcher er drohte, sein Geschäft niederzubrennen, wenn er sich nicht auf den Handel einlässt
  • Händler Goldenbacher blieb bei seiner Entscheidung und warf Lancorian Garz aus seinem Geschäft
  • in der Nacht wurde der Händler jedoch durch ein Feuer in seinem Laden wach und musste mit ansehen, wie dieses innerhalb kurzer Zeit all seinen Besitz verschlang
  • Goldenbacher selbst konnte mit schweren Verbrennungen überleben
  • die Lichtträger konnten nachweisen, dass der Brand durch elementares Feuer ausgelöst wurde
  • von Lancorian Garz, bei welchem es sich scheinbar um einen gefährlichen Hexenmeister handelt, fehlt jede Spur

13. Floar 271 i.J.P.

  • Angriff auf das Quartier der Lichtträger in Trosk
  • in der Nacht brachen zwei Unbekannte in das Gebäude ein, randalierten und stahlen einige Wertgegenstände
  • als die Wachen auf sie aufmerksam wurden, kam es zum Kampf
  • einer der beiden Männer griff mit Feuerzaubern an, während der andere die Lichtträger verhöhnte und ihnen Beleidigungen entgegenwarf
  • die beiden Männer entkamen, da sich ein Feuer in dem Quartier ausbreitete, welches die Lichtträger zur Flucht zwang und sich auch auf die angrenzenden Gebäude übertrug
  • einer der Einbrecher, bei welchem es sich um einen gefährlichen Hexenmeister handeln muss, wurde beobachtet, wie er mitten durch das Feuer ging, ohne leiblichen Schaden dabei zu nehmen
  • bei dem Unglück kamen drei Lichtträger ums Leben und einige Bürger von Trosk wurden schwer verletzt

16. Astoar 271 i.J.P.

  • Angriff auf eine Gruppe von Magiern aus Iopos, die auf der Straße nach Telpi unterwegs waren
  • es stellten sich ihnen zwei unbekannte Männer in den Weg, welche begannen die Magier zu verhöhnen und zu verspotten
  • nachdem sie den Weg nach mehrfacher Aufforderung durch die Magier nicht frei gaben, kam es zu einem Kampf
  • einer der beiden griff mit mächtigen Feuerzaubern an, während der andere die Magier durch Illusionen verwirrte
  • die Magier unterlagen und mussten vor den zwei gefährlichen Hexenmeistern fliehen
  • dabei verloren sie zwei ihrer Kollegen
  • die unbekannten Hexenmeister verschwanden nach dem Angriff spurlos
  • bei einem scheint es sich um einen berühmt berüchtigten Hexenmeister handeln, der in ganz Barsaive inzwischen unter dem Namen Ignus bekannt ist und welchem zahlreiche Verbrechen nachgesagt werden
  • er ist auch dafür bekannt, unter den verschiedensten Identitäten und Namen zu reisen
  • sehr gefährlich!

15. Boar 272 i.J.P.

  • Anzeige wegen Aufruhr in Kronstadt
  • ein Mann namens Irian von Fuchshag soll auf einem feierlichen Bankett des Grafen von Aichhain Feuerzauber gewirkt haben, da er eine Dame der gehobenen Gesellschaft beeindrucken wollte
  • danach geriet er mit dem Gatten dieser Dame, bei welchem es sich um den Grafen persönlich handelte, in Konflikt, welcher daraufhin umgehend die Lichtträger verständigte, ihn wegen Hexerei anzeigte und aus seinem Haus verwies
  • den Lichtträgern gelang es anschließend nicht, den Hexenmeister aufzuspüren, da dieser schnell verschwand
  • in der folgenden Nacht wurde jedoch das Haus des Grafen durch elementares Feuer in Brand gesetzt
  • er und seine Frau entkamen leicht verletzt, jedoch kam eine Dienstmagd in den Flammen ums Leben

1. Nauloar 272 i.J.P.

  • Angriff auf die Lichtträger in Urupa, nachdem zwei betrunkene Unbekannte vor dem Hauptquartier der Lichtträger lauten Krawall machten und begannen, die Ordensbrüder zu verhöhnen, welche zu ihnen hinausgingen, um die Situation zu beruhigen
  • einer der Männer stellte sich den Lichtträgern als „der mächtige Ignus“ vor und drohte den Lichtträgern damit sie zu vernichten, wenn sie nicht vor ihm knien würden
  • die Lichtträger widersetzten sich der erniedrigenden Aufforderung des Mannes und wollten die beiden Männer festsetzen, da sie glaubten, dass es sich nur um zwei betrunkene Spaßvögel handeln würde
  • aber einer der beiden reagierte sofort mit gefährlichen Feuerzaubern und stellte sich wirklich als der gefährliche Hexenmeister Ignus heraus
  • beide Hexenmeister konnten durch die Hilfe einer bekannten Heldengruppe aus Märkteburg von den Lichtträgern gefangen genommen werden und wurden in den Kerker der Lichtträger gesperrt

3. Nauloar 272 i.J.P.

  • katastrophaler Großbrand in Urupa, nachdem der gefährliche Hexenmeister, welcher unter dem Namen Ignus bekannt ist, aus dem Kerker der Lichtträger floh
  • laut eines überlebenden Augenzeugen wurde Ignus gemeinsam mit einem anderen Hexenmeister, welcher sich dem Namen Fallax gibt, verhaftet
  • der Orden rief einen Magier zur Hilfe, welcher bei den beiden Hexenmeistern den Zauber „Hexerbann“ sprechen sollte, welcher die Gefühlsfähigkeit und damit ihre Fähigkeit der Hexenmeister zum Zauberwirken auslöschen sollte
  • nachdem dieser Zauber an dem Hexenmeister Fallax erfolgreich durchgeführt wurde, befreite sich Ignus, indem er sich in eine gigantische Feuersäule verwandelte
  • dabei wurde das gesamte Quartier der Lichtträger vernichtet und nur wenige Lichtträger konnten dem Inferno entkommen
  • in der reinen Gestalt elementaren Feuers wütete Ignus danach anschließend durch Urupa und bereitete der Stadt den größten Brand in ihrer Geschichte
  • es gab zahlreiche Todesfälle und Verletzte
  • Ignus hinterließ eine Spur der Verwüstung und die Feuersäule würde zuletzt gesehen, wie in sie bis zu den Wolken aufstieg und dann verschwand
  • danach wurde Ignus in Barsaive nie wieder gesehen


Kenjis Wissen über Derian

Kenji kennt Derian nur vom Sehen.

Dieser ist in Augustus Alter und war manchmal in der Bibliothek oder auf dem Anwesen zu beobachten. Für Kenji war er vermutlich vor allen einer der vielen Söhne des ansässigen Adels, die häufig zum Studieren von ihren Eltern in die Bibliothek des Aequus geschickt wurden, um durch das theranische Wissen ihren Bildungsschatz aufzubessern.

Der zurückhaltende Derian machte unter ihnen immer einen sehr unauffälligen und schüchternen Eindruck und man konnte seine Anwesenheit auch leicht übersehen. Er zeigte sich auch nicht sehr gesellig, sondern er schien gern allein zu sein und war ständig in irgendein Buch versunken oder war eifrig dabei, sich etwas in seinen Notizen aufzuschreiben. Wenn das Wetter es zuließ, saß er auch immer draußen in den Gärten, anstatt an den Studierpulten in der Bibliothekshalle. Manchmal las oder schrieb er auch gar nicht, sondern blickte verträumt in die Wolken oder auf das Meer hinaus.

Man konnte erahnen, dass Derian anscheinend ein näherer Freund der Familie der Octavier ist und Kenji wird auch über die verschiedensten Quellen erfahren haben, dass Derian der Sohn von dem Grafen Dogerian von Köslin ist, welcher selbst ein bekannter Admiral und Held in Kronstadt war.

Manchmal sah Kenji Derian mit Augustus und Octavia zusammen im Garten spazieren gehen und man konnte bemerken, dass die drei anscheinend ein freundschaftliches Verhältnis zueinander haben. Einmal konnte Kenji auch beobachten, wie Octavia gemeinsam mit Derian musizierte. Diese erlernte damals gerade das Lyraspiel und Derian schien sie mit einer etwas unsicheren aber sehr gefühlvollen Stimme zu begleiten. Das Lied war Kenji vollkommen unbekannt, klang aber ein wenig nach kronstädter Folklore.

Falls Kenji irgendwann einmal mit Derian in Kontakt gekommen ist, wird dieser sehr höflich, aber auch sehr unsicher und distanziert gewirkt haben, was für den Sohn eines Grafen und Helden eher ungewöhnlich ist.

Pyrrhons Brief

Pyrrhons Brief

Großes Passionengebet

Hört meinen Ruf, heilige Passionen!

Ihr göttlichen Bewahrer von Himmel und Erde! Edle Hüter Barthavions!

Eure Botschaft ist das Licht!

Vertreibt die Schatten und erleuchtet die finsteren Orte!

Erhellt die Herzen der Verzweifelten und seid ihnen ein Licht im Dunkeln!

Lasset euer Licht über uns allen erstrahlen und seid unser führender Stern!

Denn euer Licht ist unser Licht, im Leben und im Tod!

Kenjis kronstädter Kontakte

Der oberste Richter Walram von Salzbruck

Der oberste Richter Walram von Salzbruck ist von dem Rat von Kronstadt als Rechtssprecher und Vorsteher des großen Mynbruje Tempels eingesetzt worden. Er ist seit langen eine prominente Person unter dem Kronstädter Adel und galt schon immer als ein Karrieremensch, der sich im Rat schon in jungen Jahren einen bekannten Namen machte. Durch die neuen Gesetzte in der Stadt und dem Bruch mit Throal hat er nun einen der wichtigsten Posten inne und schien sich auch mit dem Statthalter Vorax blendend zu verstehen. Er hat die alten Mynbrujequestoren auch nicht aus dem Tempel vertrieben, sondern zeigte sich ihnen gegenüber versöhnlich, indem er ihnen neue Ämter als Rechtssprecher anbot und sie bat ihm dabei zu helfen, die neue Gesetzgebung in Kronstadt durchzusetzen. Er betonte stets, dass ein geschriebenes Gesetz zu einer größeren Gerechtigkeit und Gleichbehandlung der Menschen führe, als wenn die Questoren ihr Recht nach religiöser Willkür sprechen. Einige der Questoren haben daraufhin sein Angebot angenommen, andere wollten jedoch ihren Glaubenssätzen treu bleiben und verließen Kronstadt, um ihre Dienste woanders in Barsaive anzubieten.

Der alte Vorsteher und Erzquestor Merkan Hellron ging zurück nach Throal, da auch er sich nicht auf seelsorgerische Tätigkeiten beschränken oder ein verändertes Amt unter der Aufsicht des Kronstädter Rats annehmen wollte. Auch viele andere Mynbrujequestoren blieben ihren religiösen Überzeugungen treu und schlossen sich ihm an.

Der Widerständler Jast Heidiger

Es gab jedoch einige Questoren, die in der Stadt blieben, weil sie sich dem neuen Gesetz des Rats (wie Kenji) widersetzten und versuchten, die Kronstädter weiterhin für den Bund von Throal zurückzugewinnen. Einer davon ist Jast Heidiger, welcher es nicht übers Herz bringen konnte, die religiösen Traditionen Barsaives zu verraten oder nach Throal abzuziehen. Früher hatte er im Tempel ein hohes Ansehen und galt als potentieller Nachfolger des alten Erzquestors. Neben den Schiedssprüchen, welche den Mynbrujequestoren immer noch erlaubt waren, mischte er sich nach dem Dekret des Rates auch in Rechtssprüche ein, welche nun per Gesetzbuch streng definiert waren, ihm jedoch als ungerecht erschienen. Ähnlich wie Kenji galt er als unbequem und focht sogar Todesurteile an. Mehr als einmal zog er somit die Verärgerung des Rates auf sich und konnte dem Kerker nur knapp entkommen, als er den Tod eines hinterhältigen Mörders forderte, welcher jedoch von dem neuen obersten Richter einen Freispruch erhielt, weil es sich um eine angesehene Person aus dem kronstädter Adel handelte. Jast Heidiger war damals felsenfest davon überzeugt, dass dieser Freispruch erkauft wurde und der neue Richter einen gefährlichen Verbrecher auf freien Fuß setzte, weil dieser ihn durch eine große Summe bestochen habe. Vielleicht hat Kenji in seiner abgelegenen Kapelle auch von diesem Fall gehört, da Jast mit seinem Widerstand damals für großes Aufsehen gesorgt hat. Auch bekam er danach immer größere Schwierigkeiten und der Rat drohte ihm mit dem Kerker, wenn er sich nicht aus den Urteilen des Rats heraushalten würde. Ob Jast jedoch auch fliehen musste, ist Kenji unbekannt. Das letzte was er weiß, ist, dass Jast in der Stadt untergetaucht ist, jedoch weiterhin versuchte, gegen die neue und seiner Meinung nach ungerechte und korrupte Gesetzeslage anzukämpfen.

Der Seelsorger Odumir Arsinger

Ein anderer Mynbrujequestor ist der alte Odumir Arsinger. Dieser ist ein tiefgläubiger und sehr harmoniebedürftiger Mensch und hat versucht, sich mit den neuen Umständen in Kronstadt zu arrangieren. Seiner Meinung nach kann sich die Gerechtigkeit Mynbrujes genauso gut durch ein geschriebenes Gesetz ausdrücken, wie durch individuelle Richtsprüche. Deshalb hat er wenig Probleme damit, seine Urteile aus einem Gesetzbuch zu verlesen, welches vom Rat von Kronstadt verfasst wurde, solange es dadurch zu einem gerechten Urteil kommt. Vermutlich hat Odumir sich aber auch an die neue Situation angepasst, da er immer wieder betonte, dass er niemals seine Gemeinde im Stich lassen würde. Als Kenji Kronstadt verließ, war er für die Rechtsprechung im Stadtviertel der Fischer und Arbeiter zuständig und jeder weiß, dass er sich aufopferungsvoll um seine Schäfchen gekümmert hat und besonders für seine seelsorgerischen Qualitäten bekannt war. Da er selbst von einfacher Abstammung war und man ihn nicht gerade als Gelehrten bezeichnen konnte, war er immer sehr nah beim einfachen Bürger und hat sich weniger für die weltlichen und juristischen Aspekte seines Amtes interessiert. Für ihn steht das seelische Wohl seiner Gemeinde immer über intellektueller Rechthaberei oder weltlichen Verwaltungsstreitereien. Er glaubt auch daran, dass es eine höhere Gerechtigkeit des Mynbruje gibt, welche über der weltlichen steht und es unmöglich mache, dass irgendein Lebewesen seinem gerechten Schicksal zu entkommen könnte (Karma). Dementsprechend kümmert er sich nur wenig um Politik oder die Veränderungen in der Stadt, sondern vertraut auf die Macht Mynbrujes, ganz gleich, welche Regierung oder Rechtsprechung zufällig existiert. Für ihn zählt nur, dass er seiner Gemeinde einen väterlichen Vertrauten bieten und ihnen mit Rat und spiritueller Unterstützung zur Seite stehen kann.

Die Garlenquestorin Talina Westwind

Pyrrhon und Kenji erhielten in ihrer Kapelle immer wieder Besuch von den Questorinnen der Garlen, welche häufig auf die außerhalb gelegenen Höfe hinauskamen, um die Bauern von Krankheiten zu heilen oder ihnen bei Gebrechen und Not beizustehen. Viele von ihnen machten Rast bei der Kapelle von Pyrrhon und zu einigen entwickelten sich mit Sicherheit auch gute Freundschaften. Bei Taufen und Hochzeiten begleiteten Kenji und sein Lehrmeister die Questorinnen auch zu den Feierlichkeiten auf den Höfen, da es Brauch ist, dass sowohl eine Garlenquestorin, als auch ein Mynbrujequestor gemeinsam einen Segen zu diesen Anlässen sprechen, da sie zusammen das göttliche Paar des Himmelsvaters Mynbruje und der Erdmutter Garlen in diesen Zeremonien verkörpern.

Unter den Questorinnen gab es eine, die nur wenige Jahre junger als Kenji war und so zu den wenigen Adepten in der Umgebung gehörte, die in etwa sein Alter besaßen. Ihr Name lautet Talina Westwind. Sie war die Tochter eines Perlenschleifers, welcher am kronstädter Hafen Knöpfe und anderen Schmuck aus Perlmutt herstellte. Als sie ein Kind war, hatte ihr Vater beim Perlentauchen einen schlimmen Unfall und lag viele Tage im Koma. Sie hat tagelang im Tempel der Garlen für ihn gebetet und der Göttin versprochen, dass sie ihr ihr Leben verschreibt, wenn sie das ihres Vaters retten würde. Nachdem sie eine ganze Nacht im Tempel durchgebetet hatte, wachte dieser plötzlich wieder kerngesund auf, als wäre ihm nie etwas geschehen. Danach schloss sich Talina den Schwestern der Garlen an, obwohl ihre Eltern dies nur ungern sahen, da sie ihr einziges Kind war und sie hofften, dass sie eines Tages ihre Perlenschleiferei übernehmen würde. Da sie jedoch ihr Leben der Göttin versprochen und ihres Glaubens nach ihrem Vater damit das Leben gerettet hatte, akzeptierten ihre Eltern es, dass sie im Alter von 12 Jahren in den Tempeldienst eintrat.

Talina war ein gutmütiges, einfühlsames und hilfsbereites Mädchen und Kenji konnte immer wieder sehen, wie gut sie mit Menschen umgehen und ihnen bei ihren Problemen helfen konnte. Sie besuchte Pyrrhon und Kenji jedes Mal, wenn sie etwas bei den Bauern zu tun hatte und freundete sich bestimmt mit dem gleichaltrigen Kenji an.

Kenji, der eine sehr gute Menschenkenntnis hat, wird bemerkt haben, dass sie heimlich in ihn verliebt war, was sie jedoch niemals sagte, da Questorinnen der Garlen nicht heiraten oder eine Beziehung führen dürfen, da sie ihre ganze Fürsorge in den Dienst ihrer Gemeinde zu stellen haben (sie können jedoch - wie Nonnen - auch wieder austreten und ein weltliches Leben wählen). Wie Kenji damit umgegangen ist oder ob er ihre Gefühle erwidert hat, bleibt ihm überlassen.

Der Boron Questor Aedin Schattengrund

Im Tempel des Boron arbeitet und wohnt der alte Aedin Schattengrund. Dieser ist ein uralter Mann und war bereits während des Krieges und lange vor Kenjis Geburt tätig. Niemand weiß genau, wie er zum Questor wurde und er redet auch nur sehr selten über sich oder sein Leben. Man erzählt sich jedoch, dass er als junger Mann mit einem Schiff aus Olburg nach Kronstadt kam und bei dem vorherigen Boronquestor in die Lehre ging. Seit dessen Tod kümmert er sich um alle Bestattungen in der Stadt und der näheren Region.

Er gilt als Eigenbrötler und kann hin und wieder ganz schon garstig sein, wenn jemand keinen Respekt vor seinem Amt oder seiner Arbeit zeigt. Er nimmt seine Arbeit als Questor sehr ernst und sieht es als seine Pflicht an, allen Menschen stets ihre Vergänglichkeit und die allgegenwärtige Präsenz des Todes bewusst zu machen, welche sie daran erinnern soll, Demut vor dem Leben und den Gaben der Passionen zu zeigen. Oft redet er mantrisch davon, dass die meisten Probleme der Menschen daherkommen, dass sie sich in ihrem Hochmut unsterblich fühlen und deshalb keinen Respekt mehr vor dem Lebendigem haben. Als ein wandelndes „Memento mori“ kann er deshalb ein sehr anstrengender Gesprächspartner sein, aber wenn er bemerkt, dass jemand seine spirituellen Ermahnungen ernst nimmt, gibt er sich alle Mühe um, mit ihm ernsthaft über Leben und Tod zu philosophieren.

Für Politik interessiert er sich nicht wirklich. Für ihn ist es gleich, ob die Menschen arm oder reich, angesehen oder verachtet, versklavt oder frei sind und welche Regierung zurzeit herrscht, da seiner Meinung nach im Tod alle Menschen vereint werden und irgendwann alle bei ihm auf dem Acker landen. Er selbst ist deshalb strenger Asket und sieht keinen Sinn darin, sich während seines kurzen, irdischen Lebens an Dinge zu binden, welche nach dem Tod ihre Bedeutung verlieren.

Der Gastwirt von der „Grünen Rast“ Grifo Lausinger

Der Gastwirt war ein etwas grobschlächtiger Mann und für seinen derben Humor und anzüglichen Witze bekannt. Da in der Gasstätte vor allem Seeleute abstiegen und abends die Bauern aus der Umgebung zum Trinken herkamen, herrschte dort häufig ein etwas ungehobelter Umgangston und der Gastwirt musste hin und wieder den ein oder anderen Streit unter Betrunkenen schlichten. Zu den Gästen zählten auch viele Durchreisende und das Publikum war manchmal buntgemischt und man konnte auch interessante Gesprächspartner von weit her kennenlernen. Bei einigen Gästen wird es sich offensichtlich auch um Schmuggler und andere Kriminelle gehandelt haben, welche aus unterschiedlichen Gründen einen Bogen um die Stadt gemacht haben.

Der Wirt betrieb das Gasthaus zusammen mit seinen zwei Söhnen Rupo und Elko und seiner Frau Gelda, welche auch als Köchin arbeitete und für ihre köstlichen Fischgerichte berühmt war. Die Familie zeigte immer großen Respekt vor Pyrrhon und Kenji und war sehr religiös.

Die Villa des Aequus

Die Villa des Aequus

Legende

1. Tempel der Hesinde: Die Darstellung der Statue im Inneren ist eine idealisierte Form der barsavischen Göttin Hesinde. Sie trägt in ihren Händen eine Schriftrolle, welche das Wissen Barsaives symbolisiert.

2. Tempel der Phia: Die Statue der Phia im Inneren trägt ebenfalls eine Schriftrolle in den Händen, welche das Wissen Theras symbolisiert.

3. Atrium der Archonten: In dem Atrium befinden sich für Barsaver eher ungewöhnliche Darstellungen, da hier Archonten wie der strahlende Protogonos (der Zeugungs- und Schöpfungswille), die nackte Gea (die Gebärerin alles Irdischen), der ehrwürdige Cronius (Vater der Zeit) und die finstere Themoria (die ambivalente Bewahrerin der archontischen Ordnung), welche aussieht, als wäre sie eine Mischung aus einem Gott und einem Dämon. Insgesamt ranken sich die Darstellungen um die Themen Leben, Tod und Vergänglichkeit.

4. Große Bibliothek: Die Bibliothek besteht aus einer einzigen, sehr großen Halle. Neben Statuen der Hesinde und Phia, finden sich im Innerem auch einige Darstellungen der barsavischen Enodia und der theranischen Mageia.

5. Statue des Clarus: Der Gott der Künste, der Vollkommenheit und der Erkenntnis ist für Theraner ein beliebter Schutzpatron für Wissen und Forschung.

6. Flügel der Forscher: In dieser Abteilung werden die Forscher und die Gäste der Bibliothek untergebracht. Hier gibt es Forschungsräume und Labore. Abraxa lebte ebenfalls hier.

7. Atrium des Titus Octavius Cycnus: Cycnus war der Stammvater der Octavier. In der Mitte des Atriums befindet sich eine Statue von ihm und einem Schwan, welcher seinen Genius verkörpert.

8. Relief der Octavier: Das Relief stellt eine Schlachtszene aus der Zeit der Uméler-Kriege dar, bei welcher Titus Octavius Cycnus auf einem geflügelten Pferd seine Männer in den Kampf führt.

9. Personalflügel: Hier leben die Sklaven und Angestellten und man findet die Küchen und Haushaltsräume.

10. Privater Flügel: Diese Abteilung der Residenz ist nur der Familie der Octavier vorbehalten und stellt das eigentliche Wohnhaus dar.

11. Sonnenterasse: Die große und teilweise überdachte Terrasse ist ebenfalls privat.

12. Die Ställe

13. Kleines Gymnasion

14. Haus der Wachtruppen

Das Hauspersonal

Die Hausverwalter

Das kinderlos gebliebene Ehepaar Basin und Elwene Hütinger aus Kronstadt wurde bereits vor der Errichtung der Villa von Aequus persönlich eingestellt und mit der Verwaltung des Anwesens beauftragt. Sie kennen das Gebäude also von den Grundmauern an und verfolgten jeden Schritt dessen Erbauung.

Der Hausverwalter Basin hatte bereits in Kronstadt die Pflege über einige Amtsgebäude übernommen und hatte in seiner Jugend selbst einmal davon geträumt, Baumeister zu werden. Jedoch ließ dies sein gesellschaftlicher Stand nicht zu, aber seine Begeisterung für Architektur behielt er aufrecht. Deshalb freute er sich auch sehr, dass er in einem so besonderen und kunstfertigen Gebäude wie der Residenz des Aequus beschäftigt wurde. Von Anfang an besaß er eine große Ehrfurcht vor der Arbeit der theranischen Architekten und betrachtete es als eine Ehre, als man ihm die Verantwortung über die Hauverwaltung der Residenz anvertraute.

Basin und seine Frau Elwene fühlten sich von dem ersten Tag in dem Anwesen wie Zuhause und beide verrichteten ihre Arbeit mit Freude. Sie fanden auch schnell ein sehr familiäres Verhältnis zu den neuen Hausherren und deren Haussklaven, die sie aus Thera mitgebracht hatten.

Die Tätigkeiten der beiden lagen vor allem in der Instandhaltung des Gebäudes, aber auch der Verwaltung des Hauspersonals. Da die Hausverwalterin bereits früher als Angestellte in einigen größeren Anwesen des kronstädter Adels gearbeitet hatte, war sie mit der Organisation des Personals geübt und führte ein strenges Regime im Haushalt der Residenz.

Die Amme

Maura, die Amme der Familie, war eine alte Sklavin mit balmarischer Abstammung. Sie ist bereits als Kind im Besitz der Familie und kann sich selbst an ihre Versklavung nicht mehr erinnern.

Sie hatte bereits die Amme von Aequus bei dessen Erziehung unterstütz und diese dann schließlich abgelöst, als sie zu alt wurde und ihre Arbeit nicht mehr verrichten konnte. Danach begleitete sie Aequus nach Barsaive, als dieser selbst vorhatte, eine Familie zu gründen. Er wollte, dass Maura seine Kinder ebenfalls großzieht, da er große Achtung und Zuneigung für diese Frau empfand.

Maura war eine sehr strenge und disziplinierte Frau und verstand es Kinder zu führen und ihnen Respekt beizubringen. Octavia liebte sie fast wie eine zweite Mutter, da sie immer fair und fürsorglich war, jedoch geriet sie hin und wieder in Konflikt mit ihr, da sie den Kindern sehr viel Eigenständigkeit und Leistung abverlangte. Sie duldete weder Widerworte noch Ausreden und alles, was sie verlangte, musste sofort umgesetzt werden. Mehr als einmal hat Octavia sich deshalb in der Bibliothek hinter den hintersten Regalen versteckt, um den lästigen und unnachgiebigen Anweisungen der Amme zu entkommen.

Der Hauslehrer

Der Lehrer Deron war fast ebenso lange im Besitz der Octavier, wie die alte Amme. Er war jedoch noch älter als diese und hatte bereits dem jungen Aequus seine ersten Schullektionen beigebracht. Er stammte ursprünglich aus Cora und bereits seine Eltern waren Sklaven auf der Insel Thera.

Auch Deron empfand die Familie des Aequus als seine Heimat und besaß enge Bindungen an diese. Für Aequus war er so etwas wie eine Vaterfigur, da dessen eigener Vater sehr früh in einem Einsatz fiel. Also übernahm der Lehrer diese Ersatzrolle für ihn und wurde später zu Aequus‘ engsten vertrauten und Berater. Fast all seine beruflichen und privaten Angelegenheiten besprach er mit seinem alten Lehrer und nahm ihn deshalb mit nach Barsaive. Zusätzlich war es Aequus wichtig, dass Deron auch seine eigenen Kinder unterrichten werde.

Der Mann war ein strenger und kompromissloser Lehrer, schaffte es dabei aber irgendwie immer, seine Schüler zu begeistern, aufzumuntern und in Konzentration zu halten. Außerdem besaß er eine unglaubliche Geduld und ließ nicht locker, bis seine Schüler ihr angestrebtes Ziel erreicht hatten.

Privat war Deron ein gelassener und ruhiger Mann, dem fast nichts aus der Ruhe bringen konnte. Außerdem war er für seine Scherze und Anekdoten bekannt, die er bei Gelegenheit zum Besten gab. Den Kindern konnte er damit immer ein Lachen abringen und alle Erwachsenen empfanden ihn als einen sehr angenehmen und beliebten Zeitgenossen.

Neben der Familie unterrichtete er viele Jahre auch Einheimische im Theranischen, darunter auch Questor Kenji.

Kenjis Hintergrundwissen über die letzten Jahre in Kronstadt

Zeitstrahl-Kronstadt (Astoar 347-Myloar 350 i.J.P.)

Offizielle Nachrichten über das Attentat (Astoar 347 i.J.P.)

Nach dem Tod von Aequus am 7. Astoar erfuhr Kenji durch die Verkündungen des offiziellen Herolds am 9. Astoar auf den Marktplätzen, dass es weitere Attentate in ganz Barsaive gab und ihnen auch vier andere theranische Botschafter zum Opfer fielen.

Kenji wusste durch sein Allgemeinwissen, dass die anderen Botschafter ihre Residenzen in Ankarz (beim heutigen Parlainthium Novum), Travar, Iopos und Vivane errichtet hatten. Sie waren gemeinsam mit Aqeuus vor über 20 Jahren nach Barsaive gekommen, um den Frieden zu wahren und an guten, diplomatischen Beziehungen für die Zukunft zu arbeiten. Pyrrhon hatte große Hoffnungen in diese Botschafter gesetzt und Kenji hat viel Gutes über ihre Arbeit und die dadurch erreichte Verbesserung des politischen Klimas in ganz Barsaive gehört. Für viele Barsaver, die an einen endgültigen Frieden mit Thera geglaubt hatten, waren diese Attentate also ein schwerer Schlag und allgemein herrschte große Unsicherheit und Angst auf den Straßen, ob der alte Konflikt mit Thera nach so vielen friedvollen Jahren durch diese Morde nun wieder ausbrechen könnte.

Der Herold ließ weiter verlauten, dass der Kronstädter Rat gemeinsam mit Silvius Insidiae, dem Schwager des verstorbenen Botschafters, Ermittlungen gegen die Attentäter in Gang gesetzt hätte. Sie riefen die Bevölkerung von Kronstadt zur Mithilfe auf und es wurde ein hohes Kopfgeld auf die Attentäter und ihre Helfer ausgesetzt. Außerdem sei der Erbe des Botschafters, der junge Augustus Octavius, am 8. Astoar aus Travar angereist und nun der neue Herr der Residenz. Es hieß, dass dieser in Zukunft die Arbeit seines Vaters irgendwann übernehmen würde, aber vorerst den Rat bei der Suche nach den Attentätern unterstützen werde.

Die Stimmung der Bevölkerung

Die Kronstädter waren nach dieser Nachricht geschockt und alle waren ehrlich betroffen durch den Tod des Botschafters. Viele rätselten nun jedoch herum, wer diese Attentäter sein sollten und warum sie ein Interesse daran haben sollten, den Frieden mit Thera zu stören.

Nach und nach verbreitete sich auf den Straßen das Gerücht, dass es sich um einige altgediente Veteranen handeln solle, die eine Gruppe gegründet hätten, um die Theraner endgültig aus Barsaive zu vertreiben. Angeblich handle es sich bei ihnen um hochtraumatisierte Männer, die fanatisch dafür kämpfen würden, dass kein Theraner jemals wieder barsavischen Boden betritt. Einen echten Beweis für die Existenz einer solchen Gruppe hat Kenji jedoch niemals irgendwo bekommen.

Weiterhin hieß es, dass Graltik hinter den Anschlägen stecken würde. Jeder weiß, dass er die Theraner auch nicht gern in Barsaive sieht und einige behaupteten, dass seine Männer hinter all dem stecken. Von offizieller Seite wurde jedoch auch dieser Verdacht nie bestätigt.

Auch wenn also zuerst kein direkter Schuldiger gefunden werden konnte, so waren jedoch alle wütend und schrien nach jemanden, den sie bestrafen könnten. Dass Silvius Insidiae hinter all dem steckte, war damals nicht abzusehen (auch für Kenji nicht) und als trauender Schwager und besorgter Onkel spielte er sich in der Öffentlichkeit sogar als Opfer auf und zog die Sympathien der Bevölkerung und Ratsherren auf sich. Kenji konnte mit seiner Menschenkenntnis damals schon bemerken, dass Silvius ein großer Blender und Meister der Manipulation ist. Wahrscheinlich hat Kenji ihn ab und zu bei öffentlichen Ansprachen gesehen oder kam mit ihm flüchtig über die Ratsmitglieder in Kontakt, welche auch eng mit dem Tempel zusammengearbeitet haben. Außerdem wird er ihn vor dem Tod des Aequus auch immer häufiger in dessen Residenz angetroffen haben.

Kenjis Gefühl

Kenji wird wahrscheinlich schon etwas von Silvius hinterhältigen Absichten geahnt haben, da ja auch Pyrrhon vor seinem Tod bereits darauf hinwies, dass sich etwas Unheilvolles über der Familie der Octavier zusammenbraut. Er wird noch nicht genau gewusst haben, welche Rolle Silvius spielt oder ob dieser tatsächlich fähig gewesen wäre, die ganze Familie seines Schwagers töten, aber Kenji wird der Geschichte von den Attentätern wahrscheinlich von Anfang an sehr skeptisch gegenübergestanden haben. Eine sinnvolle Erklärung für die Ereignisse hatte er jedoch auch noch nicht.

Kontakt zu dem Anwesen

Falls Kenji versucht hat, Augustus nach dessen Ankunft in Kronstadt in der Villa zu besuchen, um z.B. sein Beileid wegen dem Verlust seiner Familie auszusprechen, wird Kenji jedes Mal von Bediensteten vertröstet und wieder fort geschickt worden sein. Er wird Augustus nie zu Gesicht bekommen haben und hatte auch nicht das Gefühl, dass jemand seinen Besuch bei ihm angekündigt oder davon berichtet hat.

Eventuell hat Kenji in diesem Zusammenhang sogar einmal mit Spurius Iunius (Sabaoth Immortalis) gesprochen oder wurde sogar persönlich von diesem abgewimmelt, als er versuchte den jungen Hausherren zu sprechen. Falls er es weiterhin versucht hat, wird man ihm irgendwann gesagt haben, dass Augustus ihm für sein Beileid danke, aber keine Zeit habe den Questor zu empfangen. Kenji hätte sich in diesem Fall damals sehr über das Verhalten von Augustus gewundert, da er diesen immer als höflichen und freundlichen jungen Mann in Erinnerung hatte und sein abweisendes Verhalten nicht zu dem passte, was sein Vater ihm eigentlich über Etikette beigebracht hatte.

So brach für Kenji der Kontakt zu der Residenz vollkommen ab und er hatte keine Ahnung mehr, was sich in der Villa von nun an abspielte. Er wusste, dass Silvius mit Augustus noch mehrere Wochen oder sogar Monate dortblieb und sie sich komplett von der Außenwelt abschotteten, während sie ihre Ermittlungen gegen die Attentäter durchführten. Augustus, der in Kronstadt eigentlich beliebt war und immer einen guten Ruf genoss, mied die Stadt und wurde nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Nach Außen sprach nur noch Silvius für ihn.

Kenji fand dies alles sehr merkwürdig und auch verdächtig, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, was die beiden in dem abgelegenen Anwesen im Schilde führen würden.

Die Suche nach den Attentätern (Choar 347 i.J.P.)

In den folgenden Wochen hörte Kenji immer wieder davon, dass sich das Netz der Attentäter angeblich weiterspinnt, als man es vorerst angenommen hatte. Angeblich sei bereits ein Ratsmitglied, der Graf Drelan zu Lohberg, überführt worden, dass er sich mit einigen anderen Ratsmitgliedern an einer Verschwörung gegen die theranischen Botschafter beteiligt habe. Dieser sei vom Rat vom Kronstadt und dem Theranischen Imperium zu Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde bereits am 2. Choar im kleinen Rahmen vollstreckt.

Kenji wird sich damals gewundert haben, warum der Rat von Kronstadt den Tempel des Mynbrujes nicht bei diesem wichtigen Urteil miteinbezogen hat. Indirekt haben sie nämlich damit den Bund von Throal hintergangen, mit welchem sie sich ursprünglich verpflichtet haben, den Rat der Questoren bei allen wichtigen Prozessen einzuholen. Wenn Kenji sich erkundigt hat, warum man den Tempel und Mynbruje bei diesem Prozess außen vorgelassen hat, wird man ihm von Seite der Ratsmitglieder gesagt haben, dass dies auf Wunsch der Theraner geschah. Hat er genauer nachgehakt, hat er erfahren, dass dies auf ausdrücklichen Wunsch von Silvius Insidiae erfolgte und man befürchte, dass ein Krieg ausbrechen könnte, wenn man nun nicht mit Thera kooperiert.

Auch aus den weiteren Ermittlungen und Prozessen um die Attentate hielt man den Tempel und die Questoren plötzlich heraus und es lag an Kenji, ob er dagegen vorgegangen ist oder sich zurückgehalten hat. Hat er Ersteres versucht, wird man ihn von Seite des Rats immer wieder versucht haben bewusst zu machen, dass Kronstadt keine andere Wahl habe, wenn es nicht zu einem Konflikt mit Thera kommen soll. Immerhin sei bereits ein Ratsmitglied der Mitschuld überführt worden und der Frieden hänge davon ab, wie man sich nun den Theranern gegenüber verhält.

In den folgenden Wochen fanden schließlich noch weitere Verurteilungen statt, von denen Kenji nur von den Marktschreien erfuhr. Angeblich hätten weitere Ratsmitglieder gestanden, dass sie das Netzwerk der Attentäter unterstützt hätten, weshalb auch sie hingerichtet wurden.

Bis zum 15. Choar wurden insgesamt fünf weitere Ratsmitglieder hingerichtet und nach und nach eine immer größere, angebliche Verschwörung aufgedeckt, die jedoch sehr seltsam und unnachvollziehbar für Kenji erschien, da er genau wusste, dass einige der beschuldigten Ratsmitglieder treue und aufrichtige Freunde von Aequus gewesen waren, welchen er nie zugetraut hätte, dass diese den Botschafter hintergehen würden.

Botschafter Vorax (Hesoar 347 i.J.P.)

Nach einigen Wochen gab es am 1. Hesoar in Kronstadt eine öffentliche Ansprache, bei welcher ein neuer, vorübergehender Botschafter eingesetzt wurde, der die Arbeit des Aequus übernehmen sollte, bis der junge Augustus seinen Militärdienst abgeschlossen habe (also frühestens in ca.10 Jahren) und das Amt seines Vaters übernehmen könne. Um diesen der Bevölkerung vorzustellen, veranlasste der Kronstädter Rat zur Amtseinführung eine kurze Vorstellung auf dem großen Marktplatz. Dabei sah Kenji auch kurz Augustus, der selbst auf der Bühne eine kurze Rede hielt und den Botschafter Vorax offiziell als seinen vorrübergehenden Stellvertreter einsetze. Augustus wirkte bei der Rede kalt und pragmatisch und verschwand sofort von der Veranstaltung, nachdem er seinen Pflichtteil hinter sich gebracht hatte.

Der neue Botschafter schien auf den ersten Blick sehr schwer einzuschätzen, aber Kenji vermutete gleich, dass es sich bei diesem um einen ähnlichen Blender wie bei Insidiae handeln müsse.

Der Feldzug von Insidiae (Noar 347 i.J.P. –Boar 348 i.J.P.)

Kurz nachdem Vorax sein Amt angetreten hatte, verkündete man in der Stadt, dass Insidiae gemeinsam mit Augustus am 13. Noar zu einem Feldzug nach Lüderitz aufgebrochen wäre, da man dort das Hauptquartier der Attentäter ausfindig gemacht hätte. Kenji hörte nun von vielen blutigen Kämpfen, da es hieß, dass Silvius und seine Männer von den Verschwörern und ihren Söldnertruppen angegriffen wurden und sich einige der Attentäter in den umliegenden Ortschaften von Lüderitz verstecken würden und es deshalb auch immer wieder zu Gefechten mit Zivilisten kam, die sich weigerten, die gesuchten Mörder auszuliefern. Es hieß, dass bei diesen Scharmützeln ganze Dörfer ausgelöscht wurden.

Schließlich erfolgte die Belagerung von Lüderitz und Silvius wandte sich persönlich an Throal und forderte den Zwergenkönig und seine Bündnispartner auf, Lüderitz unter Druck zu setzten, damit sie die Attentäter ausliefern. Falls sie ihn nicht unterstützen würden, müsse er die Stadt angreifen, um die Verbrecher zu stellen. Der Bund von Throal fand keinen Grund den Worten Insidiaes nicht zu glauben, da auch sie keine Erklärung dafür hatten, wer die Botschafter aus Thera umgebracht hatte. Als Lüderitz jedoch beteuerte, dass sie keine Verschwörer oder Mörder verstecken, glaubte der Bund von Throal ihnen nicht und lieferte die Stadt dem Angriff von Silvius Männern aus, da der Bund und sogar der Zwergenkönig den langwährenden Frieden mit Thera nicht gefährdenden wollten. Also ließen sie sich von Silvius täuschen und die Stadt im Stich.

Deshalb kam es schließlich am 3. Floar 348 i.J.P. zu der großen Eroberung von Lüderitz, welche Silvius triumphierend einnahm, indem er eine kleine Elite-Truppe durch ein Portal in die als uneinnehmbar geltende Stadt einschleuste und dieser sich mit brutaler Härte einen Weg zum Regierungsgebäude durch die Zivilbevölkerung bahnten und dort die verschanzten Attentäter stellten.

Man wird allgemein vermutet haben, dass Augustus als einer der besten Kämpfer von Silvius bei diesem Trupp dabei war, jedoch wurde nie offiziell bestätigt, dass es sich bei ihm auch um den legendären „Principus Mortis“ gehandelt hat, der diesen Trupp anführte und nach dieser Schlacht für seine Brutalität und Skrupellosigkeit in ganz Barsaive bekannt und gefürchtet wurde und seinen grausamen Titel und den Ruf als „Schlächter von Lüderitz“ nach einem großen und unmenschlichen Massaker bei der Eroberung von Lüderitz erhielt, bei der niemand von der Zivilbevölkerung geschont wurde.

Die Taten des dunklen Feldherrn von Silvius versetzten damals ganz Barsaive in Angst und Schrecken und erinnerten alle daran, dass die Theraner wieder ein schrecklicher Feind werden können. Silvius nutzte diese Furcht, um seine weitere Macht darauf aufzubauen und die Eliten Barsaives einzuschüchtern. Er machte aus der wahren Identität von Principus Mortis ein großes Geheimnis und trug so noch zu dem mythischen Ruf seines geheimnisvollen, schwarzen Champions mit der Totenkopfmaske bei. Von Augustus hörte man in Kronstadt hingegen fast gar nichts mehr.

Die Verschwörung der Attentäter galt nach der Eroberung von Lüderitz fast als aufgedeckt und wieder wurden einige vermeintliche Schuldige hingerichtet, die angeblich nach langen Verhören gestanden hatten.

Eine letzte Spur zu einem Schuldigen, führte in den Süden nach Metz. Da die Stadt sich angeblich weigerte, den Verschwörer auszuliefern, hörte man von einer großen Schlacht am 8. Boar 348 i.J.P. bei Drogheda, bei welcher die Theraner versuchten Metz anzugreifen und von den Truppen der Stadt auf dem Weg abgefangen wurde. (In dieser Schlacht kämpften auch Adarian und Octavia gegen Silvius Truppen mit.)

Anschließend sollen Insidiaes Truppen Probleme mit den nomadisierenden Stämmen der Steppenorks bekommen haben, welchen es schließlich am 20. Boar 348 i.J.P. gelang, ihn, seine Truppen und auch Augustus zu besiegen und zu töten. Dies war das letzte, was Kenji von Augustus gehört hat, bis er von Octavia erfuhr, was damals wirklich mit ihm geschehen war.

Gerüchte über Principus Mortis

Nachdem Principus Mortis durch sein großes Massaker während der Eroberung von Lüderitz eine grausame Berühmtheit in Barsaive erlangte, hörte man überall schreckliche Geschichten um den dunklen Schlächter. Es gab etliche traumatisierte Augenzeugen seiner Gräueltaten und alle konnten bestätigen, dass er ein Mensch ohne jede Skrupel gewesen sein muss. Er habe bei der Erstürmung von Lüderitz vor niemanden Halt gemacht, der sich ihm in den Weg stellte, ganz gleich ob es ein Soldat, eine Frau oder ein Kind war. Deshalb bekam er von seinen eigenen Männern auch den Beinamen „Principus Mortis“, da er beim Töten keine Ausnahmen machte und selbst wie eine prinzipielle Verkörperung des leibhaftigen Todes erschien.

Er wirkte vollkommen gewissenlos und ließ weder mit sich reden noch sich von seinem Ziel abbringen, die Stadt einzunehmen und die vermeintlichen Attentäter der Botschafter zu finden. Als er sich durch die Straßen von Lüderitz geschlagen hat, soll nichts und niemand es geschafft haben, ihn aufzuhalten und er soll so schnell und aggressiv gekämpft haben, dass die Verteidiger der Stadt sich nicht trauten, sich ihm in den Weg zu stellen und sich teilweise sogar vor Angst versteckten oder die Flucht ergriffen.

Man sagt, dass es bei der Eroberung von Lüderitz zu einer erschreckend großen Zahl von getöteten Zivilisten kam, da Principus Mortis seinen Männern befahl, sofort jeden umzubringen, der nicht bedingungslos kooperierte und sich ihm auf Knien unterwarf.

Er ließ auch eine ganze Reihe von Gefangenen foltern und töten, um die Stadt und ihre Regenten unter Druck zu setzten sie zu zwingen, die Attentäter auszuliefern. Dazu sollen auf dem großen Marktplatz in Lüderitz eine Vielzahl von wichtigen Persönlichkeiten aus Lüderitz hingerichtet worden sein, bis schließlich jemand die gesuchten Attentäter ausgeliefert hat.

Bei seinen vielzähligen „Verhören“ soll Principus Mortis nicht davor zurückgeschreckt haben, auch die Familien seiner Opfer zu foltern oder zu töten, damit er an die gewünschten Informationen gelangen könnte. Dabei soll er weder eine Gefühlsregung noch einen Funken Mitgefühl gezeigt haben. Er sei nur an seinem Ziel interessiert und alle Mittel seinen ihm recht gewesen, um dieses zu erreichen.

Einige behaupten deshalb, dass sich unter der finsteren Totenkopfmaske kein fühlender Mann, sondern ein Wesen aus Abyssia befände, welches Silvius sich unterworfen habe. Einige behaupteten sogar, dass er gar kein Gesicht habe und der kalte, silberne Totenkopf sogar sein wahres Antlitz wäre oder das er ein unsterblicher Geist des Schreckens sei. Es ranken sich auch Gerüchte um seine Elite-Truppe, welche ihn überall hinbegleitete. Man behauptete damals immer wieder, dass diese angeblich unsterblich seien, da noch nie jemand gesehen hat, wie einer von Principus Mortis Männern getötet worden sei.

Auch das Verschwinden von Principus Mortis und seinen Männern ist sehr geheimnisvoll und niemand wusste damals genau, wie die Orks es geschafft haben, ihn aufzuhalten. Auch bei dem Tod von Silvius Insidiae gab es keine Augenzeugen und die Leichen beider Theraner sind weder aufgefunden, noch von Angehörigen aus Thera suchen lassen worden. Jedoch wurden ihre Truppen vollkommen von den Orks aufgerieben.

Veränderungen in Kronstadt (Noar 347 i.J.P. – Myloar 349 i.J.P.)

Kurz nachdem Insidiae und Augustus am 13. Noar 347 i.J.P. die Stadt verlassen hatten, bemerkte Kenji, dass sich in Kronstadt viele negative Veränderungen anbahnten und der Rat der Stadt langsam unter die Kontrolle von Vorax geriet. Am 2. Loar wurde das erste Dekret erlassen, welches den Questoren die Rechtsprechung verbot und sie auf seelsorgerische Tätigkeiten beschränken wollte (s. Comic).

Kenji führte seine Rechtsprechungen von nun an also heimlich weiter und bekam mit, dass sich auch ein großer Konflikt mit Throal und den anderen verbündeten Stadtstaaten in Barsaive anbahnte, da diese es nicht einfach dulden konnten, dass Kronstadt gegen ihr altes Bündnis verstößt, welches sie dazu verpflichtet, den Rat der Questoren anzuhören, bevor sie ein Urteil aussprechen.

Kenji hörte nun auch immer wieder Gerüchte, dass Vorax die Ratsmitglieder gekauft habe und sie als seine Marionetten benutze. Er bekam immer mehr das Gefühl, dass Vorax der heimliche Herrscher der Stadt sei.

Kurz nachdem Kenji dann im Myloar 349 i.J.P. fliehen musste, nachdem seine illegalen Rechtssprüche aufgeflogen waren, hört er, dass es am 14. Biloar zu einem endgültigen Bruch zwischen Kronstadt und Throal kam, da der Rat von Kronstadt seine Rechtsprechung nach theranischem Vorbild umgewandelt hatte und den Questoren jeglichen Einfluss entzog, der ihnen durch den Bund von Throal legitim zustand. Also wurde Kronstadt durch Abstimmung aus dem Bündnis verstoßen und da die Stadt ohne den Schutz der barsavischen Flotten den Angriffen der Piraten und Plünderern ausgeliefert wäre, schloss der Rat von Kronstadt sich offiziell dem Theranischem Imperium an. Nun galt Kronstadt als Provinzstadt und Kenji hörte durch das Gerede in den Dörfern, durch welche er reiste, bevor er die anderen Helden traf, dass der Statthalter Vorax unverschämte Steuern erhoben habe und sich in Kronstadt als Tyrann aufspiele.

Kenjis Gebet in der Nacht zum 22. Loar 351 i.J.P.

Als Kenji sich zum Beten hinsetzte, erhielt er vorerst kein Zeichen von Mynbruje.

Dann überkam ihn das Gefühl, dass Mynbrujes Abwesenheit gewollt ist und dass sein Gott ihn prüfen will. Plötzlich hatte er seinen alten Lehrmeister Pyrrhon vor Augen. Dieser war noch jünger und Kenji vermutete, dass es eine Erinnerung an die Zeit ist, kurz nachdem er als Straßenjunge von ihm eine zweite Chance bekam und in den Tempeldienst trat. Pyrrhon legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter und nickte ihm zuversichtlich zu. Kenji fühlte sich dabei sehr geborgen und gestärkt.

Dann hatte er plötzlich das Gefühl zu fliegen. Er blickte unter sich und sah Kronstadt. Kenji flog über den Mynbrujetempel und den großen Marktplatz und schließlich verließ er die Stadt und flog weiter zu der Villa von Octavias Vater. Dort landete er vor einem Fenster der Bibliothek und konnte die junge Octavia erkennen, die gerade eine Kerze anzündet und sich vermutlich Licht zum Lesen macht. Plötzlich stellte sich die Schärfe seines Blickwinkels um und er konnte seine Spiegelung in der Fensterscheibe sehen. Er sah genau hin und erblickte einen großen, weißen Greif. Dann brach das Bild ab.

Kenji sah dann wieder Pyrrhon, welcher alt und schwach in seinem Bett im Tempel von Kronstadt liegt und gerade am Sterben ist. Er krümmte sich zusammen und sein sich auflösender Körper floss zu etwas zusammen, was sich in einen blutigen Tropfen verwandelt: die Drachentränen. Doch plötzlich wurden diese wieder flüssig und verwandelten sich in den Greif, den er zuvor in der Scheibe gesehen hatte. Diesmal war der Greif jedoch rot und nicht mehr weiß. Kurz vor dem Ende der Nacht hörte Kenji plötzlich Pyrrhons Stimme in seinem Kopf. Er sagte: „Folge stets dem Pfad des Greifens, denn nur er kann dich zu deiner inneren Wahrheit führen!


Geschichte von Kenjiro Asai

Informationen für Kenjis Biografie

Zeitstrahl

THERA

Villa des Aequus

Gaius Octavius Aequus

Morea Octavia

Augustus Octavius

Octavia hat das Anwesen während ihrer Kindheit nur selten verlassen. Sie führte ein von anderen Kindern sehr isoliertes Leben und außer ihrem Bruder besaß sie keine Spielgefährten. Wenn man sie als ganz kleines Mädchen also in den Gängen beobachten konnte, spielte sie meist allein. Da Octavia ebenfalls eine strenge Erziehung erhielt, gehörte Spielen aber auch nicht zu ihren vorgesehenen Aufgaben. Als Kind verbrachte Octavia ihre Zeit deshalb damit, alles über Etikette und Manieren zu lernen und oft konnte man beobachten, wie sie von der Mutter oder der Amme gemaßregelt wurde, da ihre Kleidung nicht richtig saß oder ihre Körperhaltung nicht aufrecht genug war. Octavia wirkte dann manchmal etwas aufmüpfig, versuchte aber immer die Forderungen ihrer Erzieher letztendlich zu erfüllen. Oft konnten Phyrron und Kenji in der Bibliothek hören, wie Octavia von ihrem Musiklehrer lautstark gerügt wurde, während er ihr im Atrium verzweifelt das Lyraspiel beizubringen versuchte. Stand die Tür in der Bibliothek offen, konnte man ihrem Spiel lauschen und sogar einen Blick auf die übende Octavia erhaschen. Über die Jahre hatte diese sich tatsächlich zu einer hervorragenden Musikerin entwickelt und mit ihrem eleganten Fingerspiel schließlich sogar ihren strengen Lehrer zum Applaudieren gebracht. Da auch die Bildung der Mädchen eine hohe Bedeutung in Thera hat, konnte man Octavia mit ihrem Lehrer auch sehr häufig in der Bibliothek antreffen. Ihr persönlicher Lehrer war extra aus Thera angereist und führte einen strengen Unterricht, bei welchem Octavia einiges abverlangt wurde. Manchmal konnte man beobachten, wie sie gedankenverloren aus dem Fenster starrte und dann von ihrem Lehrer ermahnt werden musste. Mit einem Seufzen versuchte sie sich dann wieder auf ihre Bücher zu konzentrieren und die Anforderungen des Lehrers zu erfüllen. Die einzigen Momente, in denen man Octavia ausgelassen und sich wie ein Kind verhaltend sehen konnte, war wenn sie ein wenig der raren Freizeit mit ihrem Bruder genießen konnte. Gemeinsam unternahmen sie dann Ausritte an der Küste oder verbrachten ihre Zeit in den großen Gärten des Anwesens. Nachdem Augustus im Alter von 14 Jahren schließlich seine militärische Ausbildung antrat und nach Thera ging, traf man Octavia nur hin und wieder außerhalb der Familiengemächer an. Sah man sie zufällig außerhalb des Hauses wirkte sie eher gelangweilt und niedergeschlagen. Auch die Melodien, die sie auf ihrer Lyra spielte, wurden immer melancholischer bis man irgendwann gar keine Musik mehr aus dem Atrium hörte. Die jugendliche Octavia sah man nur noch selten, da sie sich anscheinend meistens in ihrem Schlafgemach aufhielt. Am Rande des Anwesens gab es jedoch einem Aussichtsplatz auf einer Felsspitze über der Steilküste, an dem man sie hin und wieder beobachten konnte. Fuhr man die Straße von Kronstadt zu dem Anwesen hinauf, konnte man sie dort auf einer Bank sitzend und auf das Meer hinaus blickend sehen. Als Octavia 15 Jahre alt war begannen die Konflikte zwischen ihrem Vater und ihrem Onkel Silvius Insidiae, der zu der Zeit Stadthalter in Travar war, zu eskalieren. Die ganze Stimmung auf dem Anwesen wirkte damals angespannt und düster, als würde die tödlich drohende Zukunft von Octavias Eltern bereits erste schicksalshafte Schatten auf die Familie werfen. Octavias Eltern konnten ihre Sorgen kaum noch verbergen und Octavia verließ ihr Gemach nun schon länger nicht mehr. Nach dem Attentat an Aequus erfuhr Kenji, dass nicht nur der Botschafter, sondern auch seine Frau und Tochter getötet worden seien. Offiziell gab der Rat von Kronstadt an, dass die Attentäter fanatische Freiheitskämpfer aus dem Westen Barsaives gewesen seien. Das Anwesen wurde innerhalb kürzester Zeit von einem anderen Botschafter übernommen, aber die Familie der Octavier wurde noch lange von den Kronstädtern vermisst, da sie ein gutes Verhältnis zu dem gerechten Botschafter gepflegt hatten.

Botschafteramt

Prinzipien theranischer Provinzialverwaltung

Theraner pflegen keinen Kulturimperialismus. Da sie Kultur im Allgemeinen große Verehrung entgegenbringen, achten und schätzen sie die Götter, Bräuche und Traditionen der jeweiligen Provinzen und zeigen sogar reges Interesse an ihren mannigfaltigen Ausprägungen. Von allen Kulturen auf Aloran erachten sie ihre eigene dabei als die edelste, haben aber kein Interesse daran, diese anderen aufzudrängen. Im Gegenteil halten sie ihre kulturellen Errungenschaften eher exklusiv zurück und nutzen sie als Werbung, um anderen Völkern den Anschluss ans Imperium schmackhaft zu machen. Ihr Interesse an den Provinzen ist lediglich ein finanzielles und ihr Ziel ist es, den großen Kostenaufwand zu decken, den ihr riesiges Weltreich zu seinem Erhalt benötigt. Da Kriege sehr teuer sind, vermeiden sie diese lieber und setzen immer zuerst auf diplomatische Strategien, um eine neue Provinz zu gewinnen.

Zu den Prinzipien theranischer Provinzialverwaltung gehört es, die bestehenden Verwaltungs- und Rechtsinstitutionen in dem jeweiligen Gebiet/Land so weit wie möglich zu erhalten (wenn solche überhaupt vorhanden waren, was in den Provinzen außerhalb Theras meist nicht der Fall war).

Der theranischen Verwaltung in den Provinzen unterliegen

  • die Entscheidung über Steuern,
  • die Verhängung der Todesstrafe und
  • das Militär in der jeweiligen Provinz.

Diese Aufgaben werden mittels eines kleinen Stabes um den Statthalter organisiert. Die Steuereintreibung, die Sache von Beamten ist, ist so flächendeckend gerade in großen Provinzen schwer durchzusetzen, weshalb man Lizenzen zur Eintreibung der Gelder an die lokalen Eliten vergibt, die damit die Steuerschuld ihrer Umgebung auf sich luden und die Abgaben zur weiteren Abführung selbst einzogen. Echte Theraner aus dem Kernreich sind deshalb nur selten in den Provinzen anzutreffen und wenn handelt es sich meist maximal um den Statthalter und seine Familie.

Für die Bevölkerung der Provinzen – sofern sie nicht zur Oberschicht gehört, die ihre Privilegien verlieren – ist dies in der Regel eine Verbesserung der Lage, ist sie doch nicht mehr der Willkür lokaler Despoten ausgesetzt. Allein die Tatsache, dass lokale Instanzen keine Todesstrafe verhängen können, führt für viele Provinzialen zu einer vor der theranischen Herrschaft nie gekannten Rechtssicherheit. Auf die Tatsache, dass es der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit unter theranischer Herrschaft besser geht als vorher, ist auch zurückzuführen, dass in den fast 700 Jahren theranischer Provinzialverwaltung nur zu wenigen Aufständen gegen Thera kam.

Hauptproblem Theranischer Provinzialverwaltung ist die Ausbeutung der Provinzen durch den Statthalter. Da theranische Regierungsbeamte kein Gehalt beziehen, den sehr teuren Wahlkampf und die Amtsführung aus eigener Tasche bezahlen müssen, sind sie nach Ablauf ihrer Regierungszeit häufig mittellos. Kommen sie dann als Statthalter in eine Provinz, versuchten sie sich dort finanziell zu sanieren. Die Theraner sagen dazu: „Arm kam er in die reiche Provinz, reich verließ er die arme.“ Die Provinz kann dagegen in Thera klagen, hat aber ohne einen guten Prozess-Anwalt jedoch nur geringe Chancen. Zusätzlich kontrolliert der Kaiser seine Statthalter, um die Ausbeutung der Provinzen zu vermeiden. Bekannt als einer dieser ausbeuterischen Statthalter ist Silvius Insidiae, der nicht nur Travar durch unerhörte Steuern schröpfte, sondern sogar seine Gewalt über das travarer Heer ausnutze, um Lüderitz damit ohne das Wissen des Kaisers anzugreifen.

Information Mamercus Porcius Mucus

Mamercus (Mam.) Porcius Mucus: Er ist einer der führenden Experten auf dem Gebiet alter Kulturen und überall in der theranischen Wissenschaft spricht man seinen Namen mit Hochachtung aus. Mamercus Porcius Mucus hat an der Akademie von Thera Geschichte der Ishturi-Völker gelehrt und dazu einige Standardwerke verfasst.

Letzte Nacht

Sie wusste, um wen es sich handelte, einen Augenblick bevor seine warme und ruhige Stimme ihren Namen aussprach. "Talina." Sie blickte von ihren Unterlagen auf und wandte sich zu dem Questor um, der einige Schritte von ihr entfernt stand und sie mit seinen großen, traurigen Augen ansah. Seit sie ihn das erste Mal getroffen hatte, war dieser leidgeprüfte, nachdenkliche Blick nie ganz aus ihnen gewichen, egal wie sehr sie versucht hatte, ihn davon abzulenken. Sie erhob sich und ging ihm entgegen, und er umarmte sie ganz so, wie sie es sich sehnlichst gewünscht hatte. Es dauerte keinen ganzen Augenblick, da spürte sie, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Aber sie wollte den Moment noch ein wenig bewahren, damit sie ihn nicht vergessen würde, also tat sie so vor sich selbst, als ahnte sich nichts, und drückte ihre Nase in den weichen Stoff seiner Robe, die ganz sanft nach ihm duftete. Schließlich wich er behutsam zurück und sie blickte zu ihm auf. "Ich dachte mir schon, dass du noch wach bist, Talina. Du hast nie gut geschlafen. Das hatten wir immer gemeinsam." "Was ist denn los, Kenji?" "Komm mit, ich will dir etwas zeigen."

Es war eine kühle Nacht, der Atem bildete kleine Wölkchen vor ihren Mündern, wenn sie redeten. Sie standen in der Gasse vor dem Besitz ihres Vaters, in dem sie ihre kleine Zuflucht eingerichtet hatte. Über ihnen schien der Mond auf das schlafende Kronstadt. Das Pflaster glitzerte vom Raureif und der Questor blickte aus unerfindlichen Gründen zu den spärlichen Wolken hinauf. "Was willst du mir denn zeigen, Kenji? Hat das nicht auch Zeit bis morgen? Es ist tiefste Nacht und die Sterne funkeln uns an, weil sie sich fragen, warum wir noch auf sind." "Aber darum geht es ja gerade, Talina. Siehst du das Sternenbild da? Die Theraner schreiben es Silenda zu. Die Elben nennen sie Ithildim. Wir kennen sie als Nauda. Viele Bauern denken, der Mond ist Naudas Zeichen, aber das ist eine unvollständige Sicht der Dinge. Verfolg einmal diese Linie dort... siehst du es?" "Es führt direkt zur Mondsichel." "Diese Konstellation hat das Sternenbild nur zwei Mal im Jahr. Einmal jetzt, und einmal, mit umgekehrten Vorzeichen, wenn die Ernten anstehen. Die Bauern benutzen es für ihre Planungen, damit sie nicht vom Wetter überrascht werden. Seit dem Auftreten der Plage sind Vorhersagen für sie schwierig bis unmöglich, aber Nauda lässt sie nie im Stich. Ohne sie würden viele Barsaiver jedes Jahr hungern." "Aber das weiß ich doch. Ich habe das Heiligtum schon mehrfach besucht. Es ist nur eine Tagesreise weit entfernt. Was willst du mir wirklich erzählen?" Kenji schaute jetzt nicht mehr in den Himmel. "Nauda behütet alles verborgene Wissen, heißt es. Vielleicht zu unserem Besten. Und doch hoffe ich, dass sie mir eines Tages mehr zugesteht, als diese vermaledeiten Visionen. Ich weiß nicht, was sie mir sagen möchte. Beim besten Willen nicht. Ich war in einem anderen Heiligtum im Norden, weisst du. Ich habe gebetet. Gefleht, geschriehen; umsonst. Es hat etwas mit meiner Vergangenheit zu tun. Wenn Pyrrhon noch leben würde, könnte er mir vielleicht helfen. Aber den Göttern hat es gefallen, auch ihn zu nehmen. Wie so vieles." "Du meinst mit deiner Kindheit?" "Noch früher. Mit meiner Geburt. Es begann am Anfang. Wie so vieles. Talina. Ich muss dir nichts über Bestimmung erzählen. Niemand auf der Welt - in meiner Welt, heißt das - weiß darüber mehr als du. Wie war das? Ein Leben für ein Leben? Du warst noch so klein. Und doch hast du intuitiv und ohne jede Ausbildung mehr verstanden als die ganzen Gelehrten. Die Götter sind fair, aber grausam. Du tauschtest dein Leben für das deines Vaters. Und obwohl du nur ein unbedeutendes Mädchen aus dem unwichtigen Kronstadt warst, geschah das Wunder und die Götter erhörten dich!" Talina spürte, das ihr der Verlauf des Gespräches nicht behagte. Doch auf was wollte Kenji hinaus? In ihrem Inneren rumorte es, doch sie vermochte nicht, ihn aufzuhalten. Aus ihr kam kein Wort. "Ich verstand das, weisst du. Damals wie heute. Wirklich. Natürlich war es Unsinn. Die Götter würden dir das geschenkte Leben deines Vaters nicht wieder stehlen, wenn du der Garlen deine Dienste versagt hättest, um bei mir zu sein. Aber du spürtest, dass etwas falsch war. Das es Unrecht war. Also hörtest du auf den Teil deines zerissenen Herzens, der den Göttern zugetan war. Es muss nach Bitterkeit klingen, wenn ich so trocken davon erzähle, aber das ist es nicht. Ganz im Gegenteil. Ich habe dich immer für deinen starken Glauben bewundert. Ihm nachgestrebt. Tatsächlich habe ich sogar versucht, nach deinem Vorbild zu handeln. Als ich Octavia, die Totgesagte wiedertraf, spürte auch ich den Wind der Bestimmung ganz deutlich über mein Angesicht streifen. Und weil ich nach Naudas Gesicht spürte, dass die Reise in den Norden ein Opfer verlangte, war ich bereit, ein Leben für ein Leben zu geben. Ganz wie du für deinen Vater. Wenn die Götter nach Octavias Leben griffen, würde ich meines dafür geben. Doch sie nahmen Noah zu sich. Ich weiß nicht, was ihr Plan für mich war. Aber sie waren offensichtlich noch nicht fertig mit mir." Langsam formte sich die aufkommende Bitterkeit in ihrem Mund zu einem Wort. "Oc...tavia." "Ich weiß, es muss wie eine gemeine Ausrede klingen. Schicksal. Bestimmung. Aber darauf will ich gar nihct hinaus. Atme die kalte Luft, Talina, und hör in dich hinein. Riechst du das?" "Was, Kenji?" "In einer Stunde wird die Sonne aufgehen. Und die Götter mögen mich strafen, wenn ich nach all der Zeit das Lügen anfgange, aber ich glaube an Vorsehung. Doch glaube ich an einen Zwang? An unwiderbringliches Schicksal, das eintreffen wird, egal was wir dafür oder dagegen tun? Oh nein. Die Passionen haben diese Ebenen vor langer, langer Zeit verlassen. Vielleicht für uns, vielleicht auch aus anderen Gründen, die wir Sterbliche nicht begreifen können. Aber ich bin mir ganz sicher: Alles was sie tun, ist uns Pfade in der Nacht aufzuzeigen. So wie diese gepunktete Linie da oben, die den Bauern zeigt, wann sie ihre Saat auswerfen können. Zwingen die Götter uns, wann wir zu ernten haben? Nein. Aber wenn wir ihre Zeichen richtig lesen, müssen wir nicht frieren und nicht hungern leiden. Vielleicht haben die Götter dir geraten, Garlen zu dienen. Weil sie ahnten, dass du vielen Menschen helfen könntest. Aber die Entscheidung dazu hast nur du getroffen. Weil du an sie geglaubt hast. Hast du damit das Leben deines Vaters gerettet? Vielleicht. Wer weiß. Es lag nie in deiner Hand, so viel ist mir gewiss. Du konntest nur eine Entscheidung treffen. Für dich. Ich bin nicht hergekommen, um dir zu sagen, dass das Schicksal mich von dir fort und in Octavias Arme getrieben hat. Ich weiß nicht, was sie sich erhoffen. Die Entscheidung habe ich ganz alleine getroffen. Weil auch ich es in einem Teil meines Herzens spüre. Und ich muss daran glauben, dass ich auf den richtigen Teil höre. Wie du es mir beigebracht hast. Liebe Talina." Sie hatte Tränen in den Augen, aber sie liefen nicht ihre Wangen hinab. "Was sagst du?"

Kenji blickte Talina erwartungsvoll an, doch diese wich nur wie in Trance einen Schritt von ihm zurück und blieb dann wie eine erstarrte Salzsäule stehen. Auch ihr Blick wendete sich von Kenji ab und ihre immer noch tränenleeren Augen senkten sich reglos zu Boden. Es war unmöglich ein Gefühl auf ihrem sonst immer so hoffnungsvollen Gesicht zu lesen und sie wirkte in sich gekehrt und blieb eine ganze Zeit lang wort- und regungslos auf der Stelle stehen. Kenji spürte, dass sich - hingegen ihrer äußeren Paralyse – in ihrem Kopf anscheinend ein ganzes Feuerwerk von Gedanken entlud und wusste, dass sie etwas Zeit brauchte, um auf seine Worte zu reagieren.

Irgendwann, als Kenji ihr Schweigen schon kaum noch ertragen konnte, begannen ihre zitternden Lippen sehr leise wieder Worte zu formen. „Was… soll ich dazu noch sagen?“ Bei diesen Worten wich sie noch einen Schritt weiter von Kenji fort in Richtung der Eingangstür ihres Elternhauses. Noch nie hatte die warme und mütterliche Talina so kalt und distanziert gewirkt und ihre Mimik glich einer theranischen Totenmaske. „Du hast dir das ja anscheinend ganz genau überlegt. Wie immer...“ Ihre Worte klangen pragmatisch und gefühlskalt, trotzdem konnte Kenji keinen direkten Vorwurf aus ihnen herauslesen.

Plötzlich hörten die beiden einen Schmerzensschrei aus Talinas Krankenstube. Dieser löste die Lähmung im Körper der pflichtbewussten Questorin. „Du… solltest zu deinen Freunden gehen. Ich.. ich… muss mich nun um einen Patienten kümmern.“ Kaum hatte sie dies ausgesprochen, hatte sie Kenji bereits den Rücken zugewandt, die Tür geöffnet und war in dem Haus verschwunden, so dass sie ihm keine Chance ließ, dieses für sie eindeutig schmerzhafte Gespräch weiterzuführen. Kenji blieb allein in der Kälte des Herbstmorgens zurück und spürte selbst, dass es besser sei, vorerst Abstand zu Talina zu wahren.

Links