Episode 20-01b: Adarians Meditation des Lichtes

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Kap.20: Das Vermächtnis des Aequus


Episode 01b: Adarians Meditation des Lichtes

26. Loar 351 i.J.P.: Der Held Adarian meditiert über seine Zugehörigkeit zum Orden der Lichtträger. Er erhascht einen Eindruck, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er ohne seine leidenschaftliche Triebhaftigkeit geboren wäre.


26. Loar 351 i.J.P.

Adarians Meditation des Lichtes

Als es Adarian in der Nacht gelang, sich in seine Meditation zu versenken, während er das Siegel seines Meditationsfokus fixierte, fiel er in eine tiefe Trance. Alles um ihn herum wurde plötzlich hell und er fühlte, wie er von einem weißen, gleißenden Licht eingehüllt wurde. Dieses trug Adarian weit fort und er fühlte sich, als ob er hoch über der Welt schweben würde.

Karastan

Plötzlich senkte er sich wieder hinab und Adarian sah plötzlich das alte Karburg unter sich, bevor es zerstört wurde. Die große Stadt mit den dicken Festungsmauern war sehr belebt und alle Straßen waren mit Menschen gefüllt, die altertümliche Kleidung trugen, welche aussah wie die der Kaerbewohner, welche Adarian gerettet hatte und dessen König er war. Adarian schwebte weiter auf eine große Burg zu, die anscheinend der Herrschaftssitz der Stadt war. Er sah, dass auf dem höchsten Turm ein großes, goldenes Zeichen Karastans (Irminsul) im Sonnenlicht erstrahlte.

Nach einem unerwarteten, hellen Lichtschwall, der die Sicht völlig nahm, und nachdem das Blenden sich wieder gelegt hatte, konnte Adarian erkennen, dass er sich nun in einem großen Thronsaal befand. Als er sich umblickte, konnte er sehen, dass dieser mit altertümlichen Waffen und Möbeln dekoriert war und überall Banner mit dem Wappen von Karburg hingen.

Adarian erblickte einen großen Thron, auf dem ein sehr mächtig wirkender Herrscher saß. Er näherte sich und erkannte sofort die Rüstung von Karastan, in welcher dieser „König“ gekleidet war. Als er Adarian erblickte, machte er ein Zeichen, dass Adarian näherkommen sollte. Er sah, dass der Herrscher aufstand und genauso aussah, wie Adarian sich Karastan immer vorgestellt hatte.

Karastan verbeugte sich vor Adarian und sprach:

Sei gegrüßt, Adarian, du Held aus Trutz! Vermutlich brauche ich mich dir nicht vorzustellen.

Karastan lächelte ihn wissend und freundschaftlich an.

Ich bin hier, um dir zu helfen, mein Freund. Ich weiß von deinem inneren Konflikt und du fragst dich, ob du weiterhin dem Licht dienen und dein Leben dem Dienst der Schutzgötter verschreiben möchtest, nicht wahr?

Adarian antwortete:

"In der Tat bin ich mir nicht sicher, ob der Weg des Lichts mein Weg ist. Ich wünschte es mir, aber in mir nagt eine große Unsicherheit. Ich habe eine Frau kennengelernt, die mir sehr viel bedeutet, wegen der ich allerdings auch meinen Dienst als Lichtträger auf unverzeihliche Art und Weise missachtet habe. Aber da ist auch noch etwas anderes. In manchen Kämpfen verfalle ich in eine Art Raserei und ich bin dann nicht mehr Herr meiner Sinne und schlage auf alles ein, was sich mir in den Weg stellt. Ich empfinde dann auch keinen Schmerz mehr. Ich habe dadurch auch schon einige Male meine Gefährten in Gefahr gebracht.

Ein Schwarzmagier flüsterte mir ein, dass dies ja gerade die Attribute des Dämons Azeruel wären und das ist etwas, worüber ich im Stillen immer wieder nachdenken muss. Das sind allerdings auch Gedanken, denen ich mich nicht gerne stelle.

Als ich von euch hörte, werter Karastan, dass unsere Schicksale verknüpft waren oder es auch sind, wünschte ich immer so zu sein wie ihr. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das erfüllen kann oder überhaupt erfüllen muss. Ob mein Schicksal nicht vielleicht ein ganz anderes ist. Ich wäre euch zutiefst dankbar, wenn ihr mir helfen könntet, diesen inneren Konflikt zu lösen."


Adarian verneigte sich danach tief vor Karastanund dieser hörte ihm aufmerksam zu. Dann antwortet er:

Adarian, als ich den Orden gemeinsam mit Archorbar gründete, war mir bewusst, dass der Weg, den wir den zukünftigen Lichtträgen eröffnen, kein Weg für jedermann sein wird. Das Licht verlangt deine völlige Hingabe und die Reinheit deines Herzens und nur wenige Menschen sind letztendlich dazu fähig, diese Ansprüche zu erfüllen.

Ich spüre deine Unsicherheit und ich weiß, dass du dich schon lange fragst, ob du dich für den Weg des Lichtes eignest.

Karastan ging auf Adarian zu, tippte ihm mit seinem Finger auf die Brust und deutete damit direkt auf sein Herz.

Du weißt selbst, dass es etwas in dir gibt, dass dich immer wieder von diesem Pfad abhält und dein Leben von Anfang an geprägt hat und ich denke du weißt genau, was ich meine:

deine brachiale und unkontrollierte Leidenschaftlichkeit!

Dein Wesen gleicht einer ungezähmten Naturgewalt, Adarian, und ich denke, du weißt ganz genau, wovon ich spreche.

Karastan blickte ihn dabei direkt und bestimmt in die Augen, ohne das Adarian diesem entlarvenden Blick ausweichen könnte.

Deine Leidenschaft ist es, die seit deiner Kindheit all deine Handlungen steuerte und sie brachte dich damals fast dazu deinen Bruder totzuschlagen, später war sie der Grund warum du deine keinen Erfolg auf der Handelsschule hattest und warum du deine militärische Karriere zerstört hast. Auch andere Ereignisse, wie der Tod deiner Frau Sandra oder dein Massaker an den Leuten des Piraten Behringer, bis zu deinem Versagen bei den Lichträgern in Freywall wurden von diesem Trieb gelenkt.

Karastan machte eine kurze Pause und ging ein wenig im Raum auf und ab. Dann baute er sich vor Adarian in seiner prunkvollen Rüstung auf, als wollte er etwas sehr Wichtiges sagen.

Adarian, dein ganzes Leben ist bestimmt von dieser Triebhaftigkeit, der Lichtträger strebt jedoch die Leidenschaftslosigkeit an.

Wie ich schon sagte, muss ein Lichtträger deshalb bestimmte Eigenschaften mitbringen, mit denen du bereits dein ganzes Leben zu hadern scheinst.

Karastan ging auf den Thron zu und setzte sich nieder.

Hör zu, Adarian! Ich gebe dir nun die Chance, dein Leben erneut zu erleben und zwar frei von dem, was dich vom Lichte fernhält. Du wirst sehen, was aus dir hätte werden können, wenn du nicht von dieser Leidenschaft bestimmt werden würdest.

Sieh also nun, was geschehen wäre, wenn du ohne das geboren wärst, was du schon lange als Einfluss des Azeruels in deiner Seele fürchtest und zu verstecken versuchst!

Karastan erhob eine Hand und Adarian wurde plötzlich wieder von dem weißen Licht eingehüllt und fortgetragen.

Das zweite Leben

Während Adarian in dem gleißenden Licht herumgewirbelt wurde, sah er plötzlich, wie sein ganzes Leben rückwärts an ihm vorbeizog. Er sah, wie er bei seiner Patrouille in Freywall zu Foxi sagt, dass er sich nicht mit ihr davonstehlen wird und seinen Dienst pflichtbewusst fortsetzen will. Er sah, wie er Rötels Angebot ausschlägt und somit sogar Henk davon abhalten konnte, seinen Vater zu töten. Wie er die Räuber als Offizier nicht verfolgen ließ und damit seine Männer vor dem Tod bewahrte. Wie er in der Schule fleißig lernte, anstatt von Abenteuergeschichten zu träumen. Wie er seinen Bruder verschonte, nachdem er das gemeinsame Dienstmädchen, in welches Adarian sich verliebt hatte, belästigt hatte.

Plötzlich war Adarian so weit in seiner Lebenszeit zurückgereist, dass er kurze Eindrücke seiner eigenen Geburt zu erleben schien und dann drehte sich der Verlauf der Zeit wieder um. Ohne, dass Adarian es genau mitbekam, schien er im rasanten Tempo ein neues Leben zu leben und reiste in der Zeit wieder vorwärts, bis er in der Gegenwart angekommen zu sein schien.

Adarians Heim

Adarian fand sich in einem Bett schlafend wieder und wurde gerade sehr unsanft von einer weiteren Person geweckt. Diese schrie:

Adarian, es reicht jetzt! Sieh zu, dass du aus den Federn kommst, du Nichtsnutz! Dein Onkel wartet sicher schon auf die Lieferung deines verdammten Bruders! Verdammt nochmal, beeil dich!

Adarian sah, dass er sich in einer kleinen, bescheidenen Wohnung befand und als er die Frau, die ihn geweckt hat, ansah, stellte er fest, dass es sich bei dieser um das Dienstmädchen von damals handelte. Ihre einstige Schönheit war verblüht. Sie sagte:

Ich hätte wissen müssen, dass ich mit dir niemals glücklich werden kann! Du warst schon immer ein Versager! Ich werde nie vergessen, wie du damals nur dumm herumgestanden bist, als dein lüsterner Bruder mich beinahe vergewaltigt hätte. Zum Glück kam mir dein Vater zur Hilfe! Und nun tust du wieder nichts und lässt dich von deinem Bruder herumschubsen! Ich bin es langsam leid mit dir, sieh also zu, dass du aus dem Bett kommst und deinen Kindern wenigstens einmal ein gutes Vorbild bietest!

Die Frau ging raus und fünf Kinder stürmten plötzlich in das Schlafzimmer. Sie schrien:

Papa, Papa! Steh auf! Wir wollen frühstücken!

Adarian hatte zwei Söhne und drei Töchter im Alter von 2-12 Jahren und sie drängten ihn aufzustehen.

Adarian stellte schließlich auch fest, dass er in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung war. Seine Muskeln waren auf einen minimalen Rest zusammengeschrumpft und sein Körper war weich, schwabbelig und untrainiert, mit einem leichten Bauchansatz, hängenden Schultern und krummen Rücken. Jedoch war er vollkommen narbenfrei. Er fühlte sich allgemein so schwach und antriebslos, wie noch nie zuvor. Auch psychisch fühlte er sich labil, müde und verletzlich.

In der Küche hatte die Frau bereits ein karges Frühstück hergerichtet und wies den Kindern ihren Platz am Tisch zu. Alle aßen und danach gingen die größeren Kinder zur Schule. Als Adarian mit seiner Frau wieder allein war, sagte sie:

Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angeschrien habe, aber du weißt ja, in welcher Notlage sich die Stadt seit dem Angriff befindet.

Sie deutete aus dem Fenster und Adarian konnte sehen, dass Trutz ziemlich heruntergekommen und auch halb zerstört war. Der Schaden war enorm und viel schlimmer, als nach Sabaoths Angriff in der anderen Realität. Sie sprach weiter:

Weißt du, Adarian, ich habe schon immer das Gefühl gehabt, dass du mich nur aus schlechtem Gewissen geheiratet hast, weil du mir damals nicht gegen deinen Bruder geholfen hast. Ich glaube, dass du mich nie wirklich geliebt hast.

Sie blickte traurig zu Boden und Adarian wusste in diesem Moment ganz deutlich, dass sie absolut recht hatte. Er war sich vollkommen darüber bewusst, dass er diese Frau nie wirklich geliebt hatte. Dann sprach sie weiter:

Aber das ist nun eigentlich Alles auch egal! Wir werden bald vermutlich alle sterben und wahrscheinlich werden uns auch die Lichtträger nicht retten können, wenn diese unbekannte Dämonenbrut über ganz Barthavion herfällt!

Sie verließ daraufhin weinend das Zimmer.

Adarians saß nun allein in seiner kleinen, spartanischen Küche und sah, dass ein großes Paket mit der Aufschrift: „Egeil, Naugard“ stand. Er wusste plötzlich, dass diese Lieferung Verträge und Listen und eine größere Goldsumme enthielt, welche er für seinen Bruder verwaltete. Ihm wurde bewusst, dass er als Handlanger seines Bruders arbeitete und den langweiligen, bürokratischen Teil von dessen Geschäft übernommen hatte. Adarian war Buchhalter geworden, wohnte in Trutz und erledigte Cosimas Schergenaufgaben.

Adarian fiel auch wieder ein, dass er einige Unterlagen heute zu Egeil bringen sollte, da dieser schon seit einiger Zeit in das Geschäft seines Bruders eingestiegen war, um im Alter finanziell versorgt zu sein. Vor seinem Haus stand ein kleiner Ochsenkarren und Adarian wusste, dass dies seiner war.

In Trutz

Adarian machte sich auf den Weg nach Naugard und ihm fiel auf, dass die Stadt in einem miserablen Zustand war. In vielen Gegenden standen nur noch Trümmer und es schienen sehr viele Menschen gestorben zu sein. Überall patrouillierten Lichtträger und es waren Schilder mit Verhaltensregeln aufgestellt. Niemand durfte die Häuser mehr nach Einbruch der Dunkelheit verlassen und man warnte vor Angriffen durch kleinere Dämonen, dunkle Kultisten und vor Untoten, welche die Trutzana unsicher machen. Außerdem herrschte ein allgemeines Magieverbot und überall sah man Questoren, die beteten und die Schutzgötter anflehten, dass die dunkle Brut Barthavion verschonen sollte.

Als Adarian durch die Stadt fuhr, lief ihm sein alter Freund Celan über den Weg. Dieser sagte:

Hey, Adarian! Schön dich lebend zu sehen! Du weißt ja, viele von unseren alten Freunden haben die letzten Jahre nicht überstanden… diese verfluchte Dämonenbrut!

Celan blickte verzweifelt zwischen den zerstörten Häusern umher und schüttelte traurig den Kopf.

Aber wir sollten froh sein, denn in den anderen Städten Barthavions sieht es noch viel schlimmer aus. Ich habe gerade erst gehört, dass nach der Zerstörung von Kratas, Ankarz und Märkteburg nun auch Freywall gefallen ist und von Untoten überrannt wurde. Sogar die Thyrner haben sich nun völlig aus Barthavion zurückgezogen und beginnen bereits ihr Imperium gegen die Dämonen abzuriegeln.

Dies sind furchtbare Zeiten, mein Freund! Trotzdem werde ich nun versuchen, noch etwas Geld zu verdienen, damit meine Familie nicht noch weiter Hunger leiden muss. Mach‘s gut, Adarian, ich hoffe, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben!

Celan verabschiedete sich und eilte davon.

Der Überfall

Adarian setzte seinen Weg fort und befand sich nun auf der Straße nach Naugard. Plötzlich stellten sich ihm einige Räuber in den Weg, zogen ihre Schwerter und einer sagte mit bedrohlicher Stimme:

Halt, du Schwächling! Los, rück alles raus, was du hast!

Adarian hatte zwar ein kleines Schwert dabei, aber als er danach greifen wollte, merkte er plötzlich, dass er von einer schlagartigen Angstwelle überflutet wurde und in der Situation aus Angst erstarrte. Anstatt auf die dreisten Räuber loszustürmen, musste er sich nun darauf konzentrieren, dass er sich nicht in die Hosen machte, und er begannt am ganzen Körper zu zittern. Der Räuber sagte:

Verdammt, ich sag es dir nicht nochmal, du jämmerliche Flasche! Rück dein Zeug raus oder ich schneid dir deinen dämlichen Kopf von den Schultern!

Adarian merkte, wie er vor Angst fast schon verkrampfte, etwas, was ihm sonst vollkommen unbekannt war. Als er nicht sofort reagierte, riss ihn der Räuber vom Karren und durchsuchte unsanft seine Taschen, während Adarian von zwei anderen Räubern festgehalten wurde. Sie nahmen Adarian sein letztes Kupfer weg, schlugen ihn zusammen und anschließend stiegen sie auf den Karren, welchen sie zusammen mit dem Paket an Egeil und dem Gold darin stahlen.

Adarian fiel auf, dass er einige der Räuber kannte und zwar gehörten sie zu den Räubern, die er in der andren Wirklichkeit als Offizier verfolgen und ausrotten ließ und dadurch aus dem Militärdienst unehrenhaft entlassen wurde.

Adarian stand also ausgeraubt und zusammengeschlagen auf der Landstraße und wusste, dass es bis zu Egeil nicht mehr weit war. Zu Fuß waren es vielleicht noch 10 Minuten, denn er war bereits fast an seinem Ziel angekommen.

Bei Egeil

Egeil erwartete Adarian bereits und saß in seinem großen Schaukelstuhl im Kaminzimmer. Adarian fiel sofort auf, dass Egeil wesentlich weniger Waffen aufgehängt und sein Anwesen nie in die verrückte Festung mit den ganzen Fallen umgebaut hatte, wie er es sonst kannte. Anscheinend hatte Egeil ohne Adarians kämpferische Seite und den Stolz, den er für ihn empfand, nachdem Adarian ein Held wurde und Lüderitz eroberte, nie einen zweiten Frühling erlebt und der sonst so rüstige, trotz seines hohen Alters immer noch kraftstrotzende Egeil saß nun als alter und kränklicher Mann in eine Decke gewickelt vorm Kamin und wirkte wie ein schwacher, zerbrechlicher Greis. Er sagte mit gebrochener und kraftloser Stimme:

Adarian, endlich bist du da! Ich habe schon gedacht, dass du mal wieder nicht aus dem Bett gekommen bist… ah, deine arme Familie hat es nicht leicht mit dir.

Egeil schüttelte enttäuscht den Kopf und fuhr dann fort:

Also, wo ist das Gold von dem Geschäftsabschluss mit dem Veteranenverein?

Als Adarian ihm von dem Überfall berichtete, schüttelte Egeil nur den Kopf und sagte abgrundtief enttäuscht mit lethargischer Stimme:

Ich hätte wissen müssen, dass man sich auf dich nicht verlassen kann. Du warst schon immer ein Feigling und zu schwach, um dich selbst zu beschützen. Wahrscheinlich hätte ich jemand anderes schicken sollen, immerhin tyrannisieren diese Räuber die Trutzana nun bereits seit Jahren.

Egeil seufzte und brach dann plötzlich in einem Hustenanfall aus. Er beugte sich auf und schien kaum Luft zu bekommen. Als Adarian ihm helfen wollte, wurde der alte Mann plötzlich laut:

Lass mich in Ruhe und verschwinde von hier! Du warst schon immer eine Enttäuschung für unsere ganze Familie. Seit deiner Kindheit hast du noch nie für irgendetwas Initiative gezeigt oder dich eingesetzt. Du bist ein Weichei, dass sich immer nun herumschubsen lässt, obwohl ich so oft versucht habe, aus die einen selbstständigen Jungen zu machen!

Also hau ab! Geh zu deinem Bruder und berichte ihm von deinem erneuten Versagen. Nimm meinetwegen ein Pferd aus meinem Stall, aber verschwinde bevor ich dich rausschmeißen lasse!

Danach wollte Egeil ihn nicht mehr sehen und Adarian musste nach Wallenrode aufbrechen. Er wusste, dass sein Bruder so schnell wie möglich von dem Raub des Goldes erfahren musste, damit er eine Anzeige gegen die Räuber erstatten konnte.

Der Gedenkstein

Als Adarian nach Wallenrode ritt, überquert er eine Brücke, die über einen kleinen Zufluss des Schlangenflusses führte. Er sah, dass hinter der Brücke am Straßenrand ein kleiner Gedenkstein aufgestellt worden war auf dem stand:

„Hier wurden die Überreste einer unbekannten, jungen Thyrnerin und eines Windlinges gefunden. Man erzählt, dass sie sich im Hesoar 348 i.J.P. zu zweit und aufmachten, um todesmutig in den Servosdschungel zu reisen. Vermutlich wurden sie von Räubern überfallen, hierher verschleppt und ermordet. Mögen sie im Licht der Schutzgötter ruhen!“

Wallenrode

Als Adarian nach Wallenrode kam, saß sein Bruder gerade mit seiner Familie und seiner Mutter bei Tee und Kuchen zusammen. Alle sahen ihn überrascht an und Adarians Mutter forderte ihn auf, sich zu ihnen zu setzten. Dann wollte Cosima wissen, warum er hier mitten am Tag vorbeikam, anstatt seiner Arbeit nachzugehen, die er sowieso schon viel zu viel vernachlässigt hätte. Adarian erzählte von den Räubern. Cosima stand wortlos auf und sagte zu seiner Frau:

Fedra, bitte bring die Kinder in ihre Zimmer. Arian und Elldra sehen ziemlich müde aus.

Die Kinder stutzten etwas, da sie anscheinend nicht müde waren, wurden dann aber von ihrer Mutter fortgezogen. Dann begann Cosima langsam, enttäuscht und unterschwellig wütend zu sprechen:

Adarian… so geht es nicht weiter mit dir.

Es ist seit Jahren immer das Gleiche: Ich übertrage dir einfache Hilfsarbeiten, ganz simple Aufgaben, die jeder dumme Bauernknecht erledigen kann.

Und was machst du?

Du versagst bei allem was du tust! Bei wirklich ALLEM!

Sogar für einfache Botengänge bist du nicht zu gebrauchen!“

Adarian wunderte sich plötzlich, da sonst bei diesem Verhalten seines Bruders immer die Wut in ihm überkochte und er das Bedürfnis verspürte, ihm eine zu verpassen. Diesmal fühlte er sich jedoch nur hilflos, schuldig und erniedrigt und erstarrte absolut ungewohnt in einer Opferhaltung. Cosima fuhr fort:

Diesmal bist du wirklich zu weit gegangen, du Nichtsnutz! Es wird langsam Zeit, dass du dich von meinem Rockzipfel löst und für dich selbst sorgst. Du bist ein Schmarotzer und ich werde dich nicht länger mit durchnehmen.

Adarian fühlte sich klein und zusammengestaucht und traute sich kaum etwas zu sagen. Adarians Mutter, die ebenfalls bei dem Gespräch anwesend war, blickte ihn die ganze Zeit vorwurfsvoll und enttäuscht an. Cosima sagte weiter:

Du hast nicht ein einziges Talent und nicht einen Funken Tatkraft in dir. Du bist faul, träge und läufst vor der kleinsten Herausforderung fort. Du bist ein Feigling und ein Weichei und wenn ich dich länger mit durchnehme, wirst du unsere Familie noch zerstören.

Deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen:

Adarian, du wirst dich hier in Zukunft nicht mehr blicken lasse. Am besten machst du einen großen Bogen um Wallenrode, ansonsten leg ich dich übers Knie! Du wirst auch unsere Mutter vorläufig nicht mehr besuchen und von Egeil solltest du dich auch fernhalten. Er ist furchtbar enttäuscht von dir und will dich nicht mehr sehen. Du wirst auch in Zukunft nicht mehr für mich arbeiten und kein Kupferstück mehr von mir bekommen. Es liegt nun an dir, wie du deine erbärmliche Familie über Wasser hältst oder vor den Dämonenangriffen schützt. Von uns wirst du keine Unterstützung mehr erhalten.

Adarian fühlte sich am Boden zerstört und wünschte sich, dass er über seinen gewohnten Zorn verfügen würde, da er dann jetzt nicht sprachlos und ohnmächtig herumstehen würde. Cosima baute sich vor ihm auf und deutete auf die Tür:

Nun verschwinde von hier! Wir wollen dich nicht mehr sehen!

Am Boden zerstört verließ Adarian das Anwesen und traute sich kaum, Cosima ein Widerwort zu geben. > geht er nicht, wird er von den Wachen rausgeworfen

Der Dämonenangriff

Adarian blieb nun nichts anderes übrig, als zu seiner Familie nach Trutz zurückzukehren. Unterwegs hörte er bereits, dass Lärm aus Richtung der Stadt kam, und als er sich näherte, sah er, dass die Stadt teilweise in Flammen stand.

Adarian näherte sich und sah, dass die unterworfene Aban mit Sabaoth auf dem Rücken über der Stadt kreiste und der dunkle Kult anscheinend zurückgekehrt war, um der Stadt den Rest zu geben. Der Drache wurde begleitet von mehreren fliegenden Dämonen und Adarian sah, dass untote Kreaturen überall in die Stadt eingedrungen waren. Adarian hatte plötzlich nur noch seine Kinder im Kopf und das Bedürfnis, zu seiner Familie zu gelangen. Er sah, dass der Weg zu seiner Wohnung noch frei war, und konnte ungesehen von den dämonischen Invasoren zu ihnen gelangen. Seine Frau hatte jedoch die Tür versperrt und Adarian kam nicht in das Gebäude hinein. Er schlug gegen die Tür und rief. Da hörte er die Stimme seiner Frau, die fragte, wer dort sei. Als Adarian sich zu erkennen gab, sagte sie:

Verschwinde, wir brauchen dich nicht! Du bist ein Versager und Feigling und ich glaube nicht, dass du uns beschützen kannst! Du hast noch nie Mut oder Entschlossenheit gezeigt und nun werden wir uns nicht darauf verlassen, dass du uns beschützt!

Adarian hörte dann eine weitere Stimme:

Los, hau ab! Ich werde deine Familie schon beschützen, aber du bist hier unerwünscht, verstanden!

Adarian erkannte die Stimme und wusste, dass es sich um den Nachbarn handelte, von dem Adarian schon lange befürchtete, dass er eine Affäre mit seiner Frau hatte. So stand Adarian ausgeschlossen auf der Straße und merkte plötzlich, dass sich ihm einige Untote Mitbürger näherten und er bald umzingelt sein würde. Er kämpfte, unterlag aber nach einiger Zeit und musste mit ansehen, wie die Zombies langsam seine Gedärme aus dem schwächlichen Leib zogen. Adrian wurde schwarz vor Augen.

Nachwort

Die Dunkelheit verschwand und Adarian befand sich wieder in dem Thronsaal von Karburg. Er lag auf dem Boden und Karastan streckte ihm die Hand entgegen, um ihn auf die Beine zu helfen. Er klopfte ihm auf die Schulter und fragte:

Adarian, wie geht es dir? Ich hoffe, du hast verstanden, was ich versucht habe dir zu zeigen?

Adarian antwortete.

Es war ein Schock! Dieser Adarian war bar jeder Vernunft und Kreativität. Ich spürte, wie diese Wut immer in mir hochwallen wollte, aber dieser Adarian sich nie traute sie auszuleben.

Dieses Wissen, meine Kraft einmal gehabt zu haben ... es war wie ein schlimmer Albtraum, ich kann es überhaupt nicht fassen. Das eine Entscheidung, nämlich meinen Bruder nicht zusammenzuschlagen, so weitreichende Konsequenzen hatte, dass die Dämonenplage ausgebrochen ist; dass die großen Städte durch die Schwarzmagier und Dämonen zerstört wurden. Dass Sheerana und Octavia auf ihrer Reise in den Servosdschungel getötet wurden und ... es ist unglaublich.

Ich mag mir gar nicht ausmalen, was da noch dranhängt."

Karastan fügte hinzu:

Dein impulsives Wesen und dein unbeherrschter Tatendrang haben dich in deinem Leben stets zu unüberlegten Handlungen getrieben, doch wärst du ohne deine Wut und deinen Zorn niemals der Held geworden, der du heute bist. Aber Lichtträger werden nicht zu Helden, sondern sie sind Diener der Schutzgötter!

Was willst du also sein, Adarian?

Ein Diener… oder ein Held?

Plötzlich verwandelte sich Karastan und Großmeister Lichtschlag stand vor Adarian. Er sprach:

Du weißt doch, Adarian: Die Lichtträger brauchen reine und leidenschaftslose Männer, aber Barthavion braucht tapfere Helden wie dich!

Er ging auf Adarian zu und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Dann verwandelte er sich plötzlich in Archorbar, der ihn mild anlächelte und sagte:

Adarian, ich werde jede deiner Entscheidungen respektieren. Azeruel darf nur niemals die Oberhand über dich gewinnen. Nutze also stets den Rat und die Führung deiner Freunde!

Dann verwandelte er sich in Foxi, die sich ganz nah an ihn schmiegte und ihm ins Ohr hauchte:

Du willst mich doch nicht wirklich aufgeben, oder?

Dann spitzte sie die Lippen zu einem Kuss und schloss die Augen. Als Adarian sie küsste, wurde er wieder in dem weißen Licht eingehüllt und begann zu schweben. Dann sah er in dem Licht plötzlich die Statuette von Inanis, welche in einem roten Licht erstrahlte. Adarian konnte ganz deutlich die Präsenz von Thylor spüren und er erwachte in seinem Zimmer in der Roten Erde.


Fortsetzung: Episode 20-02: Vorbereitungen und Kriegsrat