Episode 19-07: Montakors Zukunft
Episode 07: Montakors Zukunft
21./22. Loar 351 i.J.P.: Hella bespricht mit den Helden die Problematik um Montakor und die Lichtträger suchen nach dem Jungen. Hella verschwindet und Gespräche mit den Briccones werden geführt. Schließlich findet Hella einen Weg Montakor zu helfen und braucht dazu die Hilfe von Kenji.
Inhaltsverzeichnis
21. Loar 351 i.J.P.
Auf dem Luftschiff
Jaran flog die ganze Zeit durch, während die Helden schliefen. Diese erwachten erst, als Freywall schon in Sichtweite war und sie noch etwa eine Stunde bis zu ihrer Ankunft hatten. Die Helden bemerkten, dass Hella bereits viel früher wach war und über eine Planke, welche Jaran an das abgeschleppte Luftschiff angebracht hat, zurück zu Maldorors Altar gegangen war. Jaran berichtete den anderen, dass Hella bereits einige interessante Dinge gefunden hatte und alle zu ihr auf das Luftschiff des Schwarzmagiers kommen sollten.
In Werhams Kabine, vor einem großen Schreibtisch, fanden sie Hella, welche Montakor immer auf dem Arm hatte und den Jungen nicht eine Sekunde aus den Augen ließ. Außer Henk würde sie das Kind vermutlich momentan niemanden mehr anvertrauen, da sie bereits befürchtete, dass ihn jemand als gefährlich betrachten könnte und sie es nicht zulassen wollte, dass ihm etwas geschehe.
Auf dem anderen Schiff hatte sie bereits Werhams Hab und Gut untersucht und Sporen gefunden, mit welchen die Untotenseuche ausgelöst worden war. Dabei befand sich ein Pergament, wo die Ausführung des Zaubers als äußerst detaillierte Anleitung verzeichnet war. Hella erklärte, dass die „Amortuus-Pest“ nicht Werhams dämonologisches Werk sein könne, sondern dass hier ein sehr mächtiger Nekromant am Werk gewesen sein müsse. Sie ging davon aus, dass man mit diesen Sporen ein Gegenmittel gegen die Seuche herstellen könne und die Helden sich nach ihrer Ankunft schnell darum kümmern müssten. Adarian war sofort klar, dass für so etwas offiziell die Lichtträger zuständig seien und diese Spezialisten für so einen Fall haben oder kennen würden und sich schneller als alle anderen um dieses Problem kümmern könnten, um die Stadt zu retten.
Hella wies außerdem darauf hin, dass einige Briefkorrespondenzen auf Werhams Arbeitstisch liegen, sie diese jedoch noch nicht durchgesehen hätte. Unter den Briefen befand sich vor allen ein Brief von Sabaoth und er gab damit einen Einblick in die Pläne der Schwarzmagier. Sabaoth schrieb, dass die Vorbereitungen auf den großen Angriff in vollen Gängen laufen und es bereits in wenigen Monaten soweit sein könnte, dass Barthavion der Bruderschaft gehörte. Sabaoth arbeitete zurzeit an einer Geheimwaffe, welche den Barsavern keine Chance lassen würde. Jedoch sollten alle Meister sich noch gedulden und jetzt wäre es am wichtigsten für Ablenkung zu sorgen, damit niemand erführe, an was Sabaoth arbeitete Er schrieb auch, dass er sich für seine Vorbereitungen nach L‘yreh zurückgezogen habe. Doch von diesem Ort hatte von den Helden noch niemand gehört. Octavia und Kenji fertigten Abschriften des Briefes an und schickten sie an Elatus und an Archorbar.
Die Montakor Problematik
Bevor sie die Stadt erreichten, bat Hella die Helden darum, den Lichtträgern zu sagen, dass Montakor getötet wurde, um Maldoror zu verbannen. Sie befürchtete nämlich, dass die Lichtträger das Kind einsperren oder umbringen könnten, falls sie davon erführen, dass es überlebt hatte.
Hella machte allen sehr deutlich, dass sie nie zulassen würde, dass jemand dem Kind etwas antäte. Deshalb bat sie alle um Unterstützung. Sie erwartete, das alle Henks Sohn schützen werden. Außerdem wies sie darauf hin, dass es noch lange nicht bewiesen ist, dass Montakor sich noch als Fokus eignet und wenn doch, könne man Mittel und Wege finden, um ihn davon zu befreien. Ein unschuldiges Kind aus Sicherheitsmaßnahme zu töten, sei jedoch viel zu übereilt. Deshalb würde sie sich vorerst auf dem Luftschiff verstecken und will von niemanden in der Stadt gesehen werden. In den nächsten Stunden wollte sie Montakor noch einmal genau untersuchen, um festzustellen, ob er immer noch als Fokus für Maldoror dienen könne. Solange bat sie jedoch alle vorerst abzuwarten und sich um die Rettung der Stadt zu kümmern.
Hella bat Henk noch um ein Gespräch unter vier Augen. Sie sagte ihm sehr nachdrücklich, dass sie Montakor mit ihrem Leben beschützen werde und jedem, der ihm auch nur ein Haar krümmte, töten würde. Sie habe Henk damals durch die willkürlichen Entscheidungen der Götterdiener verloren, als er ein ebenso unschuldiges Kind wie Montakor war. Dass sich dies mit ihrem Neffen wiederholt, würde sie niemals zulassen! Auch bei Henks Freunden mache sie keine Ausnahme. Selbst die Tatsache, dass Henk anscheinend gegen den Willen der Götter überlebt hatte und nun zu einem wichtigen Helden in der Welt geworden war, zeigte für sie nur, dass man niemals den Botschaften der Götter blind vertrauen sollte, sondern dass alles einen höheren Sinn im Netz des Schicksals besitzt, als Sterbliche es erahnen könnten.
Montakor wirkte inzwischen wie ein ganz normales Kind und immer, wenn Henk ihn ansah, lächelte dieser ihn zuckersüß an und streckte sogar freudig seine Hand nach ihm aus. Henks Vatergefühle wallten auf und er nahm den Kleinen auf den Arm.
Zurück in der Stadt
Zurück in Freywall wurde die K’eygha von einem Patrouillenschiff der Stadtwachen in Empfang genommen. Hella hatte sich währenddessen mit Montakor unter Deck versteckt. Die Stadtwachen wiesen nochmal darauf hin, dass die K’eygha die Stadt entgegen der Vorschrift verlassen hatte und sie froh sein könnten, dass sie nicht ebenfalls beschossen wurden. Zum Glück meldeten die Lichtträger noch rechtzeitig, dass sich Adrianus auf dem Schiff befand und gerade das andere Schiff mit dem Dämon verfolgte.
Nachdem sie von den Helden alles erfahren hatten, versicherten sie ihre Unterstützung und sagten, dass sich die Situation in der Stadt inzwischen beruhigt habe, es jedoch noch viele Infizierte gebe, die zurzeit unter Quarantäne gestellt wurden. Der Hauptmann wies auch darauf hin, dass die Stadt immer noch gesperrt war und eigentlich niemand hinein oder hinaus dürfe. Er empfahl den Helden auch noch einmal, die Lichtträger umgehend über alles zu informieren.
Hella erklärte Henk, dass sie mit Montakor auf dem Luftschiff bleiben wird und er sie dort bald besuchen solle. Sie brauchte nun jedoch Ruhe, um sich um Montakor zu kümmern und zu prüfen, ob er noch eine Gefahr darstellte.
Unterwegs zum Lichtträgertempel bemerkten alle, dass in fast jeder Straße Lichtträger gemeinsam mit Stadtwachen patrouillierten und an einigen Stellen bereits mit dem Wiederaufbau begonnen wurde. Jedoch flog immer noch ein Schiff der Lichtträger über der Stadt, welches auf die Ausgangssperre hinwies und alle, die Anzeichen einer Infektion zeigten, aufforderte, sich sofort in dem Quarantänezentrum beim Tempel der Garlen einzufinden.
Jaran Schlug vor, dass er mit Foxi zu den Füchsen vorgehen würden, während die Helden allein zu den Lichtträgern gehen sollten, um dort das Wissen über die Seuche zu verbreiten und die Stadt zu retten.
Bei den Lichtträgern
Die Lichtträger im Tempel schickte die Helden weiter zum Garlentempel, wo Großmeister Lichtschlag hinter den magischen Absperrungen, die die Helden bereits beim letzten Mal gesehen hatten, mit einigen Garlenquestorinnen und Magiern zusammenstand und sich beriet.
Die Helden übergaben den Lichtträgern die Sporen und die Anweisungen über das Ritual. Ein Magier sah sich das Ganze an und äußerte die Hoffnung, mit diesem detaillierten Wissen über die Seuche ein Gegenmittel herstellen und damit die Seuche aufhalten zu können. Jedoch müsste das Mittel allen Überlebenden in der Stadt verabreicht werden, damit die Stadt wieder nach Außen geöffnet werden kann. Die Helden wurden noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Ein- und Ausreiseverbot auch für sie gilt und sie froh sein könnten, dass sie nicht abgeschossen worden waren, als sie den Schwarzmagier verfolgten.
Großmeister Lichtschlag wollte von den Helden wissen, was mit dem Kind geschehen war, dass Maldoror als Gefäß benutzt hatte. Sie erzählten ihm, dass das Kind auf dem Luftschiff sei und Lichtschlag wollte sofort mit ihnen zum Luftschiffhafen aufbrechen, um Montakor zu töten. Doch Adarian verwickelte ihn noch in ein Gespräch, so dass Henk sich schnell zum Luftschiffhafen aufmachen konnte, um Hella zu warnen.
Hellas Verschwinden
Als Henk das Luftschiff vor den Lichtträgern erreicht hatte, waren Hella und Montakor bereits verschwunden. Aus Vorsicht hatte sie sich mit ihren Fähigkeiten vom Luftschiffhafen gestohlen und sich in der Stadt versteckt. Hella plante, jemanden in den Slums zu suchen, der schwarzmagische Reagenzien verkauft, um einen Zauber zu wirken, der Montakor für immer von Maldoror abschirmen würde. Von ihnen fehlte jede Spur. Henk hatte jedoch das Gefühl, als ob sie nicht weit entfernt war. Er machte sich dann wieder auf den Rückweg zum Garlentempel.
Als die Lichtträger mit den Helden beim Luftschiff ankamen, war natürlich kein Montakor zu finden und auch Hella war spurlos verschwunden. Sie glaubten den Helden aber, als diese versicherten, dass sie nicht wüssten, wohin das Kind verschwunden wäre, und ließen sie ziehen. Sie erklärten ihnen noch, dass die Lichtträger nichts gegen sie unternehmen würden, da ihnen immer noch alle dankbar dafür sind, dass sie die Stadt gerettet haben, und im Falle einer Festnahme der Helden würde diese Tat die letzte Moral in der zerrütteten Stadt zerstören. Zurzeit würden in Freywall alle nun vorzeigbare Helden benötigen.
Da die Helden bis jetzt keine Heilung erhalten hatten, wurde ihnen von Lichtschlag empfohlen sich noch einmal bei den Garlenquestorinnen zu melden und diese in Anspruch zu nehmen. Adarian wurde dies sogar ausdrücklich befohlen, damit er schnell wieder mit seiner Ausbildung fortfahren kann.
Adarian und die Lichtträger
Als Adarian sich erholt hatte, wurde von ihm erwartet, dass er sofort zum Dienst antrat, da er nun Zeit für seine Ausbildung investieren und bei seinem ersten Einsatz Erfahrung sammeln sollte.
Großmeister Lichtschlag bat ihn darum, mit dem Lichtträger-Bruder Gunther von Wilms zusammen eine Patrouille in einer der Straßen zu übernehmen. Gunther war ein Lichtträger, wie er im Buche steht, und strotzte vor Disziplin und asketischer Reinheit. Er behandelte Adarian mit Respekt und freute sich, mit einem echten Helden zusammenzuarbeiten. Dementsprechend hoch war auch sein Anspruch an Adarians Leistung und er beobachtete jeden Schritt von ihm genau.
Die Beiden wurden in einer Straße im Handelsviertel eingeteilt und sollten dort patrouillieren und verbliebene Zombies eliminieren. Unterwegs hörten sie Geräusche aus einem eingestürzten Haus und Gunther bat Adarian nachzusehen, während er den Eingang sicherte.
Das Foxi-Manöver
Nachdem Adrian das Gebäude betreten hatte, konnte er die Geräusche im oberem Stockwerk ausmachen und musste einen dunklen Flur entlanggehen um nachzusehen. Plötzlich merkte er, dass sich jemand direkt hinter ihm befand, und als er sich umdrehte, wurde er augenblicklich von jemanden umarmt und leidenschaftlich geküsst. Es war Foxi, welche ihm aufgelauert hatte und sich anscheinend einen Scherz mit ihm erlaubte.
Sie flüsterte Adarian leise ins Ohr, dass sie jetzt gerne etwas mit ihm unternehmen möchte, da ihnen bestimmt nicht mehr viel gemeinsame Zeit bleiben würde. Er müssten sicher bald weiterreisen und sie würde in Freywall bleiben, um die Gilde mit aufzubauen. Sie grinste in provozierend an und gab zu bedenken, dass in der Stadt bestimmt einige Tavernen gäbe, die schon wieder geöffnet haben. Dort wäre es möglich, ein wenig der verbleibenden Zeit gemeinsam und „ungestört“ zu verbringen. Adarian spürte die Zweideutigkeit in Foxis Angebot und freute sich so sehr, dass er an seinen Dienst kaum noch dachte.
Foxi erwartete von ihm, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, um sich von seinem Dienst entfernen zu können. Da er doch sowieso kein wirklicher Lichtträger sein wollte, wäre dies doch auch nicht so schlimm, säuselte sie ihm ins Ohr. Außerdem sollte er immer daran denken, dass die gemeinsame Zeit nur noch sehr kurz sein würde, gab sie zu bedenken, während sie sich an ihn schmiegte und an seinem Ohr knabberte. Foxi ließ nicht so schnell lockerlassen und Adarian sich nicht lange bitten.
Als Adarian nicht sofort eine überzeugende Idee fand, wie er sich aus seinen Pflichten herauswinden konnte, schlug Foxi schnell einen Plan vor. Sie würde sich als eine Verletzte ausgeben, die Adarian in dem Haus gefunden hatte. Dazu würde sie ihre Kapuze überziehen und stöhnen und schreiend auf seinem Arm liegen. Sie handelten dementsprechend und als Adarian seinen Kollegen auf der Straße traf, erklärte er ihm, dass er die Verletzte sofort zur nächsten Krankenstation bringen müsse, da sie starke Schmerzen hätte. Foxi stöhnte und röchelte wie mit letzter Kraft, als ob es sehr ernst sei und sie bestimmt bald sterbe, wenn Adarian sie nicht schnell zu einem Heiler brächte. Mit verstellt schwacher Stimme wimmerte sie, dass sie wohl innere Blutungen habe und nicht mehr viel Zeit bliebe. Gunther von Wilms ließ sich von ihr täuschen und schickte Adarian sofort mit Foxi auf dem Arm fort. Er würde die Patrouille erstmal allein fortsetzen, bat Adarian aber darum, so schnell wie möglich wieder zu ihm zurückzukehren.
Kaum waren die beiden außer Reichweite, wollte Foxi zum Fuchsbau gehen und sich etwas Wein auf Adarians Zimmer bestellen. Damit die anderen nichts davon mitbekommen, ging sie mit Adarian durch den Hintereingang ins Gasthaus; sie wollte absolut „ungestört“ mit ihm sein. Auf dem Zimmer tranken sie kurz etwas, aber dann stürzte sich Foxi auf Adarian und als er sich nicht dagegen wehrte, verbrachten sie den ganzen Tag im Bett.
Spätnachmittag fragte Gunther von Wilms nach Adarian, weil er wusste, dass die anderen Helden im Fuchsbau abgestiegen waren. Er machte sich Sorgen, nachdem Adarian nicht von dem Lazarett zurückgekommen war. Gunther suchte Adarians Zimmer auf und erwischte ihn betrunken mit Foxi im Bett. Er war bestürzt über Adarians Verhalten und musste, auch wenn es ihm leidtat, ihren Meister über Adarians Verhalten informieren. Er ging dann schnell und Adarian wusste, dass er sich nun schnell bei seinem Chef melden sollte.
Im Lichtträgertempel wartete Großmeister Lichtschlag bereits auf ihn und war sichtlich enttäuscht und wütend. Er verdeutlichte Adarian lautstark, dass dieser das Leben seines Bruders gefährdet hatte, indem er ihm grundlos seinen Wachdienst ohne Gefährten hatte fortführen lassen. Lichtschlag erwartete, dass Adarian sich so bald wie möglich mit Archorbar zusammensetzen und seine Mitgliedschaft bei den Lichtträger erneut überdenken sollte.
Gildegeschäfte
Bei der Gilde wurden alle, die mitgekommen waren, von Jaran, Mestoph und Waruf begrüßt. Mestoph gratulierte ihnen nochmal und bot allen Wein an. Er erklärte, dass er die Gilde wieder fest Griff habe und Giftvogel sich weiterhin schmollend in seinem Zimmer befindet. Mestoph fand, dass Henk mit Jaran über dessen Bestrafung entscheiden sollte.
Waruf ergriff daraufhin das Wort und teilte ihnen mit, dass die Leiche des Ingenieurs Mjonflir im Nebenraum aufgebahrt war, falls sich noch jemand von ihm verabschieden möchte. Die Beerdigung sollte morgen oder übermorgen stattfinden, einen genaueren Termin wollten die Lichtträger noch verkünden.
Dann bat Mestoph Henk und Jaran zu einer Besprechung der Gildenanführer und sie zogen sich in Jarans Büro zurück. Mestoph berichtete dort, dass die Männer der Füchse zurzeit mit den Aufräumarbeiten beschäftigt waren und den Stadtwachen und den Lichtträgern halfen. Er spekulierte bereits auf lukrative Geschäfte während des Wiederaufbaus der Stadt. Wenn die Füchse sich eifrig und selbstlos daran beteiligten, würden ihnen in guten Zeiten eine Menge Leute einen Gefallen schuldig sein. Mestoph riebt sich dabei profitfreudig die Hände, denn sein Motto lautete immer:
„Mit nichts kann man den Menschen mehr Reichtum aus den Taschen stehlen, als mit ihrer Dankbarkeit.“
Für Mestoph ist dies nicht amoralisch, sondern stellt eine natürliche Symbiose dar, wovon beide Seiten profitierten.
Mestoph erörterte weiter, dass es nun Zeit war, die Gilde neu aufzubauen und die Stadt gegen einen erneuten Angriff der Schwarzmagier stark zu machen. Er versicherte, dass inzwischen alle Männer dies als ihr erstes Ziel betrachteten und Henk und seine Freunde ihre volle Unterstützung hätten. Henk und Jaran sollten sich außerdem Gedanken über die Zukunft der Gilde machen und einige Dinge entscheiden:
1. Die Gilde musste neu aufgebaut werden und während des Wiederaufbaus der Stadt gab es nun zwei wichtige Institutionen, welche die Füchse vorrangig unterstützen könnten. Zum einen benötigte der Tempelbezirk Hilfe beim Wiederaufbau der sakralen Einrichtungen, zum anderen benötigten die Stadträte Unterstützung, um die zerstörten öffentlichen Plätze in der Stadt wieder zu errichten. Allerdings reichten die Ressourcen zurzeit nicht aus, um beiden zu helfen. Henk sollte sich entscheiden, ob man in die Questoren oder die Stadträte investierte, und entschied sich für die Questoren.
2. Die Probleme, die vor dem Angriff auf die Stadt bereits existierten, mussten nun endgültig behoben werden. Da immer noch einige gute Männer abgestellt wurden, um sich um die Bedrohung durch die Schwarzmagier zu kümmern, fehlten diese fähigen Diebe auch immer noch bei zukünftigen Geschäften. Mestoph schlug zur Lösung zwei Möglichkeiten vor. Entweder könnte man, um die Männer zu ersetzten, begabte, neutrale Diebe anwerben, die bereits Erfahrung und Können besitzen und die alten Füchse ersetzen. Man könnte aber auch in die Ausbildung einiger begabter Jungfüchse investieren, welche in absehbarer Zeit die Aufgaben dieser Männer ersetzen könnten. Henk musste entscheiden, ob die Gilde neue, fähige Männer anwirbt oder die Fähigkeiten des Nachwuchses fördern will, und entschied sich für die Nachwuchsförderung.
Ein Gespräch mit den Briccones
Schließlich kam ein junger Fuchs mit einer Nachricht hereingerannt. Er sagte, dass Toni und Fredo Briccone oben im Fuchsbau wären und mit Henk, Jaran und Mestoph sprechen möchten. Toni und Fredo warteten in einem Separee und die anderen Helden wurden solange gebeten, sich anderweitig zu beschäftigen.
Toni begrüßte Henk überschwänglich und wie seinen besten Freund mit Wangenkuss. Er hatte eine Flasche Wein im Arm, den er Henk dankend überreichte und ihm erklärte, dass dies ein ganz besonderer Tropfen aus den Südhängen der Scolberge sei und man ihn „den roten Velteringer“ nennen würde.
Toni bedankte sich daraufhin höflichst für die Hilfe im Bada Beng und wies darauf hin, dass alle Konflikte, die es vor der ganzen Katastrophe gab, natürlich vergessen sind und die Briccones den Füchsen ihre Zusammenarbeit anbieten wollen, um die Stadt möglichst schnell wieder auf die Beine zu bringen, was schließlich im Interesse von allen sei. Außerdem lud er die Anführer der Füchse zu der Beerdigung seines Vaters und seiner Brüder ein, die ebenfalls morgen oder übermorgen stattfinden sollte. Als er sich mit den Füchsen geeinigt hatte, bestand er darauf, mit den Anführern eine symbolische Zigarre zu rauchen, als Zeichen, dass sie ihre Differenzen beigelegt haben und nun auf eine gemeinsame, gewinnbringende Zukunft hoffen.
Zum Abschied wies Toni darauf hin, dass man ihn immer über seine Leute im Bada Beng kontaktieren kann und seine Tür für Henk und seine Heldenfreunde immer offenstehen wird. Auch Viola ließ ihren Dank ausrichten und Toni wies darauf hin, dass sie sehr mitgenommen war und nach der Beerdigung mit Sicherheit ein wenig Trost von Henk gebrauchen könnte.
Hellas Rückkehr
Als alle Angelegenheiten um die Lichtträger und die Füchse geklärt waren, wurde Henk, sobald er unbeobachtet war, von Hakon besucht, der ihm telepathisch mitteilte, dass Hella sich mit ihm und den anderen Helden auf dem Luftschiff treffen will, da sie eine Lösung für Montakors Problem gefunden hatte. Dann verschwand er wieder.
Hella wartete auf dem Luftschiff, Henks Sohn war jedoch nicht bei ihr. Auf Nachfrage sagte sie nur, dass er in Sicherheit ist. Hella berichtete dann, dass es einen Weg gäbe, wie man Montakors Verbindung zur Maldoror aufheben könne. Sie erzählte von einem alten Ritual der „Gintoganer“, einem Volk aus Bhuma, welches in Barthavion quasi unbekannt ist. Dort ritzt man sich zum Schutz vor Dämonen Zeichen und Muster in die Haut, die durch besonderen Farben eine magische Wirkung erhalten. In den Slums konnte sie das Geschäft eines Mannes finden, der sich mit dieser Art von Zaubern auskennt und bereit wäre, Henks Sohn mit den Zeichen zu versehen. Es fehlte allerdings noch eine Zutat für die Tinte: nämlich das Blut eines heiligen Mannes, nachdem er zuvor eine ganze Nacht gebetet und seinen Gott gepriesen hatte. Im Morgengrauen muss er sein Blut mit der Tinte vermischen und das Ritual muss dann sofort beginnen. Auf Nachfragen wurde Hella gesagt, dass dies auch mit dem Blut eines Erzquestors möglich sei. Kenji erklärte sich zu der Spende bereit um Henks Sohn zu retten und zog sich die Nacht über allein in die Kajüte zurück.
22. Loar 351 i.J.P.
Kenjis Gebet
Als Kenji sich zum Beten hinsetzte, erhielt er vorerst kein Zeichen von Alethon.
Dann überkam ihn das Gefühl, dass Alethons Abwesenheit gewollt ist und dass sein Gott ihn prüfen will. Plötzlich hatte er seinen alten Lehrmeister Pyrrhon vor Augen. Dieser war noch jünger und Kenji vermutete, dass es eine Erinnerung an die Zeit ist, kurz nachdem er als Straßenjunge von ihm eine zweite Chance bekam und in den Tempeldienst trat. Pyrrhon legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter und nickte ihm zuversichtlich zu. Kenji fühlte sich dabei sehr geborgen und gestärkt.
Dann hatte er plötzlich das Gefühl zu fliegen. Er blickte unter sich und sah Kronstadt. Kenji flog über den Alethontempel und den großen Marktplatz und schließlich verließ er die Stadt und flog weiter zu der Villa von Octavias Vater. Dort landete er vor einem Fenster der Bibliothek und konnte die junge Octavia erkennen, die gerade eine Kerze anzündet und sich vermutlich Licht zum Lesen macht. Plötzlich stellte sich die Schärfe seines Blickwinkels um und er konnte seine Spiegelung in der Fensterscheibe sehen. Er sah genau hin und erblickte einen großen, weißen Greif. Dann brach das Bild ab.
Kenji sah dann wieder Pyrrhon, welcher alt und schwach in seinem Bett im Tempel von Kronstadt liegt und gerade am Sterben ist. Er krümmte sich zusammen und sein sich auflösender Körper floss zu etwas zusammen, was sich in einen blutigen Tropfen verwandelt: die Drachenträne. Doch plötzlich wurden diese wieder flüssig und verwandelten sich in den Greif, den er zuvor in der Scheibe gesehen hatte. Diesmal war der Greif jedoch rot und nicht mehr weiß.
Kurz vor dem Ende der Nacht hörte Kenji plötzlich Pyrrhons Stimme in seinem Kopf. Er sagte: „Folge stets dem Pfad des Greifens, denn nur er kann dich zu deiner inneren Wahrheit führen!“
Fortsetzung: Episode 19-08: Rettung für Montakor