Enodias Kinder
Enodia ist die Hüterin der Schwelle und Göttin der Zauberkunst. Vor langer Zeit lehrte sie den Menschen den Umgang mit der Magie, obwohl die anderen Götter ihr davon abrieten. Aber Enodia suchte eigensinnig die Menschen auf und zeigte ihnen, wie sie zwischen den Sphären Wirken können. Einer ihrer begabtesten Lehrlinge begehrte Enodia jedoch so sehr, dass er die Göttin durch eine List vergewaltigte. Daraufhin tötete Enodia ihn, zog sich von den Menschen zurück und brach ihren Unterricht ab. Doch sie brachte daraufhin eine menschliche Tochter zur Welt, die von Magie durchwoben war. Sie spürte, dass dieses Kind eine Gefahr für die Menschen werden könnte, weil sie mächtiger werden könnte als alle anderen von ihnen. Da sie es aber nicht übers Herz bringen konnte ihr Kind zu töten, setzte die Mutter sie in den Weiten der Welt aus.
Doch die Tochter wurde von wandernden Menschen gefunden und ohne Kenntnisse über ihre Abstammung aufgezogen. Man gab ihr den Namen Melana und sie wurde freundlich in ihr Volk aufgenommen, obwohl alle spürten, dass etwas Geheimnisvolles von ihr ausging. Lange lebte sie zufrieden in ihrer neuen Heimat und gebar selbst viele Kinder.
Erst als ältere Frau entdeckte sie schließlich ihre besondere Begabung zur Magie und begann ihre Fähigkeiten auszuprobieren. Als sie ihrer Macht schließlich bewusst geworden war, wurde sie gierig und wollte immer mehr. Sie begab sich sogar auf düstere Abwege und versuchte mit ihren Kräften selbst die zerstörerischsten Wesen der Sphären zu kontrollieren - die Dämonen. Durch ihre Experimente verfiel sie schnell dem Wahnsinn und in ihrer Verwirrung richtete sie sich gegen ihr eigenes Volk. Viele tapfere Krieger und weise Frauen wollten sie aufhalten, doch alle fielen ihr zum Opfer. Sie verwüstete ganze Landstriche und hetzte die Sterblichen mit ihren Dämonensklaven. Melana versuchte die Herrschaft über die anderen zu erringen und kein Sterblicher konnte sie mehr aufhalten.
Auch Enodia hatte von dem Überleben ihrer Tochter erfahren und von ihren Untaten gehört. Traurig und voller Schuld begab sie sich auf die Suche nach ihr, um ihren einstigen Fehler zu korrigieren. Die Göttin fand ihre Tochter und mit einer einzigen Handbewegung ließ die Mutter Melanas Seele aus ihrem Körper entweichen und nahm sie zu sich. Gemeinsam stiegen sie in die Götterheimat hinauf, wo Enodia die Seele ihrer Tochter läuterte.
Froh über die unerhoffte Rettung verbrannten die Menschen Melanas Körper und feierten den Sieg über die grausame Göttertochter. Doch Melanas Kinder hatten überlebt und empfanden nun Scham und Abscheu für die Taten ihrer Mutter. Die anderen Menschen verspürten aber noch immer große Furcht vor ihnen und verjagten deshalb die Brut der Hexenmeisterin. So verstreuten sich Melanas Kinder mit der Zeit über die Erde, trafen auf andere Menschenvölker, bei denen sie sich niederließen und gründeten eigene Familien. Enodias Erbe verbreitete sich so über die Welt, und ihren Nachfahren war es möglich, die besondere Magiebegabung an ihre Kinder weiter zu vererben. So wurde das Vermächtnis der Göttin über Generationen weitergegeben und man nannte diese Menschen Enodias Kinder. Kaum eines von ihnen erlangte jemals wieder die Macht von Melana, aber einige von ihnen wurden zu großen und weisen Magiewirkern. Die meisten wiederum wurden sich ihrer göttlichen Kräfte niemals bewusst und führten das Leben eines gewöhnlichen Sterblichen. Aber es gab auch einige, die sich wie Melana von ihrer eigen Macht verführen ließen und zu einer Bedrohung für ihre Umgebung wurden. Melana selbst, die ihre Nachkommen aus den Sphären beobachtet hatte und noch Reue wegen ihrer eigenen Fehler empfand, wollte dies verhindern und wachte von nun an über deren Taten. Doch sie blieb bei ihrer selbsterwählten Aufgabe nicht lange allein. Enodia hatte über die Zeit viele Seelen ihrer edelsten Kinder nach deren Tod zu sich gerufen und sie Melana zur Seite gestellt. Gemeinsam bildeten sie Melanas Zirkel und unterstützten ihre lebenden Geschwister und richteten und bestraften die Verirrten unter ihnen.