Dschungeltagebuch von Octavia
Inhaltsverzeichnis
9. Hesoar
Ab heute werde ich das Schreiben des Reisetagebuches wieder aufnehmen, denn es wäre doch zu schade, wenn unsere Abenteuer in Vergessenheit geraten würden.
Wir sind wieder in Trutz. Nach all den Strapazen der letzten Zeit, z.b. den Auftrag in Eldorn, Adarians Familienangelegenheiten und nicht zu vergessen den anstrengenden Festen, haben wir kein dringendes Vorhaben mehr in Sicht. Also berieten wir darüber was als nächstes zu tun sei. Sheerana erzählte uns, daß sie nach einem alten Bekannten suchen möchte, der in Richtung Norden verschwunden seien soll. Es bestünde die Möglichkeit, daß er zu den Blutelben gereist ist. Ich war natürlich erst mal skeptisch, zumal es ein enorm weiter Weg bis zum Blutwald ist und Sheerana uns von ihrem Bekannten nicht einmal den Namen sagen konnte. Eine wirklich dämliche Idee, dachte ich. Doch ich mußte schon zugeben, daß ein Besuch bei den Blutelben, für die ich mich eh schon immer interessiert hatte, doch eine Überlegung wert wäre.
Adarian hatte keine wirkliche Meinung zu dem Thema, wie es oft bei ihm ist. Also beschlossen wir morgen in der Bibliothek von Trutz uns eingängig über die Blutelben zu informieren, bevor wir eine Entscheidung treffen.
12. Hesoar
Drei Tage haben wir jetzt in der Bibliothek verbracht. Wir haben so ziemlich alles was es über die Blutelben gab gelesen oder zumindest überflogen. Es gab einige Bücher auf menschlich, die versuchten möglichst „neutral“ zu beurteilen. Hier erfuhr ich einiges über ihre Kultur und ihre Sitten, obwohl sich alles ziemlich spekulativ anhörte und die Informationen eher dürftig waren. Es wurde berichtet, daß niemand, der den Blutwald betreten hatte, jemals zurückgekehrt ist und die Blutelben alles andere als gastfreundlich seien. Außerhalb ihres Waldes werden sie wohl selten gesehen, obwohl sie sogar Handel mit wenigen umliegenden Städten treiben. Ich las auch etwas - vielleicht nur ein Gerücht – von Beziehungen die sie zu Thera haben sollen. Insgesamt warfen alle menschlichen Bücher ein unfreundliches doch interessantes Bild auf den Blutwald und seine Bewohner.
Ein Buch, welches von Zwergen geschrieben war, legte ich nach dem Vorwort schnell wieder zur Seite. Anscheinend verabscheuen Zwerge Blutelben noch mehr als sie gewöhnliche Elben bereits hassen.
Schließlich nahm ich mir die elfischen Berichte über sie vor. Hauptsachlich beklagten sie ihr Leid, daß sie für ihre gefallenden Brüder empfinden und das sie sie eigentlich nicht mehr zu ihrer Rasse als zugehörig betrachten könnten. Auch von ihnen erfuhr man nichts wirklich neues außer einiger Details über ihr Schicksal, ihre Abstammung und ihre Königin.
Nachdem wir nun sämtliche Werke über die Blutelben studiert hatten, nutzten wir heute noch einen weiteren Vormittag um uns in der Bücherei über einige andere Dinge von vergangenen Abenteuern zu informieren. Mittags beschlossen wir zum Essen zurück zu unserem Gasthaus zu gehen.
Als wir aus den Bibliotheksgebäude kamen, war auf dem großen Platz, den man überqueren muß wenn man von der Bücherei kommt, ein großer Menschenauflauf. Von weiten konnten wir schon die Rufe der Leute hören. Es handelte sich um eine Versteigerung von verloren gegangenen Gepäckstücken. Wir beschlossen zu bleiben und vielleicht mitzubieten. Zuerst wurde ein Seesack versteigert worauf eine Reisekiste folgte, die mir ganz gut gefiel. Also sagte ich Adarian, daß er mitbieten sollte. Schnell konnte uns keiner mehr überbieten und die Kiste gehörte uns. Wir wollten nun zum Gasthaus, um sie zu öffnen, doch Adarian wollte unbedingt noch mehr ersteigern. Nach einer halben Stunde hatte er schließlich trotz unserer Einwände einen Sack mit alter Unterwäsche für mehrere Goldstücke ersteigert. Herzlichen Glückwunsch, Adarian!
Als wir dann endlich zum Gasthaus kamen gingen wir noch vor dem Mittagessen auf unser Zimmer und versuchten, das Schloß der Kiste zu knacken. Mit etwas Gewalt ging es schließlich auf. Innen drin lag erst nichts Ungewöhnliches. Ein Beutel mit ein paar Silberstücken, verschiedene Bekleidungsstücke und ein beigefarbener Kaftan. Als ich diesen herausnahm, fiel mir ein Brief vor die Füße. Ich hob in auf und las ihn vor: Brieftext.
Rätselhaft! Wer hat diesen Brief wohl geschrieben? Nach den Namen zu urteilen konnte es sich um Orks handeln. Aber was war der Wald von Öskrat und von welchen Ruinen schrieb er? Der Brief hatte unsere Neugier geweckt.
Nach dem Essen gingen wir noch einmal zu der Versteigerung zurück, um zu erfahren, wie lange die Kiste vor ihrem Verkauf aufbewahrt wurde und wo sie gefunden wurde. Ein Arbeiter erzählte sie sei auf einem Schiff gefunden worden und stand mindestens schon zwei Jahre im Lager. Irgendwas erwähnte er noch davon, daß der Besitzer verstorben sei. Unser nächster Weg führte uns dann wieder in die Bibliothek, um herauszufinden, wo Öskrat liegt. Auf meiner Karte, die ich mir gekauft hatte, konnte man uns den ungefähren Ort zeigen, mitten im Servosdschungel. Er liegt jenseits von irgendwelchen Siedlungen und es ist ein gefährlicher Weg dorthin.
Am Abend beschlossen wir dann endgültig was wir tun werden. Da wir uns inzwischen einen großen Feindeskreis in dieser Gegend aufgebaut hatten, ist es hier genauso gefährlich als wenn wir uns den Weg durch den Servosdschungel bahnen würden. Außerdem würden wir damit gleichzeitig Richtung Norden einschlagen und somit weiter zu den Blutelben reisen können. Mir war schon etwas unwohl bei dem Gedanken an den unerforschten und gefahrvollen Dschungel, aber gerade das hatte auch einen gewissen Reiz auf mich. Außerdem ging mir auch dieser mysteriöse Brief nicht mehr aus dem Kopf und irgendetwas zog mich zu diesen Ort, von dem die Rede ist, hin.
Als dann schließlich alle zugestimmt hatten nach Norden in Richtung Servosdschungel aufzubrechen, beschlossen wir, morgen früh Trutz wiedereinmal zu verlassen.
14. Hesoar
Zwei Tage ist es her, daß wir in Trutz aufbrachen. Der Weg war unbeschwerlich und ereignislos und am frühen Abend erreichten wir Barten, die letzte Stadt die zum trutzianischen Einzuggebietes gehört. Wir mieteten uns Zimmer und legten uns früh zu Bett.
Am nächsten Tag ritten wir weiter. Wir wußten das wir jetzt bald an Gogolin vorbeikommen und beschlossen möglichst schnell vorbeizureiten. Doch kurz vor der Stadt, die ich eher als Drecksloch bezeichnen würde, wurden wir schon von Bettlern überrannt. Wir warfen ihnen ein paar Münzen hin und wollten weiterreiten, doch Sheerana bemerkte, daß einige Bettler bewaffnet und verkleidete Diebe waren. Noch bevor sie uns warnen konnten wurden wir schon angegriffen. Wir wurden aber einigermaßen leicht mit ihnen fertig. Adarian kämpfte gegen sie und die restlichen vertrieb ich. Nach diesem Kampf sahen wir schleunigst zu, daß wir aus der Nahe von Gogolin kamen. Unterwegs machten wir kurz Rast, damit ich mich um Adarians Verletzungen kümmern konnte, die er sich wie bei jedem noch so winzigen Kampf zuzieht. Ich glaube das ist eine Art Fluch, der auf ihm liegt.
Vor drei Stunden kamen wir dann in Mafraqu an. Ich sitze bereits schon auf meinem Zimmer und werde mich gleich schlafen legen.
16. Hesoar
Wir sind jetzt in Ruseifa. Gestern nacht ist etwas schreckliches passiert! Von Mawraq aus ritten wir ohne Unterbrechung bis wir Ramallah erreichten. Wir suchten uns ein Gasthaus. Es war nur noch ein Doppelzimmer frei und nach dem Adarian mehrmals versprechen mußte, sich anständig zu benehmen, mieteten wir das Zimmer. Wir waren müde und nach einigen Gläsern Wein und Bier schliefen wir schnell ein.
Am nächsten morgen wurden wir früh durch Sheeranas Schreie geweckt. Sie klopfte energisch an unserer Tür und rief immer wieder: „Eine Leiche! Da ist eine Leiche ohne Kopf im anderen Zimmer!“
Wir standen auf, um zu sehen was los sei und hofften, daß es nicht wieder ein dummer Scherz von Sheerana ist, um uns möglichst schnell aus dem Bett zu bekommen. Doch was sie uns dann zeigte war in keiner Weise lustig. In unserem Nachbarzimmer lag tatsächlich eine geköpfte Leiche, deren Kopf der Mörder anscheinend mitgenommen hatte. Es war ein grausiger Anblick!
Endlich berichtete Sheerana was geschehen sei. Auch der entsetzte Gastwirt, der inzwischen gekommen war, hörte zu. Sie erzählte, daß sie heute morgen vorhatte, uns zu wecken und flog zu den Fenstern der Einzelzimmer, da sie nicht wußte, daß wir uns ein Doppelzimmer teilen mußten. Ein Fenster stand offen und Sheerana flog hinein, in der Hoffnung, daß es mein oder Adarians Zimmer sei. Doch statt uns fand sie die Leiche. Dann flog sie zu uns.
Das seltsamste an der Geschichte war, daß die Tür von Innen verschlossen war, was bedeutet, daß der Mörder durch das Fenster, welches im zweiten Stock liegt, gekommen und gegangen seien muß.
Wir durchsuchten das Zimmer. Der Mörder hatte nichts angerührt wie es schien. Sheerana begann damit nach Spuren zu Suchen, stellte jedoch schnell fest, daß das ganze Zimmer voll von ihnen war. Sie fand mehrere vom Opfer, der sich natürlich im Raum bewegt hatte, von dem Dienstmädchen, dem Gastwirt und von uns. Aber keine die zum Fenster führte. Mittlerweile hatten wir eine schlimme Vermutung. Wenn Sheerana schon die Zimmer von uns verwechselte, warum sollte einem Mörder das nicht passieren. Wenn es z. B. ein Kopfgeldjäger war, der es auf uns abgesehen hatte (das würde auch den verschwundenen Kopf erklären), hätte er in der Dunkelheit vielleicht gar nicht genau gesehen, wen er köpfte. Außerdem beschrieb uns der Gastwirt das Opfer als groß, stämmig und kahlköpfig, Adarian also nicht unähnlich. Wir suchten weiter nach Anhaltspunkten. Mittlerweile hatte sich auch die Stadtwache eingefunden. Wir erzählten dem Oberst was geschehen sei und was wir bereits herausbekommen hatten. Das der Mord eine Verwechslung seien könnte, ließen wir jedoch besser aus, da wir nicht unbedingt erzählen wollten, daß wir steckbrieflich gesucht werden.
Der Oberst freute sich über unsere Unterstützung und zusammen mit Sheerana suchten sie weiter nach Spuren. Doch nichts! Auch vor dem Fenster waren sämtliche Spuren verschwunden. Letztendlich konnte ich Sheerana dazu überreden, direkt bei der Leiche, in dem blutüberströmten Bett zu suchen. Sie überwand ihren Ekel und fand neben der Leiche tatsächlich eine Spur die vom Fenster kam und wieder dorthin zurückführte. Sie flog der Spur nach und bemerkte, daß der Mörder über die Hauswand aufs Dach geklettert war, was für keinen normalen Menschen möglich gewesen wäre. Sheerana folgte ihr weiter. Die Spur zog sich in gewaltigen Sprüngen von Dach zu Dach. Adarian und ich waren inzwischen draußen und liefen unten Sheerana hinterher. Sheerana konnte die Spur halten, welche uns schließlich zum Hafen führte. Dort endete sie auf einer Mauer direkt über dem Fluß. Das Wesen was wir jagten war allen Anscheines nach in den Fluß gesprungen, da niemand der Hafenarbeiter heute nacht hier ein Schiff oder ein Boot hat liegen sehen. Wir waren ratlos.
Schließlich beschlossen wir unsere Sachen zu holen und den Fluß zu überqueren was wir ohnehin heute vorgehabt hatten. Drüben wollten wir uns am Ufer auch noch mal nach Spuren umsehen. Als wir alles gepackt und das Gasthaus bezahlt hatten, gingen wir zurück zum Hafen und mieteten uns ein Schiff. Der Kapitän war auch bereit das andere Ufer ein wenig mit dem Schiff abzufahren, so das wir noch mal nach Spuren schauen konnten. Nachdem wir nach mehreren Stunden nichts gefunden hatten, gaben wir auf und ließen uns bei Ruseifa absetzen. Es war schon spät und wir suchten uns ein Zimmer.
Morgen wollen wir noch letzte Vorbereitungen für unsere bevorstehende Reise treffen, denn nach Ruseifa ist es nicht mehr weit bis die Wege enden und wir in unerforschtere Regionen kommen. Wir hoffen, dass wir dann auch nicht mehr in Gefahr vor irgendwelchen Kopfgeldjägern sind.
19. Hesoar
Es ist früh am morgen und ich halte wache. Ich hoffe, das Schreiben hält mich bis zum Sonnenaufgang wach. Vorgestern verließen wir Ruseifa. Wir besorgten uns noch einen großen Vorrat an Proviant, kauften Fackeln, Seile und machten uns auf den Weg in Richtung Dschungel. Es gab einen kleinen Weg, der nördlich von Ruseifa wegführte. Wir folgten ihn und nach einigen Stunden kamen wir in bewaldetere Regionen, obwohl man von einem Dschungel noch lange nicht sprechen konnte. Unterwegs kamen wir noch an einem winzigen Fischerdorf vorbei, ansonsten geschah nichts erwähnenswertes. Der Weg wurde gegen Nachmittag zu einem Pfad und am Abend hatte er sich komplett im Wald verloren. Wir orientierten uns nun nur noch am Lauf des Flusses, der ungefähr in unsere Zielrichtung führte.
Es wurde dunkel und gerade als wir uns einen Lagerplatz suchen wollten, hörten wir Stimmen. Wir schickten Sheerana hin um nachzusehen, wer sich dort unterhält. Sie berichtete von einigen Menschen, die in einem Hüttenlager am Feuer saßen und Bier tranken.
Adarian wollte natürlich hingehen, also näherten wir uns ihnen und riefen ihnen unseren Gruß zu. Sie luden uns ein, sich mit ans Feuer zu setzen und allen Anschein nach waren sie ganz freundlich, was sich im Nachhinein als großer Irrtum erweisen sollte.
Wir tranken etwas mit ihnen. Als es dann später wurde, boten sie uns an, dass wir für einige Kupferstücke eine Hütte von ihnen für die nacht haben könnten. Ich war begeistert, da ich sowieso zu müde gewesen wäre um mein Zelt aufzubauen. Also holte ich, in der Hoffnung eine gute Tat zu vollbringen, ein ganzes Goldstück heraus und achtete auch nicht darauf, dass die Menschen meinen prallgefüllten Geldbeutel zu Gesicht bekamen. Im selben Moment wurde ich mir auch darüber bewusst, wie dämlich ich gerade gehandelt hatte. Ich hoffte nur, daß wir es mit ehrlichen Leuten zutun haben, aber ihre Gesichter spiegelten schon eine gewisse Gier beim Anblick meines Vermögens wieder.
Trotzdem beschlossen wir, dass wir in der Hütte übernachten werden. Sheerana, die sich einen Baum in der Nähe gesucht hatte, könnte uns schließlich warnen, falls wir überfallen werden würden. Wir legten uns schlafen, doch mitten in der Nacht polterte es an unsere Hütte. Es waren unsere „netten“ neuen Freunde, die sich jetzt wohl doch überlegt hatten uns auszurauben. Adarian und ich standen sofort auf und spähten durch einen Spalt nach draußen. Die Männer waren dabei, in unsere Hütte zu kommen. Es sah so aus, als waren sie noch mit etwas anderen beschäftigt, denn manche waren am Schimpfen und Fluchen. Anscheinend hatte Sheerana sich auch schon um einige von ihnen gekümmert.
Zum Glück hatten wir von innen Tür und Fenster verbarrikadiert, so daß es für sie schwer war hineinzukommen. Adarian holte jetzt seinen Bogen und wollte aus der Tür schießen. Ich half ihn und öffnete immer schnell für jeden Schuß die Tür und schloß sie dann sofort wieder. Er traf einige von ihnen aber es reichte nicht aus um sie zu verjagen, also sah ich aus dem Fenster um steckte ihre übrigen Hütten in Brand. Daraus ergab sich ein großes Chaos in dem wir dann doch noch entkommen konnten. Sheerana hatte unsere Pferde bereits geholt und gemeinsam flohen wir in den Wald hinein. Nach einer Stunde beschlossen wir uns auszuruhen und einen Lagerplatz zu suchen. Ich war so wütend wegen diesem Überfall! Hauptsächlich auf mich selbst, weil ich so naiv mit dem Gold um mich geworfen habe, aber ich wollte doch bloß freundlich seien. Auf jeden Fall habe ich hinzugelernt.
Wir schliefen am nächsten Tag lange und machten uns erst am späten Vormittag wieder auf den Weg. Nach einiger Zeit bemerkten wir Bewegungen zwischen den Bäumen. Es war ein Reiter, der uns offensichtlich ebenfalls gesehen hatte und stehen geblieben war. Langsam ritten wir zu ihm herüber und grüßten ihn.
Er war ein grüner Ork, in Leder gekleidet und mit Federn geschmückt. Er grüßte ebenfalls. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und er erzählte uns, daß er aus einem Dorf hier in der Gegend stammen würde. Vor kurzem wurden sie von Räuber überfallen, mit denen sie sich schon seit längerem bekämpften. Sie drangen in ihr Dorf ein und töteten alle Frauen, die sie vorfanden und raubten schließlich den Schatz des Stammes. Der Ork gab sich nach und nach auch als der Anführer oder Häuptling der Orks zu erkennen und vertraute uns an, daß er gerade auf dem Weg zu dem Dorf der Räuberbande sei, um sich den Schatz wiederzuholen. Ohne ihn würde sein Dorf nicht überleben können.
Als Adarian das hörte, schlug er dem Orkhäuptling sofort einige Taktiken vor, wie man bei den Räubern vorgehen sollte. Dabei sah er sich schon in erster Reihe mitkämpfen. Seine übertriebene Hilfsbereitschaft hatte natürlich auch den Grund, daß er sich für den Überfall der letzten Nacht rächen wollte und davon ausging, daß unsere Räuber zu denen aus dem Dorf gehören. Gerade rechnete er zusammen wie viele Männer er wohl brauchen würde, da wurde er von dem Orkanführer unterbrochen. „Ich werde allein gehen!“ sagte er und wollte weiterreiten. Doch Adarian wollte ihn umstimmen und erzählte ihm wie gefährlich es ist, alleine anzugreifen. Er nervte solange bis der Ork ihm gestattete hinterher zureiten. Adarian folgte ihm nun in dem Glauben, ihn beschützen zu können und wir folgten in der Gewissheit, Adarian beschützen zu müssen.
Nach einer Stunde erreichten wir das Zuhause der Räuber. Der Orkhäuptling ritt mit eiserner Miene direkt auf das Dorfzentrum zu. Er trug keine erkennbaren Waffen. Adarian ritt hinterher mit gezogenem Schwert. Sheerana und ich hielten uns eher abseits, da wir beschlossen hatten, erst mal abzuwarten und zu beobachten was passiert. Aus den Häusern schauten Frauen und Kinder raus. Anscheinend schienen sie sich über den Ork lustig zu machen und beschimpften ihn schließlich sogar laut. Er ignorierte sie vollständig und ritt weiter auf das Zentrum zu. Kurz vor dem Hauptgebäude wurden er und Adarian von Männern mit Schwertern umzingelt. Der Räuberhauptmann kam hinzu und lachte. Er fragte den Ork ob er denn lebensmüde sei und nichts aus dem letzten Überfall gelernt hätte.
„Gib mir meinen Schatz zurück!“ Das war alles, was er dem entgegnete. Höhnisches Gelächter brach aus. Adarian war schon kurz davor, wild mit dem Schwert umsichzuschlagen, als er bemerkte, daß der Orkanführer die Arme ausgebreitet hatte und leise vor sich hinmurmelte. Kurz danach begann ein Wind zu wehen, der immer stärker wurde, bis er ein richtiger Sturm wurde und durch das Dorf fegte. Die Räuber standen still vor Angst. Als dann die ersten Blitze in den Hütten einschlugen, liefen sie panisch zu ihren Häusern, um ihre Frauen und Kinder zu retten. Der Ork flüsterte weiter und rief die geballte Kraft des Waldes zusammen. Ich fand das äußerst beeindruckend. Er muß ein ziemlich mächtiger Schamane gewesen sein. Als das komplette Dorf in Flammen stand und alle Bewohner umgekommen oder in den Wald geflüchtet waren, beendete der Ork seine Konzentration, stieg von seinem Pferd und holte sich den Schatz aus dem Hauptgebäude zurück, wo er von dem Räuberhauptmann gelagert worden war.
Adarian, der jetzt alleine da stand, kam sich wohl ziemlich fehl am Platz vor. Noch immer hielt er sein Schwert gezogen und konnte es nicht einmal einsetzen bevor alles zu Ende war. Er war absolut unnütz hier gewesen. Der Orkanführer nahm seinen Schatz, verabschiedete sich von uns und verschwand in den Wald. Wir blieben zurück bei dem zerstörten Dorf. Adarian versucht sich nicht ansehen zu lassen, daß ihm die Sache peinlich war und drängte weiterzureisen. Sheerana und ich machten natürlich noch unsere Witze über ihn und ritten schließlich auch weiter.
Am Abend schlugen wir unser Lager in der Nähe zum Fluß auf. Sheerana hatte wie immer die erste Wache. Als ich schon fest am Schlafen war, wurde ich von ihr geweckt. Sie hatte Boote auf dem Fluß erspäht, die Feuerbälle in den Wald schossen. Vermutlich waren es die übriggebliebenen Räuber, die uns jetzt per Schiff verfolgten.
Als ich aus dem Zelt kam sah ich, daß einige Feuerbälle schon direkt neben unserem Lager eingeschlagen waren. So schnell es ging packten wir unsere Sachen auf die Pferde, doch anscheinend wußten die Räuber unseren genauen Standpunkt jetzt bereits, denn direkt über mir in den Baumwipfeln schlug ein großer Feuerball ein. Ich wurde nicht verletzt, aber Sheerana und Adarian bekamen etwas ab. Schließlich wußte ich mir nicht mehr anders zu helfen, als selbst einen Feuerball als Antwort zurückzuschießen. In meiner Panik gelang es mir zuerst jedoch nur ein paar Funken aus meinen Fingern zu sprühen. Sehr peinlich! Aber dann schoß ich einen dicken Feuerball auf das Boot ab, welches sofort in Flammen aufging. Danach flüchteten wir sofort in den Wald und suchten uns weit entfernt einen anderen Lagerplatz, wo ich mich jetzt befinde. Die Sonne steht schon am Himmel und ich werde gleich die anderen wecken.
20. Hesoar
Zwei Tage konnten wir jetzt ohne großartige Vorfälle weiterreisen. Der Wald wird schon immer dichter und nur noch selten können wir reiten.
Während ich hier sitze und schreibe muß ich mich um einen Affen kümmern, der seid Sheeranas Wache aufgetaucht ist und versucht, sich unser Proviant unter den Nagel zu reißen. Als Adarian mit der Wache dran war, bin ich ständig aufgewacht, weil er den Affen angeschrieen hat und anscheinend überhaupt nicht mit ihm fertig wurde. Als ich dann zur Wache geweckt wurde, habe ich einfach einige Früchte in den Wald geschmissen und der Affe ist nun immer längere Zeit mit dem Suchen beschäftigt. So habe ich jetzt halbwegs meine Ruhe.
Gestern sahen wir Bene Baraq, eine kleine Stadt, die am anderen Ufer des Fluß liegt. Da der Fluß enorm breit ist und eine Überfahrt deshalb unmöglich für uns schien, reisten wir unseren eingeschlagenen Weg bis es Zeit zum lagern war. Nach einer ruhigen Nacht brachen wir erholt wieder auf. Der Wald war wieder lichter und wir konnten oft reiten. Während unserer Mittagsrast kam ein Jäger vorbei. Wir luden ihn an unser Feuer und boten ihm Essen und Tee an. Er freute sich und beantwortete mir viele Fragen über den Verlauf der Flüsse und die Gebiete des Waldes die uns bevorstehen. Er half uns so gut er konnte weiter und warnte uns noch vor den T`skrangs, die hier in der Nahe leben. Außerdem beschrieb er uns noch den ungefähren Weg zu einer Stadt namens Cem Canuun und meinte, das wir dort sicher unsere Vorräte auffüllen könnten.
23. Hesoar
In den letzten Tagen ist eine Menge passiert. Nachdem wir unseren Weg nach Cem Canuun fortgesetzt hatten kamen wir zu einer Stelle, wo der Fluß sich gabelte. Dummerweise hatten wir die Orientierung verloren und wußten nun nicht wohin wir weiter gehen sollten. Die Beschreibung des Jägers ließ sich unseres Wissens nach nicht mehr auf die Umgebung beziehen und deshalb beschlossen wir den Arm des Flusses zu folgen, an dem wir uns sowieso befanden.
Der Fluß wurde schmaler und floß irgendwann in einen größeren See. Wir machten uns auf, um ihn zu umrunden. Ungefähr auf der Hälfte bemerkten wir Bewegungen auf der Wasserfläche und als wir näher zum Ufer kamen, tauchten mit einem Sprung drei T`skrangs aus dem Wasser auf. Sie trugen Speere und fragten, was wir hier wollten. Spontan antwortete ich ihnen in ihrer Sprache, ohne drüber nachzudenken. „Wir sind Reisende und haben nichts Böses im Sinn.“ ,sagte ich. Die T`skrangs sahen mich an, als hätten sie einen Geist gesehen. „Wo hast du unsere Sprache gelernt?“ Ich sagte, weil mir nichts besseres einfiel, ein T`skrang hätte sie mir beigebracht.
Die T`skrang tuschelten etwas und sagten uns schließlich, daß wir hier warten sollen. Sie wollten ein Boot holen und uns zu ihrem Dorf bringen, wo wir verpflegt und untergebracht werden sollten. Sie sprangen zurück ins Wasser und verschwanden. Ich war verwirrt, aber froh bei dem Gedanken an ein richtiges Bett. Ich erzählte nun den anderen, die ja kein Wort von der Unterhaltung verstanden hatten, was die T`skrangs vorhatten. Sheerana veranstaltete natürlich sofort ein Drama, als sie hörte, daß sie auf ein Boot sollte. Schon wieder das alte Problem! Wir versuchten sie wie immer davon zu überzeugen, daß ihr auf dem Schiff bestimmt nichts passieren und sie auch nicht naß werden würde. Die Diskussion war gerade am eskalieren, als die T`skrang auf einem Boot zurückkamen. Sheerana wollte wegfliegen, da reichte es mir und ich nahm ihr die Angst vor dem Wasser. Unter meinem Zauber stehend hatte sie nun keinen Grund mehr, warum sie nicht auf dem Boot mitfahren sollte und ging bereitwillig an Bord. Die T`skrangs waren nun äußerst zuvorkommend und halfen mir aufs Boot. Sie sagten, daß wir nach Tiktalan fahren würden und das ihr Vorsteher bereits ein Fest für mich bereiten lassen würde. Ich war begeistert von soviel Gastfreundschaft, auch wenn ich es etwas seltsam fand einen solchen Aufstand zu betreiben, nur weil ich als Mensch T`skrangisch sprach. Trotzdem beschloß ich das ganze zu genießen.
Wir fuhren einige Zeit bis wir in die Nähe von Tiktalan kamen. Einige T`skrangs schwammen uns schon entgegen und begleiteten das Boot. Wir winkten ihnen zu, aber anscheinend kannten sie diese Geste nicht. Adarian bemerkte das nicht und winkte weiter, bis die T`skrangs ihn nachäfften. Sheerana saß am Bug und sah ohne Angst ins Wasser. Mein Zauber hatte bestens funktioniert und ich hoffte, daß er noch etwas länger anhält.
Schließlich kamen wir in Tiktalan an. Die Stadt war mitten in den Fluß gebaut und zum größten Teil unter Wasser. Wir legten an und wurden über Stege zu einem Gebäude geführt, welches oberhalb des Wassers lag und betraten eine große Halle. Ein aufwendiges Mahl war auf einer langen Tafel aufgetragen und viele T`skrangs begrüßten uns freundlich. Sie wiesen uns Plätze zu und wünschten guten Appetit. Gerade als wir essen wollten, verging meine Beeinflussung auf Sheerana. Sie schrie mich an, wie ich es nicht anders erwartet hatte und verschwand dann schmollend nach draußen. Da es sowieso nichts gebracht hätte ihr hinterher zugehen, ließ ich mir lieber das Essen schmecken.
Unser Gesprächspartner war ein T`skrang, der in unserer Sprache reden konnte. Er fragte mich erneut, woher ich denn ihre Sprache sprechen könne und erst jetzt erfuhr ich von ihm, daß sie einen ganz charakteristischen Dialekt sprechen. Jetzt mußte ich mir schnell eine Geschichte ausdenken!
Ich erzählte, daß ich aus Ramallah kommen würde und dort einen verletzten T`skrang (ich erfand einen Namen) aus den großen Fluß gezogen hätte. Ich nahm ihn mit nach Hause, und pflegte ihn, bis er gesund war. Zum Dank brachte er mir seine Sprache bei, da ich mich doch so für fremde Sprachen interessiere. Eine ungeheuer dämliche Geschichte!
Ich erfuhr, daß eigentlich noch nie T`skrangs aus Tiktalan ihre Heimat verlassen hatten und ihr Dialekt nur für dieses Gebiet typisch sei. Nun saß ich in der Zwickmühle, doch zu meiner Überraschung wechselte mein Gesprächspartner daraufhin das Thema, worüber ich irritiert, aber froh war. Ich fragte mich, warum er das getan hatte, da es offensichtlich war, daß er mir kein Wort abgekauft hatte. Wußte er vielleicht doch mehr als ich es mir denken konnte? Nach einigen Gläsern Wein und durch die Freundlichkeit der T`skrang, waren meine Bedenken jedoch schnell wie weggeblasen. Sogar Sheerana war inzwischen wieder da und setzte sich, noch leicht mürrisch, zu uns.
Dann kam der Höhepunkt des Abends. Eine Tür ging auf und heraus kam der Oberste der T`skrang, gefolgt von zwei Priestern. Er deutete mir herüberzukommen und sagte, daß sie beschlossen hatten, mich als Freundin ihres Volkes zu ehren. Ich war sprachlos und gerührt. Der eine Priester öffnete eine Kiste und holte einen purpurnen Umhang heraus der mit einer hübschen Brosche gehalten wird. Er stellte sich hinter mich, und legte mir den Umhang um die Schultern. Doch nachdem er die Brosche geschlossen hatte fühlte ich mich plötzlich überraschend anders, genauhergesagt fühlte ich gar nichts mehr, obwohl ich noch sehen und hören konnte. Mein ganzer Körper war erstarrt und ich konnte mich weder bewegen, noch reden. Ich war nur noch ein Statue. Es war schrecklich!
Adarian und Sheerana sahen skeptisch um sich und Adarian hatte schon seine Hand am Schwertgriff. Der Priester sprach in unserer Sprache zu ihnen: „Ihr könnt gehen, da es so scheint, daß ihr nicht mit dieser Dämonin im Bunde steht. Wir werden euch nicht aufhalten, doch sie wird für immer hier bleiben. Sie ist böse und gefährlich!“ Adarian und Sheerana waren verwirrt und versuchten zu erklären, daß ich nicht böse sei und sie nicht ohne mich hier weggehen würden. Ich mußte alles mit ansehen und konnte nur hoffen, daß sie einen Weg finden werden, um mich hier herauszuholen. Schließlich ließ sich der Priester darauf ein, daß wenn sie ein Rätsel von ihm lösen könnten, er mich freilassen würde. Adarian und Sheerana waren bereit es zu versuchen.
Der Priester ließ zwei Kästchen bringen. Das eine war voll mit Gold und in dem anderen lag der Schlüssel, der zu der magischen Brosche meines Umhanges gehörte und den Bann brechen könnte. Der Priester sprach: „Ihr erhaltet den Schlüssel oder das Gold, wenn ihr mir einen Satz sagen könnt, der unanfechtbar wahr ist. Was ihr dann erhaltet hängt von eurem Satz ab. Ist euer Satz falsch, erhaltet ihr gar nichts. Überlegt gut, denn ihr habt nur einen Versuch. Ich werde euch bis morgen früh Bedenkzeit geben.“ Der Priester verschwand und mit ihm alle übrigen T`skrang. Die Halle war jetzt leer, nur Adarian und Sheerana standen vor mir und glotzten mich an. Nach einigen wortlosen Minuten setzten sie sich schließlich auf den Boden und fingen an zu überlegen. Sie waren vollkommen ratlos. Das schlimmste war, daß ich ein ähnliches Rätsel während meiner Schulzeit in einem philosophischen Buch gelesen hatte und die Lösung wußte, ihnen nur in keiner Weise helfen konnte. Ich konnte nur mit ansehen, wie sie die ganze Nacht grübelten und grübelten. Adarian kam zwischendurch auf die Idee, mich auf den Boden zu legen, damit ich es bequemer hätte. War ja nett gemeint, aber eigentlich egal, da ich ja eh nichts spürte. Die Nacht verstrich und meine Hoffnung wurde immer geringer, jemals hier wegzukommen. Doch dann hörte ich wie Sheerana rief: „Ich hab´s, ich weiß die Lösung!“ Und als ich hörte, was sie dann sagte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Sie hatte sie tatsächlich gefunden.
Die Sonne ging schon auf und es würde nicht mehr lange dauern bis der Priester wiederkommen sollte. Adarian stellte mich wieder auf und wir warteten. Er kam direkt zum Sonnenaufgang und verlangte nach der Lösung seines Rätsels. „Wir wissen es. Unser Satz lautet: Wir bekommen nicht das Gold!“ ,sagte Sheerana. „Das ist falsch!“ ,sagte der Priester; „...nein, halt,...!“ Allem Anschein nach fing er an zu grübeln und nachdem er sich noch mit anderen Priestern beraten hatte, mußte er zugeben, daß der Satz wahr war und ihm nichts anderes übrig blieb, als den Schlüssel auszuhändigen. „Ich werde mein Wort halten und ihr bekommt den Schlüssel,“ ,versicherte er leicht mürrisch, „aber zuerst werde ich euch mit ihr von hier wegbringen lassen, bevor ihr sie befreien sollt.“ Adarian und Sheerana waren zufrieden und nach kurzer Zeit wurden wir alle auf ein Schiff gebracht. Ich kam mir vor wie eine Galionsfigur und hoffte, daß ich nicht vor den Bug gehängt werde. Das Schiff fuhr schnell den Fluß hoch und setzte uns am Anlegesteg von Cem Canuun ab. Ich wurde hinuntergetragen und Adarian nahm den Schlüssel entgegen. Danach verschwand das Schiff mit größter Hast, als ob sie meine Rache fürchten würden. Adarian öffnete die Brosche und ich fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Alle meine Knochen schmerzten, aber ich war so froh, daß die anderen mich daraus geholt hatten. Doch noch bevor ich genug Luft geholt hatte, um mich bei ihnen zu bedanken, bemerkten wir, daß wir von einer Menschenmasse umringt waren. Viele Bewohner von Cem Canuun hatten unseren Auftritt mit angesehen, starrten uns ungläubig an und murmelten etwas von schwarzer Magie. Einer, offensichtlich der Mutigste, kam zu uns hin. Er forderte uns auf zu verschwinden und sagte zu Adarian, daß er mich in Ruhe lassen sollte. Adarian versuchte die Situation zu erklären, aber der Mann hatte anscheinend schon eine Erklärung für das, was er gesehen hatte, Er glaubte wohl, daß Adarian mit den T`skrang im Bunde stünde und ich seine Gefangene sei. Schließlich holte er aus und griff Adarian an, welcher ihn abwehrte und in den Fluß warf. Die Menge schrie auf und wich vor uns zurück. Wir nahmen unsere Sachen und gingen an den Menschen vorbei, die uns leise Verfluchungen zumurmelten.
Ich war noch benommen und konnte kaum gehen, also beschlossen wir uns schleunigst einen Ort zum Schlafen zu suchen. Schließlich hatten die anderen auch die ganze nacht nicht geruht. Das Problem war nur, daß wir in dieser Stadt, nach unserem Schauspiel am Hafen, bestimmt kein Zimmer mehr bekommen würden. Also suchten wir einen Weg aus der Stadt, was sich als unerwartet kompliziert erwies. Die Wege waren verzweigte Stege, da die Stadt auf die seichte Uferregion des Flusses gebaut war. Es gab viele Kreuzungen und wir liefen erst im Kreis, bis wir einen Steg fanden, der zu den trockenen Bereich am Waldesrand führte. Wir gingen noch bis zum späten Mittag in den Wald hinein und suchten uns ein verstecktes Plätzchen, wo wir unser Lager aufschlugen, um endlich zu schlafen.
Noch immer bin ich verwirrt wegen dem Vorfall mit den T`skrangs . Warum waren sie so sicher, daß ich ein böser Dämon sei? Anscheinend hatten sie große Angst vor mir, warum hätten sie mich sonst mit diesem mächtigen Umhang bannen sollen. Mich würde interessieren, was sie überhaupt über mich wußten, denn schließlich haben sie mich an meiner Fähigkeit, fremden Sprachen zu verstehen und zu sprechen erkannt und hielten mich deshalb für was auch immer. Vielleicht hatten sie es einmal mit einer Hexe zu tun, die ihnen geschadet hat, schließlich gibt es Hexen, die ihre Kräfte eigennützig ausnutzen, um andere zu unterdrücken und zu quälen, wie diese grässliche Gedenwitha. Wenn ich sie jemals wieder treffe, werde ich alles tun, um ihr das Handwerk zu legen. So etwas ist schließlich eine Schande und macht unseren Ruf noch schlechter, als er eh schon ist.
Was ich allerdings aus der ganzen Sache gelernt habe ist, daß ich demnächst zuerst nachdenke, bevor ich jemanden in einer fremden Sprache antworten werde. Das wird mir so schnell nicht mehr passieren! Außerdem ist es jetzt schon das zweite Mal in Folge, daß ich mich aufgrund von Bequemlichkeit in Menschen beziehungsweise T`skrangs getäuscht habe. Das dürfte gerade mir nicht passieren. Zuerst diese Räuber und nun das. Ich werde mein Verhalten noch einmal grundlegend überdenken müssen, wenn ich aus diesem Dschungel lebend herauskommen will.
24. Hesoar
Nachdem wir uns gestern erholt hatten, beschlossen wir, noch die Nacht bei unserem Lager zu verbringen, da es nachts nicht viel bringt weiterzureisen und ich mich noch sehr schwach fühlte. Wir teilten die Wachen ein und legten uns wieder schlafen. Kurz nachdem ich meine Wachzeit angetreten hatte, hörte ich Geräusche im Wald. Ich wollte nachsehen und bemerkte einen Schatten, der auf mich zukam. Schnell versteckte ich mich hinter einem Gebüsch und wartete ab. Anscheinend hatte er mich trotzdem bemerkt und kam näher. Ich konnte erkennen, daß es sich um einen Menschen handelte, der mit einem Bogen bewaffnet war. Er trug grüne Kleidung, eine Feder am Hut und war allen Anzeichen nach ein Jäger. Ich war erleichtert!
Ich kam aus dem Gebüsch hervor und begrüßte ihn. Er war ganz symphatisch und freute sich, als ich ihn zum Tee an unser Lager einlud. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir einiges über seine Jagderfolge. Er erzählte auch, daß etwas ungewöhnliches in Cem Canuun vorgefallen sei und er gewarnt wurde, heute nacht zu jagen. Doch bevor er weitersprach, wurde er plötzlich kalkweiß und starrte mich an. Sein Gesicht spiegelte Panik wieder und er wollte sich schnellstens verabschieden. Ich wollte wissen, was er zu erzählen hatte und da durch normale Kommunikation nichts mehr aus ihm rauszubekommen war, befahl ich ihm, zu sprechen. Er sagte, daß heute morgen drei böse Magier am Hafen angekommen wären und er erkannt hätte, daß ich einer von ihnen sei. Einige Leute, die mutig genug waren, hatten uns schon im Wald gesucht, doch trauten sich nicht weit hinein, weswegen sie uns nicht fanden. Entsetzt über seine Worte gestand er mir, daß er sie nun holen werde, um uns gefangen zu nehmen. Kaum hatte er dies gesagt, rannte er in den Wald hinein und schrie, er sei verhext worden, wo er ja nicht Unrecht mit hatte.
Ich wußte, wenn wir eine Konfrontation mit den Männern aus Cem Canuun vermeiden wollten, mußten wir sofort von hier verschwinden. Ich weckte Adarian, erklärte ihm die Situation und wir packten unsere Sachen zusammen, doch wo war Sheerana? Anscheinend hatte sie sich einen weiter entfernten Baum gesucht und wir fanden sie nicht. Als wir dann Fackelschein im Wald sahen, blieb uns nichts anderes übrig, als ohne sie zu fliehen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie bemerkt werden würde, war gering und deshalb hofften wir, daß sie nicht in Gefahr war. Wenn sie wach wird, würde sie uns schon wiederfinden.
Adarian und ich gingen ungefähr zwei Stunden nach Norden, bevor wir Halt machten. Wir wollten erst mal abwarten und später vorsichtig zurückgehen, um nach Sheerana zu sehen. Nachdem wir einige Zeit abgewartet hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Ungefähr nach der Hälfte bemerkten wir Bewegung über uns im Blattwerk und konnten eine kleine Gestalt erkennen. Es war Sheerana, die natürlich beleidigt war, weil wir sie zurückgelassen hatten und uns schon eine Weile heimlich hinterhergeflogen war. Wir versuchten ihr die Situation zu erklären, was nicht viel brachte. Zum Glück beruhigte sie sich dann doch noch und erzählte uns, was im Wald nach unserem Aufbruch geschah.
Sie wurde geweckt, weil die Männer aus Cem Canuun ankamen und aufgebracht durcheinander redeten. Sheerana verstand, daß sie nach der bösen Hexenmeisterin und ihren dämonischen Gefährten suchten, und sah, wie sie mit Mistforken an unserem alten Lagerplatz standen und wild umherschauten. Glücklicherweise erfasste Sheerana sofort die Situation und sie beschloß die Männer zu verjagen. Sie wollte ihnen Angst einjagen und betäubte heimlich einen, der glaubte, von einer Mücke gestochen worden zu sein. Kurz danach kippte er um und blieb regungslos am Boden liegen. Die anderen Männer sahen dies voll Entsetzen und vor Angst fuchtelten sie mit ihren Forken in der Luft herum. „Zeig dich, du böse Dämonin!“ rief ein besonders kühner und Sheerana antwortet ihm, von oben aus den Baumwipfeln. Sie befahl ihnen zu verschwinden, sonst würde sie alle verfluchen oder sogar vernichten. Die Männer, die mit angsterfüllten Augen die Bäume absuchten, aber niemanden ausmachen konnten, gerieten nun vollständig in Panik und rannten hinfort.
Wir lachten uns fast tot, als Sheerana ihre Geschichte beendet hatte, auch wenn mir die armen Dorfbewohner leid taten und unserer Ruf in dieser Gegend vollständig ruiniert war, bevor wir überhaupt einen hatten.
25. Hesoar
Heute morgen kamen wir in ein Waldstück, in welchem wir wieder längere Strecken reiten konnten, und kamen deshalb gut voran. Gegen Vormittag hörten wir Geräusche aus dem Wald, die klangen, als wenn Bäume umkippten, begleitet von einem dumpfen Stampfen. Kurz danach schlich mir ein ranziger Gestank in die Nase und ich wußte bescheid: ein Oger! Sheerana flog hoch, um nachzusehen, wie weit er noch entfernt war. Sie gab uns Zeichen, daß es sich noch um ein ganzes Stückchen handeln würde, trotzdem entfernten wir uns noch etwas von ihm, um kein Risiko einzugehen. Wir wurden nicht von ihm bemerkt und kamen ungehindert weiter.
Später stellte sich jedoch ein wirkliches Problem. Wir hatten wieder einmal keine Ahnung, welchen Weg wir einschlagen wollten, da der Fluß sich wieder einmal verzweigte. Außerdem wurden unsere Vorräte knapp und obwohl ich mich inzwischen mit den essbaren Pflanzen des Waldes ganz gut auskannte, hatte ich keine Lust, die Hälfte unserer Reise, wurzelsuchend durch Gestrüpp zu kriechen. Also wäre es von Vorteil, wenn wir demnächst an irgendeiner Art von Siedlung vorbeikommen würden, um uns mit Nahrung einzudecken.
Sheerana, die, während wir über unsere Situation nachdachten, in den Wald geflogen war, hatte einen Ork getroffen, der sich ihr als Sosh vorgestellt hatte. Anscheinend konnte dieser ihr den Weg zu der nächsten Ansiedlung, namens Elladan, beschreiben. Wir müßten nur den Fluß folgen, versicherte sie uns mehrmals und wir glaubten ihr erst mal.
Wir hielten unseren Weg nah am Fluß, was Sheerana natürlich ärgerte, wir aber reiten konnten, da die Bäume zum Ufer hin lichter wurden. Adarian bemerkte als erster Bewegungen im Schilf, welches in der Uferzone wuchs. Wir konnten nichts erkennen, aber nahmen immer wieder Bewegungen wahr. Wir stiegen von den Pferden und Adarian ging, mit seinem Schwert in der Hand, auf das Schilf zu. Doch nichts. Gerade als er sich umdrehte, flog ein Feuerball an ihm vorbei, welcher von einem Boot aus abgeschossen wurde, welches sich uns schnell näherte. Adarian rannte zu uns zurück, doch der nächste Feuerball traf direkt neben ihn ein und er zog sich einige Verbrennungen zu. Ein Baum stürzte durch die Explosion um und streifte mich. Das Schiff hatte uns jetzt direkt in der Schusslinie und wir mußten irgendwie hier weg, also feuerte ich zurück, damit wir Zeit zur Flucht gewinnen. Schnell holten wir die Pferde und entfernte uns vom Ufer.
Während des Angriffes, war noch jemand am Flussufer gewesen, der offensichtlich ebenfalls vor den Räubern, Flusspiraten, oder wer auch immer uns angegriffen hatte, geflohen ist, doch wir sahen ihn nur ganz kurz zwischen den Bäumen herhuschen und konnten nicht erkennen, um wenn oder was es sich da handelte. Morgen werden wir wieder zum Fuß zurückkehren und dort vorsichtig weiterreiten.
26. Hesoar
Heute morgen war nichts mehr von den Flusspiraten zu sehen und wir gingen weiter, natürlich mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum Fluß. Hin und wieder bewegte sich wieder etwas im Geäst der Bäume und wir wurden das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Anscheinend folgte uns derjenige, den wir am abend zuvor vor den Flusspiraten flüchten sahen, doch was wollte er von uns? Auf jeden Fall beschlossen wir, die Augen offen zu halten und unseren Weg wie geplant fortzusetzen.
Adarian ritt voraus und sah als erster, daß wir auf eine seltsame Hecke zuritten, die beinah so wirkte, als sei sie von Hand noch dichter verknüpf worden. Plötzlich hörte ich eine Stimme aus dem Baum über mir. „Wenn er weiter geht, ist das sein Tod! Oder wollt ihr in die Feste hinein?“ Die Stimme sprach T`skrangisch, doch ich konnte in dem Baum niemanden ausmachen, dem sie gehörte. Ich hatte auch noch nie gehört, daß T`skrangs auf Bäume klettern und war ziemlich verwundert, trotzdem warnte ich Adarian weiterzugehen. Dieser hörte natürlich mal wieder nicht auf mich und ging weiter auf die Hecke zu, doch als er kurz vor ihr stand, sprang ihm ein T`skrang auf den Rücken und riß ihm vom Pferd. Adarian war viel zu überrascht, um sich zu wehren und lag auf dem Boden, der T´skrang hielt ihn fest. Schnell ging ich dazwischen, bevor Adarian durchdrehen würde, denn ich begriff nun, daß der T`skrang uns gerade gerettet hatte. Die Festung, von der er mir etwas zumurmelte, war anscheinend hinter dieser vermeintlichen Hecke und Adarian wäre fast mitten hineingestolpert. Ich beruhigte Adarian und fragte, in gebrochenen Hocht`skrang (ich habe schließlich hinzugelernt), seinen Retter , wer hinter dieser Hecken leben würden. Er berichtete kurz, daß dort die Feste der Piraten sei und wir schnell hier weg müssen, doch dazu war es zu spät. Man hatte uns bereits bemerkt und einige T`skrangs schossen mit Armbrüsten auf uns, andere kamen mit Schwertern über die Hecke gesprungen. Ein Bolzen traf mein Bein und ich schaffte es gerade noch wegzureiten und mich zu verstecken.
Adarian war mit den Piraten beschäftigt und schaffte es, einige niederzustrecken. Endlich konnte er wieder kämpfen und merkte dabei nicht mal, daß er schon von einigen Bolzen getroffen wurde. Sheerana, die sofort nach dem Angriff in die Baumwipfel geflohen war, hatte sich nun von der anderen Seite in die Feste geschlichen und dort ein Feuer ausgelöst. Das stiftete soviel Aufregung unter den T`skrangs, daß ein guter Moment zu Entkommen geschaffen war, aber Adarian war schon wieder zu verletzt, um zu laufen. Da kam der T`skrang, der vorher schon versucht hatte, ihn zu retten, und zog ihn in den Wald hinein, wo ich mich versteckt hatte und Sheerana sich inzwischen eingefunden hatte.
Mein Bein schmerzte entsetzlich und Adarian war mal wieder richtig zugerichtet, doch wir konnten hier nicht in der Nähe der Flusspiraten bleiben und mußten weiter von hier weg. Der T`skrang, der inzwischen erwähnt hatte, daß er Zett hieße, begleitete uns, worüber ich froh war, denn wie es aussah, kannte er sich ziemlich gut in dieser Gegend aus. Wir schlugen uns noch ein ganzes Stück in den Wald hinein bevor wir unser Lager aufschlugen.
Ich operierte mir den Bolzen aus dem Bein und schrie fast vor Schmerzen, als ich ihn herauszog. Dann kümmerte ich mich um Adarian. Zett konnte mir helfen und besorgte einige blutstillende Kräuter aus den Wald, mit denen ich Adarians Wunden versorgte. Ihre Heilkraft war gut und Adarian konnte, nach einem halben Heiltrunk und etwas Ruhe, weiterreisen, denn wir wollten heute noch weiter von den Flusspiraten wegkommen, damit wir nicht nochmals angegriffen würden.
Zett fragte wohin wir wollten und als wir sagten, daß wir auf den Weg nach Elladan seien, stutzte er und malte und eine grobe Karte in den Waldboden. Er zeigte uns unseren Standpunkt und wo Elladan liegt. Wir waren genau in die falsche Richtung gelaufen, denn der Fluß, den wir Sheeranas Anweisungen nach folgen sollten, hätten wir schon gestern überqueren müssen, da Elladan auf der anderen Seite liegt. Sheerana wurde plötzlich sehr kleinlaut und, nachdem wir sie zur Rede stellten, gestand sie, daß sie uns Absichtlich in die falsche Richtung hatte laufen lassen, damit wir den Fluß nicht überqueren würden und sie meinte, daß wir den Fluß doch auch umgehen könnten. Der Fluß von dem sie sprach war der große Schlangenfluß und ihn zu umgehen ist unmöglich. Wir waren äußerst wütend auf Sheerana und wollten ihr begreiflich machen, daß es eine Unverschämtheit ist, seine Reisegefährten derartig zu hintergehen und das nur, weil sie sich bei dem Gedanken an eine Überfahrt fast in die Hose machte. Wann wird sie endlich versuchen gegen ihre kindische Wasserangst anzukämpfen? Sheerana, die sich immer noch im Recht fühlte, versuchte nicht einmal unsere Wut auf sie zu verstehen und unterstellte uns, daß wir sie nicht mehr dabei haben wollten. Daraufhin flog sie schnaubend in den Wald und meinte sie würde nun alleine weiterreisen. Da es solche Situationen schon zu oft gegeben hatte und sie sowieso immer zurückkommt, ließen wir sie davonfliegen und setzten unseren Weg ohne sie fort.
Am abend kamen wir zu einem Uferstück, an dem Holz gelagert und ein Anlegesteg war. Wir hofften, daß vielleicht noch heute oder morgen, ein Schiff kommen würde, um das Holz abzuholen und welches uns mit über den Fluß nehmen kann. Wir bauten unsere Zelte in der Nahe auf und ich machte uns etwas zu essen. Zett wollte auch über den Fluß und beschloß, sich uns anzuschließen. Er konnte auch menschlich sprechen und so konnte Adarian ihn auch verstehen. Wir unterhielten uns noch eine Weile und Zett erzählte uns, daß auf der anderen Flußseite ein Dorf namens Ilic di Kima sei, von dem sicherlich der Anlegesteg und das Holz stammen würden. Das hörte sich gut an und guter Hoffnung legten wir uns schlafen.
Adarian übernahm die erste Wache. Ich war gerade richtig fest eingeschlafen, als ich von draußen Lärm hörte. Ich zog mir etwas über und ging nachsehen. Adarian war nicht da und auch von Zett konnte ich nichts sehen. Der Lärm war vom Fluß gekommen und ich hoffte nur, daß Adarian nicht wieder etwas angestellt hatte. Ich ging dort hin und fand ihn mit Zett bei dem Steg. Zwei Menschen lagen auf dem Boden, der eine gefesselt und bewußtlos, der andere tot. Fragend sah ich Adarian an, der mir erzählte, daß dies zwei Räuber seien, die sich hier rumtrieben und ihn angegriffen hatten. Zett war auch erst hinzugekommen. Ich wußte nicht so recht, ob ich Adarian glauben sollte, aber da ich die zwei angeblichen Räuber nicht fragen konnte, mußte ich mich mit seiner Geschichte begnügen. Doch wer weiß, wer hier wen provoziert hatte, schließlich nutzt Adarian jede Gelegenheit, um einen Kampf anzufangen, und diese Räuber waren wesentlich schwächer als er oder Zett. Am meisten ärgerte mich, daß einer von ihnen sogar sterben mußte, egal wer hier wen angegriffen hatte. So etwas hätte nicht passieren dürfen, doch Adarian denkt da leider anders als ich. Er rechtfertigte sich damit, daß der Räuber ihn ins Schwert gefallen sei. Sehr glaubhaft! Wir gingen zum Lager zurück wo ich dann gleich meine Wache antreten konnte. Hier sitze ich jetzt auch und schreibe. Ich hoffe nur daß ich nicht einschlafe, denn dann würden wir ein Boot, welches anlegt, bestimmt nicht bemerken, da wir ja etwas entfernt lagern. Aber so langsam fallen mir die Augen zu.........
27. Hesoar
Ich bin gestern tatsächlich bei meiner Wache eingeschlafen und wurde von Zett geweckt. Hoffendlich war kein Boot inzwischen vorbeigekommen und ohne uns wieder abgefahren, also weckten wir Adarian und gingen schnell zum Anlegesteg. Es war tatsächlich ein Schiff angekommen, daß noch an dem Steg angebunden war. Davor standen vier kleine Elefanten, ich denke es waren Müffel, im Kreis und in ihrer Mitte lag ein bewusstloser Mann, den sie allen Anschein nach bewachten. Als wir näher kamen, bauten sie sich auf und versperrten uns den Weg. Wir konnten weder nach dem Bewusstlosen sehen, oder das Boot betreten.
Zett war inzwischen bei dem gefesselten Räuber gewesen, den Adarian in der vorherigen Nacht verprügelt hatte. Dieser war jetzt auch tot. Irgendjemand hatte ihn erstochen und da es von uns keiner war, blieb nur noch der Mann übrig, der nun bei den Müffeln lag. Was war geschehen? War er selbst einer der Räuber und die Männer von letzter Nacht nur Holzfäller? Während ich darüber nachdachte, beschlossen Adarian und Zett, sich irgendwie das Schiff anzueignen und damit überzusetzen, mit anderen Worten, sie wollten es stehlen. Begeistert war ich nicht gerade von ihrem Vorhaben, aber ich fand auch, daß der Bootsbesitzer, wenn er wirklich jemanden getötet hatte, aus was für Gründen auch immer, irgendwie noch eine Bestrafung verdient hatte. Doch muß ich mir eingestehen, daß ich bei meinem Entschluß auch etwas egoistisch dachte, denn schließlich kam das Schiff sehr gelegen und es war die schnellste Möglichkeit, den Fluß zu überqueren. Aber ganz einverstanden war ich auch nicht, schließlich hätten wir abwarten können, bis der Bootsbesitzer wach wird und uns seine Geschichte erzählt. Meine Einwende interessierten Adarian leider überhaupt nicht und Zett war schon bei dem Versuch, die Elefanten mit Wurzeln wegzulocken. Was sollte ich also tun? Auf mich hörte schließlich niemand.
Zett hatte schon einen Elefanten weggelockt, als es plötzlich einen lauten Knall gab. Wir drehten uns zum Boot um und sahen, daß in ihm etwas explodiert war und nun ein Loch im Deck war. „SHEERANA!!!“ ,schrieen Adarian und ich gleichzeitig und rannten zum Boot. Zwei der übrigen Elefanten waren so erschrocken, daß sie weggelaufen waren und der letzte war zu verwirrt, um uns aufzuhalten, doch er kam uns hinterher. Auf dem Boot löschte ich noch einige Flammen, und als wir in das Loch, aus der die Explosion kam, sahen, blickten wir tatsächlich auf Sheerana, die ohnmächtig neben einer Kiste mit den Patronen für den Antrieb des Schiffes lag. Adarian holte sie hoch und ich versuchte die Ausmaße ihrer Verbrennungen festzustellen. Am schlimmsten waren sie an den Armen, aber auch das Gesicht und die Beine hatten etwas abbekommen. Ich gab ihr einen Heiltrank und legte ihr heilende Umschläge an.
Warum hatte sie nur schon wieder so einen Unsinn angestellt? Ich wußte ja, daß sie uns bestimmt verfolgt hatte, aber warum hat sie nicht zuerst mit uns gesprochen, bevor sie so etwas Unüberlegtes tut. Sie weiß doch, daß wir nie besonders nachtragend sind, zumindest ich nicht. Oder wollte sie uns hier ihren Selbstmord demonstrieren, damit wir auf immerundewig ein schlechtes Gewissen haben? Ich hoffe mal, daß selbst sie nicht so weit gehen würde.
Zett hatte inzwischen das Boot wieder in Gang gesetzt und Adarian hatte unser Gepäck und die Pferde geholt, und ehe ich mich versah, steuerten wir auf die andere Seite des Flusses zu. Nach einiger Zeit kam Sheerana schließlich zu sich und erzählte, was für eine Schnapsidee sie gehabt hatte. Natürlich war sie uns gefolgt und kam hier an, kurz bevor das Schiff anlegte. Als sie es bemerkte, flog sie hin und beobachtete den Mann mit den Elefanten. Dieser ging an Land und erblickte den gefesselten und bewußtlosen Räuber. Er zog sein Messer heraus und stach den Wehrlosen ab. Sheerana, die dies mit ansah, nahm kurzer Hand ihren Bogen und betäubte ihn, womit jetzt auch geklärt ist, warum er morgens bewußtlos zwischen den Elefanten lag. Als wir dann dorthin kamen, versteckte sie sich schnell wieder und beobachtete uns. Anscheinend hatte sie ein schlechtes Gewissen und überlegte sich eine Möglichkeit, uns zu helfen. Ihr Plan war, auf das Schiff zu fliegen und es in Betrieb zu setzen. Dann wollte sie es den Fluß hinunter steuern, damit wir ohne Probleme mit den Elefanten aufsteigen könnten. Sie flog also in die Führerkabine und sah sich den Antrieb an, doch hatte keine Ahnung wie sie hier etwas ausrichten könnte. Dann fiel ihr Blick auf Patronen, die wie kleine Kästen aussehen und öffnete eine. Was sie nicht wußte war, das sie konzentriertes, magisches Feuer beinhalten und beim Öffnen sofort explodieren. Sie hatte noch großes Glück, daß sie überhaupt überlebt hatte. Jetzt brauchte sie erst mal Ruhe und bewegen konnte sie sich vorerst nur wenig, da die Verbrennungen schmerzten und ich sie von oben bis unten mit Verbänden eingewickelt hatte.
Zett meinte, daß wir noch nicht gleich übersetzen sollten, da das Dorf noch einige Stunden den Fluß hinauf wäre, und wir bis dorthin noch fahren könnten. Das war gut, da es hier auf dem Boot sicherer als im Wald ist, und Sheerana noch nicht weiterreisen kann. Wenn wir in unserem Tempo weiterfahren, werden wir morgen wohl an dem Dorf ankommen.
Vorhin, als es schon dunkel wurde, kam uns ein weiteres Schiff entgegen, gerade als wir Anker geworfen hatten und uns zur Ruhe begeben wollten. Wir versteckten uns, da wir befürchteten, daß es schon wieder Flusspiraten seien könnten. Es kam näher und wurde immer langsamer, bis es neben uns hielt. Eine Stimme rief zu uns herüber. „He, Klaus, biste noch wach? Hallo!“ Wir blieben still. Es waren wohl Bekannte von dem Mann, dem wir das Boot geklaut hatten. Der Elefant, der immer noch an Bord war, begann zu tröten, als er die Stimme hörte. „He, Schnotti, das bist du doch? Wo is Klaus denn? He, Hallo!“ ,rief sie zurück, da begann Adarian unverständlich an zu lallen und wollte den Leuten vom anderen Schiff vorspielen, daß er Klaus sei, der sturzbetrunken ist. Anscheinend waren sie nicht besonders intelligent und glaubten Adarians Schauspiel. Sie fragten, ob er noch etwas zu trinken hätte und nachdem Adarian ihnen ein verneinendes Gemurmel hinüber grummelte, führen sie endlich weiter und riefen noch: „Sieh zu, daß du`s mitèm Saufen nicht so übertreibst, Klaus, du alter Schluckspecht!“ Die waren wir zum Glück los.
28. Hesoar
Die Nacht auf dem Boot verlief ohne weitere Zwischenfälle und morgens früh wollten wir weiterfahren. Zett teilte uns mit, daß er schon heute morgen von Boot gehen wollte, da er hier in den Wald hinein gehen müsse, also fuhren wir so nah es ging ans Ufer und setzten ihn ab. Wir bedankten uns für seine Hilfe und er erzählte uns, daß es direkt hinter dem Dorf von dem er gesprochen hatte noch eine zweite Siedlung geben würde, von wo aus es nach Elladan nicht mehr ganz so weit ist. Zett zeigte Adarian noch wie man das Boot steuern muß und ohne ihn fuhren wir schließlich weiter.
Als die Sonne schon höher stand und über die Baumwipfel auf den Fluß schien, sahen wir aus der Ferne das Dorf. Doch wir konnten hier nicht einfach am Hafen anlegen, denn Klaus stammt bestimmt von hier und sein Boot würde wohl unter den Einheimischen bekannt sein. Also suchten wir uns eine abgelegenere Stelle, um an Land zu gehen, doch einige Leute hatten das Boot schon entdeckt. Wir schafften es gerade noch abzuladen und uns in den Wald zu schlagen, bevor sie dort ankamen. Wie geplant machten wir einen Bogen um das Dorf und fanden den Pfad, der zu dem zweiten Dorf, namens Ilic di Kima, führt. Nach zwei Stunden kamen wir dort an. Wir hofften, daß hier noch niemand vom Verschwinden von Klaus gehört hatte, und machten uns auf, ein Gasthaus zu suchen, da wir schrecklich hungrig waren.
Pünktlich zur Mittagszeit fanden wir auch eins. Es war sehr einfach, aber ich freute mich wahnsinnig darauf, endlich wieder mit Besteck essen zu können. Es gab Eintopf und Brot, und nach den ganzen Wurzeln, die wir in den letzten Tagen hinuntergewürgt hatten, schmeckte es wie ein Festmahl.
In dem Gasthaus saßen hauptsächlich Menschen, aber auch zwei Zwerge und ein Windling, der sich ganz in eine Ecke zurückgezogen hatte. Wir fragten einfach in die Runde, ob uns jemand den kürzesten Weg nach Elladan erklären könnte, aber die Menschen zuckten mit den Schultern. Die Zwerge blickten jedoch ungläubig zu uns herüber und fragten, was wir dort wollen. Elladan sei ihrer Ansicht nach ein böser und unangenehmer Ort, und nur Wahnsinnige würden sich dort hinein wagen. Ihnen fielen noch viele Beschimpfungen für diesen Ort ein und warnten uns immer wieder, auch nur einen Fuß auf diesen verseuchten Boden zu setzen. Mein Verdacht, daß Elladan eine Stadt der Elben ist, war hiermit bestätigt. Nur über sie würden Zwerge so herablassend sprechen, welche bemüht waren, den Ort so schlecht wie möglich erscheinen zu lassen. Die armen Zwerge, dachte ich mir nur. Sie haben nicht im geringsten einen Sinn für das Schöne, was die Elben doch so beherrschen. Ich hingegen freute mich jetzt noch mehr auf Elladan und seine bestimmt freundlichen Bewohner. Außerdem, wer sonst als die weisen Elben könnte uns auf unserer Suche, nach den Ruinen bei Öskrat, behilflich sein.
Wir beschlossen die Nacht in Ilic di Kima zu verbringen. Wir mieteten uns Zimmer und wollen uns morgen zum Sonnenaufgang wecken lassen.
30. Hesoar
Vorgestern morgen verließen wir Ilic di Kima und machten uns eigenständig daran, uns einen Weg nach Elladan zu suchen. Ein Pfad führte weiter in den Wald rein und ungefähr in die Richtung, die wir einschlagen wollten. Auf einigen gestapelten Baumstämmen sahen wir Holzfäller die gerade Frühstückspause hatten. Adarian beschloß vorzureiten und sich nach dem Weg zu erkundigen. Ich wartete mit Sheerana, der es inzwischen schon besser ging, etwas abseits. Ich beobachtete, wie Adarian mit ihnen ins Gespräch kam, doch dann standen die Holzfäller plötzlich auf und nahmen ihre Äxte. Adarian ritt in einer Windeseile zu mir zurück und schrie, ich sollte in den Wald flüchten. Was hatte er nun schon wieder angerichtet?
Die Holzfäller rannten uns hinterher und da wir im Unterholz nicht reiten konnten, mußten wir unsere Pferde führen und kamen dementsprechend langsam voran. Ich versuchte deshalb, unsere Spur zu verwischen, und die Büsche, die wir plattgetrampelt hatten, magisch wieder aufzurichten, damit die Holzfäller, die schon dicht hinter uns waren, vielleicht unsere Spur verlieren würden. Doch sie waren nicht abzuschütteln.
Adarian hatte nun eine andere Idee. Er wollte zurück zu ihnen und sie alle zum Kampf herausfordern. Was für ein Schwachsinn! Warum sollten wir es darauf anlegen Blut zu vergießen, wenn es auch anders gehen würde. Ich stritt nun mit Adarian, was in unserer Lage wohl absolut unangebracht war. Sheerana, die sich auch über Adarian ärgerte, betäubte ihn einfach, bevor er zu den Holzfällern zurück reiten konnte. Das war ja einerseits berechtigt, da er uns so noch am wenigsten Schwierigkeiten machte, aber jetzt mußten wir zusehen, wie wir ihn auf sein Pferd bekommen, um weiter zu flüchten.
Mit Mühe und Not gelang es uns und wir gingen weiter, doch von den Holzfällern war nichts mehr zu hören, oder zu sehen. Wir suchten uns einen versteckteren Platz und machten Rast. Adarian würde nun bestimmt noch zwei Stunden schlafen und Sheerana und ich machten uns etwas zu Essen, von dem Proviant, welches wir noch in Ilic di Kima besorgt hatten.
Auf einmal guckte zwischen zwei Büschen ein kleiner Kopf heraus. Es war der Windling, den wir vorher im Gasthaus gesehen hatten. Er kam ganz hervor, zog seinen Hut, an dem eine lange Feder angebracht war und begrüßte uns höflich. Er stellte sich als Iklanai vor und sagte, er würde uns schon den ganzen Weg von Ilic di Kima hinterher fliegen, doch wir hätten ihn nicht bemerkt. Iklanai hatte gehört, wie wir nach Elladan fragten und sei uns gefolgt, um uns zu helfen, da er gerade auf den Weg dorthin sei. Ich freute mich und lud ihn ein, mit uns zu essen. Iklanai sah nun Adarian, wie er betäubt über sein Pferd hing und stutze: „Ist es bei euch Brauch, seine Gefährten zu betäuben?“ Wir versuchten ihm zu erklären, daß es bei Adarian manchmal die einzige Möglichkeit ist, ihn vor sich selbst zu schützen, aber ich glaube er hielt uns, oder eher Sheerana, für etwas verrückt. Er kam mit ihr aber ins Gespräch, z.B. über Druzba und ich ließ die Windlinge sich erst mal beschnuppern.
Zwischendurch ging ich immer wieder zu Adarian und versuchte ihn zu wecken, doch Sheerana hatte mehrmals zugestochen, was bedeutete, daß er vor heute abend nicht wach werden würde. Wir saßen hier erst mal fest. Iklanai bot an, uns nach Elladan zu bringen, auch wenn er jetzt mit uns warten mußte.
Erst am späten Abend wurde Adarian wach und ging sofort auf Sheerana los, um sie sich vorzunehmen. Ich wollte gerade dazwischen gehen, da hatte Sheerana ihn schon erneut betäubt. Jetzt würden wir vor morgen früh nicht mehr loskommen. Iklanai schüttelte nur den Kopf und meinte, er wollte sich einen Baum für die Nacht suchen, wenn es heute nicht mehr weitergeht. Auch ich baute mein Zelt auf und zog Adarian, der noch halb im Gebüsch lag, an eine bequemere Stelle. Am nächsten morgen wurde ich von Iklanai sehr früh geweckt, der mir höflichst einen guten Morgen wünschte und vorsichtig an meinem Zelt zog. Er ist wirklich ein sehr umgänglicher Windling und ganz anders, als die druzbarianischen. Wesentlich ruhiger und geordneter.
Adarian wurde auch langsam wach und war noch stinksauer auf Sheerana. Ich ermahnte beide sich zusammenzureißen und jetzt keinen erneuten Streit zu beginnen. Sie hörten auf mich, auch wenn sie nun kein Wort mehr miteinander sprachen. So hatte wenigstens ich meine Ruhe. Beim Frühstück stellte ich Adarian Iklanai vor und erzählte ihm, daß er uns nach Elladan führen wird. Adarian war einverstanden und wir packten dann unsere Sachen und gingen Iklanai hinterher.
Der Wald wurde nun immer schöner und die Bäume immer älter. Als es schon dämmerte, kamen wir auf eine gigantische Eiche zu. Sie muß schon viele Jahrtausende erlebt haben und Iklanai meinte, wir konnten hier gut lagern. Es war wirklich ein wunderschöner Platz und ich schlief schnell ein.
1. Noar
Gestern morgen wachte ich auf, weil ich hörte, wie etwas aus der großen Eiche fiel. Ich sah aus meinem Zelt und sah Adarian, wie er flach ausgestreckt unter dem Baum lag. Sheerana flog über ihn im Kreis und lachte. Iklanai stand neben Adarian und hielt das Ende eines Seiles, wessen anderes Ende hoch in den Ästen des Baumes befestigt war. Es war ein urkomischer Anblick.
Nach und nach bekam ich mit, was geschehen war. Als Adarian seine Nachtwache beendet hatte, wollte er Iklanai wecken, um abgelöst zu werden. Iklanai jedoch, hatte es sich in den oberen Ästen des alten Baumes gemütlich gemacht und hörte nicht, wie er leise von Adarian gerufen wurde. Dieser wollte nun auf den Baum klettern, um ihn zu wecken. Adarian stieg immer höher und kam schließlich in die oberen Bereiche und rief noch mal nach Iklanai, der immer noch seelenruhig schlief. Dadurch wurde aber Sheerana wach, die auch in dem Baum übernachtete. Sie war immer noch wütend auf Adarian und flog zu ihm hin und schon wieder brach Streit zwischen den beiden aus. Adarian wollte sie packen, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte einige Zweige hinab, wo er dann an seinem Hemd hingen blieb. Davon war auch Iklanai aufgewacht und flog zu Adarian, der schimpfend im Baum hing und es nicht schaffte, sich selbst zu befreien. Adarian sagte ihm er soll ein Seil holen und beschrieb ihm, wo er eins finden würde. Iklanai holte es und nachdem Adarian es festgebunden hatte konnte er sich nach einer längeren Zeit befreien. Nun mußte er nur wieder hinunter kommen. Bis zur Hälfte des Baumes schaffte er es auch halbwegs sicher, doch dann machte er einen Fehltritt und fiel den Rest der Strecke.
Adarian mußte an diesem morgen noch viel Spott über sich ergehen lassen, die ganze Geschichte war ja auch zu lächerlich gewesen. Jetzt redete er auch wieder mit Sheerana, da sie sich nun den ganzen weiteren Weg stritten. Iklanai und ich versuchten sie einfach zu überhören.
Heute morgen hat uns irgendjemand ein köstliches Frühstück aus Früchten und Brot neben die Eiche gelegt. Die Nahrungsmittel waren eindeutig elfisch, was hieß, daß wir schon in Elladan erwartet werden. Es ging heute zügig voran und Iklanai erwies sich als guter Führer. Zuerst kamen wir durch ein Waldstück, daß noch zu bereiten war. Dann wurde es steiniger und wir näherten uns einigen größeren Felsen, wo wir zwischendurch mußten. Es sah aus wie eine Pforte und an einer Felswand war ein kleiner Altar angebracht, in dem einige Opfergaben, wie Kräuter, lagen. Vielleicht war er von den Elben, was heißen würde, daß wir nun Gebiet betraten, welches zu Elladan gehörte. Ich pflückte ein Blume, legte sie zu den Opfergaben und ging weiter. Adarian wollte es mir gleichtun und warf eine Goldmünze hinein und einige Klumpen seines alten Tabaks und fing an zu beten. Er erwartete anscheinend auf ein Wunder von diesem Altar, denn er hörte gar nicht mehr auf. Ich passte auf, daß er an dem Schrein nichts kaputt machte und wir warteten bis er fertig war. Nachdem kein Wunder geschah, wollte Adarian dann endlich weiter.
Nicht weit weg von dem Schrein kamen wir zu einem See. Iklanai bückte sich und suchte vermutlich etwas. Auf einmal bewegte sich der ganze Waldboden und ein Weg aus großen Blättern tat sich plötzlich vor uns auf. Nun war es nicht mehr weit bis nach Elladan. Der Weg war wunderschön und es ließ sie wie auf Wolken darauf reisen. Nach einiger Zeit wurde der Wald lichter und wir nahmen viele Bewegungen in den Bäumen, die hier größer als irgendwo sonst im Wald waren, wahr. Adarian fragte Iklanai, wie weit es denn noch bis Elladan sei, worauf der nur antwortete, daß wir bereits da wären. Wir schauten uns um und tatsächlich hörten wir jetzt melodische Stimmen aus dem Bäumen und bemerkten überall Aufgänge, die nach oben führten. In manchen Stämmen waren jetzt auch Türen zu erkennen und uns liefen die ersten Elben über den Weg, die uns freundlich grüßten. Iklanai führte uns zu einem Baum, viel großer noch als die alte Eiche, vor der ein Elf stand und uns anlächelte, als hätte er schon auf uns gewartet. Er kam auf uns zu und hieß uns in Elladan willkommen.