Politische Ordnung des Thyrnischen Weltreiches: Unterschied zwischen den Versionen
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Um die Integrität dieser heiligen Aufgabe zu wahren, sind die Mitglieder des Ordo Dracian, wie alle Mitglieder eines religiösen Ordens in Thyrna, vom "Weg der Ehre" und allen politischen Ämtern ausgeschlossen. Sie können niemals Konsor, Velator oder ein anderer Magistrat werden. Diese strikte Trennung stellt sicher, dass ihre Macht eine rein spirituelle und überwachende bleibt und sie niemals selbst nach der weltlichen Herrschaft greifen können. Obwohl der Dracidor als Kaiser formell der oberste Priester des Ordens ist und dessen öffentliche Zeremonien leitet, unterliegt er als Person dennoch der geheimen Prüfung und der moralischen Autorität der Priesterschaft des Ordens, was eine einzigartige Spannung zwischen dem Herrscher und den Wächtern seiner Legitimität erzeugt. | Um die Integrität dieser heiligen Aufgabe zu wahren, sind die Mitglieder des Ordo Dracian, wie alle Mitglieder eines religiösen Ordens in Thyrna, vom "Weg der Ehre" und allen politischen Ämtern ausgeschlossen. Sie können niemals Konsor, Velator oder ein anderer Magistrat werden. Diese strikte Trennung stellt sicher, dass ihre Macht eine rein spirituelle und überwachende bleibt und sie niemals selbst nach der weltlichen Herrschaft greifen können. Obwohl der Dracidor als Kaiser formell der oberste Priester des Ordens ist und dessen öffentliche Zeremonien leitet, unterliegt er als Person dennoch der geheimen Prüfung und der moralischen Autorität der Priesterschaft des Ordens, was eine einzigartige Spannung zwischen dem Herrscher und den Wächtern seiner Legitimität erzeugt. | ||
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== Das Konsilium == | == Das Konsilium == |
Version vom 12. Oktober 2025, 11:59 Uhr
Die Politische Ordnung des Thyrnischen Weltreiches des Draconats ist um die zentrale Figur des Kaisers herum aufgebaut, dem das Konsilium und der Kaiserliche Rat als beratende, aber hierarchisch klar untergeordnete Gremien dienen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Kaiser (Dracidor)
- 2 Das Konsilium
- 3 Der Kaiserliche Rat
- 4 Der „Weg der Ehre“: Die thyrnische Ämterlaufbahn
- 5 Politische Ämter und Titel des Thyrnischen Weltreiches
- 6 Die Provinzen: Das Fundament des Weltreichs
- 7 Das Leben in den Provinzen
- 8 Die Provinzen im Überblick
Der Kaiser (Dracidor)
Der Kaiser, mit vollem Titel Dracidor ("Drachentöter"), ist die zentrale und absolute Machtfigur im Draconat. Seine Rolle ist politisch, militärisch und religiös allumfassend.
Symbolik und Legitimation
Der Name der Staatsform und der Titel des Herrschers sind programmatisch und tief im Gründungsmythos Thyrnas verwurzelt:
- Das Draconat: Als Staatsform symbolisiert das Draconat die ewige Aufgabe des Imperiums, sich als wachende Kraft gegen die "Drachen" von Eboria zu stellen. Diese "Drachen" sind eine Metapher für die Mächte der Zerstörung, der Barbarei und der Unordnung, die es zu bezwingen gilt.
- Der Dracidor: Der Titel des Kaisers bedeutet wörtlich "Drachentöter". Er knüpft direkt an den Gründungsmythos an, in dem der Held Anasces den Eturischen Drachen besiegte. Anorius Veranor wurde dieser Titel verliehen, nachdem er den Dunklen Kult – den sprichwörtlichen "Drachen" seiner Zeit – vernichtet hatte. Der Titel legitimiert den Kaiser somit als ideologischen Nachfolger des Gründungshelden im ewigen Kampf für die Ordnung.
Das hybranische Bluterbe
Die Legitimation eines Dracidors gründet jedoch nicht allein auf Titel und militärischer Macht. Eine fundamentale Voraussetzung für das Amt ist die Abstammung von den hybranischen Helden, die einst mit Anasces nach Eturum kamen. Nur Angehörige dieser alten Aristokratie tragen das magische Bluterbe in sich, das für die Thronfolge unabdingbar ist. Dieses Erbe ist aus zwei Gründen entscheidend:
- 1. Es ist die einzige Garantie dafür, dass der Kaiser die Blutinsignien (insbesondere das Blutzepter) sicher führen und ihre volle magische Macht entfalten kann.
- 2. Es untermauert den quasi-göttlichen Anspruch des Kaisers, der sich nicht nur auf Eroberung, sondern auf eine uralte, magische Blutlinie beruft.
Aufgaben und Befugnisse
- Exekutive Gewalt: Als oberster Herrscher ist er die alleinige exekutive Autorität. Er ernennt und entlässt alle hohen Amtsträger, Statthalter der Provinzen und die Mitglieder seines Kaiserlichen Rates.
- Militärischer Oberbefehl: Er ist der oberste Befehlshaber des gesamten thyrnischen Heeres. Er entscheidet über Krieg und Frieden, plant militärische Kampagnen und ernennt die Generäle (Apex) der Signaten.
- Judikative Gewalt: Der Dracidor fungiert als oberster Richter des Imperiums. Er kann in jeden Rechtsstreit eingreifen, Urteile fällen oder aufheben und Begnadigungen aussprechen.
- Legislative Initiative: Obwohl das Konsilium formal Gesetze verabschiedet, liegt das Initiativrecht fast ausschließlich beim Kaiser, der Gesetzesvorhaben durch seinen Rat vorbereiten lässt.
- Religiöse Führung: Als oberstes Haupt des Ordo Dracian ist er der höchste Priester des Reiches und die zentrale Figur des Kaiserkults.
Seine Macht wird durch das Blutzepter symbolisiert und magisch verstärkt, das ihm eine übermenschliche Ausstrahlung und eine fast unwiderstehliche Überzeugungskraft verleiht.
Der Kaiser als einigende Figur des Weltreichs
Über seine direkten Befugnisse hinaus liegt die vielleicht wichtigste Funktion des Dracidors in seiner ideellen Rolle als Symbol und Garant der imperialen Einheit. Das Thyrnische Weltreich ist ein riesiges Gebilde aus unzähligen Völkern mit eigenen Göttern und Traditionen. Der Kaiser ist die eine, universelle Figur, auf die sich alle Teile des Reiches beziehen und der alle ihre Loyalität schulden. Er ist die Verkörperung des "Thyrnischen Friedens" (Pax Thyrna), der über den lokalen Streitigkeiten steht.
Der Schutz des Volkes (Tutela Populi)
Um seine Macht nicht nur auf die Aristokratie, sondern auch auf das einfache Volk zu stützen, besitzt der Dracidor auf Lebenszeit die Tutela Populi ("Der Schutz des Volkes"). Diese fundamentale Befugnis macht ihn zum obersten Schutzherrn jedes einzelnen Bürgers und beinhaltet:
- Die höchste Berufungsinstanz: Jeder Bürger, egal wie gering sein Stand, hat das Recht, an den Kaiser zu appellieren, wenn er sich von einem Magistrat oder Statthalter ungerecht behandelt fühlt. Dies positioniert den Dracidor als letzte Bastion der Gerechtigkeit gegen die mögliche Willkür der Eliten.
- Die Sakrosanktität: Die Person des Kaisers ist durch die Tutela Populi heilig und unantastbar. Ein physischer Angriff auf ihn ist nicht nur Hochverrat, sondern ein Sakrileg.
- Das Vetorecht: Der Kaiser besitzt das absolute Recht, jeden Beschluss des Konsiliums aufzuheben, den er als schädlich für das Volk oder die Stabilität des Imperiums erachtet.
Durch die Verbindung von quasi-göttlicher Verehrung und der konkreten Funktion als Schutzherr des einfachen Mannes wird die Autorität des Dracidors unanfechtbar und zum wahren Kitt, der das heterogene Imperium zusammenhält.
Der Kaiserkult (Ordo Dracian)
(siehe auch: Hauptartikel Ordo Dracian)
Der Kaiserkult ist die zentrale religiöse Institution, die das riesige und heterogene Thyrnische Weltreich zu einer ideologischen Einheit schmiedet. Er wird vom Ordo Dracian organisiert, einer kaiserlichen Priesterschaft, deren Aufgabe es ist, die Verehrung des Dracidors im gesamten Imperium sicherzustellen.
Öffentliche Funktion: Die Einigung des Reiches
Die primäre Aufgabe des Ordo Dracian ist die Organisation des öffentlichen Kaiserkults. Der Orden sorgt dafür, dass in jeder Provinz und jeder Stadt des Reiches Schreine für den amtierenden Dracidor errichtet und regelmäßige Opfer und Feste zu seinen Ehren abgehalten werden. Die Teilnahme an diesen Riten ist für alle Bewohner des Reiches, unabhängig von ihrem lokalen Glauben, ein verpflichtender Ausdruck der Loyalität gegenüber Thyrna. Während lokale Kulte und Götter toleriert werden, gilt die Verweigerung der Kaiserverehrung als Hochverrat. Durch diese allgegenwärtige Praxis stilisiert der Ordo Dracian den Dracidor von einem rein politischen Herrscher zu einer quasi-göttlichen Vaterfigur für das gesamte Reich, dessen Schutz allgegenwärtig und dessen Autorität unanfechtbar ist.
Verborgene Macht - Die Wächter des Bluterbes und des Throns
Hinter seiner öffentlichen Fassade besitzt der Ordo Dracian jedoch eine zweite, geheime und weitaus mächtigere Funktion. Als Hüter der heiligsten Traditionen des Kaisertums übt er eine entscheidende Kontrolle über die Thronfolge und die Integrität des Herrschers aus:
- Die Obhut über das Blutzepter: Nach dem Tod eines Kaisers geht das Blutzepter nicht direkt an seinen Nachfolger über, sondern kehrt stets in die Obhut des Ordo Dracian zurück. Es ist die Aufgabe und das alleinige Privileg des Ordens, die Inthronisierung des neuen Kaisers durchzuführen.
- Die Zeremonie der Würdigkeit: In einer geheimen Zeremonie, die nur den höchsten Priestern des Ordens bekannt ist, wird der designierte Nachfolger auf seine Würdigkeit geprüft. Der Orden verifiziert dabei nicht nur, ob der Kandidat das für die Herrschaft unabdingbare hybranische Bluterbe in sich trägt, sondern prüft auch, ob seine Seele stark genug ist, der immensen Macht des Zepters zu widerstehen, ohne korrumpiert zu werden.
Die Rolle als moralisches Gewissen des Kaisers
Der Ordo Dracian dient dem Dracidor nicht nur, sondern soll ihn auch anleiten und beraten. Die Priester des Ordens haben die heilige Pflicht, den Herrscher immer wieder an die traditionellen thyrnischen Tugenden zu erinnern und seine Handlungen an diesen Idealen zu messen. Sie besitzen das einzigartige und oft gefährliche Recht, den Kaiser zu prüfen und sogar offen zu kritisieren, sollte sein Verhalten den Sitten der Gründerväter widersprechen. Diese Tugenden berufen sich direkt auf die Ideale der Gründerväter Thyrnas, von denen die wichtigsten nach ihrem Tod selbst zu Schutzpatronen und Ahnengöttern des thyrnischen Volkes wurden. Zu diesen Leitbildern zählen:
- Metor: Gott der Strategie, Kriegskunst, Autorität und Macht.
- Mirtis: Gott der Kameradschaft, des Gehorsams, der Treue und Loyalität.
- Vitrex: Gott der Pflicht, des Gesetzes, der Verantwortung und des Vertrags.
- Eventes: Gott des Triumphs, der Eroberung, der Leistung und Anerkennung.
- Clarios: Gott des Schauspiels, des Theaters, der Dichtkunst und Inszenierung.
- Matria: Göttin der Tradition, der Familie, der Sitte und des Erbes.
- Tusco: Gott des Genusses, der Spiele, des Humors und des Spektakels.
Die letzte Instanz und die politische Neutralität
Diese Rolle als Wächter verleiht dem Ordo Dracian eine einzigartige und extreme Befugnis, die als ultimative Sicherung gegen Tyrannei und Verderbnis dient. Diese Maßnahme wurde vom ersten Dracidor, Anorius Veranor, persönlich eingeführt:
- Die Prüfung des Artefakts: Der Orden besitzt das alleinige Recht, das Blutzepter regelmäßig auf seine Reinheit zu prüfen. Stellt er fest, dass das Artefakt durch schwarze Magie besudelt wurde oder vom Kaiser selbst verdorben wird, hat er die Befugnis, die Insignie temporär zu entziehen, um sie zu reinigen und eine Untersuchung einzuleiten.
- Die Anklage des Kaisers: Findet der Orden Beweise dafür, dass der Dracidor einen Pakt mit den Mächten des Schattens geschlossen hat, kann er ihn offiziell anklagen. Mit der Zustimmung sowohl des Konsiliums als auch des Kaiserlichen Rates kann der Ordo Dracian eine spezielle Verhandlung einberufen, in der ein Kaiser sogar abgesetzt werden kann.
Um die Integrität dieser heiligen Aufgabe zu wahren, sind die Mitglieder des Ordo Dracian, wie alle Mitglieder eines religiösen Ordens in Thyrna, vom "Weg der Ehre" und allen politischen Ämtern ausgeschlossen. Sie können niemals Konsor, Velator oder ein anderer Magistrat werden. Diese strikte Trennung stellt sicher, dass ihre Macht eine rein spirituelle und überwachende bleibt und sie niemals selbst nach der weltlichen Herrschaft greifen können. Obwohl der Dracidor als Kaiser formell der oberste Priester des Ordens ist und dessen öffentliche Zeremonien leitet, unterliegt er als Person dennoch der geheimen Prüfung und der moralischen Autorität der Priesterschaft des Ordens, was eine einzigartige Spannung zwischen dem Herrscher und den Wächtern seiner Legitimität erzeugt.
Das Konsilium
Das Konsilium, der Senat von Thyrna, ist eine der ältesten, ehrwürdigsten und symbolträchtigsten Institutionen des Reiches. In der Republik war es das unangefochtene Machtzentrum; im Draconat hat sich seine Rolle gewandelt, doch sein Prestige ist ungebrochen.
Symbolische und Traditionelle Rolle
Das Konsilium ist mehr als nur ein politisches Gremium; es ist das Herz der thyrnischen Tradition und das institutionelle Gedächtnis des Imperiums. Seine Mitglieder, die Konsoren, sehen sich als die direkten Nachfahren der Gründerväter und als die wahren Hüter der thyrnischen Werte und Sitten (mos maiorum). Die Senatshalle selbst, die Curia, gilt als heiliger Ort, an dem die Geschicke des Reiches seit Jahrhunderten gelenkt werden. In der Vorstellung der Aristokratie verkörpert das Konsilium die Beständigkeit und Erhabenheit Thyrnas, die über der sterblichen Lebenszeit eines einzelnen Herrschers steht.
Das Konsilium in der Velatorischen Ordnung
Während der Republik war das Konsilium die Verkörperung der geteilten Macht. Die Anzahl der stimmberechtigten Konsoren war durch die 50 Blutringe streng limitiert. Diese Ringe, geschmiedet aus der eingeschmolzenen Blutkrone des ersten Königs, waren das ultimative Symbol der republikanischen Machtverteilung. Obwohl ihre magische Kraft durch die Aufteilung stark gedämpft war, blieb eine subtile Wirkung erhalten: Die Ringe erfüllten ihre Träger mit einer Aura der Würde und verliehen ihren Worten in den Debatten besondere Weisheit und Gewicht. Dieses magische Erbe war jedoch an das Blut der hybranischen Familien gebunden. Nur die Nachfahren der Helden, die einst mit Anasces nach Eturum kamen, konnten die volle, subtile Macht der Ringe aktivieren. Aus diesem Grund war das Recht, einen Blutring zu tragen und damit Teil des innersten Machtzirkels zu sein, ausschließlich den Mitgliedern der "alten Aristokratie" vorbehalten. Diese Exklusivität sicherte die uneingeschränkte Herrschaft der hybranischen Blutlinien über die Republik.
Das Konsilium im Draconat
Mit der Gründung des Draconats durch Anorius Veranor wurde die Macht des Konsiliums gebrochen. Das Blutzepter ersetzte die Blutringe, und die starre Beschränkung auf 50 Mitglieder wurde aufgehoben. Der Senat wurde auf über 500 Mitglieder erweitert. Diese Erweiterung war ein gezielter politischer Akt des Kaisers: Um die Macht der alten, oft widerspenstigen Aristokratie zu schwächen, begann der Dracidor, verdiente Männer aus der Ritterschaft und loyale Eliten aus den Provinzen in den Senatorenstand zu erheben. Diese "Aufsteiger" (Homines Novi) besitzen kein hybranisches Bluterbe, schulden ihre Position aber allein der Gunst des Kaisers und dienen ihm als loyales Gegengewicht zu den stolzen Patrizierfamilien. Mit dem Verlust der Blutringe ging auch deren subtile, ordnende Magie für das Gremium verloren, was viele Traditionalisten als einen der Gründe für den moralischen Verfall und die zunehmende politische Irrelevanz des Senats ansehen.
Aufgaben und Befugnisse im Draconat
- Formale Legislative: Das Konsilium dient primär als formales Legislativorgan. Es debattiert und verabschiedet die vom Kaiserlichen Rat vorbereiteten Gesetze. Ein Vetorecht gegen den Willen des Kaisers existiert de facto nicht mehr.
- Verwaltung: Es behält die zivile Verwaltung einiger befriedeter, innerer Provinzen (sogenannte „konsilische“ Provinzen), während die militärisch wichtigen Grenzprovinzen direkt dem Kaiser unterstehen.
- Gerichtsbarkeit: Es fungiert als oberster Gerichtshof für Verbrechen, die von Mitgliedern des Senatorenstandes (Konsoren) begangen werden.
- Prestige und Tradition: Trotz seines Machtverlustes besitzt das Konsilium weiterhin ein enormes soziales Prestige. Die Mitgliedschaft in diesem Gremium, die in der Regel auf Lebenszeit gilt, ist die höchste soziale Auszeichnung im Imperium und ein zentrales Ziel im Leben eines jeden Aristokraten. Es ist die Bühne für große Reden, der Ort, an dem Geschichte geschrieben wird – auch wenn die Feder nun vom Kaiser geführt wird.
Der Kaiserliche Rat
Der Kaiserliche Rat (Consilium Principis) ist das primäre Beratungs- und Exekutivorgan des Kaisers und das eigentliche Machtzentrum des Draconats. Er wurde mit der Gründung des Kaisertums durch Anorius Veranor ins Leben gerufen, um die oft schwerfällige und von alten aristokratischen Seilschaften geprägte Verwaltung des Konsiliums zu umgehen und eine direkte, effiziente und absolut loyale Steuerung des Reiches zu gewährleisten. Es handelt sich um ein flexibles, informelles Gremium, das direkt dem Kaiser unterstellt ist. Der Rat ist kein Parlament, das zu festgelegten Zeiten tagt, sondern ein Kabinett, das der Dracidor nach Bedarf einberuft, um sich in vertraulicher Runde mit seinen wichtigsten Beratern auszutauschen.
Zusammensetzung - Loyalität und Kompetenz vor Herkunft
Die Mitglieder des Kaiserlichen Rates werden ausschließlich vom Dracidor persönlich ernannt. Anders als im traditionsverhafteten Konsilium sind hier nicht uralte Abstammung oder Reichtum die entscheidenden Kriterien, sondern unbedingte Loyalität und nachgewiesene Kompetenz. Diese meritokratische Ausrichtung ist ein gezieltes Instrument des Kaisers, um die Macht der alten patrizischen Familien auszubalancieren. Die Mitgliederzahl ist flexibel; während der aktuelle Rat aus ca. 30 Mitgliedern besteht, gab es auch Kaiser, deren Rat über 100 Mitglieder zählte oder nur aus einer Handvoll engster Vertrauter bestand. Zu diesem innersten Machtzirkel gehören typischerweise:
- Engste Freunde und Familienmitglieder des Kaisers.
- Führende Konsoren aus der alten Aristokratie, die ihre unbedingte Treue zum Draconat bewiesen haben.
- Ehrgeizige und fähige Männer aus der Ritterschaft, die vom Kaiser gezielt gefördert werden.
- Der Apex Palatorum, der Kommandant der kaiserlichen Leibgarde, der durch seine Position eine immense Machtfülle besitzt.
- Zunehmend auch hochrangige Juristen, fähige Arkanisten und brillante Verwaltungsexperten bürgerlicher Herkunft, die allein für ihre Fachexpertise geschätzt werden.
Aufgaben und Befugnisse: Der Motor des Imperiums
Während das Konsilium die ehrwürdige Fassade der Tradition wahrt, ist der Kaiserliche Rat der unsichtbare Motor, der das Imperium antreibt. Seine Befugnisse sind umfassend:
- Strategische Politikgestaltung: In vertraulicher Runde werden hier die Leitlinien der imperialen Politik entworfen. Dazu gehören die Vorbereitung von Gesetzesvorhaben, die Planung von Militärkampagnen, die Außenpolitik und die Verwaltung der kaiserlichen Finanzen (Fiscus). Alle wichtigen Entscheidungen werden hier getroffen, bevor sie dem Konsilium oft nur noch zur formellen Absegnung vorgelegt werden.
- Juristische Beratung: Der Kaiser zieht den Rat bei den wichtigsten juristischen Fällen des Reiches hinzu. Das Gremium fungiert als eine Art oberster kaiserlicher Gerichtshof, dessen Urteil über dem der regulären Magistrate steht.
- Kontrolle der Verwaltung: Der Rat ist das zentrale Instrument, mit dem der Kaiser die komplexe Verwaltung des Imperiums, insbesondere die strategisch wichtigen kaiserlichen Provinzen und das Heer, effizient steuert und überwacht.
Zusammenfassend ist der Kaiserliche Rat die wahre Regierung des Draconats – ein effizientes, loyales und vom persönlichen Willen des Kaisers abhängiges Machtzentrum, das im ständigen, subtilen Gegensatz zum prestigeträchtigen, aber politisch entmachteten Konsilium steht.
Der „Weg der Ehre“: Die thyrnische Ämterlaufbahn
Der Aufstieg in die höchsten Ränge der thyrnischen Gesellschaft folgt einem traditionellen und prestigeträchtigen Karriereweg, der als "Weg der Ehre" (Cursus Honorum) bekannt ist. Er ist das Rückgrat der politischen Ordnung und der ultimative Prüfstein für den Ehrgeiz und die Fähigkeiten eines jeden Mannes aus der Oberschicht.
Der traditionelle Weg der Elite
Nachdem junge Männer aus der Konsorenschaft oder der Ritterschaft ihren obligatorischen Militärdienst als Vexil oder Lictar abgeleistet haben, kehren sie nach Thyrna zurück, um die politische Laufbahn zu beschreiten. Diese ist eine streng geregelte Abfolge von Magistraturen mit festgelegten Mindestaltern und steigender Verantwortung, die einen Anwärter durch die Institutionen des Reiches führt. Jedes Amt ist unbezahlt und erfordert erhebliche private Investitionen, was den "Weg der Ehre" zu einem Privileg der Wohlhabendsten macht. Die typische Laufbahn umfasst den Einstieg als Arcarius (Schatzmeister), das Amt des Munitor (Bau- und Festmeister) und die Position des Quaesitor (Rechtswahrer). Das formale Ziel dieser Laufbahn ist das Erreichen des höchsten und ehrwürdigsten Amtes der alten Ordnung: das des Velators (Konsuls). Das Erreichen dieses Amtes bringt einer Familie immensen Ruhm, zementiert ihren Platz in der Aristokratie und ist oft die Krönung eines Lebenswerks.
Die Ausnahme: Der dornige Pfad des "Neuen Mannes"
Für einen Mann aus dem einfachen Volk (Plebs) ist der "Weg der Ehre" theoretisch nicht verschlossen, aber der Pfad dorthin ist so steil und unwahrscheinlich, dass er Stoff für Legenden ist. Ein solcher Emporkömmling wird als "Neuer Mann" (Homo Novus) bezeichnet – eine Figur, die sowohl mit widerwilligem Respekt als auch mit der Verachtung der alten Elite betrachtet wird. Der Weg eines "Neuen Mannes" erfordert eine außergewöhnliche Kombination aus militärischem Genie, unermesslichem Glück und mächtiger Gönnerschaft:
- Der Aufstieg im Heer: Die Reise beginnt fast immer im Militär. Ein einfacher Signär muss sich durch Taten von so außerordentlicher Tapferkeit und Führungsstärke auszeichnen, dass er zum Statorio aufsteigt.
- Der Sprung in die Ritterschaft: Durch jahrzehntelangen Dienst, die Plünderung von Feinden und höchste Auszeichnungen muss er ein Vermögen anhäufen, das ausreicht, um vom Lustrator offiziell in die Ritterschaft aufgenommen zu werden. Dies allein ist bereits eine Lebensleistung.
- Die Notwendigkeit eines Patrons: Selbst als reicher Ritter hat ein "Neuer Mann" keine Chance auf ein politisches Amt ohne die aktive Unterstützung eines mächtigen Patrons aus der Konsorenschaft. Nur ein einflussreicher Aristokrat, der das außergewöhnliche Talent des Aufsteigers erkennt und ihn als loyalen Klienten an sich binden will, kann ihm die Türen zur Politik öffnen.
- Der Kampf im Konsilium: Sollte es ihm gelingen, den "Weg der Ehre" zu beschreiten und ins Konsilium einzuziehen, erwartet ihn dort der unerbittliche Widerstand und der Snobismus der alten Patrizierfamilien, die in ihm einen ungehobelten Emporkömmling sehen.
Die Geschichte Thyrnas kennt nur eine Handvoll solcher Männer, die es aus dem Staub der Plebs bis zum Amt des Velators geschafft haben. Diese seltenen Fälle werden in der staatlichen Propaganda als Beweis für die Gerechtigkeit des thyrnischen Systems gefeiert, doch in Wahrheit sind sie die absolute Ausnahme, die die Regel der aristokratischen Dominanz nur bestätigt.
Der "Weg der Ehre" im Draconat
Mit der Gründung des Draconats hat sich die Natur des "Wegs der Ehre" fundamental gewandelt. Während das Amt des Velators weiterhin das höchste soziale Prestige verleiht, liegt die tatsächliche exekutive Macht nicht mehr bei den traditionellen Magistraten, sondern allein beim Dracidor und seinem Kaiserlichen Rat. Für einen ambitionierten Thyrner – sei er Patrizier oder "Neuer Mann" – hat der "Weg der Ehre" daher ein doppeltes Ziel: Einerseits das Erreichen der prestigeträchtigen Ämter, um den eigenen Status zu untermauern, und andererseits – was noch entscheidender ist – sich auf diesem Weg die Gunst des Kaisers zu erwerben. Nur so kann ein Mann hoffen, vom Dracidor wahrgenommen und mit wahrer Macht betraut zu werden: entweder durch die Ernennung zum Vicarius einer strategisch wichtigen kaiserlichen Provinz oder durch die ultimative Ehre der Berufung in den einflussreichen Kaiserlichen Rat, wo die wahren Geschicke des Imperiums gelenkt werden.
Politische Ämter und Titel des Thyrnischen Weltreiches
Die politische Landschaft Thyrnas ist durch eine komplexe Hierarchie von Ämtern und Titeln geprägt, die ihre Wurzeln in der Velatorischen Ordnung (der Republik) hat, aber unter dem Draconat (dem Kaisertum) neu definiert wurde. Der Aufstieg durch diese Ämter, bekannt als der "Weg der Ehre" (Cursus Honorum), ist der traditionelle Karriereweg für die männliche Elite des Reiches.
Dracidor (Kaiser)
Der Titel des Kaisers und absoluten Alleinherrschers in der Ära des Draconats. Der Dracidor ist die oberste und unanfechtbare Autorität des Reiches. Seine Macht ist allumfassend: Er ist der alleinige Inhaber der exekutiven Gewalt, der oberste Befehlshaber des gesamten Heeres, die höchste juristische Instanz und als Kopf des Ordo Dracian auch das religiöse Oberhaupt des Imperiums.
- Stand: Höchste Aristokratie; das Amt wird in der Regel durch Adoption oder dynastische Erbfolge bestimmt.
- Amtsdauer: Auf Lebenszeit.
- Anzahl: Eins.
- Mindestalter: Nicht formal festgelegt, erfordert jedoch immense militärische und politische Erfahrung.
Velator (Reichsvorsteher)
Das höchste traditionelle Amt im "Weg der Ehre" und die Krönung einer politischen Laufbahn. In der Republik waren die beiden jährlich gewählten Velatoren die mächtigsten Staatsoberhäupter mit geteilter Macht. Im Draconat hat das Amt seine exekutive Gewalt verloren und ist zu einem äußerst prestigeträchtigen Ehrenamt geworden. Die Bekleidung des Velator-Amtes ist oft die Voraussetzung für die wichtigsten und ehrenvollsten Aufgaben im Dienst des Kaisers, wie die Verwaltung einer strategisch wichtigen Provinz als Vicarius oder die Aufnahme in den Kaiserlichen Rat.
- Stand: Aristokratie.
- Amtsdauer: Ein Jahr.
- Anzahl: Zwei (ein Relikt aus der Republik, um die Machtkonzentration unterhalb des Kaisers zu begrenzen).
- Mindestalter: 42 Jahre.
Konsor (Reichsrat)
Ein Mitglied des Konsiliums, des Senats von Thyrna. Die Konsoren, die sich aus der Aristokratie des Reiches rekrutieren, bildeten in der Republik die herrschende Klasse. Unter dem Draconat ist ihre Macht stark beschnitten. Das Konsilium dient nun als beratendes Gremium und formale legislative Instanz, die die vom Kaiser initiierten Gesetze bestätigt. Trotz ihres Machtverlustes genießen die Konsoren höchstes soziales Ansehen und verwalten weiterhin einige befriedete Provinzen.
- Stand: Aristokratie; verdiente Ritter können vom Kaiser in den Senatorenstand erhoben werden.
- Amtsdauer: Auf Lebenszeit.
- Anzahl: Formal auf 500 Mitglieder begrenzt.
- Mindestalter: Üblicherweise nach Bekleidung des Arcarius-Amtes, also ca. 32 Jahre.
Vicarius (Statthalter)
Der Titel für den obersten Verwalter einer thyrnischen Provinz (Statthalter). Ein Vicarius ist in der Regel ein ehemaliger hoher Magistrat (wie ein Velator oder Quaesitor), dessen Amtsgewalt (Imperium) für die Regierung einer Provinz verlängert wird. Er ist der direkte Stellvertreter des Kaisers in seinem zugewiesenen Gebiet und verfügt dort über die oberste zivile und militärische Befehlsgewalt.
- Stand: Aristokratie (ehemalige Velatoren oder Quaesitoren).
- Amtsdauer: Ein bis drei Jahre, vom Kaiser ernannt.
- Anzahl: Einer pro Provinz.
- Mindestalter: Üblicherweise nach dem 40. Lebensjahr.
Lustrator (Sittenwächter)
Ein nur in unregelmäßigen Abständen besetztes, aber außerordentlich mächtiges Amt, das die moralische und soziale Reinheit des thyrnischen Ideals überwachen soll. Der Lustrator hat zwei Kernaufgaben: die Durchführung des Zensus (die Zählung und Vermögenseinschätzung aller Bürger für steuerliche und militärische Zwecke) und die Aufsicht über die öffentliche Moral (Cura Morum). In dieser Funktion hat er die gefürchtete Macht, Konsoren und Ritter wegen eines als unehrenhaft oder dekadent empfundenen Lebenswandels aus ihrem Stand auszustoßen und ihnen ihre Privilegien zu entziehen.
- Stand: Nur ehemalige Velatoren von unanfechtbarem Ruf.
- Amtsdauer: 18 Monate, wird nur alle fünf Jahre besetzt.
- Anzahl: Zwei.
- Mindestalter: Üblicherweise über 50 Jahre, gilt als Krönung einer makellosen Karriere.
Quaesitor (Oberster Richter)
Der höchste Justizbeamte Thyrnas und oberste Hüter des Gesetzes. Der Quaesitor führt den Vorsitz in den wichtigsten Gerichtsverfahren in der Hauptstadt, ist für die korrekte Auslegung der Gesetze verantwortlich und kann eigene Edikte zur Fortentwicklung der Rechtsprechung erlassen. Das Amt des Quaesitors ist ein zentraler und hoch angesehener Schritt im "Weg der Ehre".
- Stand: Aristokratie.
- Amtsdauer: Ein Jahr.
- Anzahl: Acht.
- Mindestalter: 39 Jahre.
Munitor (Stadtverwalter)
Ein hoher Beamter, dessen Prestige direkt von seiner Sichtbarkeit in der Hauptstadt Thyrna abhängt. Der Munitor ist für das öffentliche Leben der Metropole zuständig. Sein umfangreicher Aufgabenbereich umfasst die Aufsicht über alle öffentlichen Bauten, die Organisation und Finanzierung der opulenten öffentlichen Spiele und religiösen Feste sowie die Aufrechterhaltung von Ordnung und die Versorgung der Märkte.
- Stand: Aristokratie; oft auch von ehrgeizigen Rittern angestrebt, die bereit sind, aus eigener Tasche in die Spiele zu investieren, um an Popularität zu gewinnen.
- Amtsdauer: Ein Jahr.
- Anzahl: Vier.
- Mindestalter: 36 Jahre.
Arcarius (Schatzmeister)
Das finanzpolitische Einstiegsamt in die politische Laufbahn. Der Arcarius ist für die Verwaltung der Staatskasse (Aerarium) verantwortlich. Junge Aristokraten lernen in diesem Amt die komplexen Finanzströme des Imperiums zu verwalten, die Einnahmen zu verbuchen und die Ausgaben zu kontrollieren. Das Amt gilt als fundamentaler Test für die Integrität und die administrativen Fähigkeiten eines angehenden Politikers.
- Stand: Aristokratie, aber auch für den Ritterstand zugänglich.
- Amtsdauer: Ein Jahr.
- Anzahl: Zwanzig (dienen in Thyrna und als Assistenten der Statthalter in den Provinzen).
- Mindestalter: 30 Jahre.
Orator Dracian (Sondergesandter)
Ein vom Kaiser persönlich ernannter, hochrangiger Gesandter oder Botschafter für eine Mission von höchster Wichtigkeit. Der Orator Dracian agiert als direkter Bevollmächtigter des Dracidors im Ausland, spricht mit dessen voller Autorität und ist mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet, um Verträge auszuhandeln oder Krisen zu lösen.
- Stand: Höchste Aristokratie, meist aus dem Kreis des Kaiserlichen Rates.
- Amtsdauer: Für die Dauer der Mission.
- Anzahl: Je nach Bedarf.
- Mindestalter: Nicht festgelegt, erfordert aber höchste Erfahrung und das Vertrauen des Kaisers.
Die Provinzen: Das Fundament des Weltreichs
Die wahre Macht und der unermessliche Reichtum des Thyrnischen Weltreichs gründen nicht allein auf der Stärke seiner Hauptstadt, sondern auf dem riesigen Netzwerk von Provinzen, das sich über den gesamten Kontinent Eboria und darüber hinaus erstreckt. Diese administrativen Einheiten sind das wirtschaftliche, militärische und demografische Rückgrat des Imperiums. Ihre Verwaltung ist ein komplexes System, das darauf ausgelegt ist, die Stabilität zu wahren und den stetigen Fluss von Ressourcen nach Thyrna zu gewährleisten.
Das duale System der Provinzialverwaltung
Mit der Etablierung des Draconats wurde die Verwaltung der Provinzen neu geordnet und in zwei Kategorien unterteilt, die die neue Machtverteilung zwischen dem Kaiser und dem Konsilium widerspiegeln:
- Die Provinzen des Dracidors: Dies sind die strategisch wichtigsten Provinzen des Reiches. In der Regel handelt es sich dabei um die unruhigen Grenzprovinzen, in denen der Großteil der thyrnischen Signaten stationiert ist, um das Reich vor äußeren Bedrohungen zu schützen. Provinzen wie Balmar an der Grenze zu den wilden Nordländern, Markadis und das an Ishturak grenzende Vahir fallen typischerweise in diese Kategorie. Sie unterstehen der direkten und alleinigen Kontrolle des Dracidors. Der Kaiser ernennt persönlich einen Vicarius als seinen direkten Stellvertreter, meist einen erfahrenen Militär und Mann seines absoluten Vertrauens. Die Steuereinnahmen dieser Provinzen fließen direkt in die persönliche Kasse des Kaisers (Fiscus), um die immensen Kosten für das Heer und die kaiserliche Verwaltung zu decken.
- Die Provinzen des Konsiliums: Dies sind die befriedeten, inneren Provinzen des Reiches, in denen keine oder nur minimale militärische Präsenz erforderlich ist und das Leben seit Generationen vom "Thyrnischen Frieden" geprägt ist. Regionen wie das kulturell hochstehende Argosien oder das lange befriedete Lusita sind typische Beispiele. Sie unterstehen formal der Verwaltung des Konsiliums. Der Vicarius wird (zumindest formell) vom Senat aus den Reihen ehemaliger Velatoren und Quaesitoren für eine begrenzte Amtszeit bestimmt, auch wenn der Kaiser oft ein erhebliches Mitspracherecht bei der Ernennung hat. Ihre Einnahmen fließen in die traditionelle Staatskasse (Aerarium), die vom Konsilium verwaltet wird.
Der Vicarius: Herrscher auf Zeit
Unabhängig davon, ob er vom Kaiser oder vom Konsilium ernannt wird, ist der Statthalter - der sogenannte Vicarius - die höchste Autorität in seiner Provinz. Er ist ein ehemaliger hoher Magistrat, dessen Amtsgewalt (Imperium) für die Regierung seines zugewiesenen Gebietes verlängert wurde. Seine Befugnisse sind in der Provinz nahezu absolut: Er ist der oberste Richter, der oberste Verwalter und, in den kaiserlichen Provinzen, der oberste Befehlshaber der dort stationierten Signaten. Er ist das Gesicht und der Arm der thyrnischen Macht.
Dieses System birgt jedoch eine inhärente und systemische Schwäche: die Ausbeutung (Repetundae). Da die politische Karriere in Thyrna immense private Kosten verursacht und die Ämter unbezahlt sind, nutzen viele Vicarii ihre Amtszeit, um sich durch übermäßige Besteuerung, Korruption und die Annahme von "Geschenken" persönlich zu bereichern. Die Klage einer Provinz gegen ihren Statthalter vor dem Konsilium ist zwar möglich, aber ohne einen einflussreichen Patron in der Hauptstadt selten erfolgreich. Dieses ungeschriebene Gesetz, die Provinz als Mittel zur persönlichen Sanierung zu betrachten, wird in dem zynischen Sprichwort zusammengefasst: „Arm kam er in die reiche Provinz, reich verließ er die arme.“
Der Verwaltungsstab: Die Arme des Vicarius
Ein Vicarius regiert seine Provinz nicht allein, sondern stützt sich auf einen kleinen, aber effizienten Stab von thyrnischen Beamten und Offizieren, die ihm bei seinen Aufgaben assistieren. Der wichtigste dieser Beamten ist in der Regel ein ihm zugewiesener Arcarius (Schatzmeister). Als junger Mann am Anfang seiner politischen Karriere ist der Arcarius für die Überwachung der Finanzen der Provinz verantwortlich. Er kontrolliert die Steuereintreibung, die von lokalen Eliten durchgeführt wird, verwaltet die Ausgaben des Statthalters und ist dessen wichtigster Berater in allen wirtschaftlichen Angelegenheiten. Diese Position gilt als entscheidender Test für die Integrität eines zukünftigen Politikers, da die Versuchungen zur Korruption in den reichen Provinzen allgegenwärtig sind.
Das Leben in den Provinzen
Während die Verwaltung die Knochen des Reiches bildet, sind die Völker und Kulturen der Provinzen sein Blut und seine Seele. Das Leben unter der Herrschaft Thyrnas ist ein komplexes Geflecht aus auferlegten Pflichten und gewährten Privilegien, das als der "Thyrnische Frieden" (Pax Thyrna) bekannt ist.
Die "Pax Thyrna": Das Versprechen des Imperiums
Für die unzähligen Völker des Reiches brachte die thyrnische Herrschaft eine tiefgreifende Veränderung ihrer Lebensrealität mit sich.
- Die Lasten: Die Provinzen tragen die Hauptlast des Imperiums. Sie müssen hohe Steuern in Form von Gold, Silber oder Naturalien entrichten, strategisch wichtige Ressourcen liefern und den Großteil der einfachen Soldaten für die Signaten stellen. Die wichtigste und unumstößliche Pflicht ist jedoch die Teilnahme am Kaiserkult, der als universeller Loyalitätsbeweis gegenüber dem Reich dient und von allen Völkern, unabhängig ihrer eigenen Götter, erwartet wird.
- Die Vorteile: Im Gegenzug garantiert Thyrna etwas, das viele Regionen zuvor nicht kannten: dauerhaften Frieden und Stabilität. Die militärische Macht der Signaten schützt die Grenzen vor Barbareneinfällen und beendet die seit Generationen tobenden, lokalen Stammesfehden. Thyrna errichtet eine umfassende Infrastruktur aus gepflasterten Straßen und sicheren Seehandelsrouten, etabliert ein einheitliches Rechtssystem, das vor lokaler Willkür schützt (die Todesstrafe darf nur von der thyrnischen Verwaltung verhängt werden), und fördert eine florierende, reichsweite Wirtschaft mit einer einheitlichen Währung. Für viele einfache Bürger bedeutet die Pax Thyrna eine nie gekannte Sicherheit und einen bescheidenen, aber verlässlichen Wohlstand.
"Thyrnisierung" und kulturelle Identität
Die Thyrner praktizieren keinen aufgezwungenen Kulturimperialismus. Lokale Sitten, Sprachen und Götter werden toleriert, solange sie der imperialen Ordnung nicht widersprechen. Es gibt jedoch einen unaufhaltsamen Prozess der freiwilligen Angleichung, der als "Thyrnisierung" bekannt ist. Die provinzialen Eliten, die mit den thyrnischen Verwaltern interagieren und am imperialen Wohlstand teilhaben wollen, beginnen oft, die thyrnische Lebensweise, ihre Sprache, ihre Architektur und ihre Philosophie zu adaptieren, da diese als Inbegriff von Zivilisation und Kultiviertheit gelten. Viele Völker schlossen sich dem Imperium sogar aus eigenem Antrieb an, um an dieser kultivierten Lebensweise teilzuhaben. So entsteht über die Generationen hinweg eine gemeinsame, thyrnisch geprägte Oberschicht im gesamten Reich, während die einfachen Völker ihre traditionellen Identitäten weitgehend bewahren.
Die Provinzen im Überblick
Eturum: Das Herz des Imperiums
Eturum ist keine Provinz im eigentlichen Sinne, sondern das Kernland und die Wiege der thyrnischen Zivilisation. Geprägt von einem warmen Klima mit sanften Hügeln, vulkanischen Gebirgen, Buschland und einer imposanten Steilküste, ist diese Region das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Weltreichs.
- Volk: Thyrner (Eturer)
- Hauptstadt: Thyrna
- Wirtschaft & Güter: Als Zentrum des Reiches basiert die Wirtschaft Eturums auf den Steuereinnahmen aus dem gesamten Imperium. Gleichzeitig ist die Region berühmt für ihre eigenen kostbaren Güter wie Marmor aus den Bergen, erlesenen Wein von den sonnenverwöhnten Hängen und das seltene Mithril.
- Religion: Obwohl alle Götter verehrt werden, gilt der Himmelsgott Celestes als Schutzpatron des imperialen Gedankens. Die vorherrschende religiöse Praxis ist jedoch der allgegenwärtige Kaiserkult, der von Thyrna aus in alle Teile des Reiches ausstrahlt.
Argosien: Die Wiege der Kunst
Die Provinz Argosien, östlich des Thalischen Meeres gelegen, ist ein Land von atemberaubender Schönheit mit warmem Klima, imposanten Bergen und unzähligen Inseln. Es ist die Heimat der Argoser, eines kulturell hochstehenden Volkes, das in unabhängigen Stadtstaaten gegliedert ist und sich nach den Bündnis-Kriegen freiwillig dem Imperium anschloss.
- Volk: Argoser
- Hauptstadt: Pirene
- Wirtschaft & Güter: Argosien ist das künstlerische Herz des Imperiums. Seine Wirtschaft basiert auf exquisitem Kunsthandwerk, und es exportiert unschätzbare Kunstwerke, philosophische Schriftstücke und kostbares Öl.
- Religion: Schutzpatron der Künste und des argosischen Geistes ist Pyrion, der Herr der Sonne. Eine der heiligsten Stätten ist das Orakel von Hybra, das an die untergegangene Heimat der Vorfahren erinnert.
Balmar: Die Wälder des Nordens
Balmar ist eine der großen Nordprovinzen des Reiches, geprägt von einem gemäßigten Klima mit ausgedehnten Laubwäldern, fruchtbaren Auen und sanften Hügeln. Nach den Balmarischen Kriegen unterworfen, ist die Provinz heute eine wichtige Kornkammer und Ressourcenecke des Imperiums.
- Volk: Balmarer
- Hauptstadt: Munea
- Wirtschaft & Güter: Die Wirtschaft stützt sich auf die Forstwirtschaft und die Landwirtschaft. Balmar liefert unverzichtbare Güter wie Holz für Flotten und Bauten, Getreide zur Versorgung der Signaten und Flachs für die Textilproduktion.
- Religion: Die Balmarer verehren traditionell die Naturgötter, allen voran Bia, die Göttin der Fruchtbarkeit. Alte druidische Kulte sind hier noch weit verbreitet.
Lusita: Das reiche Land aus Salz und Erz
Die südwestliche Provinz Lusita ist ein Land der Extreme. Ihr Klima reicht von warmen Graslandebenen bis zu heißen Halbwüsten, durchzogen von schroffen Gebirgen. Als eine der ersten eroberten Provinzen ist sie tief in das Imperium integriert.
- Volk: Lusitaner
- Hauptstadt: Lis
- Wirtschaft & Güter: Lusita ist die Schatzkammer des Reiches. Die Wirtschaft basiert auf dem Bergbau, und aus den Bergen werden wertvolle Erze, Salz und die Rohstoffe für prachtvollen Schmuck gewonnen.
- Religion: Die Schutzpatronin Lusitas ist Sidea, die Herrin der Sterne, deren Licht in den dunklen Minen als Hoffnungsschimmer gilt. Alte Sibyllenkulte, die aus den Sternen die Zukunft deuten, haben hier ihren Ursprung.
Markadis: Die Weidegründe des Imperiums
Die nordöstliche Provinz Markadis ist eine weite, fruchtbare Ebene mit warmem Klima, Laubwäldern und Auen, die an die wilden Gebiete des Nordens grenzt. Sie ist die Heimat der pferdekundigen Markader.
- Volk: Markader
- Hauptstadt: Zantros
- Wirtschaft & Güter: Die Viehzucht ist das Herz der markadischen Wirtschaft. Die Provinz versorgt das Reich mit Wolle, Leder und vor allem mit den berühmten, widerstandsfähigen Pferden für die Kavallerie der Signaten.
- Religion: Die Mondgöttin Lysara wird als Schutzherrin der Herden und der nächtlichen Weidegründe verehrt. Die Priester, bekannt als Auguren, deuten traditionell den Flug der Vögel, um den Willen der Götter zu erkennen.
Vahir: Das Tor zum Süden
Vahir ist die südlichste Provinz auf Eboria, ein raues Land aus Halbwüsten, Wüsten und Bergen unter einer sengenden Sonne. Es ist die Brücke zum benachbarten Kontinent Ishturak.
- Volk: Vahiriten
- Hauptstadt: Radagahasgam
- Wirtschaft & Güter: Die Wirtschaft Vahirs ist kontrovers und stützt sich auf den Handel mit dem Süden. Zu den wichtigsten Gütern gehören exotische Datteln und Gewürze, aber auch der lukrative und brutale Menschenhandel, der Sklaven in das Imperium bringt.
- Religion: Die Vahiriten verehren traditionell die Naturgötter, insbesondere die unberechenbare Windgöttin Etis. Ihre Götterwelt ist stark von den Vorstellungen Ishturaks beeinflusst, wo die Götter als Dingir bezeichnet werden.
Dhagat: Das Land des Goldes und des Todes
Die Provinz Dhagat, ebenfalls an der Grenze zu Ishturak gelegen, ist ein Land der Wüsten und lebensspendenden Oasen, geprägt von einem großen Flussdelta. Es ist ein Ort uralter Mysterien und Reichtümer, aber auch der Schauplatz des "Schwarzen Krieges".
- Volk: Dhagari
- Hauptstadt: Nisiru
- Wirtschaft & Güter: Der wahre Reichtum Dhagats liegt in seinen Exportgütern: kostbarer Papyrus für die Bibliotheken des Reiches, Gold aus den Wüstenminen und heiliger Weihrauch für die Tempel.
- Religion: Die religiöse Landschaft ist düster und vom allgegenwärtigen Tod geprägt. Der Schutzpatron ist Letor, der Herr der Toten. Eine mächtige Priesterschaft, die ihren Gott als Ihmet verehrt, hat großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben.