Geschichte des Thyrnischen Weltreiches: Unterschied zwischen den Versionen

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Aus dieser gezielten Verschmelzung zweier Blutlinien entstand das Volk der [[Thyrner]]. Es ist ein Volk von "Mischlingen", das die fast göttliche Perfektion und den intellektuellen Ehrgeiz der Hybraner mit der Zähigkeit und der latenten emotionalen Instabilität der Umbrin-Nachfahren vereint.
 
Aus dieser gezielten Verschmelzung zweier Blutlinien entstand das Volk der [[Thyrner]]. Es ist ein Volk von "Mischlingen", das die fast göttliche Perfektion und den intellektuellen Ehrgeiz der Hybraner mit der Zähigkeit und der latenten emotionalen Instabilität der Umbrin-Nachfahren vereint.
  
Im Jahr '''0 [[ThZ]]''' war sein Werk vollendet, und Anasces gründete offiziell die Stadt '''Thyrna'''. Um seine Herrschaft zu legitimieren und ein Symbol für die neue Ordnung zu schaffen, ließ er aus dem magischen Blutstein die '''[[Symbole der Macht des Thyrnischen_Weltreiches#Der_Kreislauf_der_Macht:_Krone.2C_Ringe_und_Zepter|Blutkrone]]''' schmieden und sich zum ersten König von Thyrna krönen.
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Im Jahr '''0 [[ThZ]]''' war sein Werk vollendet, und Anasces gründete offiziell die Stadt '''Thyrna'''. Um seine Herrschaft zu legitimieren und ein Symbol für die neue Ordnung zu schaffen, ließ er aus dem magischen Blutstein die '''[[Symbole der Macht des Thyrnischen_Weltreiches#Blutkrone: Symbol der absoluten Monarchie|Blutkrone]]''' schmieden und sich zum ersten König von Thyrna krönen.
  
 
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Der Senat, aus dem das Konsilium hervorging, setzte sich ursprünglich aus den tapferen Aristokraten zusammen, die Tarques aus der Stadt vertrieben hatten. Diese Gründer beriefen sich auf ein elitäres Erbe: Alle waren Nachfahren von Anasces oder jener hybranischen Helden, die einst Thyrna gegründet hatten. Mit der Etablierung der Velatorischen Ordnung entstand somit zeitgleich die Aristokratie als herrschende Klasse, deren Legitimität untrennbar mit der Bewahrung des hybranischen Erbes verknüpft war.
 
Der Senat, aus dem das Konsilium hervorging, setzte sich ursprünglich aus den tapferen Aristokraten zusammen, die Tarques aus der Stadt vertrieben hatten. Diese Gründer beriefen sich auf ein elitäres Erbe: Alle waren Nachfahren von Anasces oder jener hybranischen Helden, die einst Thyrna gegründet hatten. Mit der Etablierung der Velatorischen Ordnung entstand somit zeitgleich die Aristokratie als herrschende Klasse, deren Legitimität untrennbar mit der Bewahrung des hybranischen Erbes verknüpft war.
  
In einem Akt von weitreichender symbolischer und politischer Bedeutung wurde die als korrumpierend geltende [[Symbole der Macht des Thyrnischen Weltreiches#Der Kreislauf der Macht: Krone.2C_Ringe_und_Zepter|Blutkrone]] eingeschmolzen. Aus ihrem magischen Orichalkum wurden 50 '''[[Symbole der Macht des Thyrnischen Weltreiches#Der Kreislauf der Macht: Krone.2C_Ringe_und_Zepter|Blutringe]]''' geschmiedet, einer für jeden [[Politische Ordnung des Thyrnischen Weltreiches#Konsor (Reichsrat)|Konsor]]. Dieser Akt symbolisierte den fundamentalen Bruch mit der Alleinherrschaft und die Verteilung der Macht auf die Schultern der Aristokratie. Die Thyrner wandten sich von der Willkür eines Einzelnen ab und unterwarfen sich dem abstrakten Ideal des Gesetzes.
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In einem Akt von weitreichender symbolischer und politischer Bedeutung wurde die als korrumpierend geltende [[Symbole der Macht des Thyrnischen Weltreiches#Blutkrone: Symbol der absoluten Monarchie|Blutkrone]] eingeschmolzen. Aus ihrem magischen Orichalkum wurden 50 '''[[Symbole der Macht des Thyrnischen Weltreiches#Blutringe: Symbol der geteilten Macht|Blutringe]]''' geschmiedet, einer für jeden [[Politische Ordnung des Thyrnischen Weltreiches#Konsor (Reichsrat)|Konsor]]. Dieser Akt symbolisierte den fundamentalen Bruch mit der Alleinherrschaft und die Verteilung der Macht auf die Schultern der Aristokratie. Die Thyrner wandten sich von der Willkür eines Einzelnen ab und unterwarfen sich dem abstrakten Ideal des Gesetzes.
  
 
Die neue Gesetzgebung, bekannt als die Velatorische Ordnung, wurde auf den Weißen Tafeln festgehalten. Diese Gesetze wurden auf Marmorplatten graviert, die dem Gott Celestes geweiht waren. Die gravierten Buchstaben waren mit flüssigem Orichalkum ausgefüllt, sodass der Text auf dem Marmor magisch rotgold aufleuchtete. Die Tafeln symbolisierten somit die direkte Verbindung von himmlischer Ordnung (Celestes Marmor), arkane Macht (Orichalkum) und weltlicher Herrschaft (die Gesetze des Konsiliums).
 
Die neue Gesetzgebung, bekannt als die Velatorische Ordnung, wurde auf den Weißen Tafeln festgehalten. Diese Gesetze wurden auf Marmorplatten graviert, die dem Gott Celestes geweiht waren. Die gravierten Buchstaben waren mit flüssigem Orichalkum ausgefüllt, sodass der Text auf dem Marmor magisch rotgold aufleuchtete. Die Tafeln symbolisierten somit die direkte Verbindung von himmlischer Ordnung (Celestes Marmor), arkane Macht (Orichalkum) und weltlicher Herrschaft (die Gesetze des Konsiliums).
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Doch der gebrochene, aber von der Wahrheit erleuchtete Anorius folgte seinem Onkel Martus nach Thyrna. In einer verdeckten Mission, unterstützt von seinen treuen Freunden '''[[Doras Oravius Cycnus]]''' und '''[[Trebeos Vitrianus Sereno]]''' sowie der areteischen Mystikerin '''[[Lyseria Celanta]]''', gelang es ihm, die Beweise für Martus' Verrat an die Öffentlichkeit zu bringen. Öffentlich als Verräter entlarvt, entfesselte Martus seinen letzten Plan: Mit dem verfluchten '''[[Symbole_der_Macht_des_Thyrnischen Weltreiches#Blutzepter|Blutzepter]]''', das er aus den Blutringen hatte schmieden lassen, versklavte er magisch den Willen der in Thyrna stationierten Truppen und rief eine offene Herrschaft der Furcht aus. Die Ära der Velatorischen Ordnung fand ihr endgültiges, blutiges Ende in der '''Schlacht um Thyrna'''. Anorius, der mit Lyserias Hilfe einen Teil der Soldaten vom Fluch befreien konnte, stellte seinen Onkel in einem finalen Duell und beendete dessen Tyrannei.
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Doch der gebrochene, aber von der Wahrheit erleuchtete Anorius folgte seinem Onkel Martus nach Thyrna. In einer verdeckten Mission, unterstützt von seinen treuen Freunden '''[[Doras Oravius Cycnus]]''' und '''[[Trebeos Vitrianus Sereno]]''' sowie der areteischen Mystikerin '''[[Lyseria Celanta]]''', gelang es ihm, die Beweise für Martus' Verrat an die Öffentlichkeit zu bringen. Öffentlich als Verräter entlarvt, entfesselte Martus seinen letzten Plan: Mit dem verfluchten '''[[Symbole_der_Macht_des_Thyrnischen Weltreiches#Blutzepter: Symbol der wiedererlangten Alleinherrschaft|Blutzepter]]''', das er aus den Blutringen hatte schmieden lassen, versklavte er magisch den Willen der in Thyrna stationierten Truppen und rief eine offene Herrschaft der Furcht aus. Die Ära der Velatorischen Ordnung fand ihr endgültiges, blutiges Ende in der '''Schlacht um Thyrna'''. Anorius, der mit Lyserias Hilfe einen Teil der Soldaten vom Fluch befreien konnte, stellte seinen Onkel in einem finalen Duell und beendete dessen Tyrannei.
  
 
Nach diesem Sieg begann eine entscheidende Übergangszeit. Das führungungslose Konsilium ernannte Anorius zum [[Milit%C3%A4rische_Ordnung_des_Thyrnischen_Weltreiches#Ducor_.28Heerf.C3.BChrer.29|Ducor]] und übertrug ihm die militärischen Sondervollmachten, um das Reich zu stabilisieren. Anorius' erste und wichtigste Aufgabe war es, den wahren Feind, Sabatus, der mit dem nun herrenlosen Blutzepter nach [[Dhagat]] geflohen war, endgültig zu vernichten. Dieser Feldzug, bekannt als der '''Dhagarische Krieg (393-396 ThZ)''', war der letzte Akt, der die Wirren des Bürgerkriegs beendete und den unausweichlichen Weg in eine neue Ära – die des Kaisertums – ebnete.
 
Nach diesem Sieg begann eine entscheidende Übergangszeit. Das führungungslose Konsilium ernannte Anorius zum [[Milit%C3%A4rische_Ordnung_des_Thyrnischen_Weltreiches#Ducor_.28Heerf.C3.BChrer.29|Ducor]] und übertrug ihm die militärischen Sondervollmachten, um das Reich zu stabilisieren. Anorius' erste und wichtigste Aufgabe war es, den wahren Feind, Sabatus, der mit dem nun herrenlosen Blutzepter nach [[Dhagat]] geflohen war, endgültig zu vernichten. Dieser Feldzug, bekannt als der '''Dhagarische Krieg (393-396 ThZ)''', war der letzte Akt, der die Wirren des Bürgerkriegs beendete und den unausweichlichen Weg in eine neue Ära – die des Kaisertums – ebnete.

Aktuelle Version vom 13. Oktober 2025, 12:57 Uhr

Die Geschichte des Thyrnischen Weltreiches
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Die Geschichte des Thyrnischen Weltreiches zeichnet die Entwicklung der dominantesten Macht Eborias nach. Sie ist eine Erzählung von einem göttlichen Auftrag, der Verschmelzung zweier Völker und der Bürde, ein Weltreich zu verwalten. Jeder Abschnitt dieser Vergangenheit hat das Selbstbild des thyrnischen Volkes geformt und dokumentiert die fundamentalen Transformationen des Reiches durch seine drei großen Epochen: von der monarchischen Königszeit über die republikanische Velatorische Ordnung bis zum gegenwärtigen Kaisertum des Draconats. Das Verständnis dieser von Expansion, Krisen und Erneuerung geprägten Historie ist der Schlüssel zur Einordnung der aktuellen politischen und kulturellen Verhältnisse des Thyrnischen Weltreiches.


Inhaltsverzeichnis


Der Gründungsmythos: Sühne, Sieg und Auserwählung

Die Gründungsgeschichte Thyrnas ist zugleich die Rechtfertigung seiner Herrschaft. Sie ist ein heroischer und symbolischer Akt, der das Fundament der imperialen Identität bildet und die ideologische Ausrichtung des Reiches von Anbeginn an festlegt.

Das hybranische Erbe: Eine gefallene Zivilisation

Die Wurzeln des thyrnischen Volkes liegen in der Tragödie der Hybraner. Dieses Alte Volk, einst die Lieblinge des Himmelsgottes Celestes, bewohnte die mythische Insel Hybra und erreichte durch die Beherrschung dreier Magieformen eine gottgleiche Macht. Berauscht von ihren eigenen Fähigkeiten, verfielen sie dem Hochmut (Hybris), verspotteten ihren göttlichen Schutzpatron und forderten seine Macht heraus. In einem Akt des göttlichen Zorns wurde ihre Heimatinsel daraufhin im Meer versenkt . Die wenigen Überlebenden trugen fortan die schwere Last dieser Schuld und die Schande des göttlichen Tadels mit sich.


Der Held Anasces und die Sühne

Jahrhunderte nach dem Untergang lebten die Nachfahren der Hybraner im Exil, gezeichnet von dem Wissen um die Schuld ihrer Vorväter. Im Jahr -52 ThZ empfing der Held Anasces, ein direkter Nachkomme der alten hybranischen Könige, einen Orakelspruch von der Mondgöttin Lysara. Durch sie übermittelte Celestes ein lang ersehntes Angebot zur Versöhnung: Er bot Anasces die Chance, die Schuld seines Volkes zu sühnen und die verlorene Ehre wiederherzustellen. Dazu musste er sich einer großen Prüfung im Namen der Himmelsgötter in der fernen Region Eturum unterziehen.


Der Sieg über den Eturischen Drachen

Angetrieben von diesem göttlichen Auftrag und dem Wunsch, die verlorene Ehre seines Volkes zurückzuerobern, erreichte Anasces an der Spitze eines Trupps hybranischer Helden nach langen Irrfahrten die Küsten Eturums. Dort stellte er sich im Jahr -38 ThZ der ihm aufgetragenen Prüfung und bezwang in einem epischen Kampf den Eturischen Drachen, einen mächtigen Diener des finsteren Gottes Abyssos. Sein Sieg war mehr als nur eine Heldentat; er war ein symbolischer Sieg des Lichts über den Schatten und die Erfüllung seiner heiligen Mission. Mit einem göttlichen Schwur weihte Anasces seinen Sieg Celestes und den Himmelsgöttern und gelobte, ein neues Volk zu formen, das dazu auserkoren sei, die Völker Eborias zu einen und sie in ein irdisches, Goldenes Zeitalter zu führen.

In den "Annalen der Gründung", dem ältesten Geschichtswerk Thyrnas, sind die legendären Worte des Anasces überliefert, die er nach seinem Sieg gen Himmel richtete:

Vernimm meinen Eid, Celestes, Herr des ewigen Firmaments! Das Blut des Drachen tränkt diesen Boden, und sein Schatten weicht Deinem Licht. Ich, Anasces, letzter Sohn des gefallenen Hybra, stehe auf den Trümmern eines alten Zeitalters und schwöre: Aus dem Geist meines Volkes und der Kraft dieses Landes werde ich eine neue Flamme entzünden! Ein ruhmreiches Volk soll aus ihr erstehen – diszipliniert wie die edlen Streitkräfte am celestischen Himmel, strahlend wie der Schein deines ewigen Himmelsfeuers! Ihnen lege ich die Bürde der Herrschaft auf, damit sie die wilden Stämme Eborias unter einem einzigen Banner einen und dieser vom Krieg zerrissenen Welt einen Frieden bringen, der Deinen Namen ehrt. Ein Goldenes Zeitalter auf Erden, errichtet aus Stein, Strenge und Ehre, soll ein sterbliches Abbild Deiner unvergänglichen Ordnung sein. Dies ist mein Wille. Dies ist mein Schwur. Er möge in den Sternen deiner glanzvollen Gemahlin Sidea geschrieben stehen, bis die Zeit selbst endet.

Diese Worte gelten als der Gründungsmythos des Imperiums. Sie sind die meistzitierten Worte in der thyrnischen Rhetorik und stehen in goldenen Lettern über dem Hauptportal der Halle des Konsiliums, um jeden Konsor täglich an die göttliche Mission und die ewige Verpflichtung Thyrnas zu erinnern.


Die Formung in Eturum und die Gründung Thyrnas

Als Trophäe seines Sieges barg Anasces aus dem Hort des Drachen, der aus einem alten und vergessenen Schatz der Hybraner bestand, den Blutstein, einem Klumpen aus reinstem Orichalkum. Gestärkt durch dessen Macht, einte er in den folgenden 15 Jahren die lokalen Stämme der Eturer unter seinem Banner. Anasces und seine hybranischen Helden nahmen sich Frauen aus dem Adel der Eturer. Diese gehörten zu den Jungen Völkern und waren somit Nachfahren der Umbrin – jenes Volkes, das einst selbst von der Schattenmagie versklavt und später durch das Licht geheilt wurde.

Aus dieser gezielten Verschmelzung zweier Blutlinien entstand das Volk der Thyrner. Es ist ein Volk von "Mischlingen", das die fast göttliche Perfektion und den intellektuellen Ehrgeiz der Hybraner mit der Zähigkeit und der latenten emotionalen Instabilität der Umbrin-Nachfahren vereint.

Im Jahr 0 ThZ war sein Werk vollendet, und Anasces gründete offiziell die Stadt Thyrna. Um seine Herrschaft zu legitimieren und ein Symbol für die neue Ordnung zu schaffen, ließ er aus dem magischen Blutstein die Blutkrone schmieden und sich zum ersten König von Thyrna krönen.

Die drei Epochen des Thyrnischen Weltreiches

Die politische Geschichte des thyrnischen Weltreiches ist ein dynamischer Kreislauf aus Expansion, Krisen und Umwälzungen, der sich in drei große Epochen gliedert. Die Form der jeweiligen Herrschaftsinsignien aus dem Blutstein spiegelt dabei stets die Verfassung des Reiches wider.

Die Königszeit (0 ThZ – 109 ThZ): Die Ära der absoluten Monarchie

Die Königszeit ist die erste Epoche in der Geschichte des Thyrnischen Weltreiches, begründet durch den Heldenkönig Anasces. Sie war von einer absoluten Monarchie geprägt, deren uneingeschränkte Macht durch die magische Blutkrone symbolisiert wurde. Obwohl von heroischen Taten geprägt, offenbarte diese Ära auch die Gefahr unkontrollierter Macht.

Aufstieg und Verrat

Nachdem Anasces die Stämme Eturums geeint hatte, legte er den Grundstein für eine Dynastie. Seine Herrschaft endete jedoch abrupt im Jahr 33 ThZ durch einen Verrat, der den Tyrannen Xirdus auf den Thron brachte. Nur vier Jahre später rächte Anasces' Sohn Tuleas seinen Vater, erschlug den Usurpator und trat sein rechtmäßiges Erbe an.

Die ersten Eroberungen

Unter Tuleas, der ein großer Zauberer mit den Mächten des Feuers war, begann die expansionistische Phase des jungen Reiches. In den siegreichen Einigkeitskriegen (49-79 ThZ) unterwarf durch seine magischen Kräfte benachbarte Königreiche und festigte die thyrnische Hegemonie, die sich während dieser Ära jedoch im Wesentlichen auf die Kernregion Eturum beschränkte.

Die Tyrannei des Tarques und das Ende der Monarchie

Der Höhepunkt und zugleich der Anfang vom Ende der Königszeit wurde durch Tuleas' eigenen Sohn, den ehrgeizigen Tarques, eingeläutet. Tarques war nicht nur ein Nachfahre des Gründers Anasces, sondern auch ein ungewöhnlich begabter Zauberer und Meister telepathischer Fähigkeiten. Diese Telepathie war eine direkte Ausdrucksform der Naturmagie, die tief in seinem hybranischen Bluterbe wurzelte. Im Jahr 63 ThZ ermordete der aufstrebende Prinz seinen Vater, indem er diesen mit magischer Geistesbeeinflussung in den Suizid trieb und daraufhin den Thron an sich riss.

Obwohl Tarques die Eroberungszüge erfolgreich fortsetzte – unter anderem mit dem Zweiten Einigkeitskrieg (66–79 ThZ) gegen Corlia – erwies sich die konzentrierte Macht der Blutkrone als zutiefst korrumpierend. Tarques' Herrschaft mündete in eine jahrzehntelange Tyrannei (79–109 ThZ), in deren Verlauf der König dem Wahnsinn verfiel und den Verstand verlor.

Seine Telepathie wurde unter dem Einfluss der Krone zu einem Instrument purer, willkürlicher Grausamkeit: Tarques gab seiner Umgebung ohne ersichtlichen Grund geistige Befehle, denen sich die Opfer nicht entziehen konnten. Zum Zeitvertreib befahl er Menschen, sich selbst zu verletzen oder gar in den Suizid zu gehen. Die Bevölkerung Thyrnas fürchtete seine bloße Gegenwart, und niemand wagte es mehr, dem König in die Augen zu blicken, aus Angst, er könnte ihre Gedanken lesen oder ihren Willen brechen. Die Tyrannei zersetzte das Reich von innen und schuf in den Thyrnern eine tiefe Abneigung gegen die Willkür eines Einzelnen und ein tiefes Misstrauen gegen die arkanen Fähigkeiten ihrer Zauberer-Könige.

Die Epoche der Könige fand ihr dramatisches Ende im Jahr 109 ThZ, als Tarques schließlich die telepathische Kontrolle über seine Ratsmitglieder und die unzufriedene Aristokratie verlor. Angesichts eines offenen Aufstandes konnte der Zauberer-König seine Zauberei nutzen, um auf spektakuläre Weise aus der Stadt zu fliehen. Er kehrte niemals zurück und wurde niemals mehr gesehen.

Die nun führenden aristokratischen Familien nutzten diesen Machtvakuum, um die Monarchie für immer zu beenden und riefen umgehend die Velatorische Ordnung aus, wodurch die Republik etabliert wurde.


Die Velatorische Ordnung (109 ThZ – 396 ThZ): Aufstieg und Fall der Republik

Die Velatorische Ordnung ist die zweite und längste Epoche der thyrnischen Geschichte. Sie wurde im Jahr 109 ThZ auf den Trümmern der Monarchie gegründet und etablierte eine fast drei Jahrhunderte währende Republik, die Thyrna von einer regionalen Macht zu einem Weltreich formte. Diese Ära war geprägt von beispielloser Expansion und kultureller Blüte, aber auch von einem schleichenden Verfall, der schließlich in Tyrannei und Bürgerkrieg mündete.

Die Gründung der Republik: Die Zähmung der Macht

Nach der Schreckensherrschaft des letzten Zauberer-Königs Tarques, übernahm das Konsilium die Macht. Dieser Umsturz war mehr als eine politische Revolution; er war eine tiefgreifende kulturelle und religiöse Selbstverpflichtung, die auf die Unsicherheit der Bevölkerung reagierte.

Der Senat, aus dem das Konsilium hervorging, setzte sich ursprünglich aus den tapferen Aristokraten zusammen, die Tarques aus der Stadt vertrieben hatten. Diese Gründer beriefen sich auf ein elitäres Erbe: Alle waren Nachfahren von Anasces oder jener hybranischen Helden, die einst Thyrna gegründet hatten. Mit der Etablierung der Velatorischen Ordnung entstand somit zeitgleich die Aristokratie als herrschende Klasse, deren Legitimität untrennbar mit der Bewahrung des hybranischen Erbes verknüpft war.

In einem Akt von weitreichender symbolischer und politischer Bedeutung wurde die als korrumpierend geltende Blutkrone eingeschmolzen. Aus ihrem magischen Orichalkum wurden 50 Blutringe geschmiedet, einer für jeden Konsor. Dieser Akt symbolisierte den fundamentalen Bruch mit der Alleinherrschaft und die Verteilung der Macht auf die Schultern der Aristokratie. Die Thyrner wandten sich von der Willkür eines Einzelnen ab und unterwarfen sich dem abstrakten Ideal des Gesetzes.

Die neue Gesetzgebung, bekannt als die Velatorische Ordnung, wurde auf den Weißen Tafeln festgehalten. Diese Gesetze wurden auf Marmorplatten graviert, die dem Gott Celestes geweiht waren. Die gravierten Buchstaben waren mit flüssigem Orichalkum ausgefüllt, sodass der Text auf dem Marmor magisch rotgold aufleuchtete. Die Tafeln symbolisierten somit die direkte Verbindung von himmlischer Ordnung (Celestes Marmor), arkane Macht (Orichalkum) und weltlicher Herrschaft (die Gesetze des Konsiliums).

Die Geburt der Licht-Orden

Parallel zur politischen Neuausrichtung fand eine sakrale Konsolidierung statt. Als direkte Antwort auf die tiefgreifenden Umbrüche und die Not und Orientierungslosigkeit der Bevölkerung nach dem Sturz des Tyrannen Tarques, wurden zu Beginn der Velatorischen Ordnung die drei Licht-Orden Eborias gegründet: der Celestische, der Leveische und der Areteische Orden.

Diese Orden entstanden aus einer gemeinsamen Initiative der Konsoren und Priester und dienten der sakralen Legitimation des neuen Staates. Ihre Mission war es, geweihte Experten zu schaffen, die durch vollkommene Hingabe göttliche Magie im Namen der Lichtgötter empfangen und kanalisieren konnten, um so Beistand und Wohlstand für die Bürger zu sichern:

  • Der Celestische Orden: Er diente der religiösen Legitimation des neuen Konsiliums durch prophetische Visionen und feierliche Orakelsprüche.
  • Der Leveische Orden: Er wirkte durch göttliche Lebensmagie, diente der Gemeinschaft mit Segen für Heilung und schöpferische Kraft und unterstützte insbesondere die Frauen Thyrnas.
  • Der Areteische Orden: Er fungierte als moralisches Gewissen des Staates, verbreitete die Tugenden und stärkte den inneren Zusammenhalt der neuen Republik.

Mit der Etablierung dieser drei Licht-Orden erhielt die Velatorische Ordnung nicht nur ein politisches, sondern auch ein spirituelles Fundament, das die neue aristokratische Führung religiös festigte.

Die goldene Ära der Expansion (109 ThZ - 351 ThZ)

Auf dem stabilen Fundament der neu gegründeten Republik begann eine fast zweieinhalb Jahrhunderte andauernde Ära massiver Expansion, die in die Annalen als die "goldene Ära" einging. Angetrieben von einem unstillbaren Hunger nach Ressourcen, dem Eifer, die als überlegen empfundene thyrnische Kultur zu verbreiten, und dem strategischen Kalkül seiner Konsoren, formte das Reich in einer Reihe blutiger Kriege seine heutigen Grenzen.

Die Expansion verlief nicht planlos, sondern folgte strategischen Notwendigkeiten und wirtschaftlichen Interessen. Jeder Krieg führte zur Gründung einer neuen Provinz und zur Integration eines weiteren Volkes in die imperiale Ordnung.

  • Der Orische Krieg (118-121 ThZ): Der erste große Expansionskrieg der Republik richtete sich gegen die eturischen Stämme der Orer und diente der Sicherung lebenswichtiger Orichalkum-Ressourcen, die für die wachsende Macht des Reiches unerlässlich waren.
  • Kulturelle Blüte und Gründung der Akademie: Nach der Sicherung der Rohstoffbasis erlebte Thyrna eine kulturelle Blüte. Als Zeichen dieser neuen Ära des Wissens und der Macht wurde im Jahr 148 ThZ die Arkane Akademie von Thyrna gegründet, die sich schnell zum führenden Zentrum für arkane Studien in ganz Eboria entwickelte.
  • Die Kasurischen Kriege (165-181 und 199-207 ThZ): In zwei langen und zermürbenden Feldzügen unterwarf Thyrna die Vahiriten im Süden und gründete nach dem endgültigen Sieg die Provinz Vahir. Dieser Krieg sicherte nicht nur die Südflanke des Reiches, sondern öffnete auch die Handelsrouten zum exotischen Kontinent Ishturak.
  • Der Lusitanische Krieg (215-226 ThZ): Die Expansion nach Westen führte zur Unterwerfung der lusitanischen Stämme und zur Gründung der Provinz Lusita. Damit erlangte Thyrna die Kontrolle über die fruchtbaren Ebenen und die wichtigen Salzminen der Region.
  • Die Bündnis-Kriege (240-271 ThZ): Anstatt einer direkten Eroberung, nutzte Thyrna einen Konflikt zwischen seinem Verbündeten Argosien und den kriegerischen Markadern. Thyrna trat als Schutzmacht auf, besiegte die Markader und integrierte das geschwächte, aber kulturell hochstehende Argosien anschließend als formal gleichberechtigte, de facto aber abhängige Provinz in das Reich.
  • Die Balmarischen Kriege (311-334 ThZ): Der letzte große Eroberungskrieg dieser Ära richtete sich gegen die wohlhabenden, aber zerstrittenen Volksstämme von Balmar. Nach über zwanzig Jahren des Konflikts wurde die gesamte Region befriedet und als Provinz Balmar dem Reich einverleibt.

Am Ende dieser Ära hatte sich Thyrna von einem Stadtstaat zu einem Weltreich entwickelt. Aus der Notwendigkeit, dieses riesige und heterogene Gebilde aus unzähligen Völkern und Kulturen zu verwalten, entstand die Ideologie der Pax Thyrna ("Der Thyrnische Frieden"). Die Thyrner sahen sich nicht mehr nur als Eroberer, sondern als Bringer von Frieden, Recht, Stabilität und Zivilisation in einer ansonsten chaotischen Welt. Diese imperiale Prägung verlieh ihrem Handeln eine fast religiöse Dimension und rechtfertigte ihre Herrschaft als göttliche Mission.

Erste Risse im Fundament: Innere Unruhen und der schleichende Verfall (ca. 298 ThZ - 351 ThZ)

Doch während das Imperium nach außen unaufhaltsam wuchs und seine Legionen immer neue Gebiete unterwarfen, zeigten sich im Inneren die ersten tiefen Risse im Fundament der Republik. Der unermessliche Reichtum, der aus den Provinzen nach Thyrna floss, begann, die alten Tugenden von Pflicht und Bescheidenheit zu vergiften. Zunehmende Korruption, die Gier zerstrittener Adelsfamilien und eine wachsende moralische Dekadenz höhlten die Ideale der Velatorischen Ordnung von innen aus. Zwei Ereignisse dieser Zeit stehen sinnbildlich für diesen schleichenden Verfall und waren die dunklen Vorboten des Bürgerkriegs, der folgen sollte.

Die spirituelle Fäulnis: Der Skandal des Malgorianischen Ordens (298-302 ThZ)

Der erste schwere Schlag gegen das Selbstverständnis der Republik war kein militärischer, sondern ein spiritueller. Im Jahr 298 ThZ deckten einige sittentreue Konsoren eine Verschwörung auf, die Thyrna in seinen Grundfesten erschütterte. Im Herzen der Hauptstadt, verborgen hinter der Fassade ehrwürdiger aristokratischer Häuser, hatte sich ein geheimer Schattenkult etabliert: der Malgorianischer Orden. Hochrangige Mitglieder der Konsorenschaft, Männer und Frauen aus den vornehmsten Familien, huldigten in geheimen Ritualen den Schreckensgöttern aus Malgor.

Sie beteten nicht nur um Macht oder Reichtum, sondern ergaben sich aus reiner Dekadenz und intellektueller Arroganz den Sünden, die sie öffentlich verdammten. In ihren Orgien feierten sie die Ausschweifungen des Sathros und die Grausamkeit des Vis, während sie mit Hilfe von Mystikern des Mendakos ihre Spuren verwischten. Die Aufdeckung dieses Kultes war ein beispielloser Skandal. Die Vorstellung, dass jene Elite, die geschworen hatte, die thyrnischen Tugenden zu verteidigen, sich den Göttern der Furcht und der Lüge hingab, zerstörte das Vertrauen des Volkes in seine Führer. Obwohl der Orden zerschlagen und seine Mitglieder hingerichtet oder verbannt wurden, blieb ein unauslöschlicher Makel auf der Seele der Republik zurück.

Der soziale Riss: Der Sklavenaufstand des Lorkan (351 ThZ)

Ein halbes Jahrhundert später offenbarte ein zweites Ereignis die soziale Brüchigkeit des Weltreiches. In der reichen Provinz Balmar zettelte ein charismatischer Sklave namens Lorkan einen der größten Aufstände in der Geschichte Thyrnas an. Angetrieben von einem unbändigen Freiheitswillen, gelang es ihm, tausende versklavter Arbeiter zu organisieren.

Doch Lorkans Ziel war keine blutige Rache, sondern die Flucht – ein Massenexodus in die Freiheit. In einer meisterhaft geplanten Aktion durchbrachen die Sklaven die Reihen der überraschten Aufseher und flohen nach Norden in die ungezähmten Weiten Barthavions. Dort gründeten sie, allen Widrigkeiten zum Trotz, die freie Stadt Valkenburg, die zu einem Symbol des Widerstands gegen die thyrnische Herrschaft wurde. Für das Imperium war dies eine doppelte Demütigung: Nicht nur hatte man die Kontrolle über wertvolles "Eigentum" verloren, der erfolgreiche Aufstand widerlegte auch die thyrnische Ideologie, nach der die Sklaverei eine natürliche und unumstößliche Ordnung sei. Lorkans Tat bewies, dass der Wille zur Freiheit selbst in den untersten Schichten der Gesellschaft brannte und dass die Fundamente des Reiches, die auf der Unterdrückung von Millionen ruhten, nicht so sicher waren, wie die Aristokratie in Thyrna glaubte.

Der Weg in den Abgrund: Intrigen und Bürgerkrieg (367 ThZ - 393 ThZ)

Die finale Phase des Niedergangs der Republik begann mit einem Vorbeben, das die bereits brüchigen Fundamente des Staates erschütterte. Im Jahr 367 ThZ wurde die Catilische Verschwörung aufgedeckt, ein schlecht geplanter Putschversuch einiger unzufriedener Aristokraten, die sich dem einflussreichen Velator und mächtigen Zauberer Catilius anschlossen, der durch seine elementare Macht des Sturmrufens die Herrschaft an sich reißen wollte. Obwohl diese Rebellion schnell und blutig niedergeschlagen wurde, hinterließ sie ein tief gespaltenes und paranoid gewordenes Reich. Die alten Allianzen im Konsilium waren zerbrochen, das Misstrauen grassierte, und die Republik war politisch gelähmt. Außerdem entwickelte sich eine immer größer werdende Skepsis gegen die Sitte, mächtige, geborene Zauberer in die Konsorenschaft aufzunehmen. Auch vor der Verschwörung des Catilius wurde das magische Bluterbe der thyrnischen Aristokaten schon mehrmals missbraucht, um durch Furcht an die Spitze der thyrnischen Herrschaft zu gelangen.

Genau diese politischen Wirren, das allgemeine Misstrauen den aristokratischen Zauberern gegenüber und das Machtvakuum, welches sich nach der niedergeschlagenen Verschwörung eröffnete, nutzte der brillante, aber skrupellose Aristokrat Martus Veranor Istoris. Er sah die Schwäche des Systems nicht als Gefahr, sondern als Chance. In geheimen Treffen schloss er einen Pakt mit dem finsteren Dunklen Kult und dessen charismatischem Hohepriester Sabatus Morineas Deimaton. Mit der lügenverzerrenden Magie des Schreckensgottes Mendakos, die Sabatus kanalisierte, inszenierte Martus seine eigene, gefälschte Verschwörung. Er präsentierte gefälschte Beweise, wetterte gegen die gebürtigen Zauberer seines Standes und hielt flammende Reden voller Halbwahrheiten, um die geborenen Zauberer aus der Politik zu verdammen. So hetzte Istoris die verbliebenen Fraktionen des Konsiliums gegeneinander auf, bis jede Seite in der anderen einen tödlichen Feind sah. Sein Meisterstück der Manipulation zündete: Im Jahr 368 ThZ stürzte das Reich in den verheerenden Thyrnischen Bürgerkrieg.

Während Martus sich in Thyrna als Retter der Ordnung stilisierte, nutzte er das militärische Genie seines idealistischen Neffen, Anorius Veranor als seine schärfste Waffe an der Front. Anorius, der an die gerechte Sache seines Onkels glaubte, stieg schnell zum gefeierten Kriegshelden auf. Doch Martus' Plan war weitaus finsterer. Nachdem er von der Existenz seiner magisch begabten Nichte Eliria Veranora erfahren hatte, gab er dem Kult den Befehl, seine eigene Familie auszulöschen. Von Trauer über den Tod seiner Eltern und seiner Schwester sowie unstillbarem Rachedurst in den Wahnsinn getrieben, wurde Anorius zum "Schlächter" – einer willenlosen Marionette, die blindlings jeden vernichtete, den Martus als Verräter brandmarkte. Darunter auch der loyale und Thyrna stets treue König Meneas von Pirene - ein argosischer Herrscher, der als Verbündeter im Bürgerkrieg auf der Seite von Istoris gekämpft hatte. Nachdem Istoris jedoch in Geldnot geriet, wurde Meneas schließlich aufgrund seines enormen Vermögens von diesem verraten, als Mörder der Familie der Veranorer hingestellt und von Anorius dafür brutal niedergestreckt.

Nachdem Martus durch diese Intrigen und die unbewusste Hilfe seines Neffen seine letzten politischen Gegner in Argosien ausgeschaltet hatte, kehrte er im Triumph nach Thyrna zurück und zementierte seine Alleinherrschaft. Die Republik existierte nur noch dem Namen nach; in Wahrheit war sie bereits eine Tyrannis.

Das Ende der Republik (393 ThZ)

Doch der gebrochene, aber von der Wahrheit erleuchtete Anorius folgte seinem Onkel Martus nach Thyrna. In einer verdeckten Mission, unterstützt von seinen treuen Freunden Doras Oravius Cycnus und Trebeos Vitrianus Sereno sowie der areteischen Mystikerin Lyseria Celanta, gelang es ihm, die Beweise für Martus' Verrat an die Öffentlichkeit zu bringen. Öffentlich als Verräter entlarvt, entfesselte Martus seinen letzten Plan: Mit dem verfluchten Blutzepter, das er aus den Blutringen hatte schmieden lassen, versklavte er magisch den Willen der in Thyrna stationierten Truppen und rief eine offene Herrschaft der Furcht aus. Die Ära der Velatorischen Ordnung fand ihr endgültiges, blutiges Ende in der Schlacht um Thyrna. Anorius, der mit Lyserias Hilfe einen Teil der Soldaten vom Fluch befreien konnte, stellte seinen Onkel in einem finalen Duell und beendete dessen Tyrannei.

Nach diesem Sieg begann eine entscheidende Übergangszeit. Das führungungslose Konsilium ernannte Anorius zum Ducor und übertrug ihm die militärischen Sondervollmachten, um das Reich zu stabilisieren. Anorius' erste und wichtigste Aufgabe war es, den wahren Feind, Sabatus, der mit dem nun herrenlosen Blutzepter nach Dhagat geflohen war, endgültig zu vernichten. Dieser Feldzug, bekannt als der Dhagarische Krieg (393-396 ThZ), war der letzte Akt, der die Wirren des Bürgerkriegs beendete und den unausweichlichen Weg in eine neue Ära – die des Kaisertums – ebnete.

Anorius bewies sofort seine strategische Weitsicht. Er nahm Kontakt zur exilierten Königin Nephiri von Nisiru auf, die von Sabatus von ihrem Thron vertrieben worden war, und schloss ein Bündnis mit ihr. Gemeinsam eroberten sie die Hauptstadt Nisiru zurück und zwangen Sabatus zur Flucht. Doch bevor der Hohepriester die Stadt verließ, vollzog er ein letztes, apokalyptisches Ritual. Im Namen von Onoa, der Herrin der Finsternis, beschwor er eine unnatürliche, ewige Dunkelheit, die sich wie ein Leichentuch über die Küsten des Thalischen Meeres und den gesamten Süden Eborias legte. Die Sonne erlosch, und die Welt versank in einem Zwielicht, das es den lichtempfindlichen Kreaturen der Unterwelt ermöglichen sollte, an die Oberfläche zu steigen und die Reiche der Sterblichen ungehindert von den Mächten des Himmels anzugreifen.

Unter dem Schutz dieser Finsternis floh Sabatus in die Blinde Wüste. Mit der Macht des verfluchten Zepters zog er zehntausende der dhagarischen Bevölkerung magisch in seinen Bann. Blind und willenlos folgten ihm die Massen in die Wüste, bestimmt, an einem dunklen Heiligtum als gewaltiges Opfer für die Schattengötter zu dienen.

Anorius und die Armee der rechtmäßigen Königin Nephiri folgten Sabatus' Spur der Verzweiflung bis zu diesem unheiligen Ort. Dort, inmitten eines Sandsturms aus schwarzer Magie, kam es zur Endschlacht. Während Nephiris Truppen die verblendeten Massen aufhielten, kämpfte sich Anorius, begleitet von Doras, durch die Reihen der Kultisten bis zu Sabatus vor. Mit einer geschickten List gelang es ihm, dem Hohepriester das Zepter zu entreißen. In diesem entscheidenden Moment nutzte Lyseria Celanta die reine Macht der Schutzgötter, um den Fluch des Zepters zu brechen und es zu reinigen. Mit dem nun reinen Artefakt in Händen, das die Macht des Lichts kanalisierte, konnte Anorius Sabatus endgültig besiegen und töten. Mit dem Tod des Hohepriesters löste sich augenblicklich die ewige Dunkelheit über dem Land auf, und die Sonne kehrte zurück. Der Bürgerkrieg war endgültig vorüber.


Das Draconat (ab 396 ThZ): Die Ära des Kaisertums

Das Draconat ist die dritte und gegenwärtige Epoche der thyrnischen Geschichte, begründet auf den Trümmern der Velatorischen Ordnung. Diese Ära des Kaisertums wurde im Jahr 396 ThZ nach dem Ende des "Dhagarischen Krieges" offiziell von seinem ersten Träger, Anorius Veranor Pacatorius, ins Leben gerufen, der den Titel Dracidor annahm. Das Draconat symbolisiert die ewige Aufgabe des Imperiums, als wachende Kraft über die Zivilisation zu herrschen und die "Drachen" Eborias – die Mächte der Zerstörung, Willkür und der Unordnung – zu bezwingen. Die Geschichte des Draconats ist eine Erzählung von Konsolidierung, neuen Krisen und dem unaufhörlichen Kampf, die Grenzen eines riesigen Weltreiches zu sichern.

Die Gründungsära: Das Draconat des Anorius (396 – 446 ThZ)

Die frühe Phase des Draconats war geprägt von der monumentalen Aufgabe des Wiederaufbaus. Nach seinem Sieg im "Dhagarischen Krieg" kehrte Anorius als unangefochtener Retter des Reiches nach Thyrna zurück und wurde zum ersten Kaiser gekrönt. Seine Regentschaft, die als das „Draconat“ in die Geschichte einging, war geprägt von weitreichenden Reformen (396-408 ThZ). In diesen zwölf Jahren formte er den Staat von Grund auf neu: Er festigte die Alleinherrschaft des Dracidors, entmachtete das korrupte Konsilium politisch und schuf mit dem Kaiserlichen Rat und dem Ordo Dracian neue, ihm direkt unterstellte Machtzentren. Seine Herrschaft brachte dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Reich eine über vierzigjährige Ära des Friedens und der Stabilität, in der die tiefen Wunden der Vergangenheit zu heilen begannen.

Die Zeit der Expansion und der ersten Krisen (446 – 513 ThZ)

Nach dem Tod des Anorius im Jahr 446 ThZ ging die Herrschaft auf seinen Adoptivsohn Cassian über. Dessen Regentschaft war von dem Bestreben geprägt, an die expansionistischen Erfolge der alten Republik anzuknüpfen und die Grenzen des Imperiums weiter auszuweiten.

Expansion nach Norden: Der Markadische Krieg

Cassians erster großer Feldzug richtete sich gegen die kriegerischen markadischen Stämme im Nordosten. Der Markadische Krieg (448-456 ThZ) war ein Erfolg für Thyrna. Nach acht Jahren des Konflikts wurden die Stämme unterworfen und ihr Territorium als neue Provinz Markadis in das Reich integriert. Dieser Sieg sicherte die Nordostflanke des Imperiums und brachte reiche Weidegründe unter thyrnische Kontrolle.

Die Katastrophe im Westen: Der Caelgische Krieg

Ermutigt durch diesen Erfolg, richtete Cassian seinen Blick nach Westen, auf die stürmischen Caelgon Inseln. Sein Versuch, diese strategisch wichtigen Inseln zu erobern, endete jedoch im Caelgischen Krieg (459-462 ThZ) in einer verheerenden militärischen Katastrophe. Das Heer wurde von den listigen und magisch begabten Wildwandlern der Cael in den zerklüfteten Ebenen der Caelgon Inseln aufgerieben, und Kaiser Cassian selbst fand im Kampf den Tod. Diese schwere Niederlage markierte das erste große militärische Desaster des noch jungen Draconats.

Konsolidierung und technologische Verzweiflung

Sein Nachfolger Pertinus (ab 462 ThZ) und dessen Nachfolger Talbarus (ab 486 ThZ) sahen sich gezwungen, die aggressive Expansionspolitik aufzugeben und die Grenzen zu konsolidieren. Die Cael, gestärkt durch ihren Sieg, fielen nun ihrerseits in die Provinz Balmar ein. Der darauffolgende, langwierige Balmarische Befreiungskrieg (466-489 ThZ) zehrte an den Kräften des Imperiums. In dieser Zeit der militärischen Bedrängnis und technologischen Stagnation wandten sich die Arkanisten in ihrer Verzweiflung einem alten Mythos zu. Im Rahmen des "Blut-Konsortiums" (491 ThZ) versuchten sie erfolglos, die legendären Blutwächter der Hybraner, die Thaliden, nachzubauen, um die Grenzen des Reiches mit unzerstörbaren Wächtern zu sichern. Das Scheitern dieses ambitionierten Projekts war ein weiterer Dämpfer für das imperiale Selbstvertrauen.

Die Ära des Mangels und der Niederlagen (513 – 600 ThZ)

Das 6. Jahrhundert ThZ war eine Zeit tiefgreifender Krisen, die das Fundament des Imperiums erschütterten und es an den Rand seiner militärischen und wirtschaftlichen Kräfte brachten. Die Ära begann unter der kurzen und unglücklichen Herrschaft von Kaiser Igavius (ab 506 ThZ), der bereits nach einem Jahr vergiftet wurde, und seinem Nachfolger Narvus (ab 507 ThZ). Unter ihrer Regentschaft offenbarte sich eine strategische Katastrophe: ein akuter Orichalkummangel, der die militärische Überlegenheit und den wirtschaftlichen Wohlstand Thyrnas direkt bedrohte.

Der gescheiterte Griff nach Osten: Der Orichalkum-Krieg

Die alten Minen, die das Reich seit Jahrhunderten versorgt hatten, waren erschöpft. In einem verzweifelten Versuch, neue Quellen zu erschließen, richtete Kaiser Narvus seinen Blick auf die Blutberge, das Territorium der Karantoi – einem Alten Volk der finsteren Fodeten. Im Jahr 507 ThZ wurde eine thyrnische Handelsgesandtschaft, die in Skyntos Verhandlungen führen sollte, von den misstrauischen Karantoi getötet. Dieser Vorfall diente Narvus als willkommener Vorwand für den verlustreichen Orichalkum-Krieg (513-519 ThZ). Doch der Feldzug endete in einer demütigenden Niederlage. Die thyrnischen Legionen, die für den Kampf in offenem Feld ausgebildet waren, scheiterten an der magischen Überlegenheit der Karantoi, die sich mit abyssischen Mächten verbündet hatten und das thyrnische Heer in die Tiefen ihrer Tunnel hinablockte, wo sie von Infernalen angegriffen und vernichtet wurden.

Der diplomatische Fehlschlag: Der Konflikt mit Barthavion

Gedemütigt und unter wachsendem Druck wandte sich der Blick Thyrnas nach Norden, nach Barthavion. Geheimdienstberichte der Vestigoren bestätigten, dass in der freien Stadt Eldorn seit Jahrzehnten reiche Orichalkumvorkommen abgebaut wurden. Im Jahr 527 ThZ erreichte eine thyrnische Gesandtschaft Eldorn und konnte tatsächlich ein erstes Handelsabkommen für Orichalkumlieferungen aushandeln.

Doch die Beziehungen verschlechterten sich rapide. Zehn Jahre später, im Jahr 537 ThZ, kam es zum sogenannten "Barthavischen Eklat", einem schweren diplomatischen Streit zwischen der thyrnischen Gesandtschaft und den stolzen Stadtfürsten von Eldorn, der das Abkommen zerbrechen ließ. Als Thyrna im Jahr 559 ThZ ein erneutes Handelsgesuch stellte, wurde dieses von Eldorn brüsk und endgültig abgelehnt. Für das an Dominanz gewöhnte Weltreich war diese Zurückweisung durch eine "barbarische" Stadt eine unerträgliche Provokation.

Das Scheitern des Thyrnischen Weltreiches: Krieg, Vertuschung und der Fluch des dunklen Kultes

Die Ära des späten 6. und frühen 7. Jahrhunderts ThZ stellt eine dunkle Zäsur in der Geschichte des Thyrnischen Weltreiches dar. Sie ist das epochale Zeugnis einer imperialen Hybris, die nicht nur militärisch, sondern auch kosmisch scheiterte und das Draconat in eine tiefe Krise stürzte, deren wahre Ursache über Jahrzehnte vertuscht wurde.

Die Schatten von Valkenburg: Eskalation und das kosmische Desaster

Die Periode vor dem Ausbruch der großen Kriege gegen Barthavion war von einer zunehmenden Frustration in Thyrna geprägt. Innere politische Zwänge und der ungestillte, existenzielle Durst nach Orichalkum – der essenziellen Ressource für die arkane Macht des Imperiums – führten zu einer hochaggressiven Außenpolitik.

Unter Kaiser Narvus und seinem Nachfolger Liculus (ab 549 ThZ) erlitt Thyrna schwere Rückschläge, wie das Scheitern des kostspieligen Ersten Ketsiopischen Krieges (534–549 ThZ). Dieser Krieg wurde in dem Gebiet um Sassana geführt, da auch diese ketsiopische Stadt über dringend benötigte Orichalkumvorkommen verfügte. Die Niederlage in Ketsiopien erhöhte den Druck auf die kaiserliche Führungskaste exorbitant. Die eskalierenden Spannungen mit Barthavion waren die logische Folge der imperialen Gier nach den dortigen Vorkommen.

Nach einem verheerenden Erdbeben in Thyrna (567 ThZ), bei dem Kaiser Liculus sein Leben verlor , bestieg der Hardliner Viritius den Thron. Er erklärte die diplomatischen Bemühungen – die 527 ThZ mit einem Handelsbund begannen und 559 ThZ mit einer Ablehnung eines erneuten Gesuchs endeten – für gescheitert. Viritius ordnete umgehend die Invasion an, womit der Erste Barthavische Krieg (568–600 ThZ) begann.

Die Schwarzen Jahre und die Katastrophe von Valkenburg

Obwohl die Signaten anfangs erfolgreich waren, geriet der Feldzug zu einem zähen Ringen. Es gelang den Freien Städten, sich im Bund von Barthavion (199 JF) zu vereinen und mit der unverzichtbaren Unterstützung der Zwerge aus Fjalgar erbitterten Widerstand zu leisten. Doch die eigentliche, alles verändernde Zäsur des Krieges war eine kosmische: Die dreißigjährige Phase, die in Barthavion als die Schwarzen Jahre (600–630 ThZ) bekannt ist.

Diese dreißig Jahre waren weit mehr als eine militärische Auseinandersetzung; sie waren die brutale und blutige Manifestation eines kleinen, schwarzen Zeitalters auf dem Kontinent. Infolge eines katastrophalen arkanen Fehltritts verwandelte sich Barthavion in einen Ort der Unterwelt, in dem infernale Mächte, willenslose Untote und dämonische Kreaturen ohne Hindernis über das Land herrschten und das zivile Leben zur Hölle machten.

Die Ursache dieses epochalen Desasters lag in einem verzweifelten, aber hochriskanten Plan thyrnischer Kommandeure, den Krieg im Jahr 600 ThZ mit einem einzigen, vernichtenden Schlag zu entscheiden. Man beschloss, die neueste Arkantechnologie des Weltreiches einzusetzen, um ein massives, arkanes Portal unmittelbar vor dem Ratsgebäude in der Hauptstadt Valkenburg zu öffnen.

Der strategische Gedanke war von imperialer Arroganz getragen: Ein Elitekorps der Signaten sollte durch den magischen Zugang teleportiert werden, um die Ratsherren der Stadt gefangen zu nehmen und Valkenburg so ohne langwierige und verlustreiche Belagerung einzunehmen. Um diesen Plan umzusetzen, wurde die Matrix des Trebius Moreus – der hochkomplexe Zauberspeicher für das Portal – zusammen mit einem erfahrenen Kriegs-Arkanisten durch einen getarnten Trupp Vestigoren (Agenten des kaiserlichen Geheimdienstes) heimlich in die Stadt geschleust. Die Vestigoren sollten den Arkanisten unbemerkt vor dem Ratsgebäude in Stellung bringen, damit dieser den Zauber aktivieren und den Signaten, die vor den Stadtmauern warteten, einen sofortigen magischen Eingang in das Stadtzentrum öffnen konnte.

Dieser entscheidende Portalzauber wurde jedoch auf heimtückische Weise sabotiert und ins absolute Chaos gestürzt. Ein unbekannter dunkler Ritualist des Dunklen Kultes manipulierte die arkane Matrix. Anstatt des geplanten, stabilen Zugangs für thyrnische Truppen riss der veränderte Zauber ein direktes, dimensionsübergreifendes Portal zur Unterwelt auf. Die Erde spaltete sich im Herzen der Stadt, die Befestigungen um Valkenburg zerbrachen, und aus dem klaffenden Erdreich strömten die Horden der Unterwelt ungehindert über Barthavion.

Angesichts dieser unerwarteten, dämonischen Invasion, die jenseits jeder militärischen Kalkulation lag, war das thyrnische Militär nicht in der Lage oder nicht willens, dem Chaos entgegenzutreten. Die thyrnischen Truppen zogen sich fluchtartig aus Barthavion zurück und das Draconat überließ das Land und seine Bewohner dem finsteren Chaos der Schwarzen Jahre. Dieser militärische und moralische Rückzug, während der Krieg offiziell bis 600 ThZ andauerte, fügte dem Weltreich einen immensen und irreparablen strategischen Schaden zu.

Die Fesseln der Rache und die strategische Überdehnung

Die kosmische Katastrophe der Schwarzen Jahre warf einen langen Schatten auf das Imperium. Der moralische Verlust des Ersten Barthavischen Krieges hallte nach und führte nicht zur notwendigen Konsolidierung, sondern zu einer gefährlichen strategischen Überdehnung an den Grenzen.

Die zermürbende Nordgrenze: Der Nemorische Krieg

Während die südlichen Provinzen sich von der Niederlage in Barthavion erholten und neue Konflikte drohten, entluden sich an den nördlichen Grenzen kontinuierlich zermürbende Auseinandersetzungen, die die anhaltende militärische Belastung Thyrnas verdeutlichten.

Der Nemorische Krieg begann im Jahr 706 ThZ und manifestierte sich als ein zäher, unerbittlicher Grenzkrieg, der sich entlang der Grenzen des Sternenwaldes von Balmar zog. Diese blutigen, verlustreichen Auseinandersetzungen mit den Nemoren waren zermürbende Grenzkämpfe gegen zähe, schwer fassbare Gegner in den unwegsamen Wäldern des Nordens. Sie banden erhebliche Kontingente der Signaten und zeugten von der Unfähigkeit des Draconats, dauerhafte imperiale Sicherheit zu gewährleisten, während gleichzeitig die Ressourcen für die neuen Kriege im Süden benötigt wurden.

Der Zweite Barthavische Krieg: Verrat und das verschwundene Idol

Der Zweite Barthavische Krieg (671–688 ThZ / 301–318 JF) entbrannte nicht durch einen direkten imperialen Angriff, sondern war eine unmittelbare Konsequenz der internen barthavischen Spaltung und des anhaltenden thyrnischen Verlangens nach den Orichalkum-Vorkommen.

Die Spaltung Barthavions und der katalytische Diebstahl

Die Orichalkum-Stadt Eldorn, obwohl formell ein Mitglied des barthavischen Städtebundes, traf die hochgradig kontroverse und polarisierende Entscheidung, Handelsbeziehungen zum ehemaligen Aggressor Thyrna aufzunehmen. Diese Handlung wurde von den anderen Freien Städten als ein ultimativer Verrat empfunden, da die tiefsitzende Furcht und der kollektive Hass gegenüber dem Thyrnischen Imperium – welches man in Barthavion allgemein für die ungeheuerliche Freisetzung der Horden der Unterwelt verantwortlich machte – jede friedliche Annäherung als moralische Kapitulation wertete. Eldorns pragmatische Abkehr vom Pakt der Rache zugunsten ökonomischer Vorteile riss einen tiefen moralischen und politischen Graben in das erst mühsam geeinte Barthavion.

Die Spannungen eskalierten bis zum Zerreißen, als das Zenaische Idol – ein heiliges Artefakt der Ahnengötter Barthavions – plötzlich aus dem großen Heiligtum des Ahnengottes Zenos in Eldorn verschwand. Sofort wurde die Schuld dem König der Stadt Kratara zugeschoben, was die interne Krise des Barthavischen Krieges um das Zenaische Idol (663–671 ThZ) auslöste.

In Barthavion herrscht heute die weit verbreitete und begründete Annahme vor, dass die Vestigoren (der thyrnische Geheimdienst) diese Eskalation inszenierten. Es wird spekuliert, dass Agenten Kaiser Liranus’ das Idol heimlich aus dem Heiligtum Eldorns stahlen, um den Konflikt zu schüren. Demnach war der König von Kratara nie schuld, sondern ein unschuldiges Opfer dieser thyrnischen Machtpolitik, die auf Spaltung und Beherrschung abzielte.

Die inszenierte Intervention und der Friedensschluss

Da Eldorn in der Causa des Idols keine Unterstützung von den anderen barthavischen Städten erhielt, wandte es sich im Trotz an den ehemaligen Feind: Eldorn bat die Thyrner um militärischen Beistand zur "Rückeroberung" des Artefakts. Kaiser Liranus (ab 665 ThZ) entsandte daraufhin umgehend Truppen. Diese erneute militärische Präsenz in barthavischem Boden – nur wenige Jahrzehnte nach der kosmischen Katastrophe – wurde als untragbare Provokation und endgültige Kriegserklärung gewertet. Eldorn stellte sich damit gegen seine Heimat, und der Zweite Barthavische Krieg war entfesselt.

Der Konflikt tobte mit großer Intensität. Die thyrnischen Truppen näherten sich gefährlich der strategisch wichtigsten Stadt Valkenburg und standen kurz vor der Einnahme. Der Krieg fand jedoch sein unerwartetes Ende, als in Thyrna ein Kaiserwechsel stattfand. Nach dem Tod Liranus' im Jahr 687 ThZ bestieg Pacator den Thron. Er verfolgte eine Politik der Konsolidierung und des Friedens, zog die Signaten aus Barthavion ab und schloss im Jahr 318 JF Frieden.

Das mysteriöse Wiederauftauchen und die Notlüge Pacators

Das Zenaische Idol tauchte unter ungeklärten Umständen plötzlich wieder auf. Offiziell lautete die Begründung, die Vestigoren des Imperiums hätten das Artefakt aus den Händen des kratarischen Königs entrissen, womit Thyrna als der eigentliche Retter auftrat und den Krieg beenden konnte, den sie, so die breite barthavische Überzeugung, selbst inszeniert hatten.

Es wird jedoch spekuliert, dass der neue Kaiser Pacator den Betrug seines eigenen Geheimdienstes und seines Vorgängers erfuhr. Um einen weiteren, moralischen Skandal zu vermeiden und eine Basis für zukünftige friedliche Beziehungen zu schaffen, soll Pacator angeordnet haben, dass das Artefakt ohne Aufsehen zurückgegeben wird, damit der Krieg ein schnelles Ende findet. Die offizielle Erklärung diente somit als Notlüge, um die feindseligen Beziehungen zu Barthavion endlich zu befrieden und eine Grundlage für eine mögliche Zusammenarbeit bei der Erforschung der Schwarzen Jahre zu schaffen – einem Anliegen, das Pacator offenkundig am Herzen lag. Die genaue Wahrheit hinter dem Schicksal des Artefakts und der Rolle der Vestigoren bleibt ein verschleierter politischer Knotenpunkt.

Die Dunkelheit der Lüge: Vertuschung der thyrnischen Mitschuld und die Aufdeckung des dunklen Kultes

Nach dem Friedensschluss des Zweiten Barthavischen Krieges (318 JF) mit Kaiser Pacator (ab 687 ThZ), verfolgte das Draconat unter seinem neuen Dracidor Pacator eine Politik der Aufklärung. Die finstere Katastrophe von Valkenburg war zu gravierend, um sie dauerhaft unbeachtet zu lassen.

Die Große Täuschung des Kaisers

Nach dem Friedensschluss des Zweiten Barthavischen Krieges (318 JF), welcher unter dem neuen, auf Konsolidierung bedachten Kaiser Pacator (dem Dracidor des Draconat) zustande kam, entschloss sich das Imperium zu einem Akt der Aufklärung. Die dämonische Katastrophe der Schwarzen Jahre warf einen zu langen und dunklen Schatten, um sie einfach als Kriegsfolge abzutun.

Im Jahr 693 ThZ (322 JF) entsandte der Kaiser Thyrnische Botschafter nach Barthavion, um den Ursprung der Schwarzen Jahre zu erforschen und die Wahrheit über die Dämonenplage zu finden. Kaiser Pacator selbst handelte dabei in der festen Überzeugung, eine unabhängige und ehrliche Untersuchung zu führen. Ironischerweise war der Dracidor, der Frieden schaffen wollte, in Wahrheit das prominenteste Opfer einer jahrzehntelangen, systematischen Täuschung durch seine eigene Militär- und Arkan-Elite. Er erfuhr damals nichts über die vernichtende Wahrheit der eigentlichen Ursache der Katastrophe, die den Ersten Krieg beendet hatte.

Die Vertuschung war das Werk einer kleinen, aber immens mächtigen Kabale hochrangiger Militärs und Arkan-Spezialisten – jener wenigen, die bei der gescheiterten Portal-Operation in Valkenburg im Jahr 230 JF tatsächlich zugegen waren. Dieser Zirkel war sich der unabsichtlichen Mitschuld an der magischen Katastrophe voll bewusst. Sie wussten genau, dass die fatale Beschwörung der Unterwelt nicht dem Feind, sondern der strategischen Hybris und den Schwachstellen ihrer eigenen Arkantechnologie (der manipulierten Matrix) zuzuschreiben war.

Die Konsequenzen einer solchen Enthüllung waren für das Imperium nicht tragbar:

  • Politischer Ruin: Die sofortige moralische Niederlage gegenüber Barthavion.
  • Militärisches Desaster: Der Verlust der Glaubwürdigkeit der Signaten und die Vernichtung der Moral der Truppen.
  • Innere Panik: Die Schreckensnachricht, dass die thyrnische Arkantechnologie die Horden der Unterwelt freigesetzt hatte, hätte zu Aufständen und zum Zusammenbruch der imperialen Ordnung geführt.

Aus diesem Selbsterhaltungstrieb heraus beschloss die Kabale, die Wahrheit absichtlich zu vertuschen. Alle offiziellen Berichte und Protokolle wurden minutiös gefälscht und so umgeschrieben, dass die Schuld auf eine vage, feindliche "Fremdmagie" oder auf das Dämonen selbst gelenkt wurde. Auf diese Weise versuchte die Elite, die Autorität und arkan-technologische Überlegenheit des Imperiums um jeden Preis zu schützen, selbst auf Kosten des Kaisers und der Wahrheit.

Das Attentat und der Dritte Barthavische Krieg

Die thyrnischen Gesandten, die im Jahr 693 ThZ ihre ehrliche Suche nach der Wahrheit begannen, gerieten so in einen gefährlichen Konflikt zwischen dem redlichen Willen des Kaisers und der kriminellen Vertuschung der Elite. Die Untersuchung sollte jedoch das Jahr 717 ThZ (347 JF) nicht überleben: Die Botschafter wurden in Barthavion einem tödlichen Attentat zum Opfer. Diese Tat brach den Frieden jäh und führte zur Entfesselung des Dritten Barthavischen Krieges.

Obwohl die Tat fälschlicherweise barthavischen Freiheitskämpfern angelastet wurde, ist heute bekannt, dass der thyrnische Kriegstreiber Gnaeus Silvius Insidiae hinter den Attentaten steckte. Sein Ziel war es, die Aufklärung der Schwarzen Jahre zu verhindern und unter dem Vorwand der Rache einen neuen Krieg vom Zaun zu brechen, bevor die Wahrheit über die thyrnische Mitschuld (und die interne Vertuschung) ans Licht kommen konnte.

Die Enthüllung der verfluchten Matrix des Trebius Moreus und die neue Allianz

Die vollständige Aufdeckung der Wahrheit erfolgte erst im Jahr 720 ThZ. Dieses Jahr markierte einen weiteren politischen Wendepunkt, da es das Todesjahr Kaiser Pacators war. Die junge aristokratische Zauberin und kaiserliche Gesandte Octavia Ardera – deren Eltern zu den ermordeten Botschaftern gehörten und die nach dem Attentat in Barthavion nur durch ihre arkane Begabung allein überlebt hatte – spielte dabei eine entscheidende Rolle.

Ihr gelang es mit Hilfe der barthavischen Helden Adarian von Wallenrode, Kenjiro Asai und Henk Behringer, die manipulierte Matrix des Trebius Moreus – den Zauberspeicher des uralten Portalzaubers – aus einem verborgenen Versteck ihres Vaters Gaius Octavius Aequus zu bergen. Mit diesem physischen Beweis konnte sie unwiderlegbar beweisen, dass der thyrnische Angriffszauber vom Dunklen Kult manipuliert wurde und die thyrnische Operation die eigentliche, wenn auch unbeabsichtigte, Ursache für die Schwarzen Jahre war.

Diese späte Enthüllung traf Barthavion mit der Wucht einer zweiten Katastrophe: Der anfängliche Schock über die dämonischen Horden wich einer tiefen Empörung, als klar wurde, dass thyrnische Eliten die Mitschuld absichtlich über Jahrzehnte vertuscht hatten. Die erwiesene fundamentale Beteiligung des Dunklen Kultes an den Kriegsereignissen zwang jedoch beide Mächte zum Umdenken.

Der neue Kaiser Aurex hatte nur wenig Zeit, sich auf dem Thron zu beweisen. Er stimmte dem Waffenstillstand zu und sandte umgehend drei Gesandte nach Barthavion. Ihre Mission ist es, die Umstände der Kultbedrohung zu prüfen und zu verhandeln, ob sich das Imperium an einem vereinten Krieg gegen den Dunklen Kult beteiligen soll.

Derzeit weiß niemand, wie die diplomatischen Beziehungen zwischen Thyrna und Barthavion unter Kaiser Aurex weitergehen werden; die Beziehungen stehen nach Jahrhunderten des Konflikts und der Vertuschung immer noch auf der Kippe. Die klare Bedrohung, die durch Angriffe des Bundes des Xul im Jahr 351 JF manifestiert wurde, hat jedoch ein gemeinsames Ziel geschaffen, das über die alten Feindseligkeiten hinausgeht: die Notwendigkeit, die Kultgefahr gemeinsam zu bannen.